Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)
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linse, f.
linse, f.
lens, schon ahd. als linsi, linsin dem lateinischen entnommen; mhd. linsin, linse; lens linse, lins, linsin 323ᶜ; verschiedenen geschlechts, wie denn auch 274ᵃ das linse gibt, während bairisch der und die lins, und die linsen gebräuchlich ist 1, 1494 Fromm.
1)
die schotenfrucht ervum lens. 2, 1525: mit lenticula (linsinin) gichoufta sînes pruoder primogenita (erisporinni). ps. 46 (Hattemer 2, 165ᵇ); und war daselbs ein stück ackers vol linsen. 2 Sam. 23, 11; erbeis, bonen, linsen, seind als köchsal die wenig brot bedörfen. mil. disc. 31; linsen, das unverdawlich köchsel, ist ungefährlich das kleinst legumen. kräuterbuch 498; unsere speise war allerhand gartengewächs, rüben, kraut, bonen, erbsen, linsen, hirsch und dergleichen. Simpl. 1, 39 Kurz;
die linse als bild für eine kleinigkeit: im düringischen heiszt das diminutiv e linschen ein kleines stückchen von irgend etwas, ein biszchen; ebenso koburgisch e linzela 1, 275; viele wohlthäter möchten ihren begünstigten sämmtliche rechte gern abhandeln für eine linse. 21, 87 (hier auch mit anklang an das linsengericht Esaus, vergl. dort);
sprichwörtlich linsen spitzen, kleinliche und unnütze arbeit verrichten:
am Rhein bedeutet linsen, christliche linsen geld, besonders viel geld (in demselben sinne auch bohnen). 265.
dô hete Jâcôb gemachôt
ein muos ûʒ linsen vile guot.
genesis in den fundgruben 2, 37, 6;
man schuof in (den bauern) zeiner lîpnar
vleisch unde krût, gerstbrîn;
ân wiltpret solden sie sîn:
zem vasttag hanf, lins unde bôn.
Helbling 8, 883;
mein weip liebet mir fur allen schrecken,
fur haisz linsen essen und fur salz lecken.
fastn. sp. 133, 21;
ihr schlagt dem Esau nach, der das, was kostbar ist,
für eine schüssel voll gekochter linsen giebet.
677;
sonst, als allem, auch dem essen,
seine zeit war zugemessen,
asz man linsen samstags nur.
228.
swaʒ sîn arme vriunt und liute klagen
daʒ sol er wegen gen einer linsen (nichts drauf geben).
Renner 5087;
auch war besagten nebels wegen
frau Klarens kopf .....
so eingepackt, dasz kaum noch einer linse grosz
davon zu sehen war.
21, 233;
wilt du bei guten leuten sitzen,
für alle kurzweil linsen spitzen,
gleich wie ein kind bei einem jar?
Keller).
1, 231 (3, 64, 24 2)
verwandte gewächse: ervum hirsutum, zotige linse, zotige wilde linse. 2, 1525; ervum tetraspermum, die viersamige linse. 1526; cytisus laburnum, wälsche linsen. 1371 (vgl. linsenbaum); s. auch meerlinse, wasserlinse.
3)
linse, linsenförmig geschliffenes glas, franz. lentille, verre lenticulaire: die linse in einem vergröszerungsglase; eine hohle linse, ein solches glas das in der mitte dünner als ām rande
ist; worauf alsdann schwefel- und gypsabgüsse in mehrzahl verfertigt und der prüfung durch stark vergröszernde linsen unterworfen wurden. 30, 259.
4)
linse im auge, ein linsenförmiger, durchsichtiger körper hinter der regenbogenhaut, krystalllinse (theil 5, 2484): nach vollbrachtem schmerzlosem schnitt durch die unempfindliche hornhaut (bei einer staaroperation) sprang bei dem gelindesten druck die trübe linse von selbst heraus, der patient erblickte sogleich die gegenstände. 48, 26.
5)
linse, ein linsenförmiges stück blei mit einer messingplatte überzogen, welches an die perpendikelstange einer uhr angeschraubt wird, um den gang der letzteren zu regeln. 2, 619ᵃ.
6)
kleine linsenförmige blatter im gesichte. vergl. linsenfleck, linsenmal. sonst liese, lisse, s. sp. 1019.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1880), Bd. VI (1885), Sp. 1052, Z. 27.
linse, f.
linse, f.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1880), Bd. VI (1885), Sp. 1053, Z. 15.
lünse, f.
lünse, f.
achsnagel: dieser entzog den rädern die lünsen. 13, 321;
Die älteste und einfachste form des vielgestaltigen wortes ist lun und lune, beides fem., ahd. lun, luna. 2, 221. 222. wb. 1, 1982; jenes verändert zu lan (vgl. lannagel sp. 188), und zu laun, was auf die länge des a in der vorhergehenden form hinweist: luno, laun, clavis axi anteriori parti infixus. nov. gloss. 241ᵃ; ferner zu lon und lün ebenda; dieses zu
lünne, lönne, lehne (deck-lehnen, -lönnen, -lünnen oder lunsen. öcon. lex. 498; vgl. auch lehne sp. 547); davon ergeben sich einige weiterbildungen: laner (vgl. unter lannagel sp. 188), loner 1, 1482 Fromm.; ferner lüning: humeruli luninge 206ᵇ; und lünse, alts. lunisa, ags. lynis a. a. o., mhd. nhd. mit leicht wechselnden nebenformen, als wort der landwirtschaft weithin gehend: obex schalder ł lunse 387ᵃ; furcale lunse, luns, lonse, lonsz, leins 253ᵃ; opex lonsche, lonze, lenze, lunze (neben luchse, vgl. leuchse sp. 826) 397ᵃ; lünze, lumse, linse, neben decklehne, löne, lünne 1, 405ᵃ; vier lunschen und vier wide zu vier lunschen. weisth. 5, 253 (Wetterau, von 1433), vgl. auch lonse sp. 1145; hessisch lüns neben lunn, lünn 255; im Waldeckschen lünse 483ᵃ; im Lippeschen lünz 6, 354; auch sonst allgemein niederdeutsch: lunse, lünze, mit dem sprichwort: he ringet noch so lange na den vergulden wagen, bet he de lunse daarvan krigt, er treibt seinen kützel soweit, bis er endlich übel anlaufen wird. brem. wb. 3, 100; lüns, lünze, mit dem sprichwort: wer nâ'n goldenen wâgen ringet, de krigt gewisz 'ne lünze dervon. 127ᵇ, was in den Froschmäuseler aufgenommen ward:
niederl. luns und lens; die formen mit ableitendem s erstrecken sich, wie man sieht, im allgemeinen über den norden, während der süden die einfache form lun und ihre veränderungen verwendet. im englischen gilt linch-pin, mundartlich link-pin, im dänischen lunt-stikke für den achsnagel, formen die wieder andere ableitung zeigen.
jetzo geh ich zum schmiede, dem zauderer! ob er nicht endlich
an die zerbrochene lünse mir neu den nagel geschweiszt hat.
Luise 3, 2, 51.
wer nach eim gülden wagen ringet,
zu wenigsten ein lünsz davon bringet.
L 5ᵇ (1, 2, 12);
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1306, Z. 71.
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- lümmel, n.
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- lümmeln, verb.
- lümmeln, verb.
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- lündisch, adj.
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- lüning, m.
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- lüpflein, n.
- lüppe, f.
- lüppen, verb.
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- lüster
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- lützen, verb.
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Zitationshilfe
„lünse“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/l%C3%BCnse>.
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