Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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luft, m. und f.

luft, m. und f.
aër. ein gemeingermanisches wort: goth. luftus; altnord. lopt; alts. ahd. mhd. luft, ags. lyft, engl., jetzt veraltet lift; niederl. und in niederd. dialekten mit übergang der labiale in die gutturale lucht. das altn. lopt bedeutet auszerdem das obere stockwerk und den bodenraum eines hauses, eine bedeutung die sich im schwed. dän. loft fortsetzt (wo sonst für den begriff aër die form luft eingedrungen ist), die auch das englische im nordischen lehnwort loft aufgenommen hat, und die selbst ähnlich im niederdeutschen sich findet: lucht das oberste stockwerk im hause, ein kornboden. brem. wb. 3, 31. Das geschlecht schwankt in den alten dialekten: im goth. ist es masc., im altnord. neutr., im ags. sind alle drei geschlechter bezeugt, im alts. masc. und fem. ebenso ausschlieszlich aber wie das oberdeutsche von jeher das masc. gebraucht hat und bis auf heute braucht (bair. alem. nur der luft), hat das niederl., das niederd. und das mitteld. das fem. verwendet, bei Luther steht es fast immer (eine ausnahme unten unter 5, b), und in der nhd. schriftsprache dringt es seit dem 16. jahrh. vor, so dasz seit dieser zeit der hochdeutschen beispiele für das masc. nach und nach immer weniger werden; heute braucht das masc. nur noch der schriftsteller oberdeutscher heimat, der seinem dialekte einflusz auf seine schriftsprache einräumt (der luft. Felder Nümmamüllers 19; ein hügel schirmt gegen den bysluft. Gotthelf geld u. geist s. 7). schwache formen des plurals fehlen nicht ganz: bis sich die luften etwas gepesseret. Zimmer. chron. 1, 444, 6;
gleich wie der wind die spreu bisz in die lüften führet.
Opitz 3, 293.
beziehungen des wortes zu urverwandten sprachen sind bis jetzt nicht aufgestellt. da die in der alten sprache häufigste bedeutung von luft der zugwind ist, wie noch heute in mundarten, ags. lyft sogar so viel wie windsbraut, sturm heiszen kann:
hû þät gestûn and se storm and seó stronge lyft
brecađ brâde gesceaft.
crist 991;
so darf man vielleicht daran denken, dasz luft aus der vorstellung des packenden oder ungestümen heraus sich entwickelt habe und dasz verwandtschaft zu sanskr. rabh-as ungestüm, gewalt, griech. λάβρος heftig, ungestüm, vorliege. kärnthnisch heiszt lüftig rasch, schnell Lexer 181; ebenso bairisch lüftig, liftig schnell, flink Schm. 1, 1452 Fromm.
1)
luft, luft in bewegung, luftzug, zugwind.
a)
so in der älteren sprache, wo wind und luft zusammen stehen:
nu wîchet, Hiunen recken,   ir lât mich an den wint,
daʒ der luft erküele   mich sturmmüeden man.
Nib. 1876, 3;
der wirt in fuorte in eine gruft,
dar selten kam des windes luft.
Parz. 459, 6;
stâ bî! lâ mich den wint an wæjen!
der kumt von mînes herzen küniginne.
wie möht ein luft sô suoʒe dræjen,
ern wære al umbe und umbe ein minne?
minnes. 1, 15ᵃ Hagen.
b)
auch später und zum theil bis in die heutige schriftsprache (vgl. auch nachher c) bleibt diese bedeutung, und luft kann wind, selbst sturmwind bedeuten; so in mundarten: in Appenzell der loft, der luft, der wind (im gegensatz zu die luft, luft, jenes ist altes mundartliches eigenthum, dieses aus der schriftsprache übernommen). Tobler 302ᵇ; der grosz loft, der sturmwind, der orkan. ebenda; in schriftquellen: groszer wind, oder ein starker luft, grandior aura Maaler 501ᵇ; so hats (das feuer) der luft über die gassen hinüber getriben, das in somma das ganz stetlin verbronnen ist bisz an ain hausz. Zimm. chron. 3, 82, 2; darauf ist nit allgemach, wie sonsten, ein ungewitter entstanden, sondern der luft hat alsbald das meer dermaszen verwickelt, dasz es anfänglich den schifleuten die kunst entnommen. Schuppius 714;
wie sehr die scharfe luft von norden pfeift und klingt.
Opitz 3, 288;
gewöhnlicher aber ist luft nur die mäszigere bewegung des luftkreises; so mundartlich im Baselbiet der luft, luftzug, sanfter wind (im gleichen gegensatz zu die luft wie in Appenzell, vgl. vorher) Seiler 195ᵃ; bair. der luft, der wind, die luft Schm. 1, 1452 Fromm.; niederd. lucht, luft und wind Schambach 126ᵇ; de lucht geit, es ist ein mäsziger wind Danneil 128ᵇ; auch in der schriftsprache. so bei bestimmung einer richtungsbewegung: die luft streicht von norden, die luft kommt aus süden; die oren dar haben ze wüssen wannen har der luft wäye oder komme, captare aera auribus. Maaler 275ᵇ; bewegter luft, ventus Dasyp.; des lufts stille. Cyrillus 49; sprichwörtlich: aprillen wetter ist unstet, federspil endert sich nach dem luft. Agr. spr. 168ᵇ;
ein grimmes tiegerthier hat warlich den getragen
im dürren Lybien, sein herz ist ganz verschneit
vom luft ausz mitternacht, der seiner traurigkeit
kein zeichen von sich giebt, und hilft nicht auch sie klagen.
Opitz 2, 119;
die schädlichkeit der luft der mitternacht.
Seume ged. 221;
wenn vom hauchen, wehen, spielen der luft die rede ist:
es spielen luft und laub; es spielen wind und bäche.
Hagedorn 3, 87;
ihr athem ist in der luft
die um mich weht.
Wieland 21, 112;
in jeder blume trägt die luft
mir labung zu und balsamduft.
Seume spaziergang 2, 171;
o hoffnungen der hoffnungsreichen,
aus duft gewebt, von luft zerhaucht!
Uhland ged. 29 (der sommerfaden);
die sonne strahlt, es spielt die luft
mit seinen goldnen haaren.
384;
oder wenn adjective oder verben ihre wirkung auf unser gefühl betonen (doch vgl. dazu unten 5, a); es heiszt eine leise, sanfte, milde, scharfe, rauhe, trockne, feuchte luft: zuo lustiger stimm gehört röscher luft, und dar umb wenn der luft fäuht ist, so sprechent die orgeln und daʒ saitenspil niht sô süeʒleih sam wenn daʒ weter haiter ist. Megenberg 15, 35;
es musz ein sanfter luft dich tag und nacht bedekken.
Rist Parn. 687;
sanft, wie die luft im strahl der sonne wallt.
Hagedorn 3, 82;
empfindet die schmeichelnde luft!
98;
daher luft, der luftzug, den der kranke oder der schwitzende empfindet: sie (die gute frau) gieszt jhm das süpplin ein (dem kranken manne), schüttelt all augenblick die pfulwen, sperret die läden zu, verbawet den luft. Garg. 72ᵃ;
(die verstorbene war) eine hand im nahrungsfleisze;
eine luft im sorgenschweisze.
Logau 1, 218, 2;
mit der luft spielt der gehängte: wenn ich ihn nur einen tag zuvor sehe mit dem luft spielen (am galgen hangen). fliegenwadel 122; vgl. in lüften schweben, metaph. pendere de patibulo Stieler 1183.
c)
beliebt in der neueren poetischen rede ist der plur. lüfte; nicht so sehr in der bedeutung der winde, starker winde:
die lüfte, so hier streichen
sind immer ungesund.
Opitz 1, 27;
und durch die übertrümmerten klüfte
zischen und heulen die lüfte.
Göthe 12, 207;
als gewöhnlicher vom sanften luftzug, und hier wol nur übertragung eines lateinischen sprachgebrauchs:
lenibus impulsae Zephyris auraque salubri
tot generum frondes, herbaque summa, tremunt.
Ovid. ars amat. 3, 693;
seit dem vorigen jahrhundert oft (im dim. lüftlein schon früher, vgl. dort):
es locken laue lüfte
aus langem schlummer die frösche.
Stolberg 1, 346;
die lüfte hauchen kühl und mild
vom dunklen buchenwald.
409;
er steht im schiff am zweiten morgen,
die lüfte wehen lind und warm.
A. W. Schlegel in Wackernagels leseb. 2 (1876), 1322;
die ermattenden glieder zu baden
in den erfrischenden strömen der lüfte.
Schiller braut von Messina v. 918;
niemand sah des donners pfad,
noch den fittig sanfter lüfte.
Uhland ged. 6;
wie die lüfte, die losen,
die durch blumen ziehen,
rauschet das küssen und kosen.
22;
die linden lüfte sind erwacht,
sie säuseln und weben tag und nacht.
35;
oft hab ich diesen weg gemacht,
wann goldner sonnenschein gelacht,
bei lauer lüfte kosen.
58;
indesz die harfe hänget unter bäumen,
und in den saiten lüfte säuselnd wühlen.
137;
bald blüht der frühling, bald der goldne friede
mit mildern lüften und mit sanftrem liede.
146.
2)
luft, der luftkreis selbst, ohne dasz mehr die bewegung betont wird, die atmosphäre, nach der alten lehre von den elementen die erde umgebend: der luft ist daʒ næhst element nâch dem feur, wann dâ des feurs huot ain end hât, dâ hebt sich des luftes huot an und gêt umb und umb daʒ mer und umb die erden, reht als daʒ weiʒ in ainem ai gêt umb den totern. Megenberg 73, 34;
(zu wissen) ob under unsern fuͤszen lüt
ouch sygen (seien), oder do sy nüt (nichts),
und wie sie sich enthalten uff,
das sie nit fallen inn den luft.
Brant narrensch. 66, 16;
namentlich in bezug auf durchsichtigkeit und klarheit: von des (des smaragden) grüene der næhste luft grüen wirt. Megenberg 459, 14; der claar und heiter luft, aether apertus. Maaler 275ᵃ; feiner heiterer luft, liquidae aureae. ebenda; der schön luft oder heiter himmel, liber nubibus aether. 275ᵇ; ein schönen luft machen, schön machen und guͦt wätter, serenare coelum. ebenda; enderung desz lufts und wätters, conversiones commutationesque tempestatum. ebenda; so ufferstat ein windsbraut und betrübt den luft mit staub das er gar finster ward. Steinhöwel (1555) 26ᵇ; der luft umgibt das erdtrich und das wasser, deshalb wir in dem luft wonen, von dem luft ufenthalten und geändert werden, als du offentlich sihest, wann ein schöner und lauterer luft ist, so ist des menschen geblüt lauter und schön. Dryander arznei (1542) 27ᵃ; der himmel wurde von kleinem aber ungewissem wind getrieben, und war der luft trüb. Schuppius 714; ich sah, wie .. die grünen bäume in der blauen luft herum flogen. H. Heine 1, 115;
die schöne sonne steiget,
die luft kriegt neue zier.
Opitz 2, 13;
der bach, den eis verschlosz, und sonn und west entsiegeln,
in dem sich luft und baum und hirt und herde spiegeln,
befruchtet und erfrischt das aufgelebte land.
Hagedorn 3, 86;
heut ein prächtiger tag, für die heumahd und das geburtsfest!
klare luft giebt klares gemüth!
Voss Luise 1, 599;
o blaue luft nach trüben tagen!
Uhland ged. 47;
und oben in der goldnen luft
da jauchzen die selgen chöre.
69;
es heiszt ein blitz aus heitrer luft, wie sonst aus heiterem himmel;
da fuhr aus blauer luft ein strahl herab,
und traf den speer und flammt auf ihm empor.
381;
wenn schon am morgen unsres neuen bundes
mich solch ein schlag aus blauer luft getroffen.
Platen 99;
vergl. dazu unten 3, f; etwas in der luft sehen, zeichen am himmel: so baldt sie was am himel oder dem luft ungewonlichs gesehen, haben sie ir das unverzug eröffnet. Zimm. chron. 1, 373, 26;
hast du die zeichen der luft, weissagerin, richtig gedeutet:
wahrlich, so ist nun stunde des schlafs, nicht eiteles singens.
Voss 2, 299.
3)
luft, der luftkreis, mit betonung seines befindens über unsern häuptern: luft, weite zwischen himel und erdtrich, aër, Jupiter Dasypodius.
a)
der erde, dem wasser, meer entgegengesetzt: dar umb dorrent si (die pflanzen) in dem luft, wenn man si auʒ der erd zeuht. Megenberg 379, 28; hätte ichs nicht im luft erwischt, sondern gar auf die erden kommen lassen, so wäre es mir nimmermehr zu theil worden. Simpl. 3, 287 Kurz;
du kanst, Fortune, ja den werthen helden zwingen
hin in die tiefe see, bisz an den hals zu springen;
du kannst ja wieder ihn vermischen luft und flut.
Opitz 3, 291;
der so künstlich, hübsch und fein
himmel, erde, luft und meer,
und was in den allen ist,
uns zum besten ausgerüst.
P. Gerhard 94, 10 Gödeke;
kein sturm, der meer und luft, Olymp und Acheron
im wirbel faszt und durch einander rüttelt.
Wieland 10, 234;
o strahl des lichts, du dringest
hinab in jede gruft.
o geist der welt, du ringest
hinauf in licht und luft.
Uhland ged. 301.
b)
luft, der luftkreis nur über einem gewissen landstriche; es heiszt die luft eines ortes, eines landes; heimische luft, fremde luft; bessern luft hab ich in keiner stadt nit funden. Hutten 5, 219 Münch; als sie nu sahen, das inen der luft vor Wald nit wol bekomen, wolten sie lenger alda nit verharren. Zimm. chr. 1, 375, 29; orte so weder kalt noch warm sondern eines mittelmäszigen lufts sind. Uffenbach rossbuch 2, 15; rechtssprichwort luft macht eigen. Möser phant. 3, 329, das wohnen unter leuten, die leibeigen sind, macht diesen gleich; es dorft doch des papsts beichtvatter nit durch Genf reisen, ausz sorg, der bibelisch paulisch und evangelisch luft daselbsten möcht in ketzerisch machen. Fischart bienk. 216ᵃ; Kettler sagt von einem freien adelichen jungfrawenstift, darin vil arges vorginge, es were in der ganzen statt kein gesunder luft als umb dises stift, dann es were in hundert jahren keine jungfraw darinnen gestorben. Zinkgref 2, 32; und danach bei Lessing:
denkt, wie gesund die luft, wie rein
sie um diesz jungfernstift musz sein!
seit menschen sich besinnen,
starb keine jungfer drinnen.
1, 4;
und manchmal steht luft für himmelsstrich geradezu: solt ich von euch abgetrennet und gerissen werden! von dieser erden die mich in meiner geburt empfangen, ausz dem luft, der mich erneret, von disen leüten, deren ich so gar freüntlich gewonet hab! Hutten in Wackernagels leseb. 3, 1, 219;
es kützelt uns ein trieb, die fremde luft zu schauen,
im reisen suchten wir das allerhöchste gut.
Hoffmannswaldau begräbnisged. 30;
in der formel die luft verändern, an einen andern ort ziehen: haben sie die brueder uf Hewen fieren wellen, den luft zu verendern. Zimm. chron. 3, 32, 10; und wurde mir die veränderung des luftes eingerathen. Abele unordn. 2, 330; nur diesz besorgten sie es möchte leicht ein recidiv zuschlagen, wenn sie gar zu bald die luft verändern wolten, darumb beschlossen sie, weil .. der ort so unannehmlich nicht war, etliche monat auszzuruhen. Chr. Weise erzn. 181 Braune; sobald er so weit genesen war, um das zimmer wieder verlassen zu können, beredete ihn der arzt, eine spazierfahrt auf der Brenta zu machen, um die luft zu verändern. Schiller 718ᵇ;
(es) ändern jene,
die über meer der langeweil entlaufen,
die luft, nicht ihren sinn!
Wieland Horazens briefe 1, 11;
coelum, non animam mutant, qui trans mare currunt.
c)
luft, des freien himmels, im gegensatz zu der eines geschlossenen raumes und zu diesem raume selbst (vergl. nachher 4): item von allem vihe die heut, die hingen die fleischhacker auf bei der statküchen, und derten die den sumer am luft, den winter in einer stuben im wildpad. d. städtechr. 2, 314, 7; sezze die tavelen an den luft. buch von guter speise 26; ain groszer permintener brief ... der ist aber elte halb und das er in so langer zeit nie an luft kommen, dermaszen verblichen und vermordert gewest, das man nit ain wort darin lesen künden. Zimm. chr. 2, 579, 5; er hielt sich .. in seinem gemach und kam an kainen luft. 4, 252, 2; dorft nit in den luft kommen. 256, 32; es wolte Melusina jhre kleider an den luft herauszhenken. buch d. liebe 272ᵈ; als nuhn die kleider von der hitz (am kamin) noch mehr verderbt wurden, zeigt er ihnen seinen wolfsbelz, welchen er wider am luft trücknen lassen. Zinkgref apophth. 1, 15; man sagt an die luft gehen, aus der stube ins freie; in die luft gehen, foras exire, domo egredi Stieler 1183; als sie des lufts in dem hof empfunden, und die klarheit des tags gesehen, fielen sie alle auf die knie nider (die aus dem gefängnis befreiten). Amadis 217; spottend einen an die luft setzen, der aus einem raume gewaltsam entfernt wird; wir wollen etwas luft schöpfen; dafür freie luft, frische luft: ist es ihnen nicht gefällig, frische luft zu schöpfen? man erholt sich in einem verschlosznen zimmer nicht so leicht. Lessing 2, 48; in freier luft liegen, sub dio jacere Stieler 1183; der graf hat dich aus der gesellschaft gewiesen! hole sie der teufel! sagt ich; mir wars lieb, dasz ich in die freie luft kam. Göthe 16, 105; die freie luft, frische luft ins zimmer lassen; luft machen einem zimmer, aërem admittere, fenestras aperire Frisch 1, 627ᵃ; nun war aber das haus allain gestickt und geklaipt, wie dann am Reinstram der gebrauch, also das schier an allen wenden der luft einher trang. Zimm. chron. 4, 370, 38;
und fahen einen frischen luft.
H. Sachs 3, 1, 84ᶜ;
es hett sich neulich zugetragen ..
das er an einem abent spat
nach essen sei spacirn gegangen
einsmals frischen luft zu empfangen.
J. Ayrer fastn. sp. 31ᵃ (2491, 15 Keller);
die mutter trägt den säugling
hinab in wehende lüftchen:
er sieht die schöne sonne: ...
und athmet freie luft.
Stolberg 1, 347;
will mich selbst die dumpfe gruft,
nun wohlan! sie mag mich raffen,
dünkt mir gleich, in frischer luft
hätt ich manches noch zu schaffen.
Uhland ged. 34;
frau Berta sasz in der felsenkluft, ..
klein Roland spielt in freier luft.
333.
d)
thiere, vögel in der luft:
thier und vögl in klarem luft.
H. Sachs 3, 1, 47ᵃ;
secht an die schönen vögelein
die im luft unterm himmel sein.
Schmelzl hochzeit 23ᵇ;
das es (das meer) die schiff so gschwind muͦsz füren,
als die vögel der luft thuͦt rüren.
Fischart glückh. schiff v. 56;
so vil fisch die flüsse bringen,
vögel durch den luft sich schwingen.
Weckherlin bei Opitz (1624) 202;
wol dem der frei kan singen,
wie ihr, ihr volk der luft.
Opitz 2, 192;
es heiszt frei wie der vogel in der luft: er .. hat kein andres vaterland als den erdboden, hängt an nichts, ist so frei wie der vogel in der luft. Wieland 8, 77.
e)
man sagt in die luft fahren, steigen, fliegen, sprengen, werfen u. ähnl.: oder wie ein vogel der durch die luft fleugt, da man seines weges keine spüre finden kan, denn er regt und schlegt in die leichte luft, treibt und zuteilet sie mit seinen schwebenden flügeln. weish. Sal. 5, 11; die vogel, so in der luft hin und wider fliegen. Baruch 6, 53; da sie aber schrien, und jre kleider abworfen, und den staub in die luft worfen. ap. gesch. 22, 23; ha! wenn ich doch die schwarzröcke auf einmal zu pulver stampfen und in die luft schieszen könnte! Lessing 1, 423; dasz er, wie die Medea in der tragödie, durch die luft geflohen. 3, 101; ich habe feuerwerks genug in meinem eigenen hause, das meine ganze herrlichkeit in die luft nimmt. Schiller kabale u. liebe 3, 2; fangen die brandglocken an zu brummen, knallt der pulverthurm in die luft. räuber 2, 3; bildlich: diesen Selicour in die luft zu sprengen. parasit 1, 2; sandten grosze seufzer in die luft. G. Keller leute von Seldwyla 1, 246; bildeten sie eine gruppe, steckten die nasen in die luft und lauerten auf noch mehr merkwürdigkeiten. 14; der erregte wirft die arme in die luft; mit den händen in der luft fechtend. Immermann Münchh. 1, 103;
dann wie ich seither hab erfahrn
so ist im luft gar hinweg gfahrn
sein gemahl und hat jhn gar verlassen.
J. Ayrer 344ᵃ (1723, 18 Keller);
da dunkte mich, wie ohn gefehr
inn dem luft kam geritten her
ein mann gleichsam als ausz dem himmel.
ganszkönig E 8ᵇ;
die felsen sprungen in die luft.
P. Gerhard 38, 292 Gödeke;
dasz einst sein flattergeist auch in der luft verschwände,
wünscht er (der atheist) aus dummheit sich.
mit mächtigem gefieder
er (der falke) in die luft sich schwang.
Uhland ged. 294;
in der luft etwas sehen, über sich: man sahe aber .. in der luft reuter in güldem harnisch. 2 Macc. 5, 2; er (ein geist) hat den leuten vorgezündt mit liechter, kartenspill und anders, was er gehaiszen worden, gebracht. solchs hat man im luft sehen daher geen und niemands, der das getragen, sehen künden. Zimm. chron. 3, 86, 9.
f)
luft, die region der wolken und des wetters:
dô kêrte er (der greif) gegen dem lufte   zuo den wolken verre.
Gudrun 59, 3;
die stumme und dumme uberschriften, inn leblose seulen, stöck und egiptische thürn eingegraben, welche jedem wetter des lufts, neid und mutwillen der thier und menschen frei und offen stehn. Garg. 267ᵇ; (der) aber in der höhe des lufts samlet das erschreckliche ungewitter. Lehmann 1, 289; es heiszt etwas liegt in der luft, eine strömung, ein regen, ein ungewitter u. ähnl.; vergl. dazu die bildliche anwendung unten 6;
der luft schiesz dunder, strahl und plitz.
die luft ändert sich.
g)
in diesem sinne (3) ist der plur. lüfte (gegenüber 1, c) althergebracht: ich pechenno alliu diu gefugele derô lufte. Notker ps. 49 (Hattemer 2, 175ᵇ);
eʒ wart nie niht sô wünneclîches an ze schouwen
in lüften noch ûf erden noch in allen grüenen ouwen.
Walther 27, 19;
gleich wie der wind die spreu bisz in die lüften führet,
und streut sie hin und her.
Opitz 3, 293;
machst froh und satt was auf dem land,
im meer und lüften lebet.
P. Gerhard 300, 91;
die vögel lieben hier und singen.
es liebt der in den lüften schwebt;
es liebt was kaum den fittich hebt
und suchet aus dem nest zu dringen.
Hagedorn 3, 35;
als hübe sich ein adler in die lüfte.
Lessing 1, 96;
und eh er sichs versieht, geht er (der feuerwerker) zerschmettert
mit allen seinen künsten in die lüfte.
Göthe 2, 17;
in blüthen bricht sie (die knospe) auf, an licht und lüfte.
9, 298;
(der weise) folgt durch die lüfte dem klang.
Schiller spaziergang v. 132;
eilende wolken, segler der lüfte!
M. Stuart 3, 1;
auf den bergen ist freiheit! der hauch der grüfte
steigt nicht hinauf in die reinen lüfte.
braut v. Mess v. 2588;
wie im reich der lüfte
könig ist der weih.
Tell 3, 1;
flieder wallen in die lüfte.
Uhland ged. 9;
kannst wohl frei in lüften schweben.
308;
der jüngling sprichts, ihn kraft durchdringt:
das schwert er hoch in lüften schwingt.
331;
wie ich hier im schweisze meines angesichts den strichvogel aus den lüften herunter holte. Scheffel Ekkeh. 72.
4)
luft, die irgend einen geschlossenen raum durchdringende und erfüllende.
a)
stubenluft, zimmerluft, kellerluft, kerkerluft im gegensatz zur freien luft oben 3, c; enge, dumpfe, verdorbene luft eines gemachs; in diesem zimmer ist die luft stickig; eine andere luft, als diese ansteckende luft ihres zimmers. Lessing 2, 28;
er konnte nicht der dumpfen luft (des schuldthurms) gewohnen.
Uhland ged. 447.
b)
die luft einer röhre, eines canals, einer öffnung überhaupt: mit luft, den die erde durch ihre duftlöcher an sich ziehet, angefüllt. Birken östl. lorb. 53; die trummeten faszt den luft an sich, concipit aerem buccina. Maaler 275ᵇ; die pfeife, die röhre hat keine luft; wir müssen der pfeifenspitze erst luft machen, wenn sie verstopft ist.
c)
luft schlechthin heiszt aber auch die luft an falscher stelle: die cigarre brennt nicht, sie hat luft, heiszt es, wenn sie irgendwo zerrissen ist; die pfeife tönt nicht, sie hat irgendwo luft, wenn beim blasen die luft an ungehöriger stelle entweicht.
d)
vor der luft geschützt werden eiternde wunden, gährende speisen und getränke: inn den wunden die von dem luft verändert seind (durch luftzutritt). H. Braunschweig chir. (1539) 30; das geschwür musz vor dem zutritt der luft gewahrt werden; damit die luft nicht zutrete, binde man das glas mit den eingemachten früchten fest zu.
5)
luft, die für jedes geschöpf zum athmen und leben notwendige, mit manigfacher anrührung an oben 1, b.
a)
wir haben, athmen, schöpfen, schlucken sie, ziehen sie ein: wann solichen gewalt haben sie getriben, dasz uns nit ward ein luft zu dem athem zihen. d. städtechron. 3, 145, 13; und habe auch, da ich geborn war, odem geholet, aus der gemeinen luft. weish. Sal. 7, 3; götzen .. welcher augen nicht sehen, noch jre nasen luft holen. 15, 15; wir ziehen den luft in uns. b. d. liebe 192ᶜ; wo sie (die bienen) nicht luft haben, so kommen sie um. Coler hausb. 414;
wird nachmals über sie dein athem auszgelassen,
so lebt was jetzund schon vom leben nichts mehr weisz,
und kan ihm neue luft und frische kräften fassen.
Opitz 3, 176;
von schneeigen alpen
schwebt, auf der abendröthe flügel, sie (die begeisterung) zu mir herab, ..
athmet freiere lüfte,
himmelslüfte.
Stolberg 1, 81;
und unterscheiden reine, unreine, gute, böse, stickige, verderbte, kalte, kühle, warme luft: der herr wird dich schlahen mit ... giftiger luft. 5 Mos. 28, 22; so einer mit dem hintern ein windt macht und den luft felscht. Frank weltb. 107ᵃ; vergiftung des lufts. buch d. liebe 192ᶜ; die durch vergiftung und zauberei den luft vergiften. Garg. 259ᵃ; wohnen in bösem luft und stank. Kirchhof wendunm. 121ᵃ; einiger kalter luft. Hohberg 2, 85ᵃ; kein böser, fauler, vergifter luft. 3, 1, 102ᵃ; bei ungesunder luft. 194ᵇ; süsz, wie die athmende luft. Göthe 16, 173; himmlische luft! 8, 165; dasz vorzüglich die fremden über nasse, ungesunde und rheumatische luft klagen. Seume mein sommer 140; eine zehrende und abmagernde luft. Immermann Münchh. 1, 63;
im külen luft sich recreiren.
H. Sachs 4, 1, 26ᶜ;
reine luft, sowol die klare (nach oben 2), als die für das athmen beste: ganz rein war die luft nicht, aber ohne wolken. Seume spaziergang 2, 29; in der reinen luft des hochgebirges athmen; reine luft wird bildlich auch genannt, wenn keine gefahr von feinden, spähern oder horchern zu befürchten ist: beeilt euch, ehrwürdiger herr, die luft ist rein, die räuber sind abgezogen. Freytag ahnen 5, 70; dafür sichere luft: so zog jedesmal .. ein trupp bewaffneter leute aus, .. bald bei nacht und nebel auf seitenwegen, bald am hellen tage auf offener landstrasze, je nachdem ihnen die luft sicher schien. G. Keller leute von Seldwyla 1, 177.
b)
von ihr hängt leben und gedeihen ab: e. w. sind allhie des lufts, marks und aller ding, so zu erhaltung dieses lebens gehörig und von nöten sind, teilhaftig. Luther 2, 282ᵃ; hat sich alsdann, damit er athem schöpfet, wider herfür gethan, luft und labung zu entpfahen nottürftig. Fronsperger kriegsb. 3, 148ᵇ;
das ubrig, dasz jhr beide
schetzt für das principal,
für wasser, und für weide,
für luft, fur alls zumahl.
P. Denaisius bei Opitz (1624) 168;
und hier stehen zusammen luft und licht (vergl. licht II, 6, m sp. 868), luft und sonne: noch beraubt dich gott nit der sunnen noch des mons, des lufts und der brunnen. Keisersberg narrensch. 130ᵇ; (ein gefängnis) nur anderthalben schuch breit, ohne einigen luft oder helle. Amadis 216; dem affen ein wenig licht und luft mehr im urton: und er stünd auf der leiter der schöpfung über den Homeren und Zenonen. Heinse Ardingh. 2, 157;
und luft und sonne bleiben dein.
Platen 30ᵃ;
weil des gemäuers enge
ihm luft und sonne nahm.
Uhland ged. 300.
c)
luft, wie athem: diu stimm ist ain behender luft, geslagen oder geprochen zwischen zwain herten leibhaftigen dingen, der ainz sleht und daʒ ander den slak aufhebt. Megenberg 15, 25;
weil ich noch lufts genug, dich anzubetten.
d)
daher ist dem beengten die luft benommen, versetzt, er hat keine luft; das rasche laufen benimmt ihm die luft; so dick (sausten ihm die kugeln um den kopf) .. dasz er kein himmel sahe, und jhm den luft verschlug atham zu schöpfen. Garg. 233ᵃ; das unbändige schlagen meines herzens versetzt mir die luft. Göthe 10, 113; er schnappt nach luft: das wild stehet auf den hügeln und schnappet nach der luft. Jer. 14, 6; hier sitze ich und schnappe nach luft, suche mich zu beruhigen. Göthe 16, 81; die luft drückt:
mich drückt die luft in der du athmest.
Wieland 22, 304 (Oberon 6, 99);
wem der athem ausgeht, der schreit nach luft:
mir wird so eng!
die mauern-pfeiler
befangen mich!
das gewölbe
drängt mich! luft!
12, 201;
jetzt hebt, herr richter Adam,
jetzt hebt sichs wie ein blutsturz mir. luft!
da mir der knopf am brustlatz springt: luft jetzt!
und reisze mir den latz auf: luft jetzt! sag ich!
H. v. Kleist zerbr. krug, 7. auftritt.
e)
von da aus in übertragenem sinne manche redensarten.
α)
häufig luft machen, wegnehmen was beengt; einem oder etwas luft machen, wie gleichsam zum freien athemholen, zur bewegung und entfaltung der kräfte: das sy dem baum ein luft und gang machen. Frank weltb. 202ᵃ; endlich faszte er sich doch so weit, dasz er seinem beklemmten herzen durch folgendes ... selbstgespräch luft machen konnte. Wieland 1, 295; seiner schlimmen laune luft zu machen. 3, 63; blosz aus dem bedürfnis, meinem ingrimm luft zu machen. 8, 385; die brust wird dem herzen zu eng. geduld, mein herz! bald will ich dir luft machen! Lessing 2, 99; er thut wohl, wenn er seinem verdrusz .. auf diese weise luft zu machen trachtet. Göthe 6, 141; Götzen zu hülf! er ist fast umringt. braver Selbitz, du hast schon luft gemacht. 8, 97; wenn .. mein herz in wilden schlägen den bedrängten sinnen luft zu machen sucht. 16, 80; dasz die natur ... ihn mit krankheit anfiel, um ihm von der andern seite luft zu machen. 18, 119; ich machte meinem herzen luft. 19, 299; seine absicht war gewesen, über den Rhein zu gehen, den Schweden luft zu machen. Schiller 991ᵃ; dasz ein neuer heermeister ... dem dictator mit dem überrest des geschlagenen heeres luft macht. Niebuhr 3, 269;
so musz die zung es thun,
die macht den helden luft.
Logau 2, 14;
hier ist nicht viel zu sinnen,
der augenblick macht luft, nur frisch mit dir von hinnen.
Göthe 7, 74;
sich luft machen: sein schmerz ist gränzenlos, und um sich luft zu machen, beschlieszt er .. nach dem heiligen lande zu wallen. Göthe 6, 192; den unschuldig entgegnenden zu zerschmettern, das ist so tyrannenart, sich in verlegenheiten luft zu machen. 12, 234; in den augenblicken, da mein herz .. sich endlich in heiszen thränen luft machte, weich, ganz weich war. 14, 167; als .. seine gefühle sich im beruhigenden thränenergusz luft machten. 21, 149; er (Voltaire) machte sich manchmal sprung- und stoszweise luft, liesz seiner laune die zügel schieszen. 26, 60; sie lieszen sich .. manche von meinen unarten gefallen, die ich oft aus ungeduld und um mir gegen sie luft zu machen, vorsätzlich ausübte. 37, 40; er hat sich für einen augenblick luft gemacht; aber wie wenig heiszt das gegen die übel, die ihn bedrohen. 42, 357; da er .. sich durch abschaffung untauglicher subjecte nicht luft machen kann. 43, 94; auch sich luft und licht machen (oben b): dasz ihn seine neigung trieb, erfahrungen mehr aufzuhäufen, als sich in ihnen luft und licht zu machen. 48, 147.
β)
ebenso luft schaffen: wann der unwillen im hafen zu vil will sieden, brüteln und grollen, so hebt sie (die gute ehefrau) den deckel ab, schafft jhm luft. Garg. 70ᵇ;
so schaff uns luft,
dasz wir aufs eiligste, den heilgen schatz
dem rauh unwürdgen volk entwendend fliehn.
Göthe 9, 72;
meinem schmerz würd ich erliegen,
schafft ich nicht dem herzen luft.
Gotter 1, 102.
γ)
einem luft lassen: ehe er demselben gelerten teufel luft und raum lasse, nicht mit dem abc, sondern mit dem rechten schweren text uns anzugreifen. Luther 6, 317ᵃ; wie er (gott) in der babylonischen gefengknusz den seinigen immer luft liesz. Mathes. Sar. 91ᵃ; das einzige mittel, grillen und meinungen unschädlich zu machen, ist, wenn man ihnen luft läszt. Wieland 6, 248; gleich hauen die männer über die schnur, wenn man ihnen ein bischen luft läszt. Göthe 11, 310;
und liesz ich allzurasch in meinem busen
der flamme luft, die mich nun selbst verzehrt.
9, 194.
δ)
luft bekommen, gewinnen, kriegen: da aber Pharao sahe, dasz er luft kriegt hatte, ward sein herz verhertet. 2 Mos. 8, 15; mehrere fürsten machten ihm zu annehmung seiner vorschläge hoffnung, sobald sie nur luft bekommen sollten. Schiller 927ᵃ;
was einmal luft bekompt, das gibt auf keinen raht,
und kehrt nicht wiederumb.
Opitz 1, 54;
Thetis ihr erfrohrnes haus
hat nun wieder luft bekommen (die bande des eises sind gesprengt).
Fleming 408;
das herz kriegt luft, die schüchternheit verschwindet.
Wieland 21, 184;
nun was ein alter pfaff in gemeltem dorf, der hat sein hab und gut, sovil jm hat luft mügen werden (so viel ihm irgend möglich war) in die statt geflehet (geflüchtet). Wickram rollw. 154, 15 Kurz.
ε)
luft haben, aufathmen und sich regen können: sobald ich ein wenig luft habe, denke ich an den almanach. Göthe an Schiller 287;
er wär ein narr! (sie zu heiraten). ein flinker jung
hat anderwärts noch luft genung.
werke 12, 187.
ζ)
luft suchen, finden, zu freier regung:
der donner holt zusammen
sein schrecken, furcht und angst, und schmelzt mit rauen flammen
den sehr erhitzten schaum; die lüften suchen luft,
das schiff steigt bald empor, und fällt bald (bei einem sturme).
Opitz 3, 48;
kein einöd ist so öd verlassen,
so vöst ist kein fels, klipp, höl, kluft,
die nicht des herren stim musz fassen,
und dadurch sie nicht findet luft.
Weckherlin 129 (nach ps. 29);
er soll freier luft athmen (unbehindert sein). Göthe 7, 133; etwas gibt luft, gestattet das aufathmen; auch niederd.: dat gaw luft! säd de diern un krêg twê kinner up'n mâl. Höfer wie das volk spricht (1870) s. 40.
f)
luft als lebensmittel für besonders fein geartete wesen: von dem vogel (piro) sprechent etleich, daʒ er neur des luftes leb, und ist er doch vaiʒt. Megenberg 216, 30; alles ist ihr, deren gott ist, sie haben ein guͦt gewissen, ein ruͦwigs vergnuͤgtes herz, gewisz dasz sie nit können mangel leiden, es müste sie eh der luft speisen. Agr. spr. 148ᵃ; Philine .. die dadurch einen neuen schein von liebenswürdigkeit erhielt, dasz sie gleichsam nur von der luft lebte, sehr wenig asz. Göthe 19, 243; aber gröbere naturen können von der luft nicht leben: doch werde ichs keinem menschen sagen, wie mich nach meines vatern küche verlangte. ich dachte die Franzosen wären hungerleider; aber nun schien es, als wär ich zu leuten kommen, die gar von der luft lebten. Chr. Weise erzn. 40 Braune; weil ich stille betrachtungen liebe (spricht die eule), kann ich deswegen von der luft leben? ich weis zwar wohl, dasz ihr menschen es von euren gelehrten verlangt. Lessing 1, 138;
die fürsten wölln den soldt nit geben;
so kan man doch des lufts nit leben.
B. Waldis Esop 2, 79, 20;
vergl. auch belege unter leben 3, d, sp. 402; in einer spöttischen frage:
ihr brüder (spricht ein landsknecht), der krieg hat ein loch,
dem ich bei hundert meil nachzog.
von welchem luft wöll wir jtzt lebn?
die bauern wöllen gar nichts mehr gebn.
J. Ayrer fastn. sp. 122ᵇ (2947, 10 Keller);
ein prasser prophezeit sich am ende, er werde luft schlucken müssen:
wem der win nit schmöckt, dem bringend wasser!
ich kumm noch wol zliden und luft zschlücken.
Salat drama vom verlornen sohn v. 534 Bächtold.
6)
luft übertragen auf geistige atmosphäre: keine luft ist so dick, kein volk so dumm, kein ort so unberühmt, dasz nicht zuweilen ein groszer mann daraus hervor gehen sollte, sagt Juvenal. Wieland 19, 14; so imprimiren sich die schüler jene kurzen formeln .. indessen das übrige publicum diese selige überzeugung gleichsam aus der luft aufschnappt. Göthe 59, 20; er bot ihr in dieser ritterlichen luft den arm. Freytag handschrift 2, 321; ich würde doch nicht mehr zu ihm passen, weil ich schon zu viel andere luft in mich aufgenommen. Felder reich und arm 251; vgl. auch klosterluft theil 5, 1240, hofluft theil 4², 1692; es heiszt (mit bezug auf oben 3, f) etwas liegt, ist in der luft, eine geistige oder gemütliche strömung oder auch ein dergleichen druck: das beste, was man lernt, musz in der luft der zeit liegen. Auerbach neues leben (1862) 3, 21;
zusehens wird auch ihr gesichtchen länger,
und von erstickter seufzer drang
das knappe mieder immer enger.
es war ich weisz nicht was, das einem seltsam bang
und schwer macht, in der luft.
Wieland 21, 182.
7)
die luft, als unsichtbare, ungreifbare, dünn und leer genannt: der geist zufladdert wie eine dünne luft. weish. Sal. 2, 3;
dein name sei vergessen, in ewge nacht getaucht,
sei wie ein letztes röcheln in leere luft verhaucht!
Uhland ged. 392;
und durch die leeren lüfte schwang er den speer mit macht.
Scheffel Ekkeh. 366 (Waltharilied);
wird als bild für haltloses, nichtiges und eitles in einer reihe von verbindungen verwendet.
a)
etwas in die luft thun, ohne halt, absicht oder zweck (vgl. ins blaue theil 2, 82): ich laufe aber also, nicht als aufs ungewisse. ich fechte also, nicht als der in die luft streichet (οὕτως πυκτεύω ὡς οὐκ ἀέρα δέρων, goth. ni svê luftu bliggvands). 1 Cor. 9, 26; diesz war zuverlässig in die luft gesprochen, ohne hinlängliche überlegung. Heinse Ardingh. 2, 160; dasz sie zuletzt ungeduldig und wohlwollend dringend bat, mich nur nicht immer mit worten in die luft zu ergehen, sondern endlich einmal das, was mir so gegenwärtig wäre, auf das papier festzubringen. Göthe 26, 200; und man sieht nicht, dasz man in die luft redet, und ausgezischt zu werden verdient. 33, 109;
wer dieses nu nicht will verstehn,
läszts in die luft und winde gehn ..
der ist fürwahr durchaus verblendt.
P. Gerhard 9, 47;
doch red ich in die lüfte; denn das wort bemüht
sich nur umsonst gestalten schöpferisch aufzubaun.
Göthe 41, 187;
ein schusz, schlag, streich geht in die luft, trifft nicht, geht fehl:
nicht doch, versetzt der blaue kavalier,
dér streich gieng in die luft, herr prahler!
Wieland 5, 108 (n. Amadis 15, 38).
b)
schlösser in die luft bauen: V. kurz und gut! ich baue. M. doch wohl schlösser in die luft, wie schon öfters. Göthe 11, 274;
dasz die schöne, schamhaft zu gestehen,
und in hoffnung, wieder dich zu sehen,
manche schlösser in die luft erbauet.
1, 219;
nur festem grund sollst du vertrauen,
nicht schlösser in den lüften bauen.
Eichendorff Lucanor 108;
vergl. niederdeutsch:
wat ik gereedt, dat sind casteelen in der lucht,
min anslag und min wunsch verswinden ane frucht.
Lauremberg scherzged. 1, 437.
c)
etwas aus der luft nehmen, greifen, was ohne grund oder wahrheit hingestellt wird: eine lügen aus der luft genommen. Schuppius 632; eine lüge aus der luft erschnappen, fabulam ex quacunque re convenire, e nubibus arripere Stieler 1183; seine vorschläge, sein rath, nichts ist aus der luft gegriffen, und doch so oft nicht ausführbar. Göthe 26, 242; alle seine geschöpfe sind aus der luft gegriffen. 33, 33; dieser complex aber war nicht aus der luft gegriffen, sondern durchaus heiter lebendig. 48, 73; die geschichtchen, die er erzählt, sind rein aus der luft gegriffen; seine behauptungen, seine annahmen greift er nur aus der luft; es war nicht zu verkennen, dasz die zahlen, welche Fink hingeworfen hatte, nicht ganz aus der luft gegriffen waren. Freytag soll und haben 2, 179.
d)
etwas schwebt, hängt in der luft, wenn es ganz und gar der realität entbehrt: diese rechnung mit allen ihren zahlen schwebt in der luft, hat keine solide basis; das bild eines despoten, wenn es auch nur in der luft schwebt, ist edeln menschen schon fürchterlich. Göthe 28, 28; und mit ausdrücklichem witzigem bezug auf die bedeutung 3: denn er hatte ein philosophisch vermögen, das ist, wenn er in die höhe sprang, so schwebete alle sein gut, so er auszer seinen vaterlande bei sich hatte, in der luft. polit. stockf. 76; einer, etwas steht in der luft, entbehrt des halts: schon die alleräuszerlichste artigkeit und höflichkeit gegen die betrauten männer erforderte es, wenigstens an diesem tage sich vollzählig einzufinden, damit sie sehen, dasz sie nicht in der luft stehen. G. Keller leute von Seldwyla 1, 194.
e)
nach der luft greifen, fassen, haschen, nach nichtigem, ungreifbarem:
der arme Tantalus schlang die begierge hand
um einen leib von weichem alabaster,
verhoffte süszen widerstand,
und griff — nach luft mit ungefüllter hand.
Wieland 21, 271;
komme dann einer und klage! der haschte mit gleichem gewinne
nach der luft, er tödtet die zeit.
Göthe 40, 132 (Reineke fuchs 3877 ohne ähnliches bild);
vergl. dazu:
allein der leichte schatten (der toten gattin) wich
wie luft mir aus der hand, und ich
fiel nieder auf die nase.
Blumauer 2, 36;
etwas zerflieszt in luft, oder in der luft, wird ungreifbar wie diese: so ist die tugend ein gespenst, das in der luft zerflieszet, wenn man es am festesten umarmt zu haben glaubt. Lessing 2, 11.
f)
etwas in die luft schlagen, in den wind schlagen, aufgeben: und wil also meine wolthat frei in die luft schlahen, und williglich verlieren. Luther 6, 50ᵃ.
g)
luft, ein nichts: ich geb nit luft umb jn, ich wolt jm nit schnellen (ne ligula quidem dignus). S. Frank sprichw. 2, 53ᵇ; wer wollt umbs lufts willen (für nichts) ein melancholischer mühsamer stubenbruder sein. Lehmann 178; die phantasie der neuvermählten mit luft zu füllen (mit nichtigen dingen). Klinger 5, 380.
8)
für fast durchsichtige kleiderstoffe braucht Wieland gern das bild der gewebten, seidenen luft:
beim zweiten (blick) pocht schon was im reizenden oval,
das, sittsam um und um verdecket,
sich in gewebte luft vor seinem blick verstecket.
10, 233;
wozu die seidne luft, die deinen busen deckt?
17, 221 (Idris 4, 19);
es sei nicht leicht die augen wegzudrehen,
wenn, mit gewebter luft leicht flatternd angethan,
ein schönes mädchen euch erscheinet.
228 (4, 32).
9)
luft, und nach dem natürlichen geschlechte hier nur masc., mundartlich für einen windigen, leichtsinnigen menschen: schwäb. luft, lüftling, leichtsinniger Schmid 364; hâst (heiszt) dos aufs feeld ganga und dos häu aufgloden, du luft? Simpl. 2, 296 (mundart des Spessarts); düringisch und obersächsisch er ist ein luft, auch ein musje luft, ein bruder luft, ein luftikus; alem. lufti, luftibus, luftibuz leichtsinniger mensch, leichte haut, windbeutel. Seiler 195ᵃ.
10)
luft, in der älteren wissenschaftlichen sprache von den luftförmigen, von der gewöhnlichen luft abstehenden flüssigkeiten, die man heutzutage gas, gasarten nennt (vgl. gas theil 4¹, 1428 ffg.): die brennbare luft, .. die aus eisenfeile und vitriolsäure mit gemeinem wasser gezogen wird. Wieland 30, 7; die schnurre mit dem onkel, den ein klystier von brennbarer luft durchs fenster davon führte. 56; man begreift, dasz die eingeschloszne brennbare luft nicht zeit genug gehabt hatte, in dasjenige gleichgewicht, das die temperatur der äuszern luft erforderte, zu kommen. 85. vergl. auch feuerluft theil 3, 1596; luftart, luftform.
11)
luft, in technischer sprache.
a)
bei den malern die luft eines gemäldes, der raum zwischen den gegenständen, der dieselbe vorstellt. Jacobsson 2, 640ᵇ; seine (Hackerts) lüfte sind leicht, der baumschlag mannichfaltig. Meyer bei Göthe 37, 344.
b)
luft, spielraum nennt der kleinuhrmacher denjenigen raum, den man einem rade oder anderm stücke in der uhr läszt, dasz es nicht zu gedrang gehe. Jacobsson 6, 478ᵇ.
12)
luft, mit pfeffermünze abgezogener branntwein; vgl. auch luftwasser.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1237, Z. 3.

luften, verb.

luften, verb.
nach luft 1, wehen: alem. luften, wehen, winden, zunächst von einem gelinden winde, einer leicht bewegten luft; dann auch fächern Stalder 2, 182; in Appenzell es loftet, es windet Tobler 303ᵃ; von einem heftigen winde: es hat ja gestürmt und geluftet, dasz man nicht einmal mehr ins unterdorf hinab hat sehen können. Felder Nümmamüllers 8.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1249, Z. 26.

lüften, verb.

lüften, verb.,
nach luft in mehreren bedeutungen.
1)
nach luft 1 und 3, c, bewirken, dasz etwas in den luftzug oder in die frische luft komme: lüften ventilare Schottel 1359; lüften, ventilare, aëri exponere, insolare Stieler 1183; ich lüfte, laxo, aërem admitto, ventulum facio Steinbach 1, 1083; kleider, betten, zimmer, das haus lüften; heimgekehrt, öffnete und lüftete sie ihr haus von oben bis unten. G. Keller leute von Seldwyla 1, 280;
jungfer Susanna
hat mit pfeffer und milch die fliegen gedrängt, auch das mäuschen
hübsch in die falle gelockt und den alkov fleiszig gelüftet.
Voss Luise 1, 96;
ganz unerträgliche schwüle, so sehr ich die kammer gelüftet,
störte den schlaf.
2, 589;
bildlich: wenn .. alle moral einmal gelüftet wird. Lichtenberg 2, 212 (1800 1, 75); so lange also .. wurde des jünglings herz von der satyre zugesperrt .. als es sich nun endlich im acht und zwanzigsten jahre öffnen und lüften durfte. J. Paul uns. loge 1, vorr. xxxi; vgl. auch auflüften, auslüften, durchlüften, verlüften (verluften).
2)
ohne object, zugluft oder frische luft herführen:
haben aber alle götter, hat nun Helios vor allen,
lüftend, feuchtend, wärmend, gluthend, beeren-füllhorn aufgehäuft ...
Göthe 41, 249;
vom winde selbst: muszte langsam neben der schleichenden bahre waten und noch dazu einem lüftenden wind entgegen. J. Paul lit. nachlasz 4, 87.
3)
luft zulassen zu etwas, luft geben; in der unumgelauteten form luften: noch erinnere ich mich, aalen als ein kunstwort unserer röhrmeister gefunden zu haben; für: eine verschlemmte röhre luften, indem man einen lebendigen aal durchschlüpfen läszt. Lessing 11, 654; als lüften auch in technischer sprache.
a)
den wein lüften: den wein lüften, oben ein zäpflin ufziehen, wann er geführt worden, da er dann herausspritzt. Keisersberg bei Frisch 1, 627ᵃ.
b)
bei den gärtnern die bäume lüften, im herbste das über den wurzeln der obstbäume um die stämme befindliche erdreich aufgraben, damit das regen- und schneewasser den winter durch desto besser zu den wurzeln eindringen könne. öcon. lex. 1461; auch die überflüssigen äste ausschneiden, zu besserer entfaltung: einen baum lüften, arborem interlucare Steinbach 1, 1083.
c)
getreide lüften, durch umschaufeln verhindern, dasz es modere; bildlich: aber nicht so unsre heutigen kirchenlehrer. auch von der christlichen spreu soll kein hülschen verloren gehen! lieber wollen sie die körner selbst nicht lüften und umwerfen lassen. Lessing 10, 181.
d)
bei den färbern die küpe lüften, den waid in der küpe mit einer krücke umrühren. Jacobsson 2, 642ᵇ.
4)
lüften, aus dem boden an die luft bringen, heben: zu Cöln liegen noch grosze schätze, die endlich einmal lüften möge wer es versteht. J. Grimm kl. schriften 5, 323.
5)
lüften, nach luft 3, in die luft, die höhe heben; und hier nach dem grade der bewegung unterschieden.
a)
hoch in die lüfte heben, hoch heben: und wie denn der kluge feuerwerker seine blendenden darstellungen gewöhnlich mit einer raketengarbe zu enden pflegt, so hat auch unser freund, was bisher einzeln, oder paarweis, an der erde in der mittelhöhe erschien, nun zur dreiheit erhoben und in die höchste atmosphäre gelüftet. Göthe 39, 207; wie mhd.:
sô diu lerche lüftet ir gedœne,
daʒ ir schal ûf dur diu wolken dringet.
minnes. 1, 23ᵃ Hagen;
hoch heben, von gliedmaszen und dingen:
dô begunde sie zu lufte
die arme und ersufte.
und nun, nachdem auch unser held ..
mit gelüftetem sper an seinen platz sich stellt,
nun glaubt ihr, werden wir stracks, die zeit euch zu vertreiben,
den schrecklichsten kampf, der je gewesen, beschreiben?
Wieland 5, 104 (n. Amadis 15, 31);
ihm brechen die knie, er sinkt betäubt
an einem stuhl zu boden, bleibt
wohl eine halbe viertelstunde
so liegen, lüftet dann und wann
die augen nach ihr.
21, 130;
es hatte ein junger mann
pfeile geschiftet,
dann wie er konnte und kann
flügel gelüftet;
doch im dädalischen flug
kam er zu sinnen.
Göthe 56, 87.
b)
auch nur ein wenig empor heben: wird (bei der tortur) die schraube einmal oder vier gelüftet, damit die daumen nicht bald verstocken, dasz sie nichts mehr fielen (fühlen). Adrian mittheil. 300; und letztlich wird auch nebenst dem andern nur die eine beinschrauben angesetzet, welche aber über 1⁄4 stunde niemahls zubleibet, sondern oft gelüftet wird. 301; so aber wuste ich nicht, was ich davon denken sollte .. lüftete meinen hut und seufzte. Thümmel 3, 104; der graf setzt sich und behält .. den hut auf dem kopfe, den er höchstens nur, um jemand zu grüszen, lüftet. Göthe 14, 157; sie säumte nicht ihn (den koffer) zu eröffnen. da zeigte sich alles so schön gepackt und geordnet, dasz sie es nicht auseinander zu nehmen, ja kaum zu lüften wagte. 17, 163.
c)
endlich heben, empor heben, ohne dasz der grad desselben näher bestimmt werde: die sättel lüften, um die pferde gehörig zu putzen. Pölitz jahrb. der gesch. u. politik (1847), juli, s. 85; einen schleier, einen vorhang lüften; bildlich das dunkel lüften, das über dieser geschichte liegt;
ihr andern lüftet rings umher den rasen (zum ziehen eines grabens).
Göthe 41, 319;
lasz als deiner tochter
ehgemahl mich ihren schleier lüften!
Platen 322;
mit adverbien, die die richtung des hebens näher angeben: ich bin es so überdrüssig, überall wo ich mich blicken lasse, schon auf dreihundert schritte weit, alle zeigefinger und spitznasen nach mir hingelüftet zu sehen. Wieland 35, 115; ein eiserner stift neben dem ambosze (des nagelschmids), an welchem man den geschmideten nagel von unten aus seiner krone herauslüftet oder hebt. Jacobsson 2, 643ᵃ;
aber erschrocken zog den leib Aineias zusammen,
lüftete dann den schild von sich ab.
Bürger 233ᵇ (Il. 20, 278);
wär das ding einzurichten, so müste der hochherzige und hochgeistige die schriften der letzten zu zeiten lesen, um sich etwas zu temperieren ... dem diesem entgegengesetzten müszte man die schriften der ersten in die hände geben, um ihn etwas aus dem koth zu lüften. Klinger 11, 136.
6)
lüften, luft machen, zum athmen und sich regen (vergl. luft 5, besonders 5, e); in der ältern sprache vom nachlassen einer vergünstigung: doch so ist hierinne den glasern gelüftet und zugegeben, das sie ire abschnit und abgank von dem gezogen plei bei einzigen pfundsweis verkaufen mogen. Nürnb. poliz.-ordn. 140; doch so ist den plechsmiden zugeben und geluftet, das sie ire paisz und raihwasser ... in die Pegnitz schüten lassen mügen. 278; hiebei so hat ain erber rat geluftet, das ain prewtigam, ob er will, sein vermehelte prawt zu dem heftle mit ainer guldin ketten .. vereren und begaben mag. 73; später aber frei machen, regung lassen, in bezug auf menschliche organe: die feigen, erdbeeren, brumbeeren, himbeeren, welsche heidelbeeren, bickebeeren, laxieren, lüften (machen offenen leib). Comenius sprachenthür v. Docemius § 123;
und dieses digestiv solt dem verstande lüften,
dasz es das christenthum rein auspurgiren solt.
Wiedemann febr. s. 35;
'herr ritter, drückt sie der magen? sie gähnen
ja einmal übers andre!' ...
der arme schwört, .. es sei
blosz seine art oder unart, vielleicht durch feerei,
bei mährchen vor lauter vergnügen den magen so zu lüften.
Wieland 4, 47 (n. Amadis 2, 34);
dann auch in durchaus edler sprache: so war er so glücklich, einer von der natur selber zusammengedrückten seele ... einen goldnen abend gegeben zu haben und ein gelüftetes herz und eine frohe lange erinnerung. J. Paul Hesp. 1, 113;
drum frisch, cameraden, den rappen gezäumt!
die brust im gefechte gelüftet!
Schiller Wallenst. lager, 11. auftr.;
reisen soll ich, freunde, reisen?
lüften soll ich mir die brust?
Uhland ged. 55;
doch that mirs gut, auf felsen und in klüften
umherzuklettern und die brust zu lüften.
430;
reflexiv, sich lüften:
ein ziemlich weites feld
nach nothdurft sich zu rühren und zu lüften.
Wieland 21, 293;
bei seinem weben lüftet
sich das beklommne herz.
Bürger 8ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1249, Z. 32.

lüften, adj.

lüften, adj.
aus luft bestehend, von luft: er hab auch mit eim unbeweglichen luft ein zaun ... gemacht, wie ein nebel und ein lüftine bruck. S. Frank chronica 112ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1251, Z. 29.

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Zitationshilfe
„luften“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/luften>.

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