Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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lumpicht, lumpig, adj. und adv.

lumpicht, lumpig, adj. und adv.
pannosus.
1)
die alte form war lumpicht, lumpecht; gebraucht von der zerschnittenen und schlotternden modetracht des 16. jahrh. in derber rede:
solt auch die kleider all zuschneiden,
kein ganz gewandt nit an dir leiden,
denn wer jetzundt nicht an jhm treit
ein lumpecht wol zerhawen kleidt,
den heiszt man gleich ein bawrenknollen.
grobian. (1568) K 4ᵇ (b. 2, cap. 8);
von zerrissener kleidung: (ich will dich erniedrigen) so ekelnd tief, dasz die bedienten dieses pallastes dich wie einen räudigen hund mit dem absatz zurückstoszen und deine stolze geliebte königin hier mit weggedrehtem haupte auf deinen lumpichten mantel dir ein almosen zuwerfen soll. Fr. Müller 2, 187;
mit fliegend-schönem haar und lumpechtem gewand.
von personen in solcher kleidung, und übertragen auch von niedriger gesinnung: ein alter lumpichter kerl, homo annis et pannis obsitus Steinbach 1, 1083; die (studenten) die so lumpich hergehen. Schoch stud. leb. E; er hält sich sehr lumpicht, panniculis obsitus est, habitu sordido amictus est, illiberalis, nimis est attentus ad rem. Stieler 1140; von personen und sachen, als verächtliche bezeichnung des geringwertigen: ein lumpichter spitzbube. Chr. Weise kl. leute 252; eine lumpichte augenlust. 311; dasz der mahler und etliche lumpichte diener, die sonst hätten aufwarten müssen, neben dem junker oben an zu sitzen kamen. erzn. 119 Braune; wissen sie schon, dasz wir auf unser billet, das sie mir aus Wien übermacht, eine ambe gewonnen haben? .. schade nur, dasz ich sie so lumpicht besetzt. indesz ist doch auch diese kleinigkeit gut. Lessing 12, 311; sonst wüszte ich nicht, wie sie um lumpichte tausend rthlr. ihre ehre so in die schanze schlagen wollten, ihre affairen gegen den herzog für völlig derangirt anzugeben. E. C. König ebenda 13, 542;
ein lumpichter Franzos.
Zachariä 1, 42;
wie läg ein lumpicht tuch der fräulein doch am herzen.
176.
2)
gekürzte form lumpet, wie heute noch bair. lumpet, zerrissen, zerbrochen, locker, baufällig, schlecht Schm. 1, 1474 Fromm.; nuncius mortis soll ein lumpets weibskleid haben samt einem bogen und köcher vol pfeil. J. Heros ird. pilgerer 1562 7ᵃ.
3)
erweiterte form lumpechtig, in alemannischen quellen: lumpechtig, hudelechtig, pannosus Dasyp.; in der bedeutung schlaff, hangend (vgl. unter dem subst. lumpen 5): ein lumpechtig oder lampet fleisch das unter dem zepflein am hals hanget. Thurneiszer magna alchym. 2, 90.
4)
seit der 2. hälfte des vorigen jahrh. ist die form lumpig gewöhnlich geworden: lumpig, pannosus Frisch 1, 628ᵃ; eine menge leute von allen kalibern, lumpige und wohlgekleidete, saszen auf stühlen und auf der erde rund herum. Seume spazierg. 1, 72; verächtlich von nichtswertem, armseligem: herr Stephan ist ein reicher mann, und ein guter mann. gleichwohl musz seine geliebte frau Stephan um eine lumpige adrienne so viel umstände machen! Lessing 7, 98; zu einem lumpigen gleichnisz hätt ich mich recht gut auf das mittel besonnen, nur zu keiner nützlichen kur. J. Paul Kampanerthal 41; es ist der erste mai, der lumpigste ladenschwengel hat heute das recht, sentimental zu werden, und dem dichter wolltest du es verwehren? H. Heine 1, 123;
so borge denn mir, für ein beszres kleid,
zu schutz und trutz in dieser rauhen zeit,
nur einen lumpigen ducaten!
Bürger 31ᵇ;
was kann der lumpige schatz (an geld) mir helfen!
Kotzebue dram. sp. 1, 25;
armselig, elend, von der gemütsstimmung: krieg! krieg! wiszt ihr auch was ihr ruft? dasz es euch leicht vom munde geht ist wohl natürlich; wie lumpig aber unser einem dabei zu muthe ist, kann ich nicht sagen. Göthe 8, 177.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1301, Z. 15.

lumpicht, lumpig, adj. und adv.

lumpicht, lumpig, adj. und adv.
pannosus.
1)
die alte form war lumpicht, lumpecht; gebraucht von der zerschnittenen und schlotternden modetracht des 16. jahrh. in derber rede:
solt auch die kleider all zuschneiden,
kein ganz gewandt nit an dir leiden,
denn wer jetzundt nicht an jhm treit
ein lumpecht wol zerhawen kleidt,
den heiszt man gleich ein bawrenknollen.
grobian. (1568) K 4ᵇ (b. 2, cap. 8);
von zerrissener kleidung: (ich will dich erniedrigen) so ekelnd tief, dasz die bedienten dieses pallastes dich wie einen räudigen hund mit dem absatz zurückstoszen und deine stolze geliebte königin hier mit weggedrehtem haupte auf deinen lumpichten mantel dir ein almosen zuwerfen soll. Fr. Müller 2, 187;
mit fliegend-schönem haar und lumpechtem gewand.
von personen in solcher kleidung, und übertragen auch von niedriger gesinnung: ein alter lumpichter kerl, homo annis et pannis obsitus Steinbach 1, 1083; die (studenten) die so lumpich hergehen. Schoch stud. leb. E; er hält sich sehr lumpicht, panniculis obsitus est, habitu sordido amictus est, illiberalis, nimis est attentus ad rem. Stieler 1140; von personen und sachen, als verächtliche bezeichnung des geringwertigen: ein lumpichter spitzbube. Chr. Weise kl. leute 252; eine lumpichte augenlust. 311; dasz der mahler und etliche lumpichte diener, die sonst hätten aufwarten müssen, neben dem junker oben an zu sitzen kamen. erzn. 119 Braune; wissen sie schon, dasz wir auf unser billet, das sie mir aus Wien übermacht, eine ambe gewonnen haben? .. schade nur, dasz ich sie so lumpicht besetzt. indesz ist doch auch diese kleinigkeit gut. Lessing 12, 311; sonst wüszte ich nicht, wie sie um lumpichte tausend rthlr. ihre ehre so in die schanze schlagen wollten, ihre affairen gegen den herzog für völlig derangirt anzugeben. E. C. König ebenda 13, 542;
ein lumpichter Franzos.
Zachariä 1, 42;
wie läg ein lumpicht tuch der fräulein doch am herzen.
176.
2)
gekürzte form lumpet, wie heute noch bair. lumpet, zerrissen, zerbrochen, locker, baufällig, schlecht Schm. 1, 1474 Fromm.; nuncius mortis soll ein lumpets weibskleid haben samt einem bogen und köcher vol pfeil. J. Heros ird. pilgerer 1562 7ᵃ.
3)
erweiterte form lumpechtig, in alemannischen quellen: lumpechtig, hudelechtig, pannosus Dasyp.; in der bedeutung schlaff, hangend (vgl. unter dem subst. lumpen 5): ein lumpechtig oder lampet fleisch das unter dem zepflein am hals hanget. Thurneiszer magna alchym. 2, 90.
4)
seit der 2. hälfte des vorigen jahrh. ist die form lumpig gewöhnlich geworden: lumpig, pannosus Frisch 1, 628ᵃ; eine menge leute von allen kalibern, lumpige und wohlgekleidete, saszen auf stühlen und auf der erde rund herum. Seume spazierg. 1, 72; verächtlich von nichtswertem, armseligem: herr Stephan ist ein reicher mann, und ein guter mann. gleichwohl musz seine geliebte frau Stephan um eine lumpige adrienne so viel umstände machen! Lessing 7, 98; zu einem lumpigen gleichnisz hätt ich mich recht gut auf das mittel besonnen, nur zu keiner nützlichen kur. J. Paul Kampanerthal 41; es ist der erste mai, der lumpigste ladenschwengel hat heute das recht, sentimental zu werden, und dem dichter wolltest du es verwehren? H. Heine 1, 123;
so borge denn mir, für ein beszres kleid,
zu schutz und trutz in dieser rauhen zeit,
nur einen lumpigen ducaten!
Bürger 31ᵇ;
was kann der lumpige schatz (an geld) mir helfen!
Kotzebue dram. sp. 1, 25;
armselig, elend, von der gemütsstimmung: krieg! krieg! wiszt ihr auch was ihr ruft? dasz es euch leicht vom munde geht ist wohl natürlich; wie lumpig aber unser einem dabei zu muthe ist, kann ich nicht sagen. Göthe 8, 177.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1301, Z. 15.

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Zitationshilfe
„lumpicht“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/lumpicht>.

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