Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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lustig, lüstig, adj. u. adv.

lustig, lüstig, adj. u. adv.,
lust habend; nach den verschiedenen bedeutungen des subst. in mehrfachem sinne. die umgelautete form lüstig ist die seltenere, die nur im 15. und 16. jahrhundert mehrfach erscheint, belege namentlich unter 1—7 unten.
1)
(nach lust 1 sp. 1314) verlangen habend, etwas begehrend; von personen, mit den verben sein, werden u. ähnl. verbunden: aber sie wolten sich desselben tags der stat nit nehen, wann man het ins des tags vor mit den püchsen erboten, als vor geschriben stet, daʒ sie nit lüstig warn. d. städtechron. 2, 155, 3; wer nu ubrige zeit hat, oder sonst lustig ist, der mag mit dem glauben auch also thun (ihn beten). Luther 6, 314ᵃ; komm, welcher nur lustig ist, so wil ich sein nit fehlen. b. d. liebe 12ᵈ; das begehrte steht im genitiv: Scylla mag ein merjuncfrawe haiʒen, daʒ ist ain merwunder und ist den schefläuten und allen menschen veint und ist lustig und girig des menschen pluots und seins flaisches. Megenberg 240, 33; gewöhnlicher mit zu: geneigt und lustig zu allem ubel. Luther 5, 197ᵇ; kalt und unlustig zum sacrament. 198ᵃ; wie seine (des Elisa) weise gewesen ist, wenn er sich nicht andechtig oder lustig gnug fülete, das er jm liesze einen harpfenspieler holen ... und der könig David ordnet darumb, teglich mit allerlei seitenspielen frölich zu singen und klingen im tempel, das das volk erwecket und lustig würde zum gebete. 6, 171ᵃ; wo aber jemand tüchtig oder lustig were, solche sprüche, in gute feine reime zu stellen. 8, 374ᵃ; das hat mich fein lustig gemacht zu schreiben. br. 4, 132; und were nit zu vermuthen gewest, welcher lüstiger und begiriger, der Gandalin solches zu erzelen oder Amadis dasselbig zu hören. Amadis 159; bringe jhr ein schenke von dem breutigam, und mach sie lustig und anmutig zu der ehe. b. d. liebe 197ᵇ; (wenn) aber einer, oder der ander nachbar, jme darzu (zu einem neubau) behülflich zu sein, und auf gemeinen kosten mitzubauwen, nicht lustig were. Frankf. reform VIII, 1, 6; so etliche derselben zu bauwen lustig, die andern aber unwillig weren. VIII, 10, 1; seine eier frisch gessen, sol lustig machen zu essen. Forer fischb. 38ᵇ; so wird es (das pferd) zum essen wider lustig. Seuter rossarzn. 117;
es ist der allerbeste wein,
macht mich lustig zu singen.
Hoffmann gesellschaftslieder s. 140;
wein giebt mir muth   und frischt das blut,
macht mich lustig zu schlafen.
151;
sie sprach, ich wil zu disen sachen
euch lustig und anmutig machen.
L. Sandrub kurzweil 108;
mit abhängigem satze: captatio benevolentiae .. da man im eingang sol die zuhörer lustig machen, dasz sie gern mit willen hernacher hören. Luther tischr. 184ᵇ. diese bedeutung lebt in der neuern sprache noch in zahlreichen zusammensetzungen, eszlustig, trinklustig, kauflustig, schaulustig u. s. w.
2)
auch in die bedeutung begehrlich, anspruchsvoll übergreifend: wiewol nun jetzund die welt mehr lüstiger, spitzfindiger und scharpfsinniger in allem, dasz under der sonnen ist, und alte kunststücklein nicht mehr betrachtet. Fronsperger kriegsb. 2, 150ᵃ.
3)
auch rührig, munter:
sihe da, du fauler tropf,
werst werd, der dich schlüg umb den kopf
mit feusten und dich lüstig macht.
B. Waldis Esop 4, 41, 13;
da war ein gsell, hielt sich gar rüstig,
und het ein hübschen gaul, war lüstig.
59, 24;
das abendmal halt mässiglich,
wilt du frühe lustig fühlen dich.
Henisch 1278, 69;
hilf lieber gott, dasz wir wol ruhen, und morgen lustig sein dein wort zu hören. Schuppius 211; adverbial: das seufzen eines, welchen man lustig herumb prügelte. pers. baumg. 8, 7; mir die ohren lustig riebe, sagend: verwegner flegel! 9, 16; der wind .. lustig in unsre seegel bliesz. Pierot 2, 159; und diese bedeutung auch noch in der neuern sprache, besonders deutlich, wenn von bewegung der elemente oder anderer dinge die rede ist: jetzt weht der scirocco; wenn der wind stärker wird, werden die wellen um den molo lustig genug sein. Göthe 28, 24;
bis höher, immer höher die flamme leckt und schweift
und schon mit lustgem prasseln der thürme dach ergreift.
Uhland ged. 362;
adverbial: er ist just der mann, der die schüssel mit braunen karpfen vor sich stehen hat und lustig austheilt. H. Heine 2, 6; schaute achtsam in ein feuer, welches zwischen steinen und kloben am boden entzündet, lustig flackerte. Immermann Münchh. 1, 127;
ruhet sanft, ihr geliebten! von eurem blute begossen,
grünet der ölbaum, es keimt lustig die köstliche saat.
Schiller spaziergang v. 100;
wo mit fischen alle teiche
lustig sind gefüllt.
nadowess. todtenklage;
wie dem kämpfer der gesieget
führet dir triumph die reise,
und dein erdenbällchen flieget
lustig mit dir fort im gleise.
Arndt ged. 1840 s. 402.
4)
lustig, lust, vergnügen in sich schlieszend, anmuthend, anmuthig; in der ältern sprache zumal in verbindung mit dem gesichtssinne gebracht: lustig, lieblich, der gesicht angenäm und ergetzlich, amoenus, voluptuarius. Maaler 276ᵃ.
a)
von dem was zur landschaft gehört: (der phönix sucht) den aller schœnsten paum auf den hœhsten pergen ob ainem aller lustigisten prunnen. Megenberg 186, 27; solch züg geschehen von rauhen landen in fruchtbare und lustigere. Aventin. 90; ein sonderlicher lustgarten an einem lustigen ort. Luther 4, 31ᵃ; das gelobte land, das so lüstig sei, als hette es gott selbs gepflanzet. 82ᵃ; und er sahe die ruge, das sie gut ist, und das land, das es lüstig ist. 1 Mos. 49, 15; aber die wiesen und einöde wird lustig sein, und das gefilde wird frölich stehen. Jes. 35, 1; ich hab jn (den eedernbaum) so schöne gemacht, das er so viel este kriegt, das jn alle lüstige bewme im garten gottes neideten. Hes. 31, 9; die hügel sind umbher lüstig. ps. 65, 13; die tochter Zion ist, wie eine schöne und lustige awe. Jer. 6, 2; darumb wirstu lustige pflanzen setzen. Jes. 17, 10; mit allerhand lustigen kreutern und schönen bäwmen rings umbgeben. Amadis 361; zu einer lüstigen ebnen heid. 237; und führeten ihn mit frolocken und jubelgeschrey mit sich auf eine grüne lustige aue. eselkönig 58; einen büchsenschusz von diesem dorf liegt ein kloster .. an einem sehr lustigen orth. pers. reisebeschr. 1, 4; ein schöner lustiger garten. pers. rosenth. 7, 20; denn er (der cypressenbaum) allezeit grün und lustig bleibet. 8, 151; unter andern war ein erzfunk an demselbigen ort, dem ich ehemalen ein schön grosz stück wolgelegener und fast lustiger wiesen abpracticirt. Simpl. 3, 256 Kurz; ein lustiger stattlicher hof oder fuhrwerk (vorwerk), ... welcher wegen seiner herrlichen gärten und darinne geleiteten brunnen über die maszen lustig und fruchtbar gewesen. Schuppius 99; im thal Hermon, welches ein schöner lustiger ort gewesen. ebenda; dessen vornehme voreltern haben verlassen ihr lustiges vaterland. 130; denke doch, wie grün ist der wald, wie lustig sind die bäume. Chr. Weise comöd. 132; in der lustigsten jahres-zeit, und im majo. Brandt bericht vom leben Taubmanns s. 7; ein lustiges land, regio amoena, lustige felder, campi jucundi. Steinbach 1, 1085;
auf die eiche wil ich nit bawen,
oder mich eim solchen baum vertrawen,
wiewol er lüstig bletter hat.
B. Waldis Esop 2, 27, 73;
(sie) eilte neben mir durch unbekannte stege
in ein sehr fest umzäunt und lustiges gehege.
A. Gryphius 1698 1, 243;
lustig anzusehen: allerlei bewme, lüstig an zu sehen und gut zu essen. 1 Mos. 2, 9;
im garten auch man kirsen find,
die lüstig an zusehen sind,
vier kirsen stehn an einem still (stiel).
Alberus Esop (1550) 213;
adverbial: dieser orth, wie lustig er lieget, so ungesund scheinet er hergegen zu sein. pers. reisebeschr. 1, 4;
wie vor der sonn die morgenröt,
mit rosinfarben wangen
hübsch, lustig klar aufgangen.
P. Melissus bei Opitz (1624) 163;
dieser gebrauch, seit dem anfang des 18. jahrh. in der schriftsprache selten werdend, lebt bis jetzt in den oberdeutschen mundarten, und kommt von da aus wieder in aufnahme bei schriftstellern entweder oberdeutscher heimat oder doch zu oberdeutschem ausdrucke hinneigend: erreichten wir das städtechen Palagonia. es liegt auf einer anhöhe über einem sehr lustigen thale. Stolberg 9, 16; von da man zu einem lustigen wäldchen gelangte. Göthe 17, 84; in dieser lustigen gegend sind landhäuser recht zur lust angelegt. 27, 219; die rothen blüthen des oleanders machen die landschaft lustig. 28, 206; wohlgepflegte kieswege ziehen sich über die waldwiese, hier und da erhebt sich lustiges gebüsch und eine gartenbank. Freytag handschr. 1, 5; das lustige laub und der käfer, der daran nagte. 2, 65;
an des lustgen brunnens rand.
Göthe 5, 175;
dann baut ich, grandios, mir selbst bewuszt,
am lustigen ort ein schlosz zur lust.
41, 256;
adverbial: dasz nicht leicht ein haus lustiger gelegen sein könne. 29, 103; eine reich bebaute und lustig bewohnte gegend. 43, 333;
in schönen sommertagen, wenn lau die lüfte wehn,
die wälder lustig grünen, die gärten blühend stehn.
Uhland ged. 358.
b)
von städten und wohnräumen: auf das er schwechte alle pracht der lustigen stad. Jes. 23, 9; (es werden) eulen in jren pallasten singen, und drachen in den lustigen schlössern. 13, 22; dennoch sol die stad gotes fein lüstig bleiben. ps. 46, 5; füret man den Galoar und sein bruder in ein zimlich lustige kammer, darinnen sie bisz andern tag schliefen. Amadis 425; ich dingete daselbst eine lustige stube und kammer vor uns. Simpl. 2, 13 Kurz; die lustige stadt Bamberg. Brandt bericht vom leben Taubmanns 6; und auch hier (wie oben unter a) bei neueren: wir sollten uns auch des vorsaals bedienen, welcher kühl und luftig, durch mehrere balcone lustig, gleich an unser zimmer stiesz. Göthe 28, 90;
dann zwischen beiden in der mitte,
ein lustig schlöszlein, steht das dritte (schlosz).
Uhland ged. 297.
c)
von andern gegenständen, die angenehm ins auge fallen: dise instrumentlin seind am aller lustigsten und saubersten von silber bereit. Ryff chirurg. 37ᵇ; als sie die mooshütte erreichten, fanden sie solche aufs lustigste ausgeschmückt. Göthe 17, 29; das häuschen war weisz und roth angestrichen und lustig anzusehen. 20, 43; denn wie vor einigen nächten, an den ufern der Saar, leuchtende wolken johanniswürmer zwischen fels und busch um uns schwebten, so spielten uns nun die funkenwerfenden essen ihr lustiges feuerwerk entgegen. 25, 328;
wahrlich, nichts lustigers weisz ich, als wenn die tische recht voll sind
von gebacknem und fleisch, und wenn der schenke nicht säumt.
Schiller im musenalm. 1797 s. 291;
da kam von fernen bergen
ein lustger zug daher;
wie engel thäten sie glänzen,
geschmückt mit blumenkränzen.
Uhland ged. 247;
von des hofes lustgem glanz,
aus der freunde kreis geschieden,
suchet sie in klostermauern
ihrer armen seele frieden.
269.
d)
selbst von personen angenehmer erscheinung: ein lustige fraw, die kleidet sich täglich schön, stunde stetigs am fenster auf der schawe. Zinkgref apophth. 1, 379; sihe da ist ein gar lustiger, und nach aller zierlichkeit aufgebutzter knab, der des Baconi händ mit höchster reverenz küssete, und was wenigs weinete. Schuppius 769; kurz hernach nahm der cavallier eine concubin an, zu welcher er sol gesagt haben. haltet euch wol, und haltet euch nur einig und allein zu mir. ich wil euch schon zu ehren helfen. ich hab einen praven lustigen pfaffen, den wil ich euch dermaleins zufreien. 38; wie mhd.:
diu liehte Îsôt daʒ ist ein kint
von gebærden und von lîbe,
daʒ kint noch maget von wîbe
als lustec unde als ûʒerkorn
nie wart noch niemer wirt geborn.
Trist. 208, 25;
sine gedûhte ir hêrren niemê
sô lustic und sô lussam.
442, 13;
vom anschauen einer solchen person: was beweget die zwei richter in Israel an der thorheit, welche sie mit der Susannen verüben wolten? das brachte das lustige anschauen ihrer zarten haut und schönheit zuwege. Schuppius 516.
5)
lustig, anmutend, angenehm, von dingen des geschmackes: (das manna) ist süeʒ und gar lustig und zimleich in dem mund. Megenberg 90, 25; (die schlehen) die grüenvar sint und spât zeitigent, die sint die lustigisten und haiʒent weinkriechel. 342, 5; der isset mit lust, dem die speis lustig ist, aber der lust treibt jn nit zu essen, sonder sein notdurft. Keisersberg siben hauptsünd ee 6ᵃ; denn alle zeit wein oder wasser trinken ist nicht lustig, sondern zu weilen wein, zu weilen wasser trinken, das ist lustig. also ists auch lustig, so man mancherlei lieset. 2 Macc. 15, 40; gute und lustige speise. b. d. liebe 291ᵇ; dieser fisch, so er frisch ist, hat ein uberausz gut gesund lustig fleisch. Forer fischb. 41ᵃ; die unsere liebe frau die himmels königin nennen, und jhr kuchen, fladen, und tarten und allerlei lüstig ding unverdrossen opfern. Fischart bienk. 172ᵃ; wie man sauer bier wieder zurecht bringen soll, dasz es lustig und anmüthig zu trinken werde. Tabernaem. 604; von dingen des gehörs: zuo lustiger stimm gehœrt röscher luft, und dar umb wenn der luft fäuht ist, so sprechent die orgeln und die saitenspil niht sô süeʒleich sam wenn daʒ weter haiter ist. Megenberg 15, 35.
6)
lustig, lust empfindend und sie äuszernd, von personen; erst in den letzten jahrhunderten recht aufgekommen und nebst den daraus folgenden bedeutungen (7. 8 unten) ausgebildet, wodurch die vorstehend aufgeführten zurückgiengen. lustig, hilaris, laetus, alacer, erectus, curis laxatus Stieler 1189; mit dem begriffe eines lauten ausbrechens verbunden und von freudig, vergnügt unterschieden:
weiszt du, worin der spasz des lebens liegt?
sei lustig! geht es nicht, so sei vergnügt.
Göthe 3, 256:
zunächst an fröhlich rührend:
lustig und fröhlich wollen wir uns erzeigen.
Hoffmann gesellschaftslieder 150;
seid lustig, ihr weiszgerber,
und thut jetzt frölich sein.
handwerkslied bei Schade d. handwerksleben s. 82 (weimar. jahrb. band 4);
aber von Ximenens seele
war das taumelnde gelächter
weit entfernt; sie ist zu glücklich,
als dasz sie sich lustig zeige.
mehr spricht ihr gerührtes schweigen,
als die lautste fröhlichkeit.
Herder z. litt. 5, 97 (Cid 16);
in mehreren fügungen.
a)
attributiv: ein lustiger knabe, puer hilaris Steinbach 1, 1085; der lustige schuster titel einer oper von C. F. Weisze; hätt ichs je gedacht, dasz der finstre Verrina in seinen alten tagen noch ein so lustiger vogel würde! Schiller Fiesko 1, 7; dasz ein lustiger ungeduldiger vogel die worte, die man manchmal an das ende einer seite zu schreiben pflegt: tournez s'il vous plait laut ausrief und eine allgemeine beistimmung erregte. Göthe 17, 255;
den sänger, den er früh vernommen,
läszt er an einem morgen kommen,
und spricht: mein lustiger Johann!
wie geht es euch?
Hagedorn 2, 67;
lustige vögel, die gerne schwatzen,
tragen sich sauber und führen batzen.
Schiller Wallenst. lager, 1. auftr.;
ich kenne sieben lustge brüder,
die sind die durstigsten am ort.
Uhland ged. 316;
in wäldern frisch und kühl,
mit lustigen gefährten,
bei freiem kühnen spiel.
403;
da lachten die geister im lustigen chor.
H. Heine 15, 37;
substantivisch:
herrn Dinadel von Estrangor,
den unverzagten, immerlustigen.
Wieland 18, 18;
kaum, dasz ich Bacchus, den lustigen, habe,
kommt auch schon Amor, der lächelnde knabe.
Schiller Dithyrambe.
b)
es heiszt lustig sein, lustig werden: lustig sein, gaudere, laetari, gestire, laetitia perfundi, frontem exporrigere Stieler 1189; endlich nach 9. oder 10. wochen merkte ich dasz sie lustiger ward. Chr. Weise erzn. 45 Braune; lustig in ehren, kan niemand wehren. Pistorius thes. par. 6, 72; das sprichwort hat wohl recht, welches sagt: zu lustig am morgen, schafft abends kummer und sorgen. Immermann Münchh. 3, 78; als Viktor gerade am lustigsten war. Freytag ahnen 6, 328; auch: wie ich aufwachte, war mir recht lustig. Klinger theater 2, 349;
laszts frisch herummer gehen,
damit man lustig sei.
Hoffmann gesellschaftsl. s. 141 (vorher: fröhlich, ihr herren, laszt uns sein);
lasz ich schon nicht viel zu erben,
ei so hab ich edlen wein.
wil mit andern lustig sein,
wann ich gleich allein musz sterben.
Opitz 2, 207;
in edlerem sinne, wie fröhlich auch:
dasz sich meine feinde schämen,
und für hohn und schande grämen,
ich hingegen lustig sei
über mir erwiesne treu.
P. Gerhard 147, 55 Gödeke.
c)
häufig sich lustig machen, dare se jocunditati Steinbach 1, 1085: wie da seine knechte und hirten gehen und sich mit ihren hirtenliedern lustig machen. Schuppius 102; sie sollen nur trinken und sich lustig machen. 118; wie seine schäfer und schäferinnen sich so lustig machen. 151;
sie sprach, thut euch fein lustig machen,
ich will gehn und uns küchlein bachen.
L. Sandrub kurzweil 101;
was will disz frölich sein und lachen?
was ist es doch mein kind, sag an;
dasz ich mich auch kan lustig machen.
Opitz 1, 79;
die (frommen) werden mit schrecken da stehen,
wenn jene (gottlosen) zu grunde vergehen,
und endlich mit heiligem lachen
sich wiederum lustig bei machen.
P. Gerhard 6, 40 Gödeke;
sich lustig machen über einen oder etwas bedeutet aber auch auf kosten eines lachen, einen oder etwas bespotten: (Jarno) machte sich aber gleich darauf in stiller nacht mit seiner freundin desto lustiger über den schwachen weltmann. Göthe 18, 319; über einen ähnlichen fall hatte man sich kurz vorher in der gegend lustig gemacht. 20, 264; auch sich mit einem lustig machen: ich merke dasz sie sich ein wenig lustig mit mir machen wollen, aber ich musz ihnen sagen, dasz ich jetzt nicht in der laune bin spasz zu verstehen. Wieland 12, 266.
d)
auch einen lustig machen, in fröhliche stimmung bringen: sein herz lustig machen, perfundere animum voluptate Steinbach 1, 1085; halte demnach dafür, man solle einen jden, in dem, so er löblich tuht, loben, damit ihme, also fortzufahren, ursach gegeben werde: denn das lob einen ermuntert und lustig macht. Butschky kanzl. 397; der wirth .. bat ihn gar sonderlich, er möchte es doch erzehlen, und die gäste lustig machen. Chr. Weise erzn. 169 Braune;
man singt nicht viel vom warmen wein,
der kühl uns lustig macht.
Hoffmann gesellschaftslieder 157.
7)
dieses lustig überträgt sich auf die thaten, zustände und zeiten, in denen solche stimmung waltet: von lustigem und färtigem gemüthe zum scherze sein, hilari et prompto ad jocandum animo esse Steinbach 1, 1085; ein frölich herz macht das leben lüstig, aber ein betrübter mut vertrocket das gebeine. spr. Sal. 17, 22 (καρδία εὐφραινομένη εὐεκτεῖν ποιεῖ. septuag.); war gar kurzweilig wie ein floh im ohr, lustig wie ein nasser sontag. Garg. 164ᵃ; ein leben voll wonne! das schönste, lustigste schlaraffenleben. Lessing 2, 173; kaum aber hatte die heiterkeit, womit dieses geschehen, eine frohe, man kann sagen eine lustige stimmung in dieser lebendigen zweckmäszig wirkenden maschine anfgeregt, als der muthwille sich schon hervorthat und der schadenfreude raum gab. Göthe 48, 20; manchmal miszfällt mir nicht ein lustiger abend mit freunden, selbst ein ausgelassener. 36, 58; eine lustige miene; ein lustiges lachen, ein lustiges kichern; ihre beschreibung davon (von einer reise) würde mich äuszerst beunruhigt haben, wenn sie nicht in einem noch so ziemlich lustigen tone abgefaszt gewesen wäre. Lessing 12, 349; hinter ihnen drein schlugen dann die lustigsten triller. H. Heine 2, 96; das lustige burschentreiben. Freytag ahnen 6, 345; bei einem durch seine lustigen streiche bekannten weinschenken der residenz. allg. deutsche biogr. 10, 127;
öffnet die läden geschwind und die lange verschütteten thüren!
in die schaudrigte nacht falle der lustige tag!
Schiller Pompeji und Herkulanum;
von dem himmel fällt ihm sein lustig loos,
brauchts nicht mit müh zu erstreben.
Wallensteins lager, 11. auftr.;
tulpen, ihr werdet gescho lten von sentimentalischen kennern;
aber ein lustiger sinn wünscht euch ein lustiges (oben 4, a) blatt.
Göthe 1, 393;
ein mägdlein mag man schrecken, das sich im bade schmiegt;
das ist ein lustig necken, das niemand schaden fügt.
Uhland ged. 359;
adverbial: es waren festtagsgötter, um die man lustig herumtanzte. H. Heine 2, 347; am sonntag hat der pfarrer gefragt: wie musz man gott lieben? und da hab ich frisch weg gesagt: lustig. Auerbach dorfgesch. 1, 520; der herr sagte, es gehe da innen lustig zu, und fragte, was das für leute seien? lustig vom teufel, und ich wollte, er nähme die ganze bande, antwortete der wirth. J. Gotthelf schuldenb. 5;
um ihn springen rasende mänaden,
ihre tänze loben seinen wein,
und die wangen des bewirthers laden
lustig zu dem becher ein.
Schiller götter Griechenlands, 1. bearb.;
man sieht die freude lustiglaut
auf allen zügen weilen,
nur scheint die schöne junge braut
allein sie nicht zu theilen.
mein herz, mein herz ist traurig,
doch lustig leuchtet der mai.
H. Heine 15, 130;
die weiszen wellen,
die lustig und hastig hüpfen,
wie wollige lämmerherden,
die abends der singende hirtenjunge
nach hause treibt.
245.
8)
lustig endlich die lust anderer erweckend, ergötzlich, spaszhaft.
a)
von personen. lustige person nannte man den Pickelhäring in der comödie, wol seit beginnendem 18. jahrh.: überhaupt sind diese stücke (Lohensteins u. a.) zu ernsthaft und ohne lustige person. Danzels Lessing 1, 496 (2. aufl. 491); dieser Cosme ist die lustige person des stücks. Lessing 7, 270; um nützlich zu sein, muszte es (das theater) sittlich sein, und dazu bildete es sich im nördlichen Deutschland um so mehr aus, als durch einen gewissen halbgeschmack die lustige person vertrieben ward. Göthe 26, 195; director, theaterdichter, lustige person (im vorspiel zu Faust). 12, 9; in freierem sinne: wollte der himmel, dasz ich nur dabei sein könnte am hochzeittag, gewisz es sollte noch einmal so lustig hergehen. sie kennen mich ja. ich spielte ohne ruhm zu melden immer die lustige person. Horn in Göthes briefe an Leipziger freunde (2. aufl.) s. 114; er spielt wirklich eine zeitlang für viele leute die lustige person in einem possenspiel, das er allein für ein ganz ernsthaftes drama hält. Klinger 12, 92. ähnliche, zum theil ältere verbindungen: sasz und stützete den arm unter den kopf, und grillisirte überausz sehr, wie die lustige melancholici zu thun pflegen, wenn sie calender uff die Frankfurter mesz machen. Schuppius 547; der lustige rath eines fürsten (früher kurzweiliger rath theil 5, 2862 fg.);
in einer statt in Frankenlandt,
ein henker war, Hansz Buzer gnandt, ..
war ein lustig kurzweilig mann.
L. Sandrub kurzweil 148;
von thieren die spasz machen:
er (der hund) hiesz der lustige Joli.
Gellert 1, 87;
hört ich die lustge drossel nur
die in dem busche sang.
Uhland ged. 241;
von persönlich gedachten gegenständen: die seltsamen bergblumen, sie strecken nach uns aus die wundersam breiten, drollig gezackten blätter, spielend flimmern hin und her die lustigen sonnenstrahlen. H. Heine 1, 73.
b)
von dingen, ergötzlich, vergnügen oder fröhlichkeit weckend: lustig und frölich gespräch, darinn man allein von wollust oder guͦtem läben handlet, disputatio voluptuaria Maaler 276ᵈ; dasz alles der jugend auf eine leichte, lustige und bequeme art beigebracht werden müsse. Göthe 24, 234; über einem geschäft, (reiten) .. das eigentlich das lustigste von der welt sein sollte. 233; mit den ernsthaftesten gesichtern verkaufen sie die lustigsten spielsachen. H. Heine 3, 21;
sehr hat mich ergetzet dein lustiger schwank.
Bürger 67ᵇ;
dichten ist ein lustig metier.
Göthe 1, 362;
aber was dünkt euch,
liebe herrn, wenn ihr ihnen ein lustiges stück zu der mahlzeit
dudeltet? schöne musik bringt herz und bein in bewegung!
Voss Luise 3, 2, 92;
auch den spasz herausfordernd, mehr wie drollig: der lustige zwiebelaufsatz, welcher die dicken alten thürme krönte. Freytag handschr. 1, 58; Franz, dessen runder kinderkopf einer lustigen knospe glich. 99.
c)
substantivisch: von einem etwas lieblichs und lustigs oder kurzweiligs sagen oder erzellen, jucunde aliquid narrare de aliquo Maaler 277ᵃ; Hersilie, die ... leicht zu entzünden ist, hat mir in der geschwindigkeit die ganze familie aus dem stegreife ins lustige recensirt. Göthe 21, 109; in Berlin hielt man den nachdruck für etwas zulässiges, ja lustiges. 48, 17; er ergriff den vernünftigen ausweg, den ganzen vorgang ins lustige zu kehren. Schiller 1079ᵇ; nichts lustigeres konnte es für sie geben, als das auslachen und heruntermachen so vieler betrübter langer gesichter. G. Keller leute von Seldwyla 2, 299.
d)
adverbial: in summa alle jr decreten und ordnungen stecken all voll solcher artlichen bequemen schriften, die sie wunderlich lustig biegen. Fischart bienk. 138ᵃ; eben so wenig wissen diese weise herren, was sie wollen, wenn sie über die nachtheiligen eindrücke, welche die critik auf das genieszende publikum mache, so lustig wimmern! Lessing 7, 428; man verzeihe mir, dasz ich in flipprigem tone eine (so wichtige) streitfrage behandle ... aber eben je wichtiger ein gegenstand ist, desto lustiger musz man ihn behandeln. H. Heine 3, 121;
Joli verstand die kunst, sich lustig aufzuführen.
Gellert 1, 86;
wüszt ich hübsche liebesstückchen,
lustig, wie des kuchucks schall,
ach, dann hörte mich mein Fiekchen
abends an des amtmanns stall!
Hölty 206 Halm (bettlerode);
lustig tönet geig und bratsche.
H. Heine 15, 61.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7,8 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1339, Z. 31.

lustiglich, adv.

lustiglich, adv.:
lustigklich, begirlich, mitt lust, sitienter Maaler 277ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1346, Z. 17.

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lumpenleute lügengeist
Zitationshilfe
„lustig“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/lustig>.

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