Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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mahen, m.

mahen, m.
s. mahn.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1450, Z. 53.

mähen, verb.

mähen, verb.
secare, metere.
1)
der stammschlieszende consonant dieses alten wortes trat früher verschieden hervor, als w im angelsächsischen, wo es reduplicierte: mâwan, prät. meów, doch auch im deutschen: metere mewen Dief. 359ᶜ, und noch jetzt wetterauisch mêwe (Weigand); als j im mhd. mæjen, welches verschieden verläuft, indem es entweder in g sich wandelt: metere maͤgen Dief. 359ᶜ; falcare megen 223ᵇ; metere megen nov. gloss. 252ᵇ; oder sich vocalisiert, die formen meien, maien, mäien (meyen, meyn Dief. a. a. o.) bildend, die sich lange im älteren nhd. halten (beispiele unten, vgl. auch abmeien th. 1, 77), mundartlich noch heute, namentlich schwäbisch (maien, meien Schmid 370), schweizerisch und elsässisch dauern, ebenso niederdeutsch: maien mähen, metere. brem. wb. 3, 112; oder endlich in zwischenformen sowol den diphthong als j oder g zeigt: falcare meigen Dief.; sechzehen meder ze meigende. weisth. 4, 198 (Elsasz, 15. jahrh.); baslerisch mäije mähen Seiler 201ᵇ; schwäbisch auch meijen, meigen Schmid a. a. o.; der stammschlieszende consonant fehlt auch ganz, ahd. in den formen gimâit uuerde, gimât uuerde, evellatur Graff 2, 653, den einzigen die daselbst vorkommen, wie später:
ir enert noch ensæt,
ir ensnîdet noch enmæt.
Lamprecht v. Regensburg Franc. leb. 2438;
falcare, metere maͤen, meen Dief. 223ᵇ. 359ᶜ; maen mit der sensen, falcare, metere. voc. inc. theut. n 3ᵃ; ich mäe, meto, deseco, falco Steinbach 2, 1. h als stammesschlusz zeigt sich vereinzelt im 15. 16. jahrh.: falcare mehen, metere mehen Dief.; um sich seit dem 17. jahrh. festzusetzen: mehen, metere Schottel 1363; mähen Stieler 1207. das wort ist urverwandt zu griech. ἀ-μάω mähe, ernte, ἄ-μη-τος ernte, herbst, und zu dem erweiterten lat. me-t-ere ernten, vgl. Fick² 385.
2)
mähen bezieht sich auf das schneiden des grases in der wiese: mäyen, das heüw mit der sägesen abschnyden, die matten abmayen, desecare vel tondere prata. Maaler 281ᵈ; gras mähen, metere pabulum, falce foenaria desecare, desecare prata. Frisch 1, 633ᶜ; das mähen des grases, foenisecium. ebenda; nyemant macht ein grosze burde, dann der da mayet und schnydt alle krüter. Wyle transl., Lucretia;
erndtet und meyet
blumen und klee,
eh uns der schnee
die wiesen beschneyet.
Wiedemann juni 31;
wir mäher, dalderaldei!
wir mähen blumen und heu!
Voss 4, 110;
aber auch auf das schneiden des getreides im felde: getreide mäen, fruges metere. Steinbach 2, 1; sie mäen das getreide, segetem metunt. ebenda;
fiel gleich ein überhäufter regen,
wie eben unser korn gemeit,
so hat doch seine feuchtigkeit
es einzufahren nicht gehindert,
noch die gemähte frucht vermindert.
Brockes 7, 431;
(sie) band den waizen, welchen Wilhelm mähte.
Hölty 60 Halm;
metonymisch die wiese, das feld mähen: wenn ich dich (erdreich um Wittenberg) arbeite, so bist du liecht, wenn ich dich rige, bist du schlicht, wenn ich dich meie, so finde ich nicht. Luther tischr. 32ᵇ; weiter soll er seine wisen zum futer desz viechs mäyen, wann der mon new ist. Sebiz feldb. 49; sprichwörtlich in der Schweiz: das ist ihm eine gemähte matte, ein gefundenes fressen; da'sch e gmäiti matte, etwas leichtes, eine überaus günstige gelegenheit. Seiler 201ᵇ;
wenn kühl der morgen athmet, gehn
wir schon auf grüner au,
mit rothbeglänzter sens, und mähn
die wies im blanken thau.
Voss 4, 110;
absolut: er mähet, wo er nicht gepflanzet hat, falcem in alienam messem emittit. Stieler 1207; wer zuerst mäht, wohl mäht. Simrock sprichw. 360;
wie sol mir armen pawrn gschehen?
ich musz ackern, schneiden und mehen,
dreschen, holzhacken auch darzu.
H. Sachs fastn. sp. 1, 117, 82 Götze;
mein (des bauern) hofflikeit ist ackern, seen,
schneiden, dreschen, hayen und meen,
reuten und ander arbeit mer.
2, 30, 110;
ider, wie er säyt, mäyen sol.
Fischart dicht. 2, 236, 824 Kurz;
drauf auch schuf er ein feld tiefwallender saat, wo die schnitter
mäheten, jeder die hand mit schneidender sichel bewaffnet.
Ilias 18, 551;
part. der mähende:
schon reihenweis liegt ausgestreckt getödtetes,
wie hinter emsig mähenden das blumengras.
Göthe 11, 255;
dort (sehe ich) heuschober gereiht, dort mähende!
Voss Luise 1, 151.
3)
mähen, bildlich, in mehrerlei art:
wann uns das alter die haare beschneyet,
haben wir gleichwol was groszes verseumt,
wann wir die blumen nicht haben gemeyet,
die uns der garten der jugend umbzäunt.
Wiedemann juni 31;
die ihre saat in angst ausstreuen,
die wird die fruchtreich erndt erfreuen:
sät thränen aus, sät aus mit weinen,
trost wird (wenn ihr nun mäyt) erscheinen.
A. Gryphius (1698) 2, 151;
indem der sommer stirbt, indem das grüne kleid
der wiesen durch den frost des herbstes wird gemeyt.
310;
die kühe haben die wiese schon abgemähet, man darf keiner sichel dazu, pecora jam depaverunt prata, ut foenisecis opus non sit. Stieler 1207;
herden, die den klee
entlegner fluren mähn.
Wieland Horaz' epist. (1801) 1, 169;
trat auf ein groszen hügel der im weg stund, und mähet mit ausgestreckten armen mit seiner fochtel unter dise flüchtige brotverderber, wie ein anderer todenvorläufer der höllen. Garg. 257ᵃ; das schwert der Vandalen und Hunnen, das ohne schonung durch den occident mähte. Schiller 1032ᵇ;
was heut noch grün und frisch da steht,
wird morgen weg gemäht (vom tode).
Böhme altd. liederb. nr. 650, 2;
obscön: die ein (frau) ein andern wil lassen meen,
die ander auch iren man verschmehen.
fastn. sp. 145, 28.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1450, Z. 54.

mahn, m.

mahn, m.
papaver, die ältere und bis ins vorige jahrh. übliche form für und zum theil neben unserm heutigen mohn, s. d. das wort erscheint im ahd. als mâgo (Graff 2, 652), mhd. als mâge, mâgen und mâhen, urverwandt dem griech. μήκων und böhm. mak (Lexer 1, 2005), und während in ihm g im bair. der magen neben mahen, kärntn. die mage (Schm. 1, 1575 Fromm. Lexer 183), sowie in mag-samen (oben sp. 1448) bis heute bleibt, dringt sonst h in verschiedenen formen vor. auf ein altes mâho, mâhe weist schles. mâh, môh (Weinhold 59ᵃ), das auch die schriftsprache kennt:
wenn die kühle nacht
wird ihr haupt mit maah bekrönen.
Lohenstein Ibr. Bassa 3, 329;
doch bei dem mah, der eine krone trägt,
(die man nicht eher sieht, als da sie welkt), erwegt:
dein sterben, liebster mah, zeigt allererst die krone.
Brockes 1, 252;
wie ich jüngst deinen glanz und schimmer, gelber mah,
der in Sibirien entsprossen, wieder sah.
9, 360;
gewöhnlich ist mahen, mahn (wie niederd. mân Schiller z. thier- u. kräuterb. 1, 25ᵇ): papaver mahen, man Dief. 410ᶜ; mahn, papaver Frisch 1, 635ᵃ; dieser saft oder opium wird aus dem schwarzen mahen gesammlet. Tabernaem. 964; agley, mahen, rittersporn. Hohberg 1, 113ᵃ; wir kennen, diesen gott (den schlaf) zu bezeichnen, nur seine handlung selbst, und krönen ihn mit mahn. Lessing 8, 255;
der bunte mahn, worauf, wie diamanten,
der tropfen menge lag.
Brockes 1, 165.
zusammensetzungen wie die von mohn, mahnblatt (mahenpletter kuchenmeisterey d 6), mahnblume (Lessing 8, 256, mahblume Brockes 1, 247. 4, 119. 5, 97), mahnkopf (Frisch 1, 635ᵃ, plur. mahenköpf J. Ayrer 63ᵇ), mahnkuchen, mahnöl, mahnsamen, mahnsamensaft (Frisch), mahnstängel (Lessing 5, 361).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1460, Z. 69.

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Zitationshilfe
„mahn“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/mahn>.

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