Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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mannigfaltig, adj.

mannigfaltig, adj.
wie mannigfalt, gegen dieses in häufigerem gebrauche, namentlich der prosaischen rede, während umgekehrt das mhd. manecvaltec, manecveltec, das erst seit Notker als manigfaltic erscheint (Graff 2, 765), seltener als manecvalt ist. im älteren nhd. wird mannigfeltig vielfach gefunden, neuer nur umlautlos mannigfaltig. es bezeichnet
1)
das individuell verschiedene innerhalb einer verbundenheit oder zusammengehörigen vielheit: multifarius manichfeldich Dief. 370ᶜ; multiplex manigfaldig, manigfeldig, manigfeltig, menigfaltig u. s. w. 371ᵃ; manigfeltig multiplex. voc. inc. theut. n 4ᵃ; denn es ist in jr (der weisheit) der geist, der verstendig ist, heilig, einig, manchfeltig. weish. Sal. 7, 22; und doch der herr sie unterschieden hat, nach seiner manchfeltigen weisheit. Sir. 33, 11; auf das jtzt kund würde .. die manchfeltige weisheit gottes. Ephes. 3, 10; fürstellung des groszen creuzträgers Hiob, und der manchfaltigen, schmerzhaften und jammervollen begegnissen, mit denen er auf die gedultprob gesetzet worden. Schuppius 129; meine sünde sind mannigfaltig, wie der sand am wilden meer. 445; die schöpfung seiner (Pindars) worte, und die verkettung seiner perioden, selbst bis zur zerreiszung der sylben, selbst bis zum überstrom über die strophe, selbst bis zu seinem manchfaltigen numerus, selbst bis zu seiner anscheinenden wuth ist doch wahrlich! nicht das werk wilder phrenesie. Herder z. litt. 1, 178; lasz, o genius unsers vaterlands, bald einen jüngling aufblühen, .. dem die beste tänzerin freudig die hand reichte, den neusten mannichfaltigsten reihen vorzutanzen. Göthe 33, 42; am meisten aber empfahl sie sich ihm durch einen sehr artigen, mannigfaltigen und manchmal selbst muntern gesang. 19, 139;
ir (edelmänner) wert mir lieber nit so gwaltig (spricht der bauer),
so wer die stewr nit so mangfaltig.
H. Sachs fastn. sp. 2, 30, 130;
der erden mannigfaltge pracht.
Brockes 1, 221;
freudig begrüszten die fluthen des meeres neuer bewohner
mannigfaltige schaaren.
Stolberg 1, 202;
mit mannichfaltgem geist verherrlicht er
ein einzig bild in allen seinen reimen.
Göthe 9, 108;
und wer erzählet es wohl, das mannichfaltigste elend!
40, 238;
die mannichfaltige habe,
die ein haus nur verbirgt.
239;
es war dir kraft und fülle verliehen,
und wusztest nichts von theorieen,
und zogst auf mannichfaltiger spur,
ein bild der ewigen natur!
Platen 55;
adverbial: multipliciter manichvoldich Dief. 371ᵃ; manchfältig saepe numero Frisch 1, 638ᵇ; meine einzige tochter that ich in pension, wo sie sich freilich mannichfaltiger ausbildet, als bei einem ländlichen aufenthalte geschehen könnte. Göthe 17, 10;
auf solchem wunder-strauch, der mannigfaltig grün.
Brockes 1, 80;
substantivisch:
es hat natur das mannichfaltige
aus éinem stoffe nur hervorgebracht,
den sie nach tausend richtungen bedingt.
Platen 177;
in den sinn wechselnd, bunt übergreifend: die schaubühne führt uns eine mannichfaltige szene menschlicher leiden vor. Schiller hist.-krit. ausg. 3, 519.
2)
mannigfaltig auch wechselnd im gemüte, unbeständig:
tuostu des niht, du wirst geschant,
du bist ze manicvaltic.
minnes. 2, 355ᵃ Hagen;
wann die andächtigen menschen sprechen: ach wie bin ich so manigfaltig, da meinen sie, das sie nit einfaltig seien in irem herzen, sunder zerstreut uf manige ding. Keisersberg pred. 10ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1589, Z. 55.

mannigfaltiglich, adv.

mannigfaltiglich, adv.
multifariam, multifarie, multis modis. Stieler 431; manigfeltiglich, multipliciter. voc. inc. theut. n 4ᵃ; manigfaltigklich, vilfaltigklich, in vil weisz und wäg, plurifariam. Maaler 283ᶜ; gott warnet euch manchfeltiglich, und rufet euch zur busze. Luther 3, 423ᵇ; das die schwermer bei sich beschlossen haben, sie wollen sich nicht halten lassen, das beweisen sie damit, das sie diesen einfeltigen text so manchfeltiglich zuhören und zulöchern. 490ᵇ; hab ich dirs nicht manchfeltiglich furgeschrieben, mit raten und leren? spr. Sal. 22, 20; wir feilen alle manchfeltiglich. Jac. 3, 2.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1591, Z. 9.

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Zitationshilfe
„mannigfaltiglich“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/mannigfaltiglich>.

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