Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

mannesbild, mannsbild, n.

mannesbild, mannsbild, n.
vir, mas, ein mensch männlichen geschlechts. Frisch 1, 640ᵇ, vgl. dazu bild th. 2, 10 fg.; mhd. noch getrennt mannes bilde im sinne der gestalt eines mannes:
nû hâstu doch mannes bilde,
wie ist dir mannes muot sô wilde?
minnes. 1, 208ᵇ Hagen;
aber auch schon wie später, gleich mann:
si (minne) twinget mit ir krefte
wîp und mannes bilde.
K. v. Würzburg troj. krieg 14747;
nhd. selten in der form mannesbild: ist es aber ein mannes pilde, der den (fallenden) siechtumb an im hat, der nem ein wolfs herz, mach das zu pulver und nutz das für den siechtumb. Ortolf arzneib. (1477) 18ᵃ; mannesbilder, die sich wegen des dienstes gottes von verbotenen dingen enthielten. pers. baumg. 3, 6; ich möchte gerne wissen, welcher unter allen mannesbildern nicht gerne eine schöne vornehme und reiche haben wolte. polit. stockf., vorrede; gewöhnlich mannsbild: auch sind hernach viel marterer, beide mans- und weibsbild, mit frölichem herzen .. zum tode gangen. Luther 6, 348ᵃ; (Judas) stürmet die stad Bosor, .. und eröbert sie, und lies alle mansbilde drinnen erstechen. 1 Macc. 5, 28; bis er ausrottet alles was mansbilde war in Edom. 1 kön. 11, 16; wer jemand durch gift oder venen an leib oder leben beschädiget, ist es ein mannsbild, der soll einem fürgesetzten mörder gleich .. gestraft werden. Carolina art. 130; (weil man damals in den orden) deszgleichen kein mansbilder (aufnahm), als minderjährige kinder, unverständige, faule, langsame, schläferige schlingel. Garg. 272ᵇ; da dann unzehlich viel leute, jung und alt, manns- und weibsbilder, gar jammerlich und ohne einige barmherzigkeit ermordet und hingerichtet worden. Schütz Preuszen 87; es wäre in der welt gar nichts neus, dasz weibliche bilder geboren worden, die sich hernach, wann sie mannbar gewesen, erst in mannsbilder verändert. Simpl. 4, 122 Kurz; weil ich ein so edles gemüth in einem frauenzimmer angetroffen, welches man kaum bei mannsbildern suchen dörfte. A. Gryphius (1698) 1, 924;
ich kam einsz an ein heimlich ort,
do ich ein manszpild peichten hort.
fastn. sp. 1202;
meidet mannsbilder und jung gsellen,
die euch (jungfrauen) an ehrn möchten fellen!
J. Ayrer 7ᵃ (47, 18 Keller);
noch im vorigen jahrh. und bis in dieses hinein in achtungsvoller rede: ein schöneres, wohlgewachseneres mannsbild soll man nicht leicht haben finden können. Fr. Müller 1, 295; der hatschier erwiderte: ihr habt mich zu keinem weibsbild zu führen, aber ich euch zu einem mannsbild (zum richter). Hebel 3, 24;
Osmanns geboth, dir fürstin seines herzen,
dir, seiner auserwähltesten von uns,
mit jedem morgen unsrer ehrfurcht opfer
zu bringen, ... diesz geboth
verräth sein mannsbild! den tyrannischen
kurzsichtigen gebiether!
Lessing 2, 504;
welch glück sonder gleichen,
ein mannsbild zu sein!
Göthe 8, 190;
während es in der neuern sprache nur mit verächtlichem beitone gebraucht wird.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1578, Z. 21.

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Zitationshilfe
„mannsbild“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/mannsbild>.

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