Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

mannthier, n.

mannthier, n.,
ein von Rollenhagen gebildetes, thieren in den mund gelegtes wort:
dieweil aber der herr der welt,
sein regiment also bestelt,
dasz kein thier lebet uberall,
es hat seinen feind und unfall,
ja das verachte gräselein,
hat seinen feind am schäfelein,
das schaf den wolf, der wolf den hund,
der hund des beeren klawen und mundt,
der beer den groszmütigen löwen,
und der löw musz das manthier schewen,
das manthier eins das ander mord,
das man von keinem thier sonst hort.
froschmäus. D 6ᵇ (1, 1, 4);
hielten sie (die vögel) raht in der gemein,
was wol solt das beste sein,
was ihnen solt am meisten nützen,
wieder die manthier sich zu schützen.
Aa 1ᵃ (2, 2, 6) u. öfter;
im 18. jahrh. mehrfach aufgegriffen und angewendet:
ja! schnattert jene (gans) drauf: wenn doch das mannthier nur
einst unsre tugenden erriethe!
Hagedorn 2, 125,
mit der anmerkung: der mensch. das wort mannthier ist aus dem froschmäuseler ... und kann, wie mich dünkt, in der fabelsprache der thiere seine stelle behaupten; ebenso bei Wieland, nun aber philosophisch, und unter anlehnung an Rousseaus homme naturel: die Karaiben oder die Esquimaux in Amerika, oder auch die Kalifornier, .. welche .. unter allen anthropomorphis dem Rousseauischen mannthier am nächsten kommen. 14, 227, ebenfalls noch mit der note: ein wort, das wir dem alten froschmäuseler zu danken haben; bei anderen in eingeengtem, das geschlecht hervorhebenden sinne gebraucht: dem weibe lag die pflicht ob, die speise zu bereiten, während das mannthier seine glieder in der sonne dehnte. Hippel 6, 50;
bis sie (die natur) das schlaue, und dennoch ewig geäffte,
verlockte mannthier zuletzt durch weiblichen liebreiz erweicht.
Thümmel 5, 471.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1604, Z. 67.

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mannsherz mattweisz
Zitationshilfe
„mannthier“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/mannthier>.

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