Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

mappe, f.

mappe, f.,
in zwei bedeutungen.
1)
das mittellat. mappa mundi für eine skizze der lage sämmtlicher damals bekannter erdtheile, welches heute noch im franz. mappe-monde fortdauert, im 15. jahrh. aber deutsch beschreybunge der werlde glossiert ward (Dief. 348ᶜ), hatte in gelehrten kreisen das wort mappe für landkarte insgemein erstehen lassen, das wenigstens im 16. jahrh. schon als nicht ungewöhnliches gegolten zu haben scheint: die uns das gelobte land in schönen mappen und tafeln fürmalen. Mathesius hist. Christi (1579) 1, 88ᵇ; und im 17. und frühen 18. jahrh. sich hält, wenn schon im kampfe mit charte, karte, das es später verdrängt: mappen in specie dicuntur tabulae geographicae, alias landkarten. Stieler 1242; mappen verstehen zu lernen, lasse sich niemand reuen, dann hiermit kan er durch die welt kommen, juvat impallescere mappis, his iter institues peregrinis tutus in oris. ebenda; die mappe von Frankreich, tabula geographica Galliae. ebenda; mappe, plur. mappen, charta geographica. Steinbach 2, 26; mappe, gebrauchen einige von landcharten, .. weil sie wie ein viereckiges handtüchlein aussehen, so lat. mappa heiszt. Frisch 1, 641ᶜ; das dazu gehörige verbum mappieren, karten entwerfen, bleibt noch länger: seine mutter muszt ihm nämlich die landkarte seiner kindlichen welt unter dem kauen mappieren. J. Paul Qu. Fixl. 91; eine himmelkarte, einen Elysium-atlas, den man davon mappierte. Tit. 3, 5; weil wir den planeten nicht mappieren und die einwohner nicht porträtieren können. Kampanerthal 56.
2)
mappe, die hülle, der steife einschlag für die landkarten: andere nennen auch eine thecam chartariam eine mappe. Frisch a. a. o., hat sich in der neueren sprache behauptet und seinen sinn erweitert, so dasz man jede steife gröszere tasche zur aufbewahrung von zeichnungen und schriften eine mappe nennt: der schüler geht mit seiner mappe in die schule, das mädchen trägt ihre mappe in die musikstunde; vgl.notenmappe, schreibmappe, schulmappe, zeichenmappe, zeitungsmappe;
die lieder und die cymbeln klangen,
die mappe lag auf seinen (des malers) knien.
Freiligrath dicht. 1, 148.
3)
mappe, auch von einem groszen bogen papier, für packen und einwickeln verwendet: die mapp, die mappe, charta deletitia, emporetica, macrocolum. Stieler 1242; und für concepte: mappe, charta deletitia, davon man das geschriebene wieder ableschen kan. Schottel 1361.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1615, Z. 30.

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Zitationshilfe
„mappe“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/mappe>.

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