Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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mar, m.

mar, m.
s. mahr sp. 1466.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1615, Z. 74.

mär, f.

mär, f.
kunde, erzählung.
1)
neben dem mhd. neutr. mære kunde, bericht, erzählung, geht, seltener gebraucht, ein fem. mære, gerücht, kunde, ruf, her, ahd. schon als mârî vorhanden (diu mâre mîner gratiae ... diu cumet verror. Williram 65, 6 Seemüller), das sich, das neutr. verdrängend und seine bedeutung aufsaugend, über die mhd. zeit hinaus hält, nicht so oft in der form märe, als in der versteinerten und formelhaft gebrauchten mär. der begriff des rufes, gerüchtes hebt sich dabei zuweilen noch deutlich heraus: rumor, mar, maͤr, mer Dief. 503ᶜ; weil mir die gute mehr zukamen, das e. k. m. dem evangelio geneigt were. Luther 3, 288ᵇ;
taub ist der, dessen gehör
die weitfliegend lautte mehr
deiner weiszheit nicht vernommen.
vgl. auch landmär sp. 125; mehr jedoch der der bestimmten kunde, erzählung, des mündlichen berichts: fabula mer, maͤr, mar Dief. 221ᵇ; die mär, bottschaft, nuntius, nuntium Maaler 281ᵇ; in den fügungen gute, neue, falsche, böse mär, mär sagen, bringen, mittheilen u. ähnl., wo in allen bestimmbaren fällen die pluralform hervortritt, welche, wenn das wort im 16. jahrh. auch als fem. gefühlt worden ist, doch deutlich auf dem mhd. neutralen plural diu mære fuszt: böse mär bringen, mala narrare, newe mär sagen, narrare quid novi Dasyp.; und als die mär erschollen, lief alles volk zu. Frank weltb. 190ᵇ; so bald solche mör erschollen und zu Rom angezaigt. Zimm. chron. 1, 4, 21; als dise mer im leger erschallen. 84, 14; teilet diese newe mehr noch zur zeit niemand mit, sondern halts in geheim, es ist gnug, das wirs wissen, sonst würden sie allzuweit auskomen. Luther 3, 401ᵇ;
von himel hoch da kom ich her,
ich bring euch gute newe mehr,
der guten mehr bring ich so viel,
davon ich singn und sagen wil.
8, 358ᵃ;
die selbig lieblich frölich mer,
von got gesant von himel her.
Murner luth. narr 2406,
er sagt wol also hübsche mer.
2646;
als bald er höret dise mer,
wie das der keiser zornig wer.
2694;
verdenbluͦt! das sein guͦte mer.
3720;
(wir wollen) forschen und fragen hin und her,
was für gut zeitung, newe mer
jetzt kommen sind ausz welschem landt.
H. Sachs fastn. sp. 1, 113, 427;
was bringt mein alte für new mär?
2, 94, 48;
o Herman, bösz mähr uberausz!
der scherg ist komen uns zu hausz.
96, 115;
o vatter, ich bring böse mehr!
150, 272;
der (kundschafter) sagten etzlich grausam mer,
wj das (gelobte land) nit zuͦ gewinnen wer.
doch ob der päsz (böse) sagt guͤte mher,
dj hört man billich on beschwer.
133ᵇ;
gut newe mehr ich dir verkündt.
B. Waldis Esop 1, 35, 20;
habt gut acht,
ob jr werdt hören newe mehr.
2, 4, 41;
da sprach der han: nun sag doch her!
er (der fuchs) sprach: es sind gar gute mer.
4, 2, 50;
ein andre zeit bringt andre mehr.
G. Gotthart zerstörung Trojas (Solothurn 1598) 2. tag, 7. act;
o höchster, mein gebet erhör,
das dir mein mund ohn falsche mehr
mit klarer wahrheit will fürbringen.
so wol dein gnadenohr, als deines zorns gehör
kont newlich meiner schand und sünden böse mähr
behend und wol verstehen.
330;
falscher zungen mähr.
171;
mähr von der verkündung der kirchlichen lehre:
ich volg der hailgen kirchen mer,
halt nichtzet wider göttlich ler.
auch in redensarten mit mehr verwischtem begriffe, und wie sonst ding, sache verwendet: also, da der bott darzu kam, vermaint er nit anders, dann er hette hecht in der legel, und die hecht im zuber weren überbliben; war gueter mer fro und zoch darvon. Zimm. chron. 2, 401, 36; was neuwer mer sein das, das du mir so baldt wider zu haus kumbst? Bocc. (1535) 140ᵃ;
bald klopft ich an mit ainem stain.
ain bartet man vas (fast) alt und greisz,
der thet mir auf und fragt mit fleisz,
wi ich allda verirret wer,
nach kürz bescheid ich in der mer.
strenger ritter, was mehr das sindt!
jr spracht, jr het nach mir verlangen,
und seidt vorhin mit lieb behangen,
darbei ich wol gemerken kan,
das jr mich wolt geeffet han.
H. Sachs fastn. sp. 1, 9, 302;
weil der könig von Cypern heüt
mit seim volk vor der statt jetzt leit,
will, man sol jhm die königin geben,
oder er wöll uns nemen das leben
und gwinnen das ganz königreich.
der mär bin ich erschrocken gleich.
J. Ayrer 397ᵈ (1997, 17 Keller);
noch jetzt mundartlich: was ist der mær (was geht besonderes vor)? wissen, sagen, was der mær ist, wie sich die sachen verhalten Schm. 1, 1634 Fromm.; tirol. was mêr? was der mêr ist; wist ir, was der mär ist, ir must sterben. Schöpf 421; fränk. waͦs ist der mehr? was gibts, wovon ist die rede? ebenda.
2)
üble bedeutung von mähr als unwahre erzählung tritt im 15. bis 17. jahrh. auf: fabulari mer sprechen Dief. 221ᶜ; mär suͦcht man in fabeln, die warheit aber in hystorien. Frank weltb., vorrede; das wörtlein mär wird zwahr ietziger zeit fast allein von falsch-ertichteten dingen genommen, hat aber vor weniger zeit noch ein iede geschicht-erzählung oder verkündigung bedeitet. Rompler vorrede 20;
vil leren wj man recht söl thon,
und ist jr leben weit davon.
ich halt jr sagen für ain mher,
und mich daran gar wenig ker.
dem truckses war die red vor mehr (hielt sie für geschwätz).
B. Waldis Esop 4, 20, 37;
zuletzt sprach er:
es ist nichts dran! sein lose mär!
32, 36;
ach dasz doch euer schade
euch noch zu herzen gieng! jedoch ihr habt kein herz.
es ist euch eine mähr, es ist euch nur ein scherz.
der saget neue mähr, der bapst sei luthrisch worden.
166.
3)
im späteren 17. jahrh. sowie in drei vierteilen des 18. jahrh. war mähr der schriftsprache nur noch aus dem vielgesungenen weihnachtsliede Luthers (oben 1) bekannt, sonst auszer gebrauch; Stieler führt es nicht auf, Steinbach, Frisch und noch Adelung als veraltet. zuerst wieder gebraucht scheint es bei Hainbunddichtern, und nachher öfter, immer in der bedeutung oben 1 und als singularform:
hört, ihr lieben deutschen frauen,
die ihr in der blüthe seid,
eine mähr aus alter zeit.
Stolberg 1, 162 (von 1777);
eilends thät die mähr erschallen
in der ganzen nachbarschaft.
255 (von 1779);
so bleibe doch noch einen augenblick,
um mir erst gute mähr zu sagen.
Göthe 12, 74;
Marthe. was bringt er denn? verlange sehr —
Meph.     ich wollt ich hätt eine frohere mähr!
151;
da hörten sie beide die traurige mähr:
dasz Frankreich verloren gegangen.
H. Heine 15, 54;
auch diese zeit ist längst vorüber, die kunde von ihr klingt fast wie die mähr von dem versunkenen eilande Atalantis. Immermann Münchh. 1, 15;
die sänger, die von hof zu hofe wandern,
sie sangen von der Hohenstaufen fall,
als wär es eine mähr aus alten tagen.
Uhland ged. 185.
vgl. weiteres unter märe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1615, Z. 75.

mär, adj.

mär, adj.
lieb, wert, der ausläufer des mhd. mære, das sich von der bedeutung 'bekannt, berufen' zu dieser gewendet hat; über das 16. jahrh. hinaus für die schriftsprache wenig nachweisbar (zu vergleichen sind als verwandte lautmer oben sp. 391 und unmär): kriegszknecht, den er so mähr und angenem war, das sich etlich selbs erstachen, als sie sein leich und todten leib ansahen vor leid. S. Frank Germ. chron. (1538) 24ᵇ; am längsten erhalten in der formel so mär als .., so lieb, so gern, so wol, wie; wie mhd.
swem daʒ leit ist, dâst mir alse mære.
minnes. 2, 158ᵃ Hagen;
ich haw eben so mär mit eim, als ich mit jm sauf. Fischart Garg. 94ᵇ;
wann aber nun kurzweil und freud
ist des gemüts arzney vor leid,
so hab ich so mär wollen schreiben
von lachen, alsz vil weinens treiben.
2;
dieweil wir warn am wünschen eben,
wünscht ich so mär den rechten butz,
weil mir eins wie das ander nutzt.
dicht. 3, 39, 77 Kurz;
die blinden haben selten geld,
sie bleiben mir gleich so mer dausz (spricht der wirt).
H. Sachs 3, 3, 74ᵃ;
ebenso mehr erstickt als erfroren, wenn es ja musz gehenkt sein. ebenso mehr in die hellen gerannt, als hinein gegangen. Lehmann floril. 2, 85; noch heute bairisch-österreichisch Schm. 1, 1635 Fromm.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1617, Z. 58.

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Zitationshilfe
„mar“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/mar>.

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