Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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masche, f.

masche, f.
macula.
1)
ahd. masga, masca, mhd. masche; alts. masca; mittelniederl. maesche, nnl. maas; ags. max, engl. mesh; altnord. möskvi, schwed. maske, dän. maske; über das deutsche sprachgebiet hinaus reichend in das littauische, mazgas knoten, zugezogene schlinge, lett. masgas knoten, knopf, wo auch das dazu gehörige verbum litt. mezgù mègsti stricken, besonders netze, verknoten, knüpfen, lebt, vgl. Fick² 536. masche ist ein uraltes gemeindeutsches, und darüber hinaus in die slavodeutsche zeit reichendes jäger- (und fischer-)wort, es bezeichnete, bevor es sich in den späteren und heutigen begriff verengte, die schlinge oder das netz selbst, in der sich das wild fieng, und wie im alts. masca sowol macula als plaga glossiert (plagis i. maculis. i. mascon Prudentiusgl. bei Hpt. 15, 520, 180), so steht ags. max gleichbedeutend mit net: (der jäger spricht) ic brede me max, and sette hig on stôwe gehäpre and getihte hundas mîne, þät wildeór hig ehtion, ôđđät þe hig cumon tô þâm nettan unforsceáwodlîce, þät hig swâ beón begryrnode, and ic ofsleah hig on þâm maxum. ags. gespräch in Leos übungsbuch (1838) s. 8; ahd. macula masgo glosse zu decipula falla Steinmeyer-Sievers ahd. gl. 1, 509, 10.
2)
masche für netz, als nachklang dieser ältesten bedeutung in der jäger- und fischersprache noch bisweilen, vgl. ledermasche oben sp. 495; masche, schlinge zum vogelfang, dohne. Adelung; als mäsche, mesche (vgl. dazu nr. 3): mäsche, schlinge, done vögel zu fangen, tendicula Frisch 1, 647ᵇ (aus Kraiszer jus venandi, aucupandi et piscandi in Bavaria); auch das pfälzische die maschen (sing.), bair. moschen, muschen, muschel hängekorb aus bast oder stroh geflochten (Schm. 1, 1679. 1681 Fromm.) meint eigentlich das netz.
3)
masche, gewöhnlich nur die einzelne garnschlinge, aus deren vielen ein netz besteht; mit einer seltenern neutralen nebenform mäsch, mesch (auch das ags. max oben 1 ist entweder neutrum, oder masculinum wie altnord. möskvi): macula ein mesch an einem fischgaren Dief. 342ᵃ (oberdeutsch); das mäsch, ein loch, eines fischgarns oder netze macula, ein garn oder netze mit groszen und weiten mäschen retegradi macula Maaler 281ᶜ; im übrigen fem.; als mesche, mäsche: macula ein mesche oder loche des netzes, jägergarns Dasyp.; bair. die mäschen masche Schm. 1, 1679 Fromm.; mäsche nennt der seiler das öhr, welches zu anfang eines bindfadens gemacht, um den haken des vorderrades gewickelt, und woran der faden ferner gesponnen wird. Jacobsson 3, 28ᵇ; als masche:
ein netze daʒ was ûf daʒ tach
von kleinen berlîn getragen:
die maschen alse wît geslagen
als ein hant an der breite hât.
Trist. 280, 2;
maschen, netzloch, macula Schottel 1362; ein garn mit langlichten maschen aufnehmen oder anfahen. jagts-ergötz. 1, 8; ehe und bevor man ein garn anfahet zu stricken, musz man wissen, wie lang und breit dasselbe, ingleichen wie grosz die maschen sein sollen, damit man nicht an einem garn, womit man kleine vögel fangen will, so weite maschen mache, als wie sonsten bei groszen garnen vonnöthen ist. 14; kleine fischlein, die durch die maschen hinaus schlupfen. 88;
schön wohl ist es zu fischen am abende, wann die lagune
blitzt, und das schimmernde netz vom hangenden meergras funkelt,
jegliche masche wie gold und die zappelnden fische vergoldet.
Platen 124;
tastend prüfte seine (des zugnetzes) maschen
ein barfüsziger gesell.
Freiligrath dicht. 1, 15;
(die fischer) lösten die verschlungnen maschen,
warfen dann das netz vorsichtig
in den grund und hobens sorgsam.
Scheffel trompeter 117 (7. stück);
der plur. maschen für netz:
nicht den tausendsten theil verdrosz es Vulcanen, sein weibchen
mit dem rüstigen freund unter den maschen zu sehn.
Göthe 1, 289;
schönes silfchen, dich zu haschen
spannen ihre seidnen maschen
liebesgötter lüstern aus.
4)
masche ähnlich an einem lockeren gewebe: gewässertes seidenzeug. dieses wird erst in riefen oder maschen gewoben, oder gestrickt. Göthe 55, 58; so linde wie honigseim ist es, dem belagerten ausgehungerten herzen einen allmächtigen ersatz zu schicken, und der verhüllten seele eine masche in den dicken nonnenschleier gröszer zu reiszen. J. Paul Siebenk. 1, 14; die maschen eines panzerhemdes; masche am panzer. Frisch 1, 647ᵇ.
5)
masche beim stricken eines strumpfes: masche, diejenige verschlingung um die stricknadel, woraus das gewebe eines strumpfes oder dergleichen entstehet. man hat rechte und linke maschen. Jacobsson 3, 28ᵃ; es ist eine masche am strumpf aufgegangen, macula soluta foramen fecit. Frisch 1, 647ᵃ; wenn ich sie oft ansehe, so lasse ich maschen fallen. Kotzebue dram. sp. 2, 189; nahm ihr gestrick, um ... noch ein paar maschen abzuthun. Rückert 157;
oft verfehl ich die masche.
Voss 4, 183.
6)
masche in der modetracht des vorigen jahrhunderts: masche heiszt eine von allerhand buntfarbigem, auch weiszem oder schwarzem bande geknüpfte oder geheftete schleife, deren sich das frauenzimmer zum kopfputz auf den haaren bedient. Amaranthes frauenz.-lex. 2112; auch allgemeiner:
kein band war ihr zu lieb, sie schenkt ihm manche masche
bald auf den festtagshut, bald auf die hirtentasche.
Rost schäferged. 93;
ihr schuh ist niedrig stumpf, mit aufgesteifter lasche,
und eine schnalle stralt anstatt des bandes masche.
Zachariä 1, 23 (renommist 2, 157);
kärntnisch noch masche seidenband, bandschleife Lexer 187.
7)
masche bildlich, anlehnend an 3—5: unser redseliger Sokrates, der es sich in der that sauer genug werden liesz, die masche die er auflösen wollte, so stark er nur konnte zusammen zu schnüren, und mit so vielen neuen, in einander verwickelten knoten zu verstärken. Wieland 36, 162; die glaubensvereiniger wollen hier und da von den begriffen etwas abzwacken, hier und da die maschen der worte so lange erweitern, sie so unbestimmt und weitschichtig machen, dasz sich die begriffe, ihrer eigenen verschiedenheit ungeachtet, noch zur noth hineinzwängen lassen. Mendelssohn Jerus. 2, 137.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1694, Z. 36.

mäsche, f.

mäsche, f.,
s. masche 2 und 3.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1695, Z. 71.

vermasigen, verb.

vermasigen, verb.
beflecken, mhd. vermâsigen, vermasigen contaminare Dief. 146ᵃ; vermaszgen maculare 342ᵃ; vermäszgen maculare nov. gloss. 243ᵃ, nhd. vermaszge polluo Dasyp. 123ᵃ. 217ᵃ; vermaszgen geschenden Maaler 425ᵇ, vermaszget contaminatus, inquinatus ebenda; vermaasagen verwüsten, versudeln, commaculo Calepin (1570) 280; conspurcare 324: den reinen sind alle dinge rein, aber den vermasgeten und ungelöubigen ist nüt rein, sondern jr gemüt und gewüszen sind vermasget. Zwingli 1, 7; aber so sie (die seele) in leib kompt, so würt sie vermosiget und wüst. Keisersberg Marie himmelf. 11ᵃ; das yngat in den mund des menschen vermasget in nit. Zwingli 1, 23; unsre dienst sind so vermasget, dasz sy by gott nütz wert sind. 2, 9; gott der beware üch, dasz ir in sinem willen farende unser vordren eer unvermasget behaltind. 2, 5; (Arnold von Brescia) hat in kurzen ziten alle biligende landtschafft mit siner ler vermaszget. Tschudi 1, 66; auch die so iren adel geschwächt oder vermaschget. 1, 157.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1893), Bd. XII,I (1956), Sp. 844, Z. 72.

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Zitationshilfe
„masche“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/masche>.

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