Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

maszleidig, adj.

maszleidig, adj.
1)
abneigung gegen speise empfindend: maszleidig, denen der magen entrichtet ist, dissoluti stomachi Maaler 284ᵈ; ist eine heilsame speis und arznei den maszleidigen schwangern weiben. Tabernaemont. 478; hernach stunde ich und sahe mit verwunderung zu, wie so wenig und langsam theils gäste aszen, gleichsam als wann sie nichts gutes vor sich stehen gehabt. behüt mich gott, dasz ich die menschen den mastschweinen nicht vergleiche, aber gleichwol waren hier theils schmerwänst eben so maszleidig als jene: sie saszen hier überm essen, und wurde doch bei so köstlichen speisen nichts weniger contentirt als der geschmack. Simpl. 3, 354 Kurz; hat sich ein pferdt verstoszen, so wirdt ihm die zung und das maul trucken, und wirdt ganz maszleidig. Albrecht rossarzn. 102; wenn er (der bär) maszleidig ist, friszt er omeiszen und bringt sich damit wider zurecht. Plinius v. Heyden (1584) 162; mit gen.: die Juden waren des himelbrots maszleidig. Keisersberg sünd. d. munds 4ᵇ.
2)
in allgemeinerem sinne überdrüssig, unlustig zu irgend etwas, mit gen.: maszleidig und eins dings verdrossen, pertaesus, fastidiosus Maaler 284ᵈ; wann du (gefallsüchtige) dich zierest vor eim eeman, der begeret dein nit, wann er ist sein fol und ist sein maszleidig worden, da schat dein zierung nit. Keisersberg brösaml. 1, 97ᵃ; (die jungen gesellen und pfaffen) hungert gegen dem, des jener maszleidig ist. ebenda; die lere, der jr maszlaidig seind. geistl. spinnerin 61ᵃ; es ward der alten angst, dieweil sie verstunde, dasz er das schmeichlen merkte, sahe darbei, dasz er maszleidig dieser reden war, und sich darwider setzet. b. d. liebe 211ᵈ; in der form maszledig: die hat studenten und andere, die ir gefallen, einzogen und nach der haut gebraucht. so sie dann eins maszledig worden, .. so hat sie dann den gueten gesellen (durch eine falle ins wasser) schnappen lassen. Zimm. chron. 1, 440, 8; für den genitiv ein inf. mit zu: er ist ze kriegen maszleidig worden, cepit eum taedium belli. Maaler 284ᵈ.
3)
auch ohne solchen genitiv, verdrossen, verdrieszlich: fastidiosus maszleidig l. unwirsch Dief. 227ᵃ; der frasz und der unkeusch haben leiden, wan sie werden geletzt von iren unreinen werken, sy werden blöd und verdrossen und maszleidig. Keisersberg narrensch. 95ᵃ; dann sie alsbald wider unlustig und maszleidig werden. Ryff schwang. frauen rosengarten (1569) 59ᵃ; so beseicht er (der fuchs) seinen schwanz und schwingt den für und für den hunden durch die schneuggen, mit welchem übertrang die hund maszleidig stond ab von jrem jagen. Forer thierb. 56ᵃ; sintemal wann man den gäulen nicht zu solchen stunden ein erluftigung, külung und erfrischung schaffet, wird die mittagsonnig hitz, so darein (in den stall) scheinet, und die wärm desz mists, der im stall ligt, und der athem und die pfrengnusz von pferden, die darinn stehn, sie also schwitzen, schwach, maszleidig und erschlagen machen, ols ob sie am pflug zügen. Sebiz feldb. 27.
4)
von dingen, verhaszt, überdrusz erregend: dise bewärnussen will ich nit mit gröszerer vile unwert oder maszleidig machen: dann sy allein gnuͦg sind unsere erste schluszred ze bewären. Zwingli 1, 178.
5)
maszleidig, im norden nicht verstanden, lebt heute vorzüglich noch im bairischen und alemannischen sprachgebiet: bair. maszlaidig, satt, überdrüssig eines dinges Schm. 1, 1662 Fromm.; ebenso tirol. maszleidig Schöpf 426; alem. maszleidig, überdrüssig, unwillig, verdrieszlich Stalder 2, 200; maszleidig, maslâdig Tobler 312ᵇ; maszlaidig, überdrüssig, mismutig, unwillig, unwirsch, verdrieszlich Seiler 204ᵇ; schwäb. masleidig Schmid 376, ebenso im Elsasz; und schriftsteller dieser heimat verwenden das wort auch in der schriftsprache: maszleidig und nachlässig in seiner arbeit. Pestalozzi 12, 344; (da) der mensch ob allem, was er einseitig und unnatürlich treibt, am ende maszleidig wird. 350; maszleidig schleppte Mareili sie (die erdbeeren) ab. J. Gotthelf erzähl. 3, 279.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1747, Z. 63.

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Zitationshilfe
„maszleidig“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/maszleidig>.

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