Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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matz, m.

matz, m.
koseform von Matthäus, auch Mattês, Maths: vgl. Wackernagel kl. schriften 3, 169; in allgemeine bedeutung gekommen, ähnlich wie Hans, Heinz, Kunz, so dasz in einigen verwendungen selbst die erinnerung an den personennamen untergeht.
1)
als name für irgend einen nicht näher bezeichneten, und hier schon auf der grenze zum appellativum: Matz, werfs der Metzen zu (ein gesellschaftsspiel). Garg. 165ᵇ (spielverzeichnis 117); mit verächtlichem beisinne, gleichsam als name eines niedrigen oder thörichten menschen, in der redensart ich will Matz heiszen, oder heisz mich Matz, wenn es nicht so ist (vgl. Hans heiszen in ähnlicher verwendung th. 4², 458), in Leipzig ich will Matz hêszen, wenns nich so is. Albrecht 167ᵃ; im gegensatz zu einem andern Hans heiszen (th. 4², 456): diejenige .. welche zwar verstands gnug haben und doch der weiber herrschaft sich unterwerfen, denen geschicht an sich selbsten recht, dieweil sie denselben das salzfasz alleine lassen und ihnen damit die mäuler also zanger und herbe machen, dasz man frische heringe darinnen einsalzen könte, und er allzeit Mattes vor Hans heiszen musz. Simpl. 3 (1695), 768 (seltzame traumgeschicht von dir und mir); frau mutter sie ist auch wie Matz — sie pimmelt und treibt sie keine noth darzu. frau schlampampe 47. niederdeutsch hiesz mester Matz auch der henker. d. städtechron. 16, 223, 3928.
2)
auch mit örtlichen zusätzen: wie sitzt ihr denn wie Matz von Zeitz, als wenn ihr kein maul hettet. engl. comöd. 1, Cc 8; da stund ich mitten in einer wildnus wie Matz von Dreszden, beides ohn speisz und gewehr. Simpl. 2, 82 Kurz (1, 5, 17); (die zeitschrift patriot ist ein) heuchlerischer pharisäer; Matz von Dreszden; Pasquinus; prahlhans; ein narr, ein verstockter narr. Richey patriot 3 (1729) 433; und anderen:
du bist Matz Klumpe doch von Zwoche.
le jouvanceau charm. sign. Schelmuffsky 36;
der grosze Louys kam aus Frankreich gezogen,
mit seinen, couragen, soldaten:
er ist den Holländern ins nest eingeflogen,
als sie, wie Matz Pumpen, da satten.
ped. schulfuchs 209,
vgl. Matz Pump, ein einbildischer narre. brem. wörterb. 3, 138; Matz Klos, rusticus, agrestis, Matz Narr, stolidus Stieler 1250; gern obscönen, wie Matz Fotz: Matzfotz, timidus ebenda; niederd. Matz Fot, Matz Füsel, ein weibischer kerl. brem. wb. a. a. o.; der Fuckher sprach zue dem schreiber: botz, woher du Mathes Fotz, wie kommen wir da zuesamen, mein, wie ist dir gestern zue nacht dein weib heim kommen? Adrian mittheil. 314 (von 1629); Matz Fotz von Dresden. Kehrein 274 (westerwäldisch); niederd. Matzfotts von Dräsden Danneil 133ᵇ; und daraus ein appellativum die matzfotz, einfältiger, feiger mensch, stärker die matzfotz von Dresden ebenda; Herlitz hat (bei der aufführung der Emilia Galotti in Berlin) den schwachen Hettore zu einer matzv — gemacht. so schwach haben sie ihn nicht haben wollen. Nicolai bei Lessing 13, 384; ähnlich ist Matz Pumpe, Matz Tasche, mit gleichem verlauf: matzpompe et matztasche, illiberalis, impurus, insulsus Stieler 1250; nun ihr maztappe, versetzte Vulpia, macht fort, ehe der wein kalt wird. unwürd. doct. 346; wann ich so einen albern Matzplumpe bekäme, ich wollte es ihm nicht besser machen. 374; Matz Deute (die verwendung der deute oder düte in obscönem sinne liegt nahe):
ei sapperment, was hat sie denn vor noth,
dasz sie flugs pimmelt wie Matzdeute?
le jouvanceau sign. Schelmuffsky 57.
3)
als zweites glied von zusammensetzungen, wo es ähnlich wie Hans (th. 4², 457 unten) gebraucht wird: hosenmatz, von knaben gebraucht, welche die ersten hosen tragen. leiermatz. lumpenmatz, lumpensammler. scheiszmatz. gauchmatz. plaudermatz. Wackernagel kl. schrift. 3, 169; scheiszmatz, cacator, stultus concacatus. steifmatz, tyrotarichus. tallmatz, dicaculus, inaniloquus, nugax Steinbach 2, 31; sächs. hemdenmatz, ein kind, das nur mit dem hemd bekleidet ist. Albrecht 167ᵃ; s. auch dreckmatz th. 2, 1359; lirumlarumleiermatz oben sp. 1061, u. a.
4)
matz, ganz appellativ geworden, als scheltwort für einen feigen, weibischen oder auch thörichten kerl; wie niederd. maz, ein einfältiger mensch, aber nur im gutmütigen sinne gebraucht. Schambach 132ᵃ; er ist ein rechter matz, homo nullius pretii, vilis, stupidus, inhonoratus, inglorius, nullo numero est. Stieler 1250; Leopold von Dessau pflegte zu sagen: ein soldat ohne gottesfurcht ist nur ein maths. Varnhagen Leop. von Dessau, denkwürdigkeiten 8, 169; narren und blinde können als matsen immerhin auf dem bettelgelde und golde liegen. leyermatzs lustiger correspondenzgeist (1668) 144; ich bin ein esel und ein rechter spitzbube von hause aus, ich elender schlingel. o ich racker allzumal, und verflucht-bekannter alter höllenbrand! sollte man mich denn nicht entzweisägen und braten, mich teufel, mich matz und vieh! J. Paul uns. loge 1, 121;
der pfaff ist rasend ganz und gar,
läuft wie wüthig hinter mir drein.
ich führt ihn drauszen zu den schwein;
sperrt maul und nasen auf, der matz,
als ich ihm sagt, er wär am platz.
Göthe 13, 71;
der gröszte matz kocht oft den besten brei,
weisz er den gut zu präsentiren
und jedem lind ins maul zu schmieren,
fährt er ganz sicher wohl dabei.
soll je das publicum dir seine gnade schenken,
so musz es doch vorher als einen matzen denken.
57, 262;
matz sein, dumm, thöricht sein: die beim trunk witzig sind, die seind gemeiniglich mattes wann sie nüchtern seind. Lehmann florileg. 1, 778, wol mit bezug auf das adj. matt; den matzen im ermel behalten, den narren nicht heraus kehren: dasz einer den matzen besser kan im ermel behalten als der ander. 548.
5)
matz auch die narrenspossen, thörichtes betragen, namentlich im dimin. mätzchen und in der formel mätzchen machen, possen treiben: mach keine mätzchen!; er machte der gesellschaft seine mätzchen vor; auch das pferd macht mätzchen, bäumt sich; die schauspieler nennen mätzchen machen das übertriebene herausarbeiten einer rolle. in Schlesien sich einen matz machen, eine lustbarkeit. Weinhold 61ᵃ.
6)
matz, mätzchen kosename für thiere, besonders kanarienvögel, raben, krähen, die man mit solchem namen lockt; niederd. matz zuruf der knaben an einen gezähmten vogel, auch mätzken. Danneil 133ᵇ. matz auch der staar, vgl. staarmatz: unter die flügeldecken der insekten und in den schnabel des matzes. J. Paul uns. loge 1, 61; konnte Gustav gar nicht zu weinen aufhören und wollte ihm seinen matz herauslangen und schenken. 78; ein langzöpfiger pedell schritt ein, und fragte nach dem vogler, und einen abgerichteten staar für seine magnificenz. sie .. bat ihn, sich den matz herauszufangen. leb. Fibels 32. in Leipzig ist das dimin. mätzchen auf ungeziefer gewendet: das kind hat mätzchen. Albrecht 167ᵇ.
7)
bergleute nennen matz (wol mit bezug auf matt) matte zeuge, untüchtig zinn u. dgl. Frisch 1, 652ᶜ. vgl. matzhammeln.
8)
im östlichen Mitteldeutschland heiszt die geronnene milch der matz, sonst die matte (s. d. sp. 1763). vgl. unten matzkuchen; sonst zähe masse in den augenwinkeln, augenbutter: matz in augen, gramiae. Dasyp. vgl. dazu matzer.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1768, Z. 33.

matze, f.

matze, f.
geflochtene decke, die oberdeutsche, namentlich bis zum 16. jahrh. viel gebrauchte form von matte, vgl. sp. 1763: matta, matz, matzen Dief. 351ᶜ; plecta matz 441ᶜ; teges matz 575ᵃ; matze, matta, storea, teges, tegeticula, tegillum Dasyp.; matzen, ein decke von strouw, höuw, geflochten, matta, storea, stibadium, trulla Maaler 284ᵈ; ir cleider worent uszer loube und grase gemaht also questen und matzen. d. städtechron. 8, 317, 17; under denen (armen) was einer, der het numen ein matz, und leit die halb under sich, und die ander halb uber sich, wann es was vast kalt und winter. und in der nacht stuͦnd diser mit der matzen uff. Keisersberg bilg. 67ᶜ; ain ander bruder was, der wär auch gern gangen als ain priester, er hett ainen kurzen rock an als ain laienbruͦder, da gieng er und nam ein matz und naͤet sy an den rock und gieng also mit der matzen darafter zeteren. spinnerin 1510 e 3ᵇ; er heftet an seinen kurzen rock ein stück von ainer matzen, die jm lang nach ketschet. häslein Cc 7ᵇ; da henket er ein stück von einer alten matzen an sein rock, ging hin und har, lugt also hinder sich, wie im der schwanz anstünd. narrensch. 125ᵃ; von dem den da fror under der matzen und die füsz von im strackt. 168ᵃ; soltest du auf einer matzen ligen, sie wer dir zu hart. brösaml. 107ᵃ; alle matzen und bretter, die er in der kirchen fand. Pauli schimpf 10; daraus machen die Spanier tapeten, sergen, matzen, seile, körbe und andere geflochtene instrumente. Tabernaemont. 549; man macht aus den lieschkolbenblättern matzen vor die bett und in die gemach. 559; solch wasser thu inn ein kleins gläszlin, vermachs und verbinds fleiszig zu, und stells inn saubere und reine matzen. Sebiz feldb. 425;
und wann die hundsztag fulen ein,
so sah man jn dort sitzen
halb nackend bei dem kuͤlen wein
und den wein von sich schwitzen,
streift seine ermel hinder sich
und streckt sich auf die matzen.
Garg. 10;
später noch in kaufmännischer sprache: matzen, ballen Jacobsson 6, 531ᵇ (von der verpackung durch matten, vgl. mazestück stück packtuch in der landschaft Basel Seiler 205ᵃ); und mundartlich: die matzen matte, decke, aus stroh, binsen und dergl. geflochten Schm. 1, 1702 Fromm.; alemann. ist mäzzi grobes tuch von wolle und lein Stalder 2, 204.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1770, Z. 3.

matze, m. und f.

matze, m. und f.
das ungesäuerte brod, das die juden zu ostern essen (hebr. mazzâh): azymus judenmaczs Dief. 64ᶜ; polenta matz 444ᵃ; in Baiern der matzen das ungesäuerte brod, auch ungesalzener, geschmackloser teig Schm. 1, 1701 Fromm.; dasz beide .. den opferkuchen oder matzen auf den brandopferaltar des tisches legten. J. Paul Qu. Fixl. 80; die matze Campe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1770, Z. 44.

mätze

mätze,
s. metze.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1770, Z. 51.

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Zitationshilfe
„matz“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/matz>.

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