Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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maudern, verb.

maudern, verb.
kränklich, verdrieszlich sein: o du nasses mauderndes reigengeschlecht, o Hänszlein Unlust. Fischart groszm. 55; auch reflexiv: vor kaltem luft und regenwetter soll man allwegen die jungen pfawen wol bewaren, dann sie henken die flügel bald und maudern sich. Sebiz feldb. 116. das verbum gehört dem alemannisch-bairischen sprachgebiete an: schwäb. maudern, stille, traurig sein, insonderheit vor einer noch nicht entwickelten krankheit Schmid 379; schweiz. mûdern trübe, dunkel aussehen, das wetter mudert, wenn der himmel des glanzes beraubt ist oder dicke nebel von den bergen herunterhängen, von menschen sauersichtig sein, kalmäusern, von vögeln, wenn sie ein rauhes polstriges ansehen haben, ihren gesang zurückhalten Stalder 2, 216; mûdera Tobler 325ᵃ; bair. maudern, vom wetter, vom körperlichen wolbefinden, eine bevorstehende änderung ins schlimmere wahrnehmen lassen: s weder maudert oder maudert sich, s kind maudert Schm. 1, 1670 Fromm.; tirol. maudern schmollen, vom wetter trübe, unfreundlich werden Schöpf 428; kärntn. maudern, mäudern, kränklich sein, sich unwol fühlen, besonders vor dem ausbruche einer krankheit, das wetter maudert, wenn es sich weder zum regnen noch schön werden entscheiden will Lexer 187. ein maudern in anderer bedeutung ist ebenfalls alemannisch-bairisch: mûdern, knurren, von katzen und menschen Stalder a. a. o.; mûdera von katzen schnurren, knurren, von menschen schnarchen im schlafe Tobler; maudern murmurare, mussitare Schm. (voc. von 1618); die weitere daselbst gegebene bedeutung mit einem aus verdrusz gar nicht oder nur brummend mit ihm sprechen, schmollen, weist auf die ursprüngliche gleichheit beider verben hin.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1772, Z. 11.

maut, f.

maut, f.
1)
zoll der von anderswoher verführten waaren erhoben wird, und zollstätte; ein wort des bairischen sprachgebiets, mhd. mûte:
er sprach: ich füere kein guot
da von man mûte süle gern.
Biterolf 855;
telonium mawt, maute, mauten Dief. 575ᶜ; theolonium maut nov. gloss. 360ᵃ; maut, portorium, vectigal ex mercibus Stieler 1259; plur. die meut, vgl. unter mautner; was wir hingeben oder verkaufen auf dem markh zu Melkh, da geben wir dhain zol nicht von, noch dhain maut. weisth. 3, 686 (Österreich, 15. jahrh.); das wier frei sein in dem landt zu Österreich fuer zol und fuer mauth auf wasser und auf landt. 687 (von 1460); auch haben wier das recht, was wier zu Ibs, zu Melkh antragen oder kaufen, da geben wir auch chain maut davon. 693 (von 1493); den zoll oder maut. Schumann nachtbüchl. 2, 4ᵃ; ich gedachte bei mir, o mich glückseligen! so ohne mauth nach Mauthern (ort in Niederösterreich) angelangt, ich wuste aber nicht, dasz daselbst das geschick und das unglück meiner wartete, indem ich etliche monat hernach daselbst nemlich zu Mauthern wider meinen willen genugsame mauth bezahlen und abrichten muste. Abele unordn. 3, 39;
zu Baden (in Österreich) kan man frischen
die aüglin trefflich wohl,
Amor sich thut drein mischen,
hat auch sein mauth und zoll.
anonymus bei Opitz (1624) 176;
im sinne von zoll, abgabe, steuer:
der adel muͤst dir geben maut
von zehent, gült, und was er bawt.
Soltau volksl. 237 (von 1519);
in der form maute:
der blutgeist der neuen mauthe mit täglicher schröpfung,
die so viel säfte verzehrt und dabei so wenig gewinn giebt.
Seume ged. 136;
in der bedeutung eines judenzolls auch in die kanzleisprache Kursachsens übergegangen, aber als masc. (wie zoll): ob zwar die judenweiber auch dero knechte biszher nur die helfte des mauths gegeben. judenordn. von 1682 in der stadt Leipzig ordnungen (1701) s. 155; vergl. dazu mautzettel. obwol das wort in einer urkunde Ludwigs von 837 bereits als deutsches bezeichnet wird: nullum theoloneum, neque quod lingua theodisca mûta vocatur, aut portaticum aut pontaticum. du Cange von Hentschel 3, 590ᶜ (vergl. dieselbe fassung einer urkunde von 889 bei Schm. 1, 1687), so wird es doch nichts als lehnwort aus dem mittellat. muta sein; dies letztere, in der gleichen bedeutung von maut in späteren urkunden häufig (s. auch Haltaus 1333), läszt sich freilich früh nicht nachweisen, doch darf es dessen ungeachtet als ein frühes mittellat. wort gelten, da es sich im 11. jahrh. schon zu mehrfacher bedeutung ausgebildet hat: muta, muda, neben mutatio und mutaticum, pretium quod datur pro mutatione praedii du Cange a. a. o. (zuerst aus einer urkunde Philipps I. von Frankreich vom j. 1079), und es steht gerade diese bedeutung der eigentlichen von maut sehr nahe, welche auch den übergang eines besitzes, nunmehr einer handelswaare, aus einer hand in die andere voraussetzt. dasz man maut im 15. jahrh. als fremdwort noch fühlte, dafür könnte die versuchte verschiebung des dentals sprechen: telonium mauszen Dief. 575ᶜ. das goth. môta zoll hängt mit maut nicht zusammen.
2)
maut, das was der müller vom gemahlenen getreide als mahllohn für sich nimmt, die mühlmetze. Schm. a. a. o.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1835, Z. 4.

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Zitationshilfe
„maudern“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/maudern>.

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