Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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maus, f.

maus, f.
mus.
1)
der name des thieres ist bekanntlich über die indogermanischen sprachen verbreitet: sanskr. als masc. mûsh und mûsha, als fem. mûshâ und mûshî (von mush stehlen), griech. μῦς, μυός (für μυσος), lat. mûs, mûris, altslav. myši, ahd. mhd. alts. ags. altnord. mûs (im goth. nicht bezeugt). das wort folgt der declination der i-stämme, und wie im ags. der gen. dat. sg., nom. acc. plur. mŷs, so lauten dieselben casus ahd. mûsî, später mûse: similitudine ursi et muris, in gelîchenisse perin unde mûse. Notker ps. 103 (Hattemer 2, 372ᵇ); mhd. ist davon der plur. miuse, nhd. mäuse übrig, aber die singularcasus sind dem nom. acc. mûs, maus gleich geworden, so weit nicht in der formel der blinden miuse spiln, der blinden mäus spielen hier wirklich noch der alte umgelautete gen. sing. erscheint, da hier an einen plural nicht zu denken ist (vergl. unten nr. 3, g und unter blind th. 2, 122): spielt sie (die sonne) der blinden mäusz unter den wolken. Fischart groszm. 22;
nu wol wir der blinden meus spieln.
Heros ird. pilger 1562 19ᵇ.
die stammform mit umlaut zeigt sich auch noch an einer gröszeren anzahl unten folgender zusammensetzungen (wo, wie bei mäuseloch, mäusezahn u. a. kein plur. mäuse vorliegt), unumgelautet in mausefalle, mausekopf, mauseloch, mausetodt u. a., gekürzt zu maus- in mausstill, maustodt u. a.
2)
maus im eigentlichen sinne: mus, musz, mus, maus, mausz Dief. 372ᶜ; die mausz, mus, sorex, bauwrenmausz, mus rusticus, stattmausz, urbanus mus, väldmausz, mus rusticus Maaler 285ᵇ; diese sollen euch auch unrein sein unter den thieren, die auf erden kriechen, die wisel, die maus, die kröte, ein jglichs mit seiner art. 3 Mos. 11, 29; alle arten von mäusen, als hausmäuse, feldmäuse, waldmäuse, haselmäuse, spitzmäuse, wassermäuse und fledermäuse. Wieland 6, 11;
die maus, die maus, die maus
musz sterben und verderben,
die kleinen mäus, die groszen mäus, die haselmäus,
die wassermäus, die hausmäus, feldmäus, spitzmäus, fledermäus,
sie müssen alle sterben und verderben.
Hoffmann gesellsch. lieder nr. 175, s. 260;
als genäschiges ungeziefer in haus und hof:
ein hülzen hausz vol ratzen, meüsz,
zurissen gwandt, vol flöch und leüsz.
H. Sachs fastn. sp. 1, 28, 198;
so fressen mir mein brot die meusz,
und peining mich die haderleusz.
121, 223;
eine welke rübe,
da die mäuse den zippel abgebissen haben.
Chr. Weise erzn. 170 Braune;
eine maus nagt, knabbert, raschelt, pfeift, piept; die mäus kerrent wenn der môn vol ist, aber dâ zwischen bestumment si. Megenberg 153, 8; ihre farbe ist das grau (vgl. unten mausgrau):
verwünscht sei heut mir dieses schimmels (pferdes) glanz, ..
könnt ich ihn mit dem grau der mäuse decken!
H. v. Kleist prinz Friedr. v. Homburg 2, 8.
3)
in zahlreichen vergleichen, bildern, redensarten, sprichwörtern, wie maus auch ein in der fabel viel geschildertes thier ist.
a)
nach dem treiben und den gewohnheiten einer maus heiszt es nagen, rascheln, still sein, flink sein wie eine maus: dieser (der schuldige) verrieth sich selbst wie eine maus. polit. stockf. 27; fahren sie nur fort, und erzürnen sich nicht; ich will so still sein wie eine maus. Wieland 11, 70; nur ist er der landesart so kundig, weisz alle gänge und schliche im gebirg, dasz er so wenig zu fangen ist wie eine maus auf dem kornboden. Göthe 8, 96;
sie wâren stille sam ein mûs,
die ûffe der burge wâren.
livl. chron. 5980;
hört, hört! der negt gleich wie ein mausz.
H. Sachs fastn. sp. 1, 138, 181;
alsbald wurden still wie ein maus.
werke 1 (1558) 514ᶜ;
der pfeifer schwieg als wie ein maus.
L. Sandrub kurzweil (1618) 92;
von begierden aufgezehrt,
so still wie eine maus zu liegen.
Wieland 21, 327;
auch war der letzte, wie eine maus,
fort! wohl zur hinterthür hinaus.
Göthe 47, 76;
einen hohen grad von nässe bezeichnet nasz sein wie eine gebadete maus, vgl. dazu unter baden 12, th. 1, 1073:
vallet ab dem pfærde lanc
in die lachen hernider,
sô hilft man eu auf wider,
sô seit ir naʒ als ain maus.
ges. abent. 2, 545, 449;
jeder heim dauchet in sein hausz,
eben wie ein getaufte mausz.
H. Sachs 5, 307ᵇ;
ach! seht, nun führt man mich hinaus:
hier bringt man mich, den armen sünder.
ich zieh, wie die gebadte mausz;
es lachen drüber alt und kinder.
Hoffmannswaldau auserles. ged. 6, 23;
in einem bilde: kam so weit hinein (ins schlemmen), dasz alle schenken und was er in barem gelt mit im dahin bracht, in nasser war und guͦten biszlein dahin gienge, noch muͦszt die maus basz getauft werden. er macht dem würt bei den acht gulden an die wand. Uhland volksl. 620; das verhältnis zwischen katze und maus, vergl. th. 5, 283 oben; wenn die katze satt ist, schmeckt die maus bitter, semper abundantes pariunt fastidia mensae. Steinbach 2, 34; es will nit glücken mit mäusen katzen jagen. S. Frank parad. 151;
als die katze mit der mûs
spilten die Oselêre:
den Sweden wart iʒ swêre.
livl. chron. 1230;
mir geht es wie der katze mit der maus (Mephistopheles zum herrn).
Göthe 12, 24.
b)
spottend werden nach ihrem gebahren menschen so genannt: gehet hinen und wecket jn auf (Holofernes), denn die meuse sind eraus geloffen aus jren löchern, und sind küne worden, das sie uns nu angreifen thüren. Judith 14, 11; armselige mäuse, die gleich verzweifeln, wenn der hausherr eine neue katze anschafft! Göthe 8, 242; als nun die menschen unter den flammen wimmerten und jammerten, rief bischoff Hatto: hört, hört, wie die mäuse pfeifen! Grimm d. sagen nr. 242;
das dar (getraue ich) von Burgunden jähen,
sein gelt hat verfüret etliches ere, ...
on müwe, kostung und arbait
was die maus in der fallen!
Liliencron volksl. 2, 51, 324;
wenn sie (die stürmenden) sehen einen platz oder lücken .. ledig und ohne besatzung, ist gewisz der mausz daselbst gestellet (dem feinde eine falle gelegt). Kirchhof mil. disc. 185.
c)
sprichwörtliches. mulgere hircum, mit meuszen zuͦ acker gehn. S. Frank sprichw. 1, 2ᵇ; undt weiter wirdt de gradibus auch der modus componendi der alten untüchtig erfunden, dann sie fahren mit meusen zu acker. Paracels. opp. 1, 367 A; es musz eine schlechte mausz sein, so nicht mehr als ein loch weisz. Pistorius thes. par. 10, 1; die maus soll das loch suchen, nicht das loch die maus. wenn die maus satt ist, schmeckt das mehl bitter. in leere scheuern kriecht keine maus. unter einem fuder heu erstickt keine maus. beiszt die maus einmal am käse, so kommt sie wieder. hat die maus einmal den speck gekostet, so kommt sie wieder. Simrock sprichw. 370; kleine mäuse haben auch ohren. 371; dem schlafenden fuchs läuft keine weise maus in den mund. ebenda; vgl. mhd.
eʒ hât selten wîsiu mûs
den fuhs geladen heim ze hûs.
Freidank 141, 11;
hahaha! guter schlucker, mit speck fängt man mäuse. Schiller räuber 2, 3; wenn wir nur einen procesz oder ein actenstück ihm in der ferne zeigen könnten! ... mit speck fängt man mäuse. Immermann Münchh. 4, 138;
die maus läuft nach der falle,
weil speck drin ist.
Göthe 7, 102;
wenn sie aber solten auf den plan tretten, und solchs beweisen, so erwischen sie das hasenpanier, und halten sich zu der meuse wagenburg. Luther 1, 535ᵃ; wenn ich nicht fortheil brauch im kaufen und verkaufen .. so werd ich mager meusz ziehen (arm werden). Pauli schimpf 39ᵃ; den letzten abgang litte ich selbst, als der weber ein paar kneul garn von mir nach den diebischen mäusen warf (auf die seite that, stahl). Simpl. 2, 181 Kurz;
ein kind wie eine mausz (so klein)
macht einen hader so grosz als ein hausz.
Pistorius thes. par. 6, 34;
als bild eines geringen gewinnstes: jetzt nur kein wort von dem profit, es trägt ihn jede maus auf ihrem schwanz davon. Arnim schaub. 1, 286; eines armseligen aufenthaltes: warum kriechen wir hieher in dieses verwunschene schlosz, wo sich wahrhaftig keine maus satt fressen kann? Immermann Münchh. 1, 123; vergl. mhd.:
dâ heime in mîn selbes hûs,
dâ wirt gefreut vil selten mûs.
Parz. 185, 2;
zur bezeichnung eines leisen geräusches: dann ich habe gar geringen schlaf und werde fast von einer jeden laufenden maus erwecket. Jucundiss. 168;
und rühret sich nur eine maus,
so halt ich hier ja wache.
Voss 6, 156;
den mäusen pfeifen, unnützes thun: o, wenn ich hosen anhätte (sagt eine frau), denen wollte ich anders. so wie du es machst, ists ume (nur) de müse pfiffe! J. Gotthelf schuldenb. 55.
d)
allitterierende formeln. mann und maus (vergl. mann II, 1, h oben sp. 1557), zur bezeichnung einer ausnahmelosen gesamtheit:
und hätte man nicht stracks die segel eingezogen, ..
so sank das schiff mit mann und maus.
Wieland 21, 353;
das schiff mit mann und maus, und mit der frau marquise,
wie sich von selbst versteht, ward des corsaren prise.
Bürger 109ᵃ;
er hat sie gefangen mit maus und mann.
Arndt ged. (1840) 279;
der schiffer und das schiff zumal
mit mann und maus sie sind zerstoben.
410;
anfangs sind wir (lieder) fast zu kläglich,
strömen endlos thränen aus;
leben dünkt uns zu alltäglich,
sterben musz uns mann und maus.
Uhland ged. s. ⅩⅠⅤ;
maus wie mutter, kind wie eltern, eins wie das andere: die maus ist wie die mutter, mali corvi malum ovum. Steinbach 2, 34; summa, warheit und leben dienen noch gehören nicht für die welt, sondern lügen und mord, unter welchen eines des bapsts, das ander des Türken eigen werk ist, wiewol schier mausz als mutter ist, es sind zwo hosen eines tuchs. Luther tischr. 51ᵇ; freilich heiszt es hie ab uno disce omnes. es ist da mausz wie mutter. ist einer gut, seindt sie all gut, sagt jener von jungen wolfen. G. Nigrinus papist. inquis. 98; liebe bleibt liebe. eine königinn liebt nicht edler, als eine bettlerinn, und eine philosophinn nicht edler, als eine dumme bauersfrau. es ist maus, wie mutter. Lessing 2, 368;
sieh! pfaff oder böser geist
ist maus wie mutter, wie mans heiszt.
1, 21;
es ist maus wie mutter, sterze haben sie alle. Simrock sprichw. 370; es ist maus wie mine. ebenda.
e)
maus, im ausrufe:
botz mausz, wo kompt jr her so spat?
H. Sachs fastn. sp. 116, 24;
da ligt 6 esz, botz kleine maus! (beim würfeln).
Heros ird. pilger 1562 30ᵃ.
f)
plur. mäuse für skrupel, die man sich über etwas macht, schnurren, einwendungen, ausflüchte, finten; das bild lehnt wol zunächst an die im kopfe gleich mäusen hin und her schieszenden gedanken an, vgl. niederd. he süt ut, as een pott vol müse, von einem in gedanken oder grillen versunkenen menschen, und müsenester im koppe hebben, in tiefen gedanken sitzen, von nachdenken sauer aussehen, grillen haben. brem. wb. 3, 207; hessisch er macht ein gesicht, wie ein töpfen voll mäuse, ein finsteres, verdrieszliches gesicht. Vilmar 264. es heiszt mäuse haben, skrupel: ich habe mir fürgenommen, sie zu einem weibe zu nemmen, und wirst du viel mäusz darüber haben, so wil ich u. s. w. b. d. liebe 203ᵇ; auch einbildungen: ein junger graf .. der het auch sovil meus, als von den grafen von Embs gesagt ward. Zimm. chron. 3, 290, 33; er (ein kurpfälzischer hofrichter) spazierte zu Heidelberg auf dem schlosz im saal auf und nieder und berührete ungefehr einen französischen von adel mit dem elenbogen. der Franzosz fragt jhn: ob er mäusz hette? dem antwortete jener: nein, habt aber jhr, ich kan sie fangen. Zinkgref apophth. 1, 198 (die antwort enthält eine obscöne anspielung, vergl. unten g am ende);
spricht einer sc hon, du hatst viel meusz,
so sag, es gschach in voller weisz (als ich trunken war).
Grob. 1568 G 4ᵃ (b. 2, cap. 3);
der würt wolt sich aber keines wegs schweigen lassen (von dem schuldner) und sagt: ich kan nit vil umbstend, ... den besten wein, so ich in meinem keller gehabt, hab ich dir müssen auftragen, darum darfs nicht vil meus, hast du nit gelt, so gib mir deinen mantel! Uhland volksl. 621;
allein ein mannsvolk rief gar leise:
bist dus Cathringen? komm mein kind!
ei, dachte sie, hier setzt es mäuse,
wer weisz, was das vor vögel sind?
mäuse machen, ausflüchte, finten: da vergaft sich eine; macht den eltern soviel mäuse, dasz sie sie ins kloster sperren, da bricht sie knaks ein paar zargen entzwei. Soph. reise 3, 172; sie (die festung) macht mäuse und will sich nicht ergeben. Göthe 14, 285; die expedition, bei der es nicht zum ordentlichsten zugehen mag, macht mir wegen dieser zahlung mäuse. ich bitte daher mir die gedachte quittung gelegentlich wieder beizulegen. an N. Meyer s. 14;
dann also tödt ich einem die läus (gebe ihm einen kopfhieb),
wann er sonst will machen viel mäus (im fechten).
Sutorius fechtbuch 35;
P. der kaiser macht uns mäuse.
C. wie so? P. es reut ihn schon, dasz er sich übereilt,
und den Paulin verdammt, er hat befehl ertheilt,
der flüchtgen kaiserin die bitte zu gewähren,
die sie noch letztlich that.
Günther 1034;
mäuse riechen, merken, solche ausflüchte oder finten durchschauen, unrat merken: das er (der papst) aber das evangelium seiner pflicht nach, solle frei und rein lassen gehen, dazu auch fördern, das höret er nicht gerne, denn er reuchet meuse, und schmeckt den braten wol, sorget er künde damit nicht bapst bleiben. Luther 6, 359ᵇ; aber Pilatus roch meuse, und sticht die aufrührer beim opfer nider. Mathes. Sar. 154ᵃ; dasz ... keines mäuse merkte. J. Paul Tit. 1, 69; nur die wildmeisterin, welche einige sitzungen mistrauisch belauscht hatte, wollte gar mäuse merken und muthmaszen, Pelz habe ihren mann zum narren. leb. Fibels 172.
g)
ein spiel, blinde maus, hessisch blinzelmaus (Vilmar 264), sonst blinde kuh (th. 5, 2550), wobei einer mit verbundenen augen nach seinen im kreise stehenden spielgenossen suchen musz, heute heiszt es wir spielen blinde maus (gewöhnlich in zusammenrückung betont blíndemaùs), früher mit dem genitiv, wobei sich der alte, sonst verschwundene umlaut hielt (vgl. oben 1): plinden mäusz. Garg. 164ᵇ im spielverzeichnis; öfter obscön gewendet: darnach oft im stall der blinden meüsz spilten. rastbüchl. 147;
so spilen der plinten meus die meid,
die haben dabei auch iren bescheid
in sundern stuben mit den knaben,
die sie darzu geladen haben.
die achten auch der licht nit vast.
welches das ander dan ertast
hinder dem ofen oder auf der bank,
die gewinnen einander an ein rank ...
fastn. sp. 385, 26;
wie es in gleichem sinne auch heiszt mäuse suchen: der junker wird mit seinem kammkätzichen nach Federsburg mäuse zu suchen spazieren gangen sein; sie werdens wol machen, dasz es fein ist, dasz wir es in drei vierteljahren werden haufenweis erfahren. engl. comöd. 2, Hh 7ᵇ; und wie selbst das weibliche geschlechtsglied verhüllt kammermäuselein hiesz (th. 5, 126); vergl.
des obends komt min her der schriber gegangen,
mit sinem fehen mantel umbhangen:
'sint wilkumen, her kurtesan!
wollent ir mir ein guldin geben, mit uch wil ich slofen gan.'
wenne si des obends uf der gassen loufen,
so schrigent die knaben: 'ein mus, ein mus! wil sie iemant koufen?'
die mentel si uber die höupter slan,
so ist dem pfaffen also gach, dasz er muge die mus gevan.
Liliencron volksl. 1, 265, 47.
4)
maus, schmeichelname für ein kind: sei nicht bange, kleine maus! Claudius 4, 92; für eine frau: Körner (zu seiner frau): gib mir einen kusz, kleine maus. Schiller hist.-krit. ausg. 4, 188. vergl. mäuschen.
5)
maus, von angehörigen der säugethiergattung cavia: cavia aguti die kaninchenartige maus, cavia aperea die brasilianische maus, cavia capybara die amerikanische maus, cavia cobaya die indianische maus, cavia paca die grosze brasilianische maus. Nemnich 2, 922—924; von der gattung vespertilio, vergl. fledermaus, speckmaus; von anderen, vergl. schermaus maulwurf, zobelmaus u. ähnl.
6)
maus, von porzellanschnecken: cypraea lurida die maus Nemnich 2, 1349; cypraea mus die linneische maus 1350.
7)
maus, muskel an arm und fusz, wie im handballen, auch griech. μῦς, lat. im diminutiv musculus: musculus die musz in der hand, mausz an einem arm o. daumen, die maus i. fleisch an bein Dief. 373ᵇ; die mausz, das ist die aderachtigen teil desz leibs, daran die sterke ligt, es seye an den armen oder an schenkeln, lacertus, musculus Maaler 285ᵇ; wa sich aber einer gemeid und so kühn bedunkt, das er jm under augen zur gegenwehr dorft tretten, da zeigt er jhm die sterk seiner mäusz und fäust. Garg. 206ᵃ; und schieszt den ladstock einem mädchen zur maus herein an der rechten hand, und zerschlägt ihr den daumen. Göthe 16, 65;
wer sieht nicht, wenn er sieht die adern sonder mausz,
die armen sonder fleisch, dasz disz mein schwaches hausz,
der leib entbrechen wird, noch inner wenig stunden.
A. Gryphius (1698) 2, 304 (vgl. auch mause);
maus bei den pferden, musculus elevator labii anterioris. Nemnich: so nimb dem gaul zum ersten die meusz (wie mans nennet) auf der nasen zwischen baiden naszlöchern wol oben. Seuter rossarzn. 161; wann die mäus oder musculi feist und grob sind. Hohberg 2, 133ᵃ.
8)
maus, ein mäusefarbenes muttermal. Adelung.
9)
maus, stagmaus, in der schiffahrt eine ringförmige erhöhung, welche oben um das stag gemacht wird und dazu dient, dasz das an dem ende befindliche stagauge dagegen liegen könne, damit der um den mast befindliche theil sich nicht zuschliere. Campe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1815, Z. 39.

mausen, verb.

mausen, verb.
mäuse fangen, schleichen, stehlen; mhd. mûsen, ahd. zwar nicht aufgewiesen, doch ist ein mûsôn (gebildet wie fiskôn fische fangen von fisk) sicher vorauszusetzen, während ein spät ags. mûsian, das im engl. mouse fortlebt, ein mnd. nnd. mûsen, nl. muysen mures capere (Kilian) die verbreitung der bildung über das gesammte westgermanische sprachgebiet bezeugt; im nordischen dagegen fehlt sie. die vermutung, dasz mûsen, mausen mit dem subst. musido, musdo, mosido spoliatio der malbergischen glosse zusammenhänge (J. Grimm in Merkels lex sal. s. xliii fg.) ist nicht haltbar, da die form dieses altfränkischen wortes vielmehr murdio, murdo lautete (Kern bei Hessels lex sal. 471 fg. § 86), wie bereits gesch. d. d. spr. 569 vermutet ward. mausen wird gesagt
1)
von der katze, mäuse jagen: ags. ofte mûsed þe catt after þe môder. Älfreds proverb. 21; niederd. kattenkinder musen gêrne. Tunnicius 274;
Hinze neve, recht in dit gat,
krupet dar in, ik holde de wacht,
die wile gi musen, wente it is nacht (spricht Reinecke).
Reinecke fuchs 1044;
mnl. 'ja, Tibeert segdi mi ooc waer?
wildi musen mit goeden wille?'
Reinaert, maect des een ghestille.
ic minne muse boven alle saken.
Reinaert II 1154 Martin;
mhd. katzenkint gelernt wol mûsen.
Renner 13282;
nhd. mausen captare mures Schottel 1362; will die katz nicht mausen, so laszt sie drauszen. Fischart bienk. 50ᵇ am rande; wie der auf den pferden merket, dasz der katzen das mausen übel bekommen und ihr die haar ausgehen wolten. Kirchhof wendunm. (1602) 3, 75; eine .. cyprische katz die wol mausen kan. Schuppius 36; die katzen mausen. polit. stockf. 49; die katze maust gerne. Fr. Müller 1, 142; die katze lässet ihr mausen nicht, Aethiops non dealbescit, naturae sequitur semina quisque suae. Stieler 1258; doch dem sei wie ihm wolle, die katze läszt das mausen nicht. Wieland in Mercks briefs. 2, 70;
die katz die lest nit von irm mausen.
fastn. sp. 702, 31;
die katze lesset ihr mausen nicht,
haben mich mein eltern bericht.
froschmeus. R 4ᵇ (1, 2, 25);
im finstern mausen gern die katzen.
Pape christ. (1617) H 6ᵇ;
die kater unsers dorfs sind meine besten freunde.
es lebe, was gut maust!
Hagedorn 2, 19;
vater, bedenk, was du sagst! sie verschläft des bräutigams ankunft?
unsere rasche Luise verschläft? und des bräutigams ankunft?
sag auch, es schlaf im mausen die katz und der has an der trommel!
Voss Luise 2, 165.
2)
von anderen mäuse fangenden thieren:
als sich der fuhs mûsens schamt,
sô hete er gerne ein hœher amt.
swer dem fuhse mûsen wert,
der hât im spîse gar verspert.
Freidank 138, 21;
ein vuhs und ouch ein mûsar mûset
nâch sîner art.
Frauenlop sprüche 88, 5;
sie (die füchse) mausen im felde auch fleiszig, sitzen und lauren wie die katzen und springen gewis. Tänzer jagdgeheimn. (1682) 110;
neulich ward ein falke,
der triumphirend thurmhoch in den lüften
herschwebete, von einer mausenden
nachteule angefallen und getödtet.
Schiller Macbeth 2, 12,
a falcon, towering in her pride of place,
was by a mousing owl hawk'd at, and kill'd.
3)
mausen, übertragen auf menschen, zunächst vom lauern auf jagdbares wild: mausen heiszt bei den jägern, wenn sie ganz still etwas beschleichen. Heppe wohlredender jäger 215;
sô ein birsær mûset
bî wilde in einer dicke.
H. v. Laber jagd 546;
dann von hinterlistigem oder tückischem gebahren überhaupt: wir haben nicht mum, mum gesagt, noch unter dem hütlin gespielet, sondern da stehen unser helle, durre, freie wort, on alles tunkeln und mausen. Luther 6, 108; er soll das evangelium helfen verfolgen, den teufel anbeten, den bapst, Meinz und kurtisanen unter seinem schutz, lassen mausen, meuchelen, und machen alles was sie wollen. 8, 4ᵇ; er maust herum, occasiones captat, insidiatur rei Serz 98ᵃ; gern namentlich vom listigen schleichen und heimlichen handeln, in den verbindungen im finstern mausen, heimlich mausen: das sie zu Wittemberg nicht kondten die lenge so sich verkriechen und im finstern mausen. Luther 3, 48ᵃ; spielet jr also der blindenkue mit unsern seelen, leib und gut, und mauset im finsternis. 5, 224ᵃ; da sihe doch den rechten teufels trit und griff, wie er das liecht schewet, und im finstern mauset. 491ᵃ; ja so mauset jr im finstern, unter dem namen der kirchen, und sol darnach alle ewer grewel, der kirchen meinung heiszen? 6, 84ᵇ; es gilt hie nicht, so unter dem hütlin spielen, und im finstern mausen. 106ᵃ; wie solche ehrvergessene leute zu thun pflegen, die im finstern mausen, und ehrliche leuthe mit solchen famosschriften, tückischer boszhaftiger weise graviren und beschweren. Schuppius 630; wie ich hingegen, was im finstern mauset und einem ehrlichen mann nicht getrost selbst unter das gesicht treten darf, billig nicht zu achten habe. Spener natur u. gnade (1708), anspruch A 5ᵇ; vergl. mhd.
mir begunde grûsen
dô ich in nâch dem fuͦʒe
mûslîchen hôrte mûsen.
H. v. Laber jagd 451;
mausen von der heimlichkeit des buhlens: weil nu solchs (der ehebruch) mus im finstern gespielet und heimlich gemauset sein. Luther 8, 130ᵃ;
der guckgauch der flog hinden ausz,
wol für der beckerin hausz,
darinn ein goldschmid mauszt.
Garg. 28ᵇ;
bei sieden, kochen, braten
wirbt Fuscus jhm soldaten;
die drommel sind die deller;
bezahlung, gibt der keller;
der krieg ist, schmeicheln, schmausen,
schmarotzen, bübeln, mausen.
Logau 2, 53, 97;
es heiszt mausen um einen oder etwas:
sô sint dannoch tûsent
die umb die schrannen mûsent.
Helbling 2, 708;
der jüngling fellt, der teufel geht
stäts umb jhn mausen.
H. Sachs 3, 1, 249ᵈ;
umher sie (die bösen leute) mausen,
die leut darbauszen (drauszen)
auf allen pletzen
zur rede setzen,
ihr red darnach gen hof bald schwetzen.
Henneberger landt. 419;
wobei auch der sinn des listigen oder tückischen sich verliert:
und jm (der geistliche dem kranken) das öl wolt raichen,
und mauset umb das pet.
meisterl. fol. 23, nr. 190;
ei lieber herr, die hett mich lieb
und mauset heimlich stets umb mich.
H. Sachs 4, 3, 23ᵃ;
wie denn mausen auch, wie lauern (4, a oben sp. 305), gelegentlich nur ein verstärktes dasitzen, warten, nicht vom flecke gehen, bezeichnet:
so sags im gut, dasz er bald weich (von deinem sitze),
wil er da sitzen lang zu mausen,
so greif jm bald nach der kartausen,
und wirf jn uber dnechste bank.
Grob. 1568 B 4ᵃ (b. 1, 4);
bair. mausen, dim. mäuseln langsam und leise gehen, schleichen. Schm. 1, 1665 Fromm. schwäb. mausen, sich vor einem mausen, sich vor ihm verkriechen, weit zurückstehen. Schmid 379. vergl. duckmäuser und kalmäuser, th. 5, 72.
4)
mausen auch schleichend tasten, still greifen: (man soll) in anderer leute trühn (truhen) tisch und kestlein nicht kucken, viel minder mausen. Mathes. Syrach 1, 140ᵇ; (der kleine) mauste auch wol selbsten im quersack. Stilling 1, 62;
(ich) sprach: ach junkfraw, wen ir west
das ir in meines herczen nest
so süszlich ruet und auch lawst!
mit dem ich ir zum pusen mawst.
so spricht sie zu mir mit eim raschen:
ein dreck! was hastu do zu naschen?
du dapst, als habestu sein recht.
H. Folz, Haupts zeitschr. 8, 513, 110;
endlich der vater mich ansahe (der alte sperling den jungen),
wie ich der muttr im armen lage,
wie sie mich in den federn mauset,
ausz mütterlicher lieb mich lauset.
froschmeus. Bb 2ᵇ (2, 2, 7).
5)
mausen endlich für stehlen, auch im spätesten mittelniederdeutsch entwickelt (Schiller-Lübben 3, 140), scheint zunächst ein wort der landsknechtkreise gewesen zu sein, das ihnen das beutemachen auf einem zuge bezeichnete, es ist öfters ausdrücklich an das mausen der katze angelehnt: nun hatten sich etliche knecht in der kirchen versäumt, .. kan gedenken, sie haben irgend wollen mauszen. Götz v. Berl. 42; welche (kriegsleute) sich heimlich von dem rechten zug zur seiten auszdrehen und ihrem mausen nachhangen. Kirchhof mil. disc. 120; diese dörfer seindt von den reisigen .. durch und durch auszgemauset. 122; rauben, mausen und stehlen. 59; wie dunket dich Bernhart, ... habe ich nicht recht gemauset? wendunm. 101ᵃ; die landsknecht .. keiner katzen bedürfen und wol selber mausen können. 102ᵃ; jener hat sein tag zwenzig mal mehr denn ich gemauset und geplündert. 282ᵃ; im übrigen dünkte ich mich (als besserer soldat) viel zu gut darzu sein, dasz ich die arme bestehlen oder hüner fangen und andere geringe sachen hätte mausen sollen. Simpl. 1, 248 Kurz; etliche (von der garnison) konnten besser mausen als die katzen. 390;
die fürsten wölln den soldt nit geben;
so kan man doch des lufts nit leben.
das garten, mausen und das rauben
wil man uns auch nicht mehr erlauben.
B. Waldis Esop 2, 79, 21;
in kriegs noth, in der bösen zeit,
wenn Hans Marter und bruder Veit
mit groszen rotten bei jm hausen,
durch alle winkel nemlich mausen.
3, 89, 36;
es geht aber schon im 16. jahrh. in die rede des gemeinen lebens, als niederes wort für stehlen, über: saccularius, der da mauszt, seckel abschneidt. Alb.; die kasten aufzuschlieszen, zu mausen, und die beutel zu fegen. Luther tischr. 385ᵃ; die alten haben wol gespürt, weil ins menschen herzen vil winkel und querschleg sein, und das man denen so mausen wöllen, mit gesetzen und aufsehern nicht alle löcher verrennen oder verstopfen kan. Mathes. Sar. 21ᵃ; in seigerhütten, do sichs die herrn was kosten lassen und wenden etwas auf leute, .. oder lassen die vorsteher mit an der hütten theil haben oder erhalten sie doch also, das sie nicht mausen dörfen. 155ᵇ; mausen und der pferdte warten, worzu die böhmische art, wie ich höre, die beste sein soll. Simpl. 3, 15 Kurz; die dieb meinen, stehlen sei besser als müszig gehen, darumb schaffen sie ihnen mit mausen arbeit. Lehmann flor. 1, 136; wer selbst mausen kan, bedarf keiner katz. ebenda; der vater will, wir sollen nicht stehlen, und er mauset selber. exemplarischer priester (1690) 49; mit acc., etwas mausen: einer maust eim andern in der kirch ein säckel aus den hosen. Lehmann flor. 1, 137; sie kam in dieser kunst (dem stehlen) so weit, dasz sie mir die silbern gesperr von denen gebetbüchern mausete. Jucund. 39; pferde mausen, equos abducere, furari Stieler 1258; geld mausen, nummos furtim deferre Steinbach 2, 34; wenn seine linke hand dem nachbar im schauspielhause das schnupftuch maust. J. Paul grönl. proz. 2, 40; dann fuhr er wie ein sonnenstral schnell ins chor, und mausete dem jungen altisten sein pensum weg, und sangs dem kirchensprengel in die ohren. Hesp. 2, 89;
ihr seid mir rasche diebe!
doch maust ihr auch die ganze nacht,
ihr maust nicht eine rübe!
Voss 6, 153;
als der riese lag am felsen,
schnarchend, dasz die wälder rauschten,
hast du keck die meilenstiefel
von den füszen ihm gemauset.
Uhland ged. 262;
die zeit mausen, die zeit stehlen, von dem wegnehmen derselben durch unnützes:
wären wir (sagt der löwe zu besuchenden thieren)
zu nichts auch da, als um zu schmausen,
so sollt uns doch kein kluges thier
die zeit durch solche possen (complimente) mausen.
Gökingk 3, 226.
6)
etwas geht wie gemaust, flink, im umsehen:
ein rüstig mädel ists, ich habs beim ernten
gesehn, wo alles von der faust ihr ging,
und ihr das heu so flog als wie gemaust.
H. v. Kleist zerbr. krug, 7. auftr.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1826, Z. 1.

mausen, verb.

mausen, verb.
federn wechseln; eigentlich, nach mhd. mûʒen, mauszen zu schreiben (vgl. oben mause sp. 1821); doch ist einfaches s im inlaute des wortes theilweise seit langer zeit, jetzt durchgängig üblich geworden. das ahd. mûʒôn, gimûʒôn, mutare, variare, altnfr. gemûtôn mutare ist ein nicht ganz selten gebrauchtes lehnwort der gewöhnlichen rede; wogegen das mhd. mûʒen, wie das entsprechende substantiv, zunächst nur ein ausdruck der falknerei scheint und erst von hier aus weitere bedeutung erlangt. es, sowie das nhd. mausen, bezieht sich demzufolge zuerst auf das federlassen des federspiels:
der kan sich mûʒen als ein habech.
Renner 371;
alsam ein vederspil sich mûʒet.
Frauenlop lieder 12, 2, 2;
wiltu aber das das vederspil bald maus, so nim sechs würmlein ... und gib ihm dieselbige im merzen drei abend im gewell, so wirft es die federn bald von ihm. Feierabend falknerei 63ᵇ; wann du sihest, das dein vogel des morgens früh, sobald der tag anbricht, seinen schwanz wendet, mauset und ausschwinget, und sein gefieder der lieblichen morgenröte wegen zertheilet, ausbreitet und ausschüttelt. 53ᵃ; gewöhnlich reflexiv, sich mausen: die habichen mauszend sich alle jar. Heuslin vogelb. 123ᵇ; der falk mauszet sich in mitten desz hornungs. 148ᵇ; doch ist der falk im ersten jar rauchfarbrot: aber ye mer er sich mauszet, ye weiszfärbiger er wirt. 145ᵇ;
ain fälklin, das mir wol gevelt ..
das hett sich wol gemauset schon.
Hätzlerin 1, 53, 21;
sodann auf den gleichen wechsel bei andern vögeln: (der adler) mauʒet sich dann reht als in ainer küelen zwischen haiʒ und kalt nâch ainem fieber. Megenberg 166, 23; der pfâwe verleuset seinen zagel alle jâr und mauʒet sich. 213, 16; die gar alten widhopfen setzent sich in der jungen geviderten nest und mauʒent sich. 228, 14; (die elster) mauset sich auch nach und nach im augsten. Heuslin vogelb. 12ᵃ; die amsel .. mauset sich nit, als andere vögel. 17ᵃ; gleich wie der eisvogel sich mauset in jahrzeit und mit neuen federn zieret. Paracels. (1590) 6, 45; mausen, mutare, fedren fallen lassen, wie die vogel. Schottel 1362; die hüner mausen sich, pennae defluunt, alopeciam pennarum patiuntur. Stieler 1258; der vogel maust sich, avis novis induitur plumis. Steinbach 2, 34; die meisten wasservögel mausen sich zweimal im jahre. Göthe 43, 380; dasz sie sich züpften, wie hühner, wenn sie sich mauseten. J. Gotthelf schuldenb. 207; wenn sich das geflügel früh mauszt, so giebts einen frühen winter. Simrock sprichw. 371;
der vogel (der eisvogel) mûʒet sich, al so er stirbet,
und niuwert sîn gevidere, daʒ ist wâr.
minnes. 2, 222ᵇ Hagen;
der adler thet sich mausen,
der lew brumpt feindtlich ser.
Soltau volksl. 302 (16. jahrh.);
vom haarlassen der thiere: der fuchs maust sich, vulpes annua vernatione fungitur. Steinbach 2, 34; vom schälen des krebses: niederd. in der mark Brandenburg muten Frisch 1, 651ᵇ; jährlich wenn er (der krebs) mautet, mietet oder sich mauset (wie solches verschiedentlich genennet wird). öcon. lex. 1293; von der häutung der schlangen:
ouch hetes einen slangen
begriffen und gevangen
mit ir lâge stricke,
der was vil harte dicke
gejunget und gemûʒet.
troj. krieg 10683;
und endlich auch vom menschen: glaubt mir, ein mensch musz sich mausen, seinen alten sündigen menschen ausziehen, will er mit einem neuen gnadenreichen menschen angeleit werden. Keisersberg seelenpar. 153ᵇ; also auch unser gesind muszt sich wie der happich, es würft von im die alten federn, und nimpt nüw an sich. bilg. 9ᵈ; das mägdlein mauset sich, filia pubescit. Stieler 1258; er maust sich heraus, Ulysses pannos exuit. Serz 98ᵃ, vergl. auch ausmauszen th. 1, 917;
wan sô diu salbe sîniu lider
mit ir kraft gefiuhtet ...
ûʒ einem alten manne
mûʒet er sich z'einem knaben,
des solt ir keinen zwîvel haben.
troj. krieg 11093;
sowie seinen eigenschaften:
sô si mîn gemüete erlûʒet,
von sorge in vröude eʒ sich mûʒet.
minnes. 1, 202ᵇ Hagen;
o! dasz er dort, wie hier, in steter freude hause, ..
dasz, wird sein haar einst weisz, und seine stirne krause,
auch dann noch sein humor mit jedem lenz sich mause.
Gotter 3, ⅬⅩⅩⅠⅤ;
eigen unreflexives mausen für sterben, gemeint ist zunächst das ausziehen des irdischen menschen, ablegen des leibkleides: wie er zum todt krank worden und man im nit gern sagen wellen, wie die sachen beschaffen und das er sich in ain andre welt schick, do hat ers selbs gemerkt und gesprochen: wolan ir wellens mir nit sagen, aber ich sihe wol, ich musz mausen. Zimmer. chron. 3, 95, 34. vergl. mausern.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1828, Z. 65.

mausen, verb.

mausen, verb.
von katzen mauen, von menschen unverständlich reden. schweizerisch. Stalder 2, 203; eine alte, obwol seltene weiterbildung von mauen (s. d.): catellare musen Dief. 107ᵇ (winseln ebenda); gewöhnlicher mauzen, s. d.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1829, Z. 72.

mäusen, verb.

mäusen, verb.
das mausen, federwechsel des falken, bewirken: sie werden gemäuszt, und heiszen dann mäuszerfalken. Sebiz feldb. 570. mhd. hiesz es unumgelautet mûʒen:
der gewissen sîn vederspil mûʒe
und habeʒ in sîner lûʒe
unz eʒ sîne kraft wider gewinne.
Haupts zeitschr. 7, 343, 83.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1829, Z. 76.

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Zitationshilfe
„maus“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/maus>.

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