Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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maufen, verb.

maufen, verb.
bellen, von hunden:
mein hündlein lasz ich laufen,
mit vollem haufen,
die bellen laut und maufen.
Hoffmann gesellsch. lieder nr. 156, s. 185.
vergl. dazu maffen sp. 1429.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1781, Z. 59.

krause, mause

krause mause
u. ä., lautspielende verbindung (vgl. kranzimanzi unter kramanz) mit mehrfachem sinne.
1)
schon im 16. jh.:
es hett ein Schwab ein töchterlein,
krause mause,
es wolt nicht lenger ein megdlein sein u. s. w.
Ambr. liederb. 236, 2,
als kehrreim; hier ist es liebkosender oder neckischer ausruf, dessen ursprung wol aus folg. erhellt: schwäb. krause mause sagt man noch, wenn man kleine kinder neckisch zu kitzeln droht, s. Schmid 326, offenbar zu kräuseln krabbeln; 'was krüselt sich, was mauset sich?' Garg. 170ᵃ (Sch. 311) unter den spielen, etwa von verliebten die sich kitzeln (vgl. krauen 2).
2)
es bedeutet aber auch mischmasch.
a)
so schweiz. krusi musi n., mengsel von speisen, auch galimatias Stalder 2, 139: das sind eben so brocken, krausi mausi durcheinander (von einem unklaren vortrag). Gotthelf 6, 321; sonst kommt ein krausi mausi heraus, aus dem kein verständiger klug wird. 5, 173. auch in adverbialer verwendung: wenn er wider von vornen anfangen wollte (mit ersinnen seiner rede), so hatte er den anfang vergessen, und wenn er den neu erdichtet hatte, so kam ihm das übrige krausimausi durcheinander. Gotthelf 13, 216. Das subst. schon bei Maaler 254ᶜ, 'das krüsy müsy, krysimüsi, vermischleten, mixtura'.
b)
aber diesz merkwürdig auch nordd., 'kruse - musi, in einander geschlungene arbeit' brem. wb. 2, 888, kruse-muse buntes durcheinander Danneil 119ᵃ. dabei wird an kraus, krûs bunt verwirrt gedacht sein (so bei Frisch 1, 552ᵇ), während wol auch krauseln durch einander krabbeln dahinter steckt.
c)
ähnlich ist aber auch ein engl. dial. crawley mawley unwol, übel Halliw. 278ᵇ, dem ersten aber mehr als ähnlich crepemous 279ᵃ, liebkosewort, im 16. jh. und noch; crepe ist kriechen und krabbeln (dem deutschen krauseln stammverwandt), damit rückt das kosewort vielleicht in altgermanische zeit zurück. s. weiter 'krauserlein mauserlein'.
3)
es wird noch jetzt weiter verbreitet sein, als die aufzeichnungen vermuten lassen, weicht auch in andre formen aus, vgl. meklenb. rûschemûsche n. durcheinander, pommer. rusemusig wetter nasses und windiges, götting. rûsebûsige f. rappuse, vgl. Schm. 3, 139. merkwürdig anklingend böhm. kruta meta mischmasch Šumavsky 353ᵃ, zu krutý kraus und mětu verwirren, mět verwirrung, und doch ans deutsche sich anlehnend.
4)
übrigens heiszt das krausemause mischmasch schweiz. auch blosz krusi, krüsi n., und dazu stimmt wieder nordd. kröse f., gemisch von fleisch und graupen, durcheinander überhaupt, westf. Woeste volksüb. 101, krüsel m. bunter haufe Fromm. 4, 268. ein altes krûsen krabbeln, wimmeln spricht wol auch aus nd. krûsemîrig hildesh., krûsemêrig gött., lebhaft, kribbelig, worin noch mîre ameise (Fromm. 4, 456. 458) enthalten sein wird. vgl. kiremire unter kuren.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1869), Bd. V (1873), Sp. 2100, Z. 30.

mause, f.

mause, f.
wie maus 7, muskel:
indem man zwickte (in der folter),
und von der armen röhr die flachen mausen rückte.
A. Gryphius (1698) 1, 166;
so wenn der arm entbrennt und die erhitzten schweren
das lebend-faule fleisch als rinnend wachs aufzehren,
und griffen mehr und mehr die nahen mausen an,
dasz ohn die sorge nichts den cörper retten kan.
215.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1821, Z. 27.

mause, f.

mause, f.
federwechsel eines vogels; mhd. mûʒe, niederl. muite, ital. muda, franz. mue, mittellat. muta, handlung, zeit und ort des mausens (s. d.); die historisch-richtige nhd. schreibung mausze ist schon früher oft, jetzt fast allgemein der schreibung mause gewichen. das wort ist wol zunächst nur kunstwort der falkner und auf das federspiel bezogen; seltener in örtlicher bedeutung, als käfig, worin man den falken sich mausen läszt: ich wil dir (dem einen habicht verglichenen menschen) wisen dry gewelb, dry musen, darin du magst din alte feddern herab schwingen und nüwe überkommen. Keisersberg bilg. 10ᵃ; wiltu dann, das sich dein federspil mause, so wirf es in die mausz umb s. Martins tag und halt es gar warm. Feierabend falknerei 63ᵇ; vergl. niederl. muyte, cavea, aviarium, locus aviarius, locus in quo aves se recipiunt cum pennas mutant. Kilian; gewöhnlich für die handlung selbst und die zeit derselben: entrinnet einem manne ein vederspil, daʒ eine mûʒe hât, dem sol man daʒ widergeben. Schwabensp. 198, 2; der falk ist aller pest in der andern oder dritten mauʒe. Megenberg 188, 32; Albertus sagt, dasz man den vogel in der mausz (den habicht) von aller muͤy und arbeit enthalten sölle. Heuszlin vogelb. 123ᵇ; so der vogel nach seiner mausz einen verdrusz ab der speisz hat. 125ᵇ;
des (pilgrimfalken) mûʒe hât schœne pfliht.
jüngling 232;
nachher wird es auch auf das federnlassen anderer vögel angewendet: die vögel, so in zimmern, unter der menschen obsicht, ihre maus verrichten, kriegen viel stärkere und vollkommenere federn, als die sich in der wildnisz mausen. denn diese müssen in der maus zugleich brüten ... man musz die vögel nicht eher aus der mause nehmen, als bisz die schwing- und langen federn genugsam erstarket sind. öcon. lex. 1565; 'wo habt ihr eure federn?' wir sind in der mause; wir haben sie alle verloren. Göthe 14, 101; wir waren wie dohlen in der mause. Freytag ahnen 1, 108;
ein hapich hat farb wie ein reiger,
und uf dem helm ein nest mit eiger,
dar by ein han, sitzt jnn der musz,
der wil die eiger bruͤten usz.
Brant narrensch. 76, 31;
wie? er spottet noch, verruchter? sah man eine schuld wie seine?
doch er soll mir kahler werden, als ein vogel in der mause.
Platen 270;
vom träumer Merlin, was der prophezeit,
vom drachen und vom fische ohne flossen,
berupftem greif und raben in der mause (a moulten raven).
Shakesp. Heinrich IV, 1, 3, 1;
niederd. in der Mark mût auch von der häutung der krebse, vgl. Schiller-Lübben 3, 141ᵇ; und daher hochdeutsch: ein homme de lettres ist gerade wie ein krebs, nicht eher zu genieszen, als in der unpäszlichen mausze. J. Paul paling. 1, 36; es waren krebse in der mausze, nämlich unter dem schein der schaalenpanzer nur eiweiche naturen. kom. anh. zum Tit. 2, 99; endlich auf menschen bezogen: kurz überall stöszt man auf die traurigkeit, welche die menschen jedesmal befällt, wenn sie sich bekehren und den alten Adam in ihrer mausze ausziehen müssen, wie vögel unter dem mauszern traurig stumm dasitzen. herbstblum. 3, 215. in Nordfranken heiszt die mausz herumgehende seuche, epidemie. Schm. 1, 1666 Fromm.; sonst länger andauernder krankhafter zustand: er ist aber von wegen ingenomen gifts .. letstlich im hirn gar verruckt worden und dohin kommen, das er sich keiner sach mer beladen, den tag geschlafen, des nachts gewacht .. gemainlich aber, war er dermasen in der mausz gesessen, so ist ain unrhue oder sonst was seltzams daruf ervolget. Zimm. chr. 3, 424, 34. vergl. mauser.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1821, Z. 35.

mausen, verb.

mausen, verb.
mäuse fangen, schleichen, stehlen; mhd. mûsen, ahd. zwar nicht aufgewiesen, doch ist ein mûsôn (gebildet wie fiskôn fische fangen von fisk) sicher vorauszusetzen, während ein spät ags. mûsian, das im engl. mouse fortlebt, ein mnd. nnd. mûsen, nl. muysen mures capere (Kilian) die verbreitung der bildung über das gesammte westgermanische sprachgebiet bezeugt; im nordischen dagegen fehlt sie. die vermutung, dasz mûsen, mausen mit dem subst. musido, musdo, mosido spoliatio der malbergischen glosse zusammenhänge (J. Grimm in Merkels lex sal. s. xliii fg.) ist nicht haltbar, da die form dieses altfränkischen wortes vielmehr murdio, murdo lautete (Kern bei Hessels lex sal. 471 fg. § 86), wie bereits gesch. d. d. spr. 569 vermutet ward. mausen wird gesagt
1)
von der katze, mäuse jagen: ags. ofte mûsed þe catt after þe môder. Älfreds proverb. 21; niederd. kattenkinder musen gêrne. Tunnicius 274;
Hinze neve, recht in dit gat,
krupet dar in, ik holde de wacht,
die wile gi musen, wente it is nacht (spricht Reinecke).
Reinecke fuchs 1044;
mnl. 'ja, Tibeert segdi mi ooc waer?
wildi musen mit goeden wille?'
Reinaert, maect des een ghestille.
ic minne muse boven alle saken.
Reinaert II 1154 Martin;
mhd. katzenkint gelernt wol mûsen.
Renner 13282;
nhd. mausen captare mures Schottel 1362; will die katz nicht mausen, so laszt sie drauszen. Fischart bienk. 50ᵇ am rande; wie der auf den pferden merket, dasz der katzen das mausen übel bekommen und ihr die haar ausgehen wolten. Kirchhof wendunm. (1602) 3, 75; eine .. cyprische katz die wol mausen kan. Schuppius 36; die katzen mausen. polit. stockf. 49; die katze maust gerne. Fr. Müller 1, 142; die katze lässet ihr mausen nicht, Aethiops non dealbescit, naturae sequitur semina quisque suae. Stieler 1258; doch dem sei wie ihm wolle, die katze läszt das mausen nicht. Wieland in Mercks briefs. 2, 70;
die katz die lest nit von irm mausen.
fastn. sp. 702, 31;
die katze lesset ihr mausen nicht,
haben mich mein eltern bericht.
froschmeus. R 4ᵇ (1, 2, 25);
im finstern mausen gern die katzen.
Pape christ. (1617) H 6ᵇ;
die kater unsers dorfs sind meine besten freunde.
es lebe, was gut maust!
Hagedorn 2, 19;
vater, bedenk, was du sagst! sie verschläft des bräutigams ankunft?
unsere rasche Luise verschläft? und des bräutigams ankunft?
sag auch, es schlaf im mausen die katz und der has an der trommel!
Voss Luise 2, 165.
2)
von anderen mäuse fangenden thieren:
als sich der fuhs mûsens schamt,
sô hete er gerne ein hœher amt.
swer dem fuhse mûsen wert,
der hât im spîse gar verspert.
Freidank 138, 21;
ein vuhs und ouch ein mûsar mûset
nâch sîner art.
Frauenlop sprüche 88, 5;
sie (die füchse) mausen im felde auch fleiszig, sitzen und lauren wie die katzen und springen gewis. Tänzer jagdgeheimn. (1682) 110;
neulich ward ein falke,
der triumphirend thurmhoch in den lüften
herschwebete, von einer mausenden
nachteule angefallen und getödtet.
Schiller Macbeth 2, 12,
a falcon, towering in her pride of place,
was by a mousing owl hawk'd at, and kill'd.
3)
mausen, übertragen auf menschen, zunächst vom lauern auf jagdbares wild: mausen heiszt bei den jägern, wenn sie ganz still etwas beschleichen. Heppe wohlredender jäger 215;
sô ein birsær mûset
bî wilde in einer dicke.
H. v. Laber jagd 546;
dann von hinterlistigem oder tückischem gebahren überhaupt: wir haben nicht mum, mum gesagt, noch unter dem hütlin gespielet, sondern da stehen unser helle, durre, freie wort, on alles tunkeln und mausen. Luther 6, 108; er soll das evangelium helfen verfolgen, den teufel anbeten, den bapst, Meinz und kurtisanen unter seinem schutz, lassen mausen, meuchelen, und machen alles was sie wollen. 8, 4ᵇ; er maust herum, occasiones captat, insidiatur rei Serz 98ᵃ; gern namentlich vom listigen schleichen und heimlichen handeln, in den verbindungen im finstern mausen, heimlich mausen: das sie zu Wittemberg nicht kondten die lenge so sich verkriechen und im finstern mausen. Luther 3, 48ᵃ; spielet jr also der blindenkue mit unsern seelen, leib und gut, und mauset im finsternis. 5, 224ᵃ; da sihe doch den rechten teufels trit und griff, wie er das liecht schewet, und im finstern mauset. 491ᵃ; ja so mauset jr im finstern, unter dem namen der kirchen, und sol darnach alle ewer grewel, der kirchen meinung heiszen? 6, 84ᵇ; es gilt hie nicht, so unter dem hütlin spielen, und im finstern mausen. 106ᵃ; wie solche ehrvergessene leute zu thun pflegen, die im finstern mausen, und ehrliche leuthe mit solchen famosschriften, tückischer boszhaftiger weise graviren und beschweren. Schuppius 630; wie ich hingegen, was im finstern mauset und einem ehrlichen mann nicht getrost selbst unter das gesicht treten darf, billig nicht zu achten habe. Spener natur u. gnade (1708), anspruch A 5ᵇ; vergl. mhd.
mir begunde grûsen
dô ich in nâch dem fuͦʒe
mûslîchen hôrte mûsen.
H. v. Laber jagd 451;
mausen von der heimlichkeit des buhlens: weil nu solchs (der ehebruch) mus im finstern gespielet und heimlich gemauset sein. Luther 8, 130ᵃ;
der guckgauch der flog hinden ausz,
wol für der beckerin hausz,
darinn ein goldschmid mauszt.
Garg. 28ᵇ;
bei sieden, kochen, braten
wirbt Fuscus jhm soldaten;
die drommel sind die deller;
bezahlung, gibt der keller;
der krieg ist, schmeicheln, schmausen,
schmarotzen, bübeln, mausen.
Logau 2, 53, 97;
es heiszt mausen um einen oder etwas:
sô sint dannoch tûsent
die umb die schrannen mûsent.
Helbling 2, 708;
der jüngling fellt, der teufel geht
stäts umb jhn mausen.
H. Sachs 3, 1, 249ᵈ;
umher sie (die bösen leute) mausen,
die leut darbauszen (drauszen)
auf allen pletzen
zur rede setzen,
ihr red darnach gen hof bald schwetzen.
Henneberger landt. 419;
wobei auch der sinn des listigen oder tückischen sich verliert:
und jm (der geistliche dem kranken) das öl wolt raichen,
und mauset umb das pet.
meisterl. fol. 23, nr. 190;
ei lieber herr, die hett mich lieb
und mauset heimlich stets umb mich.
H. Sachs 4, 3, 23ᵃ;
wie denn mausen auch, wie lauern (4, a oben sp. 305), gelegentlich nur ein verstärktes dasitzen, warten, nicht vom flecke gehen, bezeichnet:
so sags im gut, dasz er bald weich (von deinem sitze),
wil er da sitzen lang zu mausen,
so greif jm bald nach der kartausen,
und wirf jn uber dnechste bank.
Grob. 1568 B 4ᵃ (b. 1, 4);
bair. mausen, dim. mäuseln langsam und leise gehen, schleichen. Schm. 1, 1665 Fromm. schwäb. mausen, sich vor einem mausen, sich vor ihm verkriechen, weit zurückstehen. Schmid 379. vergl. duckmäuser und kalmäuser, th. 5, 72.
4)
mausen auch schleichend tasten, still greifen: (man soll) in anderer leute trühn (truhen) tisch und kestlein nicht kucken, viel minder mausen. Mathes. Syrach 1, 140ᵇ; (der kleine) mauste auch wol selbsten im quersack. Stilling 1, 62;
(ich) sprach: ach junkfraw, wen ir west
das ir in meines herczen nest
so süszlich ruet und auch lawst!
mit dem ich ir zum pusen mawst.
so spricht sie zu mir mit eim raschen:
ein dreck! was hastu do zu naschen?
du dapst, als habestu sein recht.
H. Folz, Haupts zeitschr. 8, 513, 110;
endlich der vater mich ansahe (der alte sperling den jungen),
wie ich der muttr im armen lage,
wie sie mich in den federn mauset,
ausz mütterlicher lieb mich lauset.
froschmeus. Bb 2ᵇ (2, 2, 7).
5)
mausen endlich für stehlen, auch im spätesten mittelniederdeutsch entwickelt (Schiller-Lübben 3, 140), scheint zunächst ein wort der landsknechtkreise gewesen zu sein, das ihnen das beutemachen auf einem zuge bezeichnete, es ist öfters ausdrücklich an das mausen der katze angelehnt: nun hatten sich etliche knecht in der kirchen versäumt, .. kan gedenken, sie haben irgend wollen mauszen. Götz v. Berl. 42; welche (kriegsleute) sich heimlich von dem rechten zug zur seiten auszdrehen und ihrem mausen nachhangen. Kirchhof mil. disc. 120; diese dörfer seindt von den reisigen .. durch und durch auszgemauset. 122; rauben, mausen und stehlen. 59; wie dunket dich Bernhart, ... habe ich nicht recht gemauset? wendunm. 101ᵃ; die landsknecht .. keiner katzen bedürfen und wol selber mausen können. 102ᵃ; jener hat sein tag zwenzig mal mehr denn ich gemauset und geplündert. 282ᵃ; im übrigen dünkte ich mich (als besserer soldat) viel zu gut darzu sein, dasz ich die arme bestehlen oder hüner fangen und andere geringe sachen hätte mausen sollen. Simpl. 1, 248 Kurz; etliche (von der garnison) konnten besser mausen als die katzen. 390;
die fürsten wölln den soldt nit geben;
so kan man doch des lufts nit leben.
das garten, mausen und das rauben
wil man uns auch nicht mehr erlauben.
B. Waldis Esop 2, 79, 21;
in kriegs noth, in der bösen zeit,
wenn Hans Marter und bruder Veit
mit groszen rotten bei jm hausen,
durch alle winkel nemlich mausen.
3, 89, 36;
es geht aber schon im 16. jahrh. in die rede des gemeinen lebens, als niederes wort für stehlen, über: saccularius, der da mauszt, seckel abschneidt. Alb.; die kasten aufzuschlieszen, zu mausen, und die beutel zu fegen. Luther tischr. 385ᵃ; die alten haben wol gespürt, weil ins menschen herzen vil winkel und querschleg sein, und das man denen so mausen wöllen, mit gesetzen und aufsehern nicht alle löcher verrennen oder verstopfen kan. Mathes. Sar. 21ᵃ; in seigerhütten, do sichs die herrn was kosten lassen und wenden etwas auf leute, .. oder lassen die vorsteher mit an der hütten theil haben oder erhalten sie doch also, das sie nicht mausen dörfen. 155ᵇ; mausen und der pferdte warten, worzu die böhmische art, wie ich höre, die beste sein soll. Simpl. 3, 15 Kurz; die dieb meinen, stehlen sei besser als müszig gehen, darumb schaffen sie ihnen mit mausen arbeit. Lehmann flor. 1, 136; wer selbst mausen kan, bedarf keiner katz. ebenda; der vater will, wir sollen nicht stehlen, und er mauset selber. exemplarischer priester (1690) 49; mit acc., etwas mausen: einer maust eim andern in der kirch ein säckel aus den hosen. Lehmann flor. 1, 137; sie kam in dieser kunst (dem stehlen) so weit, dasz sie mir die silbern gesperr von denen gebetbüchern mausete. Jucund. 39; pferde mausen, equos abducere, furari Stieler 1258; geld mausen, nummos furtim deferre Steinbach 2, 34; wenn seine linke hand dem nachbar im schauspielhause das schnupftuch maust. J. Paul grönl. proz. 2, 40; dann fuhr er wie ein sonnenstral schnell ins chor, und mausete dem jungen altisten sein pensum weg, und sangs dem kirchensprengel in die ohren. Hesp. 2, 89;
ihr seid mir rasche diebe!
doch maust ihr auch die ganze nacht,
ihr maust nicht eine rübe!
Voss 6, 153;
als der riese lag am felsen,
schnarchend, dasz die wälder rauschten,
hast du keck die meilenstiefel
von den füszen ihm gemauset.
Uhland ged. 262;
die zeit mausen, die zeit stehlen, von dem wegnehmen derselben durch unnützes:
wären wir (sagt der löwe zu besuchenden thieren)
zu nichts auch da, als um zu schmausen,
so sollt uns doch kein kluges thier
die zeit durch solche possen (complimente) mausen.
Gökingk 3, 226.
6)
etwas geht wie gemaust, flink, im umsehen:
ein rüstig mädel ists, ich habs beim ernten
gesehn, wo alles von der faust ihr ging,
und ihr das heu so flog als wie gemaust.
H. v. Kleist zerbr. krug, 7. auftr.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1826, Z. 1.

mausen, verb.

mausen, verb.
federn wechseln; eigentlich, nach mhd. mûʒen, mauszen zu schreiben (vgl. oben mause sp. 1821); doch ist einfaches s im inlaute des wortes theilweise seit langer zeit, jetzt durchgängig üblich geworden. das ahd. mûʒôn, gimûʒôn, mutare, variare, altnfr. gemûtôn mutare ist ein nicht ganz selten gebrauchtes lehnwort der gewöhnlichen rede; wogegen das mhd. mûʒen, wie das entsprechende substantiv, zunächst nur ein ausdruck der falknerei scheint und erst von hier aus weitere bedeutung erlangt. es, sowie das nhd. mausen, bezieht sich demzufolge zuerst auf das federlassen des federspiels:
der kan sich mûʒen als ein habech.
Renner 371;
alsam ein vederspil sich mûʒet.
Frauenlop lieder 12, 2, 2;
wiltu aber das das vederspil bald maus, so nim sechs würmlein ... und gib ihm dieselbige im merzen drei abend im gewell, so wirft es die federn bald von ihm. Feierabend falknerei 63ᵇ; wann du sihest, das dein vogel des morgens früh, sobald der tag anbricht, seinen schwanz wendet, mauset und ausschwinget, und sein gefieder der lieblichen morgenröte wegen zertheilet, ausbreitet und ausschüttelt. 53ᵃ; gewöhnlich reflexiv, sich mausen: die habichen mauszend sich alle jar. Heuslin vogelb. 123ᵇ; der falk mauszet sich in mitten desz hornungs. 148ᵇ; doch ist der falk im ersten jar rauchfarbrot: aber ye mer er sich mauszet, ye weiszfärbiger er wirt. 145ᵇ;
ain fälklin, das mir wol gevelt ..
das hett sich wol gemauset schon.
Hätzlerin 1, 53, 21;
sodann auf den gleichen wechsel bei andern vögeln: (der adler) mauʒet sich dann reht als in ainer küelen zwischen haiʒ und kalt nâch ainem fieber. Megenberg 166, 23; der pfâwe verleuset seinen zagel alle jâr und mauʒet sich. 213, 16; die gar alten widhopfen setzent sich in der jungen geviderten nest und mauʒent sich. 228, 14; (die elster) mauset sich auch nach und nach im augsten. Heuslin vogelb. 12ᵃ; die amsel .. mauset sich nit, als andere vögel. 17ᵃ; gleich wie der eisvogel sich mauset in jahrzeit und mit neuen federn zieret. Paracels. (1590) 6, 45; mausen, mutare, fedren fallen lassen, wie die vogel. Schottel 1362; die hüner mausen sich, pennae defluunt, alopeciam pennarum patiuntur. Stieler 1258; der vogel maust sich, avis novis induitur plumis. Steinbach 2, 34; die meisten wasservögel mausen sich zweimal im jahre. Göthe 43, 380; dasz sie sich züpften, wie hühner, wenn sie sich mauseten. J. Gotthelf schuldenb. 207; wenn sich das geflügel früh mauszt, so giebts einen frühen winter. Simrock sprichw. 371;
der vogel (der eisvogel) mûʒet sich, al so er stirbet,
und niuwert sîn gevidere, daʒ ist wâr.
minnes. 2, 222ᵇ Hagen;
der adler thet sich mausen,
der lew brumpt feindtlich ser.
Soltau volksl. 302 (16. jahrh.);
vom haarlassen der thiere: der fuchs maust sich, vulpes annua vernatione fungitur. Steinbach 2, 34; vom schälen des krebses: niederd. in der mark Brandenburg muten Frisch 1, 651ᵇ; jährlich wenn er (der krebs) mautet, mietet oder sich mauset (wie solches verschiedentlich genennet wird). öcon. lex. 1293; von der häutung der schlangen:
ouch hetes einen slangen
begriffen und gevangen
mit ir lâge stricke,
der was vil harte dicke
gejunget und gemûʒet.
troj. krieg 10683;
und endlich auch vom menschen: glaubt mir, ein mensch musz sich mausen, seinen alten sündigen menschen ausziehen, will er mit einem neuen gnadenreichen menschen angeleit werden. Keisersberg seelenpar. 153ᵇ; also auch unser gesind muszt sich wie der happich, es würft von im die alten federn, und nimpt nüw an sich. bilg. 9ᵈ; das mägdlein mauset sich, filia pubescit. Stieler 1258; er maust sich heraus, Ulysses pannos exuit. Serz 98ᵃ, vergl. auch ausmauszen th. 1, 917;
wan sô diu salbe sîniu lider
mit ir kraft gefiuhtet ...
ûʒ einem alten manne
mûʒet er sich z'einem knaben,
des solt ir keinen zwîvel haben.
troj. krieg 11093;
sowie seinen eigenschaften:
sô si mîn gemüete erlûʒet,
von sorge in vröude eʒ sich mûʒet.
minnes. 1, 202ᵇ Hagen;
o! dasz er dort, wie hier, in steter freude hause, ..
dasz, wird sein haar einst weisz, und seine stirne krause,
auch dann noch sein humor mit jedem lenz sich mause.
Gotter 3, ⅬⅩⅩⅠⅤ;
eigen unreflexives mausen für sterben, gemeint ist zunächst das ausziehen des irdischen menschen, ablegen des leibkleides: wie er zum todt krank worden und man im nit gern sagen wellen, wie die sachen beschaffen und das er sich in ain andre welt schick, do hat ers selbs gemerkt und gesprochen: wolan ir wellens mir nit sagen, aber ich sihe wol, ich musz mausen. Zimmer. chron. 3, 95, 34. vergl. mausern.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1828, Z. 65.

mausen, verb.

mausen, verb.
von katzen mauen, von menschen unverständlich reden. schweizerisch. Stalder 2, 203; eine alte, obwol seltene weiterbildung von mauen (s. d.): catellare musen Dief. 107ᵇ (winseln ebenda); gewöhnlicher mauzen, s. d.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1829, Z. 72.

mäusen, verb.

mäusen, verb.
das mausen, federwechsel des falken, bewirken: sie werden gemäuszt, und heiszen dann mäuszerfalken. Sebiz feldb. 570. mhd. hiesz es unumgelautet mûʒen:
der gewissen sîn vederspil mûʒe
und habeʒ in sîner lûʒe
unz eʒ sîne kraft wider gewinne.
Haupts zeitschr. 7, 343, 83.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1829, Z. 76.

vermausen, verb.

vermausen, verb.
die federn durch mauserung verlieren: und ist ein antenerer ein vogel so noch nicht vermaust oder zum wenigsten die federn vom vorigen jahre noch meistentheils hat. Falconaria 9 (1617).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 5 (1893), Bd. XII,I (1956), Sp. 846, Z. 70.

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Zitationshilfe
„mausen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/mausen>.

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