Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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mehl, n.

mehl, n.
farina.
1)
ein altes gemeingermanisches wort, wie das zu ihm gehörige verbum mahlen (sp. 1454) der wurzel mal, von der es eine bildung mit passiver bedeutung ist: zwar goth. nicht nachgewiesen (da die stellen des neuen testaments Matth. 13, 33. Luc. 13, 21, die das wort bringen, im gothischen in die lücken fallen), aber altnord. miöl, dat. miölvi, schwed. mjöl, dän. meel; ags. melo, gen. melewes, engl. meal; fries. mel; alts. altnfr. melu, gen. melas, dat. mela, niederl. niederd. meel; ahd. melu, gen. melawes, melewes, mhd. mel, gen. melwes; das innere w des wortes verhärtet sich hier später in b, und tritt bei rückgang der dativform zunächst hier, später auch im nom. acc. wol in den auslaut, doch ist solche verhärtung auf oberdeutsche quellen bis 16. jahrh. eingeschränkt (vgl. auch die ableitungsformen melbicht unten unter mehlicht und melber): auʒ girsteinem melb. Megenberg 349, 16 (gegen: das kümt von dem melw des korns. 403, 2); als nun der krieg etlich zeit gewert het und .. etlich niemer korn hin wolten geben, do fur der rat zu und gab melb hin, wann sie hetten etwe vil melbs fürgemalen auf fürsorg. man gab daʒ melb den becken. d. städtechr. 2, 306, 25 (aber: so lieszen sie ander korn malen und daʒ meel wieder aufschüten. 307, 21); da machten sie brot aus dem melb. heiligen leben (Augsb. 1472) 170ᵃ; so soltu nemmen .. gerstein melb. Ortlof arzneipuch 36ᵇ; und ich sah einen traum, das ich het drei masz melbs auf meim haubt. bibel von 1483 24ᵃ (1 Mos. 40, 16); ich hab kein brot, nur ein melb in eim vaszlin als ein hande mag begreifen. 166ᵇ (3 kön. 17, 12); mit einem steublein melbs. kuchenmeisterei a 6ᵃ; besee die hand mit melb. b 3ᵃ;
ain muller, der mit melb ist bestoben.
Keller schwänke nr. 45;
welchen (sauerteig) ein weib vermenget selb
unter drei scheffel semelmelb.
H. Sachs 4, 1, 76ᵈ;
Keisersberg braucht noch die gutmhd. form mel, melwes: do knüpften sie die mentel zuͦsamen, und truͦgen do in mit in das mel von Egipten, des selben melwes generten sie sich in der wüste, und also lang sie des selben melwes von Egipten hetten, also lang gab inen gott kein himelbrot ... aber do sy kein mel me hetten, do gab ynen got erst das süsz lustlich und wolsmacken himelbrot. bilg. 43ᵇ; Luther schreibt mit dehnungszeichen melh, in den später herausgekommenen biblischen büchern aber mehl.
2)
mehl im frühesten sinne das aus getreidekörnern und hülsenfrüchten durch mahlen gewonnene: mehl von korn, weizen, gerste, haber, erbsen, bohnen; mäl von groszer gersten, polenum. Maaler 280ᵈ; gebeüttet oder geräden mäl, cribro decussa farina. ebd.; ungesondert mehl, farina gregalis, schwarz mehl, furfur, farina cibaria, secundaria, weisz mehl, flos siliginis Stieler 1304; das feur fur aus dem fels, und verzeret das fleisch und ungeseuert melh. richt. 6, 21; das weib ... nam melh und knetets, und buchs ungeseurt. 1 Sam. 28, 24; die brachten brot auf eselen, kameln, meulern und rindern zu essen, mehl, feigen, rosin, wein, öle. 1 chron. 13, 40; nim die müle und male mehl. Jes. 47, 2; ir saat sol nicht aufkomen, und jr gewechs kein mehl geben. Hosea 8, 7; der mensch darf zu seinem leben wasser, fewr, eisen, salz, mehl, honig, milch, wein, öle und kleider. Sir. 39, 31; sawerteig .. den ein weib nam, und vermenget jn unter drei scheffel melhs, bis das es ganz durchsewrt ward. Matth. 13, 33; das menschlich herz sei wie ein mühlstein auf einer mühlen, wann man korn drauf schütte, so laufe er herumb, zerreibe, zermalme es, und mache es zu meel. Zinkgref apophth. 1, 3; dasz andere doctores von ihme zu sagen pflegten, wann er seinen patienten nur das verbrandte meel vom brod schabe, so hätten sie einen bessern glauben dran, als wann sie die quintam essentiam anbrächten. Simpl. 1, 361 Kurz; brodt, mehl oder kleyen feil zu haben oder zu verkaufen. d. stadt Leipzig ordn. (1701) 446; ein scheffel, eine metze mehl, ein centner, ein pfund mehl; nudeln von feinem mehl und teig. Hebel 3, 117;
ich (der esel) will ihm gern sein korn und mehl
auf meinem rücken tragen.
Mildheimisches liederb. nr. 31, 7;
ich (spricht der müller) verwandle korn in mehl,
dasz es nicht am brode fehl.
441, 3;
als opfer: den sturmwind stellt sich das volk vor als ein gefräsziges, hungriges wesen und sucht ihn durch in die luft geschüttetes mehl zu beschwichtigen. J. Grimm mythol. 602, vgl. dazu Germ. 6, 217 fg.; nach fremder weise:
ein wenig salz und mehl ist alle mein gewinn,
hingegen jenes heerd wird fett vom opferblute.
Lichtwer fab. 2, 8 (die zween Jupiter);
man streut das mehl. das opfer ist bereitet.
Schiller hist.-krit. ausg. 6, 353.
3)
in sprichwörtern und redensarten: alles mehl hat kleien. es gibt mehl wie korn. ohne mehl und wasser ist übel backen. Simrock sprichw. 371; narrheit ists, das mehl gegen den wind beuteln. 372; der muͦsz vil mel haben, der alle meuler wil verkleiben. S. Frank sprichw. 1, 85ᵃ;
der muͦsz mäl han, vil me dann vil
wer yedems mul verstopfen wil.
Brant narrensch. 41, 27;
tune maht nicht follen munt haben melues unde doh blâsen. Müllenhoff u. Scherer 27, 1, 8;
blâsen und mel an dem munt hân,
daʒ mag nit wol bî ander gestân.
Wackernagel leseb. 1 (1873) 1166, 11;
mehl blasen, einem einen schmitz anhängen, ihn verklagen, verläumden:
herr apt, sagt, was get euch das an?
ich bin ân euren schaden da gewesen.
ir kunt mel plasen und feder lesen.
fastn. sp. 201, 14;
mancher durch lyegen würt ein herr,
dann er den kutzen strichen kan
und mit dem falben hengst umb gan;
zuͦ blosen mäl, ist er geschwind,
den mantel henken gen dem wind.
Brant narrensch. 101, 15;
mehl im maule behalten, nicht gerade heraus sprechen: welche, ob sie wol von der lehre des evangelij gefraget, zu antworten, doch bekenneten sie nichts frei, behielten immerzu meel im maul, ir antwort were, nun, nun. Luther tischr. 278ᵇ; und gehet schalk und gewalt oft für recht, darum das man mehel im maul behelt. Mathes. Syrach 1, 21ᵃ; éines mehls sein, einer art: aber dise brut und art der menschen ist on zweifel gar unsers melbs, die sich erfreuen ab den erlogenen miraculen. S. Frank mor. encom. 35ᵃ; des melbs sind auch dise, die mit bücherschreiben jagen nach einem untödtlichen geruch und namen. 46ᵃ; christen seind allweg und ye der welt ketzer gewesen, solt ich sy zun bäpsten gesetzet haben, so weren sy als jr gesellen jrs mels und hars geacht worden. chron. (1531) 334ᵇ; dies ist nachahmung lateinischen sprachgebrauchs:
sin tu, cum fueris nostrae paulo ante farinae,
pelliculam veterem retines.
Persius sat. 5, 115;
der auch franz. dauert: de même farine, de même nature. Littré 1, 1621ᵃ.
4)
mehl, von den mehlartigen feinen körnern im innern stärkehaltiger pflanzen, vgl. kartoffelmehl, stärkemehl; und dann auch von jedem wie mehl erscheinenden, fein zerriebenen gegenstand, vgl. bergmehl, bohrmehl, sägemehl, wurmmehl, ziegelmehl; salpeter .. in mehl brechen (zu staub verwandeln). Jacobsson 6, 545ᵇ; gelöschter kalk: was kalks man also ausz der hutten verkauft, den soll ein paumeister alleweg vor ab lassen leschen und den melbsweisz verkaufen nach dem mesz das darzu gehoret. Tucher baumeisterb. 93, 34; mehl der puder:
aber die jugendgespielin Amalia löste die nadel
ihrem kastanienhaar, das voll in glänzenden ringen
über die schulter sich gosz, unentstellt vom staube des mehles.
Voss Luise 3, 1, 186.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1864, Z. 69.

mehlen, verb.

mehlen, verb.
(für mehelen) vom geschrei der frösche, das als meh — meh gefaszt wird:
da sie noch bei eim tiefen see
quarken und mehlen jmmermehe.
froschmeus. Bbb 8ᵃ (3, 3, 12).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1867, Z. 47.

melte, f.

melte, f.
die pflanze, s. melde.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1883), Bd. VI (1885), Sp. 2004, Z. 34.

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Zitationshilfe
„mehlen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/mehlen>.

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