Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

mehlthau, m.

mehlthau, m.
mucor erysiphe, ein weiszlicher schimmelüberzug, der pflanzen befällt und sie zerstört. das wort ist das ahd. militau rubigo (Graff 5, 346), ags. mele-deáw (Grein sprachschatz 2, 230), engl. mildew, mhd. miltou, bair. auch milbtau, und an die letztere form knüpft Megenberg die deutung des dunkeln ersten worttheiles an: eʒ haiʒt auch miltaw niht von miltikait, wan eʒ ist ark und übel: eʒ ist gehaiʒen von milwen miltaw, wan als die milwen daʒ gewant freʒʒent und verderbent, also verderbt eʒ die fruht. dar umbe hieʒe eʒ wol milwentaw, wan man vint an vil dingen klaineu würmlein swarzeu nâch etleichen tagen, dar auf daʒ miltaw gevallen ist. 87, 12; entstellungen dieses ersten worttheiles sind auch milchthau: erugo milchdou Dief. 209ᶜ, und mildthau Nemnich, vornehmlich aber mehlthau, welches, während die mhd. form oberdeutsch dauert (das miltauw, ein prästen auf dem saamen, und etlichen kreüteren sunders auf dem kabisz, urica. Maaler 290ᵃ; bair. miltau Schm. 1, 1588 Fromm.), sich allgemein festsetzt: rubigo meletauwe Dief. 502ᵃ; mählthau, rubigo, robigo Steinbach 2, 799; ein mehlthaw in der hitze der erndten. Jes. 18, 4; viel mehlthau war im korn, davon das korn kleinkörnicht, taub und leichte ward. V. Rudolph zeitbüchlein (1586) Q 3ᵇ;
hier seh ich nun bei so viel wettern
mein armes vieh zu grunde gehn,
die ziegen klauben an den blättern,
die voller gift und mehlthau stehn.
bildlich: gehorsam ist aller tugent krone und ehre, aber wenn faulwitz drinnen erfunden wird, so hat sie der melthaw (oder wie es Esaias nennet) der faulregen verderbet, und werden eitel suddeler, hümpeler, söcker draus. Luther 6, 147ᵃ;
er ist ihr schatz, sie heiszt sein engel.
streit, argwohn, eigennutz und klagen streut keinen mehlthau auf die frucht,
die jedes auf des andern lippen mit brünstiger umarmung sucht.
der wind der reaction
mit mehlthau, reif und alledem!
Freiligrath dicht. 3, 170;
mehlthau heiszt auch der honigthau (th. 4², 1793): das miltauw, süszer morgentauw, ist honigfarb, dem vych giftig, manna Maaler 290ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1870, Z. 2.

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Zitationshilfe
„mehlthau“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/mehlthau>.

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