Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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mai, m.

mai, m.
mensis Maius.
1)
der lateinische monatsname erscheint in ags. quellen des 10. 11. jahrh. noch in fremder form (maius menologium 79; ær sumeres cyme on maias calendas Cynewulf Elene 1229), in fast gleichzeitig hochdeutschen schon in deutschem gewande: maius, meio, lair hebraice, artemisius grece. glossen aus s. Blasien bei Gerbert iter alem., anhang 77ᵃ; woraus sich das mhd. meie, meije, meige ergibt, das im 13. jahrh., und gewiss schon früher, völlig eingebürgert ist, vgl. Weinhold deutsche monatnamen s. 7. 50, später, seit dem 15. jahrh., zu mei, mai gekürzt: maius mei, mai, may, maig, mey Dief. 344ᵃ, nov. gloss. 243ᵇ; der mey, der monat mey Maaler 289ᶜ, während die form meie, soweit sie nicht so oder auch als maien im 16. 17. jahrh. noch hin und wieder vorkommt:
lustig ist der maien gut.
Hoffmann gesellsch. lieder nr. 90 (v. j. 1613);
o mai, du edler maien.
nr. 91 (v. j. 1594);
in der bedeutung sich sondert, vgl. unten maie. die declination geht allmählich von der schwachen zur starken über und es heiszt dat. acc. mai, gen. maies statt des früheren maien: im halben may hat die beschellzeit ein ende. Hohberg 1, 118ᵃ;
(liebe) die den blumen des mais hellere röthe giebt.
Hölty 70 Halm;
wie der regen des mais über die blüthen träuft.
96;
ich sah den jungen may.
Ramler 2, 4;
ihr kinder des mayes, lobsinget dem may.
7;
doch halten sich die schwachen formen in der dichtersprache zum theil bis auf unsere zeit: verschwunden das liebliche gesicht! sehnsucht hat es gebildet; verschwunden, ähnlich dem gesange im mayen. Fr. Müller 1, 354;
unter blüthen des maien.
Hölty 58 Halm;
dasz ihre jugendtage
gleich dem säuseln des main vorüberflohen.
101;
im maien, am reihen,
da freun, da freun
sich hüpfende knaben und mägdelein!
Voss 4, 156;
gekommen ist der maie,
die blumen und bäume blühn,
und durch die himmelsbläue
die rosigen wolken ziehn.
H. Heine 16, 143;
namentlich auch in zusammensetzungen, vgl. unten solche unter maien-.
2)
mai, der fünfte monat des jahres, in alten quellen auch der erste mai, während der ander mai den juni bezeichnet. Weinhold monatnamen 50; also was man holz zu kalköfen hawen und fellen will, das musz gescheen in dem meien oder auf das lengst im andern meien. Tucher baumeisterb. 89, 33; vgl. nachmai juni Schm. 1, 1549 Fromm. der erste mai bezieht sich sonst auf den ersten tag des monats, den tag alter frühlingsfeste und den tag des hexentanzes auf dem Brocken:
sie tanzte stets, am ersten mai,
mit blumen in den locken,
den weiszen busen schleierfrei,
im reigen, auf dem Brocken,
Hölty 21 Halm.
der mai wird als die blüte- und glanzzeit der natur gepriesen: sehet doch, wie paren und ehelichen sich die beume? wie lieblich grünets? wie ein köstlicher mei ist das, deszgleichen ich nicht gedenke? Luther tischr. 435ᵇ;
es get gen des maien zeit,
die uns neue freüde geit.
die vogl alle singen,
die plüml schön entspringen.
fastn. sp. 409, 25;
grün ist der mai,
mit mancherlei
schönen blümlein gezieret
sind berg und thal.
Hoffmann gesellsch. lieder nr. 87;
mir gliebt im schönen maien
die fröhlich sommerzeit.
nr. 91;
der mai viel wollust geit.
nr. 95;
schön wie die blüthen des mais.
Stolberg 1, 260;
werd ich lustwandeln frei
unter blüten und blumen im mai.
in des maies holden tagen.
in der aue blumenglanz.
Uhland ged. 249;
er ist die zeit der liebe:
du kennst den stillen wald ...
dort lockten lieb und mai
die vögel jüngst herbei.
Hagedorn 2, 83;
ich sang in vorgen tagen
der lieder mancherlei
von alten, frommen sagen,
von minne, wein und mai.
Uhland ged. 70;
im wunderschönen monat mai,
als alle knospen sprangen,
da ist in meinem herzen
die liebe aufgegangen.
H. Heine 15, 90;
seine kühle gegenüber der heiszen sommerzeit wird hervorgehoben:
im kühlen maien
thun sich all ding erfreuen,
die blümlein auf dem felde sich auch verneuen.
Hoffmann gesellsch. lieder nr. 89;
und in wetterregeln zum gedeihen gefordert:
mai kühl und nasz
füllt dem bauer scheur und fasz.
Simrock sprichw. 360;
ein kühler mai
gut geschrei.
361.
3)
personification des maies seit alters: mhd.
der meie der ist rîche:
er füeret sicherlîche
den walt an sîner hende.
Neidhart 3, 22;
nhd. der edle mai ist kommen.
Hoffmann gesellsch. lieder nr. 87;
frisch, wie der junge mai sich an den reihen stellt,
wenn mit den grazien die nymfen tänze halten.
Wieland 22, 205 (Oberon 5, 25);
du aber, holder als der mai,
der sich in blüthen hüllt.
Hölty 124 Halm;
tanzt dem schönen mai entgegen,
der des waldes haar verneut.
130;
rosenknospe! so schön blühete keine noch
von den töchtern des mais.
Stolberg 1, 23;
schüttl, o glänzender mai, die rosenflügel
über dieser wölbung der eiche.
2, 178;
und um nackende gesträuche
wirft der mai sein buntes kleid.
Schubart (1825) 1, 191;
komm, lieber mai, und mache
die bäume wieder grün.
Overbeck in Voss' musenalm. 1776 s. 49.
4)
mai, im alten rechtsleben die zeit des ersten oder zweiten ungebotenen dinges (vgl. maiding, maiengericht): des ersten, so sol man inen in dem meyen ein meyengericht haben und ze herbst ein herbstgericht. weisth. 1, 51 (Zürich, v. j. 1412); item so aber wirt zu mittem meigen, so sol ein abbt oder sin meiger aber geding haben. 356 (Schwarzwald); des ersten so soll der meyger alle jor dry geding haben; das erst sol sin an der nesten myttwoch nach mytel hornung, das ander sol sin uff mytwoch mytelem meygen, und das drit sol sin uff mytwoch nach sant Martins tag. 4, 131 (Elsasz, v. j. 1461), u. oft.
5)
mai, allgemeiner für frühlingszeit: ver, meye, mai Dief. 611ᶜ; may, ver Schottel 1362; de mey beghinnet in sunte Peters daghe, de summer in sunte Urbans daghe. balt. stud. 19, 49; dichterisch:
jugendlich milde
beschwebt die gefilde
ewiger mai.
Schiller Etysium;
im gegensatz zum winter:
vier träge winter und vier lustge maien
beschlieszt ein wort, wenn könge kraft ihm leihen.
Shakesp. Richard II. 1, 3,
four lagging winters and four wanton springs
end in a wort: such is the breath of kings;
im gegensatz zu januar, den vertreter des winters:
ein stattlich paar! hört man zu beiden seiten raunen;
sie gleichen sich — wie januar und mai (ein greis und ein junges mädchen).
Wieland 22, 270 (Oberon 6, 42).
6)
mai, bildlich, die blütezeit des menschlichen lebens, die jugendzeit: der blendende jugendglanz, der mit dem mai des lebens zu verschwinden pflegt. Wieland 1, 180; den frischen mai deiner jugend. J. Paul uns. loge 1, 28; sie haben über mein leben einen ewigen mai gesandt. 3, 4;
was in meiner jugend mäyen
von der Venus kindeleien
ich gezeichnet auf papier.
Logau 2, 40, 50;
der jugend erster may
führt uns in kummerschulen.
im mai des lebens.
Gökingk 1, 78;
unsers lebens einzger mai.
3, 22;
einen jüngling trägt man hier heraus,
einen jüngling, noch nicht reif zum sarge,
in des lebens mai gepflückt.
Schiller elegie auf den tod eines jünglings;
in den trümmern deiner schöne
seh ich dich verlassen gehn,
weinend in die blumenscene
deines mais zurücke sehn.
an Minna;
was zürnst du unsrer frohen jugendweise
und lehrst, dasz lieben tändeln sei?
du starrest in des winters eise
und schmälest auf den goldnen mai.
an einen moralisten;
des lebens mai blüht einmal und nicht wieder;
mir hat er abgeblüht.
resignation;
ach, es stand damals in der jahre schönstem
mai der held!
Platen 113;
auch der jugendliche glanz, der diese blütenzeit anzeigt:
ab deiner jugent mayen
und schönheit.
ich rühme nicht den may der blumenreichen wangen,
die zucht und keuschheit färbt.
einer, dem der may noch auf den wangen grünte.
611;
Fanias .. liegt nächte durch gestreckt,
mit thränen, die den mai von seinen wangen ätzen,
die schwelle deiner thür, undankbare, zu netzen.
Wieland 9, 18.
7)
mai oder limpf, der neue trieb eines baumes. Nemnich.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1881), Bd. VI (1885), Sp. 1469, Z. 26.

meie, m., f.

meie, m. f.
grüner baum, zweig oder strausz, s. maie sp. 1473 ff.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1882), Bd. VI (1885), Sp. 1901, Z. 77.

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Zitationshilfe
„meie“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/meie>.

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