Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

meisterin, f.

meisterin, f.
weiblicher meister; nach mehreren bedeutungen des letzteren wortes.
1)
lehrerin, unterweiserin (vergl. meister 3): magistra ein meisterin Dasyp.; meisterinn, magistra, eruditrix, praeceptrix. Stieler 2375; sô der habech sein alt federn wirft, so strekt er sein plôʒ flügel gegen suden, dar umb, daʒ der sunnen wirm im seineu swaiʒfensterlein öffen und daʒ im die neuen federn dester leihter wahsen, wan diu nâtûr ist ain maistrinn des nutzes und der nôtdurft. Megenberg 170, 4; ihre hand, Romano. ihre meisterin ist eine verwandte meines hauses. ich liebe sie brüderlich. kunst ist die rechte hand der natur. Schiller Fiesko 3, 17.
2)
die hervorragendes in einer kunst oder einem fache leistet, erste ihres gleichen (vergl. meister 4):
eʒn wart nie sloʒ sô manicvalt,
daʒ vor dir (minne) gestüende, diebe meisterinne.
Walther 55, 33;
du, jung schon meisterinn der künste,
des morgenlandes wunder du!
Ramler 2, 110;
seit wann habt ihr, so gar vermessen,
und aller ehrfurcht quitt, vergessen,
dasz ich des zaubers meisterinn
und alles unheils urquell bin? (altfrau zu den hexen).
Bürger 302 (Macbeth 3, 8);
ha, sieh! die meisterin des bogens jetzt!
H. v. Kleist Penthesilea, 12. auftr.;
sie überall zu sehn als meisterin
das war mein stolz! zu theuer büsz ich ihn.
zu pferde sollte sie, im wagen sie,
die rosse bändigend, als heldin glänzen.
Göthe 9, 313;
meisterin in etwas, woneben auch die masculinform gebraucht werden kann (s. sp. 1958): wirklich war es (das weib) auch eine meisterin im sparen. J. Gotthelf schuldenb. 74;
ruft Fatme aus: ihr sollt ihr einen mahneh schicken!
geht nur, die blumen, die uns nöthig sind, zu pflücken;
in dieser sprache bin ich eine meisterin.
Wieland 23, 220 (Oberon 11, 33);
im gegensatz zu pfuscherin (vergl. dazu meister 4, e): weil er (der brief) uns nachricht von unsrer reisenden Circe gibt, die den thessalischen zauberinnen zeigt, dasz sie in ihrer eigenen kunst, gegen eine meisterin wie sie, nur pfuscherinnen sind. Wieland 35, 247.
3)
meisterin, frau eines handwerksmeisters (vgl. meister 6); als titel: frau meisterin;
herr meister und frau meisterin,
laszt mich in frieden weiter ziehn.
W. Müller die schöne müllerin 1;
auch bei nichtzünftigen (vgl. meister 8): gleichwohl dachte der alte knabe oft an den meister und an die meisterin daheim (wirtsleute). Hebel 2, 212.
4)
meisterin, vorgesetzte irgend einer art (vgl. meister 10), lenkerin, leiterin: die meisterin, ein meisterlich weib, regiererin, fürnembste, magistra Maaler 287ᶜ; also müssen und sollen alle rechte, welche auf die that gestellet sind, der billichkeit als der meisterin unterworfen sein. Luther 3, 318ᵇ;
dich liebte Sterope,
so ietzt am himmel steht, die meisterin der see.
Opitz 1, 93;
du strenge meisterinn, du zuchthausz meiner sinnen.
2, 151;
Athen zur meisterin von Griechenland zu machen. Wieland 2, 86; meisterin, in der Schweiz, die dienstherrin in einem ländlichen haushalte, meisteri, diensthausfrau Stalder 2, 206; als titel: man (d. i. knechte und mägde) mag gar nicht warten, bis die frau meisterin zum essen ruft oder zum essen rufen läszt. J. Gotthelf schuldenb. 84; in verbindungen wie meisterin sein, werden, bleiben, wo auch die masculinform steht (vergl. meister 11): dasz sie nicht mehr meisterin von ihren bewegungen war. Wieland 1, 261; sobald donna Felicia durch den tod ihres alten meisterin von sich selbst wurde. 11, 268; so eben bin ich im begriff ein summarisches verzeichnis aufzusetzen von dem, was ich noch zu sehen wünschte; da denn die kürze der zeit meisterin bleiben und andeuten wird, was denn auch wirklich nachgeholt werden könnte. Göthe 28, 245.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1883), Bd. VI (1885), Sp. 1969, Z. 8.

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Zitationshilfe
„meisterin“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/meisterin>.

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