Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

menschenleben, n.

menschenleben, n.
1)
zustand und zeitdauer eines einzelnen menschlichen lebens: dann was lebt, das muͦsz sterben, ob es hundert menschenleben in jm het. b. d. beispiele 68, 1; da überdachte er sanft das schwere menschenleben. J. Paul Qu. Fixl. 46; es heiszt im menschenleben, in oder während der zeit eines menschlichen lebens: du standest uns nicht bei, gute göttinn! du sahest unsre wünsche, und lieszest sie uns nicht genieszen im menschenleben. Herder z. litt. 6, 230;
es giebt im menschenleben augenblicke,
wo er dem weltgeist näher ist als sonst.
Schiller Wallensteins tod 2, 3;
der augenblick nach dem verbrechen
ist oft der schönste in dem menschenleben ... denn nie besser ist
der mensch, als wenn er es recht innig fühlt
wie schlecht er ist.
H. v. Kleist fam. Schroffenstein 4, 1;
das menschenleben wird als vorübergehend, vorüberflieszend gedacht: sie (die treue) gibt dem vorübergehenden menschenleben eine himmlische gewisheit. Göthe 19, 18;
jüngling, ein menschenleben, schwach
träufelts in der zeiten bach.
Herder z. litt. 3, 138;
bittre thränen flossen mir
da, wo ich stand, in meinen trüben bach
des menschenlebens.
4, 80;
als stürmisch:
er ist ein mensch, ist ein unglücklicher,
erfährt zu früh des menschenlebens stürme.
Gotter 2, 228.
2)
zustand eines menschenwürdigen einzellebens:
im deutschen lande lebt der ärmst ein menschenleben,
in keinem lande lebt ers so!
Gleim 1, 403.
3)
übergehend in die bedeutung des lebenden menschen selbst: er würde auch kein bedenken tragen, ein menschenleben zu opfern. H. Heine 9, 167;
trostlose allmacht,
die nicht einmal in gräber ihren arm
verlängern, eine kleine übereilung
mit menschenleben nicht verbessern kann (mit der wiedererweckung
von menschen zum leben).
Schiller don Carlos 5, 9.
4)
zustand des lebens einer menschengesamtheit:
greift nur hinein ins volle menschenleben!
ein jeder lebts, nicht vielen ists bekannt,
und wo ihrs packt, da ists interessant.
Göthe 12, 14;
auch wie menschenalter (s. d.), zeitdauer eines lebenden menschengeschlechts: menschenleben, aevum, seculum Stieler 1098.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1883), Bd. VI (1885), Sp. 2059, Z. 43.

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Zitationshilfe
„menschenleben“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/menschenleben>.

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