Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

mistfinke, mistfink, m.

mistfinke, mistfink, m.
1)
name des berg- oder winterfinken, fringilla montifringilla. Nemnich 2, 1665; scherzhaft: dieses ist der otahitische mistfinke, nach dem Linné monedula ryparocandula. Göthe 14, 101.
2)
schimpfname für einen menschen schmutziger gesinnung: 'schemest dich nit der schnödigkeit?' am aller mynsten, dieweil es um gut ist. 'o mistfink.' Terent. (1499) 130ᵇ (sterculinium im lat. texte, daher die bemerkung: o mistfink. das recht tütsch wer misthuff); der mistfink! für die stute sechsundzwanzig pistolen haben zu wollen! Immermann Münchh. 1, 131; man vernahm den ruf: was haben (beim bethlehemitischen kindermorde) die armen kinder verschuldet, der bösewicht! und Hans spuckte verächtlich aus und rief mit mächtiger stimme: dieser könig Herodes war zu seiner zeit ein mistfink. Freytag ahnen 4, 275; gewöhnlicher für einen schmutzigen, sich unsauber haltenden menschen: mistfinke, stercorarium Steinbach 1, 444; mistfinke, ein vulgares scheltwort gegen einen besudelten menschen, sterquilinium. Frisch 1, 665ᵇ; fällt er unverhofft in eine wüste kothlacken, worinn er als in einem saubad herum gewalzet und einem mistfinken nicht ungleich gesehen. Abr. a S. Clara Judas 1, 7; seine erudition und erfahrenheit in praxi bedörfte nicht erst, dasz er von einem solchen mistfinken recommendirt würde. unw. doctor 662, verächtlich von einem landarzte; dasz dich die pest! du mistfinke du! Wieland 11, 77; auch von einem weibe: ihr mund wird ein sautrog, ihr nasen ein rotzcanal, ihr zungen ein bibergall, ihr hand stinkende leimspindeln, ihr augen zerstunkene taubeneier, und wird ausz einer süszen zuckerbacherin ganz schnell ein stinkender mistfink. (Conlin) hundert ausbündiger närrinnen (1713) 52; ein trefflich gestalter mistfink. Molieres comöd. (1695) s. 75, s. die stelle unter kitzmädern th. 5, 886; ob sie (die magd) ein mistfink .. seye. mägdelob 17.
3)
mistfink, name der pflanze leontodon taraxacum, löwenzahn, röhrleinkraut. Nemnich 3, 365.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1884), Bd. VI (1885), Sp. 2270, Z. 15.

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Zitationshilfe
„mistfinke“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/mistfinke>.

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