Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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pelz, m.

pelz, m.,
noch bis tief ins 18. jahrh. belz geschrieben neben pelz, s. th. 1, 1456; im 10. jahrh. aufgenommen aus dem gleichbedeutenden mlat.-roman. pellicium, pellicia, ital. pellicia, franz. pelisse, vom lat. adj. pelliceus aus fellen (pellis) gemacht. Diez⁴ 240: ahd. belliʒ, pelliʒ, mhd. belliʒ, belleʒ, pelleʒ, verkürzt und mit übergang des ʒ in z belz, pelz; nd. pels, pils.
1)
die dicht- und weichbehaarte thierhaut, besonders der raub- und nagethiere, das haarkleid derselben (vergl. 3): der zottige pelz des bären. Brehm thierl. 1, 578; der dichte grobe pelz des dachses. 495; auf der oberseite ist der pelz des fuchses rost- oder gelbroth gefärbt. 422; ein glatter, kurzer pelz .. bedeckt das gesicht, den rücken u. s. w. des löwen. 190; der pelz des seeotters besteht aus sehr feinen wollhaaren und langen steifen grannen. 571; schäfer, wie gefällt dir mein belz? fragte der wolf. dein belz? sagte der schäfer. lasz sehen! er ist schön, die hunde müssen dich nicht oft unter gehabt haben. Lessing 1, 162;
im winter wächst sein (des thieres) pelz, im sommer härt er sich,
der jahrzeit stets gemäsz und jedem himmelsstrich.
Rückert brahm. 3, 85;
dem fuchse eines auf den pelz brennen u. dergl., dem bären den pelz waschen (ihn durchprügeln). Göthe 40, 26.
2)
die mit beibehaltung der haare leichtgegerbten felle solcher thiere, zur kleidung (Tacitus Germ. 17), zum unterfutter, zur verbrämung, zu teppichen u. s. w. dienend: wie Ulenspiegel einem kürszner in den beltzen schlief. Eulensp. 84 (53) neudruck; sie sind umbher gegangen in peltzen (ἐν μηλωταῖς) und ziegenfellen. Ebr. 11, 37 (in dachsfellen und in gaiʒʒfellen cod. Tepl.); ein beltz anthun, pelliciare. gemma gemm. (1508) s 4ᵃ;
er wickelt euch in sanfte pelz.
Spee trutzn. 32, 96;
da hüllten sie sich in pelze und decken. Freytag ahnen 1, 203; bildlich: mit dem mantel der liebe und dem pelz der verschwiegenheit bedecken. Hippel 1, 71; mit beltz gefuͤteret, überzogen, pellitus Maaler 57ᶜ; die hendschuch waren mit beltz underzogen. Wickram rollw. 141, 19 Kurz; des bären balg wird für ein kostlich fuͦter gehalten .. werden gemeinlich den weibern ire beltz darmit verbrämbt. Forer Gesners thierb. 14ᵃ; der beltz auf den ermeln. Luther 1, 399ᵇ. 3, 476ᵃ. Frank weltb. 127ᵇ (vergl. pelzärmel). — das pelzkleid, der pelzrock oder pelzmantel:
der pelz zwar deckt den mann, macht aber keinen mann.
Logau 1, 9, 50;
köstliche belz der burgersweiber. S. Bürster 16; wann sie (die Meiszner) den rock einen pelz nennen, welches ihm nicht zukömmt, als wann er gefüttert. Leibnitz 1, 478; verwegene gestalten mit wirrem haar in geflickten pelzen. Freytag ahnen 5, 342; den pelz zerreiszen, flicken besonders vergleichungsweise und sprichwörtlich: mancher siehets gleich wo der beltz zerrissen ist. Lehmann 506, 54; wer nicht ein newen peltz kan machen, der soll den alten flicken und gott machen lassen. 315, 14; was hilfts aber viel flickens und pletzens am peltz, da haut und har nicht gut ist. Luther 6, 89ᵇ; mit der rew war es also gethan, weil niemand alle seine sünde kundte bedenken (sonderlich das gantze jar begangen), flickten sie den peltz also, wenn die verborgen sünde hernach ins gedechtnis kemen, muste man sie auch berewen und beichten u. s. w. 517ᵃ. andere redensarten und sprichwörter: sie gönnens dem armen mann nicht, dasz er sich mit einem trunk schnaps .. einen pelz auf den leib schafft (sich erwärmt). Auerbach ges. schriften 15, 230; den rawen (rauhen) belz anlegen, grob werden. Zimm. chron.² 2, 305, 17; ein beltz waschen, vergeblich arbeiten. Eyering 2, 18; auf eulenspieglisch (s. Eulensp. cap. 30) den beltz waschen und nicht nasz machen. Lehmann 730, 50; wasch mir den pelz und mach ihn nicht nasz. mägdelob 63. Wander 3, 1206; man mag die worte auszlegen wie man will, so heiszt alles, wasche mir den peltz und mache mir ihn nicht nasz. Weise erzn. 55 neudruck; das ist kain manier, haist bei ihnen: wasch mer den beltz und netz mer'n net. Schwabe tintenf. 74; man kann doch einen pelz nicht waschen, ohne ihn nasz zu machen, sapperment! Wieland 11, 224; du steckst voll finten wie ein alter pelz voll läuse. Lenz 1, 278;
der schalk in dem busen
verbirgt sich so sehr,
vom pelze die läuschen
enthüllen sich eh'r.
Göthe 41, 93;
läuse in den pelz setzen, s. th. 6, 351 f. und: man darf keine laus in ein belz setzen, wie die alten gesagt, dann sie wachsen für sich selbs. Zimm. chron.² 3, 60, 36. 383, 33; man darf die leus nit an belz setzen, sie kriechen selbs schon daran. Aventin. 1, 228, 31; (Ovids büecher vom puelen) auf den hohen schuelen den jungen leuten gelesen werden, so doch der heidnisch kaiser Augustus vermanet, man dörft die leus nit an den pelz sezen, si würden selbs wol daran wachsen. 4, 660, 18; nd. enen lüse in den pils setten (wie einen floh ins ohr setzen) ihn gegen einen andern aufbringen, ihn argwöhnisch machen. brem. wb. 3, 315, vergl. th. 6, 352.
3)
scherzhaft dann (nach 1) auch das fell, die haut des menschen:
ain pelzhasz, den ir (die flöhe) all inn euch
aus Eve pelz habt gsogen gleich.
Fischart flöhhatz 3878 Kurz;
in verschiedenen redensarten: du hast noch deinen alten beltz an, du hast noch deine alte haut, du beheltest noch deine alte weisz und gewonhait. Maaler 57ᶜ; einen andern beltz anlegen, alieno more vivere ebenda; schieszt und stecht mit freuden darein, dasz der peltz raucht (sagt der feldherr vor dem angriff zu den kriegsleuten). Kirchhof milit. disc. 159; hab ich doch den Franzosen noch eins auf den pelz gebrennt. Göthe 8, 173; einem den pelz ausklopfen (durchprügeln). Luther tischr. 392ᵃ, ebenso lausen Schwabe tintenf. B 3ᵃ; einem den pelz waschen (ihn abstrafen, ausschelten). Pauli 144ᵇ. Murner narrenbeschw. 95, 21; o wie enge wor mir der peltz (wie ängstigte ich mich aus furcht vor strafe). Gryphius lustsp. 335 P.; nd. einem den pils fegen. brem. wb. 3, 315; ihr habt mir heut einen prafen in peltz geben (habt mir in der predigt scharf zugesetzt). Schuppius 15; einem wat up den pelz gewen. Dähnert 347ᵃ; he hett einen goden pelz (er ist so fett, dasz die kälte bei ihm nicht durchdringen kann). ebenda; ik kam di up den pels (ich will dich durchhauen). Schütze 3, 202.
4)
etwas pelzähnliches.
a)
obscen: der machet mit, wo der zapfe läuffet und der peltz ein loch hat. ped. schulfuchs 69.
b)
aufgesträubtes gefieder: die henne macht einen pelz (vor kälte oder übelbefinden). Schm.² 1, 389.
c)
dichte, sich verfilzende decke von pflanzenwuchs. Adelung; schwammiges fleisch in obst und andern früchten. Schm.² 1, 389. Weinhold schles. wb. 68ᵇ. Albrecht Leipz. mundart 181ᵃ.
d)
die pelzhaut der pfirsiche: hier auf dem tisch liegen .. pfirsich im pelz. Bettine tageb. 35; der pelz (belag) der zunge, s. pelzig 3.
e)
eine sich ansetzende haut über flüssigkeiten, schimmel u. dergl.: von feule ein beltz überkommen. Maaler 133ᵃ (vergl.faulpelz); pelz der sahne. Weinhold schles. wb. 68ᵇ.
f)
eine vorübergehende unempfindlichkeit in den gliedern, die wie mit einem pelze, mit einer fremden gefühllosen haut überzogen scheinen. Schm.² 1, 389.
g)
der dumpfe, gleichsam eingehüllte klang der stimme: der unaffectirte pelz seiner stimme. Lichtenberg (1853) 3, 244.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1886), Bd. VII (1889), Sp. 1533, Z. 51.

pelz, m.

pelz, m.
pfropfreis (s.pelzen): darnach nimpt man den pelz oder pfropfreis und beschneidet ihn fein. Colerus hausb. 111.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1886), Bd. VII (1889), Sp. 1535, Z. 22.

pelzen, adj.

pelzen, adj.,
mhd. belzîn von pelz, mit pelz verbrämt oder gefüttert (vergl. pelzern), pelliceus, pellitus, beltzin Maaler 57ᶜ. Stieler 467, peltzin, peltzen Rädlein 696ᵃ: ja wie fein stehet ir glaube auf peltzen ermeln (vergl.pelzärmel)? Luther 3, 506ᵇ; die Gnidanes haben beltzin prem oder umbleg umb ir kleid. Frank weltb. 12ᵇ; alsz er sy sach in einem beltzenen schwebischen hut, fragt er sy, wannen sy wer. F. Platter 127 Fechter; ein pelzen mäusfall, scherzhaft für katze (theil 6, 1823). Spee trutzn. 158 B.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1886), Bd. VII (1889), Sp. 1535, Z. 67.

pelzen, verb.

pelzen, verb.
den pelz, die haut abziehen, schinden. Stalder 1, 156. vergl. pelzer 1; einem den pelz (3) ausklopfen, ihn durchprügeln, womit bewerfen. ebenda und Schm.² 1, 390. Lexer kärnt. wb. 21. Schmidt westerw. id. 133. Weinhold schles. wb. 68ᵇ. Kehrein volksspr. in Nassau 1, 304.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1886), Bd. VII (1889), Sp. 1535, Z. 76.

pelzen, verb.

pelzen, verb.
gleich belzen theil 1, 1456, vergl. Kluge 24ᵃ. Schm.² 1, 389: die Griechen nennens ἐμφυτεύειν, die Lateiner inserere, die Deutschen impfen, pfropfen oder pelzen. Colerus hausbuch 110 (doch in der älteren sprache auch im sinne von pflanzen);
soll man reden ...
von pelzen und von reuten.
Vintler 8572;
der hielt einen garten, dar inn mancherlei paum gepelzet war. gesta Roman. 70; den paum, den er .. gepeltzt hat, den grab aus und prenn den. 116 (vergl. pelzer 2); so ir eingeet in das ... lande und pelzet in im öpfelbaumholz. bibel 1483 61ᵇ (wenn ir ins land kompt und allerlei bewme pflantzet. 3 Mos. 19, 23); seen, peltzen, serere. Aventin. 1, 423, 22. 432, 72. 4, 93, 12. 120, 10; sie saͤen und peltzen beum. Frank weltb. 189ᵇ. Albertinus hochschul 139ᵇ; zwetschken peltzen Hohberg 1, 115ᵃ. übertragen: die angelruthe pelzen, sie in der mitte aus zwei stücken zusammensetzen. Jacobsson 6, 715ᵃ; absolut: wie viel täge man vor dem neumond peltzet, in so viel jahren trägt ein baum. Hohberg 1, 112ᵃ; bildlich: der eroberer pelzet, der schriftsteller säet. J. Paul Hesp. 2, 227. — pelzen an, auf, in, zu, eigentlich und bildlich: darzue oder dran peltzen, adserere Aventin. 1, 423, 24; aus ainem wilden stamm, auf den gepelzt sein edle zweil (zweiglein), wirt ain edler paͤm; darumb hat got geordnet und in groben menschlichen leib gepelzt ainen edlen geist. Berthold teutsch theol. c. 46, 1; und müssen .. ein reiszlein von diesem baum des lebens in unser herz pelzen. Mathesius histor. Christi (1579) 1, 61ᵃ; der auf den Plato gepelzte Sokrates. J. Paul Hesp. 1, 40; die leis nachsingende Alithea, gleichsam abgetrennt und nicht auf die familie gepelzt. jubelsen. 117.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1886), Bd. VII (1889), Sp. 1536, Z. 3.

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Zitationshilfe
„pelzen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/pelzen>.

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