Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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pfaff

pfaff,
s. pfaffe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1887), Bd. VII (1889), Sp. 1584, Z. 37.

pfaffe, pfaff, m.

pfaffe, pfaff, m.,
ahd. phafo, phaffo, pfaffo, mhd. phaffe, pfaffe, md. auch mit nd. anlaute paffe, oder ganz nd. pape. der gewöhnlichen herleitung aus lat. papa (Aventin. 4, 82, 26. Raumer einwirk. 297 und zeitschr. für deutsch. alterth. 6, 408 f., vgl. papst) tritt Kluge 250ᵇ entgegen, da es auffällig wäre, wenn ein durch römische bekehrung nach Deutschland gekommenes wort im hochd. verschiebung des p erfahren hätte (vergl. predigen, priester, propst). er sieht vielmehr in pfaffe eine spur der griechischen kirche unter Germanen, in der man πάπας papst und παπᾶς clericus minor unterschieden habe; an die letztere bedeutung knüpfe die deutsche sippe an, und das griechische wort möge (vielleicht in der vocativform παπᾶ) schon im 6. jahrh. in Deutschland verbreitet gewesen sein. vgl. kirche.
1)
im eigentlichen sinne der weltgeistliche, der geistliche überhaupt; der heutige verächtliche nebensinn (s. auch die zusammensetzungen) scheint erst um die zeit der reformation aufgekommen zu sein, besonders seit Luther das wort zunächst für die abgöttischen (götzenpfaffen), dann für die katholischen priester gebraucht hat; Aventinus bezeichnet es schon als ein unerlich und schmachwort (s. unten):
des findt man ietz vil junger pfaffen,
die als vil künnen als die affen
und nement doch selsorg uff sich.
S. Brant 73, 17;
es sien leien oder pfaffen,
weltlich oder geistlicheit.
Murner narrenbeschw. 75, 65;
da der guͦt pfaff (vorher priester) über den altar kam. Pauli 57 Öst.; ob er wiszt, wa her der alt hasz kem zwischen den münchen und pfaffen. 56 und oft; ein pfaff oder priester. Luther br. 4, 76, vgl. werke 1, 336ᵇ. 7, 347ᵇ und unten bei pfäffin; die windischen herren .. verjagten die pfaffen und christen all in Baiern. Aventin. 5, 106, 23; er (Karl der grosze) wünschet oft, das er nur zwelf geschickt pfaffen, wie sant Hieronimus und sant Augustinus gewesen sein, im ganzen reich möcht haben. 155, 28;
dasz er (papst) den pfaffen die ee verbüt
on grund heiliger geschrift.
N. Manuel vom papst u. s. w. 149;
ein pfaff von einem dorf (später dorfpfaff).
H. Sachs 9, 324, 4;
nach ihrer pfaffen (priester) raht und lehr.
die (heidnischen) priester und pfaffen. Aventin. 4, 82, 13; und die pfaffen stelen das gold und silber von den götzen. Baruch 6, 9; da werden sie denn fragen ihre götzen und pfaffen. Jes. 19, 3; ich las hie anstehen .. pfaffen und münch, die gott nicht eingesetzt hat. Luther 1, 303ᵇ; der bapst mit bischoven, pfaffen und münchen. 348ᵃ u. o.; der pfaffen hurerei. tischr. (1567) 322ᵃ. Kirchhof wendunm. 3, 220 (4, 245); ungeniet jung leut, die zu nichte nutz sein .. lassen sich weihen, schmiren und öltrenken; wirt aber ainer verworfen, eilt er zu hand gen Rom, alda machens zu priester .. die alleruntüchtigsten, so Teutschland unwirdig schätzt und wigt, .. von welchs wegen nun ain unerlich und schmachwort der name 'pfaff' worden ist. Aventin. 4, 915, 23; schruwen die luͤt über mich, nampten mich ein pfaffen und andre wort. Th. Platter 43 B.; kein Lutherischer wil pfaff heiszen. J. Cocleus von der heil. mess u. s. w. H 2ᵇ; welcher mir wil sagen, ob die pfaffen im pabstthuͦm den teuffel, oder der teuffel die pfaffen gezwungen habe? Kirchhof wendunm. 1, 561 (1, 2, 112) Öst.; hüte dich vor lachenden wirten und weinenden pfaffen. Agricola sprichw. nr. 299; das sprichwort ... pfaffen machen affen. Frank verbütschiert buch (1559) 241ᵃ, vgl. Simrock 418 ff. Wander 3, 1224 ff.;
dann pfaffen machen doch nur affen.
Fischart kuttenstreit 140;
was ein pfaff und wolf thut heiszen,
das thut gar selten guts sich fleiszen.
de fide concub. 134;
dann man sagt doch: landtsknechten und pfaffen
ist selten was reines beschaffen.
Ayrer 2713, 8;
wer will haben was zu schaffen,
behänge sich mit edelleuten und pfaffen.
Stieler 1404;
da wirstu einen rechten trostreichen prediger hören, der nicht also poltert und ballert wie dieser unsinnige pfaffe. Schuppius 480; pfaffen seindt allezeit pfaffen. Elis. Charl. (1871) 641; mit pfaffen kompt man nicht leicht zurecht. 638; alle verbitterungen, so man gegen die religionen hatt, da seindt die pfaffen auf allen seiten schuldig an. 613, vgl. (1877) s. 226; bei den protestanten giebts keine pfaffen. Hermes Soph. (1776) 5, 161; das feldgeschrei heuchlerischer und herrschsüchtiger pfaffen zum aufruhr wider die bürgerliche obrigkeit. Kant 6, 334;
als stünd in seiner capelle
der würdige pfaffe schon da.
Göthe 1, 104;
was auch der pfaffe sinnt und schleicht,
der prediger steht zur wache.
3, 146;
denn so haben über den alpen die pfaffen gewöhnlich
eigens ein liebchen.
40, 135;
heut laden wir bei pfaffen uns ein.
Schiller 2, 154 (räuber, schausp. 4, 5);
doch hinter ehrnem wahn verschanzt
herrscht hier (in Palermo) allein der pfaff.
Platen 1, 262;
kampf und krieg der argen horde heuchlerischer pfaffen.
A. Grün ges. werke 2, 329.
lusernisch groasser pfoff, pfarrer, kluaner pfoff, kaplan Zingerle 23ᵇ.
2)
der pfaff in der feder, hilus Dief. 276ᵇ. vgl. federseele.
3)
bei brauern wird der zapfen eines fasses öfters pfaffe genannt Jacobsson 3, 232ᵇ; der hölzerne kammartige einsatz in einer sauergrube (des gerbers) Schm.² 1, 421, vgl. mönch 4, w.
4)
s. v. a. mandel 1 Schm. a. a. o.
5)
s. v. a. pfaffenmilch Birlinger schwäb.-augsb. wb. 90ᵇ.
6)
zoologisch die nachtschwalbe, caprimulgus punctatus Nemnich 1, 854. Brehm thierl. 3, 668; das bläszhuhn, fulica atra ebenda 1, 1679 und 4, 762; libellula (vgl. pfaffenköchin 2) Nemnich 2, 389.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1887), Bd. VII (1889), Sp. 1584, Z. 47.

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Zitationshilfe
„pfaff“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/pfaff>.

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