Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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ratte, m. und f.

ratte, m. und f.
mus rattus.
1)
der name des thieres, welches im alterthume noch unbekannt war und, ungewiss von woher, sich allmählich verbreitet hat, ist ins deutsche in mehreren leicht abweichenden formen aufgenommen worden. mit dem finnischen rotta, esthn. rot stimmt das altnord. noch seltene, erst isländ. häufigere rotta, schwed. rotta und raͦtta, dän. rotte, auch mnl. mnd. rotte, holländ. rot neben rat; während zu dem gälischen namen radan das mittellat. rattus, ratta und raturus, ags. rät (raturus rät Wright-Wülcker vocab. 118, 41), engl. rat; altniederd. ratta (gl. jun. 271); ahd. ratta, radda fem. und rato masc. (radda Graff 2, 470, suricis ratin Steinmeyer-Sievers 2, 245, 16, suricis rattun 246, 49) treten, auch diese seltene worte, bis später mit dem thiere sich seine bezeichnung ausbreitet und damit hochdeutsch sich theilweise lautverschiebung einstellt: glis ratte, rate, rat, ratz Dief. 265ᵇ; ratta ratt l. raytt 485ᶜ; sorex rath 543ᵇ; ratz oder ratt, glis Dasyp.; vergl. unten ratz und ratze. die rom. sprachen haben dem mittellat. nachgebildet ital. ratto, span. portug. rato, franz. rat. oberdeutsch war im 16. jh. das wort männlichen geschlechts: der ratt ist viermal gröszer dann die mausz, in der grösze vast gleich dem wisele. manchem mer bekannt dann jm lieb seye. Forer thierb. 109ᵃ; der rat wirt bei der nacht mit heiterem schein desz liechts geblent. ebenda; sonst fem. ratte, welches mehr als das fem. ratze (s. d.) in der schriftsprache boden gewinnt (während das masc. ratz wieder mehr besagt): ratte, mus major Schottel 1382; ratze, ratte, mus domesticus major Frisch 2, 94ᵇ.
2)
ratte im eigentlichen sinne: die ratten zu vertreiben. öcon. lex. 1981; wenn ein pferd von ratten gebissen wird. 1982; das unheimliche gerücht von einer ungeheuren anzahl ratten, die sich im innern des (gipsernen) elephanten eingenistet hätten. H. Heine 10, 75;
der manche ratte künstlich fieng.
er würgte nichts als maus und ratt.
135;
er (der kater) hatte die nacht durch
einsame böden durchirret und legionen von ratten
auseinander gejagt.
Zachariä Murner s. 5;
der ausbund eines schönen katers,
den muth und alter mündig sprach,
bekam die würde seines vaters,
und stellte mäus und ratten nach.
Lichtwer fab. 2, 11;
und als er im willigen schlummer so lag,
bewegt es sich unter dem bette.
die ratte die raschle so lange sie mag!
Göthe 1, 196;
es war eine ratt im kellernest,
lebte nur von fett und butter.
12, 106;
die ratte jedoch kreucht in jedweden spalt.
Platen 133;
verdrieszlich rascheln im parterr
etwelche ratten hin und her.
H. Heine 18, 165;
neben der gewöhnlichen ratte auch andere, besonders bezeichnete arten: grosze ratte, wilde ratte, hüpfende ratte, wanderratte mus decumanus, wasserratte mus amphibius, bisamratte mus pilorides Nemnich 3, 649—656; vgl. auch hausratte, landratte, wanderratte, wasserratte.
3)
in sprichwörtern, bildern und vergleichen. sprichwörtlich: und das ist mir fatal, dasz ich oft andern leuten ratte fangen (lies ratten fange), aber mir selbst kan ich nicht ein einige mausz fangen. Schuppius 245, vgl. dazu unter ratze; in Obersachsen es ist für die ratte, schlecht, unnütz. Albrecht 190ᵇ (sonst für die katze); vergleichend: verliebt wie eine todte ratte, bis über die ohren. ebenda; da krabbeln sie nun, wie die ratten auf der keule des Hercules. Schiller räuber 1, 2; haben wir uns darum unter feuer und rauch gebettet, dasz wir zuletzt wie ratten verrecken? 4, 5; ich will nicht im finstern bleiben, wie eine ratte. Freytag soll u. haben 2, 347; bildlich von personen: die Franzosen, sagen sie, seien Genuas ratten gewesen, kater Doria habe sie aufgefressen, und lasse sich nun die mäuse belieben. Fiesko 2, 4; nichts besseres kann eurer fürstlichen gnade und dem orden geschehen, als wenn die fremden ratten sich untereinander auffressen. Freytag ahnen 4, 350; die ratten verlassen das schiff, gesagt wenn schmarotzer sich von einem in sinkenden glücksumständen zurückziehen. nach dem franz. (rat se dit, à l'opéra, dans une sorte d'argot, des petites éléves de la danse. Littré 2, 1485ᵃ) von ballettänzerinnen: mehre junge tanznixen der Pariser groszen oper, welche man ratten nennt. H. Heine 10, 264;
wie glücklich war ich, wenn ich sah
den tanz der ratten der opern.
18, 307.
4)
ratte, laune, grille, besondere einbildung (vgl. dazu maus 3, f, theil 6, 1818): warum soll ich dir meine ratte verbergen? noch hast du sie (Emilia Galotti) nur als fromm und gehorsam geschildert. Karl Lessing bei Lessing 13, 358; allem vermuthen nach müssen sie (die Abderiten) die ratten in ihren köpfen, die sonst immer mehr spuk darin gemacht hatten als alle ratten und frösche in ihrer stadt und landschaft, in Macedonien zurückgelassen haben. Wieland 20, 303; (er wohnt) in einer kleinen hütte, arm und demüthig. das ist eine von seinen ratten. Klinger theater 3, 119; wenn dir eine ratte durch den kopf läuft, dasz du einen morgen nicht reden magst, oder bei tische das maul hängst; sag ich da was drüber? Göthe 57, 104.
5)
ratte, im kegelspiel, ein vergeblicher wurf, der nichts trifft. Albrecht 190ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 204, Z. 41.

ratte, f.

ratte, f.
in Graubünden der kamm an einer weintraube. Stalder 2, 262; vgl. dazu sp. 115 oben.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 205, Z. 53.

ratten, m.

ratten, m.,
vgl. rade sp. 42.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1886), Bd. VIII (1893), Sp. 205, Z. 62.

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Zitationshilfe
„ratte“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/ratte>.

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