Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)
sündigen, vb.
sündigen, vb.,
peccare. als weiterbildung der mhd. normalform sünden (s. d.) durch -egen, wobei mhd. sündec, -ic mitgewirkt haben mag (vgl. gr. 2, 111 f.). neben sünden lange zeit nur spärlich bezeugt: sundigen könig Rother 1966 v. Bahder, Daniel 6358 Hübner, sundigen gl. 418ᵇ, sondigen ebda 593ᵃ. Luther sind beide formen geläufig, vgl. sünde nit 10, 3, 75 W., sündige nicht ebda, doch scheint er, dem sprachgebrauch seiner zeit entgegen, bereits die jüngere form zu bevorzugen, die sich erst seit 1600 allgemein durchsetzt.
1)
religiös, gegen gott und göttliches gesetz handeln (s. sünde I, vgl. auch u. 5 b α): aber die leute zu Sodom waren boͤse, und sundigeten seer wider den herrn 1. Mos. 13, 13; wider gott sündigen 2 (1702) 1040ᵇ;
völker, die sich bastardieren oder bastardieren lassen, sündigen gegen den willen der ewigen vorsehung mein kampf (1933) 359; da man ... gleichsam zauberischer weise wider das erste, andere, dritte gebot ... sündiget mediz. maulaffe (1719) 536; spezialisiert wie sünde I A 2: auf das sie flux und getrost sündigen in den heiligen geist 19, 277 W.; wer darin beharret, sündiget gegen den heiligen geist 2, 199 Euler; kirchlich: viele beichteten, was sie vor oder unter der wallfahrt gesündigt hatten reise (1783) 1, 110; nach sünde I D 4 a: wenn der menschliche wille thue, was an ihm sei, so sündige er tödtlich gesch. d. Deutschen (1778) 5, 65.
in dem durch den anwendungsbereich I C-E des grundwortes gegebenen gebrauch von sündigen ist einzelnes besonders sprachläufig geworden. im anschlusz an sünde I C 1 und 3 a, seit alters sprichwörtlich und später auch in den auszerreligiösen wortbezirk übergreifend: womit jemand sündigt, damit wird er auch geplagt bei bibl. sprichw. 96; dieweil gott, wie das alt sprichwort lautet, gern damit strafet, damit man gesündiget hat hosenteufel 13 ndr.; womit du sündigest, damit sollst du auch gestraft werden erz. schr. 3, 177;
sprichwörtlich auch: wer schläft, der sündigt nicht (1853) 5, 38; lebt man lang, so sündigt man lang weiszheit (1604) 1, e 3ᵇ. in anlehnung an sünde I D 4 b, der grad des sündigens adverbiell. vor allem schwer sündigen: wer also den umgang mit der geisterwelt sucht, der sündigt schwer (1835) 6, 456;
daneben viel sündigen:
weil wir doch so viel, wo nicht noch mehr als andere völker gesündiget haben rockenphilos. (1706) 2, 348; vgl. auch:
sünd verteidigen, heiszt doppelt sündigen weiszheit (1604) 1, f 2ᵃ; anderes seltener, meist in älterer sprache: aber die leute zu Sodom waren böse und sündigeten seer wider den herrn 1. Mos. 13, 13; was läszt von einem so früh und so hart sündigenden gemüte sich für besserung hoffen! skizzen (1778) 1, 71; ich bekens, das ich heftig gesündigt hab Terenz (1539) 64ᵃ; diese hatten in ihren engen verhältnissen ... schwerlich gelegenheit, grob zu sündigen dtsche schr. 78; im anschlusz an sünde I D 4 c: dasz sie wissentlich und muthwilliglich sündigen 1, 169 W.; unwissentlich sündigen it.-frz.-dtsch (1616) 425ᵇ; siehestu einen öffentlich sündigen, ... so achte dich nicht besser Thomas a Kempis (1631) 4; und wenn es auch nur darin wäre, dasz sie ... heimlicher sündigen Lucian v. Samosata (1788) 6, 187.
sondern gesündigt
hab ich vielleicht an den göttern
Odyssee 66 Bernays;
denn, wo er sündigte, da soll er büszen!
w. 3, 61 Werner.
du kannst
nicht schwerer sündigen, mein sohn, als wenn
du mir gefällst
G.
5, 1, 91 der ich so viel gesündigt habe
s. ged. (1825) 1, 7;
wer keinen gott erkennet, der sündigt zehnmal minder
verm. w. (1754) 46;
2)
sündigen sittlich, 'unrecht tun', committere, wie sünde II, aber im gebrauch beschränkter: Philurt sündigte wie Q. Curius und kunte den gestifteten betrug nicht verschweigen polit. maulaffe (1679) 31; neben synonymen aus der sittlichen sphäre: irren und sündigen gehet hin weiszheit (1604) 1, d 7ᵇ; mancher hat sein lust und frewet sich, wann andere fehlen und sündigen florilegium (1662) 2, 722; es ist unvermeidlich, ..., dasz ihm alles zugetragen wird, was sein vater im geheimen gefehlt und gesündigt hat (1886) 7, 159; in juristischer sphäre: die da sündigten und wider recht teten, die strafte er mit gefengnis historia rerum prussic. (1592) 1, g 3ᵇ; oder wenn er sündiget, nach denen kriegesarticuln und rechten gestraft werde teutsch. soldat (1726) 171; die feinhörigsten polizeisoldaten im lande ... muszten tag und nacht im lande umherhorchen, ob auch nicht gegen das gesetz gesündigt würde ges. w. 4, 230 Cotta-Klemm; im 16. und 17. jh. häufiger wider den kaiser sündigen u. ähnl.: wen ich mit willen wider dich, o her kaiser, gesündiget het, so dorft ich doch genad hoffen 2, 47 Böcking; wo er nicht wider die majestät hat wollen sündigen und büszen saturnalia (1663) 132; schwed. krieg 2 (1653) 170; vgl. noch:
erotisch: wenn die zwei sich in allen ehren und züchten ... zuerst verlobt hätten und nicht nach wildem sündigen Pilatus (1920) 108; meist in der festen formel mit einem manne, bzw. mit einer frau sündigen: welch weib einmal mit einem pfaffen sündigt 10, 2, 153 W.; dasz die frau mit keinem andern sündige chronica u. beschreib. d. Turckey (1530) f 1ᵃ; die schwester war so schön, dasz der bruder ... eine heftige liebe zu ihr faszte und mit ihr sündigte dtsche sagen (1891) 1, 236.
was als vasall er gegen mich gesündigt,
hat er gebüszt mit dem verlust des lebens
dram. w. ernster gattung (1835) 5, 212.
3)
in dem religiös-sittlich neutralen bereich sünde III A begegnet, in bestimmten anwendungen schon seit der mitte des 17. jh., also erheblich früher als beim grundwort, eine ganz allgemeine bedeutung von sündigen als 'gegen etwas verstoszen, etwas versehen' (s. auch u. 5 b α); noch von 2 her gefärbt: ein solcher (spötter) sündiget wider den gemeinen spruch: was du nicht wilt, das dir andre thun sollen, daszelbige soltu ihnen auch nicht beweisen Reinicke fuchs (1650) 83; ohne nebenton: ich musz mich noch hüten, um ja hiebei nicht wider das costume zu sündigen lebensläufe (1778) 2, 181; ich gestehe ..., dasz die anlage dieser ballade wider die geschichte ... sündigt 2, 150 Hempel; dingt man dem könige von seinem rechte das geringste ab, ... so sündigt man gegen die natur der dinge gesch. d. franz. revol. (1845) 311; was strategisch von den führern der nord- und der böhmischen armee gesündigt wurde generalfeldm. v. Boyen (1896) 1, 339; das (soldatische aufmärsche) sündige wider den friedlichen pakt (von Versailles) d. törichte jungfrau (1937) 109.
aus diesem sachlich fast unbegrenzten und in jüngerer sprache ungemein verbreiteten gebrauch heben sich heraus:
a)
gegen die regel des richtigen verstoszen, so schon nicht selten seit der mitte des 17. jh.: geht der genetiv auf -es aus, so darf der dativ das endungs-e nicht durch apokope verlieren. dagegen sündigt Lobwasser rechtschreib. (1657) 113; dasz ... man eben wider den grund der rechtschreibung nicht sündigt (1663) 197; eine regel, gegen welche ... bisweilen (in der beweisführung) gesündigt wird 2, 131 Grisebach.
b)
ästhetische gesetze und normen verletzen: allein der herr verfasser beruft sich auf la Motten, der wider die regel der drei einheiten geschrieben, weil er selbst dawider gesündigt hatte anmut. gelehrsamkeit (1751) 2, 224; wenn ich nicht wider die allegorie sündigen ... wollte ehe (1774) 208; gesündigt, nicht wider den heiligen geist, sondern wider die poetische wahrheit und illusion 3, 241 S.; und doch müszt ihr einmal gegen die grundsätze der kunst gesündigt haben Göthe I 45, 80 W.
c)
auf persönlichem gebiet, einer inneren norm zuwiderhandeln: so kann ich vor gott, und ohne gegen meine überzeugung zu sündigen, keine silbe ... zurücknehmen verm. schr. (1774) 2, 112; daher sündige ich oft wider das gesetz der selbsterhaltung durch wilde unordnung Schubart br. bei w. 9, 153; ich würde wider die pflichten der dankbarkeit sündigen 1, 13 G.; ich aber werde mich wohl hüten, zum zweiten male gegen das gesetz der wahrhaftigkeit zu sündigen 1, 45 Boxb.; Albrecht kommt zwar zu dem gefühle, dasz er gegen die fürstenpflicht gesündigt 5, 343 Schm.-St.
4)
seltener und meist ohne nähere bestimmung begegnet der scherzhafte gebrauch, im anschlusz an sünde III B: was habe ich denn gesündiget, dasz ich mit einem dreiwöchentlichen stillschweigen bestrafet werde? br. 2, 78 Runkel; hier habe ich gesündigt, dort habe ich einen bock geschossen (1827) 2, 20; die augen machten alles wieder gut, was die nase (durch ihre schärfe) sündigte hungerpastor (1864) 1, 32; dasz ich mehr zeit brauchte, als ich anfangs dachte, ist bei solchen eindrücken begreiflich. ich sündigte daher durch zugabe von ein paar tagen Stifter briefwechsel² (1929) 3, 29.
5)
in seinem ganzen sprachbereich und unabhängig von seiner bedeutung zeigt sündigen in seiner verbalen funktion formen, wie sie sich groszenteils aus sünde V ergeben.
a)
absoluter gebrauch, ohne jede bestimmung: aber er will, dasz sie leben, leiden, sündigen und der strafe reifen 3, 146; sie meinen, man müsse sündigen, um das beste in sich zu entwickeln d. buch gehört d. könig (1843) 2, 313; besonders im substantiv. inf.:
nach wildem sündigen Pilatus (1920) 108.
der will des menschen wird geacht
im sündgen fürs vornembst zur stund
ausgew. dicht. 211 Martin;
wirfst du mir mein sündgen für
bei 3, 385.
b)
im präpositionalenobjekt erscheinen, sofern nicht in besonderem satz ausgedrückt, ziel, inhalt oder motiv der handlung.
α)
zur bestimmung der person oder sache, gegen welche die sündliche handlung gerichtet ist:
in mit dem akkus.: weil sie ... sundiget in den heiligen geist 23, 72 W.; denn ich habe schwerlich in gott gesündiget hdbüchl. (1586) a 11ᵃ; auch: in die ernste, wahrhaftige gnade gottes ... sündigen 8, 181 W.
an, schon mhd. und bis in die gegenwart:
sündiget aber dein bruder an dir Mt. 18, 15; welche am gesetz gesündiget haben erkl. d. ep. an d. Röm. (1566) 124; er (der geistige liebesgenusz) sündigt am nervensaft, wie die zu grosze liebe an fleisch und blut sündigt 15, 309 S.; in jüngerer sprache bei persönl. objekt das gewöhnliche: es ist damals viel an dem dichter der Sappho gesündigt worden jahrb. d. Grillparzergesellsch. (1890) 2, xxiv; zu daran, woran sündigen vgl. u. β.
wider (s. sünde V 2 a): der sundigt wider Christum 1, 183 ndr.; ich würde wider ihre vollkommenheit und meine ehrerbietigkeit sündigen Arminius (1689) 2, 920; in jüngerer sprache seltener und nur noch bei unpersönlichem objekt: wider diese regel haben ... die Zesianer ... gesündigt krit. dichtkunst (1751) 15; ich würde wider die pflichten der dankbarkeit sündigen 1, 13 G. seit dem 18. jh. meist gegen: dasz die gröszten gesetzgeber der dichtkunst gegen ihre regeln am meisten selbst sündigen 27, 216 S.; dasz sie gegen den geist ihrer gegenstände sündigten Winckelmann 1, 388; wenn ich auch wirklich gegen dich gesündigt habe br. an s. braut u. gattin 33; pronominal: und sündigt doch in der nächsten stunde dagegen br. 122 Schücking.
vor c. dat., nur mit persönl. objekt, wohl im anschlusz an die Lutherbibel: vater, ich hab gesündiget in den himel und fur dir (gr.: εἰς τὸν οὐρανὸν καὶ ἐνώπιόν σου, vulg.: coram te) Lk. 15, 21; beide, gott und menschen, den hoffertigen feind sein, denn er sündiget vor beiden engl. comed. u. traged. (1624) e 3ᵃ;
gesundiget han wir vil
an diner gerechtikeit
Daniel 6358 Hübner;
ach vater, ich habe gesündiget schwer,
vor gott im himmel und vor dir
dtsche volkslieder 369.
β)
zur modalen oder instrumentalen kennzeichnung der handlung (s. auch u. e):
mit, von jeher am gebräuchlichsten. mehr modal: mit den sunden wider den heiligen geist gesundigt 2, 62 W.; damit er mit zorn nicht sündige 2, 428 Keller; du hast viel gesündigt mit den gedanken, denn du hast allezeit einen mann begehrt dram. w. kom. gattung (1829) 1, 309; mehr instrumental: auf das ich icht sündig mit meiner zungen erste dtsche bibel 9, 50; (er) muszte des gliedes, mit welchem er gesündigt hatte, beraubet werden kaiserhistorie (1721) 4, 218; auch in pronominaler anknüpfung: womit jemand sündigt, damit wird er auch gestraft
bei bibl. sprichw. 96; mit persönlichem objekt nur in der auf erotischen gebrauch beschränkten formel: mit einem (einer) sündigen 2 (1702) 1040ᵇ, vgl. oben 2.
in mit dat., in gleichem, aber seltenerem gebrauch wie mit: dann ein mensch mag guͦte werk verbringen und daneben in andern werken sündigen theolog. 34 Reithm.; als welche (menschl. schwachheit) in der liebe am ehesten sündigen kan überfl. gedanken 8 ndr.; in jüngerer sprache verwischt, mit lokaler färbung: da sie (die Franzosen) jedoch nicht wohl vertragen können, dasz in ihrer sprache gesündigt wird I 26, 51 W.; was blieb endlich mir übrig, der ich schon damals in einigen versen gesündigt hatte w. (1899) 3, 128; pronominal: und sündigen vorerst hierin die vorwitzige junge töchter Judas (1686) 1, 7; die ältere sprache bevorzugt hier die pronominale verbindung mit an: das bekennen wir, das sie daran sundigen 34, 1, 70 W.; und dasz der könig die cosacken, woran sie gesündiget, pardoniren sollte historia (1692) 108ᵃ.
durch, seltener und wohl nur in jüngerem gebrauch: was der pflegevater durch fluchen etwa sündigen mochte vierzig jahre (1843) 1, 10; vgl. Stifter briefw.² (1929) 3, 29 (s. o. 4 ende).
γ)
zur motivischen begründung der handlung:
aus, seit dem 17. jh. und in jüngerer sprache sehr verbreitet: er hette aus unbesunnenem schmerzen gesündiget apophthegmata (1628) 1, 436; dasz du nicht aus bosheit sündigen mögest Nicodemus quaerens 2 (1719) 900; damals hatte ich aus notwendigkeit und leichtsinn gesündigt 4, 70 G.;
auf: auf etwas hin sündigen. als religiöse formel, auf (gottes) gnade, barmherzigkeit sündigen: aber mutwilliglich auf gnad und vergebung sündigen, ist nicht zu leiden 32, 379 W.; auf gnade sündigen 2 (1702) 1040ᵇ;
nichts desto weniger würde ich mir als auf gottes barmherzigkeit sündigend erscheinen (1852) 8, 363; auch auszerreligiös: es sündigt wieder jemand auf ihre (anrede) güte 4, 327; pronominal:
so musz ich denn aus notwehr sündgen
w. (1874) 1, 136.
doch sündigt man auf gnade los
Parnasz (1735) 283;
wers hat (das glück), kann drauf sündigen keck jedenfalls
(1890) 6, 70.
c)
mit persönl. dat. obj.; meist pronominal, in gleichem sinne wie b α, aber kaum über das 16. jh. hinaus: tuͦt er etwas unrechts, Demea, so sündigt er mir (si quid peccat Demea, peccat mihi) Terenz (1539) 87ᵃ; später wohl nur noch in poetischer freiheit: wir haben zwar unserem gott gesündiget, aber nicht der welt 8, 18 M.
d)
transitivem gebrauch nähert sich sündigen in der verbindung mit sächl. akkus.-obj., die aber auf pronominale formen beschränkt bleibt: der weisz nicht, was er sündigt, der den staat zur sittenschule machen will 2, 89 Litzmann; formelhaft in der rhetorischen frage: was hat der gesündigt, dasz etc. 2 (1702) 1040ᵇ; was hatte Dan gesündigt, dasz er von einem kebsweibe geboren war? 12, 154 S.; so dein bruder etwas sundiget, das dir widert 2, 120 W.;
er hat nichts gesündiget 2 (1702) 1040ᵇ; nun aber soll sie, die nichts gesündigt hat, verschmachten in dieser wüste (1807) 4, 52; scherzhaft in unmittelbarer rückbeziehung auf ein nomen: ganz zu schweigen jener langweiligen Penthesilea, welche Tischbein damals auf die geduldige leinwand sündigte histor. u. polit. aufsätze (1886) 1, 96.
wenn einer etwas sündiget
calumnia (1583) a 7ᵇ;
e)
häufig tritt, zur modalen kennzeichnung des sündigens, als subjekt an die stelle des handelnden menschen ein teil seines wesens (s. o. b): das gemüt und nicht der leib sündiget sprichw.-reg. (1577) h 1ᵃ;
die augen sündigen nicht, wenn sie guter vernunft folgen weiszheit (1604) 2, q 1ᵃ; bis zum zusammenfall von subjekts- und objektsbegriff:
ich ... bin bereit, ... durch brüderliche pflege an ihnen zu sühnen, was ... heiszes blut, ungestüme jugend gesündiget erz. schr. 11, 302; in neuerer zeit auch andere, unpersönlichere subjektsbegriffe in vertretung des persönlichen subjekts: ein bild ... sündiget wider die natur, wenn es mit den begriffen, so man von den dingen hat, nicht übereinstimmt crit. dichtkunst (1740) 1, 246; bei uns hat häufig eine magere und dürftige wortphilosophie, ..., gesündigt schr. f. u. an s. l. Dtsch. 1, 410; dessen arbeit durch auslassungen ... so sehr sündigt, dasz sie fast unlesbar ist Jac. Grimm Reinhart fuchs clxxviii vorrede.
... was mein mund gesündigt hat
ged. (1697) 7, 23 Neukirch;
... und auswärts
sündiget blinde begier
Redlich;
1, 227 f)
nicht selten tritt bei sündigen im nhd. gebrauch für das aktiv das unpersönliche passiv ein: wird gesündiget ..., dasz man an gewand ... mehr gebraucht, als die notdurft erfordert anthropodemus (1666) 1, 275;
hiegegen wird in und auszerhalb der mauern von Troja, ich meine in poesie und kunst, gesündigt 3, 87 S.; was unter der lilie gesündigt worden, ist noch in keiner weise abgeschlossen schr. 2, 416.
aber was gesündget ist,
das verdeckt er und vergiszt
bei 3, 299;
6)
sich sündigen in der bedeutung 'sich versündigen', wie sünden 4 gelegentlich im mhd.:
in unmittelbarem anschlusz daran: aber Dietrich sprach: frau, du sündigest dich Ekkehard (1855) 332.
vrouwe, dû sundigis dich
an mer ellenden manne
könig Rother 1966 v. Bahder;
7)
singulär bleibt ein faktitiver gebrauch von sündigen im sinne von sündig machen: was zum munde eingehet, sündigt nicht bei bibl. sprichw. 149 (vgl. Mt. 15, 11; Luther: verunreinigt).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1941), Bd. X,IV (1942), Sp. 1180, Z. 45.
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- sündschuld, f.
- sündteuer, adj.
- sündträger, m.
- sündvoll, adj.
- sündvoll, adj.
- sündwasser, n.
- sündwäge, f.
- sündübel, n.
- süne, f.
- sünfze, m.
- sünfze, m.
- sünfzen, m.
- sünfzen, vb.
- sünfzer, m.
- süngeln, vb.
- süngenfeuer, n.
- sünig, adj.
- sünke, f.
- sünkel, m.?
- sünkeln, vb.
- sünkeln, vb.
- sünken, vb.
- sünter, m.
- süperb
- süpfeln, vb.
- süpferlein, n.
- süpflein, n.
- süpflich, adj.
- süppchen, n.
- süppel, n.
- süppeln, vb.
- süppicht, adj.
- süppicht, adj.
- süpplein, n.
- süpsen, vb.
- sürbeln, vb.
- sürch, m.
- süre, f.
- sürfeln, vb.
- sürflein, n.
- sürflete, f.?
- sürge
- sürig, adj.
- süring, m.
- sürmeln, vb.
- sürmen, vb.
- sürpfen, vb.
- süssel, m.
- süsz, adj.
- süsz, n.
- süszapfel, m.
- süszatmend, part. adj.
- süszbast, m.
- süszbelohnt, part. adj.
- süszberauschend, part. adj.
- süszberedt, adj.
- süszbetäubend, part. adj.
- süszbier, n.
- süszbitter, adj.
- süszblau, adj.
- süszbriefchen, n.
- süszbrot, n.
- süszbäcker, m.
- süszchen, n.
- süszdolde, f.
- süszduftend, part. adj.
- süszduftig, adj.
- süsze, f.
- süszelei, f.
- süszeln, vb.
- süszemaul, n.
- süszemaul, n.
- süszen, vb.
- süszenzen, vb.
- süszerde, f.
- süszericht, adj.
- süszerinzen, vb.
- süszern, vb.
- süszerquickend, part. adj.
- süszfarn, m.
- süszflieszend, part. adj.
- süszflötend, part. adj.
- süszflüssig, adj.
- süszfreundlich, adj.
- süszgesang, m.
- süszgetönig, adj.
- süszgetönig, adj.
- süszgiftig, adj.
- süszgras, n.
- süszgütig, adj.
- süszhaft, adj.
- süszhaftig, adj.
- süszhalbgeschlagen, part. adj.
- süszheit, f.
- süszherb, adj.
- süszholz, n.
- süszholzbaum, m.
- süszholzfeld, n.
- süszholzhandel, m.
- süszholzig, adj.
- süszholzjulep, m.
- süszholzpulver, n.
- süszholzraspler, m.
- süszholzsaft, m.
- süszholzsyrup, m.
- süszholzwasser, n.
- süszholzwesen, n.
- süszholzwurzel, f.
- süszholzzucker, m.
- süszig, adj.
- süszigen, vb.
- süszigkeit, f.
- süszigkeitsgasterei, f.
- süsziglich, adv.
- süszkandiert, adj.
- süszkirschbaum, m.
- süszkirsche, f.
- süszklee, m.
- süszklingend, part. adj.
- süszkosen, n.
- süszkraft, f.
- süszkäse, m.
- süszkümmel, m.
- süszlallend, part. adj.
- süszlautend, part. adj.
- süszlein, n.
- süszler, m.
- süszlich, adj., adv.
- süszlichfade, adj.
- süszlichkeit, f.
- süszliebchen, n.
- süszling, m.
- süszlippig, adj.
- süszlockend, part. adj.
- süszluft, m.
- süszlächelnd, part. adj.
- süszmachung, f.
- süszmandel, f.
- süszmandelöl, n.
- süszmann, m.
- süszmaul, n.
- süszmelancholisch, adj.
- süszmilch, f.
- süszmilchkäse, m.
- süszmittel, n.
- süszmundig, adj.
- süszmündig, adj.
- süszreden, vb.
- süszreder, m.
- süszredig, adj.
- süszredigkeit, f.
- süszredung, f.
- süszsang, m.
- süszsang, m.
- süszsauer, adj.
- süszschallend, part. adj.
- süszschauerlich, adj.
- süszschauernd, part. adj.
- süszschmeckend, part. adj.
- süszschmeckig, adj.
- süszschmeichelnd, part. adj.
- süszschmerzlich, adj.
- süszschwatzend, part. adj.
- süszschwärmend, part. adj.
- süszsingend, part. adj.
- süszspeise, f.
- süszstimmig, adj.
- süszstoff, m.
- süszsäuerlich, adj.
- süszteig, m.
- süsztrank, m.
- süsztraurig, adj.
- süsztrink, adj.
- süsztrinkig, adj.
- süszträumend, part. adj.
- süsztrünkig, adj.
- süsztun, n.
- süsztönend, part. adj.
- süsztönig, adj.
- süszung, f.
- süszverträumt, part. adj.
- süszwasser, n.
- süszwasseralge, n.
- süszwasserbildung, n.
- süszwassereis, n.
- süszwasserfisch, n.
- süszwasserfischer, n.
- süszwasserfischerei, n.
- süszwasserform, n.
- süszwassergebiet, n.
- süszwassergebilde, n.
- süszwassergierig, n.
- süszwasserkalk, n.
- süszwasserkalkstein, n.
- süszwassermergel, n.
- süszwassermuschel, n.
- süszwasserpflanze, n.
- süszwasserquarz, n.
- süszwasserschildkröte, n.
- süszwasserschnecke, n.
- süszwassersee, n.
- süszwassertier, n.
- süszweh, adj.
- süszwehmütig, adj.
- süszweichsel, f.
- süszwein, m.
- süszwurz, f.
- süszwurze, f.
- süszwurzel, f.
- süszzüngig, adj.
- süszöl, n.
- sütt, f.
- sütten, vb.
- süttig, adj.
Zitationshilfe
„sündigen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/s%C3%BCndigen>.
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