Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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salz, n.

salz, n.
sal. eine gemeingermanische weiterbildung des indogerman. sal, das in den europäischen sprachen zu tage tritt: griech. ἅλς, lat. sal, kirchensl. solĭ, altir. mit anderer ableitung salann. Fick⁴ 1, 557. die unerweiterte form des wortes scheint noch in dem flusznamen Saale (Σάλας bei Strabo) vorzuliegen, sofern dieser nicht als keltisch anzusehen ist, s. die ausführungen von Müllenhoff alterthumsk. 2, 213 ff., vgl. auch sole. die ableitung mit t geht durch alle germ. sprachen: goth. salt, altnord. dän. schwed. salt, ags. sealt, engl. salt, saterl. salt, neufries. sat (s. Richthofen 1000ᵃ), alts. salt, mnd. solt, niederl. zout, ahd. mhd. salz. aus dem german. stammt auch lapp. saltte, salte. Thomsen 169; auszerhalb des germ. gehört hierher lit. saldùs, vgl. salz adj., und vielleicht lat. sallere, s. Kluge 289ᵇ; zu salz ist im germ. ein neuer ablaut geschaffen in sülze (s. das.), das sich zu ihm ähnlich verhält wie sole (salzsole), mhd. sol und sul zu sal. die form bietet wenig abweichungen: sal saltz Dief. gloss. 507ᶜ, ebenso bei Dasypod. und Maaler 342ᵇ. in einigen hd. mundarten ist a zu o geworden, so schweiz. Seiler 270ᵃ; zu ô in den nordthüringischen (südharzischen) mundarten Jecht 105ᵃ. Schultze 44ᵇ. Liesenberg 215. nd. findet sich neben salt Woeste 223ᵃ, und sâlt Schambach 179ᵃ, gewöhnlich solt brem. wb. 4, 917. Schütze 4, 156. ten Doornkaat Koolman 3, 256ᵇ. Danneil 201ᵇ, das auch schon mnd. vorherrscht, s. Schiller-Lübben 4, 288ᵃ, solt sal Dief.-Wülcker 828.
1)
salz bezeichnet, wie das sal u. s. w. der verwandten sprachen, zunächst das bekannte küchengewürz, koch- oder küchensalz, chlornatrium: der mensch darff zu seinem leben wasser, fewr, eisen, saltz, mehl, honig, milch, wein, öle und kleider. Syr. 39, 31; zum funften so muesen sie mehr salz järlich geben, dann von alter here gepreuchlichen. Zimm. chron. 2, 396, 26; denn saltz ist auch ein metallischer erdsafft, den gott in die erde, felsen, lacken, meer und saltzbrunnen geben hat, zur notdurfft und ertzeney der menschen. Mathesius Sar. 125ᵃ. als ein notwendiges, dem preise nach aber geringes lebensmittel bezeichnet: aber, welcher ein legat gottes auff erden ist, der dem vaterland dient, der das leben und blut auffsetzt, den die arbeit fallen macht, denselbigen gibt die besoldung kaum das saltz. Schuppius 712.
a)
man theilt salz ein nach der gewinnung in steinsalz, das sich in mineralischer, krystallischer form in bergen findet, s. Oken 1, 287, und salz, das aus salzhaltigem wasser gewonnen wird; letzteres ist entweder meersalz, seesalz, auch boisalz, das man dem meerwasser durch verdunstung entzieht, oder brunnensalz, quellsalz, sudsalz, das aus soolquellen 'gesotten' wird: nun sind der saltz drey wesen oder arthe. es ist das meersalz .. zum andern so sind süsse brunnen, die auch gesaltzen sind .. zum dritten so seindt saltz ertzt. Paracelsus op. 1, 1035 B. salz graben, sieden u. s. w.: alle örter da man saltz ausz der erden grebt, oder ausz gesaltzenen brunnen seudet, und wie man ausz meerwasser saltz an der sonne derret. Mathesius Sar. 125ᵃ; den 25. (august) kamen wir zu einem saltzberge zur rechten hand, da die Russen ihre hütten haben, in welchen sie das saltz .. sieden. Olearius persian. reisebeschr. 186ᵃ; sie sollen am selben berge (Kilissim) das saltz als steine auszgraben können. 362ᵇ.
b)
salz findet mannigfache verwendung.
α)
als würze an speisen: das saltz ist ein gut ding, wo aber das saltz thum wird, wo mit wird man würtzen? Luc. 14, 34.
β)
auch das opfer wird mit salz bestreut: dein speisopffer sol nimer on saltz des bundes deines gottes sein, denn in alle deinem opffer soltu saltz opffern. 3 Mos. 2, 13. daher weihsalz neben weihwasser in der katholischen kirche:
hadde ik wygwater unt wyet solt.
de resurrectione 1743 bei Mone schausp. des mittelalters 2, 96.
dem täufling wurde etwas salz in den mund gegeben Schultz höf. leben 1², 148.
γ)
salz als arznei: ein korn salz, nüchtern geessen, ist guͦt widder gift. Alberus dict. Q 3ᵇ; mach ihm (d. kranken pferde) folgends ein eymer voll brühe aus dem rocknemeel, saltz und wasser, wol durcheinander vermischet. Tabernaem. 587 J;
ihr kinder der natur (ärzte)
geht einen weisern weeg. saltz, schwefel und mercur
sind euer fester grund.
δ)
fleisch wird in salz gelegt, um es vor fäulnis zu schützen und haltbar zu machen; vgl. salzen, einsalzen. fleisch ins salz hauen, nd. in't solt hauen Schütze 4, 156 (gewöhnlich bildlich, s. unten);
so könt man das mit saltz einmachen,
gegen dem fewr dürren, und bachen.
Rollenhagen froschm. DD 2ᵇ;
der saw flaysch in dem saltz denn leyt.
H. Sachs 1, 336ᶜ.
c)
salz und brot ist formelhafte bezeichnung einer einfachen, frugalen nahrung. sprichwörtlich: sôlz unn brût macht de backen rût. Jecht 105ᵃ; die liebe hat gar eine dürftige küche und nährt nur kümmerlich bei salz und brod. Musäus 2, 62 Hempel;
er isset saltz und brod, sein tranck wird nicht gekaufft.
Opitz 1, 106;
salz und trockenes brot von nun an theilen wir redlich!
Voss Luise 3, 1, 599;
dasz ein kaufherr des ortes gastete, — der zu seinem salz und brot — ergehn liesz ein allgemeines aufgebot. Rückert 11, 334. die überreichung von salz und brot, wie sie besonders in salvischen ländern bei begrüszung, aufnahme eines gastes, unterwerfung und sonst stattfindet, ist eigentlich wol ein sinnbild der friedensgemeinschaft, in der provinz Preuszen wird salz und brot neuvermählten beim ersten besuche gebracht, s. Frischbier 2, 245ᵇ; vgl. auch: wie nun mit brod und saltz ein freundschafft gestifftet ward zwischen denen, so mit einander zu tisch sassen. Mathesius Sar. 131ᵇ.
d)
ähnlich steht salz und schmalz für das, was einer speise würze und wohlgeschmack gibt: ohne salz und schmalz, ohne rechten geschmack; in höhnischem witz mit beziehung auf die verwendung von salz und öl im katholischen ritus (s. unten salzen verb. 2, f): aber nun da Christus gestorben ist, so mag jhme die röm. kirche .. tapffer mit speichel und wasser, mit aschen und staub, mit saltz und schmaltz, mit unschlicht und wachsz, fewr und rauch ... genug thun und bezalen. Fischart bienenk. 103ᵇ; bildlich: in dieser predigt ... war so viel salz und schmalz, dasz alles wie schnecken .. die hörner einzog. Hippel lebensl. (1859) 1, 171;
willst nicht salz und schmalz verlieren;
muszt, gemäsz den urgeschichten,
wenn die leute willst gastiren,
dich nach schnauz und schnabel richten.
Göthe 3, 187.
e)
kümmel und salz zur bezeichnung einer aus schwarz bez. braun und weisz gemischten farbe, kaufmännischer name eines stoffmusters (s. theil 5, sp. 2591), ähnlich pfeffer und salz, franz. poivre et sel. Albrecht 181ᵇ.
f)
andere verbindungen beziehen sich auf den beiszenden, brennenden geschmack des salzes, sowie auf dessen ätzende wirkung, so salz und sauer:
und hin und her und dort und da
stach's ihn wie salz und nessel.
Schiller 1, 251.
daher rührt auch wol die ansicht, dasz salz, auf ein land gestreut, dieses unfruchtbar und zur saat untauglich mache, und die sitte, verwüstete städte mit salz zu besäen: das er (der herr) alle jr land mit schwefel und saltz verbrand hat, das sie nicht beseet werden mag, noch wechset, noch kein kraut drinnen auffgehet. 5 Mos. 29, 23; da streit Abi Melech wider die stad denselben gantzen tag, und gewan sie ... und zubrach die stad und seet saltz drauff. richter 9, 45;
das salz, den ort
zu zeichnen, dasz kein mensch hinfort
da pflanzen soll.
Ramler fabellese (1783) 1, 197.
g)
andere sprichwörtliche wendungen:
α)
mit jemand einen scheffel salz essen, mit ihm längere zeit nähern umgang pflegen (vgl. c): isz zuvor einen scheffel salz oder zweene mit ihme (dem freunde) ehe denn du dich ergiebest und ihme offenbarest. Mathesius Syrach (1586) 1, 30ᵃ;
denn ich habe das sprichwort so oft erprobet gefunden:
eh du den scheffel salz mit dem neuen bekannten verzehret,
darfst du nicht leichtlich ihm trauen.
Göthe 40, 297.
β)
wenn kinder vögel mit der hand fangen wollen, so sagt man ihnen, sie müssen den vögeln salz auf den schwanz streuen. bildlich: und die menschheit wird in wassergrünem und himmelblauem gewande einhergehen, sandalen an den füszen und palmzweige in der hand, um dem letzten hasz und der letzten bosheit salz auf den schwanz zu streuen und diese nachtvögel für das grosze museum der zukunft auszustopfen. Freytag handschr. 1, 30.
2,
a)
salz für salzwasser, besonders seewasser:
spät nun taucht' er (Odysseus) empor und spie aus dem munde des salzes
bittere fluth, die häufig ihm auch von der scheitel herab flosz.
Voss Odyss. 5, 322.
aber auch von thränen:
betrübte, zieht das saltz der schweren thränen ein,
und schlagt zugleich die last der sorgen in die erden.
Hoffmannswaldau ged. 2, 168.
b)
salz geradezu für 'meer, see', wol in nachahmung des griech. ἅλς. das blaue salz, die blaue meerflut:
die stücke gaben plitz, die schiffe speyten feuer,
das blaue saltz erschrack.
Opitz 1, 108;
auff dem blauen saltze reiten
und ein höltznes pferd beschreiten,
läszt sich thun.
Logau 2, 5, 11 ('schiffen').
3)
im weitern sinne bezeichnet salz auch andere stoffe, die an aussehen, geschmack und wirkung dem salz ähnlich sind. in diesem sinne wird auch ein plural die salze gebildet, neben dem die ältere sprache auch sälze kennt.
a)
von alaun, salpeter und ähnl.: darbey wissend auch, dʒ vielerley geschlecht der saltz sind, als salpeter und dergleichen. Paracelsus op. 1, 657 B; aber eben so wenig ähnlichkeit .. die kubische form eines salzes mit seinem bittern geschmacke hat. Schiller 4, 291; im bilde: welche sichere und brauchbare begriffe in ihrer logischen schmelzküche so lange übertreiben, abziehen und verfeinern, bis sie in dämpfen und flüchtigen salzen verrauchen. Kant 2, 118. die neuere chemie bezeichnet mit salz jede verbindung eines metalls mit einem säurerest. saure, basische, neutrale salze.
b)
die volkssprache beschränkt den gebrauch von salz auf einige dem kochsalz besonders ähnliche salze, wie englisches, böhmisches, Seidschützer salz für schwefelsaure talkerde. Campe. vgl. ferner bittersalz, glaubersalz, kleesalz u. a., während ihr soda, alaun u. dergl. nicht als salze gelten.
c)
die ältere heilkunde nennt auch die aus pflanzensäften durch sieden gewonnenen trockenen rückstände und pulver salze: es wird das wermuthsaltz, wie auch die saltz von andern kräutern und wurtzeln, auf mancherley weisz bereitet. Tabernaemont. 14 K; also mag man auch ausz allen kräutern und andern stücken ein saltz extrahiren. diese auszgezogene sältz haben fast alle ein geruch und geschmack, wie ein natürlicher harn. 15 A; man kan sie (Johannsträublein-latwerge) auch ohn zucker wie ein saltz sieden ... diese lattwerge oder seltz ist allen oberzehlten schwachheiten gut. 1493 E; ja sogar muszte er sich .. auch als hausarzt zeigen; wundertropfen, salze, balsame führte er jederzeit bei sich. Göthe 23, 51.
d)
salz speciell für riechsalz, englisches salz, zur belebung ohnmächtiger: gott! er erstarrt! hier, Betty! reiche ihm das salz! Lessing 2, 80; nichte. ach! (sie fällt in ohnmacht) ... marquise. hier ist salz. Göthe 14, 203.
4)
salz in übertragener verwendung:
a)
von allem, was einer sache würze, wohlgeschmack, reiz gibt, so in dem bekannten biblischen ausdruck: ihr seid das saltz der erden. Matth. 5, 13; die künste sind das salz der erde; wie dieses zu den speisen, so verhalten sich jene zu der technik. Göthe 22, 149; ewiges einerlei widersteht, veränderung nur ist das salz des vergnügens. Schiller kab. u. liebe 5, 7.
b)
auch geradezu für 'würze, geschmack', s. Woeste 223ᵃ. so auch engl. salt.
c)
meist geistig gewendet, wobei theils die vorstellung des würzenden, reizenden, anregenden, theils die des scharfen, durchdringenden überwiegt: die äffer (die geisler) salzent mit verworfem salz, daʒ zuo nihtiu nütz ist denn daʒ man eʒ hinwerf .. wan eʒ ist niht ain salz der weishait, eʒ ist ain salz der irrung und der êwigen unsælichait. Megenberg 218, 23; gib uns herre Christe das saltz deiner weiszheit. Mathesius Sar. 125ᵃ; das sie auch jre rede saltzen lernen, und des saltzes der weiszheit nit vergessen. 132ᵃ; das mädchen ist ganz geschaffen, das phlegma eines überladenen gehirns durch das flüchtige salz ihres umgangs zu reizen. Thümmel reise 3, 95; ein spielwerk, aber ein recht gutes, es erhält noch ein biszchen salz und leben unter den leuten. Göthe 27, 84; gleichgültiges das tödtet das flüchtige salz des geistes und macht die liebe scheu. Bettina v. Arnim briefe 2, 117;
das scharfe salz gelehrter gründe
kann nimmermehr so schmackhaft sein.
Hagedorn 3, 53;
mit der weisheit salze
besprengt dich flugs mein zauberwort.
Kotzebue dram. sp. 1, 25.
d)
häufig salz allein für witz, geistreiche reden, esprit, laune u. dergl. hierbei scheinen sowol einige bibelstellen als besonders das lat. sal vorbildlich gewesen zu sein. sal atticum, attisches salz, ebenso dän. attisk salt. in ausgeführtem bilde:
bald von amtes beruf und haushalt schlichte gerichte,
drein gestreuet als salz scherzenden witzes genug,
sammt satyrischer würze belachenswerther geschichten.
Rückert 12, 350;
ewer rede sey allezeit lieblich, und mit saltz gewürtzet. Col. 4, 6; wie die heiligen propheten, aposteln und bischoffe, offt so artig und künstlich, sich haben in die leut und zeit schicken, und jhre reden so fein mit saltz bestrewen können. Mathesius Sar. 132ᵇ; nur der alte herr, der auf einem schlachtfeld seine hochzeitmenuet getanzt ... hätte, war wohlgemuth und bei appetit und voll salz. J. Paul Titan 3, 82; verkauft man hier etwa rahm — für ein epigramm? .. oder einen topf voll schmalz — für einen kopf voll salz? Rückert 11, 499.
e)
von der stechenden, ätzenden wirkung und seiner verwendung zu arznei ausgehend: also heisset der son gottes allhie, not unnd widerwertigkeit, angst und bangigkeit, zittern und zagen, ein saltz das einen brennet. Mathesius Sar. 131ᵃ; der musz ... das saltz des creutzes inn die augen und hertzen beissen lassen. 131ᵇ; ey lasz mich zu frieden! das hertz thut mir ohne disz wehe gnug, streue mir dar kein saltz mehr hinein. Olearius pers. baumg. 3, 15; denn dort können die schönen geister, er habe immer schon alle bittern salze des geschicks hinunter geschluckt, ... ein hartes thränenbrot ihm vorgeschnitten haben. J. Paul Hesp. 3, 94.
5)
sprichwörtliche und mundartliche redensarten:
a)
kã salz aff epans lögn, einer sache keinen werth beilegen. Lexer 212.
b)
'r verdient's salz indr suppa nit, er verdient nichts, seine leistung ist ohne werth. Sartorius 179; ähnlich hê ferdênt 't solt up't brôd nêt. ten Doornkaat Koolman 3, 256ᵇ; welche ... unmöglich so viel schuhe zu flicken haben konnten, dasz sie salz und kümmel damit verdient hätten. Wieland 8, 92.
c)
korn um salz, ähnlich wie wurst wider wurst (vgl. th. 5, sp. 1817); korn umb saltz, sagt der semer. Mathesius Sar. 125ᵃ; korn umb saltz, nichts umbsonst. Garg. 84ᵃ; und ob er (Carlmann) sie (die Sachsen) wol hefftig bekrieget und zum theil bezwungen, so hat er doch .. je korn umb saltz funden und mehrmals mit blutigen kopff abziehen müssen. Dilich chr. 2, 97.
d)
im salze liegen, in der klemme, in bedrängter lage sein: wir hatten den tag vorher durch unsre spionen wind gekriegt, der Roller liege tüchtig im salz. Schiller räuber 2, 3 schausp.
e)
dieselbe wendung wird sonst von der wöchnerin gebraucht, s. Schm. 2, 273. Birlinger 383ᵇ. Spiesz 202; deine mutter und der kaufmann soll mich begleiten; das Julchen schwerlich; denn die liegt um diese zeit im salz. die iungen weibleins sind schwanger, lassen sich schwängern ... und sind sonst wenig zu gebrauchen. Schubart bei Strausz Schubarts leben in seinen briefen 2, 383.
f)
bei jemand noch einen schinken im salze haben, mit ihm einen streit auszutragen haben, von ihm für etwas strafe erwarten. besonders nd. enen schinken im solte hebben. brem. wb. 4, 917; ähnlich Danneil 201ᵇ. allgemein hê hed noch wat bî mî in't solt. ten Doornkaat Koolman 3, 256ᵇ; der amtmann soll dir sein fett kriegen, hat ohnehin schon was bey mir im salz. Fr. Müller 1, 276; jemandem etwas im salze laszen, es ihm zur nächsten abrechnung im gedächtnisse behalten. Pfrister 242.
g)
ins salz hauen, verleumden, wol in anlehnung an 2, b, δ: da David vom land verjaget ward ... und Ziba der untrewe diener, hiebe seinen herrn Mephiboseth ins saltz, und verleimgrubet jhn mit ungrund. Mathesius Sar. 131ᵇ; ein biedermann der mit unwarheit ungern ins saltz gehawen sein wölt. quelle bei Dief.-Wülcker 828; demnach ich aber eins unversehens dazu kam, dasz er mich bei i. f. g. ... tapfer in das salz hieb und zu ganzer unschuld angab. Schweinichen 2, 70.
h)
ins salz schenken, bei hochzeiten als trinkgeld für die köchin. Birlinger 383ᵇ.
i)
ins salz reiszen, in eine schlimme lage bringen, verderben (?, vgl. d):
da gottes furcht und das gewissn
wird liederlich ins saltz gerissn.
Ringwaldt laut. wahrh. 254.
k)
aus dem salz, tüchtig, besonders einen prügeln. Schm. 2, 273. Hügel 132ᵃ. Albrecht 196ᵃ; es aus dem salze bekommen, heftige schläge erhalten. Frischbier 2, 245ᵇ; etwas ganz aus dem salze machen, es ganz aus der weise machen, unleidlich werden, ebenda.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1705, Z. 18.

salz, adj.

salz, adj.
salzig, salsus. ein gemeingermanisches wort wie das entsprechende subst., aber weder im goth., noch im ahd. mhd. belegt: altn. saltr, dän. schwed. salt, ags. sealt, engl. salt, altfries. saterl. salt, neufries. sat (s. Richthofen 1000); nd. salt, bez. solt, niederl. zout. die urgerman. form saltaz tritt in lapp. saltes zu tage, s. Thomsen 86. 169; eine ableitung von indogerm. sal- salz, die im lit.mit eigenthümlich veränderter bedeutung (vergl. darüber Bechtel sinnl. wahrnehmungen s. 31 f.) — als saldùs 'süsz' erscheint. das ableitende d findet Kluge 298ᵇ auch in lat. sallere 'salzen' wieder. über das mit salz im ablaut stehende sülze s. das. im nd. ist das wort bis jetzt geblieben (brem. wb. 4, 917. ten Doornkaat Koolman 3, 256ᵇ), und von da in die umgangssprache auch der gebildeten dortiger gegenden gekommen: die suppe ist zu salz; wenn es aber auch in hochdeutschen quellen des 17. und 18. jahrh. gebraucht wird, und nicht blosz bei schriftstellern niederdeutscher heimat, so kann hier neben entlehnung eine neubildung vorliegen, wie etwa im adj. herz (theil 4², 1223) neben dem subst.:
du trinkst kein saltzes wasser gern.
Soltau histor. volksl. 474 (vom j. 1628);
denn ist die suppe saltz, das fleisch zu sehr gebrathen.
Rachel sat. 6, 54;
ja so gar des meeres fluht
zeigt im saltzen schaume gluht.
Brockes 1, 368;
sieht man faules holtz im dunkeln,
saltze fische, ja selbst eis
nicht, wie lichte kohlen, funkeln?
1, 369;
von den wundervollen kräften
des salpeters ist bekannt,
dasz von seinen salzen säften,
die in ihm, fast jedes land
seine fettigkeit erlange.
9, 84.
besonders salzes wasser, salze flut zur umschreibung des meeres:
er (Jupiter) sah auch von der höh' hinunter in die tieffen,
und schawte wie die flüss' ins saltze wasser lieffen.
Rist poet. lustg. H 4ᵃ;
nord, und süden, ost, und westen,
kämpffen last auff saltzem feld.
Spee trutzn. (1649) 105;
ihr walfisch, tieff ausz saltzem sauff.
142;
wird diesen (kühen und schafen) nun auf ihren weiden ihr futter und das meiste gras,
durch das hier salze see-gewässer, offt überflossen, feucht und nasz.
Brockes 7, 282.
bildlich von thränen:
denn deine augen ebben stets und fluthen
von thränen wie die see; dein körper ist der kahn,
der diese salze fluth befährt.
Shakesp. Rom. u. Julia 3, 5.
vergl. salziges nasz u. dergl. für thränen, und with hir salte teris. Chaucer 2, 312 Morris. salz auch von flüssen und in flusznamen: de Soute en de Soete, twee vaerbare wateren, lopende by den anderen van Damme na Sluys. Joan van de Sande de waekende leeuw der Nederlanden (1651) 96. salze luft: besonders ist dies (rauhe luft) in dem der Nordsee am nächsten belegenen lande Wursten der fall, wo dieser nebel, den die einwohner eine salze luft nennen, vorzüglich den bäumen, minder den kornfeldern, schaden bringt. v. Kobbe Bremen u. Verden 1, 2; der marschbewohner nennt jene verderbenbringenden dünste 'die salze luft'. Allmers marschenb. 48.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1709, Z. 13.

salze

salze,
s. salse.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1711, Z. 57.

salzen, verb.

salzen, verb.
mit salz versetzen, mit salz würzen, sallere; goth. saltan, altn. schwed. salta, dän. salte, engl. salt, mnd. solten, niederl. zouten, ahd. salzan, mhd. salzen. das wort läszt sich vielleicht gradezu mit lat. sallere (und altir. sallaim Fick⁴ 1, 557?) gleichsetzen, wenn dessen ll, wie Kluge 289ᵇ annimmt, aus ld hervorgegangen ist. die reduplizierende flexion, die im goth. durch das part. prät. unsaltan sicher gestellt ist, ist auch im ahd. und mhd. erhalten: sialzin Graff 6, 219; im altn. und nd. flectiert es schwach, nur im part. begegnet noch ein starkes salten. Woeste 223ᵃ, solt'n und soltt' Danneil 201ᵇ. im nhd. ist das prät. nur schwach zu bilden, und so schon 1568 bei Clajus angegeben (s. Weigand 2, 519), doch begegnet sielz noch 1560 bei H. Sachs (s. Schm. 2, 273); dagegen ist das part. in der starken form gesalzen bewahrt (s. unten). neben salzen begegnet im ältern nhd. auch selzen, sälzen, salio ich saltz, seltz Alberus. neuere niederd. mundarten zeigen dieselben verschiedenheiten wie bei salz: salten Woeste 223ᵃ, sâlten Schambach 179ᵃ, solten, soltn brem. wb. 5, 917. Danneil 201ᵇ. ten Doornkaat Koolman 3, 256ᵇ.
1)
im eigentlichen sinne salare, saltzen. Dief. gl. 507ᶜ, salere 508ᵃ, sallere, solten, saltzen 508ᶜ, salsare, saltzen, salten, solten ebenda; saltzen, mit saltz besprengen, sallire Maaler 342ᵇ: alle deine speisopffer soltu saltzen. 3 Mos. 2, 13; wo nu das saltz thum wird, wo mit sol man saltzen? Matth. 5, 13; fleisch, fische salzen, mit salz einmachen, in salzlake legen, wo wir jetzt gewöhnlich einsalzen sagen: er (der meerfisch megar) dunket pœs in den landen, dâ man in væht, aber sô man in selzet und in verr füert, sô wirt er wert umb sein selzein. Megenberg 255, 8. freier, indem der koth mit einer salzlake verglichen wird:
die sau, die sich im kat gern salzt,
sucht kein rosen, drinn sie sich walzt.
Fischart podagr. trostb. B 6ᵇ.
sodann auch mit salz versorgen:
aus Juvaviens bergen ström' ich, das erzstift zu salzen,
lenke dann Bayern zu, wo es an salze gebricht.
Schiller 11, 112 ('Salzach').
so mundartlich salzen, dem vieh salz reichen. Schöpf 579.
2)
in übertragenen wendungen tritt meist die vorstellung des scharfen, beiszenden zu tage, so
a)
in der biblischen wendung mit feuer salzen: es mus alles mit fewr gesaltzen werden. Marc. 9, 49; Christus das lamb gottes ist am creutz mit fewer gesaltzen, und allda in heisser liebe gebraten von unsert wegen .. so müssen wir auch als schlachtlemblein mit fewr gesaltzen werden, und mit jhm leyden. Mathesius Sar. 131ᵃ.
b)
wie hier das feuer ein bildlicher ausdruck für 'leiden, trübsal' ist, so sagt man auch gradezu mit unglück salzen, indem man dieses als eine bittere, heilsame würze faszt: weyl nun Adam nicht nach gott fragt, laszt jhm gott seynen guͦtten muͦth nicht zuͦ lyeb werden, mischt inn jhm vil ach und wehe .. sälzt jhm das glücke mith unglücke. S. Franck laster der trunkenh. F 4ᵃ; auch salzen allein in demselben sinne: denn jederman wolt gerne in guten tagen leben ... so mus gott komen und dasselb saltzen, das es nicht nach unserm willen gehe. Luther 4, 26ᵇ; wenn sie (junge herrn) ins regiment kommen, da werden ihnen die guten tage gesalzen werden! tischr. 4, 197, 26; mundartlich es einem salzen, einsalzen, schwer, sauer machen Schm. 2, 273.
c)
eine rede salzen, scharf, beiszend, eindringlich machen, mit tadel oder witz, ironie versetzen:
doch lasz der laune freches spiel,
die widerlich dein wort mir salzt.
Lenau 2, 111 Koch.
salzen allein von tadelnden reden: darumb nimpt nu Christus dis stück vom scheiden auch mit (Matth. 5, 31. 32), saltzet und straffet jre büberey. Luther 5, 381ᵇ; und meine mancher, ich habe vor seinen ort zuviel saltz gestreuet, da ich doch an ihn nicht gedacht .. was wollen sich die leise (losen) mäuler über mein saltzen beklagen? Simpl. (1684) 3, 762; salzen etiam metaph. pro 'increpare et animadvertere in aliquem' nonnumquam ponitur, einem den kohl salzen .. aliquem acerbis verbis accipere. Stieler 1674.
d)
daneben salzen auch in dem sinne würzen, schmackhaft machen (vgl. gesalzen, ungesalzen):
doch steht es gleichwol frey,
zu salzen kunst und witz durch die poeterey.
Logau 1, 98, 16 Eitner;
wo wirth, wo gast, wo kost nicht recht gesaltzen sind,
da kan es leichte seyn, ein eckel dasz sich findt.
2, 149, 18.
e)
obscön:
so lasz ich denn das salzen wol unter wegen,
ob sie (die mädchen) die kerben anders laszen recht fegen.
fastn. sp. 641, 11 ('di vasnacht vom maigtum einsalzen').
f)
ein kind salzen und schmalzen (im scherz), nach katholischem ritus taufen. Schm. 2, 273, s. oben salz 1, b, β und 1, d.
3)
besondere beachtung erfordert das part.; während dieses nämlich in verbaler fügung neben dem alten gesalzen eine schwache nebenform gesalzt entwickelt hat (Schmeller 2, 273), und entsprechend nd. soltn und soltt (Danneil 201ᵇ), herrscht erstere uneingeschränkt, auch nd., im adjectivischen gebrauche, der reich entwickelt ist. vgl. theil 4¹, 3784 und ungesalzen.
a)
eigentlich, salzig, salzhaltig: salsus, hd. gesalczen, salczig, nd. gesalten Dief. gloss. 509ᵃ, salsum gesolten nov. gloss. 325ᵇ, gesaltzen salsus Dasyp., nd. solten Schiller-Lübben 4, 288ᵇ. ten Doornkaat Koolman 3, 256ᵇ; gesalzene fische, gesalzenes meer, gesalzenes erdreich;
er (der fisch hausen) ist keck und lind gesalzen.
fastn. sp. 370, 28;
ouch in der selbin kelde
was îf der gesalznen sê ...
gevrorn îs sô starke.
Jeroschin kron. von Pruzinl. 25784.
diu merwaʒʒer sint gesalzen und ungeschmach ze trinken. Megenberg 101, 8; dar umb vint man manich waʒʒer gesalzen, daʒ durch gesalzenʒ ertreich fleuʒt. 103, 9; wenn daʒ tier krank ist, sô gêt eʒ in ain süeʒ waʒʒer .. und sô eʒ gesunt wird, sô gêt eʒ wider in daʒ gesalzen waʒʒer. 242, 4; weyl man aber bey den Grecken ausz dem gesaltzenen meer saltz an der sonnen gederret. Mathesius Sar. 125ᵃ; hernach hat man das flieszende wasser und die gesaltzen brunnen. ebenda; man musz keinen baum in gesaltzene erde pflantzen, denn disz ist vergebliche mühe. Olearius pers. baumg. 4, 11.
b)
gesalzene worte, mit geist und witz gewürzte reden (vgl. salz 3, c. d und salzen 2, d): rede nichts als woll gesaltzene worte. Olearius pers. baumg. 7, 2. auch mit satirischer schärfe gewürzt: sintemahl ein ungesaltzener schertz, mehr verachtung und eckels, denn gefallen erweckt, ein gesaltzener aber denen blutt-hunden, gar geschwinde zu sehr versaltzen werden kan, also, das sie sich darüber erbittern, und hochbeleidiget befinden. Butschky Pathmos 673;
bücher haben auch jhr glücke: wann sie nicht gesaltzen seyn,
faszt man dennoch gute würtze, pfeffer oder saffran drein.
Logau 2, 157, 96.
weder gesalzen noch geschmalzen, ohne geist und witz, einfältig, albern: der die legend von Tegernsê gemacht hat, ist vast ungeschickt gewesen, si hat weder hend noch füesz, ist weder gesalzen noch geschmalzen. Aventin. chron. 1, 576, 31.
c)
gesalzene hiebe, wie hiebe aus dem salze, und gepfefferte hiebe. auch die rute heiszt gesalzen:
so aber eins (ein kind) nicht folgen thut,
dem bring ich (Nicolaus) die gesalzne ruth.
Germ. 1, 147,
vgl. rute sp. 1560.
d)
gesalzen theuer, zu theuer, vgl. gepfeffert th. 7 sp. 1638. Frisch 2, 145ᵇ. Schm. 2, 273. Hügel 132ᵃ. Frischbier 2, 245ᵇ. gesalzene wirtshausrechnungen Seiler 270ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1892), Bd. VIII (1893), Sp. 1711, Z. 62.

selze, f.

selze, f.,
nebenform des älteren nhd. zu salse, gewöhnlich mit tz geschrieben, s. salse oben theil 8, 1702. holderselze, eingesottener saft von holunderbeeren: erstlich von der holder seltz zu schreiben, so ist solche bey den alten, und noch bey dem gemeinen mann, schier an statt eines theriacs gehalten. Wirsung arzneibuch (1597) 774 A; von holderseltz. Tabernaemontanus (1664) 1441 J.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1900), Bd. X,I (1905), Sp. 557, Z. 9.

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salzhäuflein
Zitationshilfe
„salz“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/salz>.

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