Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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dafern, daferne

dafern, daferne,
conjunct., wenn anders, quod si. daferno Friedr. Perthes leben 1, 89 (im jahr 1787). gebräuchlicher ist wofern. wir sind kinder, dafern wir meinen als hätten wir u. s. w. Schuppius 848. denen alle worte gleichsam ein eckel sind, daferne sie nicht von den letzten und vergessenen zeiten hergeholet werden 849. dafern es anders die gelegenheit leiden wil Butschky Patmos 821. ein scharfer ankläger sol, dafern es anders ein ehrlicher mann ist, u. s. w. 895. dafern nicht auch die sele an den groszen höfen am gebrechlichen seidenen faden hienge 981. daferne sie nicht so vornehmes geschlechts Riemer Polit. stockf. vorr. daferne es anders ihnen allerseits beliebig ist Felsenb. 2, 36. dafern es fehlt. dafern es glückt A. Gryph. 1, 58. dafern wir einem helden eine gebundene lobschrift aufsetzen sollen Günther vorr. s. 6.
laszt euch (dafern ihr jemals hört
wie sehr ich unsre zeit verehrt)
dies eurer väter lob gefallen
Hagedorn 3, 106.
dafern er von dem beschaulichen leben ins wirksame übergeht Wieland 2, 226. dafern ichs wollt, so bindet mich mein schwur 5, 62.
Atreus sohn, nun fürcht ich wir werden den vorigen irrweg
rückwärts müssen ziehn, dafern wir entrinnen dem tode.
Bürger 186, 60.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1855), Bd. II (1860), Sp. 673, Z. 66.

sofern, conj.

sofern, conj.,
zusammenrückung aus so und fern, betont soférn, und unterschieden in ton und bedeutung von getrenntem adverbialen sŏ férn, só férn, vgl. unter fern 5, th. 3, 1533 fg., ferr 6, th. 3, 1541, und oben unter so. sofern steht als conjunction in bedingendem sinne, und unterscheidet sich in der hinsicht von weiter zusammengerücktem insofern, als dieses auch adverbial verwendet werden kann, vgl. th 4, 2, 2143 und unter in 3 ebenda sp. 2103; die ältere sprache schreibt es noch getrennt, mhd. sô verre, und noch bis ins 16. jahrh. so ferr (vgl. ferr 7, th. 3, 1541).
1)
sofern, mit deutlicher hervorhebung des begriffs von fern, in der bed. so weit als, in dem masze dasz: das ist nu das erste, das ich ynn Mose sehen sol, nemlich die gepot, zu wilchen ich nichts verbunden bin denn so ferne sie einem yglichen von natur sind eingebildet und ynn sein hertz geschrieben. Luther Weim. ausg. 24, 10, 10; es sol dir nicht gebrechen an einem man fur mir, der auff dem stuel Israel sitze, doch so fern deine kinder jren weg bewaren, das sie wandeln in meinem gesetz. 2 chron. 6, 16; sofern, modo, quoad Stieler 2051; so ferr, quatenus, conjunct. eousque Dasyp.
2)
in verblaszterem sinne, an die bed. 'wenn' rührend oder in sie übergegangen: tuomherren, ambtliute unde tuomherren unde gotshus dienestmanne, eigenen liute unde gesinde sint deʒ gewerfes vri und alleʒ getwinges vri, wan so verre (auszer wenn) mit des bischoves urloube tuinget ein rat die ambtliute ze habende rosuʒzoge, wahte unde die stat helfen vesten. bischofs- und dienstmannenrecht von Basel 2, s. 17, 6 Wackernagel; und näme er sich dar über des amptes nit an, kämend des die genossen in schaden, da sol er sy enschadgen, so ferre er lib und guot hett. urk. v. 1436 im geschichtsfreund 7, 144; (wir verordnen, dasz) gegen der abwäsenden partheyen (so ferr dieselbig vor jrem abraysen keinen vollmechtigen anwalt zu der sache apud acta oder sonst constituirt und hinderlassen hett) erstlich ein ruͤffen ... sol gebetten werden. Frankfurter reform. 1, 12, § 6; zusammengerückt: und sover gesagt werde, das gotswort werde auch des misverstands der prediger richter sein, das haist und ist circuitus. d. städtechron. 23, 375, 12; als so ferre, so fern, erst seit dem 18. jahrh. allgemein als zusammenrückung, von Adelung ('sofern, richtiger so fern') noch gemiszbilligt, doch schon bei Steinbach sofern, quatenus, si, quoad 1, 433; sofern ... der grund des übels nicht im willen sitzt. Wieland 3, 455 (Agath. 16, 2); vorher und bis dahin lose: thun wir nicht barmhertzigkeii und trew an dir, ... so sol unser sele fur euch des todes sein, so fern du unser geschefft nicht verrhetest. Jos. 2, 14: und wil nicht mehr den fus Israel lassen weichen vom lande, das ich jren vetern bestellet habe, so ferne sie sich halten, das sie thun alles, was ich jnen geboten habe. 2 chron. 33, 8;
doch ob einr reichthumb uberkem,
(so fern er keim das sein nicht nem),
so brauch ers, und sey from daneben.
E. Alberus fab. 8, 130 (s. 39 neudruck);
do globet er (der wolf) bey seiner trew,
er wöll sein leben lang kein säw
nicht fressen mehr, so fern ihm gott
nur helfen wolt ausz solcher not.
19, 79 (s. 82);
wer andren dient, ist herr, so fern er from sich hält;
wer andren herr ist, dient, wann sündlich er sich stellt.
Logau 1, 77, 8;
verstärkt sofern sonst, sofern anders (vgl. anders 2, th. 1, 312):
(ein weibchen) gibt einen klugen einfall an,
der alles volk erbauet;
den ihr, so fern ihr anders wollt,
belachen und beklatschen sollt.
Bürger 26ᵃ.
3)
sofern in der bed. 1 im wechselbezug zu zeigendem so fern, hier zusammengerückt geschrieben: der mensch ist ein bedürftiges wesen, sofern er zur sinnenwelt gehört, und so fern hat seine vernunft allerdings einen nicht abzulehnenden auftrag von seiten der sinnlichkeit, sich um das interesse derselben zu bekümmern. Kant kritik der prakt. vernunft s. 74 Kirchmann.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1902), Bd. X,I (1905), Sp. 1402, Z. 4.

wofern, konj.

wofern, konj.
der bedingung, unter einwirkung von älterem konditionalem sofern im anschlusz an konditionales wo (III A) gebildet, s. Behaghel dtsche syntax 3, 352; vgl. ferner sofern teil 10, 1, 1402, dafern teil 2, 673, fern 6 c teil 3, 1534 und wofern gramm. 3, 285. bis ins 17. jh. in zwei worten geschrieben bezeugt: wo ferr abschied d. reichstags zu Augsb. (1555) 5ᵃ; wo fern Gryphius trauersp. 22 Palm; daneben seit seinem frühsten auftreten im 16. jh. auch zusammengerückt: wofer (1555) österr. weist. 5, 35; woverne ordnunge, wie sich die handwercker ... verhalten sollen (1579) c 1ᵇ; woferne (1618) acta publ. 1, 30 Palm. zur form des zweiten gliedes vgl. fern teil 3, 1532; 1540; von älteren formen des ersten bestandteils ist vereinzelt belegt: waverr Zimmerische chronik² 2, 417, 37 Barack; wa ferr Fischart philos. ehzuchtbüchl. (1591) t 5ᵃ. wofern hebt gegenüber der bedingenden konjunktion wenn, die allgemein eine hypothetische lage überhaupt auszudrücken vermag, das einschränkende moment innerhalb der konditionalen beziehung gewöhnlich stärker hervor (vgl. Weygand syn. 3, 1116; Kehrein onomat. wb. 2, 1099; Blatz nhd. gramm. 2 [1896] 1149) und meint dann etwa soviel wie 'wenn etwa, wenn irgend, wenn überhaupt, falls'. demgemäsz verwendet Joh. Spreng in seiner Iliasübersetzung (1610) woferr zur wiedergabe von εἴποτε (Il. 1, 39) 2ᵇ; αἴ κε (Il. 1, 207) 5ᵇ; woferr anderst für εἰ ... πως (Il. 4, 17) 39ᵇ, und die wörterbücher verzeichnen wofern für en cas, in casso (che) Hulsius und Ravellus (1616) 417ᵇ; quando (pure), purche Kramer teutsch-ital. 2 (1702) 1378ᵃ; pourvuque, moyennant que, en cas que Schwan nouv. dict. (1783) 2, 1063ᵇ. zum gebrauch des indikativs bzw. konjunktivs in den durch wofern eingeleiteten bedingungssätzen vgl. Behaghel dtsche syntax 3, 640 ff. wofern ist seit seiner ersten bezeugung im 16. jh. bis ins beginnende 19. jh. hinein geläufig. im laufe des 19. jh. tritt seine verwendung, wohl durch den erweiterten gebrauch des synonymen, seit Stieler belegten falls (s. teil 3, 1289) bedingt, stärker zurück. Adelung bemerkt versuch 5 (1786) 270: 'indessen fängt wofern ... an, in der edleren schreibart zu veralten'; doch begegnet es, wenn auch nicht allgemein, auch heute noch (s. u.). auch die mundarten kennen es, vgl. z. b. wofern, wufearn 'wenn' Crecelius oberhess. 920; wǫfän 'wofern' Hönig Köln 203ᵃ; woᵘferen luxemb. ma. 489. im positiven bedingungssatz: (es wird) beschlossen, dasz, wofer (für den fall, dasz) iemands in der pfar ... haus oder herbrig zu verlassen hat, soll ein ieder ein person einnehmen (aufnehmen) (1555) österr. weist. 5, 35;
von himmel bin ich her gesandt,
zu wören deinem zoren grim,
woferr du folgest meiner stimm (αἴ κε πίθηαι Il. 1, 207)
Joh. Spreng Ilias (1610) 5ᵇ
(vgl. Voss [1821] 20: wenn du gehorchtest); der poet musz diese unsichtbaren wesen (geister) in sichtbare cörper ... einkleiden, woferne (falls) er sie der phantasie vernehmlich ... vorstellen will Breitinger crit. dichtkunst (1740) 1, 56;
vergnügte tage findet man,
woferne (wenn je, wenn überhaupt) man sie finden kann,
nicht bey dem thron und nicht in hütten
Lichtwer Äsopische fabeln (1748) 58;
o seliger mann, wofern (wenn je) gelebt einer, der
in ruhe die nacht verbringt, und jedweden tag,
dem rose genügt und frühling,
dem liebe labt das herz
Platen w. 1, 214 Hempel;
der senat beschied sie (die karthagischen gesandten), dasz Rom bereit sei, der karthagischen gemeinde ihr gebiet ... zu garantiren, wofern (falls) sie ... 300 geiszeln ... stellen ... würden Mommsen röm. gesch. 2 (1865) 25; mit folgerndem so im eingang des nachfolgenden übergeordneten satzes: wa ferr euch ewer vatter ... also verheuratet, so hat er sich ... einer grossin härtigkeit gegen euch gebrauchet Fischart philos. ehzuchtbüchl. (1591) t 5ᵃ; wo ferr aber ein kind würm hette, ... so gib ihm ... das pulver ein O. Gäbelkover artzneyb. (1595) 2, 139; wofern ihr ... eurem könig ... wol dienen wollet, so meldet ihr mein hierseyn nicht A. U. v. Braunschweig Octavia (1677) 3, 59; Bürger s. w. 156 Bohtz.häufig in negativen sätzen, vgl. wo nicht unter wo III A 2, sp. 917: (er) drewet darbey, wo fern sie den (frieden) nicht annemen wöllen, so wölle er das land bisz gen Wien durchstreiffen Stumpf Schweizerchron. (1606) 43ᵇ; ordnunge, wie sich die handwercker ... verhalten sollen (1579) c 1ᵇ; (Lucifer) würde es auch wircklich verrichten, wofern ihms von gott nicht verwehrt würde Äg. Albertinus Lucifers königr. 13 nat.-lit.; werden wir ... vortheil haben, wofern wir nicht ... zuvor alle mögliche ungerechtigkeit entfernen? J. Möser s. w. 1, 163 Abeken; gleich bei der erneuerung des landfriedens i. j. 1487 sah man ein, dasz an die behauptung desselben nicht zu denken sei, wofern man nicht diesem ... gewaltsamen verfahren (kriegerischen unternehmungen der kaiserlichen gegner) ein ende mache Ranke s. w. (1867) 1, 67. parenthetische sätze einleitend: Michel Stifel (hat) propheceyt, das am 3. tag octobris (wo fern ichs recht behalten) ... der jüngst tag ... erscheinen wurde Joh. Nas d. antipap. eins u. hundert (1567) 1, 3ᵇ; von unserm Tischbein, woferne wir nicht sehr irren, ist nun zu allererst gröszere wertschätzung der ältern ... mahler ausgegangen Göthe 49, 1, 28 W. wofern ... anders(t), entsprechend wo ... anders(t), sp. 917, und wenn ... anders (s. d.):
(Zeus): bey mir hielt ich den underscheid
(woferr euch anderst nutz und gut
diser mein rath geduncken thut),
das man die statt (Troja) liesz unversehrt
(εὶ δ' αὖ πως τόδε πᾶσι φίλον καὶ ἡδὺ γένοιτο Il. 4, 17)
Joh. Spreng Ilias (1610) 39ᵇ;
(verordnung,) dasz kein procurator ... keinem andern advocaten die sachen vertrawen ... soll, sonder selber darinn (woverr es anderst [falls ... etwa] begert würd) advociren hovegerichtsordn. Friderichen pfaltzgr. bey Rhein (1573) 37; ein reimender scribent müszte ... den überrest des ... verstandes verloren haben, ... wenn er so klägliche schriften verfertigte, wofern er anders (falls ... überhaupt) im stande wäre, etwas klügers vorzunehmen Rabener s. schr. (1777) 2, 211; sein selbstbetrug, wofern es anders (soweit ... überhaupt) einer war, scheint desto mehr entschuldigung zu verdienen, weil ... Wieland Agathon (1766) 1, 164; die menschenopfer, ... die, wofern anders (soweit überhaupt) den vorläufigen nachrichten zu trauen ist, bei der letztern reise des unglücklichen Cook, auch von ihm selbst wahrgenommen worden sind G. Forster s. schr. (1843) 2, 58. das einschränkende moment in wofern wird gern durch folgendes nur unterstrichen:
die keusche lieb ...
... findet nimmer mehr kein rauber noch zerstörer,
wofern sie beide (ehegatten) nur in gleicher wage stehn
J. Creutz bei Zinkgref auserl. ged. 32 ndr.;
wofern er nur das glück auf seiner seite hat, wer wird mit gröszerm ruhm ein kriegsheer anführen als er? Wieland Agathon (1766) 1, 122; (Luther) würde die hierarchie selbst anerkennen, wofern sie ihm nur das wort (die bibel) freiliesze Ranke s. w. 3, 61; wofern ich es nur richtig auffaszte, läge für mich sogar etwas recht schmeichelhaftes in jenem irrtum Carossa verwandl. einer jugend (1928) 244; was kümmerten den politischen menschen des ancien régime ... die letzten geheimen zusammenhänge des lebens, wofern er nur alle diejenigen zusammenhänge kannte, die für das handeln des staatsmannes wichtig werden konnten Fr. Meinecke entstehung d. historismus (1936) 1, 149.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1943), Bd. XIV,II (1960), Sp. 972, Z. 24.

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Zitationshilfe
„sofern“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/sofern>.

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