Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

sommerhaus, n.

sommerhaus, n.
haus, gemach, das nur im sommer benutzt wird, mhd. sumerhûs, summerhûs. Lexer mhd. hdwb. 2, 1298, noch frühnhd. summerhausz, coenaculum, aestiva, -orum. Maaler 396ᵃ, md. aus dem 15. jahrh. als somerhûs bezeugt: in eime somerhûse saszen sie. quelle bei Lexer a. a. o., in heutiger form schon bei Luther Dan. 6, 10. Am. 3, 15 (s. unten 1 und 2), im älteren nhd. auch in der schreibung sommerhausz, lieu de plaisance. Hulsius (1616), diaeta, aestiva, coenaculum. Dentzler 2, 266ᵃ, casa, soggiorno da starvi ò stantiarvi nell' està. Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 835ᶜ, später durchaus sommerhaus, so bei Frisch 2, 286ᵃ, Adelung und Campe.
1)
aedificium in quo quis per aestatem habitat. Frisch 2, 286ᵃ, haus, worin man nur im sommer wohnt. Adelung, landhaus, lusthaus, gartenhaus gröszerer oder kleinerer art, als wirkliches wohnhaus oder nur zu kürzerem aufenthalt während des tages dienend. Jacobsson 4, 186ᵃ. Campe: donoch brach man den herren ire drinkestuben abe die do worent gebuwen uf die almende ... die zum Mülsteine, der stube waʒ eigen, doch hettent sü ein hültzen sumerhüs uf der almende stond, daʒ sties uf die Brusch, daʒ wart abe gebrochen. d. städtechron. 8, 125, 10 (Straszburg, Closener); denn zur zeit, wenn ich die sünde Israel heimsuchen werde, wil ich (gott) die altar zu Bethel heimsuchen; und wil beide winterhaus und sommerhaus schlahen, und sollen die elffenbeinen heuser unter gehen. Amos 3, 15; ein schlag von sommerhäusern wie die unsern, und eine prächtige deutsche allee zum zugange würde gut passen. Thümmel reise 7 (1800), 182; ich habe jetzt ein zweytes gebot auf meinen Schmidtischen garten gethan ... es ist vorderhand zwar nur ein leichtes sommerhaus, und wird auch wohl noch ein hundert thaler kosten, um nur im sommer bewohnbar zu seyn. Schiller br. 5, 159 Jonas (an Göthe 9. febr. 1797); darauf gelangte ich nach Gotha, wo prinz August mich nach altem freundschaftlichem verhältnisz in seinem angenehmen sommerhause wirthlich aufnahm und die ganze zeit meines aufenthalts eine im engen geschlossene tafel hielt. Göthe 31, 115;
nach dem thet ich auch eylends raumen
den garten und mein sommer-hausz.
H. Sachs 4, 262, 15 Keller;
die köngin schicket mich heut ausz
in gartten, in ihr sommerhausz.
16, 39, 12 Keller-Götze;
und ich will auff mein dorff hin ausz
die zwen tag auff mein sommerhausz
und dausz die zwen tag wohnen schier
in leid.
20, 9, 27;
an sant Michahels tage
drat in mein sumer-haus
der grim Winter mit klage.
23, 253, 2 (die situation ist dieselbe wie in der oben angeführten stelle 4, 262, 15);
könn wir doch nauff ins sommerhausz (in einem garten),
das ist verwahret nach dem besten
mit schlossen, rigeln der allervesten.
dasselbig könd wir sperren zu.
Ayrer 900, 25 Keller;
nebst einem kleinen sommerhause,
zu einem abendlichen schmause,
gewähren sie (gärten) der fröhligkeit
viel gras, sich scherzend hinzustrecken.
Uz 333, 16 Sauer.
in freiem gebrauch:
der Musen sommer-hausz
Parnassus steckt wie er (der Vesuv) zwey hohe spitzen ausz,
und raget in die lufft.
Opitz 1 (1690), 29;
der himmel ...
wirfft seiner sonne straalen
itzt weit-viel wärmer ausz,
die blumen bund zu mahlen,
baut hier das sommer-haus.
Johann Preusz hertzliches seyten-spiel (1657) 406;
ein stündchen schleich ich blosz heraus,
in euer (der vögel) ästig sommerhaus.
Platen 19ᵇ:
freilich dachte sie im 16ten jahre, sie verbliebe durch das ganze leben 16 jahre alt, die sommerhäuser und sommerkleider der jugend würden nie kalt und verschneit. J. Paul jubelsen. 107.
2)
hallenartiger, saalartiger raum in einem hause, der im sommer als wohnraum benutzt werden kann, namentlich als eszgemach dient, im städtischen bürgerhause älterer zeit besonders der vorraum im obergeschosz (Heyne hausalterth. 2, 221), aber auch als bezeichnung eines entsprechenden raums im untergeschosz, sumerhus, summerhus, somerhus, solarium. Dief. 540ᵇ. nov. gl. 342ᵃ, coenaculum (womit ja eigentlich der eszraum im obergeschosz bezeichnet wird). Maaler 396ᵃ. Dentzler 2, 266ᵃ, heute noch landschaftlich, so in Basel, Schmidt els. wb. 348ᵇ, im Elsasz, hinterstube. Martin-Lienhart els. wb. 1, 384ᵇ, auch auf nd. sprachgebiete begegnend, so in der Kremper und Wilstermarsch sommerhuus, das beste und gröszte zimmer der landleute, gewöhnlich ohne ofen, das besonders als staatszimmer bei kindtaufen, hochzeiten u. s. w. gebraucht wird. Schütze 4, 2: ein schön sumerhus gestuͦlet und wol bereit, coenaculum magnum stratum. Marc. 14, 15 in einer Züricher übersetzung der evangelien aus mhd. zeit. Kluges zeitschr. f. d. wortf. 2, 180; ein gros sumerhus wol bereit, coenaculum magnum stratum. Luc. 22, 12 ebenda; men brohte den gefangenen ritter heruf und truog in fúr die herren und fúr frowen, und satte in fúr sú in das summerhus (nachdem man gegessen hat). Nicolaus v. Basel 152 Schmidt; do sie worend ingangen in das summerhus, in dem der herr hat gessen das osterlemblin. Keisersberg post. 3, 24ᵃ bei Schmidt els. wb. 348ᵇ; als nu Daniel erfur, das solch gebot unterschrieben were, gieng er hin auff in sein haus (er hatte aber an seinem sommerhause [obergeschosz], offene fenster gegen Jerusalem). Dan. 6, 10; zur lincken hand gedachtes ganges (der durch das wohnhaus eines meierhofes geht, über dem keller, unter dem boden) soll der eingang inn ewer sommerhausz oder den sal sein. Sebiz 30. so wol auch in den folgenden stellen: darumb sol man nitt gedencken das die hailigen also im hymel seynd, als in einem summerhausz. Keisersberg sch. d. pen. 119ᵃ; schuster ... wo ist der herr (ein chorherr)? köchin. er ist im sommerhausz, ich will im ruffen. herr, herr! der schuchmacher ist da. H. Sachs 22, 6, 11 Keller-Götze; ich (der chorherr) byn hinden im sommerhausz gewest und han abgedroschen. 7, 6 (sc. mein horas gebeet. 11); es sassen auff ein mal vil bauren bey einandern in einem dorff in dem wirthshausz ... er (ein jude) satzt sich auch hinein in das summerhausz, sich zuͦ erkülen, denn es war eben im heissen summer. Wickram rollw. 86, 15 Kurz; hastu auch meinen newen rock, der im summerhausz ligt, in das bütly mit wasser vor der thüren eingedruckt. Frey gartenges. 108, 29 (cap. 92) Bolte; (Podagra, die tochter des Bacchus und der Venus) hat ... sich auch mit jrem anhang allein in reicher oder müssiger herren palläst, lusthäuser, schlösser, saal, sommerhäuser und ehrkammern nidergelassen. Fischart pod. trostb. c 6ᵇ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 9 (1902), Bd. X,I (1905), Sp. 1532, Z. 11.

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Zitationshilfe
„sommerhaus“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/sommerhaus>.

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