Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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sonst, adv.

sonst, adv.
alioqui.
I.
formales.
1)
sonst ist die nhd. fortsetzung von mhd. ahd. sus, so, auf diese weise, das auch auf nd. sprachgebiete schon früh begegnet. Hel. 150. 481. as. genesis 71. 227 und sich im ndl. bis in die mittlere zeit zurückverfolgen läszt. es liegt nahe, etymologischen zusammenhang von sus mit so anzunehmen. gramm. 3, 63. Kluge etym. wb.⁶ 368ᵃ. Franck etym. woordenb. 1222. vgl. auch solch, ahd. sulîh. gramm. 3, 63. westgermanische dialecte bieten ein im vocal und auslaut übereinstimmendes gleichbedeutendes adv. as. thus, mnd. md. dus (Lexer mhd. handwb. 2, 1327. vgl. auch Williram 141, 9 Seemüller lesart. die stelle unter II, 1, a, α), nnd. düss Schütze 1, 273. ten Doornkaat Koolman 1, 365ᵇ; mndl. nndl. dus; afries. thus, dus, neufries. (al) dos; ags. engl. thus. es gehört zum pronominalstamme tha, da-de, griech. το, skr. ta, von dem unser artikel abgeleitet ist. wäre die gramm. 3, 196 vorgetragene vermutung richtig, dasz thus und sus sich ursprünglich als correlativa gegenübergestanden hätten: thus = τώς und sus = ὡς, so müszte dem letzteren ein hohes alter zugewiesen werden, doch spricht dagegen seine beschränkung auf das deutsche und ndl. sowie das fehlen einer entsprechung von thus im hd. (abgesehen von md. dus, s. oben). als ansprechend darf daher eine von Sievers in Pauls und Braunes beiträgen 12, 499 geäuszerte ansicht bezeichnet werden, wonach sus eine specifisch deutsche umbildung eines westgerm. þus ist, welche unter dem einflusse von so erfolgte.
2)
die form sus hat sich im nndl. als zus bis auf die der allgemeinen lautlichen entwicklung des ndl. entsprechenden veränderungen (erweichung des anlauts, wie sie ähnlich auch beim stimmhaft gewordenen anlautenden deutschen s stattfindet, andern klang des vocals) erhalten, und zwar in der alten bedeutung ohne zutritt der neuen des deutschen sonst. im nnd., wo beide bedeutungen bekannt sind, begegnet noch sus. brem. wb. 4, 1104, häufiger süs Richey 301. Schütze 4, 227. Mi 90ᵃ. Danneil 217ᵃ. Frommanns zeitschr. 3, 268, 28 (märk.). Woeste 264ᵃ. Frommanns zeitschr. 2, 95. 21 (westf.). ten Doornkaat Koolman 3, 367ᵃ, siss korrespondenzbl. d. v. f. nd. sprachf. 13, 86 (hinterpomm.) (vgl. nnd. düs, mnd. dus oben und hd. süs unten). so wenig wie hier haften im hd. besondere bedeutungen an den verschiedenen formen. das alte sus kann aus hd. schriftquellen bis ins 15. jahrh. erwiesen werden: sus wart Strosburg ein bistum. d. städtechr. 9, 628, 17 (Königshofen); es sient brotbeckerknehte, müllerknehte, schuͦchsüterknehte, sniderknechte, kürsenerknehte oder was antwerckeknehte daʒ sient, und susz andre knehte die do dehein antwerck künnent. 1029, 38. auch später mag es in mundartlich gefärbten quellen begegnen, denn in einzelnen mundarten hat es sich erhalten. Stalder 2, 421. Bühler Davos 1, 129. cimbr. wb. 238ᵇ. daneben tritt im ausgehenden mittelalter süs auf: man sol eim landesherren von unser stette wegen schencken einen omen wins, item eim dienstmanne und susz eim edlen manne 1⁄2 omen wins, item einre stette 1⁄2 omen wins alle imbisze, item süsz eim geborn manne 1⁄2 omen wins. d. städtechr. 9, 1023, 37 (Straszburg, v. 1388), das sich gleichfalls mundartlich erhält. Stalder 2, 421. Tobler 427ᵃ. cimbr. wb. 238ᵇ, sis Hertel thür. sprachsch. 229 (Altenburg). eine sichere erklärung dieser ja auch im nd. begegnenden (s. oben) form kann heute kaum gegeben werden. wer mit Franck etym. woordenb. 1222 das wort auf eine grundform *swis zurückführen will, darf in süs eine nachwirkung des i annehmen. westerw. sos Schmidt 220. Kehrein 1, 379 hat in andern übergängen von u zu o auf dem gleichen sprachgebiet seine parallelen, z. b. brost für brust. Schmidt 39. Kehrein 1, 99. es begegnet auch sonst mundartlich. Frommanns zeitschr. 3, 210, 2 (vorarlb.). vgl. das früher bezeugte sost unter 3. wie süs neben sus steht neben diesem sos ein mundartliches (appenz.) sös. Tobler 427ᵇ, zu dem formen des gleichen sprachgebiets wie löstig für lustig 306ᵇ zu vergleichen sind.
3)
schon das frühere mhd. kennt eine form sust mit epithetischem t, wie es sich mehrfach entwickelt hat, so in axt, obst, pallast, papst, jetzt (aus iez(e), z = t + s), längst, mittelst, selbst, mundartlichem anderst und nach andern consonanten in habicht, gewohnt, saft u. s. w. vgl. t, 7 unten theil 11, 1. Wilmanns gramm. 1, § 152, a. 2, § 456. sie ist aus schriftquellen bis ins 16. jahrh. zu belegen, so aus dem diction. des Alberus, s. Weigand⁴ 2, 740: daʒ im zu hilf folk lech herczog Rupprecht der alt, der pischoff von Meincz .., purkgraf von Nurenberg, Werthaym, Hohenloch, und sust vil herren und grafen. d. städtechron. 1, 35, 15 (Nürnberg, v. 1376); auch verschreib uns insunderheit, [wie] die von Awszpurg unserm gnedigsten hern dem rex huldung tun und wie es damit zugee und wasz dir sust bedunckt not zu sein, uns zu wissen tun. 3, 355, anm. 4 (Nürnberg, v. 1442); item Concz Pinczenstock von Swabach, item Heincz Metner von Wuczdorff, und sust etwe vil purger von Swobach (wurden gefangen genommen). 2, 208, 13 (Nürnberg, v. 1450);
sust und sô swiech danne mac
sô lebe ich als ein ander man,
daʒ ich die zît vertrîbe und etelîchen swæren tac.
minnesangs frühling 197, 33 (Reinmar);
Jôhannes der gûte lach
dâ er sînes slâfes plach
und hette sich geleinet sust
durch rû ûf unsers herren brust.
pass. 58, 87 Hahn;
er (gott) gap mir ze künde
die zarten, diu mich senden hât beseʒʒen.
sust hât er schuld' ein teil an mînem muote.
minnes. 1, 344ᵃ Hagen (Otto zum Turme);
sust ken ich ir gemüete,
daʒ si ze stund' ir strenge lieʒ erwinden;
sust trag' ich hôch gedinge:
mîn tôter lîp mac noch genâde vinden.
ebenda;
mit worten scharf, mit helfe guͦt,
sust was sein ritterleicher muͦt
der manhait wol ein cherne.
Suchenwirt 12, 64;
nu sag mir nicht den namen sein, ...
sag mir sust, wie lebt dein puel
durich dich in hoher vräuden schuel?
28, 55,
nun war dem fürsten wol bewust,
das doch der apt (wiewol er sust
reich war und grosser prelatur)
an weiszheit war ein grober bur.
Waldis Esop 3, 92, 54 Kurz;
andre laster belusting sust
als unkeusch, hoffart, trunckenheit,
allein der neyd peynigt allzeit
seinen besitzer täglich selb.
H. Sachs 16, 433, 22 Keller-Götze.
vgl. auch Zimm. chron.² 4, 244, 45 unter II, 2, e. mundartlich erhält sie sich auch weiter. Stalder 2, 421. Seiler 285ᵃ. Hunziker 267ᵃ (als veraltend bezeichnet). Schmid 521 (im sinne von sonst und von eigentlich, wol). Schmeller² 2, 333. Schöpf 731. Lexer kärnt. wb. 246. Kehrein 1, 379. Frommanns zeitschr. 6, 516, 2, 4 (henneb.), hier auch mit verbreiterung des st zu scht. Frommanns zeitschr. 5, 407, 28 (alem.), wie sie in hd. mundarten auch bei andern formen des worts mit st vorkommt. vgl. z. b. sunscht. Frommanns zeitschr. 6, 1119, 36 (alem.). suscht ist wol die voraussetzung für susch: syt still, susch müeszt dr z' schuel. Gotthelf 1, 78. ebenso begegnet sust mnd. Schiller-Lübben 4, 479ᵃ und nnd. brem. wb. 4, 1105. Bernd 302. Frischbier 2, 388ᵇ. der form süs entsprechend erscheint dann auch in quellen des 15. und 16. jahrh. süst: und (wir) tun ewrer ersamkeit zuwissen, daʒ yeczunden hie sein: ... herczog Johanns von Beyern, burggraf Johanns und süst vil grafen und herren. d. städtechron. 1, 438, 32 (Nürnberg, v. 1419); auch zugen etlich fuszgengel hie aus und branten das dorf zu Amerstorf ausz und süst etliche dörfer. 2, 151, 10 (Nürnberg, v. 1449); und auf denselben tag brenten auch die unsern geraisigen ab daʒ dorf Kerspach unter Osternohe und süst andre dörfer. 152, 22; und daʒ vihe und süst vil gutz verpran in dem marckt. 180, 12; an (ohne, nur) das du vill schwerer widder die gelobten guͦtter ynn dyszem sacrament sundigest und mit deynem opffer gott mehr erbitterst unnd ertzornest: süst ym unglawben bistu gewisz den heyden und juden gantz und gar gleych. Luther 8, 519, 1 Weim. ausg., das gleichfalls mundartlich fortlebt. Seiler 285ᵃ. Hunziker 267ᵃ. Schm.² 2, 333. Schöpf 731. Lexer kärnt. wb. 246. Neubauer (egerld.) 103ᵇ. Spiesz 250. Frommanns zeitschr. 3, 406, 49 (frk.-henneb.), süst, sist 6, 272, 40 (südböhm.), sist 3, 18, 4 (tirol.). 6, 344 (Heanzenmundart). Liesenberg 214, sisd Hertel thür. sprachsch. 229. auch nd. begegnet es. Schambach 219ᵇ, sist (Duderstadt) Klein 2, 156. aus der zeit um 1400 ist weiter sost bezeugt. Lexer mhd. handwb. 2, 1327, das man heute noch in der Wetterau kennt. Weigand⁴ 2, 740. Kehrein 1, 379. ebenso mnd. sost Schiller-Lübben 4, 479 (zost russ.-livl. urk. 127ᵇ). vgl. das erst aus heutigen mundarten erwiesene sos oben unter 2.
4)
aus sust entwickelt sich durch nasalierung des vocals sunst, das zuerst im 14. jahrh. in süddeutschen quellen erscheint. vgl. gleichzeitige alemannische und bairische formen wie am meinsten, meinster, clönster, wolunst. Weinhold alem. gramm. § 201, a. bair. gramm. § 216 und das schriftgemäsz gewordene schmunzeln, mhd. smutzen, s. dies oben theil 9, 1133. Dasypodius und Maaler 396ᶜ bieten nur diese form, die in frühnhd. zeit überhaupt häufig ist und da nicht nur von süddeutschen schriftstellern gebraucht wird. Alberus verzeichnet sunst neben sust. Weigand⁴ 2, 740, Hulsius (1618) sunst 244ᵇ neben sonst, sonsten 233ᵃ, Schottel 1428 und Stieler 2057 sunst neben sonst in umsunst, umsonst (vgl. sonst, sonsten, sonstens 305); Steinbach 2, 778 führt sunst augenscheinlich nur als veraltete form an: er (der wein) dünst auch mêr von dem waʒʒer wan sunst. Megenberg 353, 21; es was kein churfürst dopei dann margraf von Brandenburg in seinem abetum; es was sunst keiner hie. d. städtechron. 2, 22, 4 (Nürnberg, v. 1430); als nun die kaufleut ir guet auf der strasz hetten und des guets nun vil zusamen kommen was gen Sunshaim, als man sagt mer dann 400 fardel und sunst vil ander guet. 5, 151, 5 (Augsburg, um 1450); wie er brieffly der geuchin in den stuͦl leg, stosz oder verberge, ir hoffire, oder sunst fründtlich wincke. Murner gäuchmatt 39 Uhl; und (gott) lest sie brennen, erwürgen, kopffen und sunst und szo umbrengen. Luther 14, 359, 31 Weim. ausg.; wöllen ewer farb im angsicht nit verstellen, sunst werden jr von menigklichem in argwon verdacht. Wickram rollw. 6, 6 Kurz;
ich hân getobt, daʒ ich sîn nicht enschônte,
der mich und ander frouwen
sunst hât gelobt, wê daʒ ich im nicht lônte.
Hadamar v. Laber jagd 639, 7;
dû (minne) gibst verborgen sinne
manigem kranken herzen,
daʒ von der liebe smerzen
im erdenket solichen vunt,
der im sunst selten würde kunt.
gesammtab. 1, 293, 472 Hagen;
hät ich sunst nichts fürgewändt.
sunst rüwt mich, das ich beschaffen han
den mensch, uff erden werden lon.
Ruff Adam u. Heva 5113;
denn jr war sunst ein ebner stosz,
und waren jm auch viel zu grosz,
das er sich dleng nit kundt erwehrn.
Waldis Esop 3, 89, 21 Kurz;
magd ... kein gnad, ablasz nie von mir kom.
gsell. so last mich doch sunst ewer sein!
H. Sachs 5, 51, 1 Keller;
ja, bist ein reinlich thierlein sunst (: gunst).
Opel-Cohn 30 jähr. krieg 113, 60;
fur uns, wie du gabst deinen sohn,
die sunst waren verdorben schon.
428, II, 5 (gedruckt zu Straszburg).
in alterthümlich oder mundartlich gefärbter schreibweise begegnet sunst auch wol in neuerer zeit. vgl. die erweiterte form sunsten. Göthe ged. 5, 1, 102 Weim. ausg., die stelle s. unter 5. mundarten haben es bis heute lebendig erhalten. Seiler 285ᵃ. Schm.² 2, 314. Lexer kärnt. wb. 246. Frommanns zeitschr. 6, 119, 36 (sunscht, alem.). Lenz Handschuhsheim. dial. 66ᵃ. Sartorius 122. Hertel thür. sprachsch. 229. Hunziker 267 bezeichnet es neben sust als veraltend, bedrängt von süst. mnd. scheint es nicht vorzukommen, wenigstens verzeichnen Schiller-Lübben es nicht. auch nnd. ist es nicht häufig und augenscheinlich unter unmittelbarem hd. einflusz aufgekommen. brem. wb. 4, 1101. wie sust zu sunst so wird süst zu sünst, das etwa gleichzeitig mit sunst, wenn auch seltner, in schriftquellen auftritt: des jars 1399 verprant man 6 frawen und ein man zu Nürmberg, die warn ketzer, und sünst vil mann und frawen, die liessen in kreutz an neen und püsseten, am erichtag vor sant Walpurgen tag. d. städtechron. 10, 137, 1 (Nürnberg); der auch dem marggraffen und andern sein buntgnossen und sünst vil fürsten, die nicht bei im im bunt waren, schreib und recht von den von Nürmberg bote. 2, 127, 15 (Nürnberg, um 1450);
den tod ich haymlich mer beklag,
dann ich sünst ymandt öffen mag.
auch als sinst. steir. u. kärnth. taid. 408, 7 (die stelle s. unter II, 2, a). ebenso noch in heutigen mundarten sünst. Schm.² 2, 314. Schöpf 731. Neubauer (egerld.) 103ᵇ, sünst, sinst Frommanns zeitschr. 5, 132, 2 (ostfrk.), sinst 3, 18, 4 (tirol.). Bayerns mundarten 1, 141. 220. 428. Liesenberg 214, sinsd Hertel thür. sprachsch. 229. auch nnd. sünst Danneil 217ᵃ. die heute herrschende form sonst ergab sich einerseits durch nasalierung des oben erwähnten sost, andrerseits durch vocalwandel in dem weiter verbreiteten sunst, wie er besonders in mitteldeutschen mundarten, namentlich vor einem nasal, häufig ist und von da aus bei manchen wörtern seinen weg in die schriftsprache gefunden hat, so in sonder; nonne, sonne, wonne, begonnen, gesonnen, gewonnen; fromm, sommer, geglommen, geschwommen. Wilmanns gramm. 1, § 225. in einer hess. quelle von 1469 ist die erweiterte form sonsten überliefert. weisth. 3, 368 (die stelle s. unter 5). sonst gewinnt dann wol besonders durch Luthers bibelübersetzung verbreitung und erscheint schon im 16. jahrh. auch in süddeutschen quellen, so bei H. Sachs neben andern formen, obgleich im bair. und alem. zu der zeit noch sunst zu herrschen scheint. s. oben (die Züricher bibel von 1531 hat sunst): sie brachten einen stein, den legten sie fur die thür am graben, den versiegelt der könig mit seinem eigen ringe, und mit dem ringe seiner gewaltigen, auff das sonst niemand an Daniel mutwillen ubet. Dan. 6, 17; ists aber aus verdienst der werck, so ist die gnade nichts, sonst were verdienst nicht verdienst. Röm. 11, 6; ytzt leret man sie sonst, ytzt so. Luther 19, 566, 34 Weim. ausg.;
dan nieman gedorst die gschrift glosieren,
sonst oder so interpretieren.
Schade sat. u. pasqu. 2, 241, 1673;
die herrschafft mit listigen dingen
der stat in sonst eins hand zu bringen.
H. Sachs 16, 254, 19 Keller-Götze.
die unbedingte herrschaft von sonst (neben dem besonders im 17. und 18. jahrh. häufig die erweiterung sonsten gilt, s. unten 5) datiert etwa vom ende des 17. jahrh. ab. vgl. oben sunst. Stieler 305. 2057 bietet in den belegen sunst nicht (vielmehr nur sonst, sonsten), Steinbach 2, 612. 613 in den belegen nur sonst, das Frisch 2, 287, Adelung und Campe als die alleinige schriftgemäsze form verzeichnen. mit eigenartiger verbreiterung des anlauts (durch anlehnung an schon?) vereinzelt schonst: und wie wol er (Christus) vil und grosze marter schonst auch erlütten hat da am olberg und an andern orten die ganze nacht, noch dannoch was das geschrey in der ganzen statt allein von der gefenknus. Villinger chron. 52 (17. jahrh.). vgl.schonsten unter 5.
5)
im hd. und im nd. begegnen mannigfache erweiterungen des worts um eine folgende silbe. sus wird erweitert zu susze, sussen: andre knehte die do dehein antwerck künnent und sich susze mit irre arbeit wol begingent. d. städtechron. 9, 1029, 39 (Straszburg, um 1400); leist du im (dem maulesel) den brieff für, er kan nit mer, er sudelt wol das mul do in̄, und verwüst und zerzert in̄ zuͦ stücken, sussen kan er nüt mit geschaffen. Keisersberg bilg. 116ᵇ, ebenso süs nnd. zu süssen. Mi 90ᵃ, sus ferner mnd. zu susses. Schiller-Lübben 4, 479ᵃ (Hamb. chron. 339 Lappenberg). zu sust, süst wird gebildet suste. württemberg. quelle von 1404 bei Lexer mhd. handwb. 2, 1327, susten, sustend: de selven, de uns ind unsen burgeren susten groissen schaden ind achterdeil an irme live ind goide weder got, weder ere ind alle bescheit gedain haent. d. städtechron. 12, 340, 26 (Cöln, um 1400); schlecht ainer ainem mit geverd ain perenden paum ab oder wüs[t]et in susten. tir. weisth. 4, 405, 3 (16. jahrh.); auch welche aus kranckheit oder alder nicht arbeiten konnen, und notturfftig arm weren, sollen durch die zehen fursteher, wochentlich alle sontage und sustend nach gelegenheit, aus unserm gemeinen kasten erhalten und versehen werden. Luther 12, 26, 1 Weim. ausg.; so sollen auch sustent in den stadtgraben viele gueter springk sein. d. städtechron. 27, 188, 32 (Magdeburg, v. 1524), noch in heutigen mundarten süste. Spiesz 250, süsta Lexer kärnt. wb. 246, süsta, süste Frommanns zeitschr. 2, 77, 26. 407, 16 (frk.-henneb.), auch nd. sustent Schiller-Lübben 4, 479ᵃ (dithm. l. r. 2, art. 238), susten brem. wb. 4, 1105, ein von süsten, einer von ehemals. Schambach 219ᵇ, siste korrespondenzbl. d. v. f. nd. sprachf. 13, 86 (hann.), ferner suster Stalder 2, 421. Frommanns zeitschr. 6, 276, 16 (schles.), auch nd. suster, süster Bernd 302, nd. auszerdem sustes Schiller-Lübben 4, 479ᵃ. brem. wb. 4, 1105. ebenso erscheint als weiterbildung zu sunst, sünst in älterer sprache sunstend: vorgewaltigt oder sunstend vor unrecht wurde. quelle von 1522 (Weimar) bei Dief.-Wülcker 856, sunsten im reim einmal bei Göthe, wol aus dem düring. übernommen (vgl. Hertel 229 unten):
da loben sie den Faust
und was noch sunsten
in meinen schriften braus't
zu ihren gunsten.
ged. 5, 1, 102 Weim. ausg.,
in heutigen mundarten sunsten. Schm.² 2, 314, sunsten, sünsten Schöpf 731, sünsten Frommanns zeitschr. 6, 528, 12 (koburg.), sunsden, sinsden Hertel thür. sprachsch. 229, in kärnt. urkunden auch sunster. Lexer kärnt. wb. 246. häufig ist in älteren nhd. quellen die weiterbildung zu sonst sonsten, die schon aus dem 15. und 16. jahrh. bezeugt ist und im 17. und 18. jahrh. besonders beliebt gewesen zu sein scheint. Hulsius (1618) 233ᵃ verzeichnet sonsten, auff ein andermal, un' altra volta, doch ist es durchaus nicht auf diese bedeutung beschränkt gewesen. Stieler 305 führt es richtig als allgemeine nebenform zu sonst an, ebenso Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 841 und Steinbach 2, 613. Adelung weist sonsten 'den gemeinen mundarten' zu, es begegnet jedoch noch bei Göthe und Schiller, bei Werner in archaisierender sprache, mundartlich auch später, so im bair. Schm.² 2, 314: ein burgman mag einen mennglichs hund haben, und jezuzeiten, so es ime ebenet, einen hasen damit fahen, an (ohne) unser herren und sonsten meniglichs einrede und hindernissen. weisth. 3, 368 (Hessen, v. 1469); (er) meinet also zuͦ etlichen schmatzmeuserlis (dahin im vieleicht sonsten nit so ein freier zuͦgang vergönnet) zuͦkommen. Kirchhof wendunm. 1, 169 Österley; die vischwässer in gemelten obern tall oder Admondtischen albm gehörn dem stift Admondt aigentumblich zue, wie woll es sonsten in der kleinen Sölckh wie gemelt gelegen, in des herren Hoffmanns gericht und freihait. steir. u. kärnth. taid. 11, 15 (2. hälfte des 16. jahrh.); sonsten finde ich zu dieser zeit einen mährischen könig oder fürsten Ratiszlaff. Micrälius altes Pomm. 2, 168; sonsten, was rathsamb ist ... gebühret sich nicht ümbzustossen. Comenius sprachenthür übers. v. Docemius (1657) 900; es soll einer (ein verwandter) zu Franckfurt, der ander zu Nürnberg wohnen. sonsten hasset ein haffner den andern. Schuppius 757; wehr es thet, der wend es, sonsten sollen die wühren (plur. von wühr, wehr) wider abgeschlagen oder abgehackt werden. steir. u. kärnth. taid. 180, 10 (v. 1663); hierausz verstunde ich wohl, dasz ich dieses groben knollfincken sohn nicht sey, welches mich einen theils erfreuete, hingegen aber auch betrübete, weil mir zugefallen, ich müste sonsten ein banckert oder findling seyn. Simpl. 2, 37, 3 Kurz; sonsten kan ich ihm nicht verhalten, ceterum celare te nequeo. Stieler 305; ob er schon sonsten eine verzagte memme ist. Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 841ᵇ; die königin in Preüszen, wen ich sie nicht von jederman loben hörte alsz eine gar tugendtsame fürstin, sonsten solte ich fürchten, dasz sie mit frembden sprachen auch der frembden länder fehler aprobiren solte. Elisabeth Charlotte 3, 325 Holland; alle diejenigen personen, die ich im zorn ums leben gebracht, verwundet, bevortheilet, oder sonsten beschädiget hatte. Felsenb. 2, 395; Daun musz nach Mähren hinein, er mag stark oder schwach sein, sonsten kriegen wir Prag nicht. Friedrich d. Grosze bei Prutz preusz. gesch. 3, 91; es leuchtet sogleich in die augen: dasz, wenn in den bisherigen betrachtungen etwas gegründetes ist, es in derjenigen bedeutung, darin es sonsten aufgenommen worden, nicht statt finden könne. Kant 8, 193; die nebenumstände, die folge und besondere bestimmung der zufälligen begebenheiten, und was sonsten bloss zur willkührlichen auszierung gehört, ausgenommen. Wieland 1, xii; wie anders schreib ich dir iezt als sonsten. Göthe br. 5, 197 Weim. ausg.; man beschuldigt sonsten die Schwaben, dasz sie erst anfangen, wenn ihre nachbarn feierabend machen. Schiller 2, 376;
sonsten die euch anhangen rundt
sollen mehr nicht ertappen,
als beym Aesopo beschah der (dem?) hundt,
da er nach dem schein thät schnappen.
Soltau hist. volksl. 458 (v. 1619);
Ignatius sehr hoch geacht, veracht,
hat einen orden aufgebracht, erdacht,
auch sonsten ausgestanden grosze gefahr.
Opel-Cohn 30 jähr. krieg 10, 5;
niemand verlier
sein aides zier,
sonsten steht ihm für
des henkers thür.
39, 115;
kennst du noch sonsten jemand meines bluts?
Schiller braut v. Mess. 1825;
in meinem sinne
wohnet mein freund nur
und sonsten keiner.
Göthe 6, 133;
wir sind nicht mehr so dumm, als sonsten, herr!
Werner Luther 3, 1.
mit verbreiterung des anlauts vereinzelt schonsten (vgl.schonst unter 4): sie komen auch schonsten nürgent hin in der statt Costanz, als in der gemelten frauen haus und in die borkirchen. Villinger chron. 29 (17. jahrh.). weniger häufig als sonsten begegnet sonstens, nonnunquam sonstens. Stieler 305: das alle zwo jahr ein dorfmeister bestölt, der sodann seines einnembens und ausgebens erbare ... rechnung erstatte, hinfür ein anderer tauglicher bestölt, und sonstens die nothwendige pflichtent[r]ager angeordnet, jerlich ein ainiger gesözet und sonst all dasjenige beobachtet werde, was bei wohl bestölten gemeinden umb beibehaltung gueter ordnung yblich und erforderlichen ist. tir. weisth. 4, 540, 31 (v. 1748);
herr graf, so gar entsetzlich, gräulich schlimm,
wie wir's erst dachten, scheint es nicht zu sein,
drum mein' ich, dasz wir sonstens ihn verschonen,
ich trage drum auf simples hängen an.
Tieck 3, 153.
zur erklärung dieser weiterbildungen darf zunächst auf die zusammenstellung von sus, sust mit so hingewiesen werden (sust so Hugo v. Montfort 24, 102. die stelle s. unter II, 1, a, θ), die sich zu susse abschwächen konnte, wie soso zu sose wird. vgl. so I, sp. 1341. auch konnte nach analogie des abgeschwächten sose unmittelbar susse gebildet werden. susse, das naturgemäsz bald als gleichartig mit den zu adjectiven gehörigen adverbien auf -e, ahd. -o empfunden werden muszte, wurde dann wol der anlasz zur entwicklung von sussen, wie mhd. drâten, schnell neben drâte, kleinen, fein, zierlich neben kleine, langen, diu neben lange erscheint. vgl. Wilmanns gramm. 2, § 455. entsprechend bildete man suste, susten, sunsten (mit epithetischem d sunstend wie in jemand, niemand), sonsten, das zu sonstens weitergebildet ward wie einsten zu einstens. vgl. ebenda § 455, 2. Paul vermutet wb. 424, in sonsten, sunsten stecke wol eigentlich die negation, doch bieten die belege dafür keinen anhalt. das nur nd. bezeugte susses, sustes kann auf sus sus zurückgehen, das gebildet wäre nach so so. dies susses, sustes tritt dann den alten genetivischen adverbien auf s nahe. suster, sunster ist wol eine art comparativbildung.
6)
sonst erscheint in älterer sprache mit einem voranstehenden an verbunden. s. ansonst oben theil 1, 464. Adelung führt ansonst, ansonsten als oberd. an. wie also neben so so erscheint auch neben sus im sinne von so ein verstärkendes alsus. Graff 6, 21 (Notker). Lexer mhd. handwb. 1, 43. Schiller-Lübben 1, 62ᵃ. Schmidt els. wb. 350ᵃ bezeugt alsusz noch aus frühnhd. zeit (Brant thesmophagia a 6ᵃ). mit der aufgabe der alten bedeutung von sus ist es dann geschwunden. es erscheint auch weiterentwickelt zu alsust, alsunst (allsunst Hadamar v. Laber 662, 7) Lexer a. a. o. aufgegeben oder in solch, ahd. solih, sulih aufgegangen ist weiter die gleichfalls die alte bedeutung von sus zeigende ableitung ahd. suslih Graff 6, 21, mhd. suslich Lexer mhd. handwb. 2, 1328. Schmidt els. wb. 349ᵇ, landschaftlich anscheinend noch später, vgl. suslich, suoslich (veraltet), solch. Kehrein 1, 401. im heutigen nd. begegnen im sinne von solch die formen sösk, süsk, die wol durch sus beeinfluszt sind. s. solch oben sp. 1427. vgl. weiter umsonst unter II, 1, a, ι.
II.
bedeutung und gebrauch.
1)
im sinne von so.
a)
meist rein adverbialem so entsprechend, nach Sievers in Pauls und Braunes beiträgen 12, 500 von diesem insofern unterschieden, als es eigentlich in dieser weise, hoc modo bedeutet, während so mit lat. tali modo zu vergleichen ist. vgl. so II, A oben sp. 1342 ff.
α)
bei verben in der regel die art bestimmend: dherâ selbun dhrînissâ heilac chirûni Aggêus dher forasago sus araughida in druhtînes nemin quhedhendi: 'miin gheist scal uuesan undar eu mittêm. Isidor 17, 11 Hench; after thên tagon intfieng Elisabeth sîn quena inti tougilta sih fimf manôda, quedenti: uuanta sus teta mir trohtîn in tagon, in thên her giscouuuôta arfirran mînan itiuuîʒ untar mannon. Tat. 2, 11; bat thô scrîbsahses, screib sus quedanti: Jôhannes ist sîn namo. 4, 12; unte mîn uuine sbrihhit sus ze mir: uox Christi. stant ûf, frûintin mîn, îlego. Williram 38, 1 Seemüller; nu helfe uuir iro sus (lesart: thus). 141, 9; sus kam daʒ rich an die Kriechen. d. städtechron. 8, 30, 8 (Straszburg, Closener);
thô quam, unz er zi in thô sprah,   engilo heriscaf,
himilisgu menigî,   sus alle singenti:
in himilrîches hôhî   sî gote guallîlhî.
Otfrid 1, 12, 22;
hêrero, zellen wir thir thaʒ:   thô sibunta zît thes dages was,
gesteren, sô sie sâhun,   thô ward er ganzer gâhun.
ni zuîvolo muat thînaʒ,   sus findist thu iʒ gidânaʒ.
3, 2, 33;
funf unde subenzich ir wâren   die mit Jacobe fuͦren
in ein lant heiʒʒet Êgiptus,   diu schrif[t] nennet eʒ sus.
exod. 119, 23 Diemer;
dô die von Burgonden   drungen in den strît,
von in wart erhouwen   vil manic wunde wît:
dô sach man über satele   vlieʒen das bluot.
sus wurben nâch den êren   die helde küene unde guot.
Nib. 202, 4;
sus begunden sî sî strâfen:
waʒ ir diu klage töhte,
die niemen doch enmöhte
verenden noch gebüeʒen?
sus wânden sî die süeʒen
gesweigen an der selben stunt.
Hartmann a. Heinr. 550. 554;
sus antwurte in diu maget
'als uns mîn herre hât gesaget,
sô mac man in vil wol ernern ...'
557,
innen des diu frouwe slief,
der munt ir von einander lief:
der truoc der minne hitze fiur.
sus lac des wunsches âventiur.
Wolfram Parz. 130, 10;
rîfen unde winde kalt
roubent ouwe und ouch den walt,
linde rêret;
sus verkêret
sich ein zît diu vröude bar.
minnes. 1, 361ᵇ Hagen;
sust vuoren sie mit vröuden hin.
Wiener meerf. 290;
sust muͦʒ ich chunden unde chlagen.
Suchenwirt 2, 24;
also riet man mich hindan
nicht, denn umb mein slechtichait,
darumb daʒ ich dem herren sait
chain lug und nam chain valsche miet:
sust man mich von dem herren riet.
22, 120;
bi gesellen lieplich halt dich susz
wie Theseus und Perithous.
Brant thesmophag. a 4ᵇ bei Schmidt els. wb. 350ᵃ;
alse Ysegrym syne klage sus hadde gedan.
Reinke de vos 69 Prien.
vgl. auch Hadamar v. Laber jagd 639, 7 oben unter I, 4, wo sunst in dieser anwendung bezeugt ist. redensart: süs gedân, is wol gedân. ten Doornkaat Koolman 3, 367ᵇ. beim verbum substantivum: iʒ gilimpfit sus zi uuesanne, oportet enim haec fieri. Tat. 145, 4;
thiʒ ist liub kind mîn;   Jôhannes scal der namo sîn.
thes fater namon in mîn wâr,   then firsagên ih îu sâr;
ir sculut sprechan thaʒ mîn,   sus scal io ther namo sîn.
Otfrid 1, 9, 18.
den grad bestimmend:
nu wit sus gifrôdôd sint.
Hel. 150.
β)
gern in verbindung mit dem participial-adjectiv gitân, getân, die art bestimmend: sus geteine unreinicheit sule wir werfen ûʒ unserme herzen mit wârer ruͦwe (reue). Leyser pred. 41, 2; suͦs getân thôrheit hindert den toufere, der begegen wil sînem kuͦnege. 43, 21;
joh thiu racha sus gidân   nam thes huares thana wân.
Otfrid 1, 8, 6;
sô wol dir, sumer, sus getâner arebeit!
Walther 64, 17.
ebenso mnd. susgedân, daneben susdanich. Schiller-Lübben 4, 479ᵇ, auch nnd. noch süsdanig. ten Doornkaat Koolman 3, 367ᵇ. vgl. sogethan, sothanig.
γ)
bei adjectiven und adverbien, den grad bestimmend:
doh maht dû nû aodlîhho   ibu dir dîn ellen tauc,
in sus hêremo man   hrusti giwinnan.
Hildebrandsl. 56;
êr ther himil umbi   sus emmiʒîgên wurbî.
Otfrid 2, 1, 17;
sus grôʒer untriuwe   solde nimmer man gepflegen.
Nib. 858, 4;
vrouwe, habet genâde mîn,
und lât sus grôʒen zorn sîn.
Hartmann Iwein 178.
ebenso bei dem eigentlich substantivischen filu:
'nu scal ik is thî biddean', quađ hê,   'that thû thî ni belges ti mî,
frô mîn thie guodea,   hû ik sus filu mahlea,
uueslea uuider thî mid mînum uuordum ...'
as. genes. 227.
δ)
in elliptischen sätzen gleich so gewisz auch in älterer sprache wie in heutigen mundarten: ja sust, ja freilich, ja wol. Schmid 521; süs! also so mênst du't. ten Doornkaat Koolman 3, 367ᵇ.
ε)
eigenartig appenzell. in folgender art: warum hast du das gethan? sonst, d. h. du brauchst es nicht zu wissen. Klein 2, 158. Tobler 427ᵃ. darf das angeschlossen werden an so, nur so, nordd. man so, aus keinem besonderen grunde (vgl. so II, A, 3, e oben sp. 1358) oder bedeutet es eigentlich, was auffälliger wäre, aus einem andern grunde als ich dir sagen kann? vgl. 2.
ζ)
ergänzt durch einen satz mit daʒ:
sît iu nu sus geschach,
daʒ ir den künec gelastert hât.
Wolfram Parz. 293, 30.
durch einen vergleichssatz: Christus auur sus quham fona fater ziuuaare sô selp sô dhiu berahtnissi fona sunnun. Isidor 3, 19 Hench;
sam die bîne verjaget der rouch,
sus jagent den heiligen geist
übel gedanke allermeist
von den herzen zaller zît,
dâ bœser gedanc inne lît.
Rudolf v. Ems Barl. 176, 7.
mit unmittelbar folgendem so zu beginn eines auf einen vergleichssatz folgenden hauptsatzes: so alzemen nicht lychtlyken overspyl efte ebrekerye betügen kan, unde de loze vaken deme ghyrygen untruwe deyt in deme dele des ebrokes, sus so beghynt hir de dychter dyt verde boek van deme ghyrygen, de over den lozen klaget unde beschuldyget ene myt ebroke. Reinke de vos 4. buch vorrede Prien.
η)
häufig wird das wort in älterer sprache und heute noch mundartlich einem in der regel folgenden so gegenübergestellt, wobei es sich gewisz zunächst um einen bestimmten conträren gegensatz handelt (zwei bestimmte arten werden einander gegenübergestellt), dann aber auch ein contradictorischer gegensatz (sonicht so, anders) und unbestimmte verschiedenheit bezeichnet werden kann. vgl. so II, A, 1, i oben sp. 1348 mitte. weitere belege:
sus getâner nôt
kan diu minne wunder machen,
trüebiu ougen, nâch der trüebe rôt,
sus und sô mit manger hande sachen.
Neidhart 72, 22 Haupt;
wir zogten alle sâ zehant,
der sus, der sô, hin in die stat.
wildu sünst, so wil ich so.
quelle bei Schm.² 2, 315;
daʒ betæut daʒ die unchæuschen stætigeʒ unstæt sint und wanchel alle zeit in werltlicher begir nu suͦst nu sô. gesta Romanor. 147; ein jglicher hat seine eigene gabe von gott, einer sonst, der ander so. 1 Cor. 1, 7; darnach gott seine gaben austeilet, sonst oder so, darnach sind wir bund und sprencklicht, und bleiben gleichwol alle schaf in der einigkeit (im glauben). Luther 4, 176ᵇ; in dem (diesem) stifft oder orden helt mans sonst, im andern so. ebenda; der kömpt sonst, der so umb. 478ᵇ; darumb mus es (das herz) so faren und fladdern, mit eigenen gedancken, das einer sonst, der ander so gott malet. 6, 304ᵃ; denn einen christen kenne ich nicht dabey, das er sonst oder so sihet, oder geberdet, wandelt, und lebt, sondern das er getaufft ist. 7, 54ᵇ; aber solche sachen kann ich im abwesen gar weder sonst, noch so urtheilen. br. 2, 445; das sie itzt sonst, ytzt szo sagen. Weim. ausg. 6, 312, 25; ertichten mancherley frucht der messen, eyner sonst, der ander szo. 7, 695, 14; das es nicht von gott gepotten, sondern frey sey, sonst odder so zu thun. 12, 120, 5; also das keyn fähr des gewissens odder der sund fur gott sey mit essen, trincken, kleyder, sonst odder so leben, on wo es widder den nehisten ist. 132, 20; nu sus, nu so. quelle bei Schiller-Lübben 4, 479ᵃ; de ene sus, de ander so, der eine auf diese, der andere auf eine andere weise. brem. wb. 4, 1104; süss àder sô, so oder anders. Woeste 264ᵃ; de êne dæ em süss, de andere sô. ebenda; jêderên het sine last: de êne süss, de andere sô. ebenda; süst un sau, bald so, bald so. Schambach 219ᵇ; dat geid bold süs, bold so oder nu insen süs un den wër so. ten Doornkaat Koolman 3, 367ᵇ. mit leichtem bedeutungsübergang zur angabe verschiedener richtung (wie man zeigend sagt: wir können entweder so oder so gehen): obgleich mancherley ampt und gahen des geists sein müssen und eine gen Gibea, die ander gen Rimon, eine sonst, die ander so gehen. Luther 23, 659, 28 Weim. ausg.; ähnlich: weyl sie (die heiligen väter) der sprachen unwissend gewesen, sind sie gar selden eynes, der feret sonst, der feret so. 15, 40, 30. einer dritten bestimmten angabe gegenübergestellt: man sol weder sunst noch so nicht sprechen, denn also: ich tauffe dich [[undefined:etc]]. quelle bei Schm.² 2, 315. von der bezeichnung unbestimmter verschiedenheit entwickelt sich nd. sus un so zum ausdruck miszlicher unsicherheit: de sake steit sus un so, es ist eine miszliche sache, res in discrimine versatur. brem. wb. 4, 1104. vgl. so so, so und so in gleicher anwendung unter so II, A, 3, c sp. 1357. statt so erscheint in solcher verbindung auch verstärktes also: das sie mein leben szo schendlich lestern, und ich musz dem unkeusch, dem geyczig, dem hoffertig, dem sonst, dem alszo sein, bin ich von herczen fro. Luther 19, 262, 12 Weim. ausg. so an erster stelle ist seltener bezeugt. auszer dem unter so a. a. o. gegebenen beleg Konrad v. Würzburg Troj. 6811 liegen die folgenden vor:
beide sô unde sus
sanfte und sêre
hûp sich die unêre (?).
Herbort Troj. 5618;
und da dieser so, und jener sonst sagt. 2 chron. 18, 19; zur bezeichnung zusammengehöriger theile, für eine nicht weiter bestimmbare aussage:
wan der herr nu rasten wil,
sô kumt jenr und seit im vil:
'lieber herre, sô und sust,
daran nemt ir grôʒen vlust.'
vgl. so und so in solcher anwendung unter so II, A, 1, i, sp. 1349. sonst an zweiter stelle kann einem 'anders' gleichkommen und zur entwicklung der neueren bedeutung beitragen (vgl. 2). dasz im übrigen Luther sonst in solcher verbindung noch völlig lebendig als 'so' empfindet, erhellt deutlich aus der gegenüberstellung von sonst und ander, wie sie die folgende stelle bietet: etliche schrien sonst, etliche ein anders. apostelgesch. 19, 32.
θ)
besonderes interesse verdienen fälle, in denen das wort auf eine vorhandene situation hinweist, die einen gegensatz zu einer anderen bildet. vgl. so II, A, 1, m und 4:
gibot, thaʒ sie firnâmin,   ouh wiht mit in ni nâmin
thô zi themo friste   in zi wegeneste
sechil noh thia malaha,   thaʒ sus sie fuarin thanana.
Otfrid 3, 14, 91;
er war allaʒ thiʒ lant,   bî thiu gâbun wir nan thir in hant;
then liut spuan urheiʒes,   thu sus inan nu lâʒes?
4, 24, 8;
sîn ors mit sporn er vaste treip:
daʒ mîn ouch des (deshalb) niht sus beleip (blieb auch nicht wie es war, wurde auch angespornt).
bisweilen wird in irrealer form eine andre situation bezeichnet, der die vorhandene gegenüber gestellt erscheint, sodasz das wort einem 'so aber' gleichkommt:
nû si alle trûrent sô,
wie möhte ichʒ eine denne lân?
ich müese ir vingerzeigen lîden,
ichn wolte fröide durch si mîden.
sus behalde ich wol ir hulde, daʒ siʒ lâʒen âne nît:
wand ich gelache niemer niht
dâ eʒ ir deheiner siht.
Walther 120, 4;
hett man im der zyt gelon,
so wer er by syn eren bliben
und hett sich usz der schuld geriben,
sunst ist er usz dem landt vertriben.
Murner narrenbeschw. 43, 47 neudr.;
wer ich vor hundert iaren kummen
und hett die gbisz mit mir genummen,
so werent vil by eren beliben,
die sunst mit lugen sindt vertriben.
66, 17;
solt ich hacken, rüten, buwen,
vil übelzytt han, gott vertruwen:
so wurd ich tragen g'wüss böss schuoch,
mich b'kleiden nun mit horwer thuoch.
sunst gan ich wie ein edelman.
Ruff Etter Heini 3136;
hett er ouch thann, wie iezdan ich,
so werind d'kind und er gsin rych.
sust hannd's ruch g'lëpt und armuot g'han.
3201;
hett er sich nit an d'sünd ergäben:
der mensch hett mögen ewig läben.
sunst muoss er stärben nach siner art.
Adam u. Heva 35;
het ich genummen ainen man,
als manche jungkfraw hat gethan,
gott und mich selbst het ich geert,
und auch darzuͦ dj welt gemert.
sunst steck ich hy (im kloster) inn hasz und neyd.
werest du gesundt du lüffest umb schwippeln als weit die gantz statt wer, sunst so du kranck bist, so schmuckest du dich, und bleibst daheim. Keisersberg sünden des munds 17ᶜ. im letzten beleg ist das auf sunst folgende so die einleitung eines nebensatzes; es kann aber in solchen fällen auch ein zum hauptsatze gehöriges so unmittelbar auf sus folgen:
und wer ein sach, ich schult die welt,
sust so wil ich swigen.
manchmal soll eine in bestimmtem sinne wirkende veränderung einer gegebenen situation bezeichnet und darauf hingewiesen werden, dasz dieselbe wirkung auch ohne diese veränderung vorhanden oder zu erwarten ist, wobei das wort im sinne von 'so schon, auch so, ohne das, ohnehin' erscheint:
'des en ist mir niht ze muote',   sprach aber Sîfrit,
'daʒ mir sülen ze Rîne   reken volgen mit
durch decheine hervart   (daʒ wære mir vil leit,)
dâ mit ich solde ertwingen   die vil hêrlichen meit.
si mac wol sus ertwingen   dâ mîn eines hant ...'
Nib. 60, 1;
waʒ wolste an mir ertwingen?
lâ mich sus mit dir dingen.
Wolfram Parz. 49, 30;
'... nu lerne waʒ sterben sî.'
'neinâ, werder degen balt.
dîn êre wirt sus drîzecvalt
vast an mir rezeiget,
sît du mich hâst geneiget.
wâ möht dir hôher prîs geschehn? ...'
213, 4;
was dörffen sie des schmers begern?
der wagen fart doch sunst zu gern.
Murner narrenbeschw. 43, 27 neudr.;
umb das bitt nicht, o fraue mein,
ich wil des sonst gefliszen sein.
Gödeke-Tittmann schauspiele aus dem 16. jahrh. 1, 39, 244 (Rebhun Sus. 1, 2);
ich bitt, der juncker wol mein dencken
und mir ein schönes ohrgheng schencken,
weil er sunst jetzt geht zum goltschmidt.
Ayrer 2151, 31 Keller;
die bauren sagten: 'man verkaufft kein wasser hie, dann wir haben sunst grössern mangel an wasser, dann uns lieb ist ...' Wickram rollw. 86, 19 Kurz.
ι)
das wort kann dann auch auf eine vorliegende situation hinweisen mit bezug darauf, dasz eine belohnung oder ein erfolg, wie man sie erwarten könnte, nicht eintritt, also den sinn 'ohne belohnung, ohne erfolg' haben:
ôwê frouwe, wie hân ich sus
mîn dienst gein iu gewendet!
mir ist nâch laster geendet
manec rîterlîcher prîs.
ir habt ein ander âmîs.
Wolfram Parz. 133, 6;
mundartlich: gib-es süst, umsonst. Hunziker 268. vgl. das mache ich so, ohne belohnung, u. ähnl. s. so II, A, 4 oben sp. 1359. den gleichen sinn hat das bis heute in verallgemeinerter anwendung übliche umsonst, mhd. umbe sus, frühnhd. auch um ein sunst, sonst, eine verbindung, die Stieler hätte anführen können zur stützung seiner natürlich unhaltbaren auffassung: sonst, et sunst, die, antiqu. gratia, sed magis in usu est compos. umsonst. 2057. weiteres s. unter umsonst. vgl. appenz. gad (gerade) söss: i ha-nems gad söss ggeh, ich habe es ihm umsonst gegeben. Tobler 427ᵃ; i ha-nems gad söss gsäd, ich habe es ihm nur scherzweise gesagt. ebenda, also hier wie nur so, s. dies unter so II, A, 3, e.
b)
seltener gleichzeitigkeit, zeitliche folge oder eine folgerung, ein ergebnis bezeichnend. vgl. so II, B, 1, c und d oben sp. 1361. 1362:
sus lief ter lewe zuo im her.
Hartmann Iwein 7763;
ich gedacht, ich will fürwar
hie bey disem venster stän,
bis ich gar vernomen hǎn
der frawen peicht bis an ain end,
sunst stuͦnd ich traurig bey der wennd,
bis ich der frawen peicht vernam.
Hätzlerin 2, 2, 18;
dardurch min volck (die menschheit) ist worden gschwecht
und hat zuognon der schlangen gschlächt ...
sunst rüwt mich, das ich bschaffen han
den mensch, uff erden werden lon.
Ruff Adam u. Heva 5113.
c)
bei unmittelbarem hinweis auf etwas vorhandenes kommt das wort vielfach einem 'dies, das' gleich. wol von da aus entwickelt sich mundartlich eine freiere anwendung in solchem sinne: schweiz. hast susz? hast du es? Stalder 2, 421.
2)
in neuerer eigenartiger, mannigfach verzweigter anwendung, die sich zusammenfassen läszt unter der bedeutung: das besonders erwähnte ausgenommen.
a)
im andern falle.
α)
zunächst in engem anschlusz an 1, a, θ nach sätzen, die eine forderung, einen wunsch oder entschlusz ausdrücken in fällen, wo eigentlich gemeint ist, dasz bei einem fortbestehen der gegenwärtigen situation etwas geschieht, was durch die erfüllung des geforderten oder beabsichtigten verhindert werden kann:
'wîchet', sprach dô Volkêr,   'und lât si her in gân.
eʒ ist sust unverendet   des si dâ habent wân ...'
Nib. 2012, 2;
got geb, das der traͮmb ergee
mir ze hail und die not,
ich bin sunst sicherlichen tod.
Hätzlerin 2, 4, 72;
o fleuch nur baldt, du armer bawr,
Venus macht sunst dein leben sawr.
H. Sachs fastn. sp. 1, 16, 84 Götze;
birg die purpurne wange!
sonst ersink' ich dem taumel,
und zerküsse den busen
und die purpurne wange dir!
Hölty 201, 10 Halm;
er (gott) neme von mir seine ruten, und las sein schrecken fur mir das ich müge reden, und mich nicht fur jm furchten dürffe, sonst kann ich nichts thun, das fur mich sey (variante: denn also kan ich nichts mit ym handeln). Hiob 9, 35; zihet eraus, mein volck, und errette ein jglicher seine seele, fur dem grimmigen zorn des herrn. ewr hertz möcht sonst weich werden, und verzagen fur dem geschrey, das man im lande hören wird. Jer. 51, 46; gehorche, sonst wirstu schläge kriegen. Stieler 305; zahle mich, sonsten verklage ich dich. Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 841ᵇ; liebe herzensfrau, rede doch nicht vom tode. ich sterbe sonst eher, als du. vor deinen augen sterbe ich. Gellert 3 (1775), 404; kommt ja, sonst stirbt die frau schwägerinn. derselbe bei Adelung; ich will ihm nachgehen, er möchte sonst gar zu grosze händel anrichten. derselbe ebenda; o vater, vater, vater — seht euch nach einem andern nahmen um, sonst deuten krämer und gaszenjungen mit fingern auf euch, die euren herrn sohn auf dem Leipziger marktplatz im portrait gesehen haben. Schiller räuber schausp. 1, 1; eile! sonst bin ich für dich verloren. Kotzebue kleinstädter 1, 3; schweigen sie, sonst musz ich gehen. Campe; ebenso nd.: bidde em, süsz deit he't nich. Richey 301.
β)
dann aber auch allgemein in solchen und andern fügungen in obigem sinne:
dâ von muoʒ ich mîden
vil vreuden, der mir wære
sus mîn herze vol.
das er mich nam gefangen,
das macht ein schirmschlag:
sunst wers umb mich ergangen.
Wackernagel ad. leseb.² 1036, 35;
der sust vil maniger wær vertriben
von leib, von leben und von guͦt,
di löst daʒ hochgeparne pluͦt
mit sünen und mit guter pet.
Suchenwirt 2, 46;
der held ist ein freidig man;
du must dich vor im wol bewarn,
sonst möchtest du an im misfarn.
Teuerdank 38, 26 Gödeke;
das ist der oberkeit ein schandt,
das sy die armen lüt londt drucken
und einen menschen londt verschlucken,
das sunst dryssig essen solten.
Murner narrenbeschw. 67, 33 neudr.;
her, nun heb den wagen selb:
schelb   wirt sust   all unser fart.
Wackernagel d. leseb. 2², 12, 26 (Zwingli);
dj frummen löszt er (der tod) ausz der not.
darfür (für fromm) ich acht das beklagt weyb,
sunst köstigt (kasteite) sy nit deinen leyb.
herr, du hast zum opfer kain luest;
ich wolt dir das auch geben suest.
H. Sachs 18, 214, 30 Keller-Götze (vgl. ps. 51, 18 unten);
ich fürchte nur der wirth beschweret sich;
sonst gäb' ich diesen werthen gästen
aus unserm keller was zum besten.
Göthe 12, 112;
und da hieng auch der becher an spitzen korallen,
sonst wär er ins bodenlose gefallen.
Schiller 11, 224;
item alle gemeͣcht, gestift, kauf oder sätz die auf das pergrecht beschehen, die sullen mit desz perkherrn oder seinesz perkmaister hant geschechen, sinst hat dasz chain kraft. steir. u. kärnth. taid. 408, 7 (15. jahrh.); und wenn man heim zihen wolt und wenn man dennoch ein oder zwue meil zu der statt hett, so beliben sie nit bei einander und hetten kein sorg auf ir feint, dadurch in denn von den feinden abbrochen wart, des sie sünst vertragen weren gewest. d. städtechron. 2, 330, 3 (Nürnberg, 1449); des half in, sie weren sunst auch nider gelegen, dann sie wurden auch angeritten. 5, 6, 23 (Augsburg, um 1450); las gott nicht mit uns reden, wir möchten sonst sterben. 2 Mos. 2, 19; denn unser brüder leib ist wie unser leib, und jre kinder wie unser kinder, sonst würden wir unser söne und töchter unterwerffen dem dienst. Neh. 5, 5; denn du hast nicht lust zum opffer, ich wolt es dir sonst wol geben. ps. 51, 18; armut und reichthum gib mir nicht, las mich aber mein bescheiden teil speise da hin nemen. ich möcht sonst, wo ich sat würde, verleugnen und sagen, wer ist der herr? oder wo ich zu arm würde, möcht ich stelen. spr. Sal. 30, 9; das wort gottes des allerhöhesten, ist der brunn der weisheit, und das ewige gebot ist jre quelle. wer kündte sonst wissen, wie man die weisheit und klugkeit erlangen solt? Syr. 1, 6; geselle dich nicht zum gewaltigen und reichen, du ledest sonst eine schwere last auff dich. 13, 2; (Antiochus) sahe nicht, das der herr solchs verhenget, uber die so in der stad waren, umb jrer sunden willen. das war die ursache, das gott die heilige stete, so schendlich zurichten lies, sonst solts dem Antiocho eben gangen sein, wie dem Heliodoro. 2 Macc. 5, 18; ist denn gott auch ungerecht, das er darüber zürnet? ... das sey ferne. wie köndte sonst gott die welt richten? Röm. 3, 6; ists aber aus gnaden, so ists nicht aus verdienst der werck, sonst würde gnade nicht gnade sein. 11, 6; darumb schaw die güte und den ernst gottes, den ernst an denen, die gefallen sind, die güte aber an dir, so ferne du an der güte bleibest, sonst wirstu auch abgehawen werden. 11, 22; das meine ich gar nicht von den hurern in dieser welt, oder von den geitzigen, oder von den reubern, oder von den abgöttischen, sonst müstet jr die welt reumen. 1 Cor. 5, 10; denn der ungleubige mann ist geheiliget durchs weib, und das ungleubige weib wird geheiliget durch den man, sonst weren ewre kinder unrein, nu aber sind sie heilig. 7, 14; was machen sonst, die sich teuffen lassen uber den todten, so aller dinge die todten nicht aufferstehen? 15, 29; auch nicht das er (Christus) sich offtmals opffere ... sonst hette er offt müssen leiden von anfang der welt her. Ebr. 9, 26; alle jar mus man opffern jmer einerley opffer, und kan nicht, die da opffern, volkomen machen. sonst hette das opffern auffgehöret, wo die, so am gottesdienst sind, kein gewissen mehr hetten von den sünden, wenn sie ein mal gereiniget weren. 10, 2; ob wol inwendig der geist das seine reichlich thut, so hilffts doch trefflich seer, wo man von auswendig auch die exempel der andern sihet, und höret, sonst denckt jmer ein schwach hertz also, sihe, du bist alleine, der also gleubet. Luther 6, 307ᵇ; ich forcht diszer auszlauff werd zuͦ lang, ich wolt sunst dem armen volck die guͦte botschafft gebracht haben, dasz unser hergott nuͦn erst anheben würdt uns rechte prediger zuͦ senden. Ickelsamer clag etlicher brüder a 4ᵇ; wann du wilt die welt kennen lernen, so must du zuforderst gott recht kennen lernen, sonsten wirstu von der welt händeln nicht recht judiciren können. Schuppius 260; ein haus, das tieff gegründet .. ist, stehet gar lange unbeschädigt. sonsten fällt es ein. Comenius sprachenthür übers. v. Docemius (1657) 537; ich halte, die alten müssen wenig darnach gefragt haben, sonsten würden wir mehr exempel haben. Corvinus fons lat. 1 (1660), 35ᵇ; rede wenig, damit deine zugeordnete nicht an dir mercken, dasz sie läer stroh dröschen, sonsten werden sich deine plagen verlängern. Simpl. 1, 128, 5 Kurz; wen man reist, musz man gesundt sein, sonsten ist es kein spasz. Elisabeth-Charlotte 3, 323 Holland; erzürnen sie sich nicht, sonst können sie des todes bey meyner arzney seyn. Gellert 3 (1775), 409; sie (die substanz) musz vielmehr mit ihrer ganzen kraft wirken, denn sie würde sonsten aufhören eine kraft zu heiszen, wenn sie nicht ganz angewandt würde. Kant 8, 20; der ruf, der so erhabene ruf meines fürsten, der mir ein heiligthum seyn musz, ist stark genug, mir einen verspruch, ein werk abzufordern, welches ich sonsten für unmöglich hielte. Schiller 1, 13.
γ)
nach einem am anfang eines satzes stehenden sonst tritt wol wie nach einer conjunction die wortstellung des nebensatzes ein, was aber heute ungebräuchlich ist: mein nachbar also, musz auch weder beym Glassius noch beym Wolf ... ein exempel fürs gegentheil gefunden haben: sonst er wohl darauf bestanden, und nicht eine so gefährliche volte geschlagen haben würde. Lessing 10, 63. ungebräuchlich ist heute auch die wiederaufnahme von sonst durch so nach einem zwischensatze: und die eselin hat mich gesehen, und mir drey mal gewichen, sonst wo sie nicht fur mich gewichen hette, so wolt ich dich auch jtzt erwürget, und die eselin lebendig behalten haben. 4 Mos. 22, 33. ein conditionaler zwischensatz kann auch heute noch wie hier unmittelbar auf ein den satz eröffnendes sonst folgen, nicht aber ein äuszerlich gleicher zwischensatz temporaler art wie in folgender stelle: kan auch die schilff auffwachsen, wo sie nicht feucht stehet? oder gras wachsen on wasser? sonst wens noch in der blüt ist, ehe es abgehawen wird verdorret es, ehe man den hew macht. Hiob 8, 12, heute: sonst verdorrt es, wenn es noch in der blüte ist, ehe u. s. f. auch sonst vor einem fragesatze mit negativem sinn ist heute nicht üblich, wie es in folgender stelle erscheint: so ist auch billich, dasz jre (der bischöfe) seckel wol gastafiert seyn, könig, fürsten und herren zu gast zu laden, und gut geschirr mit jnen zumachen. dan sonst, wo solten sie küchlein bachen und knetten, so sie weder feur, eyer noch schmaltz hetten? Fischart bienenk. 139ᵃ, heute: wie sollten sie sonst oder höchstens: denn sonst, wie sollen sie sonst ... der satz, in dem sonst steht, kann im übrigen natürlich auch ein nebensatz sein: ich habe das gethan, weil ich sonst nichts erreicht haben würde; ich glaubte das thun zu müssen, obgleich ich sonst eines besseren eindrucks auf ihn sicher gewesen wäre; aus diesem grunde griff ich zu einem mittel, das ich sonst nicht gewählt haben würde.
δ)
bisweilen fehlt die bezeichnung des entgegengesetzten falles: schweiz. 's wer-mer süst nitt z'fill, nicht zu theuer (sc. ich will, kann es aber nicht kaufen). Seiler 286ᵇ; 's hus wär süst nid z'tür. Hunziker 268.
ε)
gilt für den gegensatz das gleiche prädicat, so kann er bei negativem sinn durch sonst mit folgendem nicht bezeichnet werden: in diesem falle wird das geschehen, sonst nicht; wenn du mir folgst, wird es dir gut gehen, sonst nicht.
ζ)
bei zusammenfassung zweier fälle kann sonst in folgender art gebraucht werden: das wird in diesem falle und auch sonst eintreten. vgl.: (der jaspis) vertreibt die schedleichen gesicht in dem slâf oder sunst. Megenberg 449, 7.
η)
es können auch contradictorische fälle verglichen werden, wobei der zweite, meist allgemeinere, bei gleichem prädicat durch eine vergleichspartikel mit folgendem sonst bezeichnet wird: wenn daʒ varch ain aug verleuset, sô stirbt eʒ sneller dan sust. Megenberg 122, 10; wenn man die pôn kocht und niht rüert ob dem feur noch weget, sô plæent si minner wan sunst. 402, 20; wenn man daʒ reis seudet mit mandelmilch, sô fuoret eʒ baʒ wan sunst. 419, 19. in gleicher art (nach als, wie) auch in neuerer sprache.
b)
in andrer, weiterer art, im anschlusz an die fälle, in denen ein besonderer umstand der gegenwärtigen, gegebenen, allgemeinen art gegenüber gestellt wird. vgl. 1, a, θ:
ich hâns lützel êre,   soltu tôt vor mir geligen.
ich wil eʒ sus versuochen,   ob ich ertwingen kan
dich mir ze einem gîsel.
Nib. 2288, 3;
welich ammen des krautes sâmen saufent in saufen von flaisch oder sunst, daʒ pringt in vil milich. Megenberg 382, 8; daʒ sie alle die brief die wir oder yͤman anders geben haben mit vergessenheit, unverdachtem muͤte oder sust den, die den obgenanten auflauf gemachet, geheget und gefüret haben, eischen und gevordern mügen. d. städtechron. 3, 332, 44 (Nürnberg, urk. Karls IV. v. 1349); so süllen die burger zuͤ Auspurg dem Pütreich ir erber botschaft tuͦn mit iren briefen oder sust vor viertzehen tag. 4, 181, 33 (München, v. 1375); item reiszgejaid, haszl, rephiener, aichern, ob ainer begriffen wurt der es haimblich oder sunst ohn willen abfieng oder ân urlaub scheust, der ist alsz oft von ainem haubt lxxij [[undefined:curundefined5wb]]. (schuldig). steir. u. kärnth. taid. 56, 16 (16. jahrh.); sie (eine stadt) geht über, durch sturm oder sonst. Göthe 24, 215. heute ist solches sonst selten geworden. wir sagen dafür in der regel sonstwie. vgl. h.
c)
gegenüber einem besonders hervorgehobenen moment auf anderes hinweisend, worauf sich ein verbaler oder nominaler begriff erstrecken, worin er sich äuszern kann, wie in andrer beziehung, im übrigen, gleichfalls im anschlusz an 1, a, θ:
mir wære niht ze leit
ob ich ze boten miete   iu geben solt mîn golt.
dar zuo sît ir ze rîche:   ich wil iu sust wesen holt.
Nib. 520, 4;
also ward von in daselbst gemacht
die stat, aun mur, sust wol besacht
mit einem tüll und guͦten graben.
d. städtechron. 4, 347, 130 (Augsburg, 15. jahrh.);
kein kluger liebt ein mensch von ihrer kleidung wegen,
die sonsten gräulich ist.
das niemant den gäisen holz maissen sol das dem güet ze nachent wer und schaden prächt; man sol es maissen an steten do man sein süst nicht geniessen mag. steir. u. kärnth. taid. 16, 16 (15. jahrh.); als vormals ander rich wolhaben lüte hinweg gezogen sin, die von irem guͦt der stat hengest und pferde gezogen, ouch sust hohe und nohe gedienet haben. d. städtechron. 9, 965, 41 (Straszburg, 15. jahrh.); da setzet jn der könig neben sich, und befalh seinen fürsten, das sie mit jm in der stad umbher ziehen solten und ausruffen lassen, das jn niemand verklagen solt, oder sonst beleidigen. 1 Macc. 10, 63 (das verklagen ist doch wol als erscheinungsform des beleidigens gedacht); und weil die Araber darnider lagen, baten sie jn umb friede, und verhiessen jm, sie wolten jm vieh geben, und auch sonst hülffe thun. 2 Macc. 12, 11; es wär das er sich erhieng, erstach, ertrenket oder sunst an im selbst williklich schuldig wurd. steir. u. kärnth. taid. 68, 32 (16. jahrh.); auff dasz er nit am trincken, auch sonsten der hitz halber, betrang leyden müszte. Kirchhof wendunm. 1, 169 Österley; sunst oder anderer dingen halb, guͦt und fromm, bonus ad caetera. Maaler 396ᶜ; sunst oder in anderen dingen gelert, caetera doctus. ebenda; habe mich bei meinen eltern aufgehalten und dies, was sie mir befohlen, als ein gehorsam kind gethan, und mich mit aufwarten und sonsten erzeiget. Schweinichen 1, 50; wie seine diener ausz betlern und schurcken reiche leute werden; wie es sonsten in seinem lande hergehe. Schuppius 19; ich bin eben nicht schläffrig, sondern es ist mir sonst nicht wol. Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 841ᵃ; ich lebte sonst vergnügt, nur dasz ich dich nicht bey mir hatte. Steinbach 2, 612; schade ist es, dasz dem sonst leidlich gesinnten herausgeber einige plattitüden entwischt sind. Btentano 9, 171.
d)
von a aus erweitert zu der allgemeineren bedeutung 'in anderen fällen': dort auf einem freien gesellschaftsplatze, wo man unter herrlichen bäumen die fragmente verzierter, glatter und canelierter säulen, zerstückte basreliefe und was man noch der art im weiten kreise umhergelegt hatte, wie man sonsten tische, stühle und bänke zu heiterer versammlung im freien anzubringen pflegt — dort genossen wir der reizenden zeit nach herzens lust. Göthe 29, 94;
anders,
begreif' ich wohl, als sonst in menschenköpfen
malt sich in diesem kopf die welt.
Schiller don Karlos 3, 10.
e)
anderswo, sunst, anderstwo Alberus dict. bei Weigand⁴ 2, 740, im anschlusz an die vorher erwähnten gebrauchsarten: denn neben dem auszern tor ze baiden seiten was es gemaurt villeicht zehen klafter lang und was sunst nit anderst umbfangen dann mit ainem schlechten zaun. d. städtechron. 5, 5, 52 (Augsburg, 15. jahrh.); da man nu zwenzig tage die brunnen verwaret hatte, hatten die von Bethulia kein wasser mehr, weder in cisternen noch sonst. Jud. 7, 12; zum gebew und besserung des tempels und der mauren und thürn zu Jerusalem, und sonst im lande. 1 Macc. 10, 45; treuliche vermahnunge durch unser seelsorger uffm predigstuel und sustennd .. zuthun. Luther 12, 20, 3 Weim. ausg.; du sprichst pag. 47. dasz ich auff der cantzel, und sonsten, gelahrte leute, die mit ihren theologischen schriften die kirche gottes erbauet, folgender gestalt pflege zu hönen. Schuppius 638; Elisabeth. traf er euch zu hause? Selbiz. nicht eben, ich war sonst bei guten cameraden. Göthe 42, 290;
alsô hân ich gemachet guot,
daʒ im weiʒen (fegefeuer) baʒ ein man
möht ân nît, ân zorn bestân,
dan in klôstern oder sust.
es wer im keller oder sust,
an wein und korn was kein gebrust.
Zimm. chron.² 4, 244, 45.
heute so nur, wenn einem besonders hervorgehobenen ort gegenüber auf alle andern überhaupt oder alle andern zusammengehörigen orte hingewiesen werden soll, beim hinweis auf einen unbestimmten andern ort nicht üblich, dagegen wol sonstwo. vgl. h, η.
f)
zu andrer zeit, alleinstehend gegenüber einem besonders hervorgehobenen zeitpunkt selten einen andern unbestimmten zeitpunkt bezeichnend: sonst, auff ein andere zeit, un' altra volta. Hulsius (1616) 300ᵇ, gewöhnlich auf regelmäsziges geschehen zu andrer zeit oder einen andern dauernden zustand weisend. vgl. e: du gest sust schier alle wuchen (zum heil. sakrament), darümb wilt du yetzund me gon, so es in der heiligen zyt ist. Keisersberg bilg. 184ᵈ; da ward Nebucad Nezar vol grims, ... und befalh, man solte den ofen sieben mal heisser machen, denn man sonst zu thun pflegte. Dan. 3, 19; Holofernes war frölich mit jr, und tranck so viel, als er sonst nicht pflegt zu trincken. Jud. 12, 21; die weiber legten secke an, lieffen auff den gassen umb, und die jungfrawen, so sonst nicht unter die leute giengen, lieffen unter die thor und auff die mauren. 2 Macc. 3, 19; nicht nur ietzt, sondern auch sonst. Stieler 305; man musz nicht nur zur zeit der heil. communion fromm seyn, sondern auch sonsten. Kramer deutschital. dict. 2 (1702), 841ᵇ; wo ich sonst gern bin, ubi alioqui sum libenter, nemlich zu andrer zeit. Frisch 2, 287ᵇ; sie (die hand) ist sonst viel weiszer; aber ich habe jtzt seine briefe durchgesucht, und den staub noch nicht abgewaschen. Gellert 3 (1775), 413; sie lesen mir ja sonst keine fabeln vor. Adelung; du pflegest doch sonst nicht so zu denken. ebenda;
ich kenn auch einen bauer,
der solte zu dem thun nicht sehen allzusauer,
wie selten er sonst lacht, wenn man ihm solchen streit
bött' an, er nähm nichts zu.
Fleming 134;
ihr steigt ja sonst nicht gern.
Günther bei Steinbach 2, 613;
der schiffer, sonst ein finstrer mann,
sah seine schönen freundlich an.
Gellert 1 (1775), 230;
auch hat
sie ihre kammerfrauen zeitiger,
als sonsten zu geschehen pflegt, entlassen.
Schiller don Karlos 5, 9.
vgl. sonst immer, sonst oft, selten, einmal unter h, η. sonst etiam tempus praeteritum significat. Stieler 305, ehedem. Adelung, bei einem verb im präteritum sich unmittelbar ergebend aus der allgemeineren beziehung auf andre zeit, wenn ihm ein verb im präsens oder eine gegenwärtige situation gegenüber steht, dann auch allgemeiner: Hugo Diderik mit den Franken erslogen mannigen Doringesman und volgeden wente to dem dorpe an der Oveker, dat heit sus Arnheim. d. städtechron. 7, 14, 27 (Magdeburg, 14. jahrh., vgl. das glossar und Schiller-Lübben 4, 479ᵇ); sonst war es nicht so, olim non erat sic. Stieler 305; sonst waren wir gute freunde. Adelung; denn so wäre es z. ex. doch gar zu wenig von einem so sonderbaren, guten und in seiner art einzigen naturprodukt als Stilling's geschichte ist, gesagt, wenn es nur hiesze: 'Stilling's wanderschaft ist da' — zumal da des buches sonsten noch nicht cum laude im Merkur erwähnt worden. briefe an Merck (1835) 159 (Wieland); sonst war es anders. Campe; sonst lebten wir so glücklich, und jetzt? ebenda; warum kumst du nêt mër as süs hîr? ten Doornkaat Koolman 3, 367ᵇ;
herr Haller sucht gras. kraut und bäume
auf mancher rauhen bahn;
ich klügerer, ich suche reime,
so wie er sonsten auch gethan.
Gleim bei Muncker anakreontiker und preusz.-patriot. lyriker 1, 235, 16;
mein leid ertönt der unbekannten menge,
ihr beifall selbst macht meinem herzen bang,
und was sich sonst an meinem lied erfreuet,
wenn es noch lebt, irrt in der welt zerstreuet.
Göthe 12, 5;
da du, o herr, dich einmal wieder nahst
und fragst wie alles sich bei uns befinde,
und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst;
so siehst du mich auch unter dem gesinde.
22;
wenn phantasie sich sonst, mit kühnem flug,
und hoffnungsvoll zum ewigen erweitert,
so ist ein kleiner raum ihr nun genug,
wenn glück auf glück im zeitenstrudel scheitert.
41;
dann lehret man euch manchen tag,
dasz, was ihr sonst auf einen schlag
getrieben, wie essen und trincken frei,
eins! zwey! drey! dazu nöthig sey.
95;
wie konnt' ich sonst so tapfer schmählen,
wenn thät ein armes mägdlein fehlen!
und bin nun selbst der sünde blosz!
188;
bin ich derselbe denn nicht mehr, dem hier
sonst alle thüren sprangen?
Schiller don Karlos 4, 22;
sonst wenn der vater auszog, liebe kinder,
da war ein freuen, wenn er wiederkam.
Tell 4, 3.
nur in älterer sprache alleinstehend so in bezug auf etwas, was nur einmal vorgekommen ist, ohne ausdrückliche gegenüberstellung des gegenwärtigen zustandes, und vielleicht nicht nur wie in der folgenden stelle in bezug auf etwas längere zeit dauerndes: sunst was ein baur, der setzt sich auff ein acker. Frey gartengesellsch. 55ᵇ (cap. 73).
g)
im allgemeineren sinne von 'im übrigen' gegenüber einem zunächst, besonders erwähnten umstand auf einen andern weisend, der in beziehung zu jenem gesetzt, aber an sich dadurch nicht eingeschränkt werden soll: so sind pliben tot her Jorg zu Prandicz, graf Ulrich von Helfenstein ... und acht oder 10 knecht. aber sust zu peider seiten sind vil wunt worden. d. städtechron. 10, 271, 3 (Nürnberg, von 1462); daher die poeten getichtet, das Amphion und Zethus die steine zu den thebanischen mauren, durch ihre lieder ... aufgeführet. sonst ist auch bekannt, das Eunomus, als er mit Aristone eine wette versingen wollen, sich zugleich seiner leyer gebraucht; und indehm ihme eine seite abgesprungen, habe solche die zwitschernde stimme einer heuschrecke, aus sonderlicher schickung des Apollinis ersätzet. Butschky Pathmos 165; doch gott behüte einen iedweden vor einem solchen göttlichen ebenbilde. sonsten was die vergleichung mit dem gastgebote betrift, dieselbe wird billich in ihren würden gelassen. Weise kl. leute 282; was sonst das andere anbelangt, quod alias istud caput attinet. Stieler 305; sonst geht es uns allen noch wol, ceterum pulchre valemus omnes. ebenda (doch wol nicht: bis auf eine erkrankung oder dgl., sondern: im übrigen kann ich mittheilen, dasz ..); er hat sonst zu leben, egli hà da vivere senza questo. Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 841ᵃ; sonst kan ich nicht unterlassen, euch zu berichten, del rimanente, del resto no hò potuto fare di manco di ragguagliarvi. ebenda; in dem brunnen werden die blätter zu steine, sonst ist dessen wasser gut zum trincken. Steinbach 2, 612; da er nun merckte, dasz ich im schreiben und rechnen sauber und expedit, auch sonsten einen ziemlich verschlagenen kopf hatte. Felsenb. 1, 33; da ihm seine jahre sehr viel überlegung gestatten, so benutzt er seine guten gaben, welche er meistens zur physik anwendet, überall auf das fürtrefflichste. sonsten wendet er grosze sorge auf die reinlichkeit, an deren er fast alle übertrifft. Schiller 1, 15;
bin doch derhalb kain ehren-dieb,
wann ich hab sie gar nit noth-zwungen,
auch nit mit einer falschen zungen
beredt oder bezaubert sunst.
H. Sachs 13, 8, 16 Keller-Götze;
Rubida ist voller scham, niemand wird sie baarfus finden:
sonsten kümts der mode zu, das die brust ist ohne binden.
Logau 3, 16, 65:
denn ich weisz es, dich ruft nicht die trommel, nicht die trompete,
nicht begehrst du zu scheinen in der montur vor den mädchen:
denn es ist deine bestimmung, so wacker und brav du auch sonst bist,
wohl zu verwahren das haus und stille das feld zu besorgen.
Göthe 40, 270;
schad' um die leut': sind sonst wackre brüder.
Schiller Wallensteins lager 11;
es dienen viel ausländische im heer,
und war der mann nur sonsten brav und tüchtig,
ich pflegte eben nicht nach seinem stammbaum,
noch seinem katechismus viel zu fragen.
Picc. 2, 7.
bei Brendicke Berliner wortschatz zu den zeiten kaiser Wilhelm I. 182 wird die redensart erwähnt: sonst jehts ihnen doch jut? (ironisch). man gebraucht sie in familiärer sprache auch an andern orten, wenn jemand etwas thörichtes thut oder sagt. es scheint dabei eine doppelsinnige anwendung des worts beabsichtigt zu sein, denn das kann heiszen: im übrigen möchte ich wissen, ob es ihnen gut geht? und: abgesehen von dieser bedenklichen erscheinung sind sie doch geistig normal?
h)
wie abgesehen davon, auszerdem, ferner, weiter in verbindung mit substantiven oder ihren vertretern auf andres zu derselben gattung gehöriges oder auf dasselbe prädicat bezügliches weisend.
α)
in verbindung mit ander, viel und ähnlichen pronominalen ausdrücken oder zahlwörtern:
im wâren beidiu tôt
vater unde ouch muoter, die im diu lant dâ lieʒen.
sus hete er vil der vriunde.
Kudrun 209, 4;
frau, so hab ich umb einer gunst
pfert, harnasch und auch andersz sunst
alsz gar verzert und worden an (âne).
fastn. sp. 285, 23 Keller;
mir ist vergangen freud und lust
zu ihm und allen mannen sust.
H. Sachs 17, 64, 3 Keller-Götze;
wir gebieten dorumb allen und iglichen fursten, geistlichen und werntlichen, graven, edlen, freyen, herren, rittern, knechten und gemeynden aller und iglicher stete, merckte und dorffere, und suszt allen andern unsern und des reychs undertanen und getrewen. d. städtechron. 1, 246, 41 (Nürnberg, urk. k. Siegmunds von 1422); auf das seyn wir hewt im besten zu rate worden, daʒ wir noch 100 weppner zu fussen, darunter bey 60 schüczen seyn, mit 5 wegen zu dem vordern zewͤg zu derselben sache schiken. so werden sust etlich die unsern auf ir selbst köste auch komen. 2, 50, 4 (Nürnberg, von 1427); (markgraf Albrecht) het etwe vil buntgnoszen von fürsten mit im, mit namen: herczog Wilhalm von Sachsen, herczog Otto von Bayern, bischove von Meintz, bischove von Bamberg, bischove von Eystet, lantgraff von Heszen und sust vil fürsten, graven, freien und herrn. 125, 1 (Nürnberg, um 1450); die scharmützelten mit den unsern und fingen den Fritz Tintner und sust auch drei geraisig der unsern. 152, 12; (sie) legten 18 toten in ein gruben und hetten ir süst auch vil in ein grab gelegt. 154, 13; auf den tag brenten sie den Newenhoff und süst bei 18 dörfern ab. 158, 18; daʒ sie dennoch daselbst so vil gutz verbranten von getraid und süst allerlei. 169, 2; (sie) chomen desselben abentz dafür mit püchsen und süst vil zeugs. 11; (er) nam daselbst daʒ vihe bei der stat, wol 330 küe und süst vil allerlei vihs. 171, 18; (sie) brenten ab die dörfer Weiterdorff, Weissenbrun, Tetelsaw und süst vil anderr dörfer. 210, 26; item als sich der krieg erhub, da seczet man daʒ korn und habern 1 sümer umb 10 [[undefined:poundsign]]. und süst allerlei getraid und kuchenspeis. 300, 13; do verbranten die von der Kadoltzburg und die von Roszstal daʒ wirdig gotzhaus zu Puchswabach ... item sie verpranten auch darnach süst vil wirdiger gotzheuser. 337, 1; da lueden die von Augspurg den von Argun für das kaiserlich hofgericht und klagten zu im, wie dasz er sie zu groszem schaden bracht hett und sie auch unpillich fürgenommen und geladen für das lantgericht, auch sunst ander klag. 5, 206, 6 (Augsburg, um 1460); im selben jar umb Laurenti prunn das pekenhaus zum Gostenhof und sust 2 heuser damit alle in den grunt ab. 10, 312, 6 (Nürnberg, von 1469); dis ist die historia von Juda, er hat aber sonst noch viel mehr grosser thaten gethan, welche umb der menge willen nicht alle beschrieben sind. 1 Macc. 9, 22; und da sonst jederman den gülden kelbern dienete, welche Jerobeam der könig Israel hatte machen lassen, meidet er doch solchen grewel. Tob. 1, 5; nichts macht mir meinen tod schwer, als dasz ich sie verlassen musz. sonst ist mir alles auf der welt gleichgültig. Gellert 3 (1775), 405.
β)
neben indefinitem (irgend) ein, älterem indefinitem kein, jemand und indefinitem wer, was, etwas: man spricht, daʒ der hirʒ verr smeck den rauch ainer gepranten pfâwenfedern oder sust ainer federn. Megenberg 129, 24; ob man sie icht cheinerlei angemutt hett, feur einzelegen oder verretherei ze treiben, oder süst cheinerlei. d. städtechron. 2, 270, 4 (Nürnberg, um 1450); wens (das thier) aber einen feil hat, das hincket oder blind ist, oder sonst irgend ein bösen feil. 5 Mos. 15, 21; solt jr sonst etwas halten, das lasset euch gott offenbaren. Philipp. 3, 15; weil ich zuweilen in dem zuschauer oder sonst in einem weltlichen buche lese. Gellert bei Adelung (heute lieber in sonst einem); haben sie sonst noch etwas? Adelung; dein bruder oder sonst jemand. ebenda; er oder sonst wer; hest du süs noch wat to seggen, to kôp? ten Doornkaat Koolman 3, 367ᵇ;
als er nun die zwitrechtigkeit
sah zwischen der gmeyn und eim rhat,
er ihm heymlich fürgnommen hat,
die herrschaft mit listigen dingen
der stat in sonst eins hand zu bringen.
H. Sachs 16, 254, 19 Keller-Götze.
verächtlich:
sie ist nun meine frau, was kann sie das bekümmern?
und wenn sie auch ihr mann für sonst was anders hält.
Göthe 7, 105.
heute so kaum noch in verbindung mit ander, aber noch in der alltagsrede sonst was zum hinweis auf etwas, was man nicht näher bezeichnen mag: ich hätte bald sonst was gesagt; ik wer ihm sonst wat dhun, das geschieht nicht. Brendicke Berl. wortschatz 182ᵇ.
γ)
hinter einem relativ- oder interrogativpronomen: eʒ ist auch ze wiʒʒen, wer sust (auszer den fleischhauern) slecht, der sol auch pei der wage slahen. tirol. weisth. 4, 383, 1 (um 1380); daʒ auch die pullen daruber gekostet het zu Rom auszebringen, und daʒ sust mit bottenlon und andern sachen darauf gegangen was. d. städtechron. 2, 45, 4 (Nürnberg, von 1425); wer dann süst an (ohne) gepot mitlaufen wolt, der mocht auf sein abentewer mitzihen. 258, 27 (um 1450); (Pharao) nam sechs hundert ausserlesen wagen, und was sonst von wagen in Egypten war. 2 Mos. 14, 7; ich wil sie schmeltzen und prüfen, denn was sol ich sonst thun, weil sich mein volck so zieret? Jer. 9, 7; was aber noch von volck in der stad war, und was sonst zu jnen gefallen war, die füret Nebusar Adan der hofemeister, alle mit einander gen Babel gefangen. 39, 9; aber Judas Maccabeus und seine gesellen giengen heimlich hin und wider in die flecken, und rieffen zu hauff jre freundschafft und was sonst bey der jüden glauben blieben war. 2 Macc. 8, 1; wer weisz, was sie sonst noch für einen feind haben. Adelung; was wollen sie sonst damit sagen? ebenda; das meinen sie? was sonst? Campe; wat süsz? Richey 301. Schütze 4, 227; wat sus? brem. wb. 4, 1105; wat süst? Schambach 219ᵇ;
was aber hier verdirbet,
der leib, die zier, die kunst, und was man sonsten liebt,
... das folgt der fluth der zeiten.
Fleming 132.
veraltet in folgender stellung:
das nöthigst ist das brot; doch läst man gleichwol gelten
die weit gereiste würtz und sonsten, was da selten
in unsre kuchel kummt.
Logau 1, 96, 3.
δ)
neben kein, niemand, nichts zum ausschlusz einer weiteren anzahl oder einer weiteren möglichkeit:
sust mag vor got uns kleiden nicht
dan die guten werck allein.
Murner badenf. D 3ᵃ;
er het ach auff ein plaben hut
und ein leilach, zwar nit vast gut ...
kein ander kleidung er sunst het.
H. Sachs 14, 73, 31 Keller-Götze;
(sie) prenten ab ein haus zu dem Cerczagelshoff; süst ward auf den tag nichtz da verprant. d. städtechron. 2, 175, 19 (Nürnberg, um 1450); den von Weiszenburg (die zur selben partei gehörten) ward ein fuszknecht erstochen, süst nam von den unsern keiner schaden. 187, 24; waʒ sie dann ir oberster haubtman hieʒ, daʒ wolten sie tun, sünst wolten sie nichtz tun. 196, 11; auch wurden unser gereisigen auf den tag 4 gefangen und wurden der unsern zwei geschoszen, die sturben darnach; sust nam der unsern auf den tag keiner schaden. 209, 12; welche frawe kam und pracht ain pürde grass dem vihe zu eszen, die lies man der küe melcken, süst keine, die nichtz bracht. 260, 8; (wir) waren von allen den verlossen, die uns von eids und puntnus wegen geholfen solten haben, und heten auch kein hilf sust von niemant weder von hern noch andern steten. 350, 1; darumb nim alles lyden und angst, kummer und not, betrübnusz widerwertigkeit, allein von der hand gottes, und susz von nyemansz. Keisersberg bilg. 84ᶜ; sie war ein einiges kind, und er hatte sonst keinen son noch tochter. richt. 11, 34; das brot ist dahin aus unserm sack, so haben wir sonst keine gabe, die wir dem man gottes bringen. 1 Sam. 9, 7; das sie sich müssen zu den felsen halten, wenn ein platzregen von bergen auff sie geusst, weil sie sonst keinen trost haben. Hiob 24, 8; jr werdet vieleicht sagen, wir haben die weisheit troffen, das gott jn verstossen hat, und sonst niemand. 32, 13; ich bin der herr und sonst keiner mehr. Jes. 45, 5; und ist sonst kein gott, on ich. 21; ich bins, und sonst keine. 47, 10; das der könig foddert, ist zu hoch, und ist auch sonst niemand, der es fur dem könige sagen könne, ausgenommen, die götter, die bey den menschen nicht wonen. Dan. 2, 11; der hat nur ein einige tochter, die heisst Sara, und sonst kein kind. Tob. 6, 12; wen man leren sol, der mus sonst nichts zuthun haben. Syr. 38, 25; zweierley volck bin ich von hertzen feind, dem dritten aber bin ich so gram, als sonst keinem. 50, 27; das land, das wir wider eröbert haben, ist unser veterlich erbe, und gehört sonst niemand. 1 Macc. 15, 33; sie gebar jren ersten son, und wickelt jn in windeln, und leget jn in eine krippen, denn sie hatten sonst keinen raum in der herberge. Luc. 2, 7; hat sich sonst keiner funden, der wider umb keret, und gebe gott die ehre, denn dieser frembdlinger? 17, 18; dir allein weiche ich, sonst niemanden. Steinbach 2, 612; man sagt dieser allein werde von den feinden gefürchtet und sonst niemand. ebenda; er hat sonst niemand als ihn gebeten. ebenda; ich hab sonst nichts gesehen. Frisch 2, 287ᵇ; sonst hat er nichts gethan. ebenda; mein herz ist mein reichthum, sonst besitze ich nichts. Gellert bei Adelung; er hat sonst nichts gethan. Adelung; ich habe sonst keine vorzüge als meine unschuld. ebenda; das wird feuer in deine adern blasen, wenn dich sonst nichts mehr begeistert. Schiller räuber schausp. 1, 2; wer wirds ihm auch verdenken. da ihm sonst nichts mehr übrig war wegzugeben. 1, 3; ist Louise seine einzige tochter? sonst hat er keine kinder mehr? kab. u. liebe 5, 3; wenn es sonst nichts ist! Campe, heute gewöhnlich: nichts bedeutenderes, schwereres, schlimmeres. veraltet ist die folgende stellung:
an mir als die gestalt
war sonsten weibisch nichts.
Fleming 114,
ebenso der pleonastische zutritt von ander, anders: die ijm gott geben hat und sunst niemans anders. Keisersberg Marie himelf. 4ᵃ; der Khlaindienstischen holden gehn Wäxenegg gehörig haben in bemelten wäldern, wasz die herrschaft selbsten nicht noturftig, zu waiden und zu halten und sonsten niemands anderer. steir. u. kärnth. taid. 178, 21 (17. jahrh.).
ε)
unmittelbar vor der substantivischen bezeichnung eines gattungsbegriffs, unter den auch das besonders hervorgehobene fällt: wer denn bittet und flehet, es seien sonst menschen oder dein volck Israel. 1 kön. 8, 38; dem begegnet ein alter barfuͦsser münch, der truͦg vil thuͦchs, ime und seinen brüdern zuͦ kutten und sunst kleidern. Frey gartenges. 35ᵇ (cap. 42); dann man bringt an höfen, in klöstern und sonst häusern eim viel eher ein trunck den er versuch, als ein buch darinn er ein guten spruch such. Garg. 24ᵇ. heute im allgemeinen nur so, wenn eine nähere beziehung zum verb möglich ist: haben sie mir sonst mittheilungen zu machen?; waren sonst, lieber sonst noch leute da?, im übrigen durch adjectivisches sonstig oder ander ersetzt. nd. noch süss dags, zu sonstiger zeit, sonst. Mi 90ᵃ; süst jare, in früheren jahren. Schambach 219ᵇ. vgl. f. wie adjectivisches ander erscheint das wort vereinzelt auch ohne folgendes substantiv in folgender art: und also unczehar gewönlich gewesen ist, das man epten und eptissen und susz zuͦ liebe und zuͦ leide geschencket hat, daʒ sol hinnanvürder absin und man in soliche schencke nit me tuͦn. d. städtechron. 9, 1024, 4 (Straszburg, von 1388). auch vor einem possessivpronomen ist sonst heute nur innerhalb der oben bezeichneten grenzen gebräuchlich. vgl.: es mag jn jemand unter seinen brüdern lösen, oder sein vetter oder vetters son, oder sonst sein nehester blutfreund seines geschlechts. 3 Mos. 25, 49.
ζ)
steht sonst neben einem wort, das dem zunächst oder besonders genannten nicht begrifflich übergeordnet ist, aber mit ihm die beziehung auf das gleiche prädicat gemein hat, wie es die folgende stelle veranschaulicht: auch brenten sie ab etlich scheffhöff und eins edelmans sitz und süst vil mül. d. städtechron. 2, 187, 11 (Nürnberg, um 1450), so wird es im sinne von 'auszerdem' ohne beschränkung gebraucht, aber natürlich stets in enger beziehung zum verb: wir sahen im zoologischen garten zwei prächtige löwen und sonst bären, affen und vögel; wir erfreuten uns besonders an einem schönen bilde, und sonst an statuen, geräten und waffen.
η)
zum hinweis auf andre möglichkeit oder art eines geschehens dient wie sonst allein auch verdeutlichendes sonst wie, sonstwie, das etwa im umfange der bedeutung 'in irgend welcher andren art' gebraucht wird: die weibchen beiszen, schlagen, stoszen oder wehren sich sonstwie gegen die männchen. Brehm thierleben 1, xxxvi. entsprechend auch sonstwo: mich dünkt, dasz ich ihn sonst wo gesehen habe. Adelung; wir sahen uns täglich und es war mir erquicklicher bei ihr als sonstwo. Hoffmann v. Fallersleben leben 5, 66. in gleichem sinne sonst irgend wo, irgendwo, in der folgenden stelle modal: wenn ihnen unser haus sonst irgendwo dienen kann. Schiller kab. u. liebe 1, 2. ebenso sonst wohin, sonst woher: ich werde nicht nach Paris; sondern sonst wohin reisen. Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 841ᵇ. vgl.: wenn ein Levit kompt, aus jrgend einer deiner thoren, oder sonst jrgend aus gantz Israel. 5 Mos. 18, 6. näher bestimmend sonst allenthalben: und brenten auch ab, waʒ umb daʒ sloʒ zum Winterstein stund; und brenten süst allenthalben, waʒ sie darumb funden. d. städtechron. 2, 203, 2 (Nürnberg, von 1450), wo süst allerdings auch zu was gehören kann. verneinend sonst nirgends: im grabe ist trost für mich, sonst nirgends. Adelung. sonst wann, sonstwann, zu irgend welcher andren zeit, häufiger sonst einmal: komt sonsten einmal wieder. Kramer deutsch-ital. dict. 2 (1702), 841; es findet sich wol sonst einmal eine gelegenheit. Campe. schweiz. sust ainist, ein andermal. Seiler 286ᵇ. Hunziker 268. sonst immer, oft u. ähnl.: wir haben es so wohl sonst oft, als auch neulich gethan. Steinbach 2, 612. verneinend sonst niemals, nie: mit der er sonst niemahls ausführlich reden konnte. Hoffmannswaldau ebenda. eigenartig süst niemer in bezug auf zukünftiges, nie mehr: der ist verfallen der gemainschäft XXV phunt perner peen und für paz, ob es darzu käm, zu verwerfen gen arm und gen reich und kainen ambtman der gemainschaft noch süst niemer ze setzen, noch ze sein. tirol. weisth. 4, 305, 34 (von 1650). entsprechend auch fragend: wie, wo, wann sonst? und ähnlich.
i)
sonst kann auch in einem bedingungssatz in folgender art gebraucht werden: ich könnte, wenn ich sonst wollte, wenn ich nur wollte. Adelung; er (der schauspieler) soll, ist meine meinung, zuerst dafür sorgen, dasz die menschheit in ihm selbst zur zeitigung komme, und dann erst soll er hingehen und (wenn es sonst sein beruf ist) sie auf der schaubühne repräsentiren. Schiller 10, 85. ebenso in älterer sprache in relativsätzen, die bedingungssätzen dem sinne nach nahestehen:
der balg verkaufft den fuchs, der sonst zu felde wohnt:
der her zu hofe drabt, den macht der schwantz belohnt.
Logau 1, 186, 81;
dieweil der arme tropff
das gerne glaubt, das jhm sonst war nach seinem kopff.
Dietrich v. d. Werder Ar. 1, 56, 8.
man kann es hier erklären als: abgesehen von besonderer (nicht genannter oder nicht vorhandener) einschränkung.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1903), Bd. X,I (1905), Sp. 1730, Z. 39.

sunst, sunsten

sunst(en),
s. sonst I 4, 5.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 8 (1941), Bd. X,IV (1942), Sp. 1194, Z. 22.

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„sonst“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/sonst>.

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