Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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sorte, f.

sorte, f.
art, gattung, species.
1)
ein lehnwort aus gleichbedeutendem franz. sorte, ital. sorta (aus lat. sors, sortem), das ursprünglich der kaufmännischen sprache anzugehören scheint und sich im beginn der neuern zeit über alle germ. sprachen verbreitet hat: dän. schwed. engl. sort (vgl. Skeat 575ᵃ), holl. soort, älter soorte, qualitas, figura, genus, species, ordo, modus; sors, consortium, conditio: et par, aequalis. Kilian, vgl. Franck 925 (mnl. sort 'zauberei' beruht ebenfalls auf lat. sors). auf deutschem boden scheint sorte (als masc.?) zuerst im mnd. vorzukommen: dat en jewelk vorkope de lakene in dem sorte (var. der tzarte) und dem sulven namen, also he ze koft heft. hans. rec. 2, 283 (v. 1381), s. Schiller-Lübben 4, 296ᵃ. häufiger ist in nd. quellen des 16. jahrh. der plural in abweichender bedeutung: 'sorten hieszen in vorigen zeiten ein ausschusz, oder eine gewisse anzahl der verständigsten bürger, aus den älterleuten, der kaufmannschaft und den ämtern, mit welchen der rath sachen von wichtigkeit, die das gemeine wesen betrafen, überlegte'. brem. wb. 4, 926: uppe sinte Ulricks episcopi avend is vorlaten dorch de wytheid, meente, copman unde ampte, sorten genomd. quelle (vom j. 1522) s. ebenda 6, 325. weitere belege bei Schiller-Lübben 4, 295ᵇ. zur erklärung bemerkt das brem. wb. 4, 926 f.: 'vermuthlich aus dem lat. consortium (vgl. oben Kilian): oder von sortiri, wählen, weil diese personen vom rath erwählet werden. jetzt heiszen sorten noch die aus den verschiedenen classen der bürgerschaft erwählte personen, welche bey ablegung der rederey - rechnungen, die die verwaltung des gemeinen guts betreffen, zugegen sind, und zu deren einsicht zugelassen werden'. eine ähnliche verwendung scheint vereinzelt im älteren nhd. vorzukommen:
wann ihr euch all zusam vorbint,
wil ich auch halten bey der sort
und bald mit gehn von diesem ort.
Zach. Poleus tragedi v. beläg. Samariae (1603) F 7.
sonst hat sorte in lebenden nd. mundarten die gewöhnliche bedeutung, s. Woeste 248ᵇ, sort Mi 83ᵇ, sôrt(e) ten Doornkaat Koolman 3, 259ᵃ.
2)
im hd. findet sich sort(e) vereinzelt schon im 16. jahrh.: die andern gattung oder sort (von holz auf Madeira) nennen sy naso, ist ein schön rot holtz als ein rosz. Franck weltb. 211ᵇ (1542);
die stimb von himel jm begund
zum andertmal zu antworten:
welchs gott gerainigt derr sorten,
wilstu gemain es haissen dan?
Rasch fasten lob (1588) C 1ᵇ (nach apostelgesch. 11, 9).
häufiger seit dem 17. jahrh. Weigand 2, 742: sorte, sorten, plur. .. sorte, specie, genere, maniera, sortimento. lat. genus, species; v. gattung. Kramer dict. 2, 844ᵇ; sorte, die, plur. sorten, species, individuum, it. genus, et qualitas. Stieler 2060; sorte, art, gattung, lat. genus, modus, 2) gestalt, grösse, lat. forma, magnitudo. Apini gloss. 501; mancherley sorten der dinge, varia genera rerum. Steinbach 2, 616; sorte, ist vom französischen sorte, durch die kaufleute ins teutsche gekommen, für art, species, genus. Frisch 2, 288ᵇ; s. auch bei Kinderling 149. in der umgangssprache ist sorte überaus gewöhnlich und hat namentlich gattung ziemlich verdrängt, vgl.: kein mädchen schleicht sich mit einem bande seiner dramatischen werke 'ernster oder komischer gattung' (ich weisz nicht, warum er den bezeichnenden ausdruck: sorte, verschmäht hat?) frühmorgens ... in die duftende fliederlaube hinten im garten. Immermann Münchh. 1, 29 (1, 14. cap.). in idiotiken wird sorte selten verzeichnet (z. b. Lenz 66ᵃ, Spiess s. unten), vermutlich weil die mundarten nicht vom sprachgebrauch der schriftsprache abweichen.
3)
im einzelnen wird sorte gebraucht
a)
zunächst von münzen: sorten, sorti, specie di monete. müntz-sorten, idem. grobe sorten, specie grosse [di monete]. geringe, geringhaltige sorten. Kramer dict. 2, 844ᵇ; münzsorten, varia numismata. grobe sorten, moneta grossa. Stieler 2060; also werden die münzgattungen, so einerlei schlages, grösze und werths sein, sorten geheiszen. Nehring 1114; s. auch münzsorte, theil 6, 2710 f., geldsorte, theil 4, 1, 2922. im 17. jahrh. sagt man silberne sorten geradezu für münzen: da war nicht allein eine menge von schönem silber-geschirr und gemüntzten grossen silbernen sorten vorhanden. Simplic. schr. 4, 135, 28 Kurz; die wichtigsten reichsthaler und andere gute silberne sorten. Winckler edelmann (1696) 64.
b)
von waren: eine sorte von handelswahren, una sorte, un sortimento, genere di merci, mercantie, robbe mercantili. allerhand sorten. unterschiedliche sorten von leinwand, von seiden etc. Kramer dict. 2, 844ᵇ; zeige mir eine andere sorte tuchs. Stieler 2061; wahren von der besten sorte. Adelung; von vegetabilien (wenn sie verlesen und sortiert sind): dieser sorte obst, hujusmodi poma. Stieler 2061; eine sorte äpfel, getreide, kartoffeln. Campe; die tausenderley sorten des obstes, der zitronen, pomerantzen, datteln, kockus-nüsse und granatäpfel. Lohenstein Armin. 1, 305ᵃ;
er zeigte links hinab: 'dies ist dein keller',
sprach er, 'da hast du deine groszen fässer
mit allen sorten bestem muskateller!'
Brentano 1, 5;
zwei blumen in einem topfe sind nur éin blumenstrauss,
zwei sorten wein im kopfe erzeugen éinen rausch.
Grün der letzte ritter s. 38.
von blumen:
ich sahe durch einander funckeln
leucojen, anemonen, rosen von vielen sorten.
Brockes 6, 103;
ich brachte Chloen einen korb
voll früher bluhmen mancher sorten.
Götz 2, 238.
von dingen überhaupt, auch von solchen, die als ware nicht in betracht kommen: wenn man, wie es wahrscheinlich ist, nahe zum mittelpuncte der natur die dichtesten und schwersten sorten der materie, und dagegen in der gröszeren entfernung die zunehmenden grade der feinheit und leichtigkeit derselben ... annimmt. Kant 8, 342 (allgem. naturgesch. des himm. 2, 7); wenn man die sonne als ein mengsel von allen sorten materie, die in dem planetischen gebäude von einander geschieden sind, betrachtet. 359 (2, 8; so nicht sehr üblich).
c)
weiter wird sorte auch von lebenden wesen gesagt. von thieren: in diesem augenblicke war auch die andere katze hinzugesprungen. ... herr Bulemann schob sich die bunte zipfelmütze aus der stirn. 'auch der!' murmelte er. 'seltsam, es musz in der sorte liegen.' Storm 2, 291 (hier allerdings in fester, sprichwörtlicher wendung). von menschen: solcher sorte leute, talis ordinis homines. Stieler 2060; (der wirth.) unser einer musz von allen sorten menschen leben. Lessing 2, 3 (Sampson 1, 2); hier aber (in Vicenza) finde ich gar hübsche wesen, besonders eine schwarzlockige sorte, die mir ein eigenes interesse einflöszt. Göthe 27, 87; hier ist auch ein verräther, der mit mehreren regimentern zum feind übergeht, eine art von Max, eine sorte von Thekla. 33, 216. sorte hat dabei leicht, jetzt gewöhnlich, einen verächtlichen anstrich: diese sorte von geschöpfen ist zum saktragen auf der welt. Schiller kab. u. liebe 4, 9. henneb. sorte 'verächtliches volk. vgl. secte, art, bande, rasse.' Spiess 235.
d)
auch mit abstracteren begriffen verbunden (auch hier zuweilen mit einem geringschätzigen nebensinne, vgl. Immermann unter 2): eine schlimme redsorte, soloecismus, stribligo. Stieler 2161; dazwischen sodann zerstreute ländliche wohnungen, freilich von der kärglichsten sorte. Göthe 23, 50;
nach Burgdorf kommt herauf, gewisz dort findet ihr
die schönsten mädchen und das beste bier,
und händel von der ersten sorte.
12, 48.
e)
in der druckersprache früher für das heutige schriftgrade, s. Klenz druckerspr. 95ᵃ: sorten der typorum, als die sogenannte tertia, die secunda und Cicero. quelle v. 1710, s. ebenda.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1903), Bd. X,I (1905), Sp. 1811, Z. 63.

sorten, verb.

sorten, verb.
'als zu einer sorte gehörend zusammenlegen oder zusammenthun, wie auch in sorten absondern.' Campe. im ältern nhd. zuweilen für das gewöhnliche sortieren, so bei Stieler 2061, s. sortieren; ich sorte, distinguo. Steinbach 2, 616. die waren, das geld, die wolle sorten. Campe.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1903), Bd. X,I (1905), Sp. 1813, Z. 36.

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Zitationshilfe
„sorte“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/sorte>.

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