Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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spache, spachen, m., f.

spache(n), m. f.
dürres holz, reis. westgerm. wort unbekannter herkunft. in ältester zeit auch in starker form: ags. spæc dünner zweig, glossiert framen, cremium. Bosworth-Toller 898ᵃ, daneben spraec sarmentum (beides nur in glossen). 903ᵇ, wozu isl. sprek, n. stecken. da ebenso wie hier auch bei sprechen die anlaute sp und spr wechseln (ags. sprecan und specan, engl. speak, auch ahd. spehhan neben sprehhan Graff 6, 369, s. auch unten spechten, u. s. w.), so ist die vermutung von ten Doornkaat Koolman 3, 260 f. und Franck 926 nicht unwahrscheinlich, dasz eine ableitung zu dieser wurzel in der ursprünglichen bedeutung 'ein geräusch machen' vorliegt (vgl. schwed. spraka, dän. sprage knistern, knacken, prasseln und Fick³ 3, 355), vgl. Skeat 578ᵇ. sonst nur im deutschen bekannt: mnd. spaken 'abgefallene dürre äste und zweige' (spaicken in einer Barmer urk., gewöhnlich sprocken, vgl. das.) Schiller - Lübben 4, 299ᵇ. nl. spaecke, pertica Kilian, holl. spaak, vgl. Franck 926 und zur bedeutung unten 2, b. ahd. spah, -ch, spahha, -cha, spacho, sarmentum, cremium, ramus, malleolus, dazu spahhahi, cremium. spahhîn, virgeus. Graff 6, 320 f. (sarmentum spah Wadstein kl. alts. sprachdenkm. 79ᵇ, 4); mhd. spache als schwaches masc. oder fem., dürres reisholz. Lexer handwb. 2, 1062. Scherz - Oberlin 1524: cremium ... spacha, spach. Dief. gloss. 156ᵇ; malleolus hamar vel spacha. 344ᶜ; sarmentum ... spachun, sprok. nov. gloss. 327ᵃ. nhd. aus der gewöhnlichen umgangs- und litteratursprache geschwunden, dagegen erhalten in technischem sprachgebrauche (hier häufig in der niederdeutschen form spake, s. unten 2, d) und in mundarten: schwäb. spach, m. span. Schmid 497; bair. der, die spachen, auch spachten (Oberpf.) 'holzspan stärkster art, wie sie z. b. in zäune geflochten werden', zau ̃spahhe ̃. Schm. 2, 654; österr. spach'n Hügel 150ᵇ, spaͦchen Schöpf 681; dagegen kärnt. spâkn holzspan. Lexer 235; siebenb. spàch, f. holzscheit. Kramer 124; thür. spachen, m. groszer splitter, stückchen holz; in Leipzig spacken in der wendung nicht ein spacken holz, auch nicht das mindeste; nassauisch-westerw. spacher, f. Schmidt 220. Kehrein 1, 379. die form mit anorganischem t s. auch unten 2, b (zu ende). c. nd. spacke, f. holzscheit, kluft holz. Schambach 202ᵇ, spake, spâk, speke, 'starker holz-stecken oder stange zum umdrehen der ankerwinde oder zum heben und umwälzen von schweren gegenständen, windebaum, hebebaum'. ten Doornkaat Koolman 3, 260 (daraus schwed. spak, m. hebel?).
1)
dürres reis oder stecken, reisholz. so im mhd. der dürre zustand wird oft ausdrücklich betont:
als ob mit donres duʒʒen   breche ein groʒʒer walt mit durren spachen.
jüng. Tit. 3919;
daʒ in die lide erkrachen
muʒʒen in der wise,   als ob sie sin gezuͤnt uʒ durren spachen.
4557;
verwendet z. b. zu zäunen (vgl. 2, c):
der zûn dûht in ze dicke und ze hôch,
mit den zenen er dannen zôch
ein spachen.
Reinhart 49;
man hôrte swert da klingen
und schefte vil erkrachen
als eines zûnes spachen,
die der wint kan derren.
Konr. v. Würzburg troj. krieg 32743.
und als brennmaterial:
sie hieʒʒen vur machen
von holzze und von sphachen.
Herbort v. Fritzlar 8110 (vgl. die anm.);
fur von durren spachen.
15753;
si hieszen ein fewer machen
da von darn spachen.
quelle bei Schm. 2, 654.
besonders wird das krachen (infolge der dürre, im feuer, im winde u. s. w.) hervorgehoben. der reim spachen : krachen ist geradezu stehend in mhd. dichtung (s. auch die vorstehenden stellen):
dô wurden an den stunden
sîn hende alsô gewunden,
daʒ si begunden krachen
als die dürren spachen.
Parz. 210, 10;
dem minnetôten wîbe ...
begonde ir herze krachen,
reht als ob tûsent spachen
krachten von des viuwers nôt.
Heinr. v. Freiberg Tristan 6580.
auch für das heu der nachernte, nachmahd, grummet, s. Heyne hausaltert. 2, 131.
2)
nhd. meist ein gröszeres und festeres holzstück bezeichnend. so in mundarten für span oder holzscheit, s. oben. ferner in bestimmten technischen gebrauchsweisen:
a)
bei den förstern spachen hauen, späne ('ist ein dem holzquantum nachtheiliger kunstgriff der holzhauer, besonders wenn diesen die spachen und spähne um einen billigen preis oder gar als accidenz überlassen werden'). Jacobsson 7, 372ᵇ. Krünitz 156, 134. übertragen spachen abhauen, einem fehler abgewöhnen. Schmid 497.
b)
weit verbreitet ist spache für radspeiche, wobei wol lautliche vermischung im spiele ist, vgl. speiche. so stets holl. spaak, vgl. Franck 926, westf. spâke, f. Woeste 248ᵇ. ferner frühnhd.: die suw ... stiesz den wolff stürmlich in das güsbett (leitung des mühlwassers) und zuket in der stark flusz des waszers über ab durch das rad und zerstieszen im die spachen syne gelider ellenglich. Steinhöwel Aesop s. 216 Österley; Alberus im lexico beym wort weg hat spach und speiche, radius. Frisch 2, 296ᵇ; ferner in österr. mundarten Hügel 150ᵇ. Schöpf 681 (auch bei Scherz-Oberlin 1524 wird spache mit radius erklärt, für die angezogenen belege unzutreffend). — pfälz. spächte speichen. Autenrieth 133.
c)
nassauisch-westerw. spacher starker holzspan, stäbchen, für zäune und fachwerkwände. Schmidt 220. Kehrein 1, 379 (hier auch spache 'stück von pfählen in weinbergen, die zum weitern gebrauche zu kurz oder zu schwach sind'); dazu spachergerte, f., woraus spachern gemacht werden, und spachern verb. (s. das.). ebenda. mit eingeschobenem t: spachten-zäune, sepes vimineae. Frisch 2, 288ᶜ, spachterzäune, 'aus spitzen pfählen gemacht zum schutze um felder und gärten gegen wildschaden'. Kehrein weidmannsspr. 274.
d)
nd. spake in den küstenmundarten (ostfries., s. oben) bezeichnet einen hebel oder windebaum (ebenso schwed. spak). 'spake, ein jeder hölzerner hebebaum, der sich mit der hand regieren läszt, vorzüglich die, welche bey den spillen und bey dem geschütz gebraucht werden.' Jacobsson 7, 373ᵃ. Krünitz 156, 141; spaaken, hölzerne bäume zur umdrehung der winde beim bratspill. Karmarsch-Heeren³ 1, 156; hand- oder spillspaken, die hebebäume für das brat- und gangspill; nothspake, stärkere spake zur unterstützung des bratspills, wenn der anker zu fest im grunde sitzt; 'die am umkreise eines steuerrades befindlichen kurzen handhaben, an denen dasselbe herumgedreht wird, heiszen auch spaken, sie sind die äuszeren enden der radspeichen'. Bobrik 643, s. auch Campe (unter spake).
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1903), Bd. X,I (1905), Sp. 1826, Z. 59.

spachen, verb.

spachen, verb.
'vor allzu groszer trockenheit springen oder bersten.' im hd. spärlich bezeugt. mhd. spachen in transitivem sinne, bersten machen, spalten. Lexer handwb. 2, 1062:
dâ von vil niuwer schilte wart gespachet.
Lohengr. 5206.
nhd. in der litteratur ganz vereinzelt; von holz, vgl. spack:
und aus dem rath zu schwatzen was,
wie ein vorspachtes butterfas.
Ringwaldt lauter warh. 135 (in der bearb. von Brodtkorb, 1700, s. 145, dafür: zerlechzet).
'spachen, auch spachten, durch austrocknung den zusammenhang verlieren, bersten, wie böttchergeschirr, allzu dürrer boden, die haut an der hand ... oft empfindet man ein spachen, spachten auch in den adern, in den muskeln, als ob sie reiszen wollten.' Schm. 2, 654; spachten, spannen in den adern. quelle s. 655; 'aufreiszen, spalten, schrammen, aufspringen an der haut durch dürrwerden, trockenwerden, spören.' Höfler krankheitsnamenb. 657ᵃ; als subst., muskel- oder aderreiszen. ebenda (auch auf spacken, rhagades manus, schrammen machen. ebenda). häufiger nd., so nl. spaecke[n], hiare ariditate vel aestu : ardore dehiscere, hiulcare, findi. Kilian; und in neund. mundarten: spaken, verspaken, faulen, anbrüchig werden, von holz. de balken beginnen to spaken. verspaket bande-goot. dolia caria corrupta. Richey 280. Schütze 4, 161. in diesem sinne ungewöhnlich, sonst von linnen, anfaulen, stockig werden, gewöhnlich aber zusammentrocknen vor dürre, von holzgeschirr, der erde u. s. w. Strodtmann 222. 379ᵇ. brem. wb. 4, 930 f. Dähnert 444ᵃ (von holzgefäszen, die wasser durchlassen). Stürenburg 250ᵃ (meist verspaken, vor hitze und dürre hart und rissig werden, von holz und leder). ten Doornkaat Koolman 3, 262ᵃ; faulen, morsch werden, verstocken. Mi 84ᵃ, spaokn, verspaokn, vom holze, das in seinem safte erstickt, wenn es unausgetrocknet in einen raum kommt (also faulen, unterschieden von spack sîn, zusammengetrocknet sein). Danneil 202ᵇ. auch bei Campe verzeichnet. über etymologie vgl. oben spache und Franck 926 (danach spaken, spakeren auch in nl. mundarten). auffällig ist die abweichende bedeutung 'faulen' innerhalb eines groszen nd. gebietes. ferner ist merkwürdig, dasz der inlaut k auch im oberdeutschen begegnet: kärnt. si spâkn bersten, spalten, zerklüften: die hènt sein vour kèltn aufgspâkt oder hànt si aufgspâkt. Lexer 235. aus dem deutschen stammt auch ital. spaccare spalten, spaccarsi bersten (transitiv wie im mhd.). Diez⁴ 401.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1903), Bd. X,I (1905), Sp. 1828, Z. 18.

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Zitationshilfe
„spachen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/spachen>.

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