hindernis, hemmnis, anstosz: legt den st. auf diese pflanze; wird sie nicht krumm wachsen ... und hat sich ihre geradschieszende kraft nicht selbst da geäuszert, da sie sich dem st. krumm umschlang?
Herder 5, 42
S.; seht nach den thorriegeln. verrammelts inwendig mit balken und steinen
Göthe 8, 109
W.; merk dirs tod, ich bin von jetzt an ein st. vor deiner hippe
Hebbel 2, 38
W.; der kutscher stieg ab und schob einen st. hinter eines der räder
Ebner-Eschenbach ges. schr. 4, 65.
übertragen: nachdem aber die götter den könig als einen groszen st. vieler verhinderungen unsers glückes aus dem wege geräumet
Ziegler as. Ban. 49; nur freilich wird auch eben damit den etymologisten und völkerforschern ein nützlicher st. der behutsamkeit auf die zunge gelegt
Herder 5, 133
S.; das herz wurde mir kalt wie eine hundschnauze und die zunge voll st.
Jean Paul 5, 133
H.; wer den weg da hinaufgefunden, ... der fand ihn auch weiter über dornen und steine der verachtung und feindschaft
v. Kahlenberg Eva Sehring 35.
sprichwörtlich:
bewegte mancher sonst, aus sehnsucht, jeden stein,
wie man im sprichwort sagt, traf doch sein wunsch nicht ein
Triller poet. betr. 6, 444;
also sihet ein ... gottergebenes gemütte alle ungleiche vorgänge der welt für einen durchgang an, der keinen st. beweget
Butschky Pathmos 3ᵇ; allen st. bewegen
Rabener w. 3, 57; ich lottel nun lang genuͦg an disem st.
satis diu hoc iam saxum volvo Boltz Terenz 59ᵃ;
und wie ein schaͤferhund, der sich nicht rächen kan,
mit seinen zähnen scharff im grimm ein stein faͤllt an
Treuer dtsch. Däd. 1, 685;
jedoch was will man thun? auf das verhängnis fluchen?
was hat der hund davon, der in die steine beist?
Günther ged. 588;
in den st. beiszen
lapidem jactum petere neglecto eo qui eum jecit Frisch 328.
an einem solchen st.
kann man zu schaden kommen: der von Thurn hab seinen dienern befohlen, sie werden die silberne und guldene bilder auf den händen darvon tragen, auf dasz sie nit etwan an die stein verletzt werden
Opel-Cohn dreisz. kr. 100; sie werden über diesem schwarzen st. noch den hals brechen (
mit anspielung auf Fieskos namen Lavagna =
schieferstein)
Schiller 3, 68
G.; man sol die hand an keinen st. legen, an dem man sich ritzen kan
Rother schles. sprichw. 32ᵃ; die Gret ... habe erzählt, ein spitziger st. hätte ihr das halstuch zerrissen
Melchior Meyr erz. a. d. Ries 1, 260.
man kann über ihn fallen, stolpern: nicht jeder sieht den st., über den er fallen wird
Alexis hosen 1, 221; diese namen ... waren steine, über welche sie (
beim vorlesen) stolperten
Raabe hungerpastor 1, 36; er sah in dem preuszischen feldherrn (
Blücher) nur den st., worüber Napoleon gestolpert
Treitschke hist. u. pol. aufs. 1, 320.
besonders oft kommt in dieser
verbindung stoszen
vor (
vgl. th. 10, 539
f.)
in anlehnung an ps. 91, 11: denn er hat seinen engeln befolhen uber dir, das ... sie dich auff den henden tragen, und du deinen fus nicht an einen st. stöszest
Luther bibel 3, 221
Bindseil; got hab seinen engeln bevolhen ..., daz sy ine auch tragen auf den henden, damit er sein fuͤsz nit stoͤsze an ainn stain
Berthold v. Chiemsee 159;
Sleidanus reden 62
B. zit. th. 10, 540; sich an einen st. stoszen
incidere in lapidem Maaler 390ᵇ;
Frisius 672;
urtarsi, dare contro una pietra o sasso Kramer teutsch.-ital. dict. 2, 948ᶜ;
lass andre auch verbrennen sich,
so kan man nicht vexieren dich,
und stoszen auch an deinen stein
Scheit grob. 2821 ndr.;
wann er etwa in seinen abstractionsgedancken den schwartzen sammetschuch an einen st. stosz
pol. maulaffe 53; was können die steine davor, dasz er, so gläsern ist, sich daran zerstöszet?
Lohenstein Armin. 1, i 3/4;
hab mich an jedem stein gestoszen,
so eilt ich zu der stadt hinaus
Wilh. Müller ged. 116 H.;
die religion, die christliche vorzüglich, war überhaupt der st., an welchem sich fast alle aufgeklärten schriftsteller jener tage stieszen und ärgerten
Tieck schr. 6,
xxxii;
er folgt, und stöszt bei jedem schritt
den fusz an einem stein
Rückert w. 1, 54;
da zog ich mir einen gläsernen pantoffel an ... und da stiesz ich an einen st.
G. Hauptmann eins. mensch. 102.
daher überaus häufig die wendung st. des anstoszes,
die zurückgeht auf Luther: ein st. des anstoszes und ein fels der ergernis den zweien heusern Israels, zum strick und fall den bürgern zu Jerusalem, dasz ihr viel sich dran stoszen, fallen, zubrechen, verstrickt und gefangen werden
Jes. 8, 14;
vgl. Röm. 9, 31;
1. Petri 2, 8
Bindseil (
dafür steyn der schadung
erste dtsche bibel 2, 41); 'ein st. des anstoszes,
eine aus der deutschen bibel entlehnte figur, eine sache, welche bey andern anstosz verursacht'
Adelung 4, 334; wobey er noch in absonderlichen capiteln von zanck und streitigkeit, processen und duellen, als den gewöhnlichen steinen des anstoszes dieses lebens handelt
Besser schr. 1, 113; mit der regiererey aller privatangelegenheiten, die mir stets ein st. des anstoszes war
K. L. v. Haller rest. 1, 21; der begriff der freiheit ist der st. des anstoszes
Kant krit. d. pr. vern. vorr. 6; manchem bleibt der triller zeitlebens ein st. des anstoszes
Quantz anweis. 83;
ja freylich ist er uns allen ein stein
des anstoszes und ärgernisses
Schiller 12, 39 (Wallensteins lager 8) G.;
er suchte sich daher einen neuen weg, und dieser — wenn wär er wohl gleich anfangs ohn allen st. des anstoszes?
Meiszner skiz. 2, 13; das ist auch so ein st. des anstoszes, auch so ein mystiker
Hauff s. w. 2, 168; die heldin ist schwanger, und das ist ein unüberwindlicher st. des anstoszes
Hebbel tag. 2, 364
W.; er war ein kind aus einer unglücklichen ersten ehe und mochte sonst schon ein st. des anstoszes sein
G. Keller 1, 47; sie (
die weltl. herschaft des papstes) ist nur ein st. des anstoszes
Ranke s. w. 40/41, 167; st. des anstoszens
Lohenstein Arm. 1, 397ᵃ; 2, 25ᵃ; 2, 287ᵇ.
in verbindung mit verben: in einen st. des anstoszes beiszen
Gerstenberg hamb. n. ztg. 67, 25
lit. dkm.; die (
mathematische lehrart) den meisten lesern nur zum st. des anstoszes gedient haben würde
Gottsched neueste 5, 341; so bald ich zu der gartenthür herauss getretten, fande ich einen st. des anstoszes
Grimmelshausen 4, 519
Keller; so war ... der erste st. des anstoszes gehoben
Herder 20, 112
S.; ich habe keinem ... einen st. des anstoszes in weg gelegt
Hippel lebensl. 3, 1, 77; es liegen ihr noch viele steine des anstoszes im wege
Langbein s. schr. 31, 112;
Bode Montaigne 5, 91; durch diese lotharingische cession ... wurde ... ein gewaltiger st. des anstoszes aus dem wege geräumt
Hahn kayserhist. 1, 253;
Moltke ges. schr. 7, 91; für einen
weggeräumten st. des anstoszes gehalten
briefe d. neuest. lit. betr. 14, 231 (1762); ... schob er den st. des anstoszes weiter auf den weg
Alexis ruhe 1, 6; wenn sie ... diesen st. des anstoszens sahen
Lohenstein Armin. 1, 275ᵇ; es gibt steine des anstoszes, über die ein jeder wanderer stolpern musz
Göthe 42, 2, 184
W.; männer, die sich nur an den gröbsten steinen des anstoszes stieszen
Gottsched neueste 7, 386;
gestrauchelt bin ich hier; denn jeder trägt
den leidgen stein zum anstosz in sich selbst
H. v. Kleist 1, 323 (zerbr. krug 1) Schm.;
steine des anstoszes, die von des regens befruchtung aus der erde wachsen
E. Th. A. Hoffmann w. 15, 22
Gr.; Lavater muszt es auch wissen, dasz er dergestalt einen st. des anstoszes hinwarf
Bräker s. schr. 2, 179; den st. des anstoszes ... wegzuwerfen
jahrbuch der Grillparzerges. 3, 200. st.
als hindernis im acker: sie haben das ertrich ... geseübert von den steinen
Seb. Münster cosm. vorrede 4; von steinen seübern und erläsen, die steine dannen thuͦn und auzhin werfen
elapidare, dilapidare Maaler teutsch. spr. 385ᵈ;
wer eggt den acker eben?
wer bringt die steine wohl heraus?
Becker mild. liederb. 20;
sonst dankt man gott, wenn man die steine
vom acker hat
Göthe 17, 36 W.;
er liesz die äcker ... sorgfältig zubereiten und besonders die steine hinaustragen
G. Keller ges. w. 5, 152; 4, 74;
das schrillen, wenn zur erntezeit
die sensen auf verborgne steine rasseln
Jul. Mosen 2, 225.
sprichwörtliche wendungen: einem einen st. in den garten werfen
levi damno afficere aliq., clam molestum esse, impedimento esse alicui Frisch 328;
fargli qualche danno etc. a bello studio per vindicarsene meglio che può Kramer teutsch.-ital. dict. 2, 949ᵃ; und als man gemeinlich spricht, wa man offenlich ret und ein mit worten rürt, so spricht er, er hat im ein st. in garten geworffen
Keisersberg narrensch. 212ᶜ; sie werffen mir so viel stein inn garten
Luther 34, 2, 105
W.; wirfft im heimlich ein st. in garten
B. Waldis Esopus 1, 333
K.; Rinckhart christl. ritt. 14
ndr.; der grundgelehrte Cornelius a Lapide wirfft den medicis nicht einen geringen st. im (!) garten
Abr. a s. Clara etwas für alle 1, 103; hat mir etwan die G. einen st. in den garten geworfen?
Petrasch s. lustsp. 1, 530; ein st., den wir in des nachbars garten werfen
Göthe 4, 12, 30
W. doch auch in entgegengesetzter bedeutung: i warf dr amal n stee nei n gartn =
ich werde dir einmal einen gegendienst leisten Ruckert unterfr. mundart 175 (
Würzburg); dadervor schmeisz ch dr emal en annern steen in dein garten =
thue dir einen gefallen (
Zwickau),
daneben =
spiele dir einen possen (
östl. Erzgebirge)
Müller-Fraureuth 2, 559ᵃ.
zweifelhaft ist die bedeutung bei Schellhorn sprichw. (=
vergelten) 109, 14
u. Kirchhofer schweiz. spr. 173. steine in (an) den weg legen
hindernisse bereiten:
ich streich im an seyn hossen dreck
und leit im heimlich steyn an wegk
Murner schelm. 9, 20 ndr.;
wer eim am weg legt einen stein,
der stöst offt selbst daran sein bein
Eyering prov. cop. 3, 466;
womit ich aber weder meinen lesern noch mir einen st. in den weg legen will
v. Hippel kreuz. 1, 11; es gehört zu den pflichten eines modernen herausgebers, dem leser jede zehnte zeile einen st. in den weg zu legen
F. Schlegel pros. jugend. vorrede 10
Minor; Gutzkow w. 10, 162.
ähnlich mit liegen:
prinz von Kumberland!
das ist der stein, der mir im wege liegt
Schiller 13, 25 (Macbeth 1, 8) G.
ebenso mit andern verben der bewegung: den ollen herrn en st. in den weg smiten
Reuter 3, 300; dem könige ... ward ... ein st. in den weg geworffen
Lohenstein Armin. 1, 907ᵇ; 2, 1375ᵇ; damals ärgerte ich mich aber so über die steine, die mir in den weg geworfen
wurden
H. v. Kleist 5, 146
Schm.; auf einmal wirft ihm ein ... schurke ... einen groszen st. in den weg
Knigge leb. 1, 38; mit dem aber wälze er sich selbst einen st. in den weg
Ranke s. w. 1, 332; diesen st. vor dis mahl ausm wege zu heben were wol ein gut mittel gewesen
Chemnitz schwed. krieg 2, 502; er habe im leben nichts gethan, als allerhand steine dem nechsten zum besten aus dem wege geräumet
Ch. Weise pol. redn. 535; treue gegen die frau und enthaltsamkeit sind sehr gemeine tugenden; allein groszen steinen geht jedermann aus dem wege
Hippel 5, 108.
jetzt veraltet einem den st. stoszen
ihm ein hindernis bereiten: aber was alles vergebens, es kom Jagello der groshertzog vonn Littaw ... und stiesz im den st. für
Seb. Münster cosm. 1021; ich habe ihm den st. gestoszen, dasz er den hals haͤtte brechen moͤgen
Grimmelshausen Simpl. 1, 25
ndr.; sahe mich derowegen heimlich mit miszgünstigen neidigen augen an, und gedachte auff mittel, wie er mir den st. stoszen, und durch meinen unfall dem seinigen vorkommen moͤgte 1, 28.
vereinzelt: steine machen:
nun aber wil ich ihn gewern,
er beger mein lieb, wenn er wöll.
das mir auch ein witzung seyn soll.
fort mein hertz nicht mehr steine mach
H. Sachs 17, 123, 21 K.-G.
st. im schuh: ich meyn, so bald einer under die blatten komme, das er von gott geplagt werd, das im kein freund soll mer zuͦ lieb werden, ich fahe es an, wie ich woͤlle, so ist der steyn im schuͦch
Eberlin v. Günzburg 2, 75
ndr. einen st. in den brunnen werfen
etwas störendes, schädliches thun: 'wirf', sagt ein arabisches sprichwort, 'keinen st. in den brunnen, woraus du getrunken'
Jean Paul 49/51, 381
H. etwas unnützes, vergebliches thun: die politischen und autorverhältnisse, welche der aufführung des groszcophta entgegen stehen, würden eben so gut gegen die oper gelten und wir würden einmal wieder einen st. in den brunnen geworfen haben
Göthe IV 9, 323, 27
W. einen altdeutschen brauch, einen unberechtigten bau durch einen hineingeworfenen st.
zu stören, vermutet Jac. Grimm rechtsalterth.⁴ 1, 250
auf grund des sprichwortes der teufel hat seinen st. darunter geworfen
und auf grund von volksüberlieferungen in den deutschen sagen 198—201.
ein alter aberglaube: in der Schweiz werden steine auf den gräbern verunglückter aufgethürmt
Peschel völkerkunde 25,
um das wiederkommen der toten zu hindern.