Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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thun

thun
anom. verb.
A.
Formelles und etymologisches. das verb gehört den westgermanischen sprachen an und bildet seine mannigfachen formen aus den wurzeln dâ (vorgermanisch dhô = sanskr. dhâ, zend. dâ, griech. θη in τίθημι, lat. do in credo und mit lautwandelin feci, altslav.in dĕja̜ dĕjati Curtius³ 238 f.) und dad, worüber die grammatik zu handeln hat (s. Weinhold mhd. gr.² § 362, alemann. gr. § 354, bair. gr. § 300 ff., Kehrein gramm. der deutsch. sprache des 15.—17. jahrh. 1, 383 f., vgl. that); hier kann nur das wesentlichste hervorgehoben werden.
1)
infinitiv. ahd. tuon duon, tuan duan tuen, toan tôn dôn; mhd. tuon (erweitert tuogen tuonen); md. tûn dûn, tôn dôn; alts. nd. ags. dôn, engl. to do — nhd. thun (früher auch tuhn geschrieben Stieler 2351. Zesen Rosenm. 88. Göthe br. 1, 179 Weim.). nebenformen im 15. jahrh. tôn toen tân tain Lexer 2, 1575, im 16. jahrh. ton Raber Sterz. spiele 16, 7, thain 11, 611. 23, 146. 25, 267, thon H. Sachs 9, 297, 15. Schwarzenberg 131ᵇ. 133ᵇ. Ayrer 141, 11, than H. Sachs 10, 19, 11. 178, 26. 11, 325, 13 u. oft. Schade sat. 2, 182, 39. Schwarzenberg 131ᵃ. Ayrer 41, 16. 78, 9. 132, 23 u. s. w., mit abfall des n thuͦ Eulensp. 74 (47) neudr., vgl. Weinhold mhd. gr. s. 379; erweitert tühen Keisersberg bilg. 96ᵈ. — bair.-östr. tuon tuen tüen toan tain tân, erweitert tuenen tüenen Schm.² 1, 574. Lexer kärnt. wb. 76. Schöpf 772.
2)
sonstige ältere formen des nhd.
a)
ich thun (ahd. tuam tôm tuon, mhd. tuon, aber auch flexionslos tuo, tû): ich tuͦn N. Manuel vom papst v. 510. 831, thuͦn Keisersberg emeis 27ᶜ (neben ich thuͦ). Eulensp. 75 (47) neudr. Lindener schwankb. 43 Lichtenst.; ich thon (: von) H. Sachs 14, 141, 7, hess. ich thun Vilmar 412.
b)
wir tuͦnd Keisersberg post. 3, 83ᵃ, tuͦnd N. Manuel vom papst v. 228. 1878; ir tuͦnd 879; sie duͦnt (mhd. tuont) S. Brant 81, 2, tuͦnd N. Manuel a. a. o. 1338, thund H. Sachs 9, 352, 26, tüend N. Manuel Barbali v. 260.
c)
alemann. conjunctiv präsentis (s. Weinhold alemann. gr. s. 356): ich thuͤge Diogenes D 2ᵃ, thuͤ (: hie) Birck Beel E 6ᵃ; du tügest Keisersberg bilg. 66ᵇ, thuͦiest Salat verl. sohn 4. 351; er (sie, es, man) thuͤge Keisersberg post. 2, 27ᵇ, thieje Th. Platter 257, tuie Weitnauer recht, weisth. 1, 314, tuͤg S. Brant 69, 3, dieg 7, 24. Murner gouchm. B 4ᵃ. F 2ᵇ, thie rychstag 843; wir tügen G. Oheim chron. 98, 2. Keisersberg Mar. himelf. 12ᵈ, thügind concil 731; ir tüegind N. Manuel vom papst v. 103, thuͤgind Haberer Abrah. (1592) E 5ᵇ, ohne umlaut ihr tugend deutsche volksb. (15. jh.) 265, 2 Bachmann-Singer; sie thuͤgend N. Manuel faszn. 399 Grüneisen, thuͤgind Haberer Abrah. D 3ᵃ, diegent Murner gouchm. H 1ᵃ, thuͤgen Daniel (1545) S 3ᵃ, tugen Oheim chron. 31, 34.
d)
prät. indicat. ich (er, sie, es, man) tät, thät, thäte, auch thet thete (s. I, 7, b) Stieler 2351, ahd. tëta, mhd. tëte, tët (besonders in 3. person); die nun übliche form that (md. tat : gesat Jeroschin 20364) ist nach dem laute des plural gebildet: dat deutsche volksb. (15. jahrh.) 184, 21, datt Th. Platter 79, that 321, taht Stieler 2351.
e)
partic. gethan und häufig ohne präfix tân (: hân) N. Manuel vom papst v. 1522. 2674 u. s. w., than Luther an den adel 52 neudruck. H. Sachs 11, 291, 2. 114, 35, thon 9, 377, 14. Agricola sprichw. 21ᵇ; daneben gethun Schade sat. 3, 93, 19, und ohne präfix (gleichlautend mit dem infinitiv) thun: ich hab thun (: sun) H. Sachs 3, 69, 14; du hast thun Kehrein kirchenlieder 1, 224, 21; er hat thun 306, 2. Theuerdank 49, 50; wir haben thun H. Sachs 8, 319, 22; sie haben thun städtechron. 2, 262, 19.
B.
Bedeutung und gebrauch. die ursprüngliche bedeutung 'setzen, legen' (s. I, 1) hat sich schon im sanskr. und zend. zur allgemeinern von 'machen, schaffen, verrichten' erweitert (s. Pott⁴ 2, 2, 138 ff. Dief. 2, 622. Curtius grundz.³ 238). die reiche bedeutungsentwicklung des deutschen wortes ist dann ersichtlich in nachahmung oder unter dem einflusse des lat. facere und franz. faire vor sich gegangen, und hat der gebrauch, namentlich in der alten sprache eine so mannigfaltige anwendung gefunden, dasz eine erschöpfende behandlung desselben hier nicht zu erwarten ist. im vergleiche mit dem alt- und mittelhochd. und dem älteren nhd. ist der gebrauch insofern wieder eingeschränkt worden, als wir jetzt in manchen redewendungen machen, schaffen sagen müssen, wo früher thun (tuon) gesagt wurde, s. gramm. 4, 594 ff. Weigand wb. der deutschen synon. nr. 1880 f.
I.
Transitives (oft absolut gebrauchtes) thun.
1)
setzen, legen, stellen, richten, an einen oder von einem bestimmten ort bringen, nehmen, mit angabe der richtung (s.ab-, an-, aus-, ein-, hin-, wieder-, wegthun, herab-, heraus-, hinein- u. s. w. thun). vgl. 3, a.
a)
mit sachlichem objecte: ahd. leimon teta her mir obar mînu ougun (lutum posuit mihi super oculos). Tatian 132, 8;
dua huldi thîno ubar mih.
Otfrid 1, 2, 48;
fingar thînan   dua anan mund mînan.
1, 2, 3;
nemet thana sâr then stein   joh sliumo duet inan in ein (hinweg).
3, 24, 81;
mhd. sît daʒ der winter hât die bluomen în getân.
minnes. 1, 9ᵃ.
nhd. z. b.
α)
mit einer präposition: wenn sie (die jungfrau) aber ein lusz (laus) ab dem hals thet. Keisersberg brösaml. 2, 46ᵇ; das mich beweget, dise schrift an euch zu thun (zu senden, richten). Luther 8, 107ᵇ; ich musz auch ein klein brieflein an ihn thun. Schuppius 256;
den brief, den ich ...
... an euch getahn.
Fleming 113;
eine frage, eine bitte an einen thun, stellen, richten: ich erkühnte mich, .. noch eine frage an ihn zu thun. kunst über alle künste 45, 2; ich wollte eine bitte an dich thun. Schiller 6, 301. — demnach theten (legten) sie beide händ hinden auf den rücken, damit anzuzeigen, sie wolten sich gefangen geben. buch der liebe 219ᵇ;
all dîese berge ...
hat mir zerquetschend auf das herz gethan
dein strenger zorn.
Rückert 2, 328;
ausz der zal thuͦn, e numero tollere Maaler 401ᵇ; so thuͦt er das leder usz dem kessel. Eulensp. 88 (57) neudr.;
er solt vor ausz der kirchen than (schaffen)
.. den doten leib (des märtyrers).
H. Sachs 12, 53, 22;
als Wicklieb usz Engelland die ketzerei in Behemen thete. Eulenspiegel 42 (28); das vich in den stall thun. H. Sachs 14, 173, 23; wenn man quecksilber in ein baum thut. Mathesius Sar. 35ᵃ; irgend ein bösewicht hat den pasz .. unter seine papiere gethan. Schiller 4, 176; das hertz von einem thuͦn, wenden. Maaler 401ᵇ; baslerisch si hett kai aug fon im do, abgewendet. Seiler 90ᵃ; wann man stabwurtz durch ein clistier-zeug warm zu sich thut (nimmt). Hohberg 3, 1, 550ᵇ; damit man ... dazu (zu den anmerkungen) und davon thun könne. Göthe br. 2601 (8, 245) Weim.
β)
mit einem adverb, s. darauf, darein, hin, hinaus, heraus, davon, dazu thun u. s. w.:
als sie ihm das versprochen hatten,
auch ihre recht hand drauf theten (legten, gaben).
Rollenhagen froschm. 3, 1, 14 (Rr 8ᵇ);
was hastu darin (ins bier) gethon? Eulensp. 75 (47) neudr.; er bestelte einen topf und thäte den honig darein. Schuppius 246; wie nun der trummeter die wehr heraus thät (zog). Götz von Berl. 13 neudr.; dasz viele wässer ins meer fliessen, wann der magister dieselben beiseit thu (wegschaffe), so wölle er halten, was er geredt habe. E. Alberus 14ᵇ; ich kann nichts davon noch dazu thun. Göthe 8, 175.
b)
mit persönlichem objecte: ahd. nâmun mînan trohtin fon themo grabe, inti ni weiʒ wara sie inan tâtun (et nescio ubi posuerunt eum). Tatian 219, 2; ûʒ fon iro samanungu tuont sie iuwih (absque synagogis facient vos) 171, 3; mhd.
sî wâren ê vaste in getân (in die festung getrieben und dort eingeschlossen).
Iwein 3711, vgl. Trist. 376;
und tâten (trieben) s' alle mit gewalt
ûʒ hin ze velde vür den walt.
Trist. 5477;
nhd. z. b.
α)
mit einer präposition: (solche leute) zu meiden und von sich zu thun Luther 3, 47ᵃ; da aber das volk .. die fremde götter von sich thäte und dem herrn dienete. tischr. 2, 86; die eltern wolten sie auf einige zeit von sich thun. Freytag handschr. 1, 150; thun in, zu, unter, aus: einen in die leer thuͦn. Eulensp. 44 (28) neudr., s. lehre 6; ein knaben zuͦ einem leermeister thuͦn. Maaler 401ᵃ, zum studieren thun. Aler 1895ᵇ; man hatte mich ... zu unserm nachbar auf das comptoir gethan. Göthe 18, 41; sie müssen ihren sohn unter fremde leute thun. Rabener 4, 132; meine einzige tochter that ich in pension. Göthe 17, 10; er that daher den bibliothekar in sein haus. J. Paul Tit. 1, 22; einen in den, aus dem bann thun (s. bann 1): als wenn ein dieb iemandt in den ban thet, drumb das man ihn nit wolt stelen lassen. Luther an den adel 34 neudruck;
die selben thuͦn ich all in ban.
N. Manuel vom papst v. 174;
man thut uns in den bann.
Logau 1, 9, 36.
β)
mit einem adverb, dahin, hinein, heraus u. s. w. thun: da rad ich niemand, das er sein kind hin thue. Luther an den adel 72 neudr.;
sie (die nonnen) verfluͦchend .. iederman,
die clöster hand erdacht und sie drin tan.
N. Manuel Barbali v. 152.
2)
facere, efficere, von körperlicher oder geistiger, absichtlicher oder unabsichtlicher kraftäuszerung: machen, schaffen, auswirken, ins werk setzen, bewirken, vollbringen, ausführen, aus-, verüben, leisten, wie eben der zusammenhang ergiebt. es ist unmöglich die einzelnen abstufungen genau zu sondern.
a)
mit dem allgemeinen objecte, es, etwas (ding) oder dem gegensatze nichts, vgl. machen I, 12.
α)
mit persönlichem subjecte: ahd. mhd. z. b. waʒ sculun wir tuon? Tatian 13, 16; ziu tuot ir thaʒ? 68, 2;
waʒ duast thû hiare?
Otfrid 4, 18, 13;
warumbe tuot ir daʒ?
Nibel. 809, 1;
swaʒ die recken in strîte hân getân.
227, 1;
swaʒ ir gebietet, daʒ tuon ich.
Iwein 3622;
diu maget vrâget waʒ er tæte.
Lanzel. 1767;
nhd. z. b. alles das geschicht, wirkt und thut gott. Keisersberg bilg. 83ᵇ; gerade als musten die Deutschen .. thun und leiden, was sonst niemandt leiden noch thun wil. Luther an den adel 37 neudr.; thut yderman .., was er wil. 24; denn alles was er (gott) thut, das ist recht. 5 Mos. 32, 4; was du thust, so bedenke das ende. Sir. 7, 40; thu nichts on rat. 32, 24; denn ich weisz nicht was ich thu, denn ich thu nicht das ich wil, sondern das ich hasse, das thu ich. Röm. 7, 18 (wan ich vernym nit, daʒ ich wirk, wan ich tu nit daʒ gut, daʒ ich wil; wan daʒ ubel, daʒ ich hasse, daʒ tu ich. cod. Tepl.); was thuͦstu hie .. ich thuͦ alles das man mich heiszt. Eulensp. 100 (64) neudr.;
was du wilt thun, das thu nun baldt.
H. Sachs 11, 266, 26;
alles, das du redtst und tuͦst.
N. Manuel Barbali v. 1535;
dasz unser weiber etwas thetn,
das sie vor nie im sinn hett'n.
Ayrer 333, 17;
drumb last nur ab! ich thu das nicht.
484, 21;
der fürst thut nichts ...,
das schaden bringt den underthan.
Kirchhof wendunm. 1, 58 (1, 48) Öst.;
und dieses alles rede, wirke und thue ich in dem namen gottes. Schuppius 679;
was ihr thut, ist des alters folge,
was ich thu, will die jugend haben.
Lessing 1, 203;
geht, und thut, was ich euch befohlen habe. 310; was wolltet ihr dann thun? Göthe 8, 80; thut was ihr wollt. 17, 25; ich will .. das nothwendige thun und tragen. br. 2539 (8, 94) Weim.;
was kann ich thun (var. elliptisch was thun), spricht Zeus.
Schiller 11, 63;
(wenn man) nichts thut als in den weinhäusern liegen.
12, 36 (Wallenst. lager 8);
das seine (was einem zukommt) thun: ich thue das meine. Luther an den adel 76 neudr.; ich wil hiemit das meine dazu than haben. 66; so will ich schon das meine thun. Göthe br. 2526 (8, 62) Weim.; der wirth that das seinige. Schiller 8, 340;
kardinal, ich habe
das meinige gethan. thun sie das ihre.
5, 2, 453 (don Carlos 5, 11).
alles, das beste, das meiste u. s. w. thun: da ich alles selbst thun musz. Göthe br. 2511 (8, 29) Weim.; ein kluger korrektor musz am ende doch das beste thun. 2501 (8, 15). mit dem gegensatz lassen th. 6, 220:
da nimb du ein exempel von,
was du solt lassen oder thon.
H. Sachs 14, 141, 7.
etwas thun für: indem ich für meine bestimmung alles that. Iffland theatr. laufb. 20, 28; kannst du etwas für mich thun; so thu es! Göthe br. 2539 (8, 95) Weim.;
er thut so viel für uns und so ists pflicht,
dasz wir jetzt auch für ihn was thun!
Schiller 12, 185 (Piccol. 5, 1);
(ich habe noch) nichts für die menschlîchkeit gethan!
5, 2, 203 (don Carlos 2, 2).
etwas thun gegen, wider, zu: thut sie aber etwas wider Christum. Luther an den adel 27; etwas zu unserer übung thun. Göthe 19, 20. — etwas thun mit: mit einer scheren thut man drei ding. Keisersberg sünden d. m. 43ᵇ; was der könig und andere cavallier thäten mit dem schwerdt, das thät er (Oxenstirn) mit der feder. Schuppius 21;
wilder hasz und neid, damit man ganz nichts thut (ausrichtet).
Opitz 2, 10.
β)
mit sächlichem, handelnd gedachtem subjecte, z. b.: der finger gottes thuts. H. Sachs 15, 143, 5;
grosz ansehen und empter thuns nit,
dasz drumb ein bawer endert sein sitt.
Kirchhof wend. 1, 189 (1, 157) Öst.
das glück thut's nicht allein, sondern .. Göthe 22, 182; lehre thut viel, aber aufmunterung thut alles. br. 47 (1, 179) Weim.;
was die neugier nicht thut!
40, 233;
was die natur ... thut. Schiller 10, 432; in einem wahrhaft schönen kunstwerk soll der inhalt nichts, die form alles thun. 352; hier thut die gerechtigkeit schon etwas übriges. 3, 30 (Fiesco 1, 9).
b)
es, etwas thun, euphemistisch.
α)
es thun, coire (vgl. machen I, 12, c): etwan thut es der stallknecht, wann, wenn es brint, hat man nit wasser, so löschet man mit mist. Keisersberg brösaml. 2, 12ᵃ; warumb lasset ir mich nicht thuͦn, ... das uns die lieb gebeut zu thuͦn? Lindener schwankb. 47 f. Lichtenst.;
die weiber sind gar ausgelassen,
sie thun es frei beim mondenschein.
es mit einem, mit einer thun:
dann ich's sunst mit keim andern tät.
N. Manuel Elsli v. 465;
absolut: da er mit ir nach allem seinem willen thet. Lindener schwankb. 45 Lichtenst.; auch mit bloszem dativ: das er ... ihr thet 44.
β)
es, etwas thun, cacare th. 3, 1120, vgl. machen I, 12, e:
fege bald hinweg, was dort der hund gethan.
Rachel 4, 56;
so ich darunter (unter einer hühnerstange) hingehe, kann mir leicht eine henne etwas auf meine kleider thun. rockenphil. (1707) 2, 116; nd. wat doon, seine nothdurft verrichten. brem. wb. 1, 224; noch genauer etwas seines gemaches thun, oder mit hinweglassung des etwas: seines gemaches thun, dann auch mit accusativ sein gemach thun, s. gemach 3, 1, f.absolut gebraucht, thun auf, in:
ja man tueter (thut dir) auf dnasen.
Raber Sterzinger spiele 12, 48;
wo kain tach ist, da ist erlaubt
den vögeln im zu thun aufs haupt.
Fischart ehz. 48;
er nimmt (das kind) hinder die kirchen und thut mit urlaub zu reden darauf. Henneberger 244; einer thet in taufstein. 438; in die hosen, in die bruch thun. Luther 6, 322ᵇ. 8, 214ᵇ; kein vogel thut in sein eigen nest, allein der widhopf. Agricola sprichw. 264;
ein wiedehopf
sein arth nicht lest, thut in sein nest.
Rollenhagen froschm. II, 1, 5 (I 8ᵇ).
ins bett thun (cacare, mingere) Schöpf 772; übertragen bei einem in den bach thun, seine gunst verlieren. Schm.² 1, 576.
c)
mit persönlichem subjecte und den verschiedensten sachlichen oder abstracten objecten, oft nur einfaches, den begriff des objectsubstantivs enthaltendes verb umschreibend (wie griech. ποιεῖσθαι). besonders in der alten sprache, s. Graff 5, 295—299, mhd. wb. 3, 136 ff. Lexer 2, 1576 f. wir beschränken uns hier auf eine auswahl von nhd. belegen, die der übersichtlichkeit wegen nach den alphabetisch geordneten objecten folgen: abbitte thun (abbitten) th. 1, 13; sein amt thun, officio satisfacere Stieler 2352; wie ein jechlicher sein ampt in einer ordentlichen wohlbestellten hauszhaltung thun solle. Schuppius 6, s. amt th. 1, 281; ein anfang thun, anfangen. Maaler 1101ᵇ; die Dänen thaten den angriff mit vieler tapferkeit. Schiller 8, 123; antwort thun th. 1, 505;
und ton ir antbart auf dy klag.
Raber Sterzinger spiele 2, 39;
secht vogel speisz, und bluͦmen zier,
dj nit sölch ärbet (arbeit) thon als ihr.
der mohr hat seine arbeit gethan, der mohr kann gehn. Schiller 3, 93 (Fiesco 3, 4); einen aufbruch thun, aufbrechen Maaler 401ᶜ; die höchste aufopferung, die ein liebendes wesen thun kann. Kant 6, 228 (zugleich ein beleg für aufopferung th. 1, 698); königliche ausgaben thun, machen Schuppius 26; sie thaten den ausspruch, dasz das vergnügen der pflicht weichen müsse. Schillfr 3, 560, s. auch th. 1, 580; einen auszzug thun, facere delectum militum Maaler 1101ᵇ; einen bau thun, s. bau 3: mit dem gepeu warts also .. geordent, das man nit kostlich grosze peu tuen solt. Aventin. 4, 80, 3;
wir giengen, wie der herr betrübt befehl gethan.
Opitz 1, 198;
bescheid thun, s. bescheid 8; dasz wir dessen eine beschreibung thun und geben. Schuppius 414; eine bettelei thun, betteln Elis. Charl. (1881) 561; das man zuerst thue bitte, gebet. 1 Tim. 2, 1 (darumb ich pit zum ersten u. s. w. cod. Tepl.); eine fehlbitte thun. Schiller 6, 294; einen blick thun, s. blick 4, b; ich that sogleich einen seitenblick auf .. Schiller 1, 113;
Heini sein botschaft tete
gen Schweiz von stunden an,
wie er gesiget hete.
Uhland volksl. 478;
was er ein bübery thet Eulensp. 66 (40) neudr.;
wenn augen sich in augen stehlen,
mit tränen tränen sich vermählen,
ist schon der süsze bund gethan (geschlossen).
Schiller 3, 165;
busze thun, s. busze 4:
so wir nu busz hetten gethan.
H. Sachs 11, 446, 11;
(sie) thaten busz' und lieszen sich taufen.
Schiller 12, 36 (Wallenst. lager 8);
danksagung thun th. 2, 739; einen dienst thun, s. dienst 2 und 6, b: stehende soldaten, die auch zu friedenszeiten dienste thun muszten. Schiller 9, 210; die feder thut eine aneinander hängende reihe von drückungen. Kant 8, 202;
do David hat ein eebruch gton.
Gengenbach die 10 alter v. 384;
den eid thun th. 3, 82; ich habe einen eid gethan. Schiller 3, 39 (Fiesco 1, 12); einbruch thun, violare legem Haltaus 291, irruptionem facere Maaler 401ᶜ; dasz er ... wo möglich in Venedig selbst einen einfall thun würde. Schiller 4, 133; einen eingriff thun in. 10, 520;
wenn nicht der ewig gottes sohn
mit uns erbarmung het gethan.
Kehrein kirchenl. 1, 57, 11;
wir haben eine gute erbschaft gethan (gemacht) wie ich höre? Schiller 4, 192; (ich fürchte, dasz sie) zu viel traurige erinnerungen thut. Elis. Charl. (1867) 423; ich thue die (verlangte) erklärung nicht. Göthe 10, 73; erwähnung thun mit genetiv oder von th. 3, 1041; begleiter, dessen A. erwähnung thut. Schiller 9, 217; einen fang thun 2, 155 und th. 3, 1310; wir thaten zusammen unsern ersten feldzug. Lessing 2, 574; fleisz thun th. 3, 1763; vor allen dingen sollte er fleisz thuͦn. Eulensp. 74 (47) neudr.; der lehrmeister thut mit lehren und vermahnen seinen leuten fleisz. pers. roseng. 7, 1;
wenn du fleisz thetst in diesen diengen.
Ayrer 1841, 14;
fortschritte thun. Schiller 9, 129; den frieden thun, schlieszen. ackerm. aus Böhmen 53, 1; einen fuszfall thun th. 4¹, 1023; einen gang, gänge thun, s. gang I, 4, a und b;
der gang, den ich an ihrer seite jetzt
durch's lager that.
Schiller 12, 78 (Piccol. 1, 3);
gestern habe ich einen spaziergang nach der Elbe hinunter gethan. Lichtenberg 7, 302; einen gang mit einem, mit einander thun, s. gang I, 4, e, α:
so schlag her, .. ich wil ein genglein mit dir thon.
H. Sachs 14, 56, 17;
ein gebet thun th. 4¹, 1742;
und thatst ein brünstiges gebet zu gott.
Schiller 13, 215 (jungfr. von Orl. 1, 10);
gegenwehr thun th. 4¹, 2, 2301; gehorsam thun ebenda 2538, gelübde thun 3103; er that ein gelübde, niemals zu heirathen. Schiller 2, 391; sein gemach thun, s. thun I, 2, b;
arzt. eine grosze störung
in der natur, zu gleicher zeit die wohlthat
des schlafs genieszen, und geschäfte
des wachens thun!
Schiller 13, 130 (Macb. 5, 1),
die geschäfte des wachens verrichten. Tieck; und niemand unter euch thut das gesetze (ποιεῖ τὸν νόμον). Joh. 7, 19; das gute um des guten willen zu thun. Schiller 9, 174; gott, der alle hülfe thut, so auf erden geschicht. ps. 74. 12; steuwer und hülf thun. buch d. liebe 702ᵇ; einen kampf thun th. 5, 140, mit jemand buch d. liebe 307ᶜ; einen kauf thun th. 5, 317; ich fing an zu thun die jämmerlichste klag. buch d. liebe 39ᵇ; eine landung thun th. 6, 147. Schiller 8, 131; Cato, der viel hübscher lehren that. buch d. liebe 313ᶜ; eine mahlzeit thun th. 6, 1460; sechs bis sieben meilen, die thut ihr wohl (macht ihr wol, konnt ihr wol zurücklegen). Chamisso (1864) 5, 139; meldung thun, s. meldung 5;
kam je ein leichnam aus der gruft gestiegen,
der meldung that von der vergelterin?
Schiller 4, 29;
ist die mess so ein köstlich werk, warumb thut (hält, liest) dann Witzel nicht mess? Alberus widder Jörg Witzel mamel. F 3ᵇ; du solt auch lassen XXX mes thun. M 6ᵃ; als nun der bapst die mess githon het. Eulensp. 52 (34) neudr.; nachforschung thun th. 7, 54, die nothdurft thun 926, eine pflicht thun 1761; seine getahne (erfüllte) pflicht. Butschky kanzl. 115; eine predigt thun th. 7, 2083; er wolte eine predigt thun. Luther 7, 466ᵃ; die predigt, die daselbst gethan ward. buch d. liebe 268ᵇ; er thut .. solche predigten. Schuppius 26; eine probe thun und pedigen. 382; ein probstuck thuͦn, facere periculum Maaler 401ᶜ; rat thun th. 8, 115; so thue rechnung davon. Schuppius 29;
thu rechnung von dir selbst,
von dir und deiner that.
Fleming 615;
recht thun th. 8, 278; eine rede thun, s. rede 9; die rede, so Eberhard gethan, den andern wol gefiel. buch d. liebe 243ᵈ; nach solcher gethaner red. eselk. 276; er thet eine rede zum volke. E. Alberus 14ᵃ; zu diesem ungeheuren schwarm thät Lucifer ain scharffe red. Simpl. 2, 132, 11 Kurz;
gedencket nicht an desz vatters redt (s. rede 5, b),
die er kurtz vor seim sterben thet.
Ayrer 28, 13;
eine rede thun, befolgen, s. rede 4, c; eine reise thun th. 8, 720 (nnl. eene reis doon): wenn ich nicht diese reise zu thun gehabt hätte. Schuppius 566; wegen der gethanen reise. Felsenb. 1, 116; wahrscheinlich that er die reise über Osnabrück. Möser 7, 21; und thun miteinander eine reise durch das südliche Deutschland. Boie Merck briefs. 1, 65;
die reisen ..., die der Maltheser
durch ganz Europa jüngst gethan.
Schiller 5, 2, 429 (don Carlos 5, 8);
eine reise, die sie nach dem südlichen Frankreich thun wollte. Göthe 20, 51; so wäre die sache gethan. br. 2623 (8, 296) Weim.; es hat niemant in der christenheit gewalt, schaden zu thun oder schaden zu weren. Luther an den adel 16 neudr.; eine schiffahrt an einen sonderbaren .. ort thun. Schuppius 24;
ich hab so manche schlacht gethon.
Gengenbach gouchm. v. 579;
er tet ain schlacht mit den Schwaben und Baiern. Aventin. 5, 4, 8; legte er sich zur ruhe, und thet einen guten schlaf. pers. rosenth. 3, 27;
ich denke einen langen schlaf zu thun.
Schiller 12, 385 (Wallenst. tod 5, 5);
laszt uns auf einmal starke schläge thun, schrecken und entsetzen ersticken den saamen des auflaufs. Klinger theater 1, 97; indem er einen kräftigen schluck daraus (aus der flasche) that. Schiller 4, 75; die frau doctorin thut einen schrei. Göthe 13, 109; der Sicilianer .. that einen lauten schrei und stürzte zu seinen füszen. Schiller 4, 217; ich zehlte alle schrit die er thät. Schuppius 89; thut er denn nur den ersten schritt? er musz sie alle thun! ich kann ihm keinen entgegen thun. Lessing 7, 42; ihr thut eure schuldigkeit. Göthe 8, 118;
er macht ein creutz mit seiner handt
und thet den segn ubr all landt.
Kehrein kirchenl. 1, 265, 2;
er thät einen sprung nach dem holz, griff etliche stücke. Schilling jüngl. (1780) 50; wie manche stiftung haben wir gethan. Schuppius 641; die straf, so gott thun wirdt. buch d. liebe 292ᵃ; man soll solche straf mit dem fewer thun. Carolina art. 109;
darümb lach ich mich sölcher straff,
die oft der traimer thuͦt im schlaff.
brich auf, wenn die glocke den zwölften streich thut. Schiller 3, 476 (kab. 5, 1); der Engländer ... wollte einen streich mit dem degen thun. 4, 216; er hatte einen unglücklichen sturz mit dem pferde gethan. 6, 291;
welcher mensch aber sünde thut.
H. Sachs 15, 420, 22;
eine that, thaten thun, s. that 4, b;
do David hat todtschlag gethan.
Gengenbach die 10 alter v. 461;
sie thun ein treffen mit ihm. Micrälius a. Pr. 2, 280; ein tritt thuͦn, schreiten. Maaler 401ᵃ; ich thet nun auch ein trunk. Götz v. Berl. 35 neudr.; ich bin gewohnt einen trunk wein zu thun. Schuppius 885;
jene tugend, die du kenst, und bescheiden thust.
Klopstock od., krit. ausg. 1, 81;
welcher mensch aber sünde thut,
derselbig thut auch unrecht.
H. Sachs 15, 420, 23;
die ob der sach unwillen thetten (zeigten, äuszerten).
16, 334, 2;
seine verantwortung zuͦthuͦn. Kirchhof wend. 1, 19 (1, 11) Öst.; so müssen sie deszwegen am jüngsten tag eine schwere verantwortung thun. Schuppius 156; die verbüszung, die Christus thut. 130; ich will gegen euch gern mein vermögen thun. Lindener schwankb. 39 Lichtenst.; dasz er einen versuch auf dessen (des königs) herz gethan hatte. Schiller 6, 57; ich ... habe verzicht gethan auf seine ganze herrliche schöpfung. 3, 455 (kab. 4, 4); es were im wol von nöten, ain vorrede zu thun. Luther 3, 41ᵇ;
als ich zu Brandeis die wach' gethan.
Schiller 12, 49 (Wallenst. lager 11);
da die römisch potschaft ir werbung tet. Aventin. 4, 540, 21;
als aber nun
Maximus sein werbung wolt thun.
Spangenberg anbindbr. D 3ᵃ;
viel thun grosze gute werk. Luther 1, 76ᵃ;
tuͦt er die werk, die du hast tan.
N. Manuel vom papst v. 1674;
die tyrannei begnügt sich nicht,
ihr werk nur halb zu thun.
Schiller 12, 424 (M. Stuart 1, 6);
so bin ich ietz geschickt, ewern willen zuthuͦn. Lindener schwankb. 45. 48 Lichtenst.; so that er doch besser meinen willen, als meine bevollmächtigten. Göthe 8, 128; der brief that auch schon seine wirkung. Lessing 1, 288; das wird eine heilsame wirkung thun. Schiller 2, 23; seine (des körpers) kraft kann auch nach der summe der wirkungen, die er thut, gemessen werden. Kant 8, 32;
ausz sölchem neid thet er das wort.
darnach thut einer unter ihnen das wort und spricht. Reutter kriegsordn. 64; der grosze wunder thut. ps. 136, 4;
hernach hast wunderzeichen than.
H. Sachs 11, 291, 2;
(da) that ich schweigend den frommen wunsch.
Klopstock od., krit. ausg. 1, 85;
der wurm des paradieses, der den ersten falschen wurf in der schöpfung that. Schiller 3, 158 (Fiesco 5, 16). — seltener steht ein substantivierter infinitiv als object: mhd. ein grüeʒen, weinen, strîten u. s. w. tuon, s. Nibel. 729, 4. 365, 4. 1973, 4; nhd.
Leander nit syn schwimmen dät.
S. Brant 13, 49;
das sehen das gott gethan hat. Luther 4, 6ᵃ; das sprechen, das er thet. 5ᵃ.
d)
passivisch mit bestimmtem oder unbestimmtem subject, z. b. die gethanen vorschüsse. Lessing 1, 591;
ist der grosze schritt
nur erst gethan.
Schiller 12, 130 (Piccol. 3, 1);
(was) gethan ist, ist gethan und bleibts.
13, 75 (Macbeth 3, 5);
(das) ist bald gesprochen, aber schwer gethan.
14, 333 (Tell 2, 2);
elliptisch:
wann das sterben nur gethan (überstanden wäre).
Logau 3, 7, 85;
das gethan (nachdem das gethan war), nahm er den zügel wieder in die linke hand. Bode Tristr. 4, 15.
3)
zum objecte tritt ein dativ der person oder sache.
a)
einem etwas thun, eigentlich wol (im anschlusz an I, 1) ihm hinsetzen, hinstellen, auf ihn setzen oder legen.
α)
geben, reichen, darbringen, entrichten, leisten, vgl. Schm.² 1, 576:
kein schenk ich euch herwider thu.
H. Sachs 17, 22, 15;
(wer) mir ein gefellig opfer thut.
14, 139, 16;
(wir wollen) den göttern vor ein opfer than.
Ayrer 151, 10;
da mein stumm und blind verlangen
deiner schönheit opfer thut.
gleich als wenn ein fürst tausent gülden seinem diener thette, das er die solt unter etliche arme leute theilen. Luther 8, 227ᵃ; wen ich dir hundert gulden zu behalten thet (zur aufbewahrung gäbe). an den adel 25 neudr. (swaʒ man einem mann .. tût offenbâre zû behaldene. Sachsensp. 3, 5, 1);
(gläubiger,) so dir auf wucher geld gethan.
Ringwald laut. warh. 39;
mein kostherr wäre ihm eine summe geldes zu thun (zu zahlen) schuldig. Simpl. 1, 358, 23 Kurz; sie wolten im ein schenk thuͦn. Eulensp. 79 (50) neudr.; die verehrung, welche ich denen studenten gethan. Schuppius 669; wie grosz geschenk du ihnen reichlichen gethan. schausp. d. engl. komöd. 81 Tittm.; sohn thue mir den bogen. 23 (nd. do mi dat book, reiche mir das buch. brem. wb. 1, 224);
der solt den rossen das futter thun.
Uhland volksl. 359;
der ein stal im ein groszes stück
ausz seinem korb da hinderrück,
thets (gabs) seinem gselln, der solts verstecken.
Waldis Es. 1, 46, 9.
absolut thue her, gib her! Schm.² 1, 576. Lexer kärnt. wb. 76. Schöpf 772.
β)
anthun, erweisen, zufügen, bereiten.
αα)
mit dem allgemeinen object es, etwas, nichts (gutes oder übles): bitte, was ich dir thun sol, ehe ich von dir genommen werde. 2 kön. 2, 9; alles nu, das ir wöllet, das euch die leute thun sollen, das thut ihr inen. Matth. 7, 12;
als dann wil ich euch widerumb
vergelten, was (gutes) ir mir habt than.
Ayrer 64, 20;
nementlich einen schaden, ein leid, etwas übles zufügen: mhd.
werent iuch sîn (vor dem löwen), tuot er iu iht.
Iwein 5296;
wer hât dir iht getân?
Nibel. 795, 4;
owî waʒ hân ich dir getân?
könig Rother 2132;
nhd. gott thu mir dis und das. 1 Sam. 14, 44;
mir hat auch oft getraumet schwer,
du habst mir disz und jhens gethan.
H. Sachs 9, 36, 24;
nu soltu sehen, was ich Pharao thun werde. 2 Mos. 6, 1; nun was thuͦ ich euch? ir thuͦt mir nichts. Lindener schwankb. 47 Lichtenst.;
welcher dir etwas tuͦt.
Uhland volksl. 484;
ir müst mir aber nichts thon.
Ayrer 2402, 22.
das object ist zu ergänzen:
wer hât dir getân?
Parzival 118, 19;
wer hat unser frowen getân?
wer gott fürchtet, der weis das im niemand thut, so im gott gnedig ist. Luther 3, 20ᵇ; wer wolt im thun? 3, 46ᵇ. 4, 243ᵃ; da ward ein bestand (waffenstillstand) gemacht, niemand dem andern zu thun, ward aber von den Polen nicht gehalten, sondern sie theten ... groszen schaden mit brandt. Waissel chron. (1569) 268ᶜ;
wer dir thut, der sol auch thun mir.
H. Sachs 15, 66, 23;
wer hat dir gethan (dich beleidigt)?
Ayrer 2295, 28;
wer hat dir than (dich ermordet)?
762, 21.
es einem thun, wie anthun (th. 1, 498), ihn behexen, bezaubern, berücken Schm.² 1, 575:
er ist gleich bethört ob der zarten, ...
dasz ich glaub, sie habs ihm gethan.
Ayrer 1242, 16;
ich glaub gewisz, dasz mirs gethan sei.
2529, 4;
ich glaube, er hat dirs gethan. Weise kom. op. 3, 16;
dem ists gethan (wie er ist fertig 4).
Göthe 41, 32 (Faust 5294 Weim.).
ββ)
mit einem bestimmten (alphabetisch geordnetem objecte), sich manchmal berührend mit 3, b, α:
solt wier dem feind ein abbruch (theil 1, 17) thun.
Ayrer 133, 33;
und verspreche ich ihm alle beforderung zu thun. kunst über alle kunst 39, 14; beistand thun th. 1, 1236;
wer im iez beistand tuͦt.
Uhland volksl. 486;
wie er uns auch hat than beistandt.
H. Sachs 11, 114, 35;
so würdet ihr uns nicht bösz thun.
Ayrer 524, 13;
dienst, dienste thun th. 2, 1118: das er uns ein groszen vertreulichen dienst thet, als mir kaum ein freund gethan het. Götz v. Berlich. 103 neudr.; mein gedächtnis soll mir gute dienste thun. Klinger theater 2, 89; die vielen feinde .. thaten ihm bei den Böhmen die schlimmsten dienste. Schiller 8, 77; müszten auch ihre theologen gott die ehre thun. Luther br. 5, 377;
ich hab ihm so viel ehr gethan.
Spangenberg anbindbr. G 5ᶜ;
dasz der könig .. uns die ehre gethan, mich hier zu besuchen. Elis. Charl. (1879) 188; er thut einem allen gefahlen (1867) 399, s. th. 4¹, 2101;
er (der kaiser) möchte gerne, das ich ginge,
ich will ihm den gefallen thun.
Schiller 12, 124;
er tut mir gewalt und unrecht. Götz v. Berlich. 99 neudruck. Schuppius 7; thut mir kein gewalt. wolt ihr mich denn gar umbs leben bringen? die schausp. der engl. komöd. 120 Tittm.;
ich will gewalt mir thun.
Wieland d. neue Amadis 10, 16;
(er) keim armen thut kein gut.
H. Sachs 15, 76, 11;
der mir hat alles guts gethan.
Ayrer 99, 19;
einem hilfe thun th. 4², 1324:
und wen er (gott) uns sein hilfe tuͦt,
so wirt die sache noch werden guͦt.
Soltau volksl. 2, 54;
einem ein leid thun th. 6, 654:
der keim menschen kein leidt hat than.
H. Sachs 14, 326, 2;
hat er uch (euch) ein leides gethon. Eulensp. 130 (84) neudr.; was thaten ihnen diese armen frauenzimmer leides, dasz .. Schiller 3, 563;
unser treu und lieb ...,
die wir eurn jungen habn gethan.
Ayrer 64, 30;
so gern thät' ich dir liebes,
und führte dich als braut in deine wohnung.
Schiller 6, 224 (Iphig. 5, 5);
lob sei gott dem vater thon.
Luther 8, 387ᵃ;
thut ihm das letzte recht, versenkt ihn in sein grab.
du hast mir groszen schaden getan.
Uhland volksl. 362;
der träge gang dieses krieges that dem könige .. viel schaden. Schiller 6, 16; wie Ulenspiegel einem pfeiffentreier ein grosz schalkheit thet. Eulensp. 102 (66) neudr.;
vil frummen adel thuͦstu schand,
das du auch edel bist genant.
was schmach ihm Federlein het than.
H. Sachs 9, 340, 8;
ich meint, die schmach sei noch zu rechn,
die mir die Römer haben than.
Ayrer 361, 19;
warumb soll ich den todt mir thun?
1253, 33;
mancher mensch im selb thut den todt.
H. Sachs 11, 418, 30;
der dem könig grosz treue het than.
15, 122, 9;
dasz ich meinem ehrlichen mann
dise grosze unehr hab than.
Ayrer 343, 3;
der thut mir gewalt und unrecht. Götz v. Berlich. 98 neudr.;
ich that dem schicksal unrecht.
Schiller 12, 102 (Piccol. 2, 3);
er betracht tag und nacht, wie er in vil widerdriesz tuen .. möcht. Aventin. 4, 522, 5;
gott hat uns je grosz wolthat thon.
Ayrer 1427, 29;
die zucht ist edel und auch gut,
so im ain mensch selber thut.
Weller dicht. des 16. jahrh. 56.
b)
machen u. s. w. wie bei I, 2, ebenfalls oft nur den verbalen begriff umschreibend, wie auch schon manchmal bei 3, a, β, ββ.
α)
mit dem dativ der person: meiner frau eine kniende abbitte thun. Rabener 1, 153; wo würdest du worte finden, ihm (gott) abbitte zu thun. Schiller 2, 327 (Räuber, trauersp. 5, 6); gesandte, die ihr den antrag thaten. 4, 97; vielleicht wollen sie mir einen liebesantrag thun. Lessing 1, 320; einem einen befehl thun th. 1, 1251f.; jetzt kann ich ihnen .. dieses bekenntnis thun. Schiller 3, 567;
du thatst dem himmel dîese zweite bitte.
13, 216 (jungfr. von Orl. 1, 10);
dasz ich ihm die danksagung thet. Schweinichen 3, 4; einem eintrag thun th. 3, 324; grosze erbietungen wurden ihm von seiten der verwandten gethan. Schiller 4, 275; zwei tage darauf liesz er den ständen die erklärung thun. 7, 77; ermahnungen, die ihr Moses zuvor gethan hatte. Schuppius 294; der grosze fluch, welchen David dem Jacob thäte. 86; ich thäte dem kaiser einen fuszfall. 88; einem ein gelübde thun, s. gelübde 4, c: wir thaten uns das gelübde, alle alte rollen neu zu studiren. Iffland theatr. laufb. 51, 26 neudr.; geständnisse, die ich ihnen bereits gethan. Schiller 4, 239;
diese history zeiget an,
bösz sei, dem sterkern stand zu than (zu widerstehn).
Ayrer 2223, 9;
der teufel habe ihnen auch grosze versprechungen gethan. Schuppius 351; nun will ich dir einen vorschlag thun. Göthe br. 2512 (8, 31) Weim.; als ihm unerwartet vorschläge zu einem vergleich .. gethan wurden. Schiller 9, 318; konnt' ich etwas anders, als ihm vorstellungen zu thun? 4, 327; vielfältige warnungen .., die ihr Moses zuvor gethan hatte. Schuppius 294; einem den willen thun, thun was er will, seinen willen ausführen: man that ihm seinen vollen willen. Göthe 17, 405;
musz ihm der herr doch stets den willen thun.
Schiller 12, 95 (Piccol. 2, 1);
einem das wort thun, für ihn das wort führen, ihn vertheidigen Schm.² 1, 475: er thet den bauren das wort vor recht umb gelt. städtechron. 4, 307, 14; ich sol diesem beklagten sein wort thun. Weidner apophth. 70; ein prediger-mönch .. wolte dem (angeklagten) apotheker das wort thun. Philander (1650) 1, 316;
denkst deiner zusag,
die du in wildem wald mir thatst.
H. Sachs 8, 253, 14.
β)
mit einem sachlichen oder abstracten dativ: einem übel u. s. w. einhalt thun th. 3, 194; der schwelgerei wurde auf immer einhalt gethan. Schiller 9, 148; das thut seiner freundschaft für ihn keinen eintrag. 6, 49; und seinem göttlichen willen helfen folge thun. Luther br. 3, 336, s. folge 3; sie thetten beider willen ein genügen (vgl. genugthun) Lindener schwankb. 42 Lichtenst.;
thustu eim zusagen ein gnügn.
Ayrer 475, 30;
wenn sie meiner neugierde .. ein gnügen thun. Lessing 1, 326;
du konntest spielend deine pflichten üben,
jedwedem schönen trieb genüge thun.
Schiller 12, 259 (Wallenst. tod 2, 2);
eurem begehren statt zu thun. Götz v. Berl. 3 neudr.; den reizen einer meze widerstand thun. Schiller 2, 51.
4)
statt des dativs steht präpositionale fügung mit an (vgl. IV, 3 und anthun); lasset uns gutes thun an jederman. Galat. 6, 10 (darum .. so wirken wir wol zu allen cod. Tepl.);
der wil an uns das ubel thon.
H. Sachs 15, 121, 10;
(was er) an meiner tochter hat gethan.
Ayrer 168, 23;
was die kirch'
an kindern thut.
Lessing 2, 303 (Nathan 4, 2);
was ihr am dauphin thut,
ist weder menschlich gut, noch göttlich recht.
Schiller 13, 232 (jungfr. von Orl. 2, 2);
die straf, .. die jetzt an mir du thust.
Rückert 2, 328.
5)
zum objecte tritt als ergebnis der thätigkeit ein prädicatives adj. oder partic. gramm. 4, 624f., vgl. machen I, 16.
a)
mit acc. der person, z. b.: ahd.
(sie) duent unsih elilenti.
Otfrid 3, 25, 18;
thio buah duent unsih wîsi.
1, 3, 15;
sô sie duent in giwissi.
2, 12, 88;
mhd. die diu grôʒe armuot   dicke unsælich tuot.
Milstätter genesis 23, 23;
in hât unsælec getân
aller sîner sælden wân.
Iwein 7071;
die tuont in liep unde trût.
büchlein 1, 1286;
zwîvel tuot mîn herze kalt.
1289;
sô tuot in ouch diu eine frô.
Walther 93, 19;
mich tuot ir anblick vrô.
Lichtenstein 535, 32;
die tuont mich sô verzagt.
Konrad tr. krieg 22302;
nhd. nur vereinzelt statt machen:
das mich doch nicht betrübet that (var. hat).
H. Sachs 8, 24, 11;
ich wolt euch voll thun (conforire) und über die mauer werfen. Henneberger 271.
b)
mit acc. der sache, ahd. kund, offan duan Otfrid 2, 14, 118. 1, 15, 41, mhd. bekant, kunt, schîn, offen tuon u. s. w. mit oder ohne dativ der person, s. mhd. wb. 3, 138ᵇ. 139ᵇ; kund thun th. 5, 2618f.: thut kund unter allen völkern sein thun. 1 chr. 17, 8; das ward dem becker kund gethon. Eulensp. 28 (19) neudr.;
lasz den teufel dir, dem du von je
gedient, kund thun, dasz ..
Schiller 13, 157 (Macb. 5, 12), dir sagen Tieck.
6)
zum objecte tritt als ergebnis der thätigkeit ein infinitiv. gramm. 4, 94, vgl. machen I, 19 und franz. faire neben infin.
a)
mit acc. der person: ahd. ih tuon iwih wesan mannô fiscarâ (faciam vos fieri piscatores hominum) Tatian 19, 2; (du) vone helle unde vone tôde mih tâte irstên. Notker ps. 29, 2 Wiener hs.; mhd.
diu schœne diu mich singen tuot.
Veldegge, minnes. frühl. 60, 21;
manege kumberlîche zît
tuot er mich lîden.
Erec 3881;
(dasz er) die vînde tet entwîchen.
2718;
sîn eines manheit
diu tetes unstetelîchen
an einen vurt entwîchen.
Iwein 3732;
nhd. daʒ sie das guͦte meidlein .. komen theten (lieszen). Bocc. 39, 2 K.; Reinhard thet sie auf ein bank sitzen. Aimon T 3.
b)
mit acc. der sache: ahd. er ... teta rinnen waʒer ûʒer steine. Notker ps. 28, 8 Wiener hs.; mhd.
willekomen sî die liehte sunne,
diu den winter wîchen tuot.
minnes. 2, 392ᵇ;
nhd. er duot syn schellen so erklingen.
S. Brant 44, 5 u. anmerk.;
(ich) musz in die kirche gehen,
das glöcklein läuten thun (vgl. 7, a).
wunderh.² 1, 28;
so tuo (lasse) ich mir doch messen mê
zwo newer plaber hosen.
Uhland volksl. 644.
c)
acc. der sache und infin. mit zu, ahd. tuon zi wiʒʒanne, mhd. tuon ze wiʒʒenne gramm. 4, 108, vgl. machen I, 20: das er im das nit zuͦ wissen het gethon. Eulensp. 66 (40) neudr., der ritter seinem son alle dinge nach der länge zu wissen thet. buch d. liebe 229ᵇ;
und will euch das zu wissen ton.
Raber Sterzinger spiele 16, 7;
lasz deine frühe gnade
mir bald zu wissen thun.
diesz ist alles, was ich dir zu wissen thun wollte. Wieland Cic. br. 1, 125; ich thu ihm zu wissen, dasz ich ... Claudius 1, 14; sollten sie aber verhindert sein, so bitte ich mir es noch sonnabends zu wissen zu thun. Schiller an Göthe 58 (1, 133).
7)
thun mit infin. wird dann wie das mnl. doen und engl. do auxiliar verwendet zur umschreibung des einfachen verbs, manchmal mit dem nebenbegriffe des pflegens und der wiederholten handlung (s. Zarncke zu Brant 13, 6). gramm. 4, 94.
a)
zur umschreibung des präsens mhd. noch selten:
daʒ si uns tuon bewarn.
Walther 6, 2;
nhd. unzählige male, namentlich in der volkssprache, vgl. Lexer kärnt. wb. 76 (barbarismus ineptissimus est, quo tamen aliqui elegantes videri volentes utuntur, ich thuͦ machen pro facio, ich thuͦ schreiben u. s. w. Alberus dict. HH 2ᵃ, und in der vorrede zu den fabeln X f.: ich hab aber in meinen fabeln nie den fortheil brauchen wöllen, so dem mehrer theil der jenen, die reimen machen, sehr gemein und ir bester betreff ist, als: ich thu schreiben, ich thu lesen, ich thu singen. das sol so viel gesagt sein, ich schreibe, lese, singe u. s. w.):
darumb wil ich ietz sterben thon.
meisterl. 23 nr. 243;
des narren wort thut mich verdrieszen.
fastn. sp. 647, 5;
und dut euch mit frumern gesten bewarn.
790, 20;
si wollen den wein tuͦn trinken.
Uhland volksl. 702;
herr artzt, duͦnt selber heilen üch.
S. Brant 21, 18;
huͦler mit kintheit duͦnt umbgan.
13, 16 u. anmerk.;
darüber thut er nicht weiter bitten. Luther 4, 105ᵃ; der rath so embsig um gedachten magistrum Eberharden bitten thut. br. 5, 286; so thu ich hiernach mengklichen zu augen setzen. Reuchlin augensp. 5ᵃ; des sich ain doctor in reden wider den andern tut behelfen. 3ᵇ;
gott sünd nit übersehen thut.
deine dienst thun mir gefallen.
125ᵃ;
sunst thun euch scheuhen alle stend.
143ᵃ;
das ich den vater lieben thu.
H. Sachs 11, 267, 18;
wie sich all ding verlauffen thu!
1, 19, 28;
grosz armut thut uns plagen.
9, 3, 24;
welches ich dann melden thue. Götz v. Berl. 75 neudr.; ich thue bitten und vermahnen. Kirchhof milit. discipl. 264; gröszer huld und liebe, als ich dem edlen jüngling tragen thu. buch der liebe 234ᵃ; wie sich die falschen bilger thun ernehren. 368ᵃ; warlich es ist nicht alles gülden was da gleiszen thut. Mathesius Sar. 54ᵃ;
der gute leut in seinem muth
wie ein vergeszner äffen thut.
Ringwald l. warh. 77;
er thut darneben
die hände gegen himmel heben.
78;
so lang ich thu leben.
Ayrer 952, 8;
wozu ihr lust und lieb thut han.
944, 16;
thut euch die schöne Hiltgunde nennen.
957, 9;
(ich) will jetzo meine kunst thun lehrn.
949, 8;
thut zu hülf einander kommen.
Opitz 3, 93;
so thu, ach herr, nicht länger schlafen.
auf des Valgi nichtswürdiges thun.
du thust der deutschen noth, du thust den krieg beschreiben,
du thust die lange zeit mit lesen oft vertreiben,
und was du dichten thust, thust du den freunden weisen,
die thun, was du gethan, mit langen reimen preisen,
die sagen, das du thust berühmte bücher machen.
wenn wir die lesen thun, thun wir unmäszig lachen,
warum? dieweil dein thun, wenn wir es recht betrachten,
ob du gleich alles thust, vor ungethan zu achten.
Gryphius lyr. ged. 426 (epigr. 3, 95) P.;
es musz sich nur gewaget sein,
wagen thut gewinnen.
wunderh.² 1, 115;
doktor Faust, thu dich bekehren.
169;
er thut jene .. zu peinlicher strafe verdammen. Schuppius 675; schreiben thut sie zwar sehr gut, ... aber an mich nicht. Rabener br. 25; was mich anbelangen thut: so denke ich .. Möser 2, 197;
(die nachtigall) hör' ich so gut
in meinem kleinen Sanssoucis,
als Friederich sie hören thut
in seinem groszen!
Gleim bei Göckingk 3, 206;
nun weisz ich was euer gnaden meinen thut.
Wieland 11, 219;
ein altes buch
das thut von ihm berichten
viel schnurrîge geschichten.
Bürger (1778) 131;
putzen thun sie sich beide, wie die gecken. Gotter 3, 135; wenn ich ihnen aber einen stelle, der mehr zahlen thut. Lenz 1, 89;
feins liebchen thu nicht scheiden.
F. Müller 3, 130;
und kaum ist mir der kerl so satt,
thut ihn der teufel zum nachbar führen.
Göthe 2, 214;
und jede gestalt wird wohl empfangen,
thut sie mit seinem namen prangen.
220;
processiren thu ich mein tag nicht mehr.
8, 76;
(ich) thu' nicht mehr in worten kramen.
12, 30 (Faust 385 Weim.);
die waare sich selber loben thut.
13, 29;
was thut er an ihrer tochter lecken?
61;
ich thu' sie wohl unschuldig schätzen.
69;
der himmel kann einen auch verwöhnen,
dasz man sich thut nach der erde sehnen.
152;
so thut mir's doch im kopf 'rumgehn.
56, 68;
ob er mit einer gleichgesinnten
sich thut bei tisch und bette finden.
57, 258;
loben thu' ich ohne bedenken. 21, 179; anerkennen thun wir alle die richtigkeit und das gewicht der forderung. 27, 271; bei so bewandten umständen thue ich mein wort zurücknehmen. Kotzebue dram. sp. 2, 328;
dann thut er mit dem schwanze wedeln.
1, 19.
b)
zur umschreibung des präteritums (womit die bildung des schwachformigen präteritums zu vergleichen ist). mhd. nicht nachweisbar, wol aber ndrh. er dede rîden Karlmeinet 169, 5, er dede sitzen 206, 56. 62; nhd. wird zu dieser umschreibung auch für den indicativ noch die alte, aus den volksliedern in den romanzenton übergegangene form thet, thät u. s. w. (A, 2, d) verwendet. gramm. 4, 94:
gar schöne thät er singen.
wunderh.² 1, 35;
ein edler herr thät um sie frein.
63 u. oft:
des hertzogen diener hinder sich weichen thet. Aimon bog. c; der ritter .. bald vor ihm erscheinen thet. buch d. liebe 230ᶜ; solcher trost in gröszlich erfrewen thet. 253ᵈ; der könig in groszen zorn gegen den ritter fallen thet. 229ᵇ; damit er mit lieb von im kommen thete. 230ᶜ; die ritter in kurtzer zeit in Engelland ankommen theten 253ᵃ; den brief er von wort zu wort mit ganzem fleisz lesen thet. Galmy 289; die herolden solches .. auszruffen theten. 150;
und wie es ihm drob thet ergahn,
das werd ihr alsbald hören an.
Ayrer 944, 4;
wenn dieselbig noch leben thet
und ihr vatter nicht verschworn hett,
dasz er die tag, weil er thet leben,
ihr gar keinen mann wolte geben u. s. w.
945, 26;
was vor ein schönes leben ich auf der universität führen thäte. Philander Lugd. 6, 74; wann man den poeten diese fabelhaftige inventiones benehmen thäte. Schuppius 571; dasz sie die schaafe nicht schären, sondern gar die haut abziehen thäten. 417;
das (myrtenreis) ich zum kränzchen pflanzen thät,
und pflegen thät mit fleis.
Bürger (1778) 99;
als ihn hungern thät.
157;
da thät ich mich den ganzen tag mit nichts abgeben, als .. Göthe 7, 126;
(ich) thät ihn doch wahrlich nicht betrüben,
thät ihn, weisz gott, recht herzlich lieben.
12, 148 (Faust 2869 Weim.);
thätst du mirs versagen.
1, 35;
und thätst du was kaufen,
käm' ich wieder gelaufen.
34;
(sie) thät erbärmlich schnaufen.
12, 106 (Eaust 2145 Weim.);
(sie) thät sich auf ihr händlein stützen, ..
(er) thät' gegen ihr über sitzen.
2, 194;
die uns Johannes der prophet
mit räthseln wohl versiegeln thät.
282;
sich thäte kraft in kraft verzehren,
sich thäte kraft in kraft vermehren.
13, 94;
das musz sie nicht der mutter sagen;
thät's wieder gleich zur beichte tragen.
12, 242 (Faust 2880 Weim.);
die augen thäten ihr sinken.
1, 188;
thäten einander umschlungen führen,
thäten mit äuglein sich begäffeln.
15, 62;
als der Sachs noch im land thät pochen.
Schiller 12, 14 (Wallenst. lager 1);
da thät ich ihr haupt bescheeren,
nahm ihr gold und edelstein.
Stolberg 1, 168;
bei der goldnen morgenröthe
thät er seine rüstung an.
171;
eilends thät die mähr erschallen
in der ganzen nachbarschaft.
255;
wo sie schwebend thät sich zeigen,
thäten ihr sich alle neigen.
256;
ach das leben wär ein quark,
thätest du es nicht verbittern.
Lenz ged. 111 Weinh.;
thät ich den hahn dir nicht abkaufen?
Kotzebue dram. sp. 1, 307.
that: so that er rauchen und wenn er rauchen that, so that rauch und asche darnach kommen. Immermann Münchh. 1, 42.
c)
seltener zur umschreibung des perfectums (thun = gethan gramm. 4, 949):
unser sünd hastu thun büszen.
Kehrein kirchenl. 1, 224, 21;
(er hat) sein leben hie auf erden
mit gros wunder thun enden.
306, 2;
so hat er rauchen gethan. Immermann Münchh. 1, 42.
d)
vereinzelt auch zur umschreibung des futurums: gott wird all euer ubel entweder abwenden oder zu besserem .. kehren thun. Schuppius 692.
8)
als resultat (facit) ergeben, ausmachen, betragen, vgl. machen I, 11: jo etwan thuͦt ein gülden zweintzig schilling in etlichen landen. also thuͦt etwan ein lyden me vor gott, denn suss zweintzig ander lyden. Keisersberg bilg. 83ᵃ; thut also dasjenige, das auf die dechanei und krichendiener des schlosses gehet, 506 gülden. Luther br. 797; tuͦt alles was ich in verloffenen 55 jaren meiner practic gewonnen in gelt 43139 [[undefined:poundsign]]. F. Platter 335 B.; das .. tuͦt als pisz auf den tag .. 2572 jaur. städtechr. 4, 238, 17 (vom j. 1577); vier ungrische meilen thun fünf teutsche meilen. Zink öconom. lex. 1583; item haben daran gearbeitet 3 meister, 87 gesellen, thut 90 personen. Lichtenberg 6, 151; sie zahlten ihm, was die gebühren thaten. Gellert 1, 165; was ich ausgelegt habe, thut zwei und vierzig stüber. Immermann Münchh. 2, 60; baslerisch, wie fill tuet (faszt, miszt) dä hafe? Seiler 90ᵃ.
9)
zu thun sein, besonders mit dem unbestimmten subject was, es.
a)
faciendum esse: was ist hier zu thun? kunst über alle künste 50, 10; er besach in allen orten, was da ze thuͦn wär. Eulensp. 107 (68) neudr.; das ist wol zethuͦn (ist leicht auszuführen) 14 (10); ich habe die sache zu leicht genommen und sehe jetzt erst was zu thun ist. Göthe br. 2500 (8, 12) Weim.; mit dativ der person:
so will ich hie der magde mein
sagen, was ihr zu thun wird sein.
Ayrer 337, 30;
was mir zu thun sein mögte, wann ich in himmel wolte. Simpl. 2, 127, 8 Kurz; oder mit für: für einen musiker ist hier wenig zu thun. Göthe br. 2562 (8, 156) Weim.
b)
thunlich, möglich sein: wo es e. f. g. zu thun wäre. Luther br. 2, 668.
c)
abgesehen sein auf, sich handeln um: es ist umb ein stündlein schlaffs zu thun, so wirds anders werden. Luther 5, 14ᵃ; es ist umb ein bösz stund zu thun. Agricola sprichw. nr. 444; es war um eine kurtze zeit zu thun. Schuppius 155; es war um wenig wochen zu thun, so .. Felsenb. 4, 42; und überdiesz ist es nicht um die ehre, der erste zu sein, sondern um ein amt zu thun, dessen last jüngere schultern erfordert als die meinigen. Wieland 7, 168; wenn es um ein angenehmes abenteuer zu thun ist. 11, 193; es ist um eine seele, es ist um ein leben zu thun. Göthe 20, 104; wenns um euer kostbares leben zu thun ist. Schiller 2, 20; wo es um strenge consequenz im denken zu thun ist. 10, 391; mit dativ der person: also ist es gott nur umb ein blasen zu thun, so ist alles dahin. Schuppius 137; wenn es mir .. um ein hübsches frauenzimmer zu thun sei. Göthe 27, 189; jedem war es nicht um mich zu thun. br. 2563 (8, 155) Weim.; es war ihm um vaterländische dichter zu thun. Stilling jug. (1780) 76; um alle diejenigen herbeizulocken, um die es ihm zu thun war. Schiller 9, 17; dem gesetzgeber war es darum zu thun .. 174;
es scheint als wär es ihm (Wallenstein)
um nichts zu thun, als nur am platz zu bleiben.
12, 129 (Piccol. 3, 1).
ohne um, mit abhängigem satz:
es ist zu thun (es handelt sich darum), dasz sie mügen mittel finden.
Logau 2, 3, 48.
10)
zu thun geben, machen, s. geben II, 14, b, machen I, 20: freue dich, es gibt was zu thun. kunst üb. alle k. 194, 21; mit dativ der person: zugleich hoffte er durch dieses vorpostengefechte den feinden zu thun zu geben. Schiller 9, 57; einem zu thun machen, negotium facessere alicui. Stieler 2352; sich etwas zu thun machen an. Schiller 12, 169; basl. zu thun geben, machen, zu schaffen machen, kummer bereiten. Seiler 90ᵇ.
11)
zu thun bekommen. Aler 1894ᵇ; zu thun haben, sieh haben II, 4, e, β:
was er wird hie haben zu than.
Ayrer 152, 28;
was hast allhie bei uns zu than?
1329, 34;
als ob ich sonst nichts hett zu thun.
1624, 11;
ohne dasz dabei die zeit etwas zu thun hat (ohne dasz es dabei auf die zeit ankommt). Kant 8, 202; dem soldaten gehts in winterquartieren wunderlich. da hat er nichts zu thun. Lessing 1, 557; ich habe nichts mehr in dieser welt zu thun. Schiller 3, 452 (kab. 4, 3); mit nachsatz oder infinitiv mit zu:
die dennoch all haben zu than,
dasz wir erhalten frid im landt.
Ayrer 209, 26;
je höher man ihn (den prinzen) gestellt hatte, desto mehr hatte er zu thun, sich auf dieser höhe zu erhalten. Schiller 4, 270; absolut: ich bleibe noch acht tage und solang hab ich noch zu thun. Göthe br. 2497 (8, 9) Weim.;
ein jeder hat für sich zu thun.
werke 12, 261 (Faust 4848 Weim.).
zu thun haben mit (vgl. schaffen) Maaler 402ᵃ: hast du auch etwas meer zu tun gehabt mit der? Terent. deutsch (1499) 17ᵇ; denn ich wil mit dem giftigen neid nicht (nichts) zu thun haben. weish. Sal. 6, 25; da sprach ich ihn an, was ich mit ihme zu thun hett. Götz v. Berlich. 74 neudr.; dann wir hatten nichts mit ihnen .. zu thun. 48;
vor dir soll allen weibern grauen,
dasz sie mit dir nichts betten zu thun.
Ayrer 488, 33;
ich hatte mit dieser frauen viel zuthun, gab ihr endlich meinen diener mit, und schickte sie zu einem geschickten medico. Schuppius 584; der könig hat genung mitt seinem parlement zu thun. Elis. Charl. (1867) 141; er merkte, mit wem ers zu thun hatte. Stilling jug. (1780) 84; wer mir den ehstand angreift, .. der hat es mit mir zu thun; oder wenn ich sein nicht herr werden kann, habe ich nichts mit ihm zu thun. Göthe 17, 107; so hat man doch mit derselben (welt) nichts zu thun. br. 2587 (8, 209); sie (bösewichter) sind pfiffig, so lang sie es nur mit dem kopf zu thun haben, aber sobald sie mit dem herzen anbinden, werden .. sie dumm. Schiller 3, 474 (kab. 5, 1); kriegerische verdienste, die mit der vertheidigung des staats nichts zu thun hatten. 9, 321. — mit einem oder mit einer sache zu thun haben, ohne es: was für eine marter ist es, mit einem menschen von ihrer art zu thun zu haben? Lessing 1, 281; ich verwette meine seele, dasz er mit einem schurken zu thun hat. Schiller 4, 211;
(er) hat gewiss nicht hier
mit dieser frevelthat zu thun.
Göthe 9, 368 (nat. tochter 5, 5);
zu thun haben, dasz, oder mit zu und infin., ich hatte zu thun mich seiner zu erwehren u. s. w.
12)
mit dem unpersönlichen subjecte es, das
a)
und einem bestimmten objecte als ergebnis der thätigkeit: als es einen sehr nassen regen that. Kirchhof wendunm. 335ᵃ; anno 1242 hat es bei Suhla .. einen groszen, starken, ungewöhnlichen regen gethan. Spangenberg henneberg. chron. (1599) 110; ja ich könnte sterben und es würde keinen ruck thun. Göthe br. 2500 (8, 12).
b)
es (das) thut's, thut's nicht, thut nichts.
α)
es thut's, thut's nicht, es ist thunlich, es geht, genügt (nicht): es thuͦt sein nit (es geht nicht anders) Keisersberg has im pfeffer c 1ᵇ; denn es thut's nicht, das ein mensch mit klostergedanken etwas regiren solte. Luther tischr. 1, 53; das thuts nicht. 42;
ey, es thuts also nit.
Ayrer 3080, 26;
ir herrn sagt, ob das nicht thet (thunlich wäre),
dasz ...
174, 16;
das wil's ja nicht thun. H. Jul. v. Braunschweig 134 Tittm.; es thuts nicht, non sufficit Stieler 2352.
β)
es thuts (genügt, ist ausreichend, gut genug) Seiler Basler mundart 90ᵃ, mit nachfolgendem wirklichem subject, s. es I, c: kinder, die zum erstenmal nach Landau kommen, müssen die kette durchbeiszen, es thut's aber ein bisz in ein milchbrödchen. Becker die Pfalz und die Pfälzer 459; mit dem dativ der person (für):
waldbruder. mein lieber wirdt, bring uns ein wein!
wirt. dünkt mich es thu euchs wol ein bier.
H. Sachs 11, 364, 28;
engel. mein wirdt, bradt uns ein gutes hun!
wirt. es wirdt euchs wol ein kuefleisch thun.
365, 1;
den flegeln (bauern) thut es wol
ein grobes haberbrodt, was für die landsknecht toll
musz weisz und weitze sein.
Opitz lob des kriegesgottes v. 607.
γ)
ausmachen, zu bedeuten haben, schaden: was thuts? Klinger theater 2, 100. Göthe 19, 59; es thut freilich nichts, wenn unser junge ein biszchen älter ist als der ihrige. 14, 258; meine rechte hand ist verrenkt. es wird nichts thun, es ist gleich wieder in ordnung. 11, 27; auch mit unterdrücktem subject es: thut nichts Lessing 2, 302 f. Schiller 15, 1, 46. Immermann Münchh. 1, 126; mit dativ der person (vgl. I, 3, a, β): das thut mir nichts. F. Müller Faust 47, 27 neudr.; das thut dir nichts. Simrock sprichw. 559.
δ)
es thut nichts zur sache, es kommt bei der sache nichts darauf an, hoc nihil ad rem, non quadrat Stieler 2352: ich bin ja nicht die mama. das thut nichts zur sache. Gotter 3, 128; diese briefe sind wirklich geschrieben? thut hier nichts zur sache. Schiller 10, 274.
c)
passivisch gethan sein: es war wohl gethan, die übrigen partien in eine gefällige nacht zu verhüllen. Schiller 9, 214;
α)
gethan (abgemacht, ausgerichtet) sein mit:
(es) sol damit nit sein gethan.
Waldis Es. 4, 21, 128;
mit dem gered da ist's nicht gethan.
Schiller 12, 44 (Wallenst. lager 11).
β)
gethan sein um
αα)
beschaffen, eingerichtet sein: wenn er nicht wüszte wie es umb den menschen gethan wäre. Luther 4, 199ᵃ;
allweg ist es ümb uns gethan,
als fieng wir erst zu leben an.
ββ)
geschehen sein um, aus sein, verloren sein (actum est de aliquo, de aliqua re) gramm. 4, 823:
ich sorg, es sei umb ihn gethan.
Ayrer 1010, 3;
so ist es ... um deinen hals gethan.
Gryphius trauersp. 100 P.;
es ist bald um si gethan.
Uhland volksl. 476;
ihr seuftzer fliegt und sagts ihr an,
dasz es fast üm mich gethan.
Neumark lustw. 149, vgl. 144;
nun ist's .. um den thürmer gethan.
Göthe 1, 230;
ach es ist um ihn gethan!
11, 189;
so sei es gleich um mich gethan!
12, 86 (Faust 1693 Weim.);
und um mich war's gar bald gethan,
die sinnen gingen mir über.
2, 194;
so ist es auch um den einfall des grafen Caylus gethan. Lessing 6, 460; es ist doch um mein bleiben bei dir gethan. Göthe 23, 90;
nun im frühling ach! ist's
um die freuden gethan.
1, 32;
um's prachtkleid ist's gethan.
221;
um des jahres ärnte ist's gethan.
Schiller 11, 87 (Piccol. 1, 4).
γγ)
abgethan sein mit: griffe jemand sogleich zu, risse ihn an s land, so wäre es um einmal nasz werden gethan. Göthe 18, 290.
13)
gethan partic. adj. gestaltet, beschaffen, sich verhaltend, mhd. wol, übele, sô u. s. w. getân wb. 3, 143ᵃ (vgl. sogethan, sothan, wiegethan): wie ein gut gewissen solle gethan ... sein. Luther 3, 90ᵃ; also sind alle menschen gethan. 211ᵇ; nun sind dieselbigen tropi in der schrift also gethan. 470ᵇ; weil es unter den christen so gethan ist. 392ᵃ u. oft;
die welt ist nun also gethan:
wer triegen, liegen, schmaichlen kan,
der bringt gut, ehr und lob darvon.
Weller dicht. des 16. jahrh. 116;
nun merkt, ihr herrn wol gethan.
Raber Sterzinger spiele 23, 1.
II.
Reflexives thun.
1)
sich thun als allgemeiner ausdruck der bewegung (tirol. der wagen tuet si nit, geht nicht Frommann 4, 455), mit angabe der richtung, vergl. I, 1, IV, 5 und machen II, 6.
a)
mit persönlichem subjecte.
α)
mit einer präposition: ahd.
er sih fon im dâti (entfernte, trennte).
Otfrid 1, 8, 17;
nub er .. sih fon themo sciffe dâti (sich aus dem schiffe warf).
3, 8, 36;
nhd. seit dem 15. jahrh. (nun veraltet): do tet sich der Hans von Waldenfels ausz dem stetlein (machte einen ausfall) mit sibenzig zu fuszen. städtechron. 2, 66, 6; da tet (schlug) er sich zuͦ den von Helestain. 4, 313, 8; der haubtman .. tet sich (gieng, ritt) wider zu den seinen. Wilw. v. Sch. 58;
etlich duont sich in buͦben rott.
S. Brant 6, 63;
da thet er sich in das land zuͦ Hessen. Eulensp. 38 (27) neudr.; wurden wir zuo rat, uns dester fürderlicher in Portugal zu thon. Ehingen 18; als man sich in das gebürg thun wolt. Schöpf 772 (vom j. 1527); so du dich bei zeit zu gott thust. Hiob 8, 5; warumb thustu dich nicht von mir? 7, 19; das ist ... ein zeichen der barmhertzigkeit, das er (gott) sich so freundlich zu in thut. Luther 4, 30ᵃ. 6, 340ᵃ; das ich mich so gar unversehens in ... die stad Wittemberg ... gethan hab. 2, 86ᵇ; als ich auch ... mich erstlich auf den plan gethan. br. 2, 337; er muszte sich freilich ein zeitlang aus dem lande thun. 3, 291; hierauf söllen sy sich aus unsern landen thun. landpot in Ober- u. Nieder-Baiern (1516) 15ᵃ; das sich die ehhalten aus ihren diensten nit thun sollen. Schm.² 1, 576 (vom jahre 1543); er solt sich haimlich zu seinem vetern .. tuen. Aventin. 5, 591, 7; das die völker .. von wegen einer aufruͦr sich in dise gegne gethon haben. Frank weltb. 27ᵇ; wer kein fleisch isset, sich von den leuten thut. 209ᵃ; da er ... in schneller eil sich ausz diesem groszen lermen auf die strasz gethan. Fronsperger kriegsb. 3, 137ᵃ; sie theten sich auf ein höhe, zu sehen, was da were. buch d. liebe 185ᶜ; in dem so leuchtet der helle morgen ausz den wolken, und thut sich die sonn auf das gebirg. 183ᶜ; sie hatten sich zu weit vom hauffen gethan (entfernt). 218ᵃ; so bitte ich, ihr wöllet euch biszweilen zu unsern jungfrawen thun, und sie in unserm abwesen trösten. 249ᶜ;
gepürt es sich, das ich mich thet
an ain hoch ort.
Fischart flöhh. 1193 Kurz;
er thet sich so nahe es gesein mocht zuͦ den Frantzosen. Kirchhof wendunm. 1, 32 (1, 20) Öst.; welches thier thut sich freundlicher zum menschen dann ein hund? Wirsung arzneib. 610; warumb er denn nicht näher sich zu ihm thäte. pers. rosenth. 1, 16; ein herr musz seine milde hand .. gegen die seinen aufthun, dasz man sich desto lieber zu ihm thue. 1, 15; da thät er (der bräutigam) sich freundlich zu ihr, da sie ihm nachlief, da floh er von ihr. Staupitz liebe gottes von Arnd (1670) 43; nd. sek von sinnen daun, auszer sich sein vor schmerz Schambach 40ᵇ. — prägnant sich zu einer, zu einem thun, sich mit ihr, mit ihm fleischlich berühren, vermischen: niemand sol sich zu seiner nehesten blutfreundin thun. 3 Mos. 18, 6, vgl. 20, 16; sie (priesterin) durft forthin bei strafe des feuers sich zu keinem manne thun. Henneberger beschreib. 17; eins morgens fruͦ that ich mich zu einer meid, schmuckt sie zu mir. Fischart Garg. 28ᵇ.
β)
mit einem adverb: mhd.
swîget unde tuot iuch in (in das schiff).
Trist. 8703.
sich abe, nider, ûf, ûʒ u. s. w. tuon wb. 3, 140f.; nhd. sich davon, hinzu (s. dasselbe), zusammen thun u. s. w.: die sich bei monschein davon thuen. Schöpf 772 (vom jahre 1527); der sol sich wider anhaim thuon. ebenda (1526); unter den miszvergnügten thaten sich ... aufs engste zusammen. Schiller 9, 9; thun wir uns zusammen. C. F. Meyer J. Jenatsch 346.
b)
mit sachlichem subject, mhd. sich tuon an, zuo, sich anlegen, anschmiegen:
der roc der was ir heinlîch,
er tete sich nâhe zuo der lîch (körper).
Trist. 10914;
der selbe pfelle der tet sich
an den valt und an den strich
alsô nâhe.
11129.
nhd. vereinzelt sich thun um (vgl. umthun):
aber ach! auf allen zügen
liegt es wie der wolkenschleier,
der um gipfel sich gethan.
Göthe 13, 248.
2)
sich thun mit infinitiv = lassen (franz. faire): darumb wart der herzog Ott so zornig, das er sich hören tet, sein leben lang kein richtung mit in anzunemen. Wilw. v. Sch. 58.
3)
leipzigerisch sich thun, sich zieren, anspruchsvoll auftreten Albrecht 223ᵃ.
4)
unpersönlich es thut sich, thut sich nicht, wie es macht sich (machen II, 1): also thut sichs nicht in der christenheit, das eitel ehrliche gefäsze drinnen seien. Luther br. 3, 8; mundartlich es thut sich, es geht an, ist so leidlich, macht sich Spiesz henneb. id. 254.
III.
thun im sinne eines vorhergehenden verbs.
1)
ahd. und mhd. dient tuon oft zur vertretung eines vorhergehenden verbs, in dessen construction es dann in der regel eintritt, z. b.:
hilf, druhtîn, mir in nôti,   sô thû hiar nû dâti
thesemo armen wîbe.
Otfrid 3, 17, 63;
er huab in ûf thô thaʒ muat,   sô er uns emmiʒigên duat.
3, 18, 59;
si warnt si güetlîche,   sô vriunde liebe vriunde tuont.
Nibel. 971, 4;
si warte nâch den mâgen,   sô friunt nâch friunden tuont.
1654, 2;
hern Gâweinen minn ich:
ich weiʒ wol, alsô tuot er mich.
Iwein 5108;
daʒ er mich lieber welle hân
dann er mich noch hât getân.
8096;
wande sî sîns sôdes gerten
alsam der wolf der schâfe tuot.
1379;
ich sihe iuch gern, als tuon ich sie.
Parz. 403, 1;
si sehent mich bî in gerne, alsô tuon ich sie.
Walther 35, 19.
2)
auch im älteren nhd. ist diese constructionsweise erhalten:
ich reis nit ser nach guͦt,
als mancher reicher burger
nach groszem wucher tuͦt.
Uhland volksl. 583;
er werdt uns hilflich bei gestahn,
wie er vor alters hat gethan
unsern vettern.
H. Sachs 11, 115, 37;
und mach im bald zwei esels oren,
wie du dem Lucio hast gethon.
Gengenbach gouchm. v. 948;
ich geb im eins an seinen kopf,
als man thut einem schwein.
Weller dicht. des 16. jahrh. 9.
gewöhnlich steht bei thun nur ein die aussage oder das object des vorhergehenden verbs andeutendes wie, so, so wie, es, das u. s. w., mag dasselbe eine construction bei sich haben oder nicht: musz man aber ... sagen, wie etliche thun. Luther an den adel 47 neudruck;
da ein gut freund zum andern geht,
wie man denn auch vor jaren thet.
H. Sachs 9, 3, 15;
und schenkst mir groszes gut,
das sich nicht läszt verzehren,
wie irdisch reichthum thut.
ein frommes weib gibt gott, die vorsicht thut es nicht.
Logau 1, 6, 21;
der kam .. in die kirchen seinem pfarrherrn zuͦ beichten, wie er auch that. Kirchhof wendunm. 1, 297 (1, 244) Öst.; weillen ich ... nie aderlasse noch purgire, wie andere thun. Elis. Charl. (1867) 426; schweigen musz sie, .. das thut sie nicht. Rabener br. 32;
sie nahm die schwestern beim arm, wie zärtliche schwestern thun.
der neue Amadis 12, 22;
so werden dir einst die stygischen plagen folgen, wie ich nun thu. Klinger 2, 125; Stilling kaute an einem spänchen; so pflegte er wohl zu thun, wenn er sachen von wichtigkeit überlegte. Stilling jug. (1780) 101; ich sah ihn die unterlippe zwischen die zähne klemmen, welches er nur thut, wenn er am grimmigsten ist. Schiller 2, 86; der mann hatte sich aufs gras hingestreckt, ich that ein gleiches. 4, 74; wir gingen viel zu fusz und thaten's uns einander wechselseitig zu gefallen. Göthe 16, 277; W. (ihr) andenken ist diesen abend wieder unendlich neu .. vor mir geworden. F. das thuts wohl öfters. 7, 122; J. erinnerst du dich des sausenden sturms? F. ich thue es. Klinger 3, 248;
erweckt' er lebend ihre sehnsucht nicht,
so thut ers todt in speergefechten einst.
Stolberg 14, 221;
doch kann das hindeutende es u. s. w. auch fehlen: graf Karl. mein vater! ... er fürchtet sie! Fabris. thut er? Klinger theater 2, 85.
IV.
thun mit fortlassung eines objectes (auszer den schon bei II und III vorkommenden fällen). vgl. machen III.
1)
in irgend etwas thätig oder wirksam sein, handeln, verfahren, sich verhalten (thun heiszt nach seiner überzeugung handeln. Hippel 4, 172).
a)
ohne weiteren zusatz: sie quedent inti ni tuont (dicunt enim et non faciunt). Tatian 141, 1;
er mac, er hât, er tuot.
Walther 35, 3;
dô rieten die alten und tâten die jungen.
85, 30;
wer liebt, der schwäze nit viel, der thu!
Lenz ged. 172 Weinhold;
thun möcht ich! retten! Klinger theater 1, 120; wir handeln, wirken, thun. betracht. (1803) 2, 170; jener (der edelmann) soll thun und wirken, dieser (der bürger) soll leisten und schaffen. Göthe 19, 153;
ein guter abend kommt heran,
wenn ich den ganzen tag gethan.
3, 169;
herr, nun habt ihr bald gethan?
11, 169.
b)
thäte in bedingungssätzen mit oder ohne negation im sinne des mhd. entæte (thäte nicht, wäre nicht wirksam oder vorhanden), s. zeitschrift für deutsche philologie 23, 42ff. 293.
α)
ohne negation, d. h. das alte en ist abgefallen; öfter bei Luther (s. zeitschrift a. a. o., wozu hier einige neue belege kommen): wo weib und kind thet, weren villeicht weder haus, dorf noch stedte auf erden. 1, 467ᵃ; wo die (kaiser und fürsten) jetzt theten, wo were der arme bettler lengest von motten gefressen. 5, 62ᵇ; ia wenn die unkeuscheit thete. ausleg. von 1 Cor. 7 (1523) B 4ᵇ; das sie .. nichts zu leren hetten, wenn unser bücher thetten. wider Hans Worst 54 neudr.; und wenn dieselbigen thetten, die welt vergienge von stund an wie Sodom und Gomorra. das schöne confitemini ausgelegt (1531) C 3ᵇ; wenn der verdrieszliche handel thät. br. 5, 786;
du wärst nicht, thäte gott, und aber thäte gott,
so wärst du lang ein raub dem teufel und dem tod.
Logau 1, 4, 65.
β)
mit negation:
(er) wär auch da wol nicht gar lange,
thäte nicht sein ehrlich nahme.
1, 7, 37;
wann das aber thäte nicht, wer hätte was zu klagen?
aber trägt die schuld, dasz uns wenig wil behagen.
2, 7, 80;
o thäte nicht sein böser hund,
ich müszte die sen schäfer küssen.
Gellert fab. u. erz. (1784) 1, 53;
und hätten ammen, kammerfrauen
und guvernanten nicht gethan,
so hätten sie, mit gottes segen,
ganz wackre mädchen werden mögen.
Wieland 18, 137.
c)
thun als:
nû tût als ein witzich wîb.
Veldeke En. 343, 32;
daʒ wir tuon (handeln, leben) als er tet.
L. v. Regensburg Franc. 5032;
er hat als ein bub gethan.
Ringwald l. warh. 138;
uf solch ausschreiben haben wir beede .. gethan als diener. Götz v. Berlich. 78 neudruck; du wollest als ein vater ... thun. Schuppius 683; der herr wolle thun als ein ehrlicher ... mann. 685;
du hast als held gethan.
Schiller 11, 273;
nicht geziemt dirs
noch als knabe zu thun.
Voss Od. 1, 298
(1781 fürder geziemen
kinderwerke dir nicht).
d)
thun so, wie, also: sô tuon ih (sic facio) Tatian 165, 7;
det er, sôs er io duat.
Otfrid 4, 11, 3;
nu râte wie ich tuo.
Nibel. 312, 1;
wie tuot ir sô.
2125, 2;
will sehen, wie ich thue.
Waldis Es. 1, 25, 16;
ach herr gott, wie sollen wir thun.
H. Sachs 17, 22, 30;
wie ich nu gethan habe, so hat mir gott wider vergolten. richt. 1, 7; sehet auf mich und thut auch also. 7, 17; Diogenes hielte den für glückselig, der also lebte und tähte, dasz ... Butschky Patmos 26 (13).
e)
sonst mit einem adverb der art und weise, z. b.: oba iʒ arloubit sî in sambaʒtag wola tuon oda ubilo (bene facere an male). Tatian 69, 4; wanta her wîslîcho teta (quia prudenter fecisset). 108, 4;
wir duen avur zi êrist   sô wir mugun wirsist.
Otfrid 3, 19, 29;
quâdun thô thue liuti,   er unrehto dâti.
3, 4, 35;
daʒ si ungetriulîche   vil gerne haben getân.
Nibel. 1783, 4;
sô hân ich bœslîche   und vil übel getân.
2091, 2;
sô sol iu got gebieten   daʒ ir friuntlîchen tuot.
2033, 2;
ich wæn sî rehte tâten.
Iwein 2400;
die liebe tuot unlobelîche wê.
47, 7;
ach, ach ich hab sehr ubel than.
H. Sachs 17, 55, 29;
ir hend angstlichen übel ton.
N. Manuel Barbali v. 191;
ach gott, wie thörlich hab ich thon!
Ayrer 2782, 27;
ach lieber vatter, thut doch so wol (später thut mir doch so viel zugefallen) und laszt uns die kleider wider werden. buch d. l. 20ᵇ; ihr thut wohl, noch nicht in die Pfaltz zu gehen. Elis. Charl. (1867) 25; sie haben also nicht wohl gethan, sich wieder hierher zu bemühen. Lessing 2, 58;
ihr thut wohl, dasz ihr weiter geht.
Schiller 12, 55 (Wallenst. lager 11);
ich denke so: was nicht zusammen kann
bestehen, thut am besten sich zu lösen.
13, 229 (jungfr. von Orl. 2, 2);
wer freudig thut, sich des gethanen freut.
Göthe 2, 255;
und wenn ihr halbweg ehrbar thut.
12, 100 (Faust 2027 Weim.);
nur nicht so rasch und unbedacht gethan!
47, 125.
gemach thun theil 4¹, 2, 3126f. gut thun, besonders negativ mit persönlichem oder sächlichem subjecte: der knabe thut nicht gut, ist nicht folgsam, taugt nichts, vgl. thunichtgut;
reich und arm thun bei einander selten gut (vertragen sich selten).
fastn. sp. 517, 27;
eine sache thut gut, nicht gut, verläuft gut, taugt, nützt oder hilft (nicht):
wiewol es tut int leng nit gut.
H. Sachs 17, 28, 10;
eilen thut selten gut. pers. rosenth. 6, 4 überschrift; wann sie lang mit den cavalliern conversirt haben, denken sie endlich das ding thue kein gut. Schuppius 4; ich befand wol, dasz mein sach in die läng kein gut thun würde. Simplic. 1, 316, 23;
ei, ei! das horchen thut nicht gut!
Göckingk 3, 140;
gelaszner. übereilung thut nicht gut.
Schiller 6, 140 (Phöniz. 2, 4).
unpersönlich es thut gut, wol, sanft, weh u. s. w.:
wie sanfter thuts zu sterben.
Lenz ged. 118 Weinhold.
f)
präpositionale fügungen.
α)
thun an (vgl. I, 4):
(er hat) übl gethan
an einem frommen herrn und mann.
Ayrer 344, 1;
der herzog hat als freund an mir gethan.
Schiller 12, 251 (Wallenst. tod 2, 5);
daran hab ich sehr wohl gethan. 3, 568;
wohl! daran thut er recht.
12, 83 (Piccol. 1, 4).
β)
thun nach, zu: dinge, nach denen so vast alle menschen ... tag und nacht tuen (streben, trachten). Aventin. 4, 622, 8; wie fast er nach einem ding thuͦt, man schweig nur still, so laszt ers mit der zeit selbs fallen. Frank weltb. 38ᵃ; dazu thun theil 2, 872. Schm.² 1, 575:
wil nuͦn der adel dar zuͦ tuͦn,
so vindt ers bi einandern
uf einer witi ligen schon
vil mengen man.
Liliencron volksl. 111, 8 (v. j. 1460);
so hab ich mit groszem fleisz ... darzuͦ gethon, däs er (der esel) etlich buͦchstaben kan. Eulensp. 45 (30) neudr.;
die werden jetzund thun zur sachen (zur sache sehen, sie in ordnung bringen).
Fischart nachtrab 375 Kurz;
rasch nur zum werk gethan!
Göthe 40, 383.
thun gegen, mit: sie that gegen mich freundlich. Göthe 19, 80; er that freundlich, ja zärtlich gegen sie, und sie nicht weniger gegen ihn 15, 203; der baron hat sehr zärtlich mit uns gethan. 15, 12.
γ)
thun wider:
wio sie dâtun widar got.
Otfrid 5, 6, 5;
der tuot wider gotes hulde.
Thomasin w. gast 9370;
sie tuont wider die lêre Christi. Megenberg 218, 22; das er wider seinen befehl thut. Luther 6, 296ᵇ;
und wölt nicht mehr wider uns than.
Ayrer 239, 31;
dasz sie thun wider ehr und recht.
333, 15;
wir jungfrauen ausz einfalt han
wider unser gewissen than.
430, 23.
ebenso zuwider thun mit dativ:
all deine freunde haben mir
von anbeginn zuwider than.
Waldis Es. 1, 2, 21.
2)
mit dem dativ der person oder sache, worauf die thätigkeit, deren art oder ergebnis durch ein adverb ausgedrückt wird, sich bezieht.
a)
thun wie, so, also: nimm für guͦt, wie dirs glück thuͦt. Frank sprichw. 1, 75ᵃ; einer sache (dem, ihm) thun, eine angelegenheit behandeln, damit umgehen, verfahren, sich dazu verhalten, es anfangen, anstellen, ihm abhelfen (vgl. der 1, l, α, ihm 4 und dieselbe construction mit sein gramm. 4, 705): sag mir, wie du der sach wellest thuͦn. deutsche volksb. (15. jahrh.) 32, 26; do ging das gantze concilium .. zuͦ rote, wie sie disen sachen tuͦn soltent. Königshofen 613, 28; er ward zornig und wuszte doch nicht, wie er den sachen thun solt. buch der liebe 20ᵇ; demnach bitt ich euch um ein raht, wie den dingen zu thun wer. Fischart klag des ehstands (1619) 246; ich wil den sachen also thun. Eulensp. 42 (28) neudr.;
ich weisz, wie ich den dingen thu.
H. Sachs 14, 114, 24;
also wolt wir der sachen than.
Ayrer 948, 15;
nu wol hin, wie woll wir im denn tuͦn.
fastn. sp. 621, 29;
wie sol ich ihm thun? Luther 6, 556ᵇ; wie hast du ihm doch gethan? Wickram rollw. 28, 7; und gedacht, wie ist dem gethuͦn (abzuhelfen). 15, 17;
hörend wie im Christus tuͦt.
N. Manuel Barbali v. 1646;
weisz nicht, wie ich dem thu.
H. Sachs 11, 102, 29;
wir wollen sehen, wie wir ihm than!
Ayrer 471, 20;
so wöllen wir ihm than.
346, 19;
wie ihm zu thun wäre. Simpl. 3, 215, 25 Kurz; wir feierten also die geburtstäge, merk' aber, wie wir ihm thäten. Claudius 3, 112. — ohne adverb: wer kann ihm thun (wer kann dafür), das ers nicht gerathen! Simpl. a. a. o. 327, 18; negativ du kanst im nit thuͦn (kannst dem nicht abhelfen). Wickram rollw. 55, 8.
b)
mit den verschiedensten adverbien, deren viele aus alten substantiven entstanden oder mit ihnen nun gleichlautend sind, so dasz berührung mit I, 3, a, β, ββ stattfindet.
α)
mit persönlichem subjecte und dativ der person oder sache: der eine malzeit zurichten und den gesten gütlich thun wil. 2 Macc. 2, 28;
mich dünkt, er sei ein guter man,
er hat uns ie noch gütlich than.
H. Sachs 14, 292, 23;
ich will dir also guͤtlich tuͦn.
Uhland volksl. 703;
sie wünschte hausmutter zu sein, um ihm recht gütlich thun zu können. Stilling jug. (1780) 37; wenn du ihm ein wenig freundlich thätest. Göthe 8, 231;
ein fürst, der, immer von gutem muth,
auch andern gern anmuthig thut.
47, 117;
es sind männer, wir wollen ihnen schön thun. 14, 52;
sind dir gar lockre leichte gesellen,
lassen sich gerne schön thun und loben.
Schiller 12, 14 (Wallenst, lager 1);
dieselben theten mir so bang.
der mir ewig bange thut.
einem recht, wol, übel, leid, wehe thun (s. bei den betreffenden wörtern), einer person oder sache genug (th. 4¹, 2, 3194), zu nahe (th. 7, 284), zu viel thun: derselbigen herschaft zu nahe thun. Luther br. 3, 270; das will ich eben nicht behaupten, aus furcht ihnen zuviel zu thun. Lessing 1, 307; einer sache recht, wol thun (s. IV, 2, a):
den sachen wöllen wir schon recht than.
Ayrer 948, 15;
er hat den sachen recht gethan.
Uhland volksl. 590;
diese wissen dem wol zu thun (dem wol abzuhelfen). Fischart bienenk. (1580) 237ᵇ.
β)
mit sachlichem subject, z. b.:
dasselb thut mir sanft und wol.
fastn. sp. 629, 34;
alles, was nur dem leib wol thut.
H. Sachs 9, 194, 26;
solcher fried ist schwerlich gut,
der nicht bauern sanfte thut.
Logau 3, 3, 73;
(er) spricht kein wort, wie sanft ihm auch die frage thut.
Wieland 18, 129;
gut, wol, wehe, leid u. s. w. thun: die geschichte (sache) that mir damals sehr gut. Klinger theater 1, 34; dem leben thut eine inconsequenz oft wohl. Göthe 17, 41;
wie sanft wird es mir thun.
Lenz ged. 114 Weinhold.
mir thut etwas noth (th. 7, 920f.), leid (6, 652f.), wehe, zorn: das thut dem alten drachen zorn. Luther 8, 367ᵃ;
der stett glükk tuͦt in (den adelichen) zorn.
Uhland volksl. 372;
den köchen thut kein mangel wehe.
Göthe 12, 261 (Faust 4856 Weim.);
das thut mir in der seele weh. Schiller 14, 222; besonders von gliedern des körpers: das ihm der kopf nit wehe thuͤe. Lindener schwankb. 66 Lichtenst.; so thuͦt dir auch der buch nit wee. Eulensp. 67 (41) neudr.;
mich hungert, der bauch thut mir wehe.
Ayrer 148, 20;
diese zen die thund mir wee.
H. Sachs 9, 352, 26.
3)
sich gehaben, befinden, schon mhd. Lexer 2, 1578: wie gets, wie tuets? Aventin. 4, 23, 15 (vgl. gehen II, 36, 9); wie tuet ir, wie geht es euch? duͦet wol! gehabt euch wol, lebt wol. Closener 55, 32; thuͦ wol und arbeit fleiszig. Eulensp. 94 (62) neudr.
4)
sich verfügen, begeben, gehen (vgl. machen III, 8) Schm.² 1, 576. Schöpf 772. Lexer kärnt. wb. 76; entweder ist weg, reise u. s. w. zu ergänzen oder reflexives sich, s. II, 1.
5)
sich äuszerlich zeigen (im gegensatz zur innern wirklichkeit), sich stellen, geberden, eigenttich wol sich thun, vgl. I, 1 und sich geben th. 4¹, 1, 1719.
a)
thun wie, so, als:
wie thust mein alte, bist nit klug!
H. Sachs 14, 30, 34;
so thuͦ als werstu taub.
Scheidt Grobian. 2204;
ligstu, so gehet iederman fürüber .. und thuͦt als sehe man dich nimmer. Frank sprichw. 2, 38ᵇ; ich thät als wenn ich's nicht merkte. Simpl. 1, 315, 21; er thet dergleichen, als wenn er nirgends da gewesen wer. Wickram rollw. 186, 22; er thut, als wenn er krank wäre. Aler 1896ᵃ; der thut, als ob er kein wasser betrübt. Lessing 1, 408; das mädchen that, als verstünde sie das sticheln und reden nicht. F. Müller 1, 300;
aber die jungfrau
that, als hörte sie nicht.
Voss ged. 1, 202;
und ich thu', als kennt' ich dich nicht.
Göthe 1, 305;
du thust vor mir noch als wüsztest du nicht wo ich sei. br. 2515 (8, 34) Weim.; er thut nur so. werke 33, 279;
(sie) spreizen sich, werfen sich in die brust,
thun, als wenn sie zu fürnehm wären,
mit dem bauer ein glas zu leeren.
Schiller 12, 15 (Wallenst. lager 1).
b)
sonst mit einem adverb der art und weise: Pickelhering .. thut sehr matt und müde. Schoch stud. leb. D;
kein elephant kan so scheu und furchtsam thun.
man lächelte, man that galant.
Gellert fab. (1751) 2, 139;
der that sehr erschrocken.
Schiller 12, 194 (Piccol. 5, 2);
den alten mann will man nicht kennen, da thut man so fremd, so fürnehm. 2, 144; Narcisz fing an sich zurückzuziehen, und fremd zu thun. Göthe 19, 298; verdrieszlich oder fremd thun. 24, 273; er nahm sich vor recht trotzig zu thun, und auf diese weise seine verlegenheit zu verbergen. 19, 109; er that feindlich böse, wie einer der kein herz hat und's nit will merken lassen. 8, 70;
denn, wenn du böse thust, so kann sie nichts erfreun.
7, 33;
(wenn ich) anbei noch etwas schüchtern thu.
Lenz ged. 166 Weinhold;
mancher thut kränker als er ist;
thu nicht gesünder als du bist.
Rückert poet. tageb. 259;
grosz thun, ostentare Stieler 2352: ich könnte grosz thun und sagen .. Schiller 3, 406; grosz thun mit. Kant 2, 375. 7, 346; stolz thun mit Niebuhr 3, 316; sehr thun um, sehr jammern um Günther 310; kleglich thun.
sein bruder also kleglich dat.
fastn. sp. 1148;
kläglich thun um Logau 1, 3, 6. Wieland 18, 323.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1891), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 434, Z. 60.

thun, n.

thun, n.
der substantivisch gebrauchte infinitiv des vorigen.
1)
das thätigsein, handeln, sich verhalten.
a)
ohne adjectiv:
ich vorhte zunmâʒen
daʒ tûn und daʒ lâʒen.
Veldeke En. 56, 38;
nu gebiet nâch iweren mâʒen
mîn tuon odr mîn lâʒen (ob ich es thun oder unterlassen
soll).
Parzival 405, 15;
ordinir all dein thuͦn und lon (lassen). Keisersberg baum d. seligkeit (1518) 5ᵃ; der menschen thun und lassen ordnen, humanos actus dirigere. Maaler 412ᵇ; ich sehe an alles thun, das unter der sonnen geschicht. pred. 1, 14; (gott) trifft einen iglichen nach seinem thun. Hiob 34, 11; der man war hart und böshaftig in seinem thun. 1 Sam. 25, 3; verkündiget unter den leuten sein (gottes) thun. ps. 9, 12; sie wollen nicht achten auf das thun des herrn, noch auf die werk seiner hende. 28, 5; dis ir thun ist eitel thorheit. 4, 14; weil aber der bapst das thun nicht frei leszt. werke 3, 54ᵃ; das thun schadet nicht, die lere aber ist der teufel. 54ᵇ;
gott würkt in uns das tûn und wellen.
N. Manuel Barbali v. 1382;
man kann im thun
doch gleich wol ruhn.
Logau 3, 7, 83;
aller menschen thun führet an das hoffen,
dann man beszres stets haben wil getroffen.
2, 7, 40;
du (gott) richtest dich nach unserm thun.
S. Dach 343 Öst.;
er, dieser grosze herr, erschöpfet meine kräfte,
und treibet oft im thun zurücke mein geschäfte.
es solt' ihr ganzes leben
im thun, im thun bestehn.
Rist dicht. 276 Gödeke;
ihr herren kehret euch nichts an sein thun. kunst über alle künste 123, 18; wissen und thun musz bei einander sein. Schuppius 639; ich erzehlete ihm mein thun (meinen handel, mein geschäft) Simpl. 1, 344, 26 Kurz; ein volk, .. dessen thun und wandel wir lieben. 4, 414, 19;
sein thun und wesen war erhaben.
Bodmer krit. ged. 27 (1, 695) neudr.,
ihr äuszerliches thun.
32 (1, 838);
der mensch ward zum thun und nicht zum vernünfteln erschaffen. Lessing 11, 23; nicht das predigen der humanität, sondern das thun (das ausüben derselben) hat wert. Seume spaz. 487; der priester thun war immer feige rache. Klinger theater 1, 101; ein erhöheter grad der wärme (des publikums) .. erleichterte alles thun der künstler. Iffland theatr. laufb. 80, 35 neudruck; nach ihnen (gesetzen) war mein thun und lassen eingerichtet. Göthe 17, 370; in all seinem thun und lassen hatte das kind etwas sonderbares. 18, 171; ihr thun und treiben 17, 267, und leisten. 22, 223;
auch des menschen thun
ist eine aussaat von verhängnissen,
gestreuet in der zukunft dunkles land,
den schicksalsmächten hoffend übergeben.
Schiller 12, 113 (Piccol. 2, 6);
übel stimmt
der weiber klagen zu dem thun der männer.
284 (Wallenst. tod 3, 6);
gut redest du. dasz ich von deinem thun
ein gleiches rühmen könnte!
6, 206 (Iphig. in Aulis 5, 2);
des menschen thun ist nicht immer sein wollen.
W. v. Humboldt sonette 209;
(er) ist müd und matt, wenns ans thun (an die arbeit) geht. Auerbach ges. schrift. 9, 181; jedes thun hat seine zeit. Freytag ges. werke 9, 226; ich habe witterung bekommen ,.. dasz etwas im thun (im werke) sein möge. C. F. Meyer J. Jenatsch 52;
welchs doch nit ist von meinem thon (was doch nicht meine sache ist).
Waldis Es. 2, 31, 111;
jetzt es ist nicht meines thuns. Wieland 4, 123. Bode Tristr. 4, 181. Tieck 1, 186; es ist ein thun, es ist einerlei. Vilmar kurhess. idiot. 412.
b)
mit einem adjectiv: sein gröst thun ist alles bescheiszen und verderben. Fischart Garg. 245ᵇ;
es wächst kein ärgers thun für menschen auf der welt
als silber; dieses macht, dasz städte wüste bleiben,
disz kan die männer weg von hausz und hofe treiben.
Opitz 1, 173;
neiden und geneidet werden
ist das meiste thun auf erden.
Logau 2, 3, 69;
(wir müssen) so viel eitles thun in dieser welt noch sehn.
Rist Parnasz 452;
das wilde thun der ungeschlachter lippen.
es ist ein seltzams thun, dasz wir uns so bemühen
umm ehre, geld und kunst.
74;
das süsze thun, das wir die liebe nennen.
147;
dennoch ist der wunsch erfüllet,
und das sehnlich thun gestillet.
320;
da geht es an ein zärtlich thun;
da läszt der kusz den mund nicht ruhn.
so war er eines ehrlichen und ernsthaften thuns. Philander (1650) 1, 51; ihr possierliches thun und reden. kunst über alle künste 180, 6; dasz oft den mächtigsten kriegsobristen diese oder jene provintz mit ross und wägen durchzureisen ein gar schweres und der forcht halber unsicheres thun ist. Schuppius 795;
dein kurtzes thun verstört den aberwitz.
Pyra u. Lange 57 neudruck;
sein lastervolles tuhn, das recht und tugend höhnt.
entschlafen sind nun wilde triebe
mit jedem ungestümen thun.
Göthe 12, 64 (Faust 1183 Weim.);
bei dem unablässigen thun und treiben, was zwischen uns stattfand. 31, 64; ein freches thun. Tiedge Urania 5, 475;
ich lobe bescheidenen sinn in täglichen thuns vorgängen.
Platen 2, 257;
vorwärts ein emsig thun und hinterrücks faulheit. Gotthelf schuldenb. 404; alle anwesenden empfanden, das dies ein wackeres thun war. Freytag handschr. 2, 254; das eigenmächtige thun des hauptmanns. C. F. Meyer J. Jenatsch 136.
2)
das benehmen, betragen, der umgang Schm.² 1, 577. Lexer kärnt. wb. 76, tirol. das tüen Schöpf 773.
3)
mit einem anwesen oder einem amte verbundenes geschäft, der besitz überhaupt: in groszem thuen sein. Schm. a. a. o.; ein kleines tuen haben. Lexer a. a. o.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1891), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 455, Z. 17.

thun, m.

thun, m.
was thunfisch, aus franz. thon, ital. tonno (Göthe 37, 240) vom griech.-lat. thunnus, thynnus; der thon Thümmel reise 8 (1803) 287; die thunnen Heyden Plin. 300 ff. Forer Gesners fischb. 58ᵃ.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1891), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 456, Z. 50.

tun, vb.

tun, vb.,
s. thun teil 10, 1, 1, sp. 434.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1952), Bd. XI,I,II (1952), Sp. 1772, Z. 43.

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Zitationshilfe
„thun“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/thun>.

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