Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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tisch, m.

tisch, m.
mensa.
I.
Form und herkunft.
1)
der deutsche name des gerätes war goth. biuþs, ags. beód, altn. biodr, ahd. piot bëot biet tisch und opfertisch, altar (von bieten, offerre, weil auf dem altar und tische vor- und dargelegt wurde. gramm. 3, 433), vgl. biet 1 (th. 2, 3) J. Grimm kl. schriften 5, 412, und beute Vilmar kurh. id. 34.
2)
aus lat. mensa (span. mesa) entlehnt ist das goth. mês, ahd. mias mëas gramm. 3, 433. J. Grimm kl. schriften 5, 412. Franz die lat.-roman. elemente im ahd. 39.
3)
unser tisch ist ebenfalls früh entlehnt aus gr.-lat. discus (wurfscheibe, in nachclassischer zeit schüssel, teller): ahd. disc und mit regelrechter verschiebung tisc (auch noch mit der bedeutung schüssel), mhd. und nhd. tisch (md. und schwäb.-alem. auch disch), alts. disc; altn. diskr und ags. disc schüssel, teller. vgl. ital. desco tisch neben disco scheibe (Rädlein ital.-teutsch. wb. 333ᵇ. 354ᵃ), prov. deis, altsp. dois dais speisetafel Diez³ 2, 271. Franz a. a. o. 44.
II.
Bedeutung und gebrauch. der tisch ist im allgemeinen eine auf einem gestell, auf einem oder auf drei, vier füszen ruhende platte (scheibe, discus), etwas darauf zu stellen, zu legen u. s. w.: tisch von helfenbeine der grosze Wolfdietr. 879, 3, mit gutem helfenbeine durchschlagen 1405, 1;
der sal enhete keinen tisch,
der unedel möhte sîn.
Konrad troj. krieg 17544;
ein weiszer flederen tisch A. Tucher haushaltb. 94; ein guter fichter tisch Tucher baumeisterbuch 300, 5. 20; ahorner tisch Stieler 2285; tisch von eingelegtem holz ebenda; langer, runder, viereckichter tisch ebenda; ein oval tisch Weismann lexic. bipart. 375ᵇ; ein gefalden tisch anzeiger f. d. kunde d. deutschen vorzeit 18, 13 (v. j. 1403); er sieht ein zesamen gelegten tisch, den thuͦt er uff. Eulensp. 110 (69) neudr.; ein gemalter tisch ... mit einem fusz und einer deck ... kostet mich 7 gulden (als geschenk). A. Tucher haushaltb. 116; kaufft ich ein tisch mit einem steinen plat (s. tischblatt) und auf einem hülzen fus, dafür bezalt 21⁄2 gulden. 93; tisch auf 2 pocken Tucher baumeisterb. 298 f.; gevierter tisch auf pocken 299, 15; tisch auf einem, auf dreien füszen, monopodium, tripedana mensa Weismann lexic. bipart. 2, 375ᵃ; tisch mit zwei, mit drei bänken, biclinium, triclinium Aler 1899ᵃ.
1)
zunächst gebraucht als esz- oder speisetisch (vgl. tafel 5), wofür wir die älteste nachricht aus Tacitus Germ. 22 haben, wo er sagt, dasz beim essen vor jedem ein kleiner tisch mit stuhl oder schemel gestellt ward (separatae singulis sedes et sua cuique mensa) wie nach altgriechischer sitte, s. Schweizer zu Germ. 22, 3. Weinhold die d. frauen² 2, 102. altnord. leben 233.
a)
die tische wurden zur mahlzeit hereingetragen, aufgeschlagen, gedeckt und zum essen gerichtet:
man truoc die tische gar her dan.
Parzival 639, 3;
dô rihte man die tische   in dem sale wît.
Nib. 1610, 3;
den tisch er do rihten hieʒ.
Erec 3661;
geriht stuonden die tische.
Dietrichs flucht 4949;
zehant man ûf die tische truoc
tischlachen, als man solde,
wand man eʒʒen wolde.
7644;
die tische wurden gericht,
tuoch unde brôt dar ûf geleit.
Heinr. v. Freiberg Trist. 602;
nu wurden ouch die tische sân
schône unde vürstelîch bereit.
1274;
dô wart bereit dâ nâch
diu spîse ûf die tische.
Dietrichs flucht 4619;
do die frawe ... den tisch richtet. Bocc. 377, 1 K.; der iung edel man .. die tische und taffeln ze essen .. zuͦ bereit het. 361, 30; die tisch bereit und gericht waren. 409, 21; do er in einen seinen kostleichen palast einging, die tisch und taffeln alle zuͦ essen bereit fande. 45, 31; nun der tisch bereit was ze essen. 63, 25; ja richte einen tisch zu, .. esset, trinket. Jes. 21, 5; so lasz dir einen tisch .. wol zu beraitten. Steinhöwel Äs. 58;
der tisch zum essen ist gericht.
H. Sachs 11, 362, 24;
stube, wo die lustige compagnie ihren tisch aufgeschlagen. polit. maulaffe 245; den tisch wolte er alsofort decken lassen. 289; einem den tisch decken Hebel (1847) 3, 290 f.; bildlich:
der erde breiten tisch deckt er für arm und reich.
Rückert Bostan 1, 13.
b)
gewöhnlich ist der mit speisen und getränken besetzte tisch, daher (wie bei tafel) auch die mahlzeit gemeint, vgl. 2.
α)
zu tische (tisch) laden, rufen, bitten:
herr der wirt, wolt ir sein on schaden,
so schült ir die gest nit zuͦ tisch laden.
fastn. sp. 787, 6;
(er) thet in täglich zu tische laden.
H. Sachs 10, 308, 26;
ich wil die truchses heiszen kommen
und die trommeter zu tisch blasen.
15, 90, 12;
hör, hör! man thut zu tisch blasen.
6, 119, 25;
nach dem zuͦ tische gerüft worden. Bocc. 377, 31 K.; zu tisch rufen (durch glockenzeichen) Bettine tageb. 56, bitten lassen Schiller 3, 552; jemanden zu tische bitten, ist die feinste art zu bestechen. Hippel 1, 323; elliptisch: zu tisch, papa! d. j. Göthe 2, 265; aber zu tische, zu tische! Heinse Hildeg. (1857) 37. — einem den tisch setzen, rücken: er fuͤret sie in sein haus, und setzet inen einen tisch. ap.-gesch. 16, 34 (seczt in fur ainen tisch cod. Tepl.); einem den tisch rucken, primam cum aliquo coenulam facere Weismann lexic. bipart. 2, 375ᵇ; wa ruckt man den tisch. Garg. 51ᵃ; oberpfälz. den tisch rucken, acht tage nach der hochzeit wieder ein fröhliches mahl geben mit musik und tanz. Schm.² 1, 628. 2, 49, s. tischrücken 1.
β)
zu tische (tisch) gehen, kommen:
gerihtet was gesidele:   der künic wolde gân
ze tische mit den gesten.
Nibel. 559, 2;
do ich mit ir ze tisch gienc.
Iwein 353;
nit isz mit eim nydischen man,
noch wellst mit im zuͦ dische gan.
fastn. sp. 69, 26;
wann du zu tisch wöllest gon,
deine hend solt du vor geweschen hon.
Weller dichtungen des 16. jahrh. 48. 67;
als sie zu tische kamen. Weise erzn. 182 neudr.; er komme nur bald zu tische. polit. maulaffe 328; welche ich zu tische begleitete. 329; sprichwörtlich er leuft zum tisch wie ein saw zum troge. Frank 2, 81ᵇ.
γ)
zu tische (tisch), an, um den tisch setzen trans. und reflexiv: do er seine freunde und geste .. zuͦ tische setzet. Bocc. 361, 33 K.; er setzte seine gäste zu tisch. volksb. vom dr. Faust 87 neudr.; einen hinder den tisch setzen. H. Sachs 17, 246, 21. — sich zu tisch setzen, accumbere mensae Stieler 2286 (sich bei tisch lagern Marc. 6, 39): man setzte sich allein zu tische. Stilling (1780) 44;
ich setzt mich do ...
zu meinen gesellen an den tisch.
Zimm. chron.² 1, 605, 30.
ohne artikel an tisch: wir wollen uns immerhin jetzt an tisch setzen. H. L. Wagner der wohlthät. unbekannte 23; eh sie sich an tisch setzen. Lenz nachl. 52 Weinhold;
da setzt euch all hin umb den tisch.
B. Krüger spiel (1580) v. 1159;
man setzte sich um den tisch herum. Siegw. 1, 58; den tisch einnehmen Weise erzn. 150 neudr., umsitzen N. Manuel Barbali v. 471.
δ)
zu, am tische sitzen (über das paarweise sitzen sieh Weinhold die d. frauen² 2, 189 f.): ze tische sitzen, discumbere, recumbere Dief. 185ᵇ. Maaler 402ᶜ, ligen Keisersberg post. 2, 114;
sô sie .. zi disge sâʒun.
Otfrid 4, 11, 1;
der wirt dâ ze tische   mit den gesten saʒ.
Nib. 745, 2;
die maszgenossen, die mit im zuͦ tisch saszen. Keisersberg post. 4, 12ᵇ; trat zu im ein weib .. da er zu tisch sasz. Matth. 26, 7;
selb siebent er zu tische sasz.
H. Sachs 9, 412, 8;
der reuter mit zu tische sasz.
17, 365, 22;
nun sitzen wir nider zuͦ dem tisch.
Gengenbach gouchm. v. 1183;
ich sah dich gestern nacht mit deiner ersten
gemahlin, reich geputzt, zu tische sitzen.
Schiller 12, 376 (Wallenst. tod 5, 3).
an dem, am tische:
welcher sitzt an dem tisch dort oben.
H. Sachs 17, 363, 10;
nun sasz einer mit am tische. Weise erzn. 84 neudr.; langer tisch, wann man lang am tisch sitzet. Aler 1899ᵃ; an einem tische speisen. Schiller 9, 148. ohne artikel: wie wir schon unsrer dreizehn oder vierzehn an tisch saszen. H. L. Wagner die kinderm. 40, 36 neudr.; — ob, über dem tische sitzen:
er saʒ dick ob dem tische,
daʒ er sîn selbes gar vergaʒ.
Konrad troj. kr. 20732;
wo du sitzest ob einem disch.
Weller a. a. o. 67;
ob tisch sitzen Maaler 402ᶜ: die maszgenossen, die ob tisch saszend. Keisersberg post. 3, 43ᵃ; da sasz der bischof mit seinen rittern und knechten über dem tisch. Eulensp. 134 neudr.; über tische:
nu was ouch der keiser komen
und hete waʒʒer dâ genomen
und was geseʒʒen (hatte sich gesetzt) über tisch.
Konrad Otte 159;
der könig und der hofmeister sein,
die sitzen uber tisch allein.
H. Sachs 13, 308, 29;
da sasz Müllerhans über tische. Schuppius 114; um den tisch sitzen ganskönig C 6ᵇ.
ε)
ein besetzter, voller tisch:
die tisch wurden all vol gemein (bei der hochzeit).
H. Sachs 1, 277, 29;
die tische waren schon besetzt.
Lessing 2, 214 (Nathan 1, 5);
die volle gesellschaft an einem tisch: wo man ... nicht einen findet, der einen tisch vol armer leute speiset. Luther 1, 191ᵃ;
dort spitzt ein voller tisch das ohr.
der ganze tisch grüszt sie. Göthe br. 67 (1, 248) Weim.sie wird nach tischen gezählt:
da er speiset etlich hundert tisch.
H. Sachs 8, 623, 17;
des andern tages .. sein mehr tische als den vordern abend gespeiset worden. Schweinichen 2, 351, vgl. 3, 46; acht gäste machen einen tisch aus. beitr. z. kunde d. steiermärk. geschichtsquellen 12, 162 (v. j. 1433—39); ungevärlich vier tisch erlaupt die herrschaft (bei einer hochzeit). östr. weisth. 6, 224, 37. 231, 13 ff. (15. jahrh.), vgl. Freytag ges. werke 19, 224; in Niederbaiern tafelt man (bei der hochzeit) nach tischen zu 12 personen. Bavaria 1, 991, nach Schm.² 1, 628 zu zehn personen (vgl. tischnehmen).
ζ)
um, bei, ob, über, zu tische:
vil lachens und geschwetz ist nit gut,
wo man es an dem tische thut.
Weller dichtungen des 16. jahrh. 68.
welches ein grosz gelächter am tisch gab. volksb. vom dr. Faust 91 neudr.; immittelst begunte einem am tische sehr ubel zu werden. Weise erzn. 120 neudr.;
sie hat ein gut gemüth, drum kocht sie gut,
drum wird an ihrem tisch mir froh zu muth.
Lenau 2, 40;
bei tische nam einer die oberstelle. 146; sonst habe er nicht willens bei tische zu bleiben. 119; nun war einer bei tische, der sasz die ganze zeit traurig. 175; alle ehen werden im himmel und bei tische geschlossen. Hippel 1, 323; wer bei tisch singt, bekommt ein närrisch weib. Simrock sprichw. 489 (gegensatz auszer tisch Hippel 1, 15). — von der zucht ob disch (beim essen). Weller a. a. o. 67; vier groszer laster ob dem tisch .. zu meiden 71; so si im dann .. etwas ob disch fürlegen wolt. Zimm. chron.² 4, 186, 18;
gott gsegn euch das essn ob dem tisch
und auch das drank.
H. Sachs 17, 230, 2;
über tische, beim essen, während der mahlzeit Konrad Engelh. 1969. Marienlegend. 180, 171, über den tisch urkunden des stiftes Klosterneuburg nr. 334 (v. j. 1349);
der ouch schwätzt über disch allein.
S. Brant 110ᵃ, 119;
uber tisch da fleisz dich aller zucht. Keisersberg baum der seligkeit (1518) 37ᵃ; wenn ein hausvater uber tisch wil kurtzweil haben. Luther fab. 5 neudr.; solches rede ich nicht uber tische. br. 4, 663, vgl. tischr. 1, 9. 19; si sitzen gern oben an uber tisch. Matth. 23, 6 (in dem abenteʒʒen cod. Tepl.);
Hammon, der im der jungkfrawen
doch uber tisch nit gnug kund schawen.
H. Sachs 10, 354, 14;
über tisch lesen und singen. Stieler 2286; uber tische redete sie dieses. polit. maulaffe 300; über tische fieng der frembde nun wieder an von seinen reisen aufzuschneiden. Schelmufsky, neudr. d. vollst. ausg. 117; alle gespräche dieses inhaltes ... über tische waren ... untersagt. Schiller 7, 53; übertisch Hermes Soph. (1776) 5, 396. mit dem artikel: ihr kerle .. habt ihr nun das grosze wort über dem tische allein? Weise erzn. 173 neudruck;
hunde, die zu tische schmeicheln.
Logau 1, 7, 65;
der der junkfrawen ze tisch dienet. Bocc. 109, 23 K. (s. tischdiener); Marthe diente zuͦ tisch. Keisersberg post. 113ᵇ;
habt ir heudt gehört von dem jungen,
wie er uns hat zu tisch gesungen
die flucht von Macedoniern?
H. Sachs 13, 505, 30.
η)
sich auf den tisch auflegen, manum in mensam porrigere (galt als unzucht) Stieler 2286:
die sich ûf den tisch legent
so si eʒʒent.
Tanhäuser hofzucht 105.
θ)
vor dem tische, vor tisch, räumlich:
vor den tischen hôrt man singen (s. tischgesang).
Dietrichs flucht 5321;
vor den tischen singn und seitspil
hôrt man dâ michel wunder (s. tischmusik).
750;
wie die (aufwartenden) jungen knaben vor tisch söllen stan.
sy sollen ire hendt schön vor inn haben u. s. w.
Weller a. a. o. 73;
das die ... vor dem tische steen, essen, trinken tragen ... dorsten. Wilw. v. Schaumb. 17; vorm tisch stehen und aufwarten. Stieler 2286. mit accus.: vor den tisch gehören solche gauckeler. Weise erzn. 173.
ι)
unter dem, unter den tisch, räumlich:
(suchend) under tischen unde benken.
krone 25378;
siebenzig könige .. lasen auf unter meinem tisch. richter 1, 7;
es ist auch underm tisch auf die füsz tretten
nach der alten sag wol halbs gebetten.
Weller a. a. o. 84;
da underm disch do lag das huͦn.
Scheidt Grobian. 3449;
(die Basler männer) leben daheim köstlich, halten die fuͦsz lang under dem tisch. Wurstisen 664;
diese landschmarutzer, die die füsze
beständig unterm tisch des kaisers haben.
Schiller 12, 71 (Piccol. 1, 2);
accusativ:
dô slouf Rôthere
under tisc unde sîne man.
könig Rother 3858;
in ehren ist euch fürgelegt
das haupt von disem schönen fisch,
so werft irs gröblich undern disch.
Scheidt Grobian. 3543;
(sie haben) des weins gar uberflüssig trunken,
dasz sie unter die tisch hin sunken.
H. Sachs 16, 291, 6;
er säuft dich und alle deine .. gäste unter den tisch. Rabener 3, 38; wenn du ihn untern tisch ... bringst. Göthe 33, 289; untern tisch (weg) mit dieser classischen kleinelei. Bürger 179ᵇ; wenn man, sobald man aus der tauffe kommt, das kleine kind unter den tisch stecket, in hoffnung, dasz es soll fromm werden. Amaranthes frauenzimmerlex. 2026.
κ)
vor, nach (dem) tische, zeitlich, vor oder nach dem essen, besonders mittagsessen:
ich wil uns nun her schaffen
vil bessern wein (als den getrunkenen tischwein) nach dem tisch.
Kaufringer ged. 12, 233;
es ist ein torheit die danksagung gott vor und noch dem tische underlossen. Keisersberg post. 2, 77ᵇ (vorarlbergisch zu tisch beten, beim hinsetzen zum tische. Felder Nümmamüllers 38, zum tisch 98; vom tisch beten, beim aufstehen vom tische 41); als des wirths kleiner sohn vor dem tische gebetet hatte. Weise erzn. 119 neudr.; er solte ... vor tische ein wenig spatzieren gehen. polit. maulaffe 322; ich sehe dich wo möglich vor tische. Göthe br. 1798 (6, 205) Weim.; nâch tische U. v. d. Türlein Willeh. 140ᵇ; wenn sie nach tische um 1 uhr sich einstellen wolten. Weise a. a. o. 28; sie folgte nach tische dem manne auf dem fusze nach. polit. maulaffe 330; nach tische komm ich selbst. Göthe br. 1648 (6, 105) Weim.; er wird sich nach tische einfinden. Schiller 14, 150; nach tisches (wol zu erklären durch ausgelassenes zeit, vgl. nach III, 1, a) Schweinichen 2, 78. 299. 3, 32.
λ)
vom tische sich erheben, aufstehen, gehen (treten):
dô hôvin sich bit listen (ohne geräusch)
die hêrren vonme tiske.
könig Rother 3956;
de künic beite kûme   daʒ man von tische gie.
Nibel. 608, 1;
(die frau) wol von dem tische trat,
si gieng in ir kammer balde.
Uhland volksl. 793;
da sie nun ... von dem tische aufgestanden waren. Bocc. 83, 24 K.;
ee man dann von dem tisch auf stadt,
trink ein ieder vor sant Johans segen.
Weller dichtungen des 16. jahrh. 54;
so müssen wir denn wie die narren
ofst hungrig von dem tisch aufstehn.
H. Sachs 351, 7;
nach dem solt du vom tisch auf-stehn,
dein hend waschen.
4, 299, 4;
er stunde vom tische auf Weise erzn. 121 neudr., ohne artikel von tische polit. maulaffe 323.
c)
reinen tisch machen, alles aufessen (auch 'sein ganzes vermögen verschwenden und verzehren') Hennig 210, s. rein 2, b; den tisch abräumen, abdecken (auch blosz abdecken th. 1, 19):
da nun die tisch wurden lär
und man die speis von dannen truog.
Kaufringer ged. 12, 228;
als man die tisch nun decket ab.
H. Sachs 17, 366, 18;
wann man nachts schlaffen geht, und den tisch nicht abraumet, so kan das jüngste in dem hausz nicht schlaffen. Philander (1650) 1, 481; wer verreisen will, und wird der tisch nicht erst abgeräumt, so wird ihm der weg sauer. rockenphil. 918 (6, 40).
d)
nach der mahlzeit wurden die tische thatsächlich aufgehoben und wieder hinausgetragen (Schultz höf. leben² 2, 432); die redensart blieb auch später als an schweren unaufgehobenen tischen gespeist wurde (s. aufheben 3), bedeutet aber dann 'das mahl schlieszen, vom tisch aufstehen':
man huop den tisch, dô des wart zît.
Parz. 166, 5;
als man die tische gehuop,
so man nâch eʒʒen dicke tuot.
Dietrichs flucht 3067;
dô er alsô gesaʒ
biʒ der tisch erhaben wart.
Konrad Engelhard 1313;
wie schiere man die tische ûf zôch (beseitigte).
Erec 2947;
man huop die tische von in dan.
Meleranz 1253;
die truhsæʒe waren kluoc,
die tische begundens dannen tragen.
Mai u. Beaflor 8, 36;
wann man gessen hat, so hebt man den tisch uff. Keisersberg evangelib. (1515) 125ᶜ;
als man aber auf-hub die tisch,
da ward ein confect aufgesetzt
zu einem schlafftrunk.
H. Sachs 17, 326, 12;
tisch aufnemmen, mensam removere, tollere Maaler 402ᶜ, oder aufheben Denzler 286ᵇ.
e)
tisch und bett der eheleute, die tisch- und bettgenossen sind:
also wir euch zu bett und tisch
haben aufs freundlichst handeln than.
H. Sachs 16, 283, 10;
wer will einen beiszigen hund zu tisch und bett haben, der nehm ein weib. Lehmann 139, 11; dem meineidigen mann .. weigere ich die genossenschaft an tisch und lager. Freytag ges. werke 8, 142; von (zu) tisch und bette scheiden, s. bett 5: und so sich der ehebruch also erfindet, so werden sie zu tisch und bett geschieden. statutenbuch (1572) 150ᵇ;
und lieszen sich ..
zu tisch und bett von nander scheiden.
Ringwald laut. warh. 178;
haben wir nicht öffentlich
uns von tisch und bett geschieden?
Stoppe ged. 1, 163;
bildlich: jede fixe idee scheidet den menschen erhaben von tisch und bett der erde. J. Paul Qu. Fixl. 15.
f)
in bildlicher verwendung: die zu tische sitzen werden im reich gottes. Luc. 13, 29 (und ruent in dem reich gotz. cod. Tepl.);
dasz wir dort ...
dein tischgänger sein on ende
am tisch der unsterblichkeit.
Kehrein kirchenl. 1, 308, 12;
die weisheit ... trug ihren wein auf und bereitet iren tisch. spr. Sal. 9, 2;
die welt ist ein gemeiner tisch, drauf alle menschen essen.
Logau 2, 10, 4;
Torstensohn .. sättigt seine Schweden an den tischen Österreichs. Schiller 8, 391;
du (besätes ackerfeld) bist wohl
der wilden vögel offner tisch (s. offen 4, a, β).
G. Keller ged. 1, 13.
2)
metonymisch die auf den tisch zum essen vorgesetzten speisen, überhaupt das essen, die kost, mahlzeit, besonders die mittagsmahlzeit (wie schon oft bei 1, b und dem lat. mensa): ja gott solt wol können einen tisch bereiten in der wüsten. ps. 78, 19; wer sich auf eins andern tisch verlest, der gedenkt sich nicht mit ehren zu neeren. Sir. 40, 30; es ist besser geringe narung unter einem bretern eigen dach, denn köstlicher tisch unter den frembden. 29, 29 (an fremden tischen sein brot essen. Moritz A. Reiser 116, 22);
das sie all tisch (bei jeder mahlzeit) hont vierzig tracht.
Murner narrenbeschw. 48, 7;
wir solten darfür by im den tisch (die beköstigung) han. F. Platter 312 B.; das gelt, so im sein Jacob fir den tisch schuldig. 260; ich habe den tisch bei ihm, commensalis ejus sum Stieler 2286; einen tisch halten, commensales per certo pretio alere. ebenda, anders er hält einen guten tisch. ebenda; wo habt ihr euern tisch? ich habe keinen ordentlichen tisch; man hat da einen guten tisch. Rädlein 878ᵇ f.; dasz der dichter einen guten tisch geführt habe. Wieland 1, 12; er hatte mir .. seinen tisch angeboten. Hermes Soph. (1776) 6, 64; schreib mir, ob du ein zimmer in Wandsbeck für mich miethen kannst, und wie viel der tisch kostet. Hölty (an Merck) 240 Halm; sein tisch ist gar schlecht. Stieler 2286; frugal war sein tisch. E. F. Haupt bei Freytag 21, 335;
(bildlich) ein dichter lad't an keinen kargen tisch,
er fühlt sich reich und lebt verschwenderisch.
Platen 3, 142;
dasz ich nicht gewuszt, .. wo er zu tische gegangen. Weise erzn. 173 neudr. (vgl. tischgänger); zu tische komm ich. Göthe br. 581 (3, 146) Weim.; zu tische geths nach Tiefurt. 568 (3, 140); darf ich heut zu tisch? 577 (3, 144); sie wohnten im gasthofe, waren zu tische jedoch meistens bei uns. werke 48, 91. — der truckene tisch, prandium sine vino Weismann 2, 375: wochentlich ein gulden für den trucknen tüsch bezahlen. Kiechel reisen 117; ich hatte bei meinem wirth ... ein sehr guten trucken tisch umb 5 silbern groschen. Mathesius Luther (1621) 68ᵇ.
3)
abendmahlstisch, gottes, des herrn tisch: ze gotes tische gên. Diemer ged. des 11. u. 12. jahrh. 379, 11. erinnerung 182. minnesing. 3, 44ᵃ, ebenso vrôner tisch 413ᵃ; wan du zuͦ dem götlichen tisch gast. Keisersberg narrensch. (1520) 210ᵃ, gotztisch 208ᵃ; ir künd nicht zugleich teilhaftig sein des herrn tisches, und der teufel tisches. 1 Cor. 10, 21; wir essen und trinken also mit der alten und gantzen christenheit von einerlei tisch. Luther wider Hans Worst 13 neudr.; zum tisch des herrn gehn. notariatbuch (1588) 60ᵇ;
und ob er (der unzüchtige) gleich biszweilen frisch
für leuten geht zu gottes tisch,
so thut ers doch nur auf ein schein,
das er nicht wil verdächtig sein.
Ringwald laut. w. 165;
ich ging den andern tag mit meinen eltern zu dem tische des herrn. Göthe 25, 124;
(sie) wird bald zu gottes tisch gehen.
Lenz ged. 155 Weinhold;
gottes tisch, altar: er heiszt sie (die könige) nehmen die krone von gottes tisch. G. Keller ges. werke 3, 279.
4)
der tisch im tempel Salomons: der cuning Salomon machôta imo selbemo einan disk des holzes von Libano. die sûle, dâ der disk ûffe lag, die wâron silberîn u. s. w. Williram 52, 2 ff.; vgl. Otfrid 4, 33, 35; der schautisch in der stiftshütte, worauf die schaubrote lagen. 4 Mos. 4, 7. 2, 25, 23 ff.
5)
tisch zu verschiedenen anderen zwecken, s. anricht-, küchentisch, arbeits-, schreibtisch, auslege-, ladentisch, nacht-, näh-, putz-, schenk-, schul-, spiel-, wechsel-, zahltisch u. a.; tisgî thero fenningwantalerô (mensas nummulariorum) Tatian 117, 2; die tisch der wechszler. Keisersberg der passion A 6ᵃ f. post. 2, 80ᵃ; Jhesus .. sties umb der wechsler tische. Matth. 21, 12 (verkert die tische der wechzler cod. Tepl.);
vom sonnenaufgang bis zum sonnenuntergang
sah ich der wechsler tische leer.
Ramler 2, 37;
ze tische stân, auf dem markte feil haben. Augsb. recht 43, 8 M.; wenn er (auf dem markte) bei einem tisch voll stahlwaaren ankommt. Freytag ges. werke 5, 112;
nû ersach diu guote maget
einen hôhen (operations-)tisch dâ stân:
dâ hieʒ er sî ûf gân.
darûf er sî vaste bant u. s. w.
Hartmann armer Heinrich 1215;
ein tisch für meine schreiberei. Thümmel reise 2 (1791), 115; damit beiliegendes aber vom (schreib-)tische komme, mag es eilig zu dir hingehen. Göthe an Zelter 693 (5, 330); sie führte mich an einen artig eingerichteten tisch, auf welchem ihre bücher ..., auch papier und schreibzeug lagen. G. Keller ges. werke 2, 36; kabinet, in welchem an zwei oder drei tischen behaglich gespielt wurde. 118; keiner gewinnt, der nicht den vollen einsatz auf den tisch wirft. C. F. Meyer J. Jenatsch 51;
ein tisch von räthen und prälaten.
Schiller 5, 2, 177 (don Carlos 1, 5);
so sah er sich auf einmal in der rathsstube vor dem grünen tisch. Freytag ges. werke 5, 133; parlamentarisch etwas auf den tisch des hauses niederlegen.
6)
in der chiromantie s. v. a. handtisch:
im was der tisch in der hant
als mære enge sô wît,
und swaʒ ungelouben gît
dâ entêrte er sich niht an.
Erec² 8137 u. anm.
vgl. tischlinie.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1891), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 505, Z. 62.

tischen, verb.

tischen, verb.
1)
intransitiv, bei tische sitzen und mahlzeiten halten, speisen Stieler 2287. Birlinger schwäb.-augsb. wb. 117ᵃ, vgl. tafeln: sie haben zu abend nicht zu lang getischet. Mathesius hochzeitpred. Cc 3ᵇ; (Karl der grosze) tischet im sommer zu mittagmal gmeinlich drei stund. Frank Germ. chron. (1538) 82ᵇ; dann an statt, dasz in Italia und Hispania man an der fürsten und herrn tafeln aufs längst nur zwo stundt lang tischet, so schoppen und mösten die Teutschen ihre wampen und kothbäuch 6, 7 oder 8 stundt lang under tags. Albertinus landstörzer 468; da er nu getischet het und der erste mumpfel verkröpft ... war. Fischart Garg. 239ᵇ;
ich hab ein maid, die thut lang tischen.
H. Sachs 4, 389, 18;
wenn wir sitzen und sollen tischen.
5, 186, 20;
in diesen felsen ist verborgen Didons höle,
in der Anchisens sohn bei eitel nectar tischt.
Lohenstein blum. 87.
sprichwörtlich wer lange tischt, lebt lange (s. tischeln 1) Wander 4, 1215. Platen 3, 195. tischen auf:
die weisze wollenherde
auf neubegrünten tepicht tischt.
Harsdörfer Nathan u. Jotham (1651) II, nr. 38;
mit einem tischen:
der mit einem geitzgen tischen wil,
musz nicht lang prangen, schwatzen viel.
Eyering 1, 567;
einen trostspruch ausz der schrift hatte Rasa ihr erwischet;
dasz man dort mit Abraham, Isaac, Jacob ewig tischet.
Logau 3, zweite zugabe 149;
er tischet ferner nicht mit einem engelsbilde.
schles. Helikon 426.
das tischen:
wo ist mein erstes tischen?
asch' esz' ich ietzt für brod.
hole wein und bringe mir ein frisch obest darzu, dann wir allhier auf dieses mal nit viel tischens machen wollen. engl. komöd. 2, Pp 5.
2)
transitiv und absolut, den tisch bereiten, zu essen geben, mit dativ der person (vgl. auftischen): die zugent mornendes .. durch die statt Brunschuͤr, da hat man inen getischet, aszend ze morgen. Etterlin 53; sie haben's kist und kasten voll .. sie tischen's uns voll. F. Müller 3, 384; raben tischen ihren kleinen auf dem aas. Schiller 2, 46 (räuber 1, 2).
3)
tische machen; vorauszusetzen wegen tischer 2.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1891), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 513, Z. 3.

tischen, verb.

tischen, verb.
bairisch, gierig nach etwas haschen; kinder tischen nach obst und nüssen, die unter sie geworfen werden. Schm.² 1, 628. vgl. taschen, tuschen.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 3 (1891), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 513, Z. 47.

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Zitationshilfe
„tischen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/tischen>.

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