Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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dote, m. und f.

dote m. und f.
die person die jemand aus der taufe hebt, gevatter, gevatterin, dann auch der täufling, susceptor, susceptrix und susceptus, suscepta e sacro lavacro. ahd. toto patrinus, tota admater Graff 5, 381. mhd. tote. das gleichbedeutende, ebenso den taufzeugen als den täufling bezeichnende pate stammt von pater. kann tote auch mit ätti (oben 1, 595) zusammenhängen? das griech. τάτα τέττα, schwäb. datte dätte (Schmid 116), niederd. teite damit in verbindung zu bringen, ist wegen der mangelnden lautverschiebung bedenklich. Walefried Strabo (de rebus eccles. c. 7) bemerkt als eigene deutsche ausdrücke für genitor und genitrix atto und ama, todo und toda. dotte patrinus oder gevatter oder stetmeister Voc. theut. 1482 f iᵇ. tot patrinus, compater, qui levat puerum de fonte Vocab. incip. teut. X 4. tod gevatter Schönsleder Gg 3. dod alter pater, pater spiritualis qui puerum e baptismo suscepit. Henisch 722. dott dotle pat propater, pater lustricus: dott dotle profilius, profilia: filius lustricus, filia lustrica 738. dot susceptor, susceptrix: susceptus e baptismo oder suscepta, herr dot, frau dot, auch das kind heiszt dot, dotlein, dötlein Frisch 1, 203ᶜ. s. dotin und vergl. gött. tott und töttle oder töttchen filius spiritualis, filia lustrica Stieler 2276. dod m. susceptor Steinbach 1, 279. der tott (casus obliq. totten), die totten oder die tott, tauftott, firmtott. in altbair. mundart mit umlaut der tött (gen. des tötten), der töttel und ohne umlaut der, die tott (gen. der totten), die tottel, die totten Schmeller 1, 464. der döte taufpate, das dötle taufkind, die dotte weibliche pate, in Ulm auch die hebamme Schmid 116.
1.
der taufzeuge, taufpate, der an vaters statt für den täufling zu sorgen verspricht.
er wart getoufet jâ,
her Dietrîch wart dô sîn tote
Laurin bei Nyerup 46ᵇ.
es wirt ouch von mir Reinbot
genant gevater unde dot
Georg 2849.
dar nâch vil schiere toufter in
vil werde in gotes namen drin.
dô wart ze vater ime erkorn
sîn kint daz von im was geborn,
dô wart sîn vater und sîn tote
sîn fleischlich kint in gote.
Rudolfs Barlaam 355, 17—21 Pfeiffer.
es solten des kindes totten daz kint den glouben und daz paternoster lêren, sô ez siben jâr alt würde. wan sie sint ez im schuldic, wan sie sint geistlîche vater und muoter Berthold 230.
der bischof, der vil guote man,
toufte in lieblich in gote
und wart in aller trûwe ein tote.
Passional 497, 74 Köpke.
der bischof
toufte in und wart sîn tote
557, 65, 6.
der bischof der herre guot
toufte mit sîn selbes hant
daz jüdelîn und wart im zuhant
nâch der kristenheit gebote
ob der toufe ein holder tote
Marienleg. 258, 541—46.
ez sî sîn mâc oder sîn gevatter oder sîn tote Augsb. stadtbuch bei Schmeller 1, 465.
über mînes toten sât
sach ich in eines rîten
Helmbrecht 1132.
daz er dem lieben toten mîn
alsô zertrat sîn arbeit
1138.
die fürstin nâch ir lieben toten bet,
des gast si nam zuo ir und wîsete in sitzen
Lohengr. s. 26.
die fürstin sprach 'doch dûht mich guot,
lieber tote, ob ir es hetet in iuwerm muot
daz ir got morgen sunget ein messe zêren'
s. 27.
bildlich.
ouch trage ich hazzes vil gein gote,
wand er ist mîner sorgen tote (förderer),
die hât er alze hôhe erhabn:
mîn freude ist lebendec begrabn
Wolfr. Parz. 461, 9—12.
ir welt se (die stange) habn als iweren totn (beschützer).
Wolfr. Wilh. 275, 23.
man nimmt an auf den täufling giengen einige eigenthümlichkeiten und tugenden des pathen über: man sagt 'er hat die neunte ader von seinem pathen.' der glaube ist alt, schon im Helmbrecht wird er erwähnt,
man liset ze Rôme an der phaht (in dem gesetz)
ein kint gevâhe in sîner jugent
von sînem toten éine tugent
482.
von dem erbet mich daz an
unde ouch von dem toten mîn
(die bêde müezen sælic sîn)
daz ich alle mîne tage
mînen muot sô hôhe trage
1378—82.
in seiner firmung von Carolo, dem frankreichischen künig, seinem döten oder pfettern, nach im Carolus genant Frank Chronicon 195ᵃ.
mein dot gester abendt spat
den wilden mann bekommen hat
Jac. Ayrer 2, 277ᵃ.
hein! (wird mein hochgertister hr. döt und frau dot sagn) ists nit gnue dasz mir (wir) den bueben ausz der tauff gehoben und ausz ein haiden zu ein christen gemacht habn Schwabe Tintenf. A 3ᵇ. liebwertister her döt und frau dot A 3ᵃ. meinem insonders liebwertisten herr döten als auch meiner herzliebwertisten frau dot A 2ᵃ. auch das war eine gloriose zeit, als der herr döte stadtschreiber noch regierte Wildermuth Bilder aus dem schwäbischen leben (1853) s. 150.
2.
der täufling, der von dem taufzeugen ebenfalls pate, patchen genannt wird.
ich wil hiute mîme toten geben
daz er dester frôer müge leben.
Laurin bei Nyerup s. 47ᵃ.
sie (die das kind aus der taufe gehoben haben) sülnt sprechen zu sînem (des kindes) vater oder muoter 'gevater, ir sült mir mînen toten das paternoster und den glouben lêren, oder ir lât in zuo mir gên, sô lêre ich ez Berthold 230.
Malfer wirt mîn tote
durch die hêren trinitât
Türheims Wilhelm pfälz. hs. 235ᵇ.
gevater mîn, sô ist ez wâr,
sam mir daz heilige jâr,
und dar zuo sêle unde lîp.
mîn kint, dîn tote, und mîn wip
müezen des tiuvels eigen sîn,
sî mir niht der bache hin
Haupts zeitschr. 7, 104, 93—96.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1858), Bd. II (1860), Sp. 1312, Z. 8.

todt, tot, adj.

todt, tot, adj.
mortuus, gegensatz zu lebend, lebendig. goth. dauþs, ahd. tôt dôt dôd, mhd. tôt, md. dôt, nhd. tot todt tod (s. th. 2, 646), alts. dôd, ags. deád, altn. dauđr, participialbildung zur wurzel dau, sterben (s. tod m.).
I.
im eigentlichen sinne, im zustand des todes, ohne animalisches leben, gestorben (getödtet):
1)
attributiv, z. b.:
ir sult die tôten liute ûʒ dem hûse tragen.
Nib. 1947, 3;
entwâpent wart der tôte man.
Parz. 156, 21;
ein todter mensche Hiob 14, 14; ein karren vol todter menschen (leichen). Lindener schwankb. 20 Lichtenst.; wenn ein frau ain tôtes kindel pei ir hab. Megenberg 383, 32; todte frucht abtreiben, pellere foetum mortuum. Stieler 2291; todter leib, leichnam, todte leiche (denn leiche leichnam bezeichnet zunächst den lebenden menschenleib s. leiche 2, leichnam 2), vgl. todtenkörper, -leiche, -leichnam: der tode cörper. Bocc. 7, 13 K.; under den todten cörpeln (leichen) sitzen. Lindener schwankb. 21 Lichtenst.;
sein todter leib schwam bisz zu nacht im meer.
H. Sachs 16, 349, 27;
die todtenbaren werden nur alsdann geziert, .. wann etwan ein todter leib darinn ligt, den man begraben soll. Albertinus narrenhatz 146; samo mirra unte aloê behaltent die dôton lîchamon a putredine Williram 70, 5; der tode leichnam Bocc. 7, 5, todter leichnam, funus Stieler 2291; (s. mehr beispiele; bei leichnam 3);
daʒ von im (dem kraute) ein tôtiu lîch
erquicket möhte werden.
Konrad troj. kr. 10856;
und ist als dann sein todte leich
ein armen hirten nicht ungleich.
H. Sachs 14, 150, 20;
machst du mit einem tollen streiche
dich selbst zu einer todten leiche!
Gryphius trauersp. 374, 20.
todtes haupt, todte augen u. s. w. eines getödteten, gestorbenen:
wenn ich meins lebens bin beraubt
so bring nach dem mein todtes haupt
Cassio an dem bluting schwert.
H. Sachs 16, 328, 10;
wann ihm schon die toten augen starren.
Lohenstein geistl. gedanken 85;
toder hund Schiller 2, 169.
2)
prädicativ.
a)
mit intransitiven verben (in der alten sprache auch noch mit flexion. gramm. 4, 478).
α)
todt werden, sein: ahd. oba sihwer tôt wirdit (si quis mortuus fuerit) Tat. 127, 1; wante tôt ist thîn dohter 60, 10;
er fon thes fater henti   thô thâr dôt wurti.
Otfr. 2, 9, 44;
sie wurten selb sô dôte (facti sunt veluti mortui) in themo selben nôte.
5, 4, 35;
thie forasagon guate   thie sint ouh dôte.
3, 18, 30 (Tat. 131, 23);
mhd. ist uns iemant tôt?
Nibel. 225, 2;
swaʒ lebte in dem walde, ..
daʒ was zehant tôt.
Iwein 665;
mîn muot stêt niender sô,
daʒ ich gerne wære tôt.
1753;
ich wær der wîle dicke tôt (oft ums leben gekommen).
656;
nhd. die leute sind tod, die nach deinem leben stunden. 2 Mos. 4, 19; ich wolt lieber tod sein denn leben. Jon. 4, 3; wenn der mensch tod ist, so fressen in die schlangen. Sir. 10, 13; dieser mein son war tod (goth. dauþs vas), und ist wider lebendig worden. Luc. 15, 24; das meidlin ist nicht tod, sondern es schleft. Matth. 9, 24 (goth. ni gasvalt sô mavi);
wann er war tod und hett kein leben.
H. Sachs 1, 243, 21;
als er nu am creutze todt war, ..
da wart finster die sonne klar.
Vehe 41, 32;
Achilles, dessen kühne tugend
ein beispiel ist sieghafter jugend,
ist ja so todt als jedermann.
Haller über die ehre v. 72;
und todt ist todt, so sagt ihr selber (de dôt is, môt blyven dôt).
Göthe 40, 131;
er ist tod! — tod! ... Carl ist tod. Schiller 2, 71 (räuber, schausp. 2, 2); ohne sein: es ist besser uff einmal tod, dann sterben in furcht und noth. Lehmann 226, 14. — todt sein an, von: der sei im sterben am prechen tod (sei an der pest gestorben) Schm.² 1, 632;
der (todtgesoffene) vom weine gestern tod, ist vom tode heute tod;
dasz ihm wein ins handwerk fiel, hielt der tod für einen spott.
Logau 3, 7, 80.
β)
todt sterben (vgl.todes sterben bei tod I, 4, b), mhd. tôt sterben. Krolewitz vaterunser 4888. minnesinger 2, 20ᵇ; nhd.
Eʒechias wer gestorben dott.
S. Brant 38, 79;
das er kumb und helf uns in noht,
eh unser bruder sturbe todt.
H. Sachs 11, 244, 25;
du must sterben todt.
411, 37;
ich schlug in (hund) umb die steine wand,
dasz er sich strecket und starb todt.
17, 58, 15;
vil lieber wolt ich sterben todt,
dann meins gelübds also vergessen.
Schmelzl Sal. u. Saul v. 735.
altmärk. dôdsterwn Danneil 36ᵃ.
γ)
todt bleiben umkommen, sterben: mhd.
si wâren in dem muote,   daʒ si wolten tôt dâ belîben.
Gudrun 1412, 4;
nhd. tod beleiben Schwarzenberg 151ᵃ. 156ᵃ; und blieben (auf dem schlachtfelde) tod bei drei tausent man. 1 Macc. 4, 15; ein Voitländer war mit mir auch in einem schusz geschossen worden, und blieb er tod. Götz v. Berlich. 33 neudruck;
doch reuet mich, das todt ist blieben
sein löw, den er also lieb hett.
Ayrer 1169, 25.
δ)
todt liegen, umkommen, sterben, gestorben (getödtet) sein, noch bair. Schm.² 1, 632: ahd. iro altisten chint .. lâgen sament tôt. Notker 104, 36 Wiener hs.; mhd.
ouch sol ich schiere tôt ligen.
Iwein 4223, 4235;
dô im das ros tôt lac.
1119;
daʒ in sô vil der friunde   dâ von gelæge tôt.
Nibel. 31, 3;
nhd. so musz er .. von stund an tot liegen. Schmidel reisen 65, 17;
ich bin vor hungers krefte
gar schier gelegen tot.
Schm.² a. a. o. (v. j. 1562);
als leichnam daliegen:
thâr Krist lag dôter eino (ubi positum fuerat corpus Jesus).
Otfrid 5, 7, 15;
dieweil er nun lag ellend todt (auf der todtenbahre).
H. Sachs 16, 445, 16.
für todt liegen (s. für I, A. 4, a, γ) Iwein 5049. 6784. Göthe 11, 132. 40, 9. 115.
ε)
todt hinsinken, niederfallen u. s. w.: da fuhl der hase stracks tod nider. Fischart Bodin (1591) 160ᵃ, vgl. niederfallen 1, b;
kaum gesprochen, sank der greis danieder
todt.
Herder Tit. 3, 301.
b)
mit transitiven verben (nhd. nur flexionslos): sôse inan gisâhun iu tôten (ut viderunt eum iam mortuum) Tatian 211, 3; einen todt schlagen, stechen, schieszen u. s. w.:
die sluog er beide tôt.
Nibel. 97, 1;
er lief den wurm an
und sluoc in harte schiere tôt.
Iwein 383, 3;
vil sint durch gwalt geschlagen dott.
S. Brant 37, 14;
ei wurden vil erschlagen dott.
95, 56;
Kain .. schlug in (Abel) tod. 1 Mos. 4, 8; holtz, damit jemand mag tod geschlagen werden. 4. 35, 18;
wir solten allein schlagen todt
Ahab, den könig Israel.
H. Sachs 10, 424, 29;
schiest tod! stecht tod! würgt nach der schwer!
10, 424, 18;
den streck ich todt auf dieses rasens grund.
Schiller 14, 82 (braut v. Mess. 3, 2);
fütter du ihn (den rappen) todt.
Göckingk 1, 206.
auch zusammengerückt: todtschieszen Ludwig 1989. Göckingk 3, 21, todtschlagen (s. dasselbe), todtschmeiszen Klinger theat. 4, 224, todtschmettern Pyrker Tunis. 4, 201, todtspieszen J. Paul teuf. pap. 1, 130; aberglauben, dasz man seinen feind todtbeten könne. Augsb. allg. zeitung 1866, 2957ᵃ (einen tod beten Frisch 2, 375ᵃ); einen todt sagen, glauben: sie glaubte mich tod. Schiller 2, 151 (räuber, schausp. 4, 4);
die ertzt haben an im (Lazarus) verzaget
und haben in gewisz todt gesaget (seinen tod bestimmt vorausgesagt),
all ertznei sei an im verlorn.
H. Sachs 11, 243, 14;
für todt (s. für I, A, 4, a, γ):
sage mîner vrouwen Isôten
man handele mich vür tôten.
H. v. Freiberg Trist. 6332;
einen für toten begraben. Bocc. 216, 12 K.; grube ... in die sich Scapin tür todt (als wenn er todt wäre) hinlegen soll. Lessing 4, 430; man mus mich für tod gehalten haben. Schiller 2, 168 (räuber, schausp. 4, 5); ful einer von ihnen danider als ein block, so kein leben in sich hatte, dasz man ihn für tod aufhube. Philander (1680) 2, 235;
für todt hob man mich auf.
Göthe 9, 260 (nat. t. 1, 4).
c)
mit reflexiven verben: sich todt saufen (ein todgesoffener Logau 3, 7, 80); sich todt lachen (s. lachen 6 und todtlachen), sich todt weinen Klinger Otto 63, 14 neudruck;
ach ich liebte fast mich todt.
Göthe 1, 14.
3)
substantivisch: der todte, ein todter (näml. mensch, mundartlich auch ein todtes nach mensch n. oder leut n. Schm.² 1, 632. Schöpf 748), fem. die todte J. Paul gesch. 3, 248 f. Bettina tageb. 72: ahd. thanne thiê tôton hôrent stemma gotes sunes. Tat. 88, 8; daʒ er tôton erquikta. Williram 93, 11;
thiu grebir sih indâtun,   joh giangun uʒ thie dôtun.
Otfrid 4, 34, 3;
mhd. si wart reht alse ein tôte (wie ein todter) var.
Trist. 11695;
der berc von den tôten   lac allenthalben vol.
Gudrun 1470, 2;
nû heiʒet ir die tôten   tragen ûʒ den selden.
1535, 3;
nhd. der tode Bocc. 6, 19 ff, K.; es war kein haus, da nicht ein todter innen were. 2 Mos. 12, 30; Elisa .. hatte einen todten lebendig gemacht. 2 kön. 8, 5; da lobet ich die todten die schon gestorben waren, mehr denn die lebendigen, die noch das leben hatten. pred. 4, 2; selig sind die todten, die in dem herrn sterben. offenb. 14, 13; die andern todten aber wurden nicht wider lebendig. 20, 5; was suchet ir den lebendigen bei den todten? Luc. 24, 5; weinet nicht über die todten. Jer. 22, 10; man sol nicht zu seer trawren uber den todten. Sir. 22, 11; die todten sol man ruhen lassen. Schottel 1137ᵇ (schlafen Schiller 2, 110);
ach! las sie ruhn die todten!
Bürger (1778) 92;
allen völkern war die ähnlichkeit zwischen einem todten und schlafenden vor augen; allen völkern war es daher auch ein beruhigender gedanke, den zustand des todten als einen schlaf zu betrachten. Herder lit. 11, 441; ins leichentuch gewickelt wie ein toder. Schiller 2, 168 (räuber, schausp. 4, 5); erde gib deine toden, gib deine toden, meer! 178 (5, 1); die toden stehen nicht auf. 176; lasz die toden schlafen, und mache die lebendigen glücklich. 110 (3, 1); das reich der todten 5, 1, 90 (vgl. todtenreich);
ich gebe nichts verloren als die todten.
5, 1, 42 (don Carlos 2, 5);
sprichwörtlich (s. Wander 4, 1253—1258) ein todter beist niemand. Lehmann 748, 25; die todten gehören untern boden, die lebendigen zur schüssel. 27; der todte erbt (setzt zum erben ein) den lebendigen, mlat. mortuus saisit vivum Hillebrand rechtssprichw. nr. 196, s. erben A, 5. — aberglaube: die gemeine leutte meinen, dasz die todten die, die überleben, so sie übel tractirt haben, die lebendige zu gericht ruffen und dasz sie deszwegen vor dem jahr sterben. Elis. Charl. (1871) 562. — vgl. auch die uneigentlichen zusammensetzungen mit dem genetiv todten-.
II.
todt (wie lat. mortuus und fz. mort) übertragen auf sachen, personen, handlungen, zustände u. s. w.
1)
attributiv.
a)
todte schöpfung, natur im gegensatz zur lebendigen: die beschreibung der sogenannten todten schöpfung ist hiemit beendet. Herder ebr. poesie 1, 105; wir unterscheiden die ganze natur in eine todte und lebendige, womit nicht zusammenfällt, dasz sie stumm oder laut sei. J. Grimm kl. schriften 1, 262.
b)
ohne vegetabilisches leben, abgestorben, verdorrt: die tôten (dürren) pluomen. Megenberg 288, 18; todter baum arbor siderata. Stieler 2291; daʒ er mag ... (aus dem walde) alle tag nemmen einen karren mit dottem holtz. weisth. 4, 471, vgl. todtholz.
c)
tot mer, mare mortuum Dief. 349ᵇ: eʒ mag auch kain visch noch kain waʒʒertier dar inne beleiben, dar umb haiʒt eʒ daʒ tôt mer. Megenberg 101, 28; disz todte meer H. Sachs 11, 89, 31; todtes meer, das aus den versunkenen städten Sodoma und Gomorra ... entstanden, und weil alles darinnen todt ist, das todte meer genennet wird. Zesen Assenat 523;
die wüste knirscht: — es ist die salz'ge kruste,
in die das todte meer den sand zu kleiden wuszte,
seit Lot die flackernden paläste Sodoms floh.
Freiligrath 2, 122.
bildlich: das todte meer der vergangenheit. J. Paul jubels. 181.
d)
das todte oder wilde fleisch caro stupida, insensibilis Stieler 2291 (vgl. todtenfleisch): daʒ pulver ... negt daʒ tôt oder daʒ wild fleisch auʒ den wunden. Megenberg 383, 31; todte, erfrorene glieder. Stieler a. a. o.;
du weist nicht, das der winter kalt,
tottet frucht und wurzen mannigfalt,
das bring ich mai als herwider
und erkucke dy toten gelider.
Rabener Sterz. sp. 16, 330;
da sieh, was ich für todte finger hab. Auerbach ges. schriften 5, 198; die warme quelle sollte die todte hand Martha's neu beleben. 244.
e)
todte kohlen, ausgebrannte, im gegensatz zu den lebendigen, glühenden s. kohle 4, b: ist aber der stain (berillus) sinbel sam ain apfel ... sô entzünt er tôt koln. Megenberg 436, 17; erleschter oder tôter swebel. 480, 34; todtes (oxydiertes) metall. Jacobsson 4, 410ᵃ; todte (nicht brennende) nessel. s. nessel 2 und todtennessel.
f)
von andern gegenständen, die kein leben haben oder zeigen: todtes (stillstehendes) wasser. Jacobsson 4, 410ᵇ; sogenannte todte oder stillliegende gegenstände. Göthe 38, 181; todtes gestein. 22, 139; ein skelett an todten drähten. 13, 135; todtes bein (würfel) Kirchhof milit. disc. 136. Rückert 4, 363; todte bildsäule Schiller 6, 285; todte pinselstriche (gemälde, bildnis) 13, 358; todtes sprachrohr 5, 2, 213;
der schnellen finger kunst
belebt das todte holtz (der geige) auf zitternd hellen saiten.
Pyra u. Lange 104 neudr.
musik aus todten instrument geweckt. J. Grimm kl. schriften 1, 295.
g)
sonst in bezug auf laut und farbe: todte einsamkeit Klinger 5, 352; todte (lautlose, ausgestorbene) straszen und eine menschenleere stadt. Schiller 7, 297; todte stille Klopstock Mess. 8, 257. 403 (nautisch, wenn der wind ganz aufgehört hat Bobrick 669ᵇ, vgl. todtstill); in diesem todten (vorher stillen) winkel. Göthe 11, 172;
die nacht ist trübe und todt.
P. Heyse ges. w. 2, 13;
ein todter (lautloser) kummer folgte auf die wüthenden schmerzen. Göthe 10, 167; an dem todten stillschweigen eurer freude. 60; todte (matte, glanzlose) augen, farbe. Adelung 4, 616;
er schaudert vor des auges todtem glanz.
P. Heyse 2, 11;
der tag ist hier verbannt, kaum macht der todte schein
von einer lampe noch den finstern zugang heiter.
Wieland 17, 91.
todtes haar (abgeschnittenes, glanzloses und welkes haar) Jacobsson 4, 410ᶜ; toote har, perücke Schm. cimbr. wb. 178ᵃ; s. haar II, 1 (sp. 11).
h)
in bezug auf ertrag, kraft und wirksamkeit.
α)
todter pfennig s. pfennig 4, a; kostbares porcellan ..., in welchem allem leider ein todtes capital von vielen hundert thalern steckte. Rabener (1750) 2, 36; wie läszt sich bei einem todten capital nur irgend eine freude denken! Göthe 19, 146; todte habe Arnim schaub. 2, 211;
du hast nur todte güter zu vergeben.
Schiller 12, 468 (M. Stuart 2, 6);
todtes (zu bergbauzwecken unfruchtbares) feld Veith 493; todter mann was alter mann (th. 6, 1589), todte wetter, die nicht umsetzen (in veränderter richtung in den grubenbau einströmen) können. 494; todtes wasser, das kein gefälle, daher keine bewegende kraft mehr besitzt. Scheuchenstuel 244, nautisch s. v. a. kielwasser Bobrik 691ᵃ (bei einem mühlwerke sehr langsam fliessendes wasser. Jacobsson 4, 410ᵃ, der tote wog Michelsen thür. rechtsdenkm. 126); todtes holz s. v. a. kielklotz 389ᵇ; todtes werk, der über dem wasser befindliche theil des schiffskörpers im gegensatze zu dem (unter wasser befindlichen) lebendigen werk 691ᵇ; todter winkel (fz. angle mort) ein winkel, raum vor der schanze, wo die belagerer von den belagerten nicht können beschossen werden. Jacobsson 4, 410ᵃ.
β)
todte kraft (im gegensatze zur lebendigen), die den grund nicht in sich hat, sich selber zu erhalten, sondern nur auf der gegenwart der äuszerlichen ursache beruht. Kant 8, 162; todte (unwirksame) werke Stieler 2291. Ebr. 9, 14, (todige werke cod. Tepl.); todte arbeit Niebuhr kl. schriften 1, 62; todtes handeln W. v. Humboldt sonette 310.
γ)
innerlich todter glaube, fides sterilis. Stieler 2291. Albertinus landstörzer 362; gehen mit eitel ... unnützen gedanken umb, ja mit eitel todten träumen. Luther 6, 37ᵃ; ich belebe euren todten sinn Göthe 14, 194; ein todter begriff Kant 8, 110.
i)
todter buchstabe im gegensatze zur lebendigen rede, zum lebendigen geiste (th. 2, 480): lebendig wird die melodie, über deren todte buchstaben wir uns sonst den kopf zerbrochen haben. Göthe 27, 133; oft sind mir selbst die züge der liebsten freundschaft todte buchstaben, wenn mein herz blind ist und taub. br. 343 (2, 274) Weim.; so gewisz sichtbare darstellung mächtiger wirkt, als toder buchstabe und kalte erzählung ... Schiller 3, 515. vgl. tödten 2, a.
k)
todte sprache im gegensatze zur lebendigen (th. 6, 431). J. Paul Levana 1, 8;
(er kannte) auch die todten, alten,
ausgestopften dialekte.
H. Heine 18, 83.
l)
rechtlich: todte hand im gegensatze zur lebenden hand. s. hand III, 2 und Holtzendorff rechtslex. 2, 551; das haus gehört einer todten hand zu. Thümmel reise 3 (1794), 59, auch zusammengerückt: der übergang eines besitzthums aus der todtenhand. Kant 5, 131; todter kauf s. kauf 6, b; todte handschrift, obligatio extincta per mortificationem. Stieler 2291.
2)
prädicativ.
a)
mit intransitiven verben.
α)
todt werden, sein: nibi thaʒ corn thinkiles fallenti in erda tôt wirdit (nisi granum frumenti ... mortuum fuerit) Tat. 139, 3, ersterbe Joh. 12, 24, derstirbt cod. Tepl.; also auch der glaube, wenn er nicht werk hat, ist er tod. Jac. 2, 17; on das gesetz war die sünde tod (unwirksam) Röm. 7, 8;
geiz hatte mich besessen,
die mildigkeit war tod.
Rist h. lied. 4, 258;
Celinden lieb ich todt.
Gryphius trauersp. 332 P.;
die ganze welt war mir auszer Narcissen todt, nichts hatte auszer ihm einen reiz für mich. Göthe 19, 289; alle hoffnung todt! Schiller 13, 481;
wie todt und traurig ist es hier!
5, 2, 161 (don Carlos 1, 3);
β)
in sünden, moralisch, lebendig todt sein:
sich ich daʒ nicht, sô bin ich (moralisch) tôt.
Meier Helmbrecht 1144;
also bist du todt in sünden. Keisersberg schiff d. penit. (1514) 46ᵈ; sittlich todt Kant 5, 226; lebendig todt, s. lebendig 6, e: welche (witwe) aber in wollüsten lebet, die ist lebendig tod. 1 Tim. 5, 6 (goth. jah libandei dauþa ist);
(verstockte sünder,) welche sind gar lebendig todt.
H. Sachs 15, 423, 31;
wer ohn frawen lebt diese zeit,
der ist auf erd lebendig todt.
14, 132, 10;
wenn du, lebendig todt, eine thurmhöhe tief, unter dem boden im kerker liegst. Schiller 3, 417 (kabale 2, 6); todt sein an, für:
wan alle man sint âne wîp
an fröuden und an êren tôt.
Konrad troj. kr. 14877;
nun foltern ihn verzweiflung, reue, sorgen,
todt ist er für der schöpfung pracht.
Gotter 1, 174;
wenn mein herz nicht jetzt für alle empfindungen todt wäre. Göthe br. 51 (1, 190) Weim.; lebendig todt sein für etwas. Wieland Klel. und Sinib. 1, 307: mit genetiv (statt für): dasz er schon todt war dieser welt etlich tage zuvor, ehe denn er starb. Bugenhagen an Luthers grabe.
γ)
todt, todt und kraftlos, todt und ab sein: nach dem die ursachen, darumb der bund gemachet, todt weren, solte der bund auch todt und machtlos sein. Waisel chron. (1559) 174ᵃ; und der bund soll .. kraftlos, todt, abgethan und nicht mehr sein. 174ᵇ; so sollen meine wort hierinn nichts gelten, sonder todt und kraftlosz sein. Fronsperger kriegsb. 3, 10ᵃ; welchs sind opfer des alten testaments, und nu lengest tod und abe. Luther 5, 164ᵃ; es soll alles todt und ab sein, omnia deleta sunto. Stieler 2291;
so ist mein hoffnung todt und ab.
H. Sachs 14, 213, 21.
δ)
mit anderen intransitiven verben: vor wessen auge und empfindung sich natur nicht belebt, .. der ist nicht zu ihrem dichter gebohren. todt steht sie vor ihm und sie wird auch in seinen bestrebungen todt sein. Herder ebr. poesie 1, 108; auf der stelle .. blieb alles todt und stumm. Göthe 30, 292; dasz uns kindern das haus nicht hätte todt scheinen sollen. 24, 181; bergmännisch todt gehen (von wassern), kein gefälle haben. Veith 494; todt liegen an:
an werltlicher wunne
lac ir beider herze tôt (von weltlicher wonne abgestorben).
herzmäre v. 223.
b)
mit transitiven verben: todt schweigen s. todtschweigen; wenn wir eine hübsche melodie finden, singen wir sie meist todt, dasz sie kein mensch mehr hören will. Göthe 14, 25; die zeit, die langeweile u. s. w. todt schlagen (s. tödten 2, l, β, εε); todt (ungültig) machen, erklären: solliche .. gerechtigkeit mach ich mit dism meinem brif gantz tod, kraftlos und machtlos. schles. lehensurkunden 1, 283, 23 (vgl. todtbrief und tödten 2, a, α, ββ); comitien .. in denen die ewige richtung und alle andre vorkommnisse für todt und abgethan erklärt werden sollten. Niebuhr 2, 338; bergmännisch ein werk todt sprechen, den betrieb desselben einstellen, todt schreiben, als nicht weiter bauwürdig im bergbuche bezeichnen; ein feld todt bauen, schlagen, dasselbe vollständig abbauen; ein ort todt hauen, legen, die sohle eines stollens wagrecht herstellen, sodasz die wasser nicht ablaufen können. Veith 494; kalk todt brennen, kalk- oder gipssteine völlig ausbrennen. Jacobsson 4, 409ᵇ; die erze todt pochen, die erztheile zu dünnen, leicht weggeschwemmten blättchen zerquetschen, todt rösten, bis zur völligen entfernung des schwefels glühen, wodurch sie oft unbrauchbar werden. Scheuchenstuel 243; nautisch den strom todt segeln, mit gutem winde gegen den strom ansegeln und vorwärts kommen; ein schiff todt segeln oder laufen, ihm im segeln vorbeikommen; der wind ist (durch heftigen pulverrauch) todt geschossen, (durch starken regen) todt geregnet. Bobrik 691ᶜ f.
c)
mit reflexiven verben, bergmännisch sich todt brechen, laufen, vollständig zusammenbrechen, -stürzen, und niedergehen. Veith 494.
3)
substantivisch das todte: wenn einem pferd etwan ein nagel durch das thote bisz in das lebendige hinein getrieben wirdt. Uffenbach neues roszbuch 2, 292. — biblisch die todten im geistlichen sinne: er legt mich ins finster wie die todten in der welt. ps. 143, 3; wache auf der du schleffest, und stehe auf von den todten, so wird dich Christus erleuchten. Ephes. 5, 14 (ste uf vom tot cod. Tepl.).
III.
todt in gesteigerter form (poetis etiam compar. est todter et superl. todtester Stieler 2291).
a)
comparativ:
stürbe er tœter danne tôt.
minnesinger 2, 20ᵇ;
und aus dem aug ...
fällt eine mitleidsthrän' auf mich herab,
der todter ist, als sie.
Herder ged. 2, 119;
indessen kann ich dir zuschwören, dasz die todten, die mein herr erweckt hat, nicht todter waren als ich oder du. Wieland 32, 140.
b)
superlativ: die todtesten aller todten sind die gesundesten (les plus mortes morti sont les plus saintes) Bode Montaigne 1, 136; unser in stadtsünden todtester todter blieb ohne auferstehungsregung. Hippel 8, 83; unsere kunstrichter halten sie (die naturpoesie) doch für die todteste dichtkunst. Herder ebr. poesie 1, 106.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 4 (1913), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 588, Z. 32.

tot, adj.

tot, adj.,
s. todt, adj.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1931), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 906, Z. 4.

tot, tote

tot, tote
auch mit ö, m. und f., taufpate und patenkind; auch hebamme Fischer schwäb. 2, 290; composita s. 2, 292—6 und Hertel Thür. 245; vgl. th. 2, 1312 f.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1931), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 906, Z. 5.

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Zitationshilfe
„tot“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/tot>.

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