Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

total-

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in zusammensetzungen mit deutschem wortgut ist schon vom 17. jh. ab nachweisbar; die zss. ergreifen im 19. jh. endgültig das gesamte allgemeine schrifttum, die rechtlichpolitische und statistische, die naturwissenschaftlich-medicinische und philosophisch-ästhetische literatur, das gebiet des wirtschaftlichen und militärischen, in das sie im verlauf des 18. jh.s langsam eingedrungen waren:
totalansicht
Matthison schr. 3, 244; A. Lewald Schweiz (1839) 51;
totalausdehnung
eines pendels Fr. Th. v. Schubert verm. schr. 4, 316;
totalausverkauf
hdwb. d. staatswiss.² 7, 779;
totalbegriff
bei müssigen stunden stellt der practisch unterrichtete auch wohl untersuchungen seines reichthums an, anatomirt einen totalbegriff und freuet sich des philosophen, der diesen schon vor ihm zerlegt und jedem theilchen desselben einen namen gegeben hat
ein strenger moralist wird niemals ein guter minister werden, weil er immer sein verhalten mehr nach abstrahirten regeln als nach totalbegriffen einrichten wird ...
ebda 4, 27;
in den urtheilen werden blos von dem subjecte die merkmale einzeln ausgesagt, die in dem totalbegriff desselben enthalten sind
Mendelssohn morgenst. (1785) 1, 9;
kraft, leben, geist und charakteristik schmelzen in diesem herrlichen gemälde (dem abendmahl von Leonardo da Vinci) zu einem totalbegriff ineinander, für den ich vergeblich in meinem ästhetischen wörterkrame nach der kunstgerechten benennung forsche
Matthison 4, 70;
totalbevölkerung
Centralasiens Ritter erdkde 2, 350;
totalbildung
t. edler menschen Bettine frühlingskr. 202;
totaleffect
gesamteindruck, gesamtwirkung: wenn vom totaleffect eines kunstwerkes oder auch eines andern gegenstandes der wahrnehmung die rede ist, so versteht man darunter den eindruck, den der gegenstand im ganzen macht, bevor man also zu den theilen übergeht, um diese genauer zu betrachten, aus welcher betrachtung dann der partialeffect hervorgeht W. T. Krug allg. hdwb. d. phil. wiss. 4 (1834) 228; Runge hinterl. schr. 1, 78; Fr. Th. Vischer ästh. 3, 940; t. des hohenbergischen schlosses Gutzkow ritter v. geiste 3, 77; am gröszten aber sind sie (die Franzosen), wo es sich darum handelt, mit neuen theorien gleich ganze massen von erscheinungen zu organisieren. sie verlangen einen t., der so völlig überrascht, dasz jede widerrede verstummt H. Grimm essays (1874) 6;
totaleindruck
gesamteindruck der äuszeren erscheinung eines menschen: den t., den der anblick eines solchen wundergeschöpfes (eines komischen heiligen) ... macht Lichtenberg verm. schr. 3, 330; J. G. Forster 8, 112; Lavater phys. fragm. 3, 93; Schleiermacher I 3, 64, seiner leistungen: t. (der übersetzungskunst Vossens) allg. dtsche bibl. 111, 323; Schiller br. 4, 352; t. (literarischer beschäftigung eines volkes) J. G. Forster 6, 57; Göthe 49, 363 W.; IV 19, 453; t. (seines Pariser theaterlebens) Holtei 40 jahre 4, 350; O. Ludwig 6, 149; t. (eines tonwerkes) Fr. Th. Vischer ästh. 3⁴, 931, einer stadt, eines gebäudes: auffassung eines richtigen totaleindruckes (von Caserta) Seume 2, 219; fürst Pückler briefw. 2, 176, der äuszeren umgebung und zustände: als (ein bislang blinder) ... zum ersten mal sein zimmer mit den verschiedenen gegenständen darin erblickte, unterschied er nichts daran, sondern hatte nur einen t. wie von einem, aus einem einzigen stücke bestehenden ganzen Schopenhauer 3, 89 Gr.; t. des naturgemäldes A. v. Humboldt ansichten 1, vi;
totaleinflusz
nur der vollkommenste mensch kann die vollkommenste philosophie entwerfen. der mensch steht durchaus mit sich selbst in wechselwirkung und innigem zusammenhang. jeder fehler, jede tugend musz einen allgemeinen wirkungskreis, einen t. haben Novalis schr. 3, 159;
totalempfindung
t. der thierischen harmonien Schiller 1, 159 G.; man (die philosophen) bemüht sich, zu demonstrieren, wo nur thatsachen wirken können, man will beweisen, dasz etwas trefflich sei — aber alle beweise berühren den takt nicht, erregen keine t. von der demonstrierten trefflichkeit Lavater nachgel. schr. 1, 319; indem ich ein gedicht ansichtig werde und mich auf seine individualität beschränke, setzt sich eine t. fest, die ich nicht los werde Zelter an Göthe 3, 112;
totalerfolg
(einer aufführung von Shakespeares Richard III.) Hebbel 12, 11;
totalfinsternis
t. ist, wenn die sonne oder der mond gantz verfinstert ist
Zedler (1745) 44, 1625;
A. v. Humboldt kosm. 3, 489. übertragen:
das sonnenland hinter den hügeln der gottesäcker, hinter den pestwolken des todes liegt unter einer t. von zwölf zollen oder von ebenso vielen heiligen nächten bedeckt
Jean Paul 39, 41 H.;
totalgefühl
das t. und der sinn deiner gedichte ist bei mir bei der ersten lesung vorhanden
Zelter an Göthe 4, 422;
das t. gegen eine person ... ist aus vielen einzelnen gefühlen zusammengesetzt
Herbart w. 10, 76;
A. v. Humboldt kosm. 1, 10; spec. terminus der psychologie: vgl. W. Wundt grundrisz d. psych.¹² (1914) 192; 91; grundzüge d. phys. psych.⁶ (1911) II 354; III 102; 116; 178 u. ö.; Eisler wb. d. philos. begriffe⁴ 3, 245;
totalidee
(der dichter) hat sich glücklich zu schätzen, wenn er durch das klarste bewusztsein seiner operationen nur soweit kommt, um die erste dunkle t. seines werks in der vollendeten arbeit ungeschwächt wiederzufinden Schiller br. 6, 262;
totalkörper
... die totalkörper und weltgebäude aus monaden zusammengesetzt
Mendelssohn lit.-br. 5, 179;
totalkraft
die ganze t. der seele
Lavater phys. fragm. 4, 8;
Herbart 5, 22;
magnetische t. der erde
A. v. Humboldt kosm. 4, 73;
totalplünderung
Mengering kriegsbelial (1633) 456;
totalrevolution
von der letzten oder jüngsten t. der erde Sintenis Oswald (1813) 41; t. des ganzen zustandes von Deutschland Gentz schr. 4, 188;
totalruin f., m.
(vgl. th. 8, 1475): dadurch mehrem verderben und der total ruin entgegen gegangen ... werden könne v. d. Borne consultatio (1641) titelbl.; die endlich total ruin Dannhawer catechismusmilch (1646) 3, 127; die Friedländischen, so ... den armen leuten ... zum äuszersten verderben, totalruin und untergang das mark aus den beinen gesogen Tilly (1627) an Maximilian in Gindely Waldstein 1, 311; das röm. reich ... vor etlichen total ruin zu conserviren (protocoll a. d. j. 1633) Wallensteins verhandlg. 167 Gaedeke; das ... reich in unwiderbringlichen schaden, ja endlichen t. stürzen d. hochbeehrte Augspurg (1690) 20; vor einem total-ruin behüten E. G. Happel hist. mod. Eur. (1692) 133ᵃ; der t. Wächtler manual (1709) 311;
totalschuszweite
Köhler kriegsw. III 1, 113; v. Alten 4, 607;
totalstimmung
... wird sich das bewusztsein der eigenen thorheit auch als totalstimmung über den ganzen charakter verbreiten Fr. Th. Vischer ästh. 2, 396; wir dürfen nicht des helden partei gegen das schicksal nehmen in der end- und totalstimmung O. Ludwig 5, 438;
totalsumme
hauptsumme, gesamtbetrag, vgl. total, n., daneben eine latinisierte form -summa noch im 19. jh. vereinzelt bezeugt (vgl. Tieck 5, 220); totalsumme in den wbb. seit Moritz (1797) 3, 148; Campe (1801). in eigentlicher, rein zahlenmäsziger bedeutung: so dasz die summa vom solde, von rationen und portionen für jeden einzelnen soldaten in der totalsumme enthalten ist A. Wichmann antikrit. (1769) 2, 131; Hermes lit. märtyrer 1, 140; Fr. Th. v. Schubert verm. schr. 2, 41; übertragen: all unser glaube an tugend überhaupt würde ... so klein wie ein senfkorn werden, wenn wir die totalsumme der wirklichen und wahren frommen auf ein kleines häuflein reduzirt sehen sollten Bretzner leben (1787) 1, 304; ward es mir möglich, die totalsumme meiner glückseligkeit zu ziehen v. Gaudy 18, 54; sein schicksal ist die totalsumme aller wirkungen seiner eigenthümlichkeit O. Ludwig 5, 422;
totalübersicht
Sömmering v. bau 4, 236; Laube reisenov. 5, 111;
totalverbindung
begriff d. logik W. Wundt logik⁴ 1 (1919) 70;
totalverderben
zu ihrem totalverderben ihr votum zu geben
Rist rettung (1642) a 8ᵃ;
totalvereinigung
die totalvereinigung der religion
anatome joco-seria (1667) 68;
die ehe ... ist eine unabhängige totalvereinigung
Novalis schr. 3, 66;
totalverfinsterung
der volle mond bei einer totalverfinsterung
Lichtenberg verm. schr. 5, 387;
t. (ist) eine gänzliche (verfinsterung)
totalverlust
Hoyer-Kreuter 1, 771; handelsgesetzb. § 850;
totalvorstellung
ein inbegriff von vorstellungen, die in der seele zusammen sind, ist eine totalvorstellung, und eine jede von jenen heiszt eine (zu der letzteren gehörige) partialvorstellung. daher kann man das allgemeine associationsgesetz ... so ausdrücken ... jede vorstellung ruft ihre totalvorstellung wieder ins gemüth
J. G. E. Maass einbildungskraft (1797) 28 u. ö.;
vgl. J. J. Engel schr. 9, 52 und O. Ludwig 6, 39;
das gleichartige erlangt in der totalvorstellung ein bedeutendes übergewicht über dem verschiedenartigen
Herbart 6, 167;
A. Stöhr logik (1905) 31; vgl. Eisler wb. d. philos. begr.⁴ 3, 245;
totalwesen
die direction des t. (die leitung der gesamten evangelischen sache) (a. d. j. 1632) Wallensteins verhandlg. 134 Gaedeke;
totalwirkung
die t. eines astronomischen fernrohrs Fr. Th. v. Schubert verm. schr. 4, 178; die totalwirkung (eines gebäudes) bleibt immer das dämonische, dem wir huldigen Göthe I 35, 161 W. (1803); eine gute t. (von darstellungen auf einem fries) Welcker 5, 248; t. (der trilogien des Äschylus) W. v. Humboldt an Welcker 119; t. (der composition) R. Schumann br. 2, 17; die elementarbildung beherrscht in ihrer totalwirkung den einflusz vieler ihr entgegenwirkender elementarischer verirrungen in sich selbst Pestalozzi 8, 316; Herbart 8, 152;
totalwissenschaft
die gröszesten wahrheiten ... verdanken wir dem kontakt der lange getrennten glieder der totalwissenschaft Hemsterhuis
Novalis schr. 3, 352;
totalzusammenhang
Dilthey einl. 1, 47;
totalzustand
Schleiermacher I 3, 131; Dilthey einl. 1, 479;
totalzweck
alle mögliche mittelzwecke verhalten sich zu ihm (dem absoluten zweck) als theile des absoluten totalzwecks
Fichte 3, 141.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1931), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 908, Z. 70.

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Zitationshilfe
„totalansicht“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/totalansicht>.

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