Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

touchieren, vb.

touchieren, vb.,
'berühren; beleidigen' aus frz. toucher '(be)rühren, anrühren' im 17. jh. entlehnt. Stieler ztgs-lust (1695) 669. die frz. form touchieren ist bis heute die übliche; neben sie tritt ende des 18. und anfang des 19. jh.s gelegentlich die eingedeutschte schreibung tuschieren (vgl.tusch), z. b. Bürger 32ᵇ Bohtz; ders. br. 1, 358 Strodtmann; Heine 2, 75 E.; Bäuerle kom. th. 2, 13; Nestroy 2, 32.
1)
berühren: touchiren 'heiset berühren, begreifen, angreifen, betasten, sonsten aber auch zum mitleiden bewegen' Sperander (1727) 745; des feindes reuter in der zugordnung ... ohne die infanterie zu touchieren, angreifen Chemnitz schwed. krieg (1648) 1, 90; medicin. mit dem finger untersuchen, mit dem ätzstift ätzen Dornblüth klin. wb. (1930) 422; beim touchiren Sömmerring v. baue 5, 505; vgl. Krünitz 186, 480. übertragen: als dessen fortune mich von hertzen also touchirt sprachverderber (1643) 7; könig Jorgen ist ma tante, unser lieber churfürstin, sohn, welches mich mehr touchirt, alsz dasz er mein geschwister kind ist Elis.-Charl. v. O. br. 2, 670 Holland; Lenor ... ist sehr touchirt, dasz sie ihr so fleiszig schreibt ebda 230; 683, bes. bei schmerzlichen anlässen im sinne des heutigen 'angreifen', 'treffen': vorgestern habe ich eine gutte und trewe freundin verlohren ... welches mich greullich touchirt hat ebda 55; in ähnlichem zusammenhange recht von hertzen touchirt 85; in der seelen t. 244; vereinzelt noch im 19. jh. die andern blitz tuschiren mich nicht Nestroy 2, 32; Hügel Wien 169.
2)
beleidigen Stieler ztgs-lust 669: also wusten sie keinen titul, der ... die damahligen philologos heftiger touchiren könte, und nenneten sie durchgehends poeten Chr. Weise cur. ged. (1692) 2, 9; er wolte nicht hoffen, dasz mich iemand von den herrn hochzeitgästen würde touchiret haben Chr. Reuter Schelmuffsky 61 ndr. nr. 57-58; Fleischer Lydio (1730) 1, 127; Edelmann selbstbiogr. 53. bes. in studentenkreisen in standessprachlicher ausprägung, noch im 19. jh. ganz geläufig: revange wegen der touchirten bursche zu fordern begebenh. e. Götting. stud. 2 (1746) 173; Heine 2, 75 E.; vgl. z. f. d. wortf. 1, 49: Kluge stud. spr. 130.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1931), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 915, Z. 59.

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Zitationshilfe
„touchieren“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/touchieren>.

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