Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

trabant, m.

trabant, m.,

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'fuszkrieger, leibwächter, diener, begleiter, nebenplanet'. in fast allen europäischen sprachen verbreitet (s. u.), im deutschen seit 1424 belegt (s. u.).
herkunft umstritten und noch nicht endgültig geklärt, vgl. Hellquist sv. et. ordbok (1922) 99; Gombocz-Melich magy. etym. szöt. 1, 1274. versucht ist die herleitung 1) aus dem ital. trabante, das seinerseits auf dem deutschen traben, vb., beruhen soll Adelung 4 (1780) 1015; Berneker slav. et. wb. 1 (1910) 219, bzw. auf ungar. darabant Falk-Torp norw.-dän. 1, 150, 2) aus dem deutschen traben, das im deutschen selbst mit romanischer endung versehen sei, seit Kramer 2 (1702) 1101ᶜ, s. Lexer 1, 456; Miklosich et. wb. (1886) 49; Diez nr. 690; Körting nr. 9637; Weigand-Hirt 2, 1057, 3) aus pers.-türk. derbân 'türhüter', das seinen weg über magy. drabant, darabant und rumän. darabán, de̮re̮ban(t) in die westeurop. spr. genommen habe Rösler Wien. S. B. 50 (1865) 591; Miklosich d. türk. el. (1884) 46 und daraufhin Heyne 3, 997; Murray 10, 1, 211; Gamillscheg et. wb. (1928) 855 u. a., angezweifelt von Kluyver zs. f. d. wortf. 4, 153 wegen schwierigkeiten der bedeutungsentwicklung von 'türhüter' zu 'fuszkrieger' s. 154 und der anlaut- und auslautverhältnisse im magy. und rumän. s. 156 f., neuerdings aber wieder vertreten von Lokotsch et. wb. (1927) nr. 490, während Gombocz-Melich a. a. o. magy. drabant — so als älteste form, die allein für die etymologie in betracht kommt, seit 1439 belegtaus dem slav. oder deutschen, rumän. daraban(t) u. s. w. mit Cihac dict. d'et. 495 aus dem magy. entlehnt erklären, 4) aus dem čech. dráb, drabant 'fuszkrieger' nach einem hinweis von Schmeller-Fr. 1, 639 Kluyver (1903) a. a. o., der aber keine bestimmte etymologie des wortes vorschlagen will. doch folgen ihm Kluge⁷, Franck - v. Wyjk et. wb. (1912) 707, Meyer-Lübke nr. 8822 u. a., die aber alle auf čech. dráb zurückgehen, wobei die endung -ant unerklärt bleibt; analogie nach sarjant, brigant zog Kluyver tijdschr. 8, 264 in betracht. dagegen hat schon Miklosich d. türk. el. nachtr. (1890) 101; et. wb. 49 die herleitung des gesamten slav.-rumän. bestandes aus dem deutschen traben erwogen, die Berneker a. a. o. mit gröszerer bestimmtheit vertritt: serbokroat., čech., slov., poln. drabant, poln. trabant sei aus mhd., älter nhd. drabant, trabant entlehnt, ebenso magy. darabant, und weiterhin komme čech., poln., klruss. dráb 'kriegsknecht', 'fuszsoldat' ganz sicher aus dem deutschen, und zwar aus mhd. drab, trab, wobei er auf nhd. -trab 'gesamtheit der marschierenden' in vortrab, nachtrab hinweist. ebenso A. Mayer d. dtsch. lehnw. im tschech. (1927) 9; 11; 54 und Weigand-Hirt 2, 1057. diesen ableitungsversuchen gegenüber ist festzustellen: 1) im ital. ist trabante nicht vor dem ende des 17. jh.s nachzuweisen, zunächst nur in ital.-dtsch. wbb. gebucht, zuerst von Kramer 2 (1702) 1101ᶜ, später erst in rein ital. wbb., in das voc. d. acc. d. Crusca aber überhaupt nicht aufgenommen. ital. trabante ist eine späte entlehnung aus dem deutschen trabant, vgl. auch Zaccaria el. germ. (1901) 517. 2) bedeutung und gebrauch von traben, vb. und trab, m. bieten keinerlei verbindungsmöglichkeiten mit der art des ersten auftretens und der anfänglichen bedeutung und verwendung von trabant (vgl. 1 a). erst nachträglich ist trabant auf grund der relativ späten und abgeleiteten bedeutung 'läufer', vgl. 5 b, an traben, vb., volksetymologisch angelehnt, vgl. die belege bei Luther, Seb. Wild und Kolrosz 5 b α u. β z. b. fusztrabant im sinne von 'fuszgänger' Musäus phys. reis. 3, 3. 3) čech. dráb 'fuszkrieger' kann nicht aus dem deutschen drab, trab stammen, da die von Berneker angenommene bedeutungsgrundlage von trab 'gesamtheit der marschierenden' nur ganz vereinzelt erst am ende des 18. jh.s als lexikalische abstraction aus nachtrab belegt ist (s. o. sp. 927), das selbst erst seit dem ende des 17. jh.s, und vortrab, das als übersetzung für praemissae cohortes schon 1493 bezeugt ist. vortrab allein kann aber unmöglich ein čech. dráb 'krieger zu fusz' veranlaszt haben, das bereits in der ersten hälfte des 15. jh.s als čech. lehnwort ins deutsche gedrungen (s. ⁶trab) und 1528 im čech. in übertragener anwendung belegt ist, vgl. J. Gebauer slov. star. (1903) 1, 320. 4) auftreten, gebrauch und bedeutung der ersten deutschen belege (vgl. u. 1 a) führen unmittelbar in den čech. grenzbereich und die zeit der ersten Hussitenkriege und erweisen in ihrer eigenart trabant als ein fremdwort im deutschen, das öfters nicht einmal als appellativ, sondern als volksname verstanden wird, vgl. 1 a. das deutsche trabant ist demnach in der zeit und gegend der ersten Hussitenkriege aus dem čech. entlehnt, entweder unmittelbar aus dem bereits im 15. jh. im čech. belegten (s. Gebauer a. a. o.) drabant — wegen der in echt čech. wörtern unmöglichen lautgruppe -ant (s. J. Gebauer hist. ml. jaz. česk. 1, 45) müszte dann dafür nach einer fremden, aber nichtdeutschen, und auch nichtmagy. (s. o.) herkunft gesucht werdenoder, im hinblick auf die deutschen belege jedoch sehr viel weniger wahrscheinlich, in der art, dasz das deutsche trabant eine selbständige weiterbildung aus dem entlehnten čechischen dráb darstellt nach analogie von sarjant, brigant, die dann sehr bald ins čech. zurückentlehnt wäre. in beiden fällen bedarf die ableitung von čech. dráb, im ersten auch sein verhältnis zu čech. drabant noch der klärung. die endbetonung erhielt das wort im deutschen nach dem muster sonstiger fremdwörter auf -ant. — der zug des worts geht deutlich von osten nach westen, zunächst im deutschen selbst (s. 1 a u. b) und weiterhin in Westeuropa überhaupt: aus dem deutschen drang es im 16. jh. ins dän. (dravante(re) seit 1514, vgl. Kalkar 1, 379ᵃ), ins schwed. (drabant seit 1526, vgl. ordbok 7, 1999), ins ndl. (trauant und trauwant seit Plantijn thes. theut. (1573) Gg 4ᵇ), im 17. jh. ins engl. (trabant seit 1617, vgl. Murray 10, 1, 211) und ins franz. (traban(t) um 1640, vgl. La Curne 10, 72), ende des 17. jh.s ins ital., vgl. oben.
form: in der ältesten deutschen beleggruppe erscheint dieselbe form wie im čech.: drabant, neben seltenem trabant und vereinzeltem drawant, vgl. 1 a. drabant bleibt auch im 15. und 16. jh. für das ursprüngliche verbreitungsgebiet des worts bezeichnend, im ostmd. bis nach Nürnberg, im ostnd. bis nach Magdeburg, vgl. 1 b und z. b. 1571 Cölln a. d. Spr. bei v. d. Ölsnitz 1. inf. reg. 5; 1587 bei dem Niederlausitzer B. Faber thes. 798ᵇ; 1592 Schütz Pruss. 2 k 4ᵃ u. ö. auch für Luther ist es noch die normalform, im südosten in Siebenbürgen 1539 qu. z. gesch. d. st. Kronst. 3, 6; 64 (einflusz des ungar. drabant?), nach westen hin aber nur vereinzelt: obd. 1492 Augsburg, s. 1 a; 1539 Ruff s. 2 b; 1542 M. Tacius s. 2 a; 1616 Henisch 739, nd. vor 1542 Hamburg. chr. s. 5 a; 1593 Braunschweig G. Schwartzkopf Herod. 267. für das westl. nd. gilt dravant (drawant(h), drawent, drafent, drevant, drevent, dr(i)vant), vgl. 1 a u. b; 5 b β; 2 b; Schi.-Lü. 1, 567; Lasch-Borchling 468, auf hochd. gebiet überwiegt trabant, das seit 1449 zuerst in Nürnberg zur herrschaft kommt, s. 1 a, ende des 15. jh.s auch auf nd. boden (z. b. 1473 in Prenzlau n. cod. dipl. Br. 2, 100 Riedel; 1477 in Cölln a. d. Spree ebda 205; 1491 in Pommern, s. 1 b), sowie in Siebenbürgen auftaucht: 1500 qu. z. gesch. Kronst. 3, 3. dies wird die allgemein gültige form der nhd. schriftspr., auch bei autoren nd. herkunft: z. b. 1592 Runau krieg i. Pr. j 2ᵃ; 1616 in Mecklenburg jb. d. ver. f. meckl. gesch. 6, 152 Lisch; 1623 Orsäus nomencl. 127; 1634 nomencl. Hamburg 506. eine mischform trawant findet sich am anfang des 16. jh.s im obd.: 1510 urkd. z. gesch. Max. I 490 Chmel; 1525 in Augsburg, s. 2 a; z. j. 1530 chr. d. d. st. 23 (Augsburg) 267; 270; 280; 308, die Lasch-Borchling 468 auch für das nd. verzeichnen.die flexion ist überall die des schwachen masc., ein acc. sg. drawent s. 1 b ist vereinzelt.
bedeutung und gebrauch.
1)
fuszkrieger, söldner zu fusz.
a)
in dieser bedeutung erscheint trabant neben älteren knecht, fuszgenger, -gengel, -männer u. ä. zuerst in chron. u. urkdn a. d. zeit u. gegend der ersten Hussitenkriege zunächst zur bezeichnung hussitischer krieger zu fusz im gegensatz zu den berittenen: an. dom. in dem 24. ... qwam der Botczko mit 700 pferden und 8000 drabanten Zittau jb. 1424 scr. rer. Lus. 1 (1839) 59; vgl. M. v. Bolkenhain z. j. 1424 ebda 354; die keczere mit irem reisegen gezeuge und drabanten (Görlitz 1431) cod. dipl. Lus. sup. II 2, 216; trabanten (ebendaher 1431) 2, 276; ere (der ketzer) waene (wagen) und drawanten (Löwenberg 1431) urkdl. beitr. z. gesch. d. Huss. 2, 190 Palacky; trabanten 192; 292; 393 (Görlitz 1431; 1432; 1433); drabanten zittau. jb. 1433 scr. rer. Lus. 1 (1839) 64. so auch noch später z. b. dij ketczer mit wagenburg, reisigen und drawanten (Bunzlau 1469) scr. rer. Siles. 13, 9. in anwendung auf deutsche bezw. auf deutscher seite fechtende fuszkrieger stehen datierbare belege aus demselben quellenkreis seit d. j. 1435 zur verfügung: zu versuldin 100 pherde und 200 drabanten (Bautzen) cod. dipl. Lus. sup. II 2, 582; (gegen die Hussiten) wurden gesandt 3 hern des rats mit 40 pherden und also vil wagin und mit 300 drabanten (Görlitz 1438) scr. rer. Lus. 1 (1839) 235; ähnl. a. d. j. 1440 und 1442 ebda 247; 254; a. d. j. 1467 urkdl. beitr. z. gesch. Böhmens 484 Palacky; vgl. z. j. 1428 bei M. v. Bolkenhain scr. rer. Lus. 1 (1839) 359. bezeichnenderweise tritt drabant in chron. d. dtsch. ordens zuerst anläszlich des erscheinens der Hussitenschwärme in Preuszen 1433 für den hussitischen fuszkrieger auf: der Behemen ... sturben vil und kamen der drabanten wenig heyme zcu lande 1. forts. d. ält. hochm. chr. z. j. 1433 scr. rer. Pruss. 3, 637. auch im nordwestlicheren Deutschland knüpft sich die bezeugung für das wort an einen zug hussitischer söldner gegen Soest 1447 und bezeichnet hier nur den hussitischen fuszkrieger: de landgreve van Doringen mit einem here der Behmen, de heit men drabanten Magdeb. schöppenchr., chr. d. d. st. 7, 409; ebda 30 (Lübeck) 60; vele behemisscher herren ... hadden der fotlude, de men dravanthen nomide ... unkristlike lude Götting. urk.-b. 2, 196; in dat heer der dravanten hildesheim. stadtrechn. 2, 738 Döbner; alsze wolden thein uppe de dravanten 2, 739; 731; 737. ja eine reihe von quellen nehmen das wort noch deutlicher als einen volksnamen: hic populus qui ... vulgo extunc drawanten vocabantur E. Erdmann chron. ep. Osnabrug. bei Meibom rer. germ. scr. 2, 260; eratque in praefato exercitu quaedam gens maledicta quae vulgo Drvanten vocabatur longe distans a bonis christianis chron. mon. in Lothen (Minden) bei Meibom a. a. o. 532; ... a regno Bohemorum et multos de gente Dravantorum ... propter insultus istius gentis ... H. Wolter chron. Bremensis, Meibom a. a. o. 77; eyn grot tall volckes geheyten de Drevanten, anders genomet de Bemer. dusse Dryvanten genant Bemer weren vreslijke lude ... se weren neophyten Arnd Bevergen münster. chr. bei J. Ficker 249. im nordwestl. Deutschland war also das wort in dieser zeit völlig unbekannt, was auch in der unsicherheit der formen zum ausdruck kommt, s. o.
b)
dagegen zeigen schon für die jahre 1449 und 1450 die ordnungen und chroniken von Nürnberg, das seit 1421 an Hussitenkämpfen beteiligt gewesen war, das wort in völlig geläufigem gebrauch (etwa 50 mal nachgewiesen, davon 8 mal als drabant, über 40 mal als trabant, vgl. auch zs. f. pr. gesch. 7, 512) für den fuszkrieger, speciell den söldner zu fusz ohne eine beziehung auf Hussiten im gleichwertigen wechsel mit fuszgengel u. ä.: riten hie aus bei 40 geraisiger und luffen mit in bei 50 trabanten chr. d. d. st. 2, 159; alle drabanten, die solt hetten, und die, den man aus den firteilen aufbot, und die, die mit wolten zihen auf gleiche beut ebda 2, 257; und wart der fuszknecht und wagenleut wol 100 erslagen ... und fürten die gefangen mit in hin, der warn 50 oder mehr eitel arm leut, pauren, wagenleut und ander drabanten ebda 2, 181. in dieser allgemeinen bedeutung und anwendung ist das wort seit mitte des 15. jh.s verbreitet über Ostdeutschland (seit 1453 in Preuszen, vgl. zs. f. pr. gesch. 7, 517; 1460 in Danziger urk. s. Baltzer Danzigs kriegswes. 15; auch noch auf grund ihrer quellen Sim. Grunau pr. chr. 2, 288 (z. j. 1465); Runau krieg i. Pr. (1582) j 2ᵃ; C. Hennenberger (1595) 106; seit 1462 in Brandenburger urkd. vgl. zs. f. pr. gesch. 7, 515, in Pommern de vothknechte und trabbanten a. d. j. 1491 bei Klempin dipl. beitr. z. gesch. Pomm. 531) über theile des mittleren Niederdeutschland (z. j. 1452 Lübeck, chr. d. d. st. 30, 131; so leit de hertoge knechte annehmen up ein drawent, 1494 Braunschweig, zs. d. hist. ver. f. Ndsachs. [1863] 221), über das östliche Mitteldeutschland (vgl. oben 1 a u. a. d. j. 1471 urkdb. d. st. Freiberg i. Sa. 3, 609ᵇ) und theile von Süddeutschland (z. j. 1462 in Augsburg, chr. d. d. st. 22, 190; 194; 25, 333; 338; a. d. j. 1468 in Bayern urkdl. vgl. Würdinger kriegsgesch. v. B. 2, 319), während der gesamte westen auszufallen scheint. je nach den ländern, aus denen in dieser zeit die meisten söldner geworben wurden, ist die rede von Schweizern als tr. (2000 trabanten, Sweiczer und ander z. j. 1450, chr. d. d. st. 2 [Nürnberg] 226; vgl. ebda 2, 408) u. besonders von behemischen trabanten, vgl. Riedel nov. cod. dipl. Brand. 2, 205 (Cöln a. d. Sprew 1477); de dravanten unde de Bemen im dienste Christians von Dänemark 1452 chr. d. d. st. 30 (Lübeck) 131; do komen 400 Beheim hie an den solt, trabanten (z. j. 1504) chr. d. d. st. 11 (Nürnberg) 676, ohne dasz in dieser letzten verbindung eine directe beziehung auf die Hussiten liegt. gelegentlich auch: it. die fränkischen trabanten, die sächsischen und die andern trabanten (im dienste des kurfürsten von Brandenburg) urkde a. d. j. 1478, vgl. Ledeburs allg. arch. 1, 270; dasz die verwendung des worts nicht auf die geworbenen berufssöldner beschränkt ist, zeigen: die drabanten, die die stet gein Satzk zugelegt haben, sind gemeiniglich bawrn und unwerdlich leuth (a. d. j. 1478) cod. dipl. Brand. 2, 33 v. Raumer; 300 reisiger und 300 paurn drabanten (z. j. 1465) S. Grunau pr. chr. 2, 287; bei 18000 geschribner und bestellter fuͦszknecht und bei 1600 drabanten, die kain sold hetten, guͦt gewinner, und der raissiger waren bei 2600 pferdten (z. j. 1492) chr. d. d. st. 23 (Augsburg) 415. in der dichtung erscheint drabant um 1450:
da sach man mangen muͤden drabanten
H. Rosenplüt ged. v. Markgrafenkrieg 1450 bei Liliencron 1, 433;
drabanten vil der bœsen
die findt man hie und dort
Hermann v. Sachsenheim sleigertüechl. in meister Altswert 254 lit. ver.
2)
soldat, landsknecht. nach der neuordnung des deutschen heerwesens durch Maximilian am ende des 15. jh.s ging die bezeichnung tr. auf die der landschaft selbst entstammenden knechte über, vgl. M. Jähns hdb. e. gesch. d. kriegswesens 939.
a)
im eigentlichen militärischen bereich ist freilich die anwendung meist eingeschränkt auf den jeweils oder dauernd einem officier mit besonderen aufträgen oder zu persönlichem dienst zugetheilten: (dem generalöberst hauptmann) werden gehalten n. trabanten, die nimpt er von andern einfachen söldnern und knechten, den wirt dopel sold gegeben Fronsperger kriegsreg. (1558) 4ᵃ; jedem haubtman ... in disen leufen etlich trawandten zuzugeben, die auf sy warten und sy solhe hin und wider schicken mogen ordn. d. st. Augsburg 1525, zs. d. hist. ver. f. Schwaben-Neuburg 7, 243; so schon 1507 Wilw. v. Schaumb. 117 lit. ver. die person des vorgesetzten zu schützen, ist eine ihrer besonderen aufgaben, was zu bedeutung 3 sp. 946 hinüberführt: deren (der trabanten) ampt und befelch ist, das si mit iren hellenparten jeder zeyt bey irer herrschaft seyen ... sie, wo not, vor denjenigen, so irer herrschaft wolten zusetzen, zu beschützen Fronsperger kriegsb. 1 (1571) 136ᵇ. in der schlacht aber stehen sie in reih und glied: begibt es sich aber, das man mit den feinden handlen wil, so dann ir herrschaft in die ordnung steht, sollen sie auch zu andern irs gleichen in die ordnung stehn a. a. o. vornehme standespersonen erhalten tr.: so haben wir (kaiser Maximilian einem grafen) ... bewilligt ... die zeit der kriegsleuff vier trabanten zu halten (a. e. musterbestellbrief) rhet. u. teutsch notar. (1556) 120ᵃ, auch auf eigne kosten: wil auch jemandts rosz, trabanten oder buͦben auff sein kosten halten, ist im unverbotten S. Wolder Türkenbüchl. (1558) 12ᵃ. auch im dienste militärischer beamten: (dem pfennigmeister) werden gehalten zween trabanten Fronsperger kriegsb. 1 (1573) 76ᵃ, sowie der militärischen gerichtsbarkeit: wird im (dem schultheisz) gehalten ein trabant und ein jung ebda 1, 5ᵃ, speciell des profosses, wodurch sich die bedeutung 5 c 'gerichtsdiener' vorbereitet: so jemand ... ein straff verwirckt, es sey malefitz oder ander sachen, den soll der profosz ... trabanten annemen, den in eisen an einen wagen geschmid gefencklich verwaren ders. kriegsordn. (1564) 31ᵃ; werden (dem profosz) gehalten zwen trabanten etwan drey oder vier, oder vier steckenknecht und ein jung ders. kriegsreg. (1558) 64ᵇ; vgl. kriegsb. 1 (1573) 77ᵇ; 37ᵇ. wie durch den doppelsold (vgl. oben) wird der tr. öfters durch gleichstellung mit den niedern militärischen chargen aus der menge der gemeinen knechte herausgehoben: dem hauptman 25 söld. ..., zwoyen fenderichen jedem 5 söld., vier trabanten jedem 2 sold., vier waibeln jedem 2 sold (a. d. j. 1542) slg. d. württ. gesetze 19, 1 (1849) 29 Reyscher; seinen underfendrichen und drabanten, so in nachgliden stuͦnden (postsignanis, qui in secunda acie erant) M. Tacius Frontini kriegsanschlege (1542) 19ᵇ; hauptmann ... fenderich ... zween gemein weybel ... rottmeister, trabanten, ambesanten, diese ... empter Fronsperger kriegsb. 1 (1573) 82ᵇ;
die hauptleut sach ich eillent reiten
sambt den drabanten und waibeln lauffen,
hin und herwider umb den hauffen
Hans Sachs 22, 184 G. (a. d. j. 1539);
nur vereinzelt in niederer stellung als trosz- und packknechte: der riter impedimenta, das sind trabanten Vegetius rittersch. (1529) h 3ᵇ.
b)
im allgemeinen sprachgebrauch dagegen geläufig für den 'soldaten der neuen heeresverfassung überhaupt oder des vom landesfürsten bestellten aufgebots':
auf das hot man das schlos besetzt
mit vil trabanten ungeletzt
volkslied a. d. j. 1512 bei Liliencron 3, 79;
ebenso a. d. j. 1514 ebda 3, 151; miles ein tr. Trochus voc. (1517) f 2ᵃ; ainem ieden geringesten trabanten oder landsknecht geleich (1524) urk. z. gesch. d. univ. Tübingen 138; dieser text solte mir lieber sein den 4000 drabanten, denn er ist ... eine mauer und wehre der regiment Luther 28, 536 W.; die obersten uber hundert ... und die drabanten 2. kön. 11, 4 (vulg.: centuriones ... et milites; erste dtsche bib., die tr. überhaupt nicht kennt: hunderter ... und ritter); 2. kön. 10, 25; wasz grote landag tho Gottorp mit den vam adel und musten de lande dravanten holden und de uthkleden (z. j. 1599) Neocorus 2, 362; den 1. juni ziehen unser trabanten mit dem hauptmann ... aus der stadt (1660) quellen z. gesch. d. st. Brasso 3, 181. dagegen gehören die wenigen schweizerischen belege der zeit dem reisläufertum an, vgl. th. 6, 137:
her fendrich, sind uff schnell und bhend!
ouch alle, die den sold hie nend!
jr drabanten, versend ouch uwer ampt!
Ruef (1539) in schweiz. schausp. 3, 292 Bächt.
3)
leibwächter, pl. collectiv leibwache, durch die spec. aufgaben des tr. als 'soldat, söldner' (vgl. II 1 a) schon vorbereitet, im 16. und 17. jh. besonders geläufig und so von zahlreichen wbb. vom 16.—18. jh. vorwiegend gebucht: satelles, miles mercede conductus ut ab imperatoris latere non discedat, teutsch tr. oder schariant Altenstaig voc. (1516) 23ᵃ; tr. gewardtknecht, schirmknecht Dasypodius (1536) 209; somatophylax Maaler 404. tr. leibschütz, heyduck zu fusz M. Kramer niderhocht. (1719) 214; milites palatini Apinus (1728) 534. in der regel zu fusz, zuweilen aber beritten gemacht, vgl. Ayrenhoff 6, 53; Fäsch 915; s. Jany preusz. armee 1, 21.
a)
im dienste eines herschers, insbesondere des deutschen königs und kaisers: als ich von jugendt auff bey dem hauss Osterreich in kriegslewffen und nun ew. kayserlichen mt. auch bey vier jar lang gedienet habe und bin noch des willens ... bey dem yetzigen meinem dienst zu verharren ... nachdem auch die zerung am hoff tewer ist ... Ulrich Sonnentag, trabanndt urk. z. gesch. Max. I. 509 Chmel; der kaiser (auf dem reichstag von Augsburg 1530) ... hat auch zuͦ bewarung seines leibs 300 trawanten, 100 Teutsch, 100 Niderlender und 100 Spaniolen chr. d. d. st. 23, 267; ain landtsknecht, der ... kaiser Karel des 5ᵗᵉⁿ tr. gewesen 33, 97; zu einem kayserlichen trabanten angenommen Abr. a s. Clara etw. f. alle 2, 381;
wir, ehrenvoll geschützt von eigenen trabanten,
erwarten kaiserlich der völker abgesandten
Göthe 15, 1, 282 W. (Faust 10853).
Deutsche und Schweizer sind bevorzugte trabanten: wie dan ... der pabst und künig von Frankreich etlich hundert teutsche knecht zu trabanten halten Aventin bayr. chr. 1, 585 L.; des hertzogen guardia oder trabanten ... mögen ohngefehr 30 Schweitzer und Hochdeutsche seyn J. W. Neumaier v. R. reise d. Welschland (1622) 99; 101; S. Kiechel reis. 175 lit. ver.; ein tr. in alter Schweizertracht A. W. Schlegel s. w. 9, 71; vgl. Schweizertrabanten Krünitz 186, 531. wie in der garde du corps des französischen königs seit mitte des 15. jh.s (vgl. v. Alten 4, 33) erscheinen auch in Deutschland adlige als tr. in der leibwache: 100 trawanten, welche der merer tail edel sind (z. j. 1530) chr. d. d. st. 23, 270; etliche trabanten ... 3 vom adel die auf gnad warten, bisz man sie zu trucksessen macht Hainhofer rel. 65 Häutle, vgl. die adelbursche als leibgarde z. b. 1596 A. B. König denkw. (1787) 101; zs. f. preusz. gesch. 7, 539; Jany pr. armee 1, 22. später an ihrer statt officiere z. b. in Schweden unter Carl XII. Eggers 2, 1136. vgl. die nobelgarden z. b. in Österreich. gern mit verdeutlichendem synonymon: hertzog Albrecht von Saxen mit seinen leibshütern und trabanten hinab fuͦr (in die sant Jörgen gruben) S. Münster cosm. (1550) 9; trabanten und leibguardi Grimmelshausen Simpl. 423 Kögel; tyrannen ... haben ihnen leibwächter und trabanten beigelegt E. M. Arndt schr. f. u. a. s. l. D. 1, 268; die trabanten, die leibwache des fürsten Ritter erdk. 1, 984. auch auf königliche leibwächter ferner zeiten und gegenden angewandt z. b. von Luther im alten testament: die trabanten standen um den könig her, ein jeglicher mit seiner wehr in der hand 2. kön. 11, 11; könig Layus get ein mit ... zweyen trabanten H. Sachs 8, 30 K.; leibhüter ... des königs (von Guinea) guardy und drabanten Hulsius 7. schiffart (1606) 95. übertragen: weil er (der bienenkönig) ohne stachel, musz er von seinen trabanten versichert werden G. Treuer Däd. (1675) 1, 202, und bildlich gebraucht: (gesundheit und reines gewissen) die getrewen trabanten und wächter seines lebens Guarinonius grewel 108; ein fürst könne kein besseren oder vertrawlichern leibschützen oder trabanten haben als die lieb seiner unterthanen Zinkgref apophth. (1628) 1, 62; Herder 26, 270 S. in ihrer äuszeren erscheinung sind die tr. gerade als leibwächter durch ihre besonderen waffen gekennzeichnet: trabanten mit spieszen, hellebarden und partesanen chr. d. d. st. 33, 329; Pocci kom. büchl. 3, 227, was in den umschreibungen der wbb. zum ausdruck kommt: doryphorus Dasypodius (1536) 439ᵃ; Frisius 449ᵃ; Reyher thes. n 2ᵇ; satelles tr., gwardeknecht, helleparthierer Schöpper syn. 108ᵃ Sch.-K., vgl. Fäsch kriegslex. (1735) 915; Zedler 44, 1789, nicht selten auch durch einheitliche, oft prächtige kleidung: in dem ersten (saal der herzogin) stehen ... 100 trabanten mit helleparten in altteutschen auszgezogenen langen hosen, blaw und weisz und in kurzen mänteln, auch mit blaw und weiszen strichen gebremt ... und gehen ... die trabanten alle gleich gekleidet Ph. Hainhofer relat. 59 Häutle (a. d. j. 1611); chr. d. d. st. 33, 239 (z. j. 1562); S. Kiechel reis. 175 lit. ver.; jb. d. ver. f. meckl. gesch. 6, 152 Lisch; J. W. Neumaier v. Ramszla reise d. Welschland (1622) 99; Laner H. v. Kerssenbroich gesch. d. wiedertäufer (1771) 2, 58; 61; vgl. Jany preusz. armee 1, 22.
b)
aus der allgemeinen aufgabe der tr. als leibwächter hebt sich mit mehr oder weniger deutlich entwickelter nebenbed. heraus ihre verwendung als ständige begleiter, gefolge des herrn: stipatores ... tr. die ohn unterlasz umb den herrn sein, ihn zu beschützen und beschirmen S. Roth (1571) p 5ᵇ; auch send an beiden seiten neben ir. mt. 50 trabanten nebenher gangen chr. d. d. st. 33, 239; 280; 360; rings um ihn her giengen 40 trabanten mit groszen silbernen keulen Ziegler Banise (1689) 363, als ehrenposten, ehrenwächter bei den verschiedensten festlichen gelegenheiten: in ankunfft der froͤmbden herrschaften sollen auch die trabanten semptlich aufwarten (1592) bei A. B. König denkw. 99, als thronwächter: door seet syne (des fischers) fru (als kaiser) up enem troon ... un up beyden syden by eer door stünnen de trabanten so in twe regen kind. u. hausmärchen 1 (1857) 105, bes. häufig als wache vor den fürstlichen gemächern, 'türhüter': tr., so für eines fürsten losament wachen accubii Dentzler (1716) 2, 288ᵃ; einen trabanten für das zimmer geordnet, welcher tag und nacht davor aufwarten müssen Ph. Hainhofer rel. 23 Häutle; Gottsched dtsche schaub. 6, 27; er führte sie ... zur thüre hinaus, wo sie ... 4 fürstliche trabanten, von einem unterofficier befehligt, vorfanden Nicolai Seb. Nothanker 1, 50, vor dem thor des palastes: drabanten, die der thür hutten am hause des königes 3. kön. 14, 27; des hertzogen guardia oder trabanten pflegen unter dem thor allzeit auffzuwarten J. W. Neumaier v. R. reis. d. Welschland (1622) 99; ein thorwärter oder tr. Moscherosch ges. 1 (1650) 496; alabardière tr., thorsteher, hatschier N. v. Castelli (1741) 1, 28ᵇ; G. Freytag 12, 64. auszerdem ergibt sich aus der ständigen anwesenheit des tr. in der nähe des herrn eine fülle von gelegentlichen aufgaben, die öfters auszerhalb eines militärischen dienstes liegen, wodurch sich ein übergang zu der bedeutung 5 anbahnt, als 'bote': der marggraf spricht zum ersten trabanten
geh auf das nechste dorf hinausz
in eines armen hirten hausz ...
heisz in zu uns kummen zu hand
H. Sachs 2, 44 K.;
Herder 27, 70 S.; Christoff Richter, ein tr. und einspenniger (vgl. th. 3, 301; zs. f. pr. gesch. 7, 510; Jany pr. arm. 1, 22) emeritus J. Andersen or. reisebeschr. (1669) 166 Olear., als hüter der ordnung: soll ein jeglicher tr. auf den burghfrieden acht haben, es sey am hoflager oder andern jagdtheuszern (a. d. j. 1571) bei v. d. Ölsnitz 1. inf. reg. 5, bei der ausführung fürstlicher verhafts- und blutbefehle, wobei sich die nebenbedeutung 'scherge' ergeben kann, die mit 2 a zu 5 c hinüberweist: hat der kaiser seinen profosz mit 200 trawanten geschickt und Hansen Schneyden in seinem haus laussen fahen chr. d. d. st. 23, 308; 32, 59; buch d. liebe (1587) 223ᵃ; der könig sprach zu seinen drabanten (emissariis vulg., knechten erste dtsche bib.) die neben im stunden, wendet euch und tötet des herrn priester 1. Sam. 22, 17; A. U. v. Braunschweig Oct. 1, 599;
wolan, ir trabanten, bringt balt
den David zu mir mit gewalt
W. Spangenberg Saul (1606) e 6ᵇ;
Lohenstein Agrippina (1665) 75; Göthe 13, 2, 20 W.
4)
trabanten leibgarde zu pferde, cavallerieformation des stehenden heeres, die sich seit der mitte des 17. jh.s z. b. in Brandenburg und Kursachsen aus den trabanten der leibwache entwickelt, vgl. Jany pr. arm. 1, 22; zs. f. pr. gesch. 7, 540, in Preuszen seit 1692 als garde du corps v. Alten 2, 465ᵃ: 4 schwadronen cavallerie, eine von den trabanten und 3 vom regiment Anhalt v. Kessel tagebuch D. S. v. Buch 1, 123; Fr. W. v. Kyau ... trat ... in das sächsische heer ein und wurde ... 1734 zum major und commandeur einer compagnie reitender trabanten ernannt H. Wagener staats- u. gesellschaftslex. 11 (1862) 668; Stuhr brand.-preusz. kriegsverf. (1819) 1, 218;
wohin (ins lager) die reutenden ansehnlichen trabanten
nebst den carabinirs sich nun zurücke wandten,
nachdem sie hier zuvor in ordnung ausgerückt ...
auch zogen sich zurück nun die ulanerhorden ...
v. König ged. (1745) 242.
5)
diener, aus 3 'leibwächter' entwickelt, vgl. die ähnliche bedeutungsentwicklung von lakai th. 6, 79; Schulz-Basler 2, 5, wie in der wirklichkeit so im sprachgebrauch von 3 nicht immer klar geschieden, hauptsächlich fürstendiener: drabant ... herrendiener Serranus syn. 53ᵇ; assecla ein herrenknächt, der dem herren nachtritt, tr. Frisius 127ᵃ; regius ... minister ein tr., hofediener B. Farer 717ᵇ; Henisch 739.
a)
in allgemeiner verwendung: (Jan v. Leyden) havet ... enen koningshof an, mit stadtholderen, scenken, diskdeneren, reden ... credenzeren ... drabanten, werkmesteren hamb. chr. 83 Lapp. (vor d. j. 1542); ... da ihre frstl. gn. ... mich fortraisen lassen, als ich ... dem silbercammerer, den trabanten in kuchen, keller, stall und wer bemühet gewesen ... die verehrung zuvor austheilen lassen Ph. Hainhofer rel. 48 Häutle (a. d. j. 1611). in der rangordnung der hofbediensteten gilt der tr. mehr als der lakai: der stallknecht nennet sich einen stallmeister, der cammerdiener einen hoffmeister ... der lacquay trabandt Moscherosch ges. (1646) 1, 45. übertragen auf das reich gottes, wobei die bedeutung 3 b und 2 b nachklingen kann: die apparitores, die göttliche trabanten und himmlische heer der heiligen engel Dannhawer cat.-m. 1, 44; die englischen trabanten, ... gottes hofediener, vertraute cammerboten G. Treuer Däd. 1, 451, und des teufels: der fürst der finsternisz mit seinem hofgesinde und trabanten Prätorius Blockesb. verr. 141, auch bildlich: die feinde seynd der satan und seine trabanten, fleisch und blut, welt und geld G. Treuer Däd. 1, 260, sowie auf die antike mythologie angewandt: die satyri und sileni sind seine (Pans) trabanten Harsdörffer frauenz.-gesprächsp. 4, 16; weitergeführt:
den Zeus ersuchte sein trabant,
der adler, einst um das vergnügen
Pfeffel poet. vers. 2, 107,
mit dem nebensinn des unterwürfigen dieners auf standespersonen am hof in dem abschätzigen sinne des 'höflings' und 'schmeichlers': ... wo ihre (der fürsten) trabanten einen nebelkreis von lügen um sie ausdünsten Bettine d. buch gehört d. k. 1, 148;
unscheinbar von auszen
sind sie von innen schöner und leuchtender
denn all die stolzen Leviten des tempels
und des Herodes trabanten und höflinge,
die goldgeschmückten, die purpurgekleideten
H. Heine 1, 193 E.;
da drängte durch die schaar umschmeichelnder trabanten
zum könig sich ein mann
Fr. Rückert 3, 386.
b)
als 'beiläufer', 'vorläufer'.
α)
eigentlich: servus a pedibus ein lagkey oder löuffer, tr. Frisius 28ᵇ; eynen furtraber und trabanten, wie für den königen herlauffen Luther 17, 1, 222 W.; 1. kön. 1, 5; 2. Sam. 15, 1; trabanten, lackeienfüsz ... (courratiers, laquais ...) Fischart groszm. (1606) e 6ᵇ; herzog Heinrich ... hatte 12 rosz und ein trommeter und zwei trabanten bei sich laufen v. Schweinichen denkw. 169; im wortspiel mit traben:
in disem land hab ich nie kein
esel sehen trabanten haben,
welche neben im einher traben
Seb. Wild in schausp. a. d. 16. jh. 1, 221 Tittm.;
in vermischung mit 3 b, vgl.tr. 'leibwächter oder diener, welche neben der gutschen eines groszen herrn hergehen' Belemnon 191: als der künig nun für über war, kame der frawen kamerwagen, do giengent so vil trabanten mit Tristrant 138 lit. ver.; A. H. Bucholtz Herkuliskus 25; M. Kramer nid.-hocht. (1719) 400. selten im städtischen dienst: die herren des raths (zu Breslau) fiehren sich ... in einer karuz ... mit trabanten oder dieneren neben der karuzen auf das rathausz (a. d. j. 1697) Ertinger raisbeschr. 71; H. v. Fleming vollk. soldat 307; im vergleich studierte ich das stück ... ergriff alle rollen ... nur dasz ich mich meist an den platz der haupthelden zu setzen pflegte und die übrigen wie trabanten nur im gedächtnisse mitlaufen liesz Göthe 21, 23 W.
β)
in der übertragung entwickelt sich unter allmählicher verblassung der eigentlichen vorstellung die allgemeinere bedeutung 'gefolge, begleiter', bei der auch 3 b und in neuerer zeit 6 mit anklingt:
der herr Jesus hat kein trumeter,
blind und lam sind sin trabanten
(1522) N. Manuel 105 Bächt.;
siben trabanten ich ouch hab,
mit denen ich die welt durchtrab ...
der dritt trabant heyszt unküscheyt
Kolross (1532) in schweiz. schausp. d. 16. jh.s 1, 88 B.;
des todes fürgenger und trabanten, trübnusz, angst, not ... Mathesius Sar. 208ᵇ;
nit manglets (dem mond) an trabanten,
an sternen klar und hell
Spee trutzn. (1649) 40;
die unwillkommenen trabanten der kulturpflanzen, die acker- und gartenunkräuter Wimmer gesch. d. dtsch. bod. 228; der hochgeschwungene kegel des Hundstod im kreise seiner felsenkahlen trabanten H. v. Barth Kalkalpen 17; 520. von geistiger, persönlicher, politischer, cultureller abhängigkeit und anhänglichkeit nach einem vereinzelten frühen beleg des 16. jh.s.:
dat nu Luther, des duvels knecht,
und sine dravanten leren
Daniel v. Soest 225 Jostes
erst in jüngerer zeit bezeugt: (magister) Knellius und ... seine trabanten maler Müller 2, 103;
Arnim, Brentano, deines (der romantik) zugs trabanten
Freiligrath ges. dicht. 3, 18;
meine Lucie und ich sind wenigstens durch unsere gesinnung werth gewesen, sich ihnen (anrede) als treue trabanten in allen lagen des lebens in gedanken anzuschlieszen fürst Pückler briefw. u. tgb. 6, 165; als er nebst seinen trabanten (cameraden) gehörig zugedeckt schien Keller 6, 301; sei es den Belgiern und ihren deutschen trabanten gesagt, dasz Deutschland ... preusz. jb. (1930) 116; Frankreich und seine trabanten im osten (die kleineren slaw. staaten) dtsche allg. ztg. (1931) nr. 309.
c)
diener der gerichtsbarkeit; als solcher war schon gelegentlich der tr. als 'soldat' und 'leibwächter' verwandt, vgl. 2 a und 3 b, sowie praetor ein profosz ... praetoriani milites trabandten oder steckenknecht Serranus dict. (1540) x 1ᵃ; tr. lictores ders. syn. (1579) b b 3ᵃ und
wer ist der mitten geht
gleich zwischen Minos drabanten (im personenverz. gerichtsknecht)
(1542) Schade sat. u. pasqu. 1, 128.
deutlicher: birro, sbirro, zaffo stattknecht, der obrigkeit diener, tr. Hulsius 2 (1618) 60ᵇ; spiculator tr., hencker, scharffrichter Dentzler (1716) 1, 743; dem pedell und dem häscher ..., der mit seinen trabanten vor der thür wartete, zu folgen Laukhard leben 2, 156; sah ich zween stadtknechte in schäckichten röcken heraneilen. es waren die diener der rache des regierenden bürgermeisters ... beide trabanten ... Pfeffel pros. vers. 1, 207. in der bedeutung 'polizist' in Österr.-Ungarn: arretirte ihn ein hartherziger 'trabant' M. Nordau seifenblasen (1879) 28; 22 Recl.; vgl. zs. f. dtsche wortf. 4, 159.
6)
'nebenplanet', 'mond', auf grund der lateinischen bezeichnung 'satellites' (s. z. b. Kepler narr. de Jovis satellitibus Prag 1610) für die 1609 und 1655 entdeckten monde des Jupiter und Saturn aus 5 b übertragen auf kleinere himmelskörper, die sich um einen gröszeren bewegen: sie nennen ihn (den mond) daher einen trabanten der erde, weil er sie auf ihrer jährlichen ... reise um den ... sonnenkörper nicht verläszt Gottsched das neueste 1, 42, und als eigne bedeutung verselbständigt.
a)
eigentlich: die satellites Jovis oder die sogenandten Jupiters trabanten, welche andere lunae Joviales oder wie Kepler ... circulatores Joviales nennen J. L. Rost astr. hdb. (1726) 428; Liscow schr. (1739) 56; 6 planeten, davon drei begleiter haben ... die erde mit ihrem monde ... Jupiter mit 4 und Saturn mit 5 trabanten Kant nat. gesch. d. him. (1755) einl. I; unter den Jovialischen trabanten (comitum Jovialium) Hügens weltbeschauer (1767) 145; A. v. Humboldt kosm. 1, 101; wären die monde (trabanten, satelliten) des Jupiter ihrem centralcörper nicht so sehr nahe gerückt J. Plaszmann d. planet Jupiter (1892) 13; 74; 88; H. Struve beob. d. Saturnstrabanten (1888) 12. in erweiterter anwendung: die erde, deren tr. er (der mond) ist J. G. Krüger diät. (1751) 469, noch allgemeiner:
ihm (dem menschen) ist der gang der planeten und ihrer
trabanten nicht fremde
N. d. Giseke poet. w. (1767) 41;
Lavater physiogn. fragm. (1775) 1, 154; Voss 4, 304, mit erweiterung der bedeutung zu 'planet':
millionen von sonnen ...
jede von werdenden welten und ihren trabanten umringet
Zachariä (1764) 4, 17.
den übergang zeigt: die sonne mit ihren planeten als trabanten Lichtenberg verm. schr. 4, 253; der seiner sonne entwichene, erstarrte, unfruchtbare tr. Klinger 11, 46; G. Forster s. schr. 4, 313; Fr. A. Lange material. 109.
b)
übertragen auf menschliche verhältnisse: jeder dieser neuen planeten am gelehrten horizonte hat nun auch wieder seine trabanten Bremser parömien (1802) 122; Schreyvogel ges. schr. 2, 1, 174; umfassen die ... biographen ... die ersten versuche der kunst und ihre vollendung, sterne erster grösze und trabanten Justi Winckelmann 1, 297. auch: don Gaston bleibt tr. von diesem stern (einem schönen mädchen) C. A. West Diana (1862) 201; wir (frauen) wissen, dasz wir nur die gehorsamen trabanten dieser mächtigen planeten (männer) sind Bauernfeld ges. schr. 2, 17. in anderer art: seine innere welt steht weit abgerissen neben der äuszern, er kann von keiner in die andere, die äuszere ist nur der tr. und nebenplanet der innern Jean Paul 1, 219 H.; die eitelkeit ist der mond dieser erde, der ehre kühler und kleiner tr. Börne ges. schr. 3, 253, seltener auf den bereich der natur: mit dem sommersolstitium und dem herbstäquinoctium stieg und fiel nun mit den himmelsgestirnen so regelmäszig der landesstrom (Nil), als wenn er ihr tr. auf erden wäre Ritter erdk. 1, 836. — gelegentlich tritt bei unklar gewordenem bilde fremdartiges hinzu: zu seinem endzweck ..., sich allen andern vorgezogen zu sehen und die andern ... nur als trabanten in seiner atmosphäre sich umdrehen zu lassen Lenz verth. d. h. Wieland 13 lit. denkm.; dieser karakter (Franz Moor) ist ein eigenes universum, das sich gern jenseits der sublunarischen welt, vielleicht in einen trabanten der hölle einquartiert wissen möchte Schiller 2, 364 G.
7)
besonderheiten der bedeutung finden sich in der ma. nahestehender umgangssprache:
a)
als bezeichnung für 'kleine kinder' bes. für Mittel- und Westdeutschland bezeugt, meist von den eltern oder in bezug auf die eltern so gebraucht, oft als scherzhaft empfunden: Martin-Lienhart els. 2, 737; auch niederrh.; Buchrucker Elberf. 164; Leithäuser Barmen 159; Woeste-N. westf. 273ᵇ; Jellinghaus Rav. 153; Leihener Cron. 124; Kehrein hess.-nass. 406; drawanden Hofmann ndhess. 240; trawanten Reuting Höchster ma. 45; Damköhler Nordharz. 195; Kleemann nord.-thür. 23. specialisiert auf 'jungen': trawant Schön Saarbrücken 210; heitere, geweckte knaben Martin-Lienhart, wilde, ungezogene jungen bzw. kinder Rovenhagen Aachen. 146; Hönig Köln. 181ᵇ; Müller-Fraureuth obers. 1, 235; Jäschke schles. 149; Frischbier preusz. 2, 407, lästige kinderschar trawants Lenz Handschuhsh. 71. wohl eher als an 6 (so Kehrein a. a. o.) an 5 b anzuschlieszen; gelegentlich an traben, vb., angelehnt: drabant 'ein kleiner junge mit dem nebenbegriff des lustigen umherspringens' Scholl Ottweiler 97.
b)
'gesellschafter' Leihener Cron. 124, 'unerwünschter lästiger begleiter': wet hjist dy dir far trabantere Jensen Wied. 637; Unger-Khull steir. 163; dazu in gemilderter bedeutung trabantling ebda; trapantə Meisinger Rappenauer ma. 204, vgl. 5 b β.
c)
in unbestimmterer allgemeinbedeutung, abschätzig gebraucht: 'kerl, mensch': W. Clausz Uri 130; Hunziker Aarg. 57; ne liederliken tr. Woeste-N. 273; dat es mek en schleiten tr. Leithäuser Barm. 159; du böss en netten tr.! (ironisch) Buchrucker Elberf. 164. 'herrischer mensch' Wipf Vispert. im Wallis 76. 'plumpe weibsperson' Unger-Khull steir. 163, insbesondere als schimpfname für unbeholfene weibliche dienstboten: ebda; Hügel Wien. 165; aber die ausdrücke, die man hört ... tr., landpatsch, trampel, das sind noch die besten wörter, die ich (die magd Sepherl) krieg Nestroy 2, 160, vgl.küchentrabant H. Hopfen glänz. elend (1893) 2, 159; kucheltrabant Hügel Wien. 165.
8)
zusammensetzungen mit trabant- sind häufiger nur zu der bedeutung 3 'leibwächter' seit dem 17. jh., und in neuerer zeit zu 6 'nebenplanet'; zu den übrigen bedeutungen gibt es nur vereinzelte bildungen:
trabantenart
s. th. 4, 2, 559;
trabantenartig adv.,
zu 5 b β: weil ... noch abgesonderte, insularische hochländer ... auf den halbinseln trabantenartig dem centralen hochlande Asiens ... vorgelagert sind Ritter erdkde 2, 62;
trabantenblutadern
zu 5 b β, venae satellites arteriae brachiales bei Zedler 21, 268;
trabantencorporal
zu 4 s. zs. f. pr. gesch. 7, 543;
trabantendienst
Göthe 43, 157 W.;
trabantengarde
die kaiserlichen hatschieren und tr. begleiteten den wagen S. v. Bandemer zerstr. bl. 8; tr. zu pferde Stuhr br.-pr. kriegsverf. 1 (1819) 218; die himmlische tr. Musäus volksmärchen 1, 120 H.; zu 4: 1 compagnie brandenburgische tr. (1663) v. Alten 2, 465ᵃ; vgl. 4, 33;
trabantengeleit
H. Laube ges. schr. 3, 122;
trabantengeld
zu 1 b: wir (kurfürst Friedrich II.) habin lassin schriben ... dem rathe zu Friberg, uns das drabantengelt nemlich 40 schog groschin zu gebin (als heersteuer) urk.-b. d. st. Freiberg i. Sa. 1, 201 (a. d. j. 1453);
trabantenhauptmann
Lohenstein Arm. 2, 1552ᵃ; Kramer 2 (1702) 1102ᵃ; allg. dtsche bibl. 27, 155; H. Laube ges. schr. 10, 211 vgl. v. Alten 2, 463ᵇ; Jany pr. armee 1, 22. zu 1 b: zs. f. pr. gesch. 6, 727;
trabantenkleider
zu 2 b: de vaget voret in sinen dravantenkleidern dat venlin Neocorus 2, 360, vgl. ebda 362, oben sp. 946;
trabantenkörper
abweichung der tr. von der sphärischen form R. Engelmann d. helligkeitsverh. d. Jupiterstr. (1871) 2;
trabantenleibgarde
bis 1918 in Österreich-Ungarn s. B. Popen hdb. d. mil.-wiss. 9, 160; v. Alten 4, 34; 747;
trabantenleibwache
die österreichische tr. Krünitz 186, 533;
trabantenoberfläche
R. Engelmann d. helligkeitsverh. d. Jupiterstr. (1871) vorwort;
trabantenort
die controlle der berechneten trabantenörter H. Struve beob. d. Saturnstrabanten (1888) 3;
trabantenpaar
mich mit dem schöngeist um das unheimliche weib als tr. herumbewegen! Fr. Th. Vischer auch einer 2, 169;
trabantenregiment
zu 4: für Sachsen 1756 zs. f. pr. gesch. 7, 552;
trabantenrock
mandille Chr. Fr. Schrader dtsch.-frz. wb. (1784) 2, 1372;
trabantenschar
v. Gaudy 12, 59; v. Liliencron 9, 65;
trabantenspiesz
hellebarda da trabante, tr., trabantenbarte Kramer 2 (1702) 1102ᵃ; Böheim waffenkde 324;
trabantenstaat
das neue föderativsystem: die 'sonnennation' Frankreich umgeben von trabantenstaaten Treitschke dtsche gesch. im 19. jh. 1, 231;
trabantenstelle
posto di trabante Kramer 2 (1702) 1102ᵃ;
trabantenstube
a. d. j. 1633 geschichtsbüch. d. wiedertäufer 452; H. Laube ges. schr. 10, 314;
trabantensystem
jeder körper ... ein sandkorn, wassertropfen oder planet wird von dem nächsten und mächtigsten zentralkörper ... angezogen und gezwungen, einen theil seines planeten- oder trabantensystems, seines körpers oder seiner atmosphäre auszumachen Th. v. Schubert verm. schr. 4, 124;
trabantenwache
Henrici ged. (1732) 3, 311; Wieland Lucian 6, 250; H. Laube ges. schr. 15, 196;
trabantenwacht
Aler 1907; Voss Horaz (1806) 1, 193;
trabantenwaffe
von der 'glefe' Böheim waffenkde 347; v. Alten 4, 273;
trabantenwelt
bewohnbarkeit der trabanten des Jupiter J. Plaszmann d. planet Jupiter (1892) 88.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 6 (1931), Bd. XI,I,I (1935), Sp. 941, Z. 43.

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Zitationshilfe
„trabantenstaat“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/trabantenstaat>.

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