Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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unbedeutenheit, unbedeutendheit, f.

unbedeutenheit unbedeutendheit, f.,
gegentheil von bedeutenheit, bedeutendheit; engl. insignificantness 1727 (Murray 5, 338ᵃ), insignificance, insignificancy; frz. insignifiance; nl. onbeduidendheit (nl. wb. 10, 942); dän. ubetydelighed (ordb. 7, 338ᵇ); schwed. obetydlighet. vgl. unten unbedeutlichkeit, unbedeutsamkeit, unbedeutung und nichtsbedeutendheit. bedeuten(d)heit fehlt noch bei Campe und wird 1796 von Heynatz antib. 1, 202 für unmöglich erklärt. Göthe verwendet bedeutenheit und unbedeutenheit, indem er mit feinem gefühl für ungezwungen-natürliche aussprache den dental an unbequemer articulationsstelle fortläszt. danach hat Campe 5, 125ᵇ unbedeutenheit als neubildung aufgenommen; den plur. leugnet er noch. zur wortbildung s. unbedeutend C; th. 1, 1229. die etymolog. schreibung unbedeutendheit ist nicht durchgedrungen und wird durch die letzte amtliche regelung immer mehr zurückgedrängt. bei einem und demselben schriftsteller ergeben sich schwankungen: unbedeutenheit bei Fr. Schubert an Göthe Göthejahrb. 12, 99; unbedeutendheit ders. schr. der Götheges. 8, 88. ebenso bei A. W. Schlegel, Gervinus u. a. die bedeutung niedrigkeit, gemeinheit, die das engl. wort besitzt, ist wieder nicht entwickelt. vgl. unbedeutend.
1)
abstract bezeichnet es
a)
mangel an tieferer bedeutung, an ideenhaft - bedeutendem:
der heitre scherz, der gern sich selber neckt,
die unbedeutenheit in ihren (der jugend) spielen,
wer, als ein junges herz kann dieses fühlen?
Mereau ged. 2, 120;
Griechen und Römer, deren .. kunstdenkmale .. einer gewissen dürre, schattenlosigkeit, unbedeutenheit und gebrechlichkeit nicht entbehren Ritter erdk. 1, 754; die dichtung .. stellt die welt nicht genau so dar, wie sie in ihrer ... unbedeutendheit ... schon dargestellt ist Rosegger II 2, 439.
b)
mangel an bedeutenheit, bedeutung (vgl. unbedeutung), bedeutungslosigkeit, geringfügigkeit, nichtigkeit, mittelmäszigkeit u. dgl.:
es blase die gerichtstrompete nun,
dasz unbedeutenheit und kleine leute
verstummen
Shakespeare 8, 178 (Heinrich VI 2, V 2).
vgl. 2 a; den beschlusz, .. ihn zu der .. unbedeutendheit seiner vorfahren herabzudrücken K. Fr. Becker weltg. 9, 465; mir wäre immer noch kindische schwäche und unbedeutendheit lieber Solger nachg. schr. 1, 397, 6; gefühl der allgemeinen unbedeutenheit Wackenroder phantasien 145, 47 Minor; wo nachher der lange nüchterne tag in gedehnter unbedeutenheit vor einem liegt Fouqué alts. bilders. 4, 667; politische unbedeutenheit Ritter erdk. 2, 1118; solche .. leute haben nicht selten das geheime, nagende gefühl ihrer unbedeutendheit Immermann 1, 118; zur äuszersten unbedeutendheit arch. zeit. 3, 139; sank das nestchen wieder in öde unbedeutendheit zurück Polenz Grabenhäger 1, 173. im guten sinne einer gesund-natürlichen mittelmäszigkeit: ich ziehe die fröhliche unbedeutendheit aller gequälten bedeutung vor Gutzkow ges. w. 3, 222; wohl uns, dasz wir uns einmal von dem wirrsal der zeit .. im klaren wasser der unbedeutendheit reinigen 11, 344. mit betonung des abstracten: das persönliche schwindet ganz und gar; bei den unbedeutenden personen in der unbedeutenheit, bei den bedeutenden in der bedeutenheit Varnhagen tageb. 1, 17.
2)
concret, auch im plur. wie nl. und dän.
a)
persönlich, eine unbedeutende persönlichkeit: wenn es mir gelingen sollte, .. einige beachtung für meine unbedeutendheit zu finden schr. d. Götheges. 8, 88;
wem sank da nicht sein eigenes ich zur unbedeutendheit zusammen
Hauff 1, 28, 3;
dasz sie aber meiner unbedeutendheit stets gedenken Ruge br. 2, 382. auch wohl im plur. wie nl. onbeduidendheden.
b)
sachlich unbedeutende, flache verhältnisse, unbedeutende kleinigkeit:
den schlepp' ich durch das wilde leben,
durch flache unbedeutenheit
Göthe Faust 1861;
nachgeahmt von Caroline Schlegel 1, 261; Tieck schr. 10, 272; Börne ges. schr. 3, 146; vgl. unbedeutendheit und flachheit Schlegel Europa 2, 155;
schon in des daseins unbedeutenheit
Göthe nat. tochter 480;
lieben sie die wahrheit vor allem, bis auf die kleinste anscheinende unbedeutenheit Knebel nachl. 3, 104. plur.: dasz ich .. mich blätterweise in unbedeutenheiten umtreibe Stifter 1, 101. nl. wb. 10, 942. ubetydeligheder ordb. 7, 338ᵇ. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1913), Bd. XI,III (1936), Sp. 262, Z. 64.

unbedeutenheit, unbedeutendheit, f.

unbedeutenheit unbedeutendheit, f.,
gegentheil von bedeutenheit, bedeutendheit; engl. insignificantness 1727 (Murray 5, 338ᵃ), insignificance, insignificancy; frz. insignifiance; nl. onbeduidendheit (nl. wb. 10, 942); dän. ubetydelighed (ordb. 7, 338ᵇ); schwed. obetydlighet. vgl. unten unbedeutlichkeit, unbedeutsamkeit, unbedeutung und nichtsbedeutendheit. bedeuten(d)heit fehlt noch bei Campe und wird 1796 von Heynatz antib. 1, 202 für unmöglich erklärt. Göthe verwendet bedeutenheit und unbedeutenheit, indem er mit feinem gefühl für ungezwungen-natürliche aussprache den dental an unbequemer articulationsstelle fortläszt. danach hat Campe 5, 125ᵇ unbedeutenheit als neubildung aufgenommen; den plur. leugnet er noch. zur wortbildung s. unbedeutend C; th. 1, 1229. die etymolog. schreibung unbedeutendheit ist nicht durchgedrungen und wird durch die letzte amtliche regelung immer mehr zurückgedrängt. bei einem und demselben schriftsteller ergeben sich schwankungen: unbedeutenheit bei Fr. Schubert an Göthe Göthejahrb. 12, 99; unbedeutendheit ders. schr. der Götheges. 8, 88. ebenso bei A. W. Schlegel, Gervinus u. a. die bedeutung niedrigkeit, gemeinheit, die das engl. wort besitzt, ist wieder nicht entwickelt. vgl. unbedeutend.
1)
abstract bezeichnet es
a)
mangel an tieferer bedeutung, an ideenhaft - bedeutendem:
der heitre scherz, der gern sich selber neckt,
die unbedeutenheit in ihren (der jugend) spielen,
wer, als ein junges herz kann dieses fühlen?
Mereau ged. 2, 120;
Griechen und Römer, deren .. kunstdenkmale .. einer gewissen dürre, schattenlosigkeit, unbedeutenheit und gebrechlichkeit nicht entbehren Ritter erdk. 1, 754; die dichtung .. stellt die welt nicht genau so dar, wie sie in ihrer ... unbedeutendheit ... schon dargestellt ist Rosegger II 2, 439.
b)
mangel an bedeutenheit, bedeutung (vgl. unbedeutung), bedeutungslosigkeit, geringfügigkeit, nichtigkeit, mittelmäszigkeit u. dgl.:
es blase die gerichtstrompete nun,
dasz unbedeutenheit und kleine leute
verstummen
Shakespeare 8, 178 (Heinrich VI 2, V 2).
vgl. 2 a; den beschlusz, .. ihn zu der .. unbedeutendheit seiner vorfahren herabzudrücken K. Fr. Becker weltg. 9, 465; mir wäre immer noch kindische schwäche und unbedeutendheit lieber Solger nachg. schr. 1, 397, 6; gefühl der allgemeinen unbedeutenheit Wackenroder phantasien 145, 47 Minor; wo nachher der lange nüchterne tag in gedehnter unbedeutenheit vor einem liegt Fouqué alts. bilders. 4, 667; politische unbedeutenheit Ritter erdk. 2, 1118; solche .. leute haben nicht selten das geheime, nagende gefühl ihrer unbedeutendheit Immermann 1, 118; zur äuszersten unbedeutendheit arch. zeit. 3, 139; sank das nestchen wieder in öde unbedeutendheit zurück Polenz Grabenhäger 1, 173. im guten sinne einer gesund-natürlichen mittelmäszigkeit: ich ziehe die fröhliche unbedeutendheit aller gequälten bedeutung vor Gutzkow ges. w. 3, 222; wohl uns, dasz wir uns einmal von dem wirrsal der zeit .. im klaren wasser der unbedeutendheit reinigen 11, 344. mit betonung des abstracten: das persönliche schwindet ganz und gar; bei den unbedeutenden personen in der unbedeutenheit, bei den bedeutenden in der bedeutenheit Varnhagen tageb. 1, 17.
2)
concret, auch im plur. wie nl. und dän.
a)
persönlich, eine unbedeutende persönlichkeit: wenn es mir gelingen sollte, .. einige beachtung für meine unbedeutendheit zu finden schr. d. Götheges. 8, 88;
wem sank da nicht sein eigenes ich zur unbedeutendheit zusammen
Hauff 1, 28, 3;
dasz sie aber meiner unbedeutendheit stets gedenken Ruge br. 2, 382. auch wohl im plur. wie nl. onbeduidendheden.
b)
sachlich unbedeutende, flache verhältnisse, unbedeutende kleinigkeit:
den schlepp' ich durch das wilde leben,
durch flache unbedeutenheit
Göthe Faust 1861;
nachgeahmt von Caroline Schlegel 1, 261; Tieck schr. 10, 272; Börne ges. schr. 3, 146; vgl. unbedeutendheit und flachheit Schlegel Europa 2, 155;
schon in des daseins unbedeutenheit
Göthe nat. tochter 480;
lieben sie die wahrheit vor allem, bis auf die kleinste anscheinende unbedeutenheit Knebel nachl. 3, 104. plur.: dasz ich .. mich blätterweise in unbedeutenheiten umtreibe Stifter 1, 101. nl. wb. 10, 942. ubetydeligheder ordb. 7, 338ᵇ. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 2 (1913), Bd. XI,III (1936), Sp. 262, Z. 64.

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„unbedeutenheit“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/unbedeutenheit>.

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