seit dem 17. jh. findet sich die wendung um verzeihung bitten
in direkter rede in abgekürzt-formelhaftem gebrauch; vgl. vergebung
teil 12, 1, 393. um verzeihung ...: a, um verzeihung monsieur, ich bin ein Franzos
Schottel friedenssieg 24
ndr.; ehrenveste herren, so um verzeihung, die leute werden doch viel lateinisch untermengen
Weise comödienprobe (1696) 267; ehrenvester herr, so mit gunst und um verzeihung, wie wäre es, wenn wir sie irgend in 8 tagen liessen wiederkommen?
ebda 267; mein herr umb verzeihung, diese braut ist ein witziges frommes kind
Ettner v. Eiteritz mediz. maulaffe (1719) 208; um verzeihung, war seine gegenrede, so werden sie auch wohl ein hübsches frauenzimmer zu ihrem zeitvertreib haben?
Leipziger aranturieur (1756) 1, 120. —
für diese wendung ist seit dem 18. jh. allgemein das blosze substantiv eingetreten, das oft mehr als höflich-verbindliche oder aber als gefühlsbetonte aufforderung denn als bitte gemeint ist:
verzeihung königinn. schamroth gesteh ich,
dasz ich unschuldge worte falsch gedeutet
Schiller 15, 1, 43 G.
alleinstehend und als ausruf:
verzeihung!
(erwiedert ein jurist) die bibel gilt
nicht in politicis
Herder 18, 350 S.;
sie streckte ihm ... beide arme entgegen und schluchzte: verzeihung!
Holtei erz. schr. (1861) 3, 156.
im satzzusammenhang verzeihung für ...: verzeihung für meinen undank mein vater!
Schiller 3, 456
G.;
verzeihung
für diese verhaszte larve, königin
ebda 12, 417 G.
ungewöhnlich mit folgendem genitiv oder dativ: sagen (
sie) mir gelegentlich ihre gedanken. verzeihung dieses zutraulichen wunsches
Göthe IV 28, 117
W.; freilich ist hier manches im wege stehende zu überwinden. verzeihung diesem allgemeinen!
ebda I 49, 1, 183; verzeihung! der promemoria-form eines vertraulichen schreibens
ebda IV 29, 43.
mit abhängigem nebensatz: verzeihung, meine gnädige frau, dasz ich von ihrer erlaubnis einen so schnellen gebrauch mache
Fontane ges. w. (1905) I 4, 433;
verzeihung, schöne damen,
dasz ich mit solchem flor
nicht dienen kann
Rückert ges. poet. w. (1867) 1, 177.