Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)
vorüber, adv.
vorüber, adv.
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vorüberbeben · vorüberbegeben · vorüberbewegen · vorüberbiegen · vorüberblitzen · vorüberblühen · vorüberbrausen · vorüberbringen · vorüberbruddeln · vorüberbücken · vorüberdämmern · vorüberdenken · vorüberdonnern · vorüberdrängen · vorüberdrehen · vorüberdringen · vorüberdröhnen · vorüberdrücken · vorüberdürfen · vorüberfahren · vorüberflackern · vorüberflammen · vorüberflattern · vorüberfliegen · vorüberfliehen · vorüberflieszen · vorüberflirren · vorüberflitzen · vorüberflöszen · vorüberflüchten · vorüberfluten · vorüberfördern · vorüberfrachten · vorüberführen · vorübergaloppieren · vorübergaukeln · vorübergehen · vorübergeleiten · vorübergischen · vorübergleiten · vorüberglühen · vorübergreifen · vorübergrinsen · vorüberhaben · vorüberhallen · vorüberhasten · vorüberhelfen · vorüberhetzen · vorüberhinken · vorüberholen · vorüberhopsen · vorüberhören · vorüberhumpeln · vorüberhüpfen · vorüberhuschen · vorüberhutschen · vorüberjagen · vorüberjubeln · vorüberkehren · vorüberkeichen · vorüberkeifen · vorüberkeuchen · vorüberklagen · vorüberkleppern · vorüberklettern · vorüberklingeln · vorüberklingen · vorüberknixen · vorüberkollern · vorüberkommen · vorüberkönnen · vorüberkräuseln · vorüberkriechen · vorüberkriegen · vorüberlächeln · vorüberlachen · vorüberlagern · vorüberlärmen · vorüberlassen · vorüberlaufen · vorüberleben · vorüberlegen · vorüberleiern · vorüberleiten · vorüberlenken · vorüberleuchten · vorüberlocken · vorübermarschieren · vorübermüssen · vorüberpassieren · vorüberpflügen · vorüberpilgern · vorüberplätschern · vorüberpoltern · vorüberpreschen · vorüberpritschen · vorüberprunken · vorüberquellen · vorüberradeln · vorüberrascheln · vorüberrasen · vorüberrasseln · vorüberraufen · vorüberrauschen · vorüberreisen · vorüberreiszen · vorüberreiten · vorüberrennen · vorüberrieseln · vorüberrinnen · vorüberrollen · vorüberrücken · vorüberrudern · vorüberrumpeln · vorüberrutschen · vorübersäuseln · vorübersausen · vorüberschaffen · vorüberschäkern · vorüberschallen · vorüberschauen · vorüberschauern · vorüberscherzen · vorüberschicken · vorüberschieben · vorüberschieszen · vorüberschiffen · vorüberschimmern · vorüberschlagen · vorüberschleichen · vorüberschleifen · vorüberschlendern · vorüberschleppen · vorüberschlüpfen · vorüberschmettern · vorüberschnauben · vorüberschnaufen · vorüberschnurren · vorüberschreien · vorüberschreiten · vorüberschulen · vorüberschwanken · vorüberschwatzen · vorüberschwellen · vorüberschwimmen · vorüberschwinden · vorüberschwingen · vorüberschwirren · vorübersegeln · vorüberspazieren · vorübersprengen · vorüberspringen · vorübersprudeln · vorüberstapfen · vorüberstehen · vorüberstehlen · vorübersteigen · vorüberstelzen · vorübersterben · vorübersteuern · vorüberstolpern · vorüberstrahlen · vorüberstreifen · vorüberstrudeln · vorüberstürmen · vorüberstürzen · vorübersummen · vorübersurren · vorübertanzen · vorübertappen · vorübertaumeln · vorübertoben · vorübertönen · vorübertorkeln · vorübertosen · vorübertraben · vorübertragen · vorübertrappen · vorübertrappeln · vorüberträumen · vorübertreiben · vorübertreten · vorübertrinken · vorübertrippeln · vorübertrollen · vorübertropfen · vorübertrotten · vorüberwackeln · vorüberwagen · vorüberwallen · vorüberwalten · vorüberwalzen · vorüberwälzen · vorüberwandeln · vorüberwandern · vorüberwanken · vorüberweben · vorüberwechseln · vorüberwehen · vorüberweiden · vorüberweinen · vorüberweisen · vorüberwelken · vorüberwenden · vorüberwettern · vorüberwiegen · vorüberwinden · vorüberwirbeln · vorüberwischen · vorüberwogen · vorüberwollen · vorüberwünschen · vorüberwuschen · vorüberzerren · vorüberziehen · vorüberzittern · vorüberzucken · vorüberzücken · vorüberzwicken · vorüberfahrt · vorüberflug · vorüberflusz · vorübergänglich · vorübergeher · vorübergehung · vorüberhaster · vorübergroszvater · vorüberlauf · vorüberläufer · vorüberpassierung · vorüberreise · vorüberritt · vorüberschiffung · vorüberseglung · vorübertrab · vorüberwanderer · vorüberzug
und präpos., mit dem ton auf der zweiten silbe, s. fürüber teil 4, 1, 1, sp. 924; abducere in diversum a nido entwärisz, vorüber, beseytz ausz dem nest treyben oder jagen dict. (1556) 4ᵃ; adversus, gegenüber, gerad vor über 43ᵃ; e regione dargegen über, grad vor über 456ᵃ; hiernach bei 477ᵃ; e regione gestracks vor uber dict. XI ling. (1598) 491ᵇ; fürüber et vorüber, praeter 1374; vorbey, vorüber (fürüber), di passaggio, passando d'appresso t.-ital. dict. 2 (1702) 1217ᵇ; vorüber, adversus, e regione clavis ling. lat. (1716) 338ᵇ; vorüber, vide fürüber, mit beispielen nur für fürüber 2, 887; vorüber Adelung; Campe; vgl. mnld. voreover 9, 1050. — da vorüber meistens mit verben verbunden, auch mit ihnen in der schrift zusammengerückt werden kann, ohne dasz jedoch wirkliche zusammensetzungen entstehen ( zählt deren 143 auf), folgen hier zunächst nur allgemeine bemerkungen, während die belege bei den verben stehen, auch wenn vorüber nicht mit dem verb. zusammengeschrieben ist. vorüber verbindet sich in unerschöpflicher fülle mit verben, die entweder selbst eine bewegung im raume oder einen verlauf in der zeit bezeichnen, ferner aber auch mit solchen, die eine derartige vorstellung irgendwie zulassen. kühnere bildungen s. unter 9. einige beispiele der verbindung mit verben müssen hier schon vorweg genommen werden.
1)
vorüber, das in älterer sprache oft noch nicht zusammengeschrieben wird, ist eigentlich vor etwas über, wobei über allein schon das vorbei, vor die stellung zu dem bezeichnet, an dem die bewegung vorüber geht; vgl. das von Adelung aus J. E. Schlegel angeführte zitat: ja wär der thränen erster ausbruch über. — vor kann von über durch das zugehörige wort getrennt sein, was Adelung miszbilligt, obgleich es mehrfach (mit fur) in Luthers bibelübersetzung vorkommt: gerad vor der stadt über 477ᵃ (hier im sinne von gegenüber); also czogen sy vor Erffort uber und legerten sich by Vargela thür. chron. 26 lit. ver.;
wenn er jetzt den furchtbarbrausenden sturmwind
sehnsuchtsvoll, hinsinkenden arms, gleich kühlenden westen,
vor sich über zu führen am traurigen bach arbeitet
Messias 2, 378;
lasz den trüben trauergedanken, doch schnell und geflügelt,
vor dir über, o sohn
9, 231.
2)
in räumlicher bedeutung, 'vor einem andern dinge über, d. i. an dem vordern theile hin und weg; wo es in der edlern schreibart gern für das im täglichen umgange gewöhnlichere vorbey gebraucht wird' Adelung. ein versuch, die anwendungen von vorüber und von vorbei auseinanderzuhalten, wird z. b. gemacht bei synonymik (1818) 6, 159; aber beide können in bezug auf einen ruhenden oder bewegten gegenstand (oder person) sowohl bewegung von einer seite zur andern als von hinten nach vorn oder von vorn nach hinten bezeichnen.
a)
mit dem dativ, vorüber kann vor- oder nachstehen: und so durchschweifte er lange die schönen thäler um Lucca, den prächtigen landhäusern, cascaden und grotten wechselnd vorüber (1864) 3, 127;
vgl. unter 9.
(seelen,) die ich, dem himmel vorüber! hierher zur bevölkerung
sandte
Messias 2, 542;
dasz ich, deinem antlitz vorüber, im thore des todes
deiner feinde hochdrohende häupter zu tausenden schlage (später: vor deinem antlitz vorbey)
5, 34;
spazier ein stündchen lang dem spiegelglas vorüber
Faust 743;
wir schweben auf blumen,
wir tanzen auf wolken
vorüber dem mond
(1828) 7, 233.
b)
die verbindung mit dem akk. miszbilligt Adelung: 'in allen diesen fällen empfindet schon das ohr den übellaut, der aus verfehlung der rechten, dem vor gebührenden endung entstehet'. hingegen, einen vorübergehen, d. i. ihn übergehen, würde dem sprachgebrauche nach richtiger in der vierten endung stehen können, wenn es nur gebräuchlich wäre'; ha würger! du kannst nur die glücklichen tödten, die lebenssatten gehst du vorüber räuber 5, 2; er zog nun die stadt im bogen weit vorüber Jean Paul I 6, 419 akad.-ausg.; von Campofiore kamen sie, die Engelsburg ... vorüber, nach dem Petersplatz päbste 1, 485;
vgl. unter 9.
denn nur ein leises wehn, die erblassenden wangen vorüber,
fühlt er noch
(1855) 1, 14.
c)
gewöhnlicher aber als der unter a und b belegte gebrauch des vorüber als präp. ist es, dasz zu vorüber noch eine präposition tritt, die sich eng mit dem gegenstande oder der person verbindet, während vorüber nunmehr adverb. ist. Adelung will besonders vor einsetzen: wie bitter ist der tod dann, wenn er vor dem unglücklichen vorübergeht; vgl.(er) aber leufft auff Seehausen, vor der stadt vorüber, nach Vielbaum altmärk. chron. (1579) 47 Bohm; andere präpositionen: dasz Flaccus, um nicht von Sulla erdrückt zu werden, an ihm vorüber nach Asien abgezogen sei röm. gesch. (1854) 2, 317; (wenige,) die, waren sie an ihm vorüber, nicht ... über ihn triumphierten (1891) 2, 310;
— bei einsam gelegenen ... gehöften vorüber 25, 3 W. — den gipfel hinunter, durch die trümmerrunse gerade unter meinem standpunkte vorüber Kalkalpen (1874) 273.
der andre hatte seinen sitz
vorüber bei Sankt Veits kapelle
(1831) 1, 62;
seltsam gestückelt durch der latten band
siehst du vorüber an der kerkerwand
manch riesenhafte schattenbildung fliehen
2 (1878) 247.
3)
in zeitlichem sinne, 'aus der gegenwart dahin und fort, ein verflieszen, verflossensein, verschwinden aus unserm empfindungskreise bezeichnend' zeitungslex. (1824) 4, 845ᵃ; praeteritum vorüber synon. 46ᵃ neudruck: ich lebte einige tage lang in aller ruhe und hielt das ungewitter für gänzlich vorüber gesch. s. lebens (1790) 1, 378. — in anderem sinne, nd. dat jar vorover, das jahr hindurch quelle im jb. f. nd. sprachf. 46, 20ᵃ; vgl. vorüberbringen unter 8.
4)
zu nachdrucksvollem, alleinstehendem vorüber ist je nach dem zusammenhange eine zeitliche oder räumliche vorstellung leicht zu ergänzen:
(vorüber) d. weber (1892) 115, bühnenanweisung für einen hinter der szene singend vorübergehenden.
umsonst! vorüber ist vorüber!
den kranken rettet ihr nicht mehr
Barthel;
502 vorüber der tag und sein schall
Cotta;
1, 143 vorüber, ihr schafe, vorüber!
dem schäfer ist gar so weh
W.;
1, 85 neblich trüber
himmel an mir vorüber
G.;
1, 275 was niedrig lag, scheint aufzustehn,
und, was erhaben, sich zu bücken.
vorüber nun (der schein des mondes wandert)
2 (1878) 46.
5)
substantiviert: an jedes kreuz am wege ... richtete sie im schnellsten vorüber eine bitte um beistand d. zauberer v. Rom (1858) 3, 379; die blumen und blüten wandten sich weit und breit von der sonne ab und dem wanderer zu, und alle zweige seines vorübers gerieten ohne wind in bewegung volk ohne raum (1928) 1, 125; beachte die verschiedene anwendung in beiden stellen. geistig: das beständige anschauen des eiligen vorüber in mir 48, 302 H.
6)
veraltet ist der gebrauch im sinne von gegenüber, vgl. oben vor 1 Frisius, unter 1 und fürüber 1 b, teil 4, 1, 1, sp. 925. (der gänge) auszgehen, welches ich dem ligenden allzeit vor über zuͦ sein gesagt habe bergwerckbuch d. Agricola (1621) 57.
nun sasz von ohngefähr, da alles diesz geschah,
auf einer blumenbank dem guten, blinden alten
vorüber, Oberon
(1794) 22, 292.
7)
im nd. erscheint das wort im sinne von 'vornüber' vöröwer schlesw.-holst. wb. 5, 476; förafer 1, 537ᵃ; förāwer nordfries. 45ᵃ; so auch in Aachen 158; s. vorüberbiegen, -bücken unter 8.
8)
in der zusammenrückung mit verben ist die verbindung meistens eine sehr lose, vorüber kann dabei zu anderen satzteilen in engere beziehung treten. auch wenn vorüber unmittelbar vor dem verbum steht, wird es häufig nicht mit ihm zusammengeschrieben. —
—
—
im bilde: ewigbellende und widerbellende vernunft, biformis Scylla, ... meinen schwachen kahn lenke ich an dir vorüber 22, 336 S. —
—
—
übertragen: wenn er anfing zu arbeiten, so strahlten ideen seiner seele vorüber (1835) 1, 484.
vorüberstreichen, für- ò vorüberstreichen, trapassare strisciando ò sguizzando t.-ital. dict. 2 (1702) 1005ᵇ; vorüberstreichen Campe; fürüberstreichen fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926; in mannigfaltigster anwendung. intrans. in der eigentlichen bed. von streichen: das messer streicht bei seiner bewegung an wetzsteinen vorüber techn. wb. (1876) 5, 102; (bretter,) an denen die vorüberstreichende lufft sich stoszen ... musz ausführl. berginformation (1693) 2, 109. — vom gleitenden flug der vögel: (ortolan,) der hier oftmals vorüberstreicht poet. schr. (1763) 1, 345;
vom schiff und den darauf fahrenden: wir seynd bey dem capo von St. Vincenz fürübergestrichen t.-ital. dict. 2 (1702) 1005ᶜ;
von den landschaftsbildern, die an den fahrenden vorübergleiten: die hier sehr schönen Donauufer ... strichen an uns vorüber reise (1783) 2, 434. — flieszen des wassers: (Oder,) so vor der stadt vorüberstreichet schwed. krieg 1 (1648) 59. — vom winde: dasz fön und nordwind neben einander vorüberstrichen nebelsagen (1879) 301. — sehr oft aber auch vom gange des menschen, wobei die vorstellung des gleitens, des unmerklichen oder des fast berührens meist aufgegeben ist, dagegen ist immer ein nahes vorübergehen gemeint: bey eines hause etc. heimlich oder geschwind fürüberstreichen t.-ital. dict. 2 (1702) 1005ᵇ; sonsten er den gesellen wol wirde unberufen vorüberstreichen lassen ges. (1650) 1, 81; beim flüchtigen vorüberstreichen an einem ... spiegel d. ritter v. geiste (1850) 4, 61; er strich, so oft er durfte, bei ihren fenstern vorüber (1886) 5, 92; hinwegzusehen und still an ihr vorüberzustreichen frührot (1926) 322;
in freiem gebrauch, auch auf abstrakta bezogen; im bilde: der neid ist ein starcker wind, der nur die hohe bäum umbwirft, bey stauden und hecken streicht er vorüber floril. polit. (1662) 2, 564;
von der zeit und dem in der zeit verlaufenden: (da) etwas zeit vorübergestrichen sei verh. d. schles. fürsten u. stände 6, 183 Palm; (ich fürchte,) dasz unsere lebenstage früher vorüberstreichen briefw. zw. J. u. W. Grimm, u. Gervinus 1, 383; nachdem so viel zeit vorübergestrichen ist (1872) 8, 65;
ungeduld über das niebesessene, miszlungene und vorübergestrichene 27, 26 W. — vorüberstreichen lassen, ohne zu beachten, zu benutzen u. ä.: den ihnen gesetzten terminum vorüberstreichen lassen schwed. krieg 1 (1648) 198; dasz er einen tag ungezeuget hingehen und fürüber streichen lassen floril. polit. (1662) 3, 313; läszt mich dann oft kostbare augenblicke ... ungenutzt vorüberstreichen leben d. generalf. v. Boyen 1, 129. — freier: lasz er meinen väterlichen rath nicht vorüber streichen d. drey klügsten leute (1675) 73; der fürst liesz an seinem dezembergesicht die warmen lobreden ohne aufzuschauen vorüberstreichen (1826) 22, 98; Hohenheim liesz das gerede seines begleiters vorüberstreichen Paracelsus (1922) 2, 294. — mit dem dativ, vgl. oben 2 a:
mit dem akk., s. oben 2 b: die grosze waldichte Amazonnenniederung vorüberstreichend fragm. aus d. Orient (1845) 1, 37.
—
—
'bebend vorüber gehen' Campe:
—
gern weilt ich, grazie, wo du den hügel
hinabgeschwebt,
leicht, wie ein rosenblatt auf zephyrs flügel
vorüber bebt
ged. (1821) 182;
was sich begeben,
vorüber bebt es meinem innern leben
ges. dicht. (1899) 176.
Campe: die französische bühne ist gleichsam ein rahmen, innerhalb dessen sich vor dem auge des zuschauers eine reihe von tableaux vorüberbewegt schr. d. Götheges. 6, 142. —
vorüber hier im sinne von vornüber (s. unter 7): die arme frau sasz neben mir auf dem canapee vorübergebogen (1842) 3, 35; bei jeder lebhaften bewegung, wenn sie sich vorüberbog, machte sie den schönsten busen sichtbarer (1828) 16, 398. —
sich blitzartig, aufblitzend vorüberbewegen: (sie) hatte durch eine lücke der nebelwolken einen glänzend geschirrten rappen vorüberblitzen sehen Jürg Jenatsch (1901) 314. — übertragen: scenen von reiner, unvermischter wonne, die in blendendem glanze schnell vor meinem geist vorüberblizen I 3, 30 akad.-ausg.; wie schon einmal ihr (der frau v. Stein) licht an uns rasch vorübergeblitzt war Goethe (1898) 1, 267. — part. präs.: wovon bisher nur vorüberblitzende ahnungen seine einbildungen ... berührt hatten Agathon (1766) 2, 61; aus den augen, von stirn und mund jezuweilen der wohlbekannte zug vorüberblitzend (1828) 4, 414. —
vorüber zeitlich (oben 3): (natur,) die doch gleichmütig an unserem leben vorüber blüht d. pfarrer v. Dornloh (1930) 56. —
'brausend, mit gebraus sich vorüber bewegen' Campe; in räumlichem sinne von personen und menschenmassen: (zufluchtstätte,) an der selbst Alexanders zug spurlos vorübergebraust war röm. gesch. (1854) 1, 666; bis der böse schwarm der dränger vorübergebraust war dt. gesch. (1854) 2, 40; bevor ich mein ziel erreichte brausten noch mehrere österreichische schwadronen ... an mir vorüber aus m. leben (1920) 23;
tiere: sie sprang wieder mitten in den hafer hinein, indessen die hunde an uns vorüberbrausten (1889) 1, 195. — wilde jagd: sich niederwerfen und schweigend, mit nach dem boden gekehrten gesichte verharren, bis es
vorübergebraust sei jägerbrevier (1861) 2, 137. — gefährte, dampfschiff: die blinkenden equipagen mit strahlenden damen brausten vorüber (1875) 8, 82; (hügel,) an welchen heute das dampfschiff vorüberbraust ges. schr. u. denkw. (1892) 1, 114. — gewässer: steinige waldbäche brausen vorüber (1907) 1, 115;
im bilde: es ist ein gewaltiger strom des lebens, der hier vorüberbraust (1893) 4, 83. — besondere wendung: in seine ohren, vor denen die blutströme des herzens vorüberbrausten 7/10, 385 H. — vgl. noch zur übertragenen anwendung des wortes, wobei auch zeitlicher verlauf mit einbegriffen werden kann: der sturm in Oswalds seele war vorübergebraust (1877) 1, 88. — die letzten fünfundzwanzig jahre, die wir haben vorüberflieszen, oder vielmehr vorüberbrausen sehen schr. für u. an s. l. Deutschen (1845) 2, 82; ruhig und besonnen hat er den wilden zeitenlauf an sich vorüberbrausen lassen (1854) 2, 61;
—
was bleibt dem sclaven übrig, wenn der könig
in pracht und herrlichkeit vorüberbraust,
als sich zu sagen: er musz dran, wie ich
w. 2, 251 W.
an des flusses rand,
der an dem dorf vorüber brauste
poet. versuche (1812) 10, 187.
lenz und winter, wie nacht und tag,
zeitenwechsel vorüberbrausend
(1867) 1, 254.
Campe: bei den hochzeiten wird das neuvermählte paar auf der strasze umhergeführt, um sie auch an einem groszen steine vorüberzubringen, dem sie grosze ehrerbietung bezeugen erdkde (1822) 11, 304. — fürüberbringen fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926: finde du nur selbst mittel und weg, wie du gemelte tag fürüber bringest güld. tugendb. (1649) 230; vgl. zu dem sinn von fürüber oben 3 am ende. —
brodelnd vorüberflieszen: den gletscherbach, der unmittelbar am hause vorüberbruddelte aus längst vergangenen tagen (1899) 140; vgl. brudeln teil 2, sp. 417. —
da bückte ich mich mit halben leibe vorüber (vornüber, s. oben 7) Ugolino 235 dt. nat.-lit. —
undeutlich vorüberziehen: (Agnes) liesz noch in späten träumen die gestrigen theestunden an sich vorüber dämmern erz. schr. (1861) 2, 87. —
mit den gedanken übergehen:
—
getroffen von des hasses kalten dolchen,
an denen gerne wir vorüberdenken
neuere ged. (1838) 202.
ob feind oder freund in raschem gemeng
an einem vorüberdonnre
altsächs. bildersaal (1818) 4, 547.
Campe; refl., übertragen: fröhliche gedanken, die sich in bunter menge an seiner seele vorüberdrängten (1890) 1, 190. — intrans., in eigentlichem sinne: Vincke sah an zwanzig personen herumstehen und vorüberdrängen tageb. (1861) 4, 92. —
als er (der eisenbahnzug) vorübergedröhnt war, wurden die schranken geöffnet ritter v. geiste (1850) 5, 373. —
übertragen: wie denn viele sehr kirchlich gesinnte ... in der ausübung dieser gebote oft gar schwerhörig an ihnen sich vorüberdrücken erinn. (1896) 69 bibl. dt. schriftsteller aus Böhmen. —
bei Campe zusammengeschrieben und als 'niedrig' bezeichnet.
vorübereilen Campe, auszerordentlich häufig.
a)
mit dem dat. (s. oben 2 a): wenn wir dicke, schwere wolken ... dem monde vorübereilen ... sehen hinterl. schr. (1840) 1, 15;
mit dem akkus. (2 b): jetzt hat der mond schon ... den Jordan vorübergeeilt allg. dt. bibl. anhang zu 53—86, 2445; ich musz die traurige scene vorübereilen ges. schr. (1783) 3, 272.
(er) eilet der tanzenden menge
scheu vorüber zum wald
ges. schr. 5 (1830) 193.
b)
in eigentlichem sinne, von wirklicher bewegung: nicht um sich her sehende, vorübereilende, anmaszliche fremde
46, 64 W.; vgl. 49, 361; an Climene hastig vorübereilend (1875) 2, 257; ein diener, der mit einem präsentierbrett an ihm vorübereilte (1877) 1, 190; der landrath ... grüszte ihn, rasch vorübereilend erz. schr. (1861) 17, 90;
ich reichte dir die hand, ich reichte dir sie flehend, du eiltest nur schneller vorüber 12, 71 W. freier: ich bin wirklich in Wilna ... nicht als ein vorübereilender, sondern als einer, der hier hütten bauen und wohnen bleiben will (1843) 7, 291. — von tieren: deszhalb im frühjahr bey uns von diesen vorübereilenden gästen (schnepfen) wenige zu erwarten sind III 12, 189 W.; (die) vorübereilende turteltaube naturgesch. d. vögel (1822) 6, 241. — unbelebtes in der natur: wie der grosze feuerreiche strom (Rhein) dort den kleinern (Nahe) hineinschlingt und stolzer vorüber eilt (1811) 1, 186;
im bilde: wie man so viel mühe und arbeit an ein paar bruchstücke (des grafen Rudolf) wenden könne, die in ihrem (Gervinus) werk wie ein tropfen in dem breiten strome vorüber eilen briefw. zw. J. u. Dahlmann u. Gervinus 2, 64. — (heisze luftsäulen) verscheuchen das vorübereilende gewölk ansichten d. natur (1808) 1, 5;
(Hektor) eilte vorüber (παρήιξεν), entbrannt, auf das schnellste die Griechen
abzutreiben (Il. 5, 690)
Bohtz;
229ᵇ womit ein flusz die wiese theilet
und vor der stadt vorübereilet
(1807) 1, 40.
wind und ströme,
donner und hagel
rauschen ihren weg
und ergreifen,
vorüber eilend,
einen um den andern
W.
2, 84 c)
vorüber zeitlich, s. oben 3, das verbum wird zunächst auf die zeit und ihre teile bezogen; dabei kann die vorstellung der örtlichen bewegung einwirken: mein leben, alles was ich bin, was ich werden soll, liegt auf dem flügel dieses vorübereilenden augenblicks (1809) 8, 75; der vorübereilenden guten stunde (1876) 1, 7;
unwiederbringlich versinkt die ungenossene stunde,
kommt, eilet vorüber, und ist schon nicht mehr
verm. w. (1754) 567;
so eilt traurig die zeit mit schwerem schritte vorüber
poet. schr. (1763) 4, 75;
und mit der eile des sturms eilet vorüber der augenblick
oden 1, 204 M.-P.
d)
in mannigfaltigem übertragenem gebrauch, wobei bald der örtliche, bald der zeitliche sinn mehr deutlich werden kann: wir eilen (am eitlen) vorüber 23, 45 S.; wenn ihre (der beredsamkeit und des witzes) wirkungen nicht blosz im mündlichen gespräch flüchtig vorüber eilen (1846) 1, 9;
(unwissenheit) giebt dem, wobey der blick sonst leicht
der neuheit falschen reiz vorübereilet,
verm. ged. (1787) 1, 161.
e)
besonders ist der übertragene gebrauch des part. präs. zu beachten, wobei das flüchtige dem beständigen gegenübergestellt werden kann: laszt mich euch bitten ... noch mehr als vorübereilende mienen zu suchen und zu studieren physiogn. fragm. (1775) 4, 474; (schriftsteller,) denen an lebendiger darstellung der vorübereilenden sitten ... alles gelegen ist (1843) 6, 5; das vorübereilende des tages im zusammenhang aufzufassen 42, 1, 52 W.; (dasz) liebe eine vorübereilende grille sei 3, 160 Tieck; ausdruck schnell vorübereilender gemüthsaffekte (1832) 10, 2, 224; nur für sie (die menschheit), nicht für das vorübereilende ... geschlecht 1, 16 Gr.
f)
sehr häufig ist die verbindung im vorübereilen, die sowohl im eigentlichen wie im übertragenen sinne gebraucht wird: als was sie im vorübereilen in mir gewahren konnten briefw. u. tageb. (1873) 1, 148; ein helles licht in der hand tragend, welches im vorübereilen einen
baum nach dem andern beglänzte und wieder im dunkeln liesz (1889) 2, 113;
im vorübereilen grüszen
sich mit blicken voll von schmerz,
die sich fest und ewig schlieszen
möchten an das treue herz
ged. 1, 8 E. Schm.-H.;
noch senkt mit starker hand den mächtgen speer
nachlässig stolz er im vorübereilen
(1878) 2, 205.
da teil 4, 1, 1, sp. 926 fürüberfahren nicht aus schriftstellern belegt ist, sind im folgenden solche belege mit aufgenommen; praenavigo fürschiffen, fürüber fahren dict. XI ling. (1598) 1135ᵇ; für- et vorüber gefahren, ich fahre vorüber 1, 404; vorüberfahren Campe.
a)
mit dem akkus., s. oben 2 b: als ich in einer schönen morgenstunde den letzten aufenthalt seines (Petrarkas) irdischen daseins vorüberfuhr 17, 272 S.
b)
gewöhnlich wird das wort im entwickelten nhd., auch wenn keine nähere bestimmung dabeisteht, von der bewegung in gefährten aller art gebraucht: wenn am morgen der todtengreber mit dem karn fürüberfuhr Hertzog d. schiltwache K.; da er (der kutscher) vorm galgen vorüber fuhr floril. polit. (1662) 1, 354; ein vorüberfahrender arzt liesz ... den wagen halten 12, 69 Gr.; dasz ich ihn schon früherhin auf den kornsäcken reitend an unserm chausseehause hatte vorüberfahren sehen (1844) 3, 147; wenn Melanie auf der rückreise vorüberfährt ritter v. geiste (1850) 1, 41;
bemerkst du wol die holden grüsze,
wenn du, monarch, vorüberfährst?
bei poesie d. Niedersachsen (1721) 4, 6;
wenn er nett angeputzt, nebst seinem schellenpferd,
vor der geliebten hausz fein offt vorüberfährt
ernst-, scherzh. u. sat. ged. (1727) 1, 562.
c)
auf dem wasser: der vatter Emiliani ... des nachts bey guͦtem winde neben der insulen Echinides füruber fuͦhr Plinius (1565) 308; (der landgraf ist) vor einer vornemen teutschen statt ... zu wasser vorüber gefahren floril. polit. (1662) 3, 366; wir fuhren bei verschiedenen kleinen buchten vorüber (1843) 2, 7; wer bei nacht auf dem flusse vorüberfährt ansichten d. natur (1808) 1, 26; (als sie) vor Boulogne vorüberfuhren und auf der höhe von Calais anlangten (1867) 14, 318;
indesz ein fischer mit dem nachen
vorüberfährt
poet. versuche (1812) 4, 174.
d)
subjekt kann auch das gefährt sein: ich hole einen schlitten, dort unten fährt noch einer vorüber 24, 333 W.; um dort mit den vorüberfahrenden handelsschiffen in handel einzugehen erdkde (1822) 1, 307; der vorüberfahrende reisewagen mit seinen launenhaften ... passagieren 4, 271 Bl.; sechs schuiten, welche täglich von Harlem nach Amsterdam vorüberfuhren 2, 99 B.; Emilie rief eine vorüberfahrende droschke an erz. schr. (1861) 25, 33;
donnern und dröhnen eines vorüberfahrenden eisenbahnzuges Reinhold (1931) 77.
bis ein wagen,
der rasselnd noch vorüberfuhr, mich schreckte
Litzmann.
2, 10 e)
substantivisch, besonders häufig in der verbindung im vorbeifahren: (bei abtritten am wasser) ist auch überausz sittlich und höflich anzusehen, wann im fürüber fahren der ehrlichen leut das wasser neben den häusern auffplumpffet und den fürüber reysenden ein freudzeichen neben einem guten nasengeschmack gibt grewel d. verwüstung (1610) 655; (das kap) zeichnete sich durch 6 hervorragende spitzen beim vorüberfahren aus erdkde (1822) 4, 450; da sie ihn beim vorüberfahren im postwagen gesehen (1875) 8, 85; sie sah das beständige vorüberfahren der wallfahrer in kähnen br. an L. Schücking (1893) 315; da und dort wohnte eine hübsche tochter oder zwei, von
denen etwas zu erblicken wir im vorüberfahren uns bemühten (1889) 2, 35; die sektionen, die sich an den einen wegrand gedrängt hatten während des vorüberfahrens (einer batterie), ziehen sich wieder mehr auseinander w. 1, 43.
f)
von jeder heftigen bewegung, so von plötzlich und hastig vorübereilenden personen oder tieren; ein reiter: aber Galaor wischet auff die seiten neben ausz, also dasz der ander mit grausamer stercke fürüber fuhr Amadis 365 lit. ver.; (Mephistopheles als zauberpferd trägt Faust durch die lüfte) und dieweil sie (die stadt Augsburg) D. Faustus auch gesehen, ist er fürüber gefahren volksb. v. dr. Faust 63 ndr. — im bilde: wolan, diese humeln las ich schnurren und für über faren 19, 643 W. — von wind und sturm; auch im bilde: der überwinder der welt huldigte dem dichter, weil er fühlte, dasz ohne diesen sein ungeheures dasein nur wie ein sturmwind vorüberfahren würde 21, 130 W.;
gleich wie der wind fürüber fehrt,
das glück der menschen sich verkehrt
evang. (1581) a 2ᵃ;
drauszen mag ein linder west
oder sturm vorüberfahren
Barthel;
39 doch als das grosze wetter (die freiheitskriege)
eilfertig, ohne spur,
wie windeshauch durch blätter,
dahier vorüberfuhr
(1867) 1, 142.
g)
und so in mannigfaltigem, freiem und übertragenem gebrauch; im eigentlichen sinne: da er nemlich etliche mal nach einander in seiner stuben einen seltzamen schatten an der wand vorüber fahren gesehen Fausts leben 78 Keller; frei: dem spötter selbst fährt wohl zu zeiten der schatten dieses nichts an der stirne vorüber (1809) 12, 39. — mit deutlicher betonung des zeitlichen verlaufs: schnell fährts (das leben) vorüber 12, 78 S.;
geistige vorgänge: leidenschaften, launen, vorüberfahrende anstösze von lächerlichem ehrgeitz Agathon (1766) 2, 88; in diesem groszen streite fahren tausend reizende bilder schnell in mir vorüber Winckelmann bei Winckelmann 2, 2, 425.
der frühling, der vorüberfuhr,
und der aus zukunft winket
(1867) 2, 559.
h)
von der intransitiven bedeutung ausgehend in aktiver vorstellung: mit der hand an etwas, jemandem mit dem besen an der nase vorüberfahren u. ä.; als ich mit dem stahl ihm beim auge vorüberfuhr Alcibiades (1781) 2, 92.
i)
wie fahren entwickelt auch vorüberfahren einen transitiven gebrauch: 'zu wagen, in einem wagen vorüberschaffen' Campe.
vorüberfegen, intrans., übertragen von heftiger bewegung: der schwarzen, weiszrandigen sturmwolke nachgebildet, die vor dem monde vorüber fegt nebelsagen (1879) 195; dann ist es vorbei, vorübergefegt, das schiff arbeitet wieder ächzend segelfahrt ins wunderland 33;
—
da sah er Roland im vorüberfegen
Bojardos verl. Roland (1840) 195.
man wird dich einen meteor nennen — vorüberflammend und in höchster pracht zerstiebend ges. w. 9, 245. —
Campe.
a)
im eigentlichen sinne, bewegung durch flügel: nur ein paar fledermäuse flatterten vorüber 1, 74 Behaghel; dann haschen sie nach einem vorüberflatternden schmetterlinge (1904) 3, 261;
mit schwerem fittich flattert es vorüber
2 (1878) 244.
b)
freier, dann auch von anderer bewegung: bei solchem schnellen vorüberflattern desz sehr tuncklen gewölcks d. eröffnete lusthaus (1676) 626; als ich diese possierlichen gespenster (englische studenten) an mir vorüberflattern sah (1843) 3, 430;
weil die lüftchen, eure buhler,
scheu an euch vorüberflattern
ged. 73 Hatfield.
c)
in übertragener anwendung; es kann dabei das flüchtige, unbeständige bezeichnet werden, ferner das vorübereilen, insofern es ein nichtbeachten ist. natürlich ist auch neutrale anwendung gebräuchlich: der ewige alte geiste der menschheit und der vorüberflatternde zeitgeist schr. für u. an s. l. Deutschen (1845) 4, 37; die tage flatterten oder krochen vorüber (1875) 8, 138; ein märchen, das die wirklichkeit ... vorüberflatternd erheitert (1891) 6, 86;
von personen: hie solte der trotzige helt antworten, so fladdert er fur uber und alfenzt die weil ein anders 26, 376 W.; das bewegen der menschen stellte ihm ihr vorüberflattern, ihr fliehen in die gräber dar 7/10, 413 H.;
die asche meiner hoffnungen, die kränze
geliebter todten flattern mir vorüber
Barthel.
18 wo tausend blind vorüberflattern,
weilet voll seele sein helles auge
ged. 1 (1793) 118.
fürüberfliegen (teil 4, 1, 1, sp. 926 ohne beleg), pretervolare voruberfliegen gloss. 458ᵇ; praetervolo fürüberfliegen dict. XI ling. (1598) 1145ᵇ; volare oltra furuber fliegen (1618) 2, 439ᵃ; vorüber fliegen, praeter vehi thesaurus (1686) o 3ᵇ; Campe.
a)
mit dem dat. verbunden, wobei der dativ mit zur örtlichen vorstellung gehört, nicht ein dat. commodi ist (vgl. oben 2 a): mit dem aufgang der sonne ... flog ihm vorüber ein zug von zwölf geyern röm. gesch. (1811) 1, 154;
mit dem akkus., vgl. oben 2 b:
soll der in ketten denen nachgehn,
welchen er, kühner, vorüber flöge?
oden 1, 106 M.-P.;
fliegen die tauben der saat in gleichem momento vorüber
W.;
1, 337 aus den farbigen scheiben des fensters
flog ein leuchtender strahl der abendsonn ihm vorüber
(1855) 1, 13.
und, wie ein vogel, der husar
das haus vorüberflog
(1820) 1, 43;
ich fliege pracht und hof vorüber
G.;
3, 164 so flog er vorüber den schimmernden prunk
in die einsame halle
Litzmann.
1, 85 b)
bewegung durch die luft, zunächst von vögeln, schmetterlingen u. s. w.: (schlangen) das gevögel, wie hoch und schnell es auch fürüber fleugt, an sich ziehen und verschlücken Plinius (1565) 105; vom jauchzen der versammelten Griechen waren die vorüber fliegenden vögel betäubt zur erden gefallen Fabius u. Cato (1774) 157; ein anderes vorüberfliegendes (insekt) im gewandten fluge erhaschen naturgesch. d. vögel (1822) 2, 1, 355; eine mücke, die eben an ihm vorüber flog (1899) 1, 76; vielleicht fliegt zu unserer unterhaltung eine fledermaus vorüber (1893) 4, 379;
von dem geflügelten Amor: Amor hatt ihn, da er einmal vorüberflog ... verwundet schr. (1777) 1, 170; vgl.:
indes thet es sich gantz begeben,
das etlich krench füruber flogen,
thet ein mörder zum andern sagen:
das sind gewisz Ibici krench
proverb. copia (1601) 2, 208;
der vogel flog vorüber nur,
und niemand ist, der seine spur
hett irgends wargenommen
Königsb. dichterkr. 154 ndr.;
wie oft am abend sahn wir kleine vögel
vorüberfliegen, hörten ihren sang
(1867) 10, 406.
und schonend fliege dir stets Cytherens vogel vorüber
(1825) 1, 72.
c)
in mannigfaltigster anwendung zur bezeichnung einer sehr schnellen bewegung, in der luft und auf der erde, von menschen, z. b. gehenden oder reitenden, in wagen, schlitten, schiffen, im eisenbahnzuge fahrenden, natürlich auch von tieren, ferner von gefährten aller art; von allen gegenständen, die in der luft sich schnell vorüber bewegen (z. b. ball, speer, kugel) u. s. w.: vorüberfliegend (im schiffe) befreundete man sich mit der schönen reihe merkwürdig hingelagerter ... ansichten 24, 362 W.; er erblickte mich, als er (zu rosz) vorüberflog Fiesko 2, 11; er wird eine grosze freude haben, dich im vorüberfliegen zu sehen br. von u. an (1896) 79;
tanz: ein paar nach dem andern flog an dem fenster vorüber (1864) 2, 68. — in gewagter wendung vom auge eines mit der bahn reisenden: rechts und links hat man die bahn mit bäumen bepflanzt, wodurch für das vorüberfliegende auge ein wahrhaft krankhafter reiz entsteht (1872) 11, 103. — dagegen oft von dem, was der reisende oder sich schnell bewegende erblickt, an sich vorbeiziehen läszt: schlösser und wälder flogen bey unsern nasen vorüber schauspiele (1793) 3; die aussichten, die in entgegengesetzter richtung vor unserm auge vorüber flogen (1843) 3, 353; zuweilen blitzte der mond oder das vorüberfliegende licht eines bauernhauses durch den wagen (1864) 2, 578;
von den gefährten ausgesagt: eine fremde gondel ... rauschte hastig heran und flog eben so schnell vorüber (1844) 13, 121; wagen, die wie der blitz an uns vorüberflogen erinn. (1896) 160 bibl. dt. schriftst. aus Böhmen; die insassen mit einbezogen: zwei, drei schlitten flogen vorüber, grüszten und sangen I 1, 7.
zuerst flogs vorüber auf schwarzem rosz
und dann auf dem braunen pferde
w. 6, 237 R.-M.;
müszige kutscher,
vorüberfliegend
(1867) 2, 399.
oft schleudert ein orkan sie (die skiläufer), als in schwindel vor sich her,
am vorüberfliegenden felsengestad hinab
oden 1, 218 M.-P.
d)
freier dann von wahrnehmbarer bewegung, auch im bilde: vorm vorüberfliegenden wölkchen physiogn. fragm. (1775) 2, 3; in seiner jugend, wo seine lebenshimmel nur noch vorüberfliegende wolken trugen 4, 216 Bl.; drauszen flogen schwarze wolkentrümmer ... an einem fieberblassen mond vorüber erz. schr. (1861) 6, 198. — es war nur ein vorüberfliegender schatten 2, 171 Waitz;
in kühnen bildern: alles, was ich noch auftreiben konnte, um womöglich einen runden kreis so vorüberfliegender deutscher poesien (volkslieder) aufstellen zu können in: schr. d. Götheges. 14, 79. — vom blick: sein blick flog scheu an der schlanken gestalt vorüber (1891) 1, 232. — an den ohren vorüber, nicht haftend: (musik) schwebt auf den lüften und fliegt auch mit den lüften vorüber 12, 248 S.; (worte,) die an den ohren ... ohne wirkung vorüberflogen (1809) 8, 319; es kribbelt von namen, welche als wesenlose schemen vor den ohren der schüler vorüberfliegen dt. schr. (1886) 241.
Helios,
wenn er am scheitel mir vorüberfleucht
E. Schm.;
2, 83 vorüber fliegt des baches welle,
zweimal berührt sie keine hand
(1823) 3, 144.
e)
von zeitlichen vorstellungen: jahre des glücks und der ruhe flogen schnell ... vorüber (1809) 8, 235; eine viertelstunde, die wie eine minute vorüberflog 5, 7 Sch.; im vorüberfliegen eines tages aufs. u. vortr. (1926) 57;
und äonen mögen nur
über mir vorüber fliegen
ged. (1825) 1, 206;
jahrhunderte sind vorüber geflogen
G.
11, 358 f)
innere vorgänge: vorüberfliegende gedanken 28, 293 S.; die vorüberfliegende empfindung reise (1791) 10, 63; nach vorüberfliegender friedenshoffnung 35, 53 W.; herr über ihre vielleicht nur zuweilen vorüberfliegenden leidenschaften 5, 275 Sch.; bilder der phantasie, die blitzschnell an uns vorüberfliegen 1, 77 Gr.
fürüberfliehen (fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926), wüschen, praetervolare thes. (1608); vorüberfliehen Campe.
a)
mit dem dat. (s. oben 2 a):
mit dem akkus. (s. oben 2 b):
heiter wie frühlingstag schwand ihm das leben,
floh ihm vorüber im hesperusglanz
G.
1, 107 lasz den anfang mit dem ende
sich in eins zusammenziehn!
schneller als die gegenstände
selber dich vorüberfliehn
W.
3, 80 b)
von der eigentlichen bedeutung der flucht besiegter aus nimmt das wort die bedeutung des schnellen vorübereilens an und wird in mannigfaltigster weise im sinnlichen und übertragenen sinne gebraucht: ein träger spiegel der vorüberfliehenden gestalten (1845) 2, 196;
sie flieht jugendlich leicht, mit schlüpfendem fusze, vorüber
oden 1, 36 M.-P.;
sah mann und rosz vorüberfliehn
ged. 15 Halm;
der wald nur grüszt, wo sie vorüberflohen,
kein wort die feierliche stille brach
(1864) 3, 553.
c)
gegenstände: (ich sehe) durch die stürmenden, vorüberfliehenden wolken einzelne sterne 19, 187 W.; sonnenstrahl, der im vorüberfliehen auf seine luke leuchtet dies buch gehört d. könig (1843) 1, 103;
o welt voll schande! schaudernd erblickten dich
die andern sterne, wenn du vorüberflohst
(1784) 2, 79;
(mond) eile nicht vorüberfliehend
mit der sichel scharf und blank
(1852) 3, 92.
d)
scheinbare bewegung: das reiche gelände flieht vorüber (den schiffenden) 25, 234 W.;
lachend fliehen an mir die reichen ufer vorüber
G
11, 77 e)
zeitlich vorgestellt, wobei auch flüchtigkeit, vergänglichkeit betont werden kann: nur eine rasche kühne hand ergreift die vorüberfliehende gelegenheit (1801) 4, 21; die tage des hierseins dieses ... fürsten flohen schnell vorüber IV 22, 193 W.; (sie) liesz in dieser verblendung den zeitpunkt vorüberfliehen erz. schr. (1861) 5, 77; in den vorüberfliehenden ereignissen des tages das dauernde ... zu erfassen gesch. d. dt. dicht. (1853) 1, 212;
(sieht er) ewig jung die erde blühen,
indesz vom menschen bis zum wurm
die lebenden vorüberfliehen
(1787) 1, 463;
alles ist vorüberfliehend
(1823) 2, 83.
f)
innerer vorgang: mehr braucht es nicht, um ohnmächtige nerven zu einem schnell vorüberfliehenden entzücken zu kitzeln (1843) 3, 496; ohne sich festhalten zu lassen, flohen tausend gestalten seiner seele mit blitzesschnelle vorüber (1828) 8, 15,; vorüberfliehend wie in einem fiebertraum (1891) 1, 307;
vergönne, dasz wir frey und kühn
dir unsers zweifels grund bekennen,
und uns von herzen glücklich nennen,
da wir ihn sehn vorüber fliehn
ged. (1751) 1, 156.
fürüberflieszen ist teil 4, 1, 1, sp. 926 nur lexikalisch belegt; praeterfluo, praeterlabor ich flies für über (1540) gg 1ᵃ; scorrere vicino füruber flieszen (1618) 2, 360ᵇ; fürüber- oder vorüberflieszen 514; ebenso 1, 470; vorüberflieszen Campe.
a)
in eigentlichem sinne von flüssigem: die Oder fliszt bey Breszlau vorüber a. a. o.; meine brüder gehen verechtlich fur mir uber, wie eine bach, wie die wasserströme furuberflieszen Hiob 6, 15; der flusz macht ein angenehmes geräusch im vorüberflieszen theorie d. gartenkunst (1779) 5, 324; als wenn er die vorüberflieszenden wassertropfen (eines stromes) selbst zählte verm. schr. (1823) 4, 255; die nördlich der groszen Antillen vorübergeflossenen äquatorialen wasser hdb. f. heer u. flotte (1909) 1, 598;
wo die Lauter hell und lauter
meinem zaun vorüberflieszt
(1867) 2, 530.
b)
übertragen, zeitlich vergehen: alles, was zeitlich ist, fleuszt augenblicklich vorüber 515; es sind nunmehr fast 19. jahr vorübergeflossen d. polit. redner (1677) 986; die hohe minute ist vorübergeflossen 1, 346 H.; so liesz ich denn die zeit vorüberflieszen (1828) 2, 269; (ein feststehendes,) an welchem die zeit mit ihrem inhalt vorüberflösse 4, 120 Gr.;
wie schnell flieszt nicht unser leben vorüber umst. lehrgebäude d. dt. spr. 2, 593; (die) das dasein als ein unaufhaltsames vorüberflieszen erkannten erz. (1924) 48;
(tag,) der mir, weil ich allein war,
öd und traurig vorüber flosz
oden 1, 56 M.-P.;
fünf und zwanzig lenze, o du lieber,
flossen mir an deiner seite süsz,
wie ein krystallbach vorüber
ged. (1825) 2, 208.
gespielin meiner jugend, die in Augustens schoos
in weisheit und gesängen mir halb vorüberflosz
verm. w. (1754) 11.
c)
innerer vorgang: weil sie (böse gedanken) so gar leicht und fürüber flieszen von zäuberern, hexen (1592) 446; der ganze gleitende widerschein des jugendmorgens flosz an ihm glimmend vorüber (1826) 10, 47.
im eigentlichen sinne und übertragen: vergangene nacht im palais ist es auch mir wie ein blitz vor den augen vorübergeflirrt (1875) 15, 219;
mit dem akkus., s. oben 2 b:
—
lasz nur den tollen spuk der zeit vorüberflirren
(1867) 8, 98.
denn wie ein blitzstrahl flirrte michs vorüber
Sappho 5, 6.
von schnellster bewegung, auch übertragen: als alles vorübergeflitzt war, wartete ich noch einige augenblicke (1896) 2, 206; das war eine scheene zeit! ... wenn so was blosz nich so voriberflitzte Rose Bernd (1904) 82. —
auf der flucht vorübereilen Campe; auch übertragen (vgl. vorüberfliehen): mit dem grauen einer reinen seele, die rasch am gräszlichen vorüberflüchtet Goethe (1898) 1, 425;
—
es prallt das mondlicht scheu von ihm zurück,
und scheu der wind an ihm vorüberflüchtet
Barthel.
105
Campe; im eigentlichen sinne: der strom fluthete brausend an den hohen ufern der insel vorüber gesch. Alexanders d. Gr. (1833) 391; (der Inn) fluthet hier schon in mächtigem zuge vorüber drei sommer in Tirol (1895) 1, 21. — übertragen: äuszerungen der vorüberflutenden menge I 1, 532;
—
jäh trifft mein blick die menschen all,
die vorüberfluthen in wirrem schall
mod. dichtercharakt. (1885) 8.
die sonnen- und sternenwagen fördern tage und tage, jahre und jahrhunderte vorüber
II 5, 10. —
welche (stämme) aus den wäldern hier vorübergefrachtet werden bemerk. auf einer reise durch d. grafsch. Glatz (1816) 226.
s. fürüberführen teil 4, 1, 1, sp. 926; vorübergeführt, ich führe vorüber, praeterduco 1, 392; vorüberführen Campe.
a)
im eigentlichen sinne von führen, bewegung im raume, zunächst im subjekt und objekt vom lebenden wesen: dasz man ihn gefesselt vor dem hause seines vaters, seiner braut vorüberführte (1801) 8, 48; ein haufe heiden führte fünfhundert christliche gefangene unter geiselschlägen vorüber kl. schr. 7, 185; (er) sah, wie sie von Lys am arme vorübergeführt wurde (1889) 2, 196; (er) führte ... das St. Arnaudsche paar an buden und sommerhäusern vorüber I 4, 253. — (er) führt das weisze rosz an ihnen vorüber (1852) 6, 85.
b)
dann aber in allgemeiner anwendung:
(ich) trete manchmal hier ab, wenn mich mein beruf vorüberführet Godwi (1801) 2, 386; wenn mich meine abendspaziergänge hier vorüberführten mittheil. aus d. tagebuche eines nord. seemanns (1830) 15. — wenn sie (gerüche) rasch an der schleimhaut vorübergeführt werden vom baue d. menschl. körpers (1839) 5, 617; nach vorüberführen des armes dt. gaunerthum (1858) 2, 187. — (sausewind,) der staub und mücken ... vorüberführt ges. br. (1858) 3, 158;
allein der schnelle flusz, der mich vorüber führet,
macht, dasz mein fusz kein land berühret
neueste ged. (1750) 74;
zu diesem ziel hinauf hast du,
mein herr! und mein gott!
bey mehr als einem grabe mich,
mit mächtigem arme, vorübergeführt
oden 2, 3 M.-P.;
auch diese donnerschwere wolke,
die über mir schwarz drohend niederhieng,
sie führte mir ein engel still vorüber
G.
14, 96 c)
sehr häufig von weg und sinnverwandten wörtern: hinter dem garten führte ein pfad ... an einem kreuz vorüber briefw. u. tageb. (1873) 1, 151; in einem wirthshaus bei Cannstadt, wo die strasze vorüberführt (1867) 27, 108; die strasze ... senkt sich, an alten grabmälern vorüberführend ges. schr. u. denkw. (1892) 1, 162. — das (tal) gegen W. ... führt ... an mehreren chinesischen posten ... vorüber erdkde (1822) 2, 176; der haupteingang des hauses, der an der küche vorüberführte (1904) 2, 264; (korridor,) der an den zimmern ... Erichsons vorüberführte Fontane I 1, 57. — mit objekt, wobei aber weg auch die handlung bezeichnen kann: sein weg führt ihn am roten engel vorüber (1891) 1, 260; mein weg zur arbeit führte mich alltäglich an diesem hause vorüber (1889) 1, 159;
im bilde: hier führt unser weg noch an einer bedenklichen stelle unseres modernen politischen lebens vorüber dt. schr. (1886) 159.
ich selbst, als mich in später dämmrung einst
der weg an diesem baum vorüberführte,
hab ein gespenstisch weib hier sitzen sehn
jungfrau v. Orleans prol. 2.
d)
im verlauf der zeit zur wahrnehmung bringen: die einzelnen menschlichen gestalten, die das leben, die gesellschaft, die geschäfte an uns vorüberführen verm. schr. (1812) 2, 5;
wo die erschrockne natur mit abgewendetem antlitz
die wonne des frühlings vorübergeführt
verm. w. (1754) 395;
vorüber führt ein herrliches geschick
erhabne helden, hochverehrte frauen
W.
4, 9 e)
von der darstellung durch das wort, wobei das nacheinander durch das verbum bezeichnet wird: man verzeihe diese flüchtigen, fast frevelhaft eilenden worte, womit wir einen so verdienten mann vorüberführen II 7, 184 W.; das sind die bilder, welche die geschichte uns hier vorüberführt (1832) 9, 352; der dichter führt geistig bewegte bilderzüge in meinem innern vorüber ästhetik (1846) 3, 1, 10; erscheinungen, an denen uns der vorige abschnitt vorüberführte geist d. röm. rechts 2, 2, 323;
in tönen: dasz ihm (dem zuhörer) dasselbe (andante aus einer oper) ... wie in neuer beleuchtung vorübergeführt wird Mozart (1856) 4, 175. — vom bildenden künstler: in seinem (Mantegnas) triumphzuge Cäsars, wo er alles, was ein groszes talent vermochte, in höchster fülle vorüber führt 49, 259 W.; der künstler, der im gegebenen raume eine reihe gestalten scharfgezeichnet und farbenhell vorüberführt (1907) 1, 99.
auch die traurigen bilder der zeit, sie führ ich vorüber
W.;
1, 294 noch einmal laszt des dichters phantasie
die düstre zeit an euch vorüberführen
G.
12, 8 f)
als subjektiver vorgang: (hoffnung,) die selbst dem unglücklichsten schmeichelnde bilder der zukunft in täuschendem traume vorüberführt briefw. u. tageb. (1873) 1, 435; wenn aber der zug seiner gedanken die erlebnisse in dem mietshause ... vor seiner seele vorüberführte d. löffelstelze (1819) 216.
g)
besondere anwendung: der druck der nächsten hefte wird denn auch die laufende zeit nicht unangenehm und ungenutzt vorüber führen IV 37, 196 W.; auch in der folgenden stelle hat vorüberführen diesen sinn: am heutigen morgen wurden in ihm alle die gefühle mächtig rege, welche jene vergangenheit vorüberführten, wo er mit seinem geliebten, unvergeszlichen freunde Friedrich v. Schiller die schönsten tage verlebt I 42, 2, 75. — der bruder wollte mir nichts entdecken, damit ich mich nicht kränkte, er gedachte es noch vorüberzuführen (1904) 4, 1, 124.
Campe; sich unstät oder spielend, tändelnd vorüberbewegen; selten von personen: bursch und dirne traten paarweise zur tarantella an und gaukelten in zierlichen wendungen aneinander vorüber (1844) 15, 16. — in allgemeiner und freier anwendung, auch von inneren vorgängen. leicht verbinđet sich mit dem wort die vorstellung des flüchtigen oder täuschenden eindrucks: wie die schatten des vergangenen lebens seiner erstaunten seele vorübergaukeln reise 6, 75; unendliche zeiten gaukelten mit mannichfaltigen veränderungen vor meinen augen (im traume) vorüber 4, 62 Minor;
(in der tanzmusik von Strausz): fröhliches und behagliches, zärtliches und sentimentales, derbes und komisches, wehmüthiges und ausgelassenes gaukelt in bunter abwechslung vorüber gesch. d. tanzes (1886) 272. — in besonderer wendung: von dem finsteren ernste des nachdenkens ... ahnt man nichts mehr, wenn der genialische magister (D. Fr. Strausz) an uns vorübergaukelt (1895) 1, 248.
lasz der gegenwart erscheinung
ruhig dir vorübergaukeln
R.
1, 410
vgl. fürübergehen teil 4, 1, 1, sp. 926; transire fürubergehen nomencl. lat. germ. (1634) 137; en passant im vorüber gehen gloss. nov. (1728) 396; für- et vorübergangen, ich gehe fürüber; du gehst allezeit bey mir vorüber 1, 551; vorübergehen Campe.
a)
die vorstellung des vorbei liegt in -über (vgl. übergehen), das tritt besonders hervor, wenn die beiden bestandteile getrennt werden: ich hab vor dich ubergegangen 10, 3, 418 W. (vgl. Hes. 16, 6); byn ich offt ... vor deym hause ubergangen 2, 186 B.; es kans keyn weib lassen, wenn sie vor einem spiegel übergehet, sie muͦsz yhn heszlich ansehen sprichw. (1534) A a 1ᵇ; Jehovah ging vor seinem antlitz über 12, 36 S.; so oft sie vor mir überging (1811) 1, 261; er (Tell) ging vor dem hut über dt. sagen (1891) 2, 125.
b)
die verbindung mit dem bloszen dat. (und akk.) ist auszerordentlich häufig (s. oben 2 b und 2 c): ich gehe einem grabe vorüber 15, 210 S.; wie könnt er wohl einem sarkophag und einem leichensteine aus Neros zeit vorübergehn? reise 6, 190; wenn er ... der quelle vorübergeht (1828) 6, 217; dem leidenden
wesen ... vorüberzugehen 2, 80 B.; ihren (der malerei) rohen anfängen ... haben wir hier vorüberzugehen schr. u. dicht. (1897) 3, 141;
auch ist Gabriel traurig und mit verhülltem gesichte
mir vorübergegangen
Mess. 3, 407;
gehts mädchen mir vorüber,
rufts laut in mir, du bist ein mann
G.;
1, 267 wo blutig die geschichte
böser zeiten ihr (einer fichte) vorüber ging
(1823) 2, 64;
und wem sie vorüber gingen,
dem lachten sinnen und herz
(1864) 1, 380;
ich. könnt dir nimmermehr
vorübergehn
(1899) 1, 154.
c)
bei der verbindung mit dem akk. tritt besonders die vorstellung des übersehens, übergehens, nicht beachtens hervor, auch in übertragener bedeutung, wo von einer wirklichen bewegung nicht mehr die rede ist: ein gemählde gehe ich vielleicht vorüber und sehe es nicht 27, 194 S.;
phraseologie der tugend gehe mein cabinetchen vorüber handbibl. (1790) 2, 163; warum gingen wir die höfe der guten und gerechten fürsten ... vorüber (1809) 3, 274; warum gehe ich die frischen, grünenden bäume vorüber und bleibe stehen vor dem blitzgetroffenen? 15, 18 Cotta;
übertragen: durft ich ... einen so erprobten freund vorübergehen? (1809) 1, 426; beinahe möchte ich mich meiner dienstfertigkeit schämen, wenn Genuas edelste zierden sie vorübergehen Fiesko 2, 17;
(ein anderer) füge die hier vorübergegangenen stücke bey 20, 351 S.
sie gingen die Römerin langsam
und in gedanken vertieft vorüber
Mess. 15, 719;
wie ich ihn (den spiegel) vorübergehe
Cotta.
4, 28 wollt ich allein (von allen dichtern) dich (mond) stumm vorüber gehn
Bohtz;
55ᵃ nachtviole, dich geht man am blendenden tage vorüber
W.
1, 346 laszt uns ihn nicht vorübergehn (let us not leave him out)
Shakespeare Julius Caesar 2, 1;
d)
im eigentlichen örtlichen sinne, schrittweise sich an etwas vorbeibewegen, daher zunächst von menschen, seltener von tieren; alleinstehend: (Karl V.) verschlosz die fenster, wo er schöne weibspersohnen sah vorübergehen t. nation weish. 3 (1653) 86; wenn du wirst vorübergehen, so klopffe hir an Horrib. 64 ndr.; die schnell vorübergegangene gestalt der amazone 23, 244 W.; das volk lacht auf, die trommel wird gerührt, sie gehen vorüber 14, 291 G.; die Walpurgis ... grüszte, indem wir vorübergingen Cl. Brentanos frühlingskranz (1844) 55; vorübergehende elegants schielen herauf 1, 201 Gr.; so suchte ich wegzublicken und ging stumm vorüber (1899) 1, 155;
und Atreus sohn ging freudigen herzens vorüber
B. (παρώχετο Il. 4, 272);
216ᵃ dasz kein vorübergehender wandrer (ὁδίτης)
heimlich zu rauben käme
Od. 13, 123 B.;
hast du das mädchen gesehn
flüchtig vorübergehn?
W.
3, 149 e)
das part. präs. substantiviert: zweige und äste ..., welche die vorübergehenden abbrechen Pathmos (1677) 305; wo kein vorübergehender spricht: 'segen gottes auf euch' 12, 220 S.; den vorübergehenden zum ekel und abscheu (1809) 3, 288; dann fechten sie aus dem hinterhalt, werfen speere auf die vorübergehenden erdkde (1822) 5, 374; (harrt ängstlich,) ob von den tausend vorübergehenden einer seinen blick darauf werfe (1889) 3, 38.
f)
mit näherer, durch eine präpos. angeknüpfter bestimmung, besonders häufig wird an gebraucht: an dem wächter vorübergehend de claris mulieribus 108 Dr.;
so gingen wir an tulpenbeeten vorüber 25, 46 W.; ein bauer, der am schloszhofe vorüberging 2, 57 B.; um auf der strasze an mir vorüberzugehen und stumm zu grüszen (1893) 4, 108;
das ich in mir selbst von hertzen lache, wo ich dergleichen einen sehe bey mir vorüber gehen gesichte (1650) 2, 146; welche fast alle stunden ... bey dem hause vorüber giengen d. polit. maulaffe (1675) 27. — sie lächelt freundlich, wenn ich zögernd neben ihr vorübergehe (1778) 2, 9. — wie Simeon der stylite, der sich auf seine saule sezt und die narren unter sich vorübergehen läszt br. 1, 83 Strausz. — die gieng vor eines beckers hausz vorüber hebammenb. (1580) 243; als die beiden ... dicht vor dem fürsten vorübergingen 16, 41 Gr.
und geht in entferneten altern
ein wandrer am steine vorüber
lieder Sineds d. barden (1772) 170;
wenn du willst vorübergehn
an einem rosenstocke
(1867) 3, 51.
g)
von gott:
von tieren: so mag der wurm den vorübergehenden elephanten dann auch ausmessen (1809) 3, 49; während das tier, mit vollem geweih, ruhig an ihm vorüberging briefw. u. tageb. (1873) 1, 138.
ging nicht des herrschers herrlichkeit sichtbar vor uns vorüber?
laszt uns anbetend ihr von ferne nachsehn!
oden 1, 147 M.-P.
h)
freiere anwendung auf andere art von bewegung, oder unbestimmt:
unpersönlich: in immer rascherem fluge ging es an ... Magdeburg und seinem dome vorüber I 4, 237. — Göthe braucht es von reisenden, die aufenthalt nehmen, im gegensatze zu einheimischen: dasz demoiselle Sontag nun auch klang- und tonspendend bey uns vorüber gegangen IV 41, 144 W.; vorübergehenden freunden und bleibenden einheimischen 42, 73; vgl. I 24, 125.
säume nicht,
und lasz uns insgesamt, die wir dein glücke lieben,
durch kein vorübergehn auf schneller post betrüben
ged. (1735) 758.
i)
übertragen auf die strasze: aus manchen der vorübergehenden hauptstrasze allzu fernen orten 24, 330 W.; auf der strasze, die nahe an dem hause vorübergeht (1904) 5, 1, 20; von der vorübergehenden strasze her I 5, 117;
gewagter: (berge,) neben welchen die chinesischen poststationen vorübergehen erdkde (1822) 2, 355.
eben ging
die strasze eines heiligen grab vorüber
S.
18, 258 k)
das verbum wird dann prägnant in dem sinne gebraucht, dasz das vorübergehen zugleich ein nichtbeachten ist, oder dasz der vorübergehende keinen eindruck empfängt u. ä. zunächst kann die eigentliche vorstellung der örtlichen bewegung vorliegen oder deutlich vorschweben, dann aber wird das verb. in diesem sinne ganz frei gebraucht: (froschgequak) man musz hören und vorüber gehen floril. polit. (1662) 2, 724; gehn bey ihm vorüber, wie der priester und levite bey dem halbermordeten im evangelio pred. fürs landvolk (1776) 2, 70; ich hatte lust verschiedenes zu kaufen ... allein ich erinnerte mich an deine reisetugenden, und so ging ich vorüber Göthe IV 33, 13 W.; sie dankten gott, dasz die fränkischen kriegsleute an ihrem sumpf vorübergingen d. hosen d. herrn v. Bredow (1846) 1, 100;
in freier, bildlicher und verblaszter anwendung: (dinge,) von denen ein deutscher mentor zu seinem züglinge sagen würde: wir gehn vorüber 3, 453 S.; was die orgel betrifft, so geht der genius welscher tonkunst schweigend an ihr vorüber ästhetik d. tonkunst (1806) 59; mit stillschweigen kann ich nicht vorübergehen das blatt vom Samaritaner 49, 1, 304 W.; alle (gelehrten) sind an einem codex vorübergegangen, der ... kl. schr. 2, 2; frau v. Sevigné geht nie mit der feder an seinem namen vorüber, ohne ein freundlich beiwort (1875) 5, 210; er konnte an unabweislichen thatsachen der wirklichkeit ... vorübergehen hist. u. polit. aufsätze (1886) 1, 20;
kühnere wendung: sein auge ging an den gröszten schönheiten, die ihn umringten, vorüber (1904) 4, 233.
vorübergehen und nicht ansprechen,
möchte manchem dasz hertz brechen
floril. polit. (1662) 3, 99;
unser vater gebot
seinem verderber
vor unsrer hütte vorüberzugehn
oden 1, 137 M.-P.;
meine Minna geht vorüber?
meine Minna kennt mich nicht?
G.
1, 307 soll man den leuten zu willen
der warheit mit stillen
vor uber gehen
oden u. lieder (1642) 98;
dasz ein mann
an ihrer eignen schwer erkämpften tugend
vorüberging
G.
5, 1, 161 l)
der infinitiv substantiviert; auszerordentlich häufig ist die verbindung im vorübergehen, die zunächst im eigentlichen örtlichen sinne (vgl. oben d ff.) gebraucht wird, aber auch mit der sinnesfärbung, dasz man sich gar nicht aufhält (deutlicher: nur im vorübergehen); dann wird im vorübergehen wie en passant übertragen gebraucht, wo an eine bewegung im raume nicht mehr gedacht wird; immer im eigentlichen sinne, wenn eine nähere örtliche bestimmung mit präpos. hinzutritt: im vorübergehn am kirchhofe gefühle, bilder (1819) 1, 30; im vorübergehen an der gaststube I 5, 216. — mir der alte im vorüber gehen in ein ohr sagte gesichte (1650) 1, 126; dasz den heiligen gott man nimmer könne sehn als von rückwarts, und doch nur im vorübergehn dt. Dädalus (1675) 1, 750; nur im vorübergehen läszt er einen matten, sterbenden blick auf den marquis fallen 5, 1, 374 G.; jahrmärkte, wo man neue waaren im vorübergehen beurtheilt herzenserg. (1797) 158; berichtete von den städten, wo er sich aufgehalten, so wie von jenen, die er nur im vorübergehen gesehen erz. (1861) 18, 42; rasch und gleichsam im vorübergehen aufschauend (1875) 1, 331;
freier:
verblaszt: was ich hierbey nur im vorübergehen erinnere belust. (1741) 2, 399; doch diese beschreibung im vorübergehen (1842) 1, 155; es ist der mühe werth, im vorübergehen einen blick auf die jetzige verfassung des chinesischen handels zu werfen (1843) 4, 87; Christi erdenwandel wird nur im vorübergehen berührt 41, 1, 175 W.; vgl. 7, 212; 28, 49; 49, 27. — part. präs. in gleichem sinne: (wir schalten einige der) äuszerungen hier vorübergehend ein 25, 269 W. — beim vorübergehen immer im eigentlichen sinne:
du drückst mir im vorübergehn die hände
G.;
5, 1, 59 wo ich seh blumen stehn,
darf pflücken im vorübergehn
(1867) 2, 558.
nicht wie das leichte volk rosenwangichter mädchen ist,
die gedankenlos blühn, nur in vorübergehn
von der natur, und in scherz gemacht
oden 1, 49 M.-P.
(der hirte) läuft zu, um beym vorübergehn
an deinem ansehn sich zu weiden
Parnasz (1735) 3;
sie glaubet beym vorübergehen
stets ein gespenst darinn zu sehen
poet. versuche (1812) 1, 16.
m)
bezogen auf die bewegung von leblosem:
aus der natur: der vorübergegangene sturm 3, 125 Sch.; dasz die flecken nicht von der sonne getrennt sind, nicht gleich planeten vor ihr vorübergehen verm. schr. (1823) 3, 65; drauszen aber ging
der herrlichste sommermorgen funkelnd an allen fenstern des palastes vorüber (1864) 3, 159;
speisen, getränke gehen vorüber, sie vorübergehen lassen: nachdem eine tasse tee glücklich an ihm vorübergegangen war I 1, 120; im bilde: sonst geht alles, was sie uns auftragen, uns wie ungewürzte kost, wie ein gericht nuszschalen vorüber 22, 96 S. — der kelch geht vorüber, den kelch vorübergehen lassen mit beziehung auf Matth. 26, 42, dann formelhaft: wem aber der kelch bisher vorübergegangen, der wird sich doch eben nicht denken können, was ich gelitten (1844) 4, 146.
von geschossen:
scheinbare bewegung: wir packten auf, wälder, berge gingen an uns vorüber (1904) 2, 139. — in besonderer wendung: wollen sie das manuscript vor meinen augen vorübergehen lassen (es mich durchsehen lassen) Göthe IV 29, 14 W.
der, wie das schiff vorübergeht,
es wohl zu fahren heiszt
W.;
1, 95 nur ein nächtlicher westwind
ging von den wipflichten haynen bei ihm stillrauschend vorüber
akad.-ausg.;
1, 152 allein sein blödes auge liesz, ohne sie zu sehn,
die wandelnden gestirne der nacht vorüber gehn
verm. w. (1754) 12;
und wo sie (die sonne) nur vorübergeht,
da huldigt strauch und pflanze
ged. (1782) 64;
wenn der ost vorübergeht,
bleibt er schwebend hangen
(1867) 1, 449;
mein vater! wenn es möglich ist!
lasz diesen kelch vorüber gehn
geb. schr. (1740) 340;
doch heut ist noch nicht die gelegenheit,
heut laszt ihr noch den kelch vorübergehn
E. Schm.
1, 330 dasz alles tödtliche geschosz
den weg vorübergeht
oden 1, 78 M.-P.;
und die kugeln sind leise singend vorübergegangen
ball. u. ritterl. lieder 178.
n)
bei der allgemeinen übertragenen anwendung treten wiederum zwei seiten der bedeutung hervor, indem entweder der ursprüngliche sinn zugrunde liegt, oder indem das nicht verharren, das vermeiden betont wird (s. oben k); allerdings lassen sich beide bedeutungen nicht immer scheiden; besonders häufig vorübergehen lassen: welchen spott er doch, als verstände ers nicht, vorübergehen liesz Herkuliskus (1665) 13; ach herr, gib selber das gedeyen (zur andacht), damit kein wort vorüber geht trost- u. geistr. schr. (1740) 2, 45; so manches auch diese zeit her an mir vorübergangen und in mir vorgegangen ist IV 10, 306 W.; überhaupt musz ich ... alles polemische an mir vorübergehen lassen IV 41, 30; alle krankheiten waren an ihm vorübergegangen kl. schr. 1, 165; Goethe hat auch nur seinem wohlbehagen all die philosopheme angepaszt, die an ihm vorübergegangen sind (1875) 8, 48;
besondere wendung: mit einem kalten, matten lobe geht das vortrefliche ... werk (bei Klotz) vorüber 3, 452 S.
ich warte meines glücks in still,
gehts bey mir vorüber,
dennoch ich viel lieber
die gute dürne bleiben will
oden u. lieder (1642) 101;
des ruhmes windige freuden begehre nicht,
wie winde gehn sie vorüber
S.;
27, 176 warum musz denn meinen augen
stets der schlaf vorübergehn?
(1890) 1, 218.
o)
gelegenheit geht vorüber, die gelegenheit vorübergehen lassen: hier liesz sich die herrin keine gelegenheit vorübergehen, muth und praktische umsicht zu zeigen gelegenheiten,) deren manche früher schon ungenützt vorübergegangen waren (1904) 3, 232.
(1872) 3, 51; (p)
etwas geht glücklich, ohne schaden, spurlos, ohne wirkung u. ä. vorüber, natürlich auch in zeitlichem sinne, die räumliche vorstellung wird dabei angedeutet durch einen zusatz mit an: explosion, die so glücklich an ihm vorübergegangen
IV 27, 300 W.; mit der hoffnung, dasz die reden des oheims ohne gefährliche wirkung an ihm vorübergegangen wären (1809) 8, 59; so ging die auffassung Luthers an Zwingli vorüber, ohne auf ihn eindruck zu machen (1867) 3, 62; (die niederlagen) waren an den Italikern ohne nachhaltigen eindruck vorübergegangen röm. gesch. (1854) 2, 177.
q)
rein innerer vorgang: alle möglichkeiten gingen vor mir vorüber Julius v. Tarent 7 dt. lit.-dkm.; einiges (mag) dunkel und trübe, ein anderes klar und deutlich ihm vor der seele vorübergegangen sein 25, 210 W.; an Lewins seele waren inzwischen unruhige träume vorübergegangen I 1, 22;
mein ganzes leben ging, vergangenes
und künftiges, in diesem augenblick
an meinem inneren gesicht vorüber
Wallensteins tod 2, 3.
r)
von der zeit und ihren abschnitten, auszerordentlich häufig: vorübergehen der zeit 48, 229 W. — die zeiten der priesterherrschaft gingen mit der wachsenden cultur vorüber 13, 390 S.; als seine glanzzeit vorübergegangen (1889) 4, 13;
dieses jahr ist mir wie ein traum vorübergegangen Göthe IV 8, 284 W.;
der winter geht mir ganz thätig vorüber IV 36, 235 W.; es sind ungefähr vier wochen vorübergegangen (1891) 2, 41. — mancher tag vorüber gehet, das sie sein nit mit ainem a b c ... gedencken antipap. eins u. hundert (1567) 1, 95ᵃ; Jean Pauls hundertjähriger geburtstag ist ohne sang und klang in Deutschland vorübergegangen w. 12, 353 W. — die nacht ging allen schlaflos und sorgenvoll vorüber 23, 298 W.;
die poststunde ist ... schon vorübergegangen br. an s. braut u. gattin 36. — kein augenblick geht leer vorüber 1, 92 Waitz; ein moment, der sehr rasch vorüberging (1867) 1, 118. — dabei kann doch durch einen zusatz mit an die eigentliche räumliche vorstellung angedeutet werden; man beachte die verse Flemings: unwillen, dasz ein so himmlischer augenblick an stumpfen seelen vorübergehe 3, 42 B.;
ganze lange jahrhunderte sind vorübergegangen
oden 2, 91 M.-P.;
es giengen vorüber achthalbent jahr
Endinger judenspiel 102 ndr.;
die nacht vorüber und im osten
hellstrahlend auf die sonne geht
Barthel.
472 was tun doch wir, dasz wir die süszen jahre,
der jugend lenz, so lassen fusz für fusz
vorüber gehn
dt. ged. 1, 91 L.;
da weinte Christus mit gebrochnem munde:
herr, ist es möglich, so lasz diese stunde
an mir vorübergehn
3 (1879) 211.
s)
allgemein vom verlauf in der zeit; der sinn kann dabei ganz neutral sein, sehr oft aber liegt der ton darauf, dasz etwas aus der gegenwart entschwindet, womit je nach dem zusammenhange verschiedene vorstellungen sich verbinden; es kann das vergängliche betont werden, es kann das entschwinden aus der gegenwart aber auch beruhigend, tröstlich sein: der sogenannte minnegesang war hofgeschmack; er ging vorüber 17, 292 S.; wenn er (der paroxismus) nur nicht so schnell vorübergeht (1811) 2, 27; ein solches fest gehe selten vorüber, ohne dasz ... 25, 57 W.;
kannst du sagen: das ist! da alles vorübergeht? 19, 75 W.; den gewaltigen wechsel des lebens und sein unaufhaltsames vorübergehen (1889) 2, 72;
das entschwinden aus der gegenwart beruhigend, tröstend: (nichts) als ein kleiner schwindel, welcher vorübergehen wird 2, 312 M.; diese kleinen narrheiten gehn
bey den mägdchens bald wieder vorüber sammlung v. schauspielen (1764) 1, 43; (ich) beschäfftige mich und so gehts vorüber III 1, 226 W.; was fehlt ihnen ...? fragte sie leise. es wird vorüber gehen, erwiederte Anton (1886) 4, 98; trösten sie sich — wird auch vorübergehn (1871) 1, 15;
also geht des opfers feier
ihr vorüber ohn gebet
(1852) 3, 368.
wenige tage, so stirbt die rose. vorübergegangen
ist sie
S.
26, 11 verblendet ist das volk, ein wahn betäubt es,
doch dieser taumel wird vorübergehn
jungfrau v. Orleans 1, 5.
t)
besonders wird das part. präs. in dieser eben dargelegten prägnanten bedeutung gebraucht und dem haftenden, dauernden gegenübergestellt.
α)
auf sinnliches bezogen: ein vorübergehender platzregen 16, 430 Petersen; der mensch als ein sinnliches, vorübergehendes, unvollkommenes geschöpf 5, 298 S.; durch einen vorübergehenden sonnenblick erheitert (1843) 1, 425; ich will Rom sehen, das bestehnde, nicht das mit jedem jahrzehend vorübergehende IV 8, 109 W.; Napoleon war eine vorübergehende erscheinung, Frankreich blieb ges. schr. u. denkw. (1892) 2, 220. — im bilde: nur eine vorübergehende wolke, die sich auf die stirn der beiden damen gelagert hatte ritter v. geiste (1850) 1, 43.
β)
unendlich oft aber von unsinnlichem: diese vorübergehenden launen physiogn. fragm. (1775) 1, 262; toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende gesinnung sein: sie musz zur anerkennung führen 42, 2, 221 W.; vorübergehende unfälle abgerechnet restaur. d. staatswiss. (1816) 1, 243; eine vorübergehende mode 2, 123 B.; wegen vorübergehender geldverlegenheiten gesch. d. franz. revol. (1845) 99; von vorübergehender bedeutung röm. gesch. (1854) 2, 366; ob er ihm eine dauernde oder nur eine vorübergehende beziehung zur schönen frau zuschreiben sollte I 6, 17;
gesteigert: nicht den vorübergehendsten eindruck machte er ... auf die junge dame d. leute aus d. walde 1, 76.
ach hier ist kein gewöhnlich miszverständnisz, keine
vorübergehende empfindlichkeit
Piccolomini 2, 2.
γ)
ebenso prädikativ: ihre traurigkeit ist vorübergehend reise (1791) 8, 211; (da) diese (die materielle welt) aber vorübergehend und flüchtig ist 1, 84 G.; (weil) der genusz nur vorübergehend ist 22, 192 W.
δ)
das n. des part.: soll die kunst nichts vorübergehendes zu ihrem anblicke wählen, so verliert sie ihr leben 3, 4 S.; sich mit vorübergehendem (beschäftigen) 25, 200 W.; das wichtige vom unwichtigen zu unterscheiden, das dauernde vom vorübergehenden (1875) 3, 136.
ε)
sehr häufig als adv., ganz verblaszt: kaum vorübergehend legt er (Homer) sie (mythologie) seinen göttern oder helden in den mund 18, 431 S.; obgleich solche betrachtungen mich vorübergehend ergötzten was ich erlebte (1840) 1, 258; wirkungen, bald vorübergehend, bald bleibend hervorgerufen Kosmos (1845) 1, 52; es wurde ihm nur immer deutlicher, was ihn vorher nur vorübergehend angeflogen (1864) 3, 126; (hatten) sich vorübergehend in Bethlehem aufgehalten (1876) 4, 19; sehr vorübergehend, nur andeutend reden (hören) (1891) 5, 347; was selten und vorübergehend der fall war ged. u. erinn. 2, 58 volksausg.; vorübergehend anwesend, geschlossen u. ä.
u)
das part. prät. wird natürlich in der allgemeinen zeitlichen anwendung gebraucht: dieses unglückliche schnell vorübergegangene abenteuer 23, 67 W.; spuren der vorübergegangenen liebe 4, 176 Minor; die derzeit unbeachtet vorübergegangene unterhaltung (1899) 6, 57. — diese epoche historisch, als schon vorübergegangen zu betrachten IV 21, 395 W. — das n.: abends briefe geschrieben. wiederholung des vorübergegangenen III 6, 238; das in der zeit vorübergegangene
gesch. d. bild. künste (1824) 3, 317. — von verstorbenen: die ähnlichkeit mancher längst vorübergegangenen mit lebendigen ... menschen 24, 116 W.; aus den aufgelösten gebeinen der vorübergegangenen geschlechter (1889) 1, 11. — beachtenswert ist beziehung auf bestimmte personen bei Göthe: die leider schon vorübergegangene mutter 33, 199 W.; wir machen vorläufig aufmerksam auf einen schon vorübergegangenen mann dieser art 42, 1, 97; wenn der vorübergegangene (Byron) sich selbst schon ein herrliches geistiges monument gestiftet IV 41, 5.
v)
ganz vereinzelt in dem verblaszten sinne von 'geschehen, vorgehen': was mit der gräffin vorübergegangen, weisz ich nicht zu berichten weltkucker 2, 73.
Campe: den köstlichen talisman, der mich mit heiler haut und ganzer wolle an galgen und rad vorübergeleitet 1, 200 G.; eigentümlich mit weg als objekt: darum hast du meinen weg bei seiner verfallenen behausung vorüber geleitet erz. schr. (1861) 18, 184. —
schäumend vorüberflieszen: wie sie so sasz und der bach an ihr vorübergischte (1890) 1, 216. —
Campe; im gegensatze zu schreitender bewegung, z. b. von schiffen, flöszen und den darauf fahrenden: rückte mit einem zug den flosz links oder rechts, so dasz er ohne gefahr vorüberglitt (1890) 4, 229; unzählige gondeln glitten aneinander vorüber (1864) 2, 313; so glitt denn auch eine ganze flotille von spreekähnen an ihnen vorüber I 5, 203. — vom auf dem wasser fahrenden: (hügelzug,) an dem er schon abends in der dämmerung ... vorüberglitt erdkde (1822) 11, 671. — vom wasser:
im bilde:
mit entsprechendem sinne in allgemeiner anwendung: wie einen vorübergleitenden strahl 18, 455 S.; (pfeile des todes,) welche gleichsam mit unsicherer hand abgeschossen nur als warnungszeichen vor uns vorübergleiten (1834) II 4, 166; wo der fahle schimmer vorübergleitet (1891) 2, 101; die (sonnen-)finsternis glitt vorüber d. pfarrer v. Dornloh (1930) 280;
scheinbare bewegung: (er) liesz wieder die dunklen stämme der tannen an sich vorübergleiten (1877) 1, 1; langsam glitten die uferländer vorüber und zögernder noch die bewaldeten hügelzüge Paracelsus (1926) 3, 191. — dann in freier und übertragener anwendung, auch von inneren vorgängen: die späsze der jungen leute liesz der Patriotencaspar ruhig und ohne erwiderung an sich vorübergleiten 4, 14 B.; so ... glitt das gespräch belebt und anregend vorüber (1872) 3, 101; es liegt die gefahr nahe, dasz diese kurzen perioden an dem modernen ohr vorübergleiten musikal. charakterköpfe (1899) 2, 81;
vom blick:
von der zeit, begebenheiten in der zeit, innern vorgängen: er liesz ... die begebenheiten ... lächelnd an sich vorübergleiten
(1892) 1, 77; der kalte fröstling, den nichts erwärmt, an dessen seele wird auch das weib unbemerkt vorübergleiten ges. br. (1858) 1, 57; dasz ihm die sekunden ... schnell und lieblich vorüberglitten Abu Telfan (1870) 2, 129;
part. präs.: eine politische that in Paris, wie leicht, ... wie vorübergleitend entsteht sie (1875) 4, 181. — auch von menschen, unmerklichen, leisen gang bezeichnend; oder auch von schattenhaft vorübergehenden gestalten: sagte jemand im raschen vorübergleiten altsächs. bilders. (1818) 2, 607; das hingeworfene wort des vorübergleitenden 18, 88 B.; (die) vorhänge schatteten wieder vorübergleitende figuren ab erz. schr. (1861) 8, 105; der prinz, der noch eben an meiner nachbarin vorübergeglitten war d. letzte Reckenburgerin (1871) 1, 233;
charakteristisch dagegen vom schlittschuhläufer:
Grillparzer bildet ein schwaches prät.: (gestalten der bühne) gleiteten an meinem trunkenen auge vorüber jahrb. d. Grillparzerges. 3, 128. — mit dem akk. verbunden (vgl. 2 b):
niedriger als vorübergleiten ist vorüberglitschen, das Campe verzeichnet. —
siehe die wellen vorübergleiten
(1867) 5, 309.
da sieht der blick den strom (der zeit) vorüber gleiten,
sieht, wie das küstenland verhüllter ewigkeiten
am fernen horizonte sich erhebt
(1823) 1, 102.
unter welchen seeligkeiten
sah ich dich (den mond) vorübergleiten
ged. (1783) 272;
als das bild vorüberglitt
an der mauer grauen gründen
3 (1879) 204;
schatten vorübergleiten
und fassen mein gewand
mod. dichtercharakt. (1885) 71.
allein vergebens musz an Walthers sinn
das wohlbedachte wort vorübergleiten
2 (1878) 255.
kalt wird sonst
sein fürstenblick
über dich vorübergleiten
W.
2, 69 laszt flüchtige bilder vergangener zeiten
an eurem blick vorübergleiten
(1844) 4, 26;
nicht halten kann er das, und dieses fest nicht fassen,
vorübergleiten musz er eins ums andre lassen
(1867) 8, 90.
mir wars, als hätt ich die geliebten schwestern,
Margot und Louison, gleich einem traum
an mir vorüber gleiten sehen
d. jungfrau v. Orleans 4, 9;
der jüngling sieht ein lockend weib
an ihm vorübergleiten
Barthel.
109 wenn ich vorüberglitt an hellbeblütheten ulmen;
(schnee war die blume;)
oden 2, 138 M.-P.;
wenn der fluch der unschuld und die bitte
der jammernden natur ihr ohr vorüberglitte
(1787) 2, 13.
gewagte verbindung:
—
bin ich denn todt, dasz unbegrüszt die horen
im tanz an mir vorüber glühn?
ged. (1804) 188.
mit dem griff verfehlen; in der folgenden stelle absichtlich und übertragen, nicht berühren, von etwas nicht sprechen: dar ick vorovergripen wille, unde vorswigen is dat best dt. städtechron. 16, 311 (Braunschweig). —
nicht mehr haben, an etwas schon vorübergekommen sein, zeitlich: (eine tochter,) die noch nicht ihr trauerjahr um ihre mutter vorüber hatte d. zauberer v. Rom (1858) 6, 66;
nachdrücklicher: sie hat es vorüber (hat den todeskampf überstanden), murmelte der alte d. pfarrer v. Dornloh (1930) 241. —
hat einer dreiszig jahr vorüber,
so ist er schon so gut wie tot
Faust 6787.
von bald schwindendem laut: und auf diese weise erhält sich ihr (der sprache) flüchtiges vorüberhallen nur in werken, welche das gedächtnis oder die schrift aufbewahrt 5, 14 akad.-ausg.; jedes wort, das auch nur von ungefähr vorüberhalle, zu hören erz. (1924) 234. —
eilig vorübergehen, vorbeiziehen: (wenn man) von ihr (der gegenwart) nicht fortgerissen wird, so hastet alles in unruhe, in begehren und in leidenschaft vorüber (1904) 4, 1, 107. —
zu eiligem vorüberlaufen treiben Campe; frei: eine vorübergehetzte jagd von lebensscenen (in einem drama) w. 10, 359 W.;
—
aber der kalte,
finstere treiber
kennt nicht erbarmen,
hetzt ihn vorüber,
den weinenden
(1891) 1, 14.
Campe; von der zeit, spöttisch:
—
mag wohl auf euren bänken
euch träg genug beim lombrespiel
und dudeldum und federkiel
die zeit vorüber hinken
G.
1, 255
gelegenheitsbildung: (der) stumm und mit bewuszter teilnahmslosigkeit an der geläufigen rede des humanisten vorüberhörte (nichts davon aufnahm) Paracelsus (1922) 2, 51. —
Campe, von lahmen: eine alte frau ..., die in der nähe vorüber humpelte Emanuel Quint 257. —
Campe:
von tieren: das scherzen der vorüberhüpfenden rudel, der brausende auerhahn Ugolino 231 dt. nat.-bibl. — von den wellen: die wellen hüpften so lustig an ihm vorüber ausgew. w. 7, 236 in: bibl. dt. schriftst. aus Böhmen. — von der zeit: die zeit hüpft ganz leise vorüber br. an Matthisson (1827) 6. — mit dem dat. verbunden, s. oben 2 a:
—
wenn ein knapp vorüber hüpft,
so malt sich an die wand der lange schatten
2 (1878) 247.
wenn auf des Helikons höhen
Aganippen ich nicht vorüberhüpfe
allg. dt. bibl., anh. zu bd. 25-36, 3359.
Campe, unmerklich, geräuschlos sich schnell vorüberbewegen: die vorüberhuschende weisze schlange 4, 208 Bl.; stille huschte der kauz an meinem gesichte vorüber (1889) 3, 129. — schatten: als husche der schatten des braunen mädchens an ihm vorüber (1904) 5, 1, 342; an ihren (der felsen) bleichglänzenden flächen huschen die schatten gespenstig vorüber Kalkalpen (1874) 457;
von menschen: sah er eine weibliche gestalt einem im zweiten stock befindlichen fenster vorüberhuschen w. 8, 29 W.; erklärte er uns stets im vorüberhuschen den grund seines wohlbehagens (1875) 1, 401. — frei: (doch sieht man) manches lebendige athmen in der nacht an uns vorüberhuschen (1872) 7, 347. —
ha, das geisterschiff! vorüber
huscht es wie ein dunstger streifen
Dreizehnlinden (1907) 184.
Campe.
a)
transitiv: eine ausgebreitete bekanntschafft ... jagt mir einen tag nach dem andern vorüber IV 1, 250 W.; wenn der seltene zufall mir schneller die bilder vor den augen vorüberjagte Godwi (1801) 1, 89; leider haben stürme das schiff hier vorübergejagt erdkde (1822) 4, 778. — das orchesterspiel überhetzen: (dirigenten, die) eine fatale vorliebe für das herunter- und vorüberjagen haben ges. schr. u. dicht. (1897) 8, 276. — refl.:
dasz gestalten auf gestalten
leuchtend sich vorüberjagten
(1889) 10, 204.
b)
intransitiv; von lebenden wesen: wie die (tanzenden) mädchen vorüberjagten mit dem wilden wangenfeuer (1904) 1, 84; der Berber, wenn er auf seinem schnellen rosse vorüberjagte 3, 8;
von leblosem: vor vier jahren war der kaiserliche extrazug ... vorübergejagt bahnwärter Thiel (1892) 9;
der mond zwischen vorüberjagendem gewölk (1864) 3, 453. — innerer vorgang: (bilder,) die in
stürmender eile an seiner seele vorüberjagten 5, 158 B.
wüstentiere jagen aufgeschreckt vorüber
ges. dicht. (1870) 1, 153.
ein wandersmann sah ihn (den postzug) vorüber jagen
poet. versuche (1812) 10, 184;
noch heute, diesen morgen, sah ich hier
ein schiff, von geistern voll, vorüberjagen
Bojardos verl. Roland (1835) 4, 362;
c)
mit dem akk. dessen, an dem etwas vorüberjagt (vgl. 2 b): die gewaltige strömung, die aus dem indischen ocean die küste Natal vorüberjagt erdkde (1822) 1, 120. —
Campe: wenn die feldmusik des feindes vorüberjubelt 45/47, 109 H.; während seine kühnen waidmannsklänge an uns vorüberjubeln reiseerinn. (1823) 2, 112. —
praetereo ... ich gehe oder ker fürüber, weitter (1540) x 2 a; fürüberkehren fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926. —
Campe: (sträucher,) bei denen ich später einige nachfolgende flüchtlinge athemlos vorüberkeuchen hörte erz. schr. (1861) 5, 174;
in der form -keichen (mhd. kîchen), s. teil 5, sp. 434:
—
an diesem gitter (der fürstengruft) weile nicht der Deutsche,
der siech vorüberkeucht
ged. (1825) 2, 69;
als des heeres wildes toben
mitternachts vorüberkeichte
Dreizehnlinden (1907) 215.
am Eurotas, der in rettungsloser schmach an Lacedämons schutt vorüberklagt Litzmann;
—
2, 167 am bergesfusz,
wo bang vorüberklagt des baches welle
Barthel.
104
was das für ein vermummtes gespenst gewesen sein mag, das mir (s. oben 2 a) die nacht vorüberklepperte alles in schuh u. strümpfen (1783) 70; vgl. kläppern vom trabenden pferde teil 5, sp. 975. —
das furchtbare aufsteigen und vorüberklettern an abgründen voll todesschauern erdkde (1822) 3, 506. —
übertragen: wie alle lust und herrlichkeit der welt so rasch vorüberklingelt gesch. d. tanzes (1886) 315. —
doch das lied, es hat ja schwingen,
pilgert über land und meer,
wird auch dir vorüberklingen
ged. (1900) 71 bibl. dt. schriftst. aus Böhmen.
im vorübergehen das knie beugen: (dasz) die vorüberknixenden ... für solcher biederleute seelen viel andächtige paternoster beten holzschnitte (1793) 135. —
zunächst in neutralem örtlichen sinne; mit dem akk., vgl. oben 2 b: jetzt kamen wir die alte kayserliche burg vorüber poet. schriften (1763) 2, 200; nun kam ich einen gefüllten backofen vorüber (1842) 2, 39. — wenn ihr vorüberkommt, da, wo Hyperion schläft 2, 118 Litzmann; dasz er auf seinem rappen nicht schnell genug vorüberkommen konnte (1890) 4, 200. — meist mit an verbunden: er kam an einer menge inseln vorüber (1843) 4, 15; wenn sie oben auf der höhe zusammentrafen und an einander vorüberkamen (1889) 4, 15; an der mühle vorüberkommend I 1, 295. — mit bei: das niedrige eiland, bei dem wir auf dieser fahrt vorüber gekommen (1842) 2, 222. — seltener ist vor: da er nun vor einer mühle vorüber kam dt. sagen (1891) 2, 49; als wir vor einer bank vorüberkamen (1877) 1, 280. — älter vor mit dem akkus.: wan man vor dieses element vorüberkommen ist, entfähet einen eine angeneme musik Octavia (1677) 3, 876. — im vorübergehen aufsuchen: in einer stunde musz es (ein gutachten) fertig sein, ich komme vorüber, es mir abzuholen (1875) 4, 159. — von der strasze: weil die Leipziger handelsstrasze hier vorüber kam Berlin u. d. mark Brandenburg (1909) 150. — prägnant mit der vorstellung der schwierigkeit: die hilfe der musik herbeizuziehen, um an der sandbank der gelegenheitspoesie vorüberzukommen 19, 112 B.; so oft in übertragener anwendung: ich kann an einem bedenken nicht vorüberkommen
u. ä. —
zunächst mit ergänzung eines verbums der bewegung: vor dem hause ist ein solches gedränge, dasz man nicht vorüberkann Campe. — übertragen: ich kann an diesem zweifel nicht vorüber u. ä.; nicht vorüber können wird in älterer sprache wie nicht umhin können gebraucht; vgl. fürüber 3 a teil 4, 1, 1, sp. 925; zu der einen dort angeführten stelle vgl. noch: nun kundte d. Faustus nit fürüber ..., sie zu fragen volksb. v. dr. Faust 49 ndr.; der vater kont nicht vorüber, must, wolt er anders die tochter mit ehren unter die haube bringen, auff raht guter freunde eilen und hochzeit machen bräutigams ehrenkranz (1606) 93; könten wier nit vorüber, bestendigster maszen darwieder zu bedingen verh. d. schles. fürsten u. stände 1, 36 Palm; (wir) können doch gleich wohl nicht vorüber, dessen erwehnung zu thun schwed. krieg 1 (1648) 36. —
alles das (eindrücke) kräuselte sich im fluge vorüber, wie der lufthauch auf dem glanze eines wasserspiegels (1889) 2, 205. —
Campe:
von langsamem, quälendem verlauf der zeit: die tage flatterten oder krochen vorüber (1875) 8, 138. —
als ein chamäleon vorüberkroch
poet. versuche (1812) 6, 194.
lächelnd an etwas vorübergehen; mit dem akk., s. oben 2 b:
übertragen: vorüberlächelnde sonnenblauheit zwölf aus d. Steiermark (1916) 333. —
aber der weise
betet für sie, und für sich, und lächelt die gräber vorüber
Messias 6, 425.
sieh das vorhergehende wort: (sie) sahen zu, wie die weiber und die paare vorüberlachten (1875) 8, 283. —
sich: wo er (der landstrich) ... nirgends unter 5 bis 6 stunden breit sich längs dem fusze der vorketten vorüberlagert erdkde (1822) 3, 1029. —
vorüber lassen, ich lasse vorüber, praetermitto 1, 984; Campe; fürüberlassen teil 4, 1, 1, sp. 926 nur lexikalisch belegt; zunächst im eigentlichen, örtlichen sinne: (knabe, der) von seiner arbeit nicht aufsah und ihn unbemerkt vorüberliesz 24, 256 W.; aber ohne kampf läszt der trupp der verschwornen seinen feind nicht vorüber 3, 366 Sch.; bestürzt stand er still, liesz den wagen vorüber dt. sagen (1891) 1, 187; sie wollte mutter T. nicht unangesprochen vorüberlassen Grabenhäger (1897) 2, 205. — freier: das wetter vorüber lassen a. a. o.; lieszen keine erndte ... vorüber, wo nicht geweissagt wurde lebensläufe (1778) 1, 73; liesz den heftigsten anfall des schmerzens vorüber 21, 134 W.; organe des aufnehmens, die nicht ein atom unverzehrt vorüberlassen (1875) 1, 216. — auf zeitvorstellungen bezogen: dann ist die zeit von der art, dasz ich sie immer erst gern eine weile vorüberlasse IV 21, 415 W.; ich kann unseres töchterchens geburtstag doch nicht vorüberlassen, ohne ... br. an s. braut u. gattin 503. — Senden läszt keine gelegenheit vorüber (1886) 3, 73. — in älterer sprache unbeachtet lassen, übergehen: ich hab aber für nothwendig geacht, diesen theil nicht unbetrachtet fürüber zu lassen Polybius (1547) 118; doch können wir es nicht ganz unangemercket vorüber lassen, dasz es gantz ungegründet sey d. vern. tadlerinnen (1725) 1, 405; ähnlich: die trilogie der leidenschaft werden sie nicht ohne theilnahme vorüber lassen IV 42, 197 W. — ungewöhnlich im sinne von zulassen, hingehen lassen: unsere historische gewohnheit läszt das ohne weiteres vorüber (1875) 4, 71. —
fürüberlaufen ist teil 4, 1, 1, sp. 926 nur lexikalisch aus Weismann belegt; supercurro fürüber lauffen dict. XI ling. (1598) 1421ᵇ; vorüber gelaufen, ich laufe vorüber 1, 998; vorüberlaufen Campe; im eigentlichen sinne von laufen: die ander und dritte maus furüber lieffen 750 t. sprichw. (1534) j 6ᵇ; im vorüberlauffen haw mit kurtzer schneiden ein zornhaw Sutorius fechtbuch
(1612) 12; hierauf muszten zwei wehrlose knaben als flüchtige an der festung vorüberlaufen 3, 65 R. — ungewöhnlich von fischen: wir sahen heute viel fische, porcos genant, bey unserm schiffe verüber lauffen morgenländ. reisebeschreib. (1696) 111 Olearius. — vom schiffe: indessen lief das schiff vor Kous und Knidus vorüber 255ᵃ Bohtz. — übertragen auf die strasze: weil sein weg da vorüber lieff schwed. krieg 1 (1648) 230. — im bilde und übertragen, auch von der zeit und verlauf in der zeit: ehe 24 stund nach dem fall vorüber lauffen 3, 338 Keller; wir laufen jetzt nur vorüber, und durch die welt her; schatten auf erden 5, 478 S.; der menschen leben läuft wie der wolkenzug im sturm vorüber hamb. nat.-zeitung 8 dt. lit.-dkm.; (das subjekt) als den festen punkt, an welchem die zeit mit allen vorstellungen vorüberläuft 4, 124 Gr.;
in besonderer anwendung: so lange, bis die flut fürüber lieffe (sich verlaufen würde) thür. chron. (1613) 155. — verlaufen in übertragenem sinne: also befrageten ifg sie, ... wie die sachen zwischen Heillungen und mir vorübergelaufen denkw. 94 Ö. —
doch ach, es läuft die zeit vorüber
W.
9, 27
während des lebens übersehen, unbeachtet, unbenutzt lassen: dasz hier eine dichtungsfülle ganz ungewöhnlicher art vorübergelebt war, ... vorübergelebt in dem schlechten gefäsze eines haidebauerweibes (1904) 1, 182. —
vorüber im sinne von vornüber, s. oben 7: fest saszen die reiter, vorübergelegt d. zauberring (1812) 1, 187. —
wenn sie nicht dort vorüberlenken,
so wird das schiff zerschmettert an der fluh
Wilh. Tell 4, 1.
den achten und neunden weinmonat marchirten beyde armeen ... nahe an der stadtmaure vorüber schwed. krieg 2 (1653) 250; von einem einzelnen: er marschirte stolz an der trabantenstube vorüber (1875) 15, 149. —
Campe, ein verb. der bewegung ist wie bei -können, -wollen zu ergänzen: vorbey- oder vorübermüssen t.-ital. dict. 2 (1702) 84ᶜ; nachdem ich noch vorher hart an einem gemordeten Schweizer vorüber muszte bilderb. (1849) 66. —
fürüberpassieren fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926, in allgemeinem sinne mehr in älterer sprache, wenn es in neuerer sprache überhaupt gebraucht wird, dann eher entsprechend dem eingeengten sinne von passieren mit der vorstellung des erlaubtseins, doch s. das zitat aus Hebbel: erwartet also ihrer im füruberpassieren Amadis 346 lit. ver.; so wollten sie ifg die pässe neben der stadt Metz eröffnen, und sollten ifg sicher vorüber passiren denkw. 86 Ö.; inmittelst begab sich, das eine trouppe reuter ... vorüber passirte schwed. krieg 2 (1653) 206; er passirte nie bey keiner wacht vorüber, ohne ... Simpl. 3, 209 Kurz; dasz von der thorwache ein soldat fortritt, nachdem sie vorüber passirt, das bemerkten sie nicht (1875) 15, 368. — ob nicht etwa etliche schiffe vorüber passiret weren hist. antip. (1631) 462. — die eisgänge der letzten jahre ... sind ohne schaden an uns vorüberpassirt w. 10, 273 W. — übertragen: aber solche frage mag für uber passiren, bleibe unberücksichtigt d. heilig brotkorb (1584) 51; die nichts ungetadelt oder ungeschumffieret vorüber passieren lassen milit. disciplina (1602) )( 3ᵇ; (in dem buche) gebrauchen, was ihnen dienstlich ist, das ander, so sie besser wissen, gütlich füruberpassiren lassen hist. proc. juris (1600) )( 4ᵇ. —
an jemandem: (als) das liebliche windeswehen eben wieder den kappenzipfel
des mannes zurückwarf, pflügte auf der anderen seite der nachbar vorüber, mit dem zipfel nach vorn (1889) 4, 83. —
Campe; in uneigentlichem sinne, scherzhaft: (Amerika, das) bürgerlich eine pfeife anzündet und in hemdsärmel den jungen vicomte bei sich vorüberpilgern sieht (1872) 9, 50. —
der vater ist an mir vorübergepoltert, ohne auf meinen guten morgen zu hören Glossy-Sauer. —
1, 238
Campe; in schnellster gangart vorüberreiten, dann auch vom fuszgänger (vgl. preschen teil 7, sp. 2102). in gleichem sinne
vgl. pritschen 2 teil 7, sp. 2136: da pritschet ein reuter fürüber eilend epitome hist. (1596) 495ᵇ. —
doch leicht nur will die blühnde ranke scherzen
und neckt den quell, der ihr vorüber quillt
d. bezaub. rose (1848) 94.
auf dem rad vorüberfahren: sah gerade vor dem fenster W. vorüberradeln berge u. menschen (1911) 223. —
höre ich durch die halb schlummernde stille im nahen gesträuch etwas vorüberrascheln akad.-ausg. —
I 3, 65
als wäre das wilde heer vorübergeraset d. hosen d. herrn v. Bredow (1846) 1, 105;
vom sturm: mit dem vorüberrasenden orkan 13, 383 W.; vom wasser: (flusz,) der 20 fusz unter ihr (einer seilbrücke) tobend vorüber raset erdkde (1822) 3, 767. — eisenbahnzug: die eilzüge, die wir an unserem heim vorüberrasen sehen II 11, 138. —
bis der feind vorübergeraset
B.
11, 194
die dragoner rasselten vorüber briefw. u. tageb. (1886) 2, 104; sahen wir im galopp kanonen ... an uns vorüberrasseln (1875) 16, 146;
—
wo gallioten,
wie vieh an karren gespannt,
mit ketten vorüberrasseln
ged. (1825) 2, 253.
denen stiesze Forestus auff, und mochte anders nicht; denn er räuffet sich mit ihnen furüber (erkämpfte sich das vorüberkommen) annales Carinth. (1612) 286; zum umlaut vgl. raufen teil 8, sp. 258.
Campe, fürüberrauschen fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926; es ist beachtenswert, dasz das verb. schon in älterer sprache in verblaszter und übertragener bedeutung gebraucht wird, z. t. in kühnerer anwendung als später.
a)
in eigentlicher bedeutung vom hörbaren vorüberflieszen des wassers: ausz dem fürüberrauschenden wasser floril. polit. (1662) 4, 63; das flüszchen Eger ... rauscht an der alten reichsfestung vorüber (1875) 14, 1;
freier: wenn ich nach mitternacht erwache, rauscht der alte fluszgott mahnend mir vorüber 2, 163 Litzmann.
der Inopus rauschte vorüber
W.;
4, 321 leise rauscht ein bach vorüber
(1823) 3, 230.
b)
in allgemeinerer anwendung mit festgehaltenem gehörseindruck; vom sturm, gewitter u. ä.: bisz dieses unversehene, schwere ungewitter (übertragen) vorüber rauschete schwed. krieg 1 (1648) 12;
aprilschauer waren vorübergerauscht d. schlafende heer (1904) 2, 408. — flügelrauschen:
von schiffen: da rauschte plötzlich ein kahn ... vorüber (1864) 2, 315; eines der vielen vorüberrauschenden
dampfboote d. zauberer v. Rom (1858) 3, 106. freier von auf schiffen fahrenden: als wir an Pöchlarn vorüberrauschten im jahrb. d. Grillparzerges. 5, 34.
jetzt rauschts wie ein gewitterton vorüber
W.;
37, 31 mit dem sturm, der dumpf vorüber rauscht
w. 1, 404 W.
wohl ist, als du auszogst, von kampflust berauscht,
kein vogel dir rechtsher vorübergerauscht
ged. (1894) 260.
c)
wenn das verb. auf personen bezogen wird, kann bei frauen der gehörseindruck vorwiegen: so rauschte sie an Anton vorüber (1886) 4, 146;
doch wird es ebenso von männern und überhaupt freier gebraucht, wobei die vorstellung des geräusches auch ganz aufgegeben werden kann: die schöne sylphide, die uns so gelegen vorüber rauschet 3, 94 S.; die mannichfachsten gestalten ..., die wie grüszend vorüberrauschen (1828) 18, 288; die zurückgehenden truppen rauschten in einiger entfernung vorüber dt. gesch. (1854) 4, 510;
vgl. unten g.
(wenn) das wildere mädchen
feuervoller vorüberrauscht
oden 1, 80 M.-P.
hier (auf dem lande) wird kein stolzer thor bey dir vorüber rauschen
(1766) 2, 91;
als der Pelid und sie auf seiner ferse
den winden gleich an mir vorüberrauschten
E. Schm.
2, 64 d)
vom ton: (eine musik) rauscht noch einmal an unsern ohren vorüber Mozart (1856) 3, 120. — flüchtigkeit des eindrucks beim wort: drumb müssen wirs (das wort) nicht so schlecht lassen fürüber rauschen erklerung d. catechismus (1605) 177; (die musik benutzt die texte,) um ihnen den tiefen nachdruck zu geben, den das vorüberrauschende wort nicht hat gesch. d. dt. dicht. (1853) 2, 269. — das vorüberrauschende gespräch 45, 248 W.
e)
verblaszt von der zeit, doch kann durch bild oder sonstwie auf die sinnliche bedeutung hingewiesen werden: dann die edle, gute zeit rauschet fürüber wie das flieszende wasser spiegel d. haustzucht (1553) 45ᵇ; die vorübergerauschte glückliche ... jahre neue schauspiele (1771) 2, 4, 14; es waren schöne tage ..., aber sie rauschten vorüber ges. schr. (1855) 17, 150;
das vorüberrauschende leben tageb. 2, 336 W.
hörbar rauscht die zeit vorüber
an des mädchens einsamkeit
Barthel.
6 f)
so allgemein von abstrakten, meist mit betonung des schnell vorübergehenden, flüchtigen: eine vorüberrauschende empfindlichkeit England u. Italien (1785) 2, 90; sie liebt ... nicht nach vorüberrauschenden sinnlichen eindrücken leben u. gesinn. (1791) 1, 103; glückliche situationen, die durch die eile, mit der sie vorüberrauschen, ihren effekt verfehlen IV 13, 58 W.; schmach ihrer vorüberrauschenden entzückungen (1812) 1, 17; der ruhm schnell vorüberrauschender virtuosenleistungen Mozart (1856) 4, 3;
aber ganz neutral: verharre ein weil unter meinem obdach, bisz das unglück fürüber rauschet d. christl. ritter (1558) h 4ᵇ. — vorübergehen, ohne zu wirken:
doch ebenso auch mit der vorstellung des eindrucks, der wirkung: eindrücke rauschen an ihnen vorüber, der mensch sieht menschen, berge, thäler, städte, theater (1904) 14, 207;
im bilde: momente, wo die poesie wie eine taube mit schwirrendem flügelschlag an seinem geiste vorüberrauscht erz. u. schr. (1864) 1, 331.
wie schnell das glück
vorüberrauscht
Bl.
1, 338 wohl ist des dichters seele stumm verbunden
mit mächten, die am volk vorüberrauschen
(1864) 1, 558.
immer rauschte der ruhm des helden, und immer der adel
seines geschlechts ihr noch dem seelenauge vorüber
(multa viri virtus animo multusque recursat gentis honos Verg. Aen. 4, 4)
Bohtz;
244ᵃ g)
in älterer sprache, an etwas vorübereilen, ohne es zu beachten, ohne darauf einzugehen u. ä.: (sie) rauschen für uber (an einem satze des Paulus), als brennet yhn der kopff, das yhn der schweis ausbricht 26, 577 W.; wenn auch ein schwerer punkt fürkommen, hat er darum nicht bald fürübergerauschet, sondern mit seinen hofpredigern darvon sich unterredet geschichtschule (1655) 74.
h)
ebenfalls in älterer sprache, vorüberrauschen lassen, etwas nicht beachten, sich um etwas nicht kümmern, oder es hingehen lassen: so findet man auch viel sattsame und verdrossene plapperchristen, die lassen solche fundamentalia und doctrinalia fürüber rauschen v. ewigen leben (1583) 184ᵇ; (dasz der könig) die unbilligkeiten, so ihm und seiner cron vom keyser begegnet, vorüberrauschen liesze schwed. krieg 1 (1648) 18. —
fürüberreisen fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926; vor- ò fürüberreisen, passare per viaggio t.-ital. dict. 2 (1702) 317ᶜ; vorüberreisen Campe: dieweil d. Faustus auch fürüber wolte reysen volksb. v. dr. Faust 65 Petsch; da er wuste, dasz der metzler füruber reysen würde v. zäuberern, hexen (1592) 214; der im sommer vorm wasser vorüber reiset floril. polit. (1662) 2, 723; den vorüberreisenden fremden (1777) 2, 75; im flüchtigen vorüberreisen erdkde (1822) 9, 554. — häufig ist das subst. part. präs.: von den vorüberreisenden anthropod. pluton. (1666) 2, 243; a. a. o. 1, 374. — von zugvögeln: den in der nacht vorüberreisenden naturgesch. d. vögel (1822) 2, 1, 385. — von der sonne:
übertragen: da würden die leser künftig ... bei der erdkunde vorüberreisen 2, 337 E. —
dasz feld und wiesen, feucht und feist,
mit bächlein vil zerspalten,
die sonn, wan sie vorüber reist
mit ihrer schön auffhalten
trutznachtigall (1649) 122.
(tiere,) welche die erbarmungslosen naturgewalten wie im taumel dort vorüberrissen (1899) 5, 143. frei: der die hereinhängende freude abbricht, weil ihn seine fliehende gondel von ihr vorüberreiszet 1, 340 H. —
passare davanti à cavallo füruber reiten (1618) 2, 283ᵃ; vorüberreiten, transire, transgredi equo 1604; t.-ital. dict. 2 (1702) 329ᶜ; 2, 273; Campe: bei seinem flüchtigen vorüberreiten erdkde (1822) 1, 872; im vorüberreiten (1864) 3, 222; I 1, 515; auf dem steckenpferde vorüberreitend (1852) 5, 250; sie grüszte ihn, der knecht ritt vorüber dt. sagen (1891) 2, 136;
an etwas: sie ritten an einem lustwalde vorüber (1809) 3, 183. — seltener mit vor verbunden: als er vor einem andern galgen vorüber ritte apophthegmata (1628) 1, 377; (als er) mit seinem gefolge vor Wolfenbüttel vorüberritt (1867) 4, 81. — mit dem dat. (s. oben 2 a):
—
und segnet sich bey zeiten
mit kreuzen rundumher, bisz sie vorüber reiten
verm. w. (1754) 186.
seit dreien tagen reit ich ihrem fenster
vorüber
(1871) 1, 174.
fürüberrennen fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926; vorbey- ò vorüberrennen, passare correndo ò di tutto corso t.-ital. dict. 2 (1702) 332ᶜ; Campe: rannte er unaufhaltsam ... übers feld an den letzten häusern vorüber (1864) 3, 993. mit betonung, dasz man sich nicht bei etwas aufhält: obgleich in diesem vorüberrennen (an bildern) wenig genusz ist III 1, 302 W.; dieses vorüberrennen der feinsten und geistreichsten fremden und besuchsameisen, die in drei tagen vergessen sind 7/10, 320 H. zu pferde: er hielt sich steiff und versetzt dem ersten im vorüberrennen ein solchen streich, dasz ... Amadis 238 K. — dem blick des fahrenden gleiten die gegenstände scheinbar vorüber: grüne gefilde rannten am schnell rollenden wagen vorüber (1875) 8, 137;
übertragen: dasz er wie spiegelquecksilber alles, was vor ihm vorüberrennt, fremde charaktere und eigne meinungen abfärbend, abschatte 1, 229 H.;
von rinnen entlehntes st. prät., s. teil 8, sp. 808:
—
doch so gänzlich, still und stumm
rennt es mir vorüber (erscheinungen der natur)
W.
3, 55 das glücke musz mich wohl nicht kennen,
sonst würd es ja nicht neben mir
wie auf der post vorüber rennen
Parnasz (1735) 231.
dasz, wenns (das glück) einmal vorüberrann,
mans noch von hinten fassen kann
(1867) 3, 51.
im gegensatz zum vorhergehenden verb. vom stillen flieszen eines kleineren gewässers; für- ò vorüberrinnen, passare calando ò scorrendo t.-ital. dict. 2 (1702) 362ᶜ: ein mühlbach, der an solchem garten vorüberrinnt (1828) 4, 80;
im bilde und übertragen: jener gewaltige hof- und prachtstrom (einzug der Marie Antoinette in Straszburg) war nunmehr vorübergeronnen 27, 244 W.;
Gabrielle ... läszt die zeit still an sich vorüberrinnen Wilhelm u. br. (1913) 6, 14. — s. auch -rennen. —
(weide,) wo der bach vorüber rinnt
Litzmann.
1, 141 wie mit jedem schlag der wellen
zeit und glück vorüberrann
Barthel.
168
Campe, trans. (ein fasz vorüberrollen), gewöhnlich aber intrans., sehr oft von gefährten aller art: gespräch aus einer vorüberrollenden kutsche (1828) 17, 205; dann rollte einmal wieder eine vierspännige extrapost rasselnd vorüber (1844) 3, 142. — mit dem akk., s. oben 2 b: öffentliche fuhrwerke aller art rollten unablässig unsere wohnung vorüber reise durch England u. Frankreich (1818) 2, 97;
rad: mädchen und frauen, an denen das rad vorüber rollte gesch. d. tanzes (1886) 161. — von dem im wagen fahrenden: auch sie (frauen) rollen zum theil vorüber in prächtigen karossen (ohne sich um elend zu kümmern) verm. w. (1768) 6, 2, 36; an der Fantaisie ... vorüberrollend 20, 51 B. — im freien, bildlichen und übertragenen gebrauch: (gewitter, mit bezug auf den donner,) das mit fürchterlichen blitzen und wetterschlägen schnell vorüberrollt 5, 119 Sch. — sterne:
gewässer: er schöpfte ... aus einem vorüberrollenden bache etwas wasser (1828) 4, 25; im bilde: die tollen wellen des academischen lebens rollen an mir wie an einem felsblock vorüber br. 1, 71 W. — weiter übertragen:
in besonderer wendung: dasz aber das römische volk so gewandt gewesen sein sollte, um derlei dunkle andeutungen im vorüberrollen der rede zu verstehen, bleibt mir immer rätselhaft 16, 97 Cotta. —
sie sieht nicht, wie vorüberrollt, als von der luft getragen,
im sonnenschein der freudenzug der königlichen wagen
(1889) 10, 47.
des nachts, wenn über meinem haupt
die hohen sterne gehn,
und welt auf welt vorüberrollt,
ruf ich: du groszes ding!
G.
1, 348 und uns rollte nun schon das neunte der jahre an dieser
stelle vorüber (περιτροπέων ἐνιαυτὸς Il. 2, 295)
Bohtz;
198ᵃ so nah gerückt sollt es vorüberrollen,
ein glück, das dann wohl immer sich verliert
W.
16, 322
und intrans. Campe; intrans. entsprechend dem militärischen sinne von rücken: (sie) lieszen die truppen im parademarsch vorüberrücken novellen (1862) 3, 165. — von einem reisenden: ich rückte nun an berg um berg, an thal um thal vorüber
(1904) 4, 1, 106. — scheinbare bewegung: die vorüberrückenden berge, die vorbeistürzenden bäume, die wegrinnenden felder 7/10, 415 H.;
freier: noch immer ausgemahlte bilder (in einer übersetzung), wo sie schnell vorüber rücken sollten 5, 222 S. —
seh die bäume hinter bäumen,
wie sie schnell vorüberrücken
Faust 3877.
Campe:
—
sind nun deine gefährten bei diesen (den sirenen) vorüber gerudert (παρεξελάσωσιν).
Od. 12, 55 B.
Campe, s. rumpeln teil 8, sp. 1489; von einem gebrechlichen wagen oder einem wagen auf schlechtem pflaster: ein fiaker rumpelte vorüber (1877) 6, 5. —
s. teil 8, sp. 1568; von einem schlitten: (ich) schaute dem blitzschnell vorüberrutschenden zeug eine weile nach III 2, 78. frei: und wie die nasen (sich zweimal küssender) sich zweimal vorüberrutschten (1847) 7, 113. —
Campe; der ursprünglichen bedeutung von sausen (s. teil 8, sp. 1930) entsprechend von einer mit zischendem geräusch verbundenen, sehr raschen bewegung, dann aber mit aufgabe dieser vorstellung von sehr rascher bewegung überhaupt: der wind ..., wenn er vorübersaust 4, 31 Minor; im bilde:
(himmel,) an welchem schwere wolken vorübersausten (1844) 14, 43. — oft von raschfahrenden wagen und den drin sitzenden, von reitenden und laufenden: als die kutsche bei ihm vorübersausete erz. schr. (1861) 16, 109; mit raschen ... pferden vorübersausend 3, 88. — eisenbahnzug: ein expresstrain, der ... mit rasender geschwindigkeit vorübersauste I 6, 150. — im schiffe fahrender, zum dat. vgl. oben 2 a:
geister, gespenster: Faust fühlte den geist an sich vorüber sausen (1809) 3, 161. — übertragen von der zeit:
—
der hofwind ist vorübergesauset. neid
und rachgier sind verstummet
S.
27, 96 schrägen masts vorübersause jenen schauerlichen orten
ges. dicht. (1870) 1, 157.
(gesetze,) welche kein
vorübersausendes jahrtausend ausweht
Bl.
1, 103
'machen, dasz etwas vorübergebracht werde, vorüber komme' Campe: erst in der folgenden abtheilung wird jedoch die gröszte masse aufgehäuft vorübergeschafft (im triumphzuge des Mantegna) 49, 1, 261 W. —
mit lockendem scherz vorbeigehen: (leichte nymphen,) die in Hamburg an der Alster bei den laternen vorüberschäkern (1875) 9, 40. —
ohne dasz der schall gehört wird, oder dasz er haften bleibt: wie ein vorübergeschalltes wort werdet ihr einst weg seyn 9, 30 S.; doch wem sag ich das? es schallt an euren ohren vorüber d. räuber 3, 2; an Friedrichs brust schallte die neuigkeit ziemlich gleichgültig vorüber (1864) 2, 287. —
unbekümmert um den todten
wird der wind vorüberschauern
Dreizehnlinden (1907) 194.
Campe; trans.:
—
ich sehe mit vergnügtem herzen
dich so beglückt, so sorgenfrey,
des lebens gram vorüberscherzen
poet. vers. (1812) 1, 177.
u. intrans. Campe: die gestalten schoben sich wie schatten aneinander vorüber I 4, 222. — von lässigem schleifendem gange: (schiffsjunge,) der eben in seiner lässigen weise vorüberschieben wollte (1899) 6, 9. — frei
übertragen: das gelächter, das zuweilen aus den winkeln seines gesichts vorüberschob (1875) 8, 179. —
Campe, fürüberschieszen fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926; in mannigfaltiger weise schnellste bewegung bezeichnend. vom wasser: (der Ganges, der) ... nicht zu wild vorüberschieszt erdkde (1822) 3, 928; wo der Inn mit raschen wellen in engem bette an ihm vorüberschosz Jürg Jenatsch (1901) 25; das vorüberschieszen der Lomnitz I 6, 44. — schwimmende tiere: ob er (der delphin) gleich für über scheuszt Plinius (1543) 104;
schiffe: (gaffende barbaren,) an denen die schiffe reiszend vorüberschossen erdkde (1822) 15, 714. — von schnellem lauf, schneller fahrt: (der friedliche sämann) springt auf die seite, wenn wild der zerstörer (der feind) vorüber schieszt (1811) 1, 363; der inspektor W. ist soeben so verwirrt an mir vorübergeschossen (1890) 7, 20; dem laden Klingelpeters ... schieszt er vorüber (zum dat. vgl. oben 2 a) d. zauberer v. Rom (1858) 3, 173. — von raschem fahren: (dasz er) so wüthig zufuhr im vorüberschieszen vor hotels, vor landhäusern, vor prozessionen ... (1826) 10, 167; das leidenschaftliche thier schosz vorüber (1875) 2, 9. — vogelflug: schwalben ... im zickzack vorüberschieszend I 4, 239. — bewegung in der unbelebten natur: eine hohe bergluft, von einer vorüberschieszenden wolke herzuschlagend (1826) 10, 174;
übertragen: seine ideen und worte mit den vorüberschieszenden ideen und worten andrer leute zu amalgamiren 1, 219 H.; dasz sein wirken und seine schriften nur ein vorüberschieszender glanz ... seien (1828) 18, 158.
da schosz in froher eil
die launige forelle
vorüber wie ein pfeil
ged. (1825) 2, 113.
blitzen gleich, die schnell vorüberschieszen
und plötzlich von der nacht verschlungen sind
G.
14, 40
fürüberschiffen ist teil 4, 1, 1, sp. 926 nur aus zwei wörterbüchern belegt; lego vel praeterlego littus ich schiff fürüber (1540) z 3ᵇ; fürüber schiffen, praeternavigare insulam clavis ling. lat. (1716) 119ᵇ; vorübergeschifft, ich schiffe vorüber 2, 412; vorüberschiffen Campe.
a)
meist intrans., auf dem schiff vorüberfahren: sie haben auch in disem fürüberschiffen etliche stett mit gwalt eingenommen Polybius (1574) 75; bei deme (schlosz) die vorüberschiffente einen gewissen zoll müssen erlegen atlas minor (1609) 449; (mit) groszer gefahr der fürüberschiffenden Nicodemus quaerens 2 (1719) 74; (nachdem er) an manchen kleinen inseln vorübergeschifft war (1867) 35/36, 353;
mit dem dativ, s. oben 2 a: der kluge kaufmann schifft der küste vorüber, die zu arm zum tauschhandel ist (1877) 1, 50. in übertragenem sinne: auf irgend etwas auch nur mehr acht zu geben, als nur im vorüber schiffen d. Günderode (1840) 1, 304. — übertragen auf das schwimmen des schwans:
süsz, sirene, auf der hüfte
wiegst du dich am felsenriff,
selig wer vorüberschiffte,
wen der zauber nicht ergriff
(1852) 2, 219.
ein schwan schifft jetzt vorüber
fabellese (1783) 3, 182.
b)
transitiv, auf dem schiffe vorbeibefördern: andere güter, so etliche Franckfurter ... vorüberschiffen wolten altes Pommerland (1640) 589.
schlagen im vorüberschiffen:
—
ward euch (seejungfrauen) ahnend eine kunde
im korallenhage,
dasz ein warmes herz zur stunde
euch vorüberschlage?
Barthel.
92
fürüberschleichen ist teil 4, 1, 1, sp. 926 nur aus Weismann belegt; für- ò vorüberschleichen, passare segretamente qualche luogo t.-ital. dict. 2 (1702) 567ᶜ; vorüberschleichen Campe. — von langsamem, leisem gange; besonders auch mit der vorstellung, dasz man nicht bemerkt oder mindestens nicht angehalten, angesprochen werden will: die bettler schleichen bey der hartherzigen stadt vorüber 1, 81 Waitz; schlich es auf einmal leise an ihnen vorüber, dasz sie beide vor schreck zusammenfuhren (1852) 5, 282; er schlich so scheu an mir vorüber (1886) 3, 105. — (von einem tier, das versucht,) neben dem jäger vorüberzuschleichen tierleben 1, 535 Pechuel-Lösche. — von einem träge flieszenden gewässer: (flüszchen,) das unten vorüberschleichet Deutschland (1828) 4, 343. — oft auf zeitvorstellungen oder den verlauf in der zeit bezogen, meist in ungünstigem sinne, auch mit vergleich sinnlicher bewegung: so lange schlich die zeit, wie der höllenflusz, trüb und stumm, in ödem müsziggange, vorüber 2, 153 Litzmann; drei tage schlichen mit ihren langen nächten am krankenlager vorüber erz. schr. (1861) 14, 217; (als) woche auf woche vorüberschlich wie eine graue schnecke (1875) 1, 267;
doch vgl.: es schleicht ein tag nach dem andern so anmuthig vorüber d. Günderode (1840) 1, 38. — in wunderlichem, dem sinne von schleichen widersprechendem vergleiche:
sich im lauf der zeit zutragen:
in prägnanter anwendung, mit der vorstellung verbunden, dasz eine schwierigkeit zu überwinden oder zu umgehen ist: ich bin begierig darauf, wie sie an einem gewissen scheidewege vorüberschleichen werden (1809) 9, 65; daher sie (die philosophen) mit einem scheuen blick daran vorüberschleichen 3, 58 Gr. —
indesz mit trägem gange
die zeit vorüberschleicht
ged. (1787) 2, 4;
wo trüb und stumm und bange
der tag vorüber schleicht
ged. (1825) 2, 84;
und heimlich hinter unsern (der weintässer) bäuchen
musz dir die zeit vorüberschleichen
Barthel.
74 lern, leser, hier, wie dasz gleich einem augenblick
dein leben und als wie ein schusz vorüberschleiche
ostländ. lorbeerhäyn (1657) 25.
und zu diesem gar viel wunderzeichen
heuffig alle tag fürüberschleichen
evang. (1581) b 4ᵇ.
'schleifend vorüber ziehen, wie auch auf der schleife vorüberschaffen' Campe; intrans., vom tanze: tanzende schleiften in wechselndem glanze an den fenstern vorüber (1864) 3, 221. — von einem schlitten: als der schlitten vorüberschliff I 15, 37; zur flexion vgl. teil 9, sp. 590. — übertragen:
—
doch will kein mensch dran sich kern,
man lests fürüber schleifen
schönes blumenfeld 95 ndr.
lässig vorübergehen Campe: das allerliebste sängerkind ..., das an uns vorüberschlenderte (1864) 4, 283; ein vorüberschlendernder pilger drei sommer in Tirol (1895) 1, 344. —
Campe; refl. übertragen auf den langsamen verlauf der zeit: (stunden,) die sich noch vorüberschleppen werden br. (1906) 386 Castle. —
leicht, schnell sich vorüberbewegen Campe: (Ossians) gestalten ... schlüpfen wie lüfte vorüber 18, 455 S.; dann sprach sie mit ihren freyern vorüberschlüpfend 5, 276 Sch.; beim vorüberschlüpfen d. ritter v. geiste (1850) 3, 316; ja manchmal kam es mir vor, als schlüpfte eine lange dunkle gestalt ... vorüber (1864) 3, 43;
unbemerkt:
von einem tier: (das reh) das leiseste geschöpf, das wie der wind vorüberschlüpft 8, 654 S. — übertragen: diese zu schnell vorüberschlüpfenden augenblicke briefw. 1, 417 Körte; so liesz ich ... die gelegenheit nicht vorüberschlüpfen schr. 2, 293 Schlesier. — weil die malerei nicht so schnell wie ein ton vorüberschlüpft 4, 337;
mit dem dat. (s. oben 2 a): (schönheiten, die) desto unschätzbarer sind, je unmerklicher den meisten sie vorüberschlüpfen Hamb. nat.-zt. 221 dt. lit.-denkm. —
dasz ich, wenn sie vor mir eilend vorüber schlüpft,
stamml und schweig
oden 1, 95 M.-P.
(Kirke) leicht uns vorüberschlüpfend (ῥεῖα παρεξελθοῦσα). denn welches sterblichen auge
mag des unsterblichen gang, der sich verhüllet, entdecken?
Od. 10, 573 B.
ach, wie jede
kleinste der freuden vorüberschlüpfet
S.
27, 315
von einem eisenbahnzuge: dessen eiserne räder über die schienen ... vorüberschmetterten Em. Quint (1910) 435. —
Campe:
—
braust dem zug (der eisenbahn) dein segen zu
wenns vorüberschnaubt?
Barthel.
200
Campe; fürüberschnurren fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926; bei der übertragung auf menschen, die schon alt ist, vgl. schnurren 4, teil 9, sp. 1418, tritt die vorstellung des geräusches zurück, die der raschen bewegung bleibt: die auff den gassen vor guten bekannten, auch getrewen freunden füruberschnurren, als sehen sie nicht grewel d. verwüstung (1610) 316; der mann ... sagte kurz und schnauzig: kannitverstan, und schnurrte vorüber 2, 121 Behaghel. übertragen: das wöllen die jüden nit sehen, schnurren fürüber, als ob nichts an diesen worten gelegen sei postill (1554) 1, 130ᵃ. — vom geräusch vorbeifahrender wagen: die herrenwägen, die zuweilen vorüberschnurren II 5, 198. — vom schwirren des vogelfluges: der rotspecht, der vorüberschnurrt Mümmelmann (1914) 42. —
in besonderer anwendung, etwas im vorüberziehen ausrufen: wann eine bäurin milch etc. vorüber- ò vorbeyschreyet, so ruf sie an t.-ital. dict. 2 (1702) 669ᶜ. —
Campe; gegenüber vorübergehen zunächst das gemessene des ganges bezeichnend, was auch bei übertragener anwendung festgehalten wird: (der geist von Hamlets vater) wenn er an der wache vorüberschreiten ... wollte 41, 2, 257 W.; ein strausz und ein casuar ... schritten bedächtig an ihm vorüber erz. schr. (1861) 10, 198;
alles erhabne und auszerordentliche zeigt sich nur einmal in der natur, feyerlich vorüberschreitend 6, 4 Sch. — auch im allgemeinen gebrauch wird das wort meist als gewählter empfunden: ich wollte vorüberschreiten gebührlich (1867) 11, 437; er schritt gerade so zerstreut wie Friedrich an herrn Kurzmichel vorüber (1893) 14, 55;
übertragen: wie jene heiligen, die blind an der welt vorüberschreiten d. pfarrer v. Dornloh (1930) 287. — im vorüberschreiten, nebenher in kürze: bemerken wir im vorüberschreiten, dasz ... (1867) 4, 20. — mit dem dativ, s. oben 2 a: genau in dem maas schreiten sie (die bilder auf Achills schilde) uns vorüber, als unsre phantasie sie fassen ... kann 22, 274 S.; er schritt mir ganz still vorüber altsächs. bildersaal (1818) 2, 341;
—
glänzend in reihen voran, würdiger sah ich sie nie,
schreiten menschen der vorzeit stattlich und freudig vorüber
ges. schr. 5, 162.
denn vorüber schritt (came wandering by)
ein schatte wie ein engel
Shakespeare Richard III. 1, 4.
kein schäfer bald, der mir (dem baume) vorüberschreitet,
den nicht ein ast streift
(1867) 3, 105.
gelegenheitsbildung, ein pferd in schulung vorüberreiten:
—
und dasz er tag für tag, nicht ohne dank,
sein rosz an ihrem haus vorüberschule
ged. 1, 369 E. Schm.-H.
Campe: lautlos schwankte er vorüber vorstadtgesch. (1907) 162. — mit dem akk., s. oben 2 b:
—
er schwankt des tages zehenmal
mein haus vorüber
ged. (1783) 216.
mit dem akk., s. oben 2 b:
vorüberschweben Campe; in mannigfaltiger, besonders in freier und übertragener bedeutung. zunächst entsprechend der eigentlichen bed. von schweben; so von wesen oder personifikationen: ich (die tonkunst) ... schwebe wie ein harmonisches lüftchen bei ihnen vorüber 15, 228 S.; vgl. 16, 388; die strafgöttin der antiquarischen briefe war nicht spurlos vorübergeschwebt antisymb. 2 (1826) 115;
das wort wird dann auf den gang übertragen, wenn er leicht, gefällig gleitend, nicht in seiner mechanik deutlich ist, so von tanzenden, dann überhaupt vom anmuthigen gange der frauen: jünglinge und mädchen schweben in reihentänzen vorüber 1, 38 Gr.; bunte schatten (tanzender) schwebten an den erleuchteten fenstern des vorderhauses vorüber (1886) 4, 70. — (gestalten von frauen,) die uns an diesem abend vorüberschwebten (1843) 3, 8; ohne eine antwort abzuwarten, war sie vorübergeschwebt ruhe ist d. erste bürgerpflicht (1852) 1, 47;
auf dem eise:
scherzhaft: wenn er, die verschiedenen theater besuchend, an der verächtlichen boutique vorüberschwebte, die man kasse nennt erz. schr. (1861) 25, 15. — freier, im gegensatze zu ernster bemühung:
vorübergleitende bilder auf der fahrt: von der andern seite schwebten wiesen, felder und hecken leise wechselnd vorüber (1864) 3, 377;
übertragen in mannigfaltiger anwendung; von der zeit: ein vorüberschwebender moment (1846) 6, 69;
am ohr vorüberschweben; besonders in dem sinne des nicht aufgenommen werdens: meine warnung schwebt an deinem ohre vorüber (1787) 3, 435. — vor dem auge des geistes, vor der phantasie, im traume u. ä.: der vorüberschwebende gedanke, ihr die hand zu bieten 24, 285 W.; wie ein schatten schwebte die gestalt Corneliens an seiner seele vorüber 6, 42 B.; was nur ... als entfernte möglichkeit an ihm vorüberschwebte erz. aus d. Ries (1868) 3, 190;
in besonderer wendung: in der erzählung walten und schweben an uns ... nur dritte personen vorüber kl. schr. 3, 292. — verbindung mit dem akk., vgl. oben 2 b:
vorüberschweifen: wenn einzelne versprengte räuber hier vorüberschweiften (1864) 3, 346; manchmal blitzte eine brandfackel vorüberschweifend durch die fenster 3, 329. frei: wie denn manches zufällige, was vielen ... vorüberschweift, einen tief rührt Goethes briefw. m. einem kinde (1835) 3, 147; (wo) dieser (Niebuhr) das geistige auge an unsrer geschichte ... nur vorüberschweifen läszt kl. schr. 3, 191. —
wir schwatzen oft die mitternacht
des wächters horn zum troz vorüber
ged. (1780) 1, 131.
ferne
schwebt die sorge mir nur in leichten wölkchen vorüber
W.;
1, 298 ein pfand schon warfst du (glück), im vorüberschweben,
aus deinem füllhorn lächelnd mir herab
E. Schm.
3, 44 knüpft ein flüchtiges vorüberschweben
der empfindung ewig festes band?
G.;
4, 20 hat sies dir denn angethan
im vorüberschweben
w. 6, 285 W.
magisch sich vorüberschweben,
fliehn sich und sich wiederfinden
R.
1, 33 alle menschen seh ich leben,
viele leicht vorüber schweben,
wenig mühsam vorwärts streben
Minor.
1, 173 ich sasz auf hohem maste, schaut über meer und land,
es schwebten berg und thürme vorüber mit dem strand
ged. 195 Hatfield.
wie hab ich manche liebe zeit
vorüber lassen schweben
d. grünend. jugend überfl. ged. 38 ndr.
da regte phantasie mir manches bild,
die schätze der erinnrung sichtend, auf,
und wohlgefällig schwebten sie vorüber
W.;
10, 346 vorüber schwebten, wie silbern gewölk,
am liebenden auge dir
die geschlechter alle
Litzmann.
1, 93 langsamer schwebt er des tempels
zinne vorüber
Messias 9, 2 (vgl. 20, 317; oden 1, 189 M.-P.);
(was) unbestimmt, in sich verflieszend,
meine stirn vorüberschwebt
Cotta.
4, 50
transnatare thesaurus (1686) o 3ᵇ; Campe. im eigentlichen sinne, durch eigene kraft: ein groszer wallfisch, desgleichen ein hayfisch schwammen bei dem schiffe vorüber (1843) 1, 65. — vom flieszenden wasser mitgenommen werden: vorüberschwimmender leichnam erdkde (1822) 4, 566. — vom winde getrieben: (wasser,) auf dem inseln goldgelben laubes im hauch des frischen windes vorüberschwammen d. gärten gottes (1930) 380. — übertragen: alle kraftäuszerung ist instantant — vorüberschwimmend 2, 195 Minor. —
wobei das adv. den sinn des verbums verstärkt: bedauern vergangner zeit, vorübergeschwundner zustände und empfindungen 24, 306 W.; (in) jeder vorüberschwindenden laune (1828) 19, 451; (arm- und handbewegungen) nur schnell vorüberschwindend, schattenhaft 4, 218 Bl.;
—
alles mahnet sie des glückes,
das uns hier vorüberschwand
ged. (1783) 191.
Campe; refl.:
—
und der reigen schwingt
leicht sich vorüber
ged. 2, 272 E. Schm.-H.
Campe; in eigentlichem sinne lautmalend vom fluge, vögeln, insekten, pfeilen: jede fliege, die an ihm vorüberschwirrt br. 7, 219 W.;
es war mir, als ob schon damals ein unsichtbarer racheengel vorüberschwirrte erinn. aus Paris (1851) 73; freier dann von schneller bewegung: wie die figuren durch die fenster eines ballsaals auf einen moment nur sich zeigen wollten und schnell vorüberschwirrten (1852) 5, 365; diese tausende, die in wägen, auf rossen und noch stolzeren füszen da an ihm vorüberschwirrten (1872) 4, 121. — übertragen: er hatte den moment vorüberschwirren lassen (1877) 6, 481. — (zeichnungen,) auf welchen so viel schönheit und talent vorüberschwirrte (1889) 2, 153. —
vöglein schnell vorüberschwirrend
(1852) 1, 467.
am ufer oder küste her-, hin-, ò fürübersegeln (fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926) t.-ital. aict. 2 (1702) 734ᵇ; vorübersegeln Campe; zunächst von segelschiffen: japanische junken segelten vorüber erdkde (1822) 4, 612; (wir sahen) die ganze türkische flotte ... am Serail vorübersegeln (1824) 40, 327. — wunderlich daher: das rauschen des vorübersegelnden dampfers (auf dem Rhein) (1872) 11, 61. — von den auf den schiffen fahrenden: wir segelten ziemlich weit von der küste vorüber (1843) 2, 188; so nehm ich dafür im vorübersegeln von eurem strande, was mir gefällt d. zauberring (1812) 1, 123. — mit dem akk., s. oben 2 b:
wolken im vergleich mit schiffen: (wenn ich) grosze wolken wie majestätische schiffe vorübersegeln sah (1852) 5, 269. — besondere anwendung: (fremdartig gebildete fische) tauchten mit dem kopf unter und segelten vorüber (1844) 14, 57.
vorübersein, fürüber seyn, abire, elabi, effluere clavis ling. lat. (1716) 119ᵇ; vgl. teil 4, 1, 1, sp. 926; vorübersein ('niedrig, aber deswegen noch nicht verwerflich') Campe. — das vorausgestellte vorüber wird in der schrift fast niemals mit der verbalform verbunden: sobald die reuter vor ihm vorüberwaren Herkuliskus (1665) 173. — das verb. kann in nebensätzen fehlen: wie disz vorüber, muste ich wieder auffwarten Simpl. 86 ndr.; nachdem der gottesdienst vorüber Büttnerbauer 1, 5. — bei der räumlichen anwendung wird sehr oft vorgestellt, dasz die bewegung fortgesetzt wird: indessen war der ganze zug vor uns vorüber 25, 109 W.; hier ein wagen, aber er ist schon voll, und schon ist er vorüber (1891) 2, 15; die sonne war schon an seinem fenster vorüber I 4, 358;
mit dem akk., vgl. oben 2 b: kaum da ich sie (die hüter) vorüber war, fand ich, den meine seele liebt 37, 304 W. (da ich ein wenig fur uber kam hohesl. 3, 4). — bei der beziehung auf zeitvorstellungen kann entweder die eben verstrichene gemeint sein oder aber auch weiter zurückliegende hingewiesen werden: wenn das kleine stündgen würde vorüber seyn d. polit. redner (1677) 284; die hälffte von der nacht war noch nicht vorüber d. polit. maulaffe (1679) 45; mittag war vorüber 24, 61 W.; sieben jahre waren vorüber (1899) 1, 8;
bei unbestimmterem gebrauch kann besonders auf veränderte verhältnisse hingewiesen werden: die zeit ist vorüber, wo man abenteuerlich in die weite welt rannte 25, 188 W.; lange war die zeit vorüber, wo ein allwaltender wille unsre allgemeinen angelegenheiten leitete (1867) 1, v. — mit beziehung auf die uhr: es war kaum fünf uhr morgens vorüber (1904) 1, 128; 2 uhr nachmittags war vorüber Kalkalpen (1874) 318. — in unerschöpflicher mannigfaltigkeit vom verlauf in der zeit: der maulbeerbaum schlägt nicht aus, die kält sey dan vorüber floril. polit. (1662) 2, 778; wenn nur der erste empfang vorüber wäre 2, 165 M.; nachdem die äuszere ceremonie vorüber war (1809) 3, 221; als der kaffee vorüber war (1899) 1, 83; kaum war die hochzeit vorüber (1889) 2, 72;
es ist vorüber, in prägnantem sinne, es ist abgetan oder auch es ist überstanden u. ä.: hernach ist es auch vorüber, und ich denke nicht mehr dran (1761) 2, 304; beruhigt euch! es ist vorüber (1809) 1, 37; und dann war es vorüber und vergessen (1904) 3, 8; damit (mit der glänzenden stellung) war es nach der aufhebung des regimentes vorüber (1867) 1, 123;
Jean Paul braucht vorübersein im sinne von gestorben sein: mich in meinem schönen Maienthal zu lassen, wenn ich vorüber bin (1826) 8, 176; vgl. 10, 29.
vorübersenken, vorüber im sinne von vornüber, s. oben 7: mit der mündung (der muskete) etwas vorüber gesenckt d. vollk. t. soldat (1726) 244. —
wie schiffende fühlen,
wenn sie das vorgebirge der hofnung vorübergesegelt
poet. schr. (1763) 7, 19.
als nun der zug vorüber war,
zerraufte sie ihr rabenhaar
Bohtz;
13ᵇ ich warte hier, sprach er, bis du vorüber bist
poet. vers. (1812) 6, 177.
die vorigen tage
sind vorüber, du hast das gestern nicht mehr
S.;
26, 62 ein peinlich langer monat ist vorüber
Maria Stuart 1, 2;
vorüber ist der irdische tag
und du bist wieder mein
Minor.
1, 12 ihr geistlich fall vorüber ist,
der leiblich kommt in kurzer frist
d. dreiszigj. krieg 317;
wenn doch vorüber wäre
die wasserfahrt!
ged. (1825) 2, 121.
es ist vorüber, ist bestanden
(1878) 2, 34.
fürüberspatzieren, passare, far passeggio con passi gravi t.-ital. dict. 2 (1702) 853ᶜ: (stein,) der mit seiner bequemligkeit vorüber spazierende sich niederzusetzen einlude dt. ged. 1, 77 L.; so kriegte ich eine von den hünern, die eben bey mir vorüber spatzierten Simpl. 3, 378 Keller. — mit dem dat., s. oben 2 a:
—
spazier ein stündchen lang dem spiegelglas vorüber
Faust 2887.
in scharfer gangart vorüberreiten; vorüber- ò fürübersprengen t.-ital. dict. 2 (1702) 888ᶜ; vorübersprengen Campe: Leontin sei bei dem zuge, ohne ihn zu bemerken, an ihm vorübergesprengt (1864) 2, 335; im augenblicke des vorübersprengens (1875) 8, 27. — mit dem dativ, vgl. oben 2 a:
—
sprengt in raschen galopp bald diesen, bald jenen vorüber
(jamque hos cursu, jam praeterit illos Verg. Aen. 4, 157)
Bohtz.
246ᵇ
vorbey- ò fürbey, it. fürüberspringen t.-ital. dict. 2 (1702) 894ᵃ; vorüberspringen Campe: ein schöner hirsch sprang an mir vorüber (1889) 3, 130; ungewöhnlich von vögeln:
—
die vöglein wil (ich) auch laden dar,
wan die fürüber springen
güld. tugendb. (1649) 311.
von schwerfälligem gange: wenn der bauer mit seinen langen beinen an dir vorüberstapft Jörn Uhl (1902) 348; Campe hat daneben noch vorüberstapeln. —
in seltener anwendung, doch wohl in dem sinne von gegenüberstehen:
deutlich in folgender stelle: ich zweifle nicht, dasz das vorüberstehende profil (auf die abbildung hinweisend) jedem gesunden auge nicht sogleich einen mann von der äuszersten sanftmuth ... darstellen werde physiogn. fragm. (1773) 1, 214. —
dieses sei
beweis für meinen glauben gegen jenen,
der mir vorübersteht
S.
28, 245
sich, 'sich heimlich und unbemerkt vorüberbewegen' Campe:
—
wenn alles mit dir lebt und fühlet,
sich sympathienvoll dein fusz
am tausendfusz vorüber stiehlet
reise 2, 145.
träum ich nur und steigen in meiner erhitzten phantasie diese bilder vorüber von Campe als 'niedrig, aber deswegen noch nicht verwerflich' bezeichnet. —
(1811) 2, 90;
von steifem gange:
—
so stelzte stolz und stumm der krongardist
an mir vorüber
(1896) 9, 201.
kühne bildung für hinwegsterben:
—
das alles vorübersterbe,
ist alt und allbekannt
Barthel.
248
Campe: nachdem wir bei einigen ... kriegsschiffen vorübergesteuert waren mittheil. aus d. tageb. eines nord. seemannes (1830) 81. — mit dem akk., s. oben 2 b: sie steuerten ihn (den hafen) nun muthvoll vorüber erdkde (1822) 5, 644. — auf das land übertragen: der muszte mit aller macht und vorsicht an der thüre vorübersteuern erinn. (1896) 189 bibl. d. schriftst. aus Böhmen. —
ungeschickt, halb fallend sich vorüberbewegen; freier: als läszt man (in der darstellung der wolfsschlucht) ungeheure drachen, charakteristisch vollgestopft von sie tragenden bengeln, oder prächtige malereien vorüberstolpern 4, 208 Bl. —
und doch leuchtets oft in diesem raum,
als ob götterglanz vorüberstrahle
(1823) 1, 21.
ein schwälblein strich vorüber
(1852) 2, 102.
(ein schiff,) das gleich darauf vorüberstrich
poet. betracht. (1750) 2, 76.
siehst du die dirne schlank und leicht,
die flüchtig dort vorüberstreicht?
G.;
11, 216 und wies behend an ihr vorüberstreicht,
da hat am arme sie gewandt und leicht
das lautaufschreiende geschöpf gehalten
(1878) 2, 243.
was ist leben?
ein schatten, der vorüberstreicht
G.
13, 149 lasz mit gedult die zeit vorüber streichen
dicht. versuchgabe (1678) 119.
endlich streicht er mir vorüber
(1852) 2, 453.
Campe; in ähnlicher verwendung wie das vorhergehende wort; bei der beziehung auf den vorübergang kann die eigentliche bedeutung von streifen durchschimmern: bisher hab ichs gleich geacht't, ob du am zaun vorüberstreifst, oder ob sich ein hund dran reibt (1890) 1, 201. — gewöhnlich, aber unbestimmter wie vorüberstreichen, doch ist hier das nahe vorübergehen noch mehr betont: als sie nun bei ihm ganz nahe vorüberstreifte 6, 181 Gr.; freier: wenn leises huschen dienender mägde an seiner thür vorüberstreife (1907) 1, 180. — im flüchtigen vorüberstreifen (1828) 6, 109; im vorüberstreifen d. zauberring (1812) 2, 79; erz. (1924) 364. — gestalten in der erzählung: eine person, die im beginne unsrer erzählung flüchtig vorüberstreifte 6, 105 B.; (die helden) streifen an blutschänderei nur kaum so vorüber gesch. d. dt. dicht. (1853) 5, 14. vgl.: er ist am gefängnis vorübergestreift, beinahe ins gefängnis gekommen. — winde und wolken: kühl streifte er (der wind) an uns vorüber (1843) 3, 403. vorüberstreifende wolken, blau dazwischen nachgel. schr. (1850) 208. — sterne, sternschnuppen: einige fallsterne, wie sie in schöner, klarer nacht vorüberstreifen IV 37, 165 W.; berührung: da die leuchtende schleppe des sterns (eines kometen) an die erde vorüberstreifen sollte d. alp (1923) 336. — in übertragenem gebrauch, wobei das flüchtige betont werden kann: als vorüberstreifender genusz Cl. Brentanos frühlingskranz (1844) 156.
trotz der vier jahrhunderte, welche daran (an einem bilde) vorüberstreiften erinn. (1815) 4, 63; einige gute wünsche streiften an den rollenden rädern (des königs) vorüber gesch. d. franz. revol. (1845) 375; die griechische krone streifte nahe an dem haupte seines ältesten sohnes vorüber (1872) 9, 15. — wieder mit der vorstellung der berührung und reibung: durch die an einander vorüberstreifenden interessen ... wird man nur zu leicht verletzt ebda 12, 379. — mit dem akk., s. oben 2 b:
vorüberströmen, vorbey- ò fürüberströmen t.-it. dict. 2 (1702) 1015ᵃ; vorüberströmen Campe; im eigentlichen sinne: während seine augen dem unaufhaltsamen vorüberströmen des wassers folgten (1899) 1, 317. — auf die luft bezogen: unter dem aussteigen strömte vor meinem gesicht eine ätherische morgenluft vorüber 1, 17 H. —
des blickes vorüberstreifen,
des seligen moments ergreifen
(1844) 4, 40;
wohin ein blick der liebe
vorüberstreifend traf
(1867) 7, 284.
streift gleich der eherne tod
öfters die heldenbrust schadlos vorüber
ged. (1774) 65.
von gehenden und reitenden Campe: damit gab er tief aufseufzend einen wink und stürmte wild vorüber (1844) 14, 60; während zu seiner linken und rechten die reitermassen ... vorüberstürmten (1875) 14, 56. — auf einem bilde: in dem raume rechts, den die vorüberstürmenden soeben offen lassen 49, 1, 362 W. — übertragen: (ich lasse) krieg und schicksal an meinem Spessart vorüberstürmen 10, 331 Sch.; ereignisz auf ereignisz ... stürmte an uns vorüber briefw. u. tageb. (1888) 2, 249. —
Campe; von heftigster bewegung: endlich stürzte der student ... unter meinem baume vorüber, dasz ihm die rockschösze weit im winde nachflogen (1864) 3, 61; ich las sie (eine nachricht) in den mienen der vorüberstürzenden d. letzte Reckenburgerin (1871) 2, 119. — lebloses:
scheinbare bewegung: ziehende berge, denen hügel nachflattern, stürzen vorüber vor dir 7/10, 357 H. — übertragen: im gewühle vorüberstürzender ereignisse (1824) 1, 151. —
und nah und näher stürzt vorüber
das alles überschwemmende gewässer
W.
16, 366
Campe, der auch vorübersumsen verzeichnet; von insekten: kleine hummeln summten vorüber II 10, 78. — eine kugel summte vorüber. —
wie das vorhergehende lautmalend: ein schwarm von fliegen surrte an ihr vorüber (1890) 1, 154. — sie (die radfahrer) surrten an ihm vorüber narrenkarosse 15. —
Campe; zunächst in eigentlichem sinne, dann freier von ähnlicher bewegung: (er) schnitt den vorübertanzenden frauenzimmern lächerliche gesichter (1864) 2, 361; eben tanzte Apollonius vorüber (1891) 1, 182. — von einer phantasievorstellung in gesuchter wendung:
von bildern, die an dem fahrenden vorübergleiten: die bäume und hecken an der wegseite, die an dem fenster (des wagens) vorübertanzten (1877) 1, 189. — übertragen: die vorübertanzenden mythen der homerischen welt (1895) 1, 75;
—
ein leichenzug ohne trommel und klang unaufhaltsam
und langsam in meiner seele vorübertanzt
Baudelaire 101.
vor meinen augen tanzen sie vorüber,
die frohen tage mit den heitern stunden
neue marksteine (1890) 96.
ungeschickt tretend vorübergehen, vgl. tappen teil 11, 1, 1, sp. 140: und liesz den Gorgias vorübertappen weltgesch. (1801) 3, 106. —
Campe; frei, in besonderer wendung: alles andre ist mückenwerk, das an einer ehernen säule vorübertaumelt briefw. 375 Castle. —
Campe: trotz den stürmen, die an ihm (einem bauwerk) vorübertobten reise durch d. südliche Frankreich (1824) 1, 2; Tobias sah sie (die bahnzüge) jedesmal mit offenem munde vorübertoben bahnwärter Thiel (1892) 43;
—
sieh, meine muse sitzt am fischerherde
und läszt den grausen sturm vorübertoben
ged. 273 Hatfield.
tönend sich vorüber bewegen: ein reiher tönt durch die finstere nacht vorüber 41, 1, 287 W.; einsame schritte tönten hallend auf dem steinpflaster vorüber vorstadtgesch. 111. —
Campe, s. ²torkeln teil 11, 1, 1, sp. 892: (frau,) die an dem felsen vorübertorkelt I 4, 224. —
(wenn die feinde) vorübertosen, senden wir ihnen alle bolzen ... in die linke seite altsächs. bildersaal (1818) 2, 459;
—
so tost furchtbar vorüber die zeit
über sterblichem haupt
Litzmann.
1, 207
fürübertraben fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926; im eigentlichen sinne von reitern: als ein reiter in groszer eile vorübertrabte (1828) 7, 243; beide reiter trabten ... lachend an mir vorüber erz. schr. (1861) 38, 46. zugleich auch auf fuszgänger bezogen: bis dasz der Goldstein langst dem wirtshaus mit seinem volk voruber trabte Limb. chron. 205 Knetsch; dann stand ich still, liesz an mir noch fuszvolk und reiter vorübertraben I 2, 311. — diese anwendung auf schnelleres laufen, dann überhaupt auf das vorübergehen, ist bei traben auch jetzt noch gebräuchlich, s. teil 11, 1, 1, sp. 962, und besonders in älterer sprache üblich, wobei vorübertraben freieren und übertragenen gebrauch entwickelt; vorübertraben ist 'nicht halt machen' in mannigfacher sinnesfärbung:
vorübertraben lassen, nicht beachten:
von tieren: es sey glückhafftig, wann ein hirsch auff der rechten, ein fuchs auf der lincken seiten furübertrabe v. zäuberern, hexen (1592) 139; da trabten blökende heerden vorüber schr. d. Goetheges. 7, 183 (journal v. Tiefurt). — von zeitabschnitten: so heiszet er den winter fur uber draben, ... heiszet die sonne widder auffsteigen sprichw. (1534) a 6ᵇ. —
hast nit mehr gelt, für uber trab
Esopus 1, 232 Kurz;
der todt nimpt weder gifft noch gab,
das er fürm reichen uber trab
d. Teutschen weiszh. (1604) 1, 3ᵃ;
Cupido mit dem pfeil und glut
der musz fein vor ihm ubertraben
musa teuton. (1634) h 4ᵃ.
wiltu etwas newes haben,
lasz disz büchlein nit vorüber draben
B.
4, 265
Campe; fürübertragen fehlt teil 4, 1, 1: praeterferor ... füruber tragen werden dict. XI ling. (1598) 1144ᵇ; im eigentlichen sinne von tragen: da man das hochwürdige sacrament fürüber trug kriegsordn. (1594) 40; im palankin vorübergetragen erdkde (1822) 3, 242; wenn ein glas dampfenden punsches vorübergetragen wurde I 1, 375;
freie und übertragene anwendung: als uns der steig ... an einer einöde oder einem isolirten hause vorübertrug 1, 336 H. besondere wendungen: die gestrige nacht trug wieder ihren leuchtenden regen, sein brennendes herz und Emanuels schatten vorüber 7/10, 99 H.;
—
du wurdest ja so ernst, da sie die leiche
vorübertrugen
oden 2, 18 M.-P.
und ich hör der engel lieder wieder,
die das leben mir vorübertrugen
(1852) 1, 448.
stampfend vorübergehen
(daneben -trappeln),
vgl. teil 11, 1, 1, sp. 1264 u. 1258:
beladene maultiere trappen vorüber
—
griech. frühling (1908) 157.
mit objekt:
—
schnell werden sich vier tag in nächte tauchen,
vier nächte schnell die zeit vorüberträumen
(four nights will quickly dream away the time sommernachtstr. 1, 1)
Shakespeare (1775) 1, 127.
praeteragere 2322; Campe; vorbey- ò fürübertreiben t.-ital. dict. 2 (1702) 1129ᶜ; im eigentlichen sinne von treiben: wenn er seine gefleckten kühe und die hüpfenden kälber hier vorübertreibt schr. (1777) 1, 85; bauern ackerten, hirten trieben ihre heerden vorüber (1864) 2, 11. — das objekt ist zu ergänzen:
wind, sturm: am folgenden morgen trieb er (der sturm) uns beim cap Stephens vorüber (1843) 2, 342;
das flieszende wasser als subjekt: um zu sehen, was die wasserstrasze eben vorübertreibt erz. u. schr. (1864) 1, 27. — akkus. statt einer verbindung durch präpos.: unterdessen (während) einige pferde und ander vieh des feindes lager vorübertreiben d. vollk. t. soldat (1726) 273; (wenn) die Rhone ihre grünlichen gewässer in heftiger wellenjagd die stadt vorübertreibt (1867) 7, 128, vgl. oben 2 b. — ungewöhnlich ist sich vorübertreiben:
in intrans. gebrauch zunächst von dem, was vom wasser (ohne menschliche tätigkeit) vorübergetragen wird: am folgenden morgen trieb ein groszer haufen seegras bei dem schiffe vorüber (1843) 1, 110; im bilde:
freiere anwendung: (sehnsucht,) in welcher stunden, tage und wochen wie auch die menschen ohne zu haften an ihr
vorübertrieben erz. (1924) 160. —
da treib ich vorüber,
dann blick ich hinüber
zur laube der hirtin hinein
(1823) 5, 216;
und als er (der schäfer) nun mit stillem weh
in jeder früh vorübertrieb
ged. 1, 143 E. Schm.-H.
treibt der wind von ihrer pforte
wolken staubs behend vorüber
W.
6, 26 jeder treibt
sich an dem andern rasch und fremd vorüber
Wilh. Tell 4, 3.
das wirf entschlossen in der irdschen dinge flusz.
dich tröst es, dasz im flusz es wird vorübertreiben
(1867) 8, 623.
aus dem Urosee ... tritt links der Urobach am groszen kosakendorfe Uro vorüber zum Barqusin erdkde (1822) 3, 61. —
gelegenheitsbildung: ich bin ein so ehrlicher ... gesell als dieser, warum trinkt er mich vorüber, warum übergeht er mich beim zutrinken? dt. sagen (1891) 1, 59; zum akk. vgl. oben 2 b. —
Campe, mit kleinen, zierlichen schritten vorübergehen: wie die kleinen scheu und jüngferlich vorübertrippeln 10, 238 Cotta; als ein nettes, feines mädchen an mir vorübertrippelte (1844) 2, 98. — freier, schwächliches wesen bezeichnend:
—
wo rüstig heldenleben längst auf beschwörung lauscht,
da trippelt man vorüber und schauert, wenn es rauscht
ged. 1, 279 E. Schm.-H.
sich: ein fettes schweinchen, das sich lebensfroh vorübertrollt drei sommer in Tirol (1895) 1, 107. —
Campe; eigentlich von reitern, doch auch von gehenden: als sie nun traurig beim letzten und gröszten haus vorübertrotten sprung über d. schwelle (1931) 207. —
Campe, der es der 'höheren schreibart' zuweist; eigentlich von pilgern:
dann in allgemeiner anwendung als wort der gehobenen sprache: im lichtstrome walleten erhabene gestalten vor ihm vorüber 3, 52 H.; (er) sah gleichgültigen blickes den zug der kirchgänger vorüberwallen (1893) 5, 44;
mit dem dat., vgl. oben 2 a:
freier: wie ein silbern wölkchen, wallt der schüchterne mond am hellen tage vorüber 2, 104 Litzmann; wie die wolkenschleier an dem monde vorüberwallten (1877) 1, 7;
übertragen: lasz es (das wort) ungehemmt wie das wetter vorüberwallen d. ehre d. herzogth. Crain (1689) 1, 43; dem das leben zwischen arbeit und ruhe ... in einer ungestörten einförmigkeit vorüberwallet landleben (1776) 188;
—
wöchnerinnen steh ich bei,
pilgern, die vorüber wallen
(1844) 13, 274;
die pilger mit ihren wirren und buschigen häuptern
bei ihrem vorüberwallen werden beschaut
von mystischen weilern und frommen dörfern
übersetz. 1, 108.
dasz von männern, die vorüberwallen,
nicht die worte in die gruft erschallen
Litzmann;
1, 56 lasz Platons geist vorüberwallen
mit seinem tiefen zaubergrusz
Barthel;
490 wie du rings dir im vorüberwallen
pflücktest blätter nach gefallen
(1867) 2, 449;
indes die orgel nun verhallt,
die sängerin vorüberwallt
Göschen.
1, 55 jeder dämmernde hain ist ihm ein heiliger
tempel, wo ihm sein gott näher vorüberwallt
ged. 113 Halm;
dahin wallte sie in leide
mir vorüber jeden tag
Göschen.
1, 170 mitleidig siehst du (mond) meine pein,
wallst trauriger vorüber
ged. (1783) 28;
bis die erd aus der azurnen ferne
wie ein nebelstreif vorüberwallt
satiren (1800) 2, 55.
da schreiten die stunden so leise
wohl in der nacht,
verhüllen auf finsterer reise
mit ernstem bedacht
in dunkeln falten
die regen gestalten,
an denen sie sinnend vorüber wallten
(1852) 5, 272.
gelegenheitsbildung, beim vorübergehen wirken: wenn er dasjenige, was wir vorgetragen haben und zunächst mittheilen, in gemüth und gedanke vorüber walten läszt 32, 190 W. —
als die vorüberwalzte, und dem hübschen kinde fast auf den fusz trat d. Roland v. Berlin (1840) 1, 386. —
(wogen,) die ihn dürren felsenmauern vorüberwälzten (1828) 8, 72, zum dat. vgl. 2 a; refl.: der zeitstrom wälze sich indesz mit tagen, minuten, sekunden vorüber br. 2, 158 Strausz; dicker pulverdampf wälzte sich zuweilen zusammengeballt vorüber (1875) 8, 30. — übertragen: wenn alle diese widersprüche ... sich meinem blicke in gedrängter folge vorüberwälzten 19, 34 B.;
—
also wälzten sich mir die eilenden jahre vorüber
W.
50, 279
als wort der 'höheren schreibart' bei Campe; das verb. wird jedoch auch, besonders im eigentlichen sinne, ganz farblos gebraucht; im eigentlichen sinne: bei seinem dritten vorüberwandeln (an einem fenster) (1828) 17, 176; im vorüberwandeln (1864) 3, 310; dasz er (ein vogel) oft den vorüberwandelnden so nahe um den kopf fliegt naturgesch. d. vögel (1822) 6, 153; gelobt sei Jesus Christus! riefen sie, bei mir vorüberwandelnd 2, 42 Gr.; er liesz sie ungesehen vorüberwandeln (1889) 6, 383;
mit dem akk., s. oben 2 b: aber der gröszte theil wandelt mit einem unbegreiflich stumpfen sinn ... die groszen schönheiten vorüber Fernows leben (1810) 276. — von tieren:
unbelebtes in wirklicher bewegung:
scheinbare bewegung: die sommergefilde wandelten vor ihm vorüber 7/10 H. — in freier übertragung: zu solchem ... zweck läszt das epos gestalten vorüberwandeln 24, 237 S.; (das genie) ist eine gegenwärtige oder schnell vorüberwandelnde gottheit in: schr. d. Goetheges. 16, 130; wenn man die grosze weltwirksamkeit ... des freien und tapfern volkes seinem geist vorüberwandeln läszt schr. für u. an s. l. Deutschen (1845) 1, 469;
vorüberwandelnd, prägnant, flüchtig, bald vergehend: (augen, die durch) einen vorüberwandelnden zug von leide nicht weniger anziehend wurden (1899) 2, 147. —
silberrein, unversiegt, dem vorüberwandelnden fremdling
sprudelt aus wallendem kies unten am berge der quell
s. ged. (1802) 6, 306;
der könig wandelt vorüber
an seiner väter gruft
w. 7, 152 W.
ein hochgeweihetes hirschheer
wandelt langsam vorüber
Litzmann.
1, 45 wann wandelt unter mir
kerkerrauch vorüber?
ged. (1825) 1, 116;
es wandelt der mond
mit den stillen sternen vorüber
Rösch-Meisner;
3, 19 im windhauch, der die stillen gräser
vorüberwandelnd neigt
Göschen.
3, 122 jedweder tag, den ich vorüber wandlen seh,
bezeichnet mein geschick mit einem neuen weh
samml. v. schauspielen (1764) 2, 39;
hundert monde sind vorübergewandelt
Messias 16, 213.
Campe; zunächst von solchen, die sich auf einer fuszreise (wanderung) befinden, dann aber als gehobener ausdruck einfach von vorübergehenden: du wanderst vor einen bach vorüber schr. (1663) 232; nicht wie einheimische, sondern wie vorüberwandernde 25, 69 W.; in der ferne sah ich ... meinen vater vorüberwandern mit seinem schweren felleisen auf dem rücken (1889) 3, 122;
ungewöhnlich: in unwillen und bestürzung sah das volk sie (die österreichischen truppen) vorüberwandern (1824) 9, 140. — mit dem dativ, vgl. oben 2 a: jetzt wandert mir ein freundlicher pilger vorüber 2, 60 Litzmann. — übertragen: die schaumkronen der wogen, die ununterbrochen vorüberwanderten d. harte geschlecht 240. —
besuchende freundin, so bitt ich,
wandre vorüber
S.;
26, 183 so erblickt ich auch dich, vorüberwandernd, Mykenä
Rösch-Meisner.
6, 61
Campe; müde, schwankend vorüber gehen: während die reihen (des heeres) in gespenstischer stille an den sterbenden kameraden vorüberwankten gesch. Alexanders d. Gr. (1838) 474; da erblickte er (Karl d. Gr.) seine tochter unter ihrer schweren last vorüberwanken dt. sagen (1891) 2, 74. — übertragen: vorüberwankende (flüchtige) erscheinung (1832) 16, 205. —
leise vorüberziehen:
refl., übertragen: krankheit, kummer, elend und not, alles ... webte sich an mir vorüber zehn novellen 151. —
da webt der letzte schein
verwaist, verweht vorüber,
nun musz es dunkel sein
(1891) 1, 91.
aus der jägersprache übertragen: wohl aber hast du dich in den regimentern umzuschauen, die da vorüberwechseln (1875) 14, 125. —
Campe; zunächst vom winde, dann freier, trans. und intrans.: (im bilde:) dasz der himmel das ungewitter aus Teutschland bald möchte lassen vorüberwehen Herkuliskus (1665) 794; eben wehte ein lüftchen vorüber 21, 339 S.; (wiesen,) aus denen der wind das geläute weidender herden vorüberwehte (1864) 2, 4; wenn der nachtwind ... an mir vorüberwehte (1899) 1, 279.
in freier anwendung: es kam ihnen ... oft mit erschrecken vor, als wehe der klingende flug abgeschiedener seelen vorüber (1826) 21, 187; ein goldner falter weht vorüber (1904) 1, 102;
—
von ihr vergessen
wie ein vorüber gewehter windhauch
ged. 127 Weinhold.
wenn sonnen sich um axen drehn
und an der erd vorüberwehn
G.
1, 29
betrachte die heerde, die an dir vorüberweidet
—
(1895) 1, 283;
wo fromm das reh an dir vorüberweidet
Göschen.
1, 136 hört davor (vor der hütte) die linde schauern
und den bach vorüberweinen
Barthel.
98 ohne dich wäre mein leben in trägen weiblichen freuden
ruhmlos vorübergewelkt
ak.-ausg.
I 3, 124
in der folgenden stelle intrans.:
—
dasz ich sie so verkannt und sah nicht
immer auch noch im vorüberwenden
der liebe thräne
S.
29, 507
ein frischer ostwind wiege dich an der pommerschen küste vorüber dram. w. (1827) 6, 3. —
sich: windet sich dieser flusz ... an dem sitze des hohen priesters vorüber erdkde (1822) 2, 529. —
mit festhalten der vorstellung des sich drehens auf tanzende bezogen: wo die paare ... immer schneller vorüberwirbelten Jürg Jenatsch (1902) 349. — ohne diese vorstellung: (individuen,) die da zu tausenden an mir (in Afrika) vorüberwirbelten so gehen sie hin (1930) 135. — von leblosem: finstere schneestaubwolken wirbelten an den fenstern vorüber I 1, 25. — Campe verzeichnet nur trans. gebrauch. —
fürüberwischen fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926; hastig vorbeieilen: auf diese rede wischt er vor mir vorüber Bäuerle kom.
theater (1820) 5, 30. — auf die zeit bezogen: ideo (du) lest den tag fur uber wischen 20, 472 W.;
—
bis das die stund fürüber wischt
dicht. 1, 147 Kurz.
als wort der 'höheren schreibart'); zunächst vom wasser: der flusz wogte breit glänzend und zufrieden vorüber (1889) 1, 373. — dann übertragen, mit der vorstellung einer in dauernder, wirrer bewegung befindlichen masse: immer bunter und bunter und bunter wogt die masse der spaziergänger bei mir vorüber 1, 11 Gr.; das treiben, das (auf der strasze) vorüberwogte I 4, 426. — in besonderer anwendung, den flug der taube charakterisierend: eine vorbeikreuzende schwalbe und eine vorüberwogende taube 15/18, 97 H. —
(
wünschen, dasz etwas vorübergeht, zeitlich: ich kenne keinen monat, den man so rasch vorüberwünscht, wie den mai in dt. dichtung 11, 1ᵇ. —
(d. h. wüschen), wie -wischen: aber was wider das fleisch ist, das lassen wir voruberwuschen (von 1525) akten u. br. zur kirchenpolitik Georgs v. Sachsen 2, 499. —
fürüberziehen fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926; vor- ò fürüberziehen t.-ital. dict. 2 (1702) 1460ᶜ; vorüberziehen Campe.
a)
trans. 'ziehend vorüberschaffen' Campe; gewöhnlich nur im eigentlichen sinne, Campe belegt übertragenen gebrauch durch eine stelle aus Jean Paul; refl.: sie zogen sich daher auf den leeren gängen des gartens an den spazierengehenden vorüber (1864) 2, 71.
b)
reich ist dagegen der intrans. gebrauch entwickelt.
α)
im eigentlichen räumlichen sinne besonders von einer durch gemeinsamen zweck oder ziel geschlossenen menge, so von truppen oder deren führer: dasz die Hussiten für Leipzig fürüber gezogen thür. chron. (1613) 303; (es trägt sich zu,) dasz ein heer nahe bey einer besatzung des feindes vorüberziehen musz d. vollk. t. soldat (1726) 166; der zapfenstreich zog vorüber Godwi (1801) 1, 197; wenn das kriegsvolk so an ihr vorüberzog gefühle, bilder (1819) 1, 10; schweigend und schlagfertig zog das republikanische heer an dem russischen vorüber ges. schr. u. denkw. (1892) 2, 130;
geisterzüge: in den dunklen wolkenlagern schienen heerzüge verschwundener geschlechter vorüberzuziehen (1889) 1, 400;
(er) liesz
sein edles heldenheer vorüber ziehn
bei 8, 36 M.;
und weiter im lande zu ernten,
zieht, vom frevel erhitzt, mit der beute der Perse vorüber
Litzmann.
1, 221 das wütend heer also genant
nach fasenacht sich do lasz sehen,
für uber zieh mit groszem heer,
sam obs ein könig und keyser wer
proverb. copia (1601) 1, 784.
β)
dann im allgemeinen gebrauch auf plurale oder kollektiva oder andere zusammenfassende ausdrücke bezogen: da sie aber fur Mysian uberzogen ap.-gesch. 16, 8; da sind andere leut für uber gezogen sprichw. (1534) 3ᵃ; alle vorüberziehenden ritter sollen zu diesem stechen ersucht werden Herkuliskus (1665) 92; (aus dem) palaste lauschte er den vorüberziehenden schnittern ges. schr. u. dicht. (1897) 3, 249; stellte sich zur seite, um die glänzenden leute vorüberziehen zu lassen (1889) 5, 193. — die ihre kleine tyrannei ungeahndet an den vorüberziehenden ausüben (1843) 3, 355. — solange das chor der mädchen vorüberzog 257ᵇ Bohtz; eine vorüberziehende karavane (1809) 7, 218. freier: alles elend der menschheit
zog in schrecklichen gestalten vorüber schr. (1779) 1, 136; in solchen und ähnlichen typen zog ... das polnische volksleben an ihm vorüber leben d. generalf. v. Boyen (1896) 1, 56.
γ)
von einem einzelnen: keiner, so allhie fürüber gezogen Amadis 120 lit. ver.; (pilger,) der jenseit des flusses vorübergezogen war d. zauberring (1812) 1, 4; (trompeten) begrüszten den truchsesz, der eben an dem musikchor vorüberzog (1890) 1, 49; um mit einem vorüberziehenden reiter einige worte zu sprechen d. Britten in Rom 88 Zoller;
im schiff fahrender:
(Eulenspiegel) stund ins selbig loch darnoch,
als der hertzog für über zoch
Hauffen;
2, 131 gleich wie ein wandersman thut im fürüber ziehn
poeterei 34 ndr.;
zieh nicht so schnell vorüber
an dieser stillen haide
Barthel.
48 der schiffer, der vorüberzieht
ged. (1815) 188.
δ)
ebenso von tieren: da die helffanten hauffen weise pflegen füruber zuͦ ziehen Plinius (1565) 97; so irgents eyn wolff für uber gezogen ist feldbau (1579) 629; gemelte herbstzeit der strichvogel ohne das bey uns vorüber ziehet jagd- u. weidbüchl. (1681) )( 4ᵃ; ein mit kohlensäcken vorüberziehender esel (1844) 2, 75;
und über dem theater hin
sieht man in schwärzlichtem gewimmel
ein kranichheer vorüberziehn
G.;
11, 246 der sybarit (ein reiher)
sah zwanzig hechte, karpfen, schleyen
vorüber ziehn
poet. vers. (1812) 3, 147.
ε)
in allgemeinem gebrauch mit der festgehaltenen vorstellung einer bewegung, einzelne anwendungen gern in bildern:
vorüberziehende wolken d. Günderode (1840) 1, 152; bittet er eine vorüberziehende wolke kosmos (1845) 2, 117;
frei: sah in die nacht hinaus, die mit stürmischen wolken über den mond und die sterne vorüber zog 3, 326 E. Schm. — im bilde: solche kleine wolken zogen bald vorüber, und wir lebten in der stille fort roman m. lebens (1781) 4, 51; (sie) erkannte sie (launen) als das, was sie waren, als vorüberziehende wolken Grabenhäger (1897) 1, 318. — von wetter, gewitter, sturm: man sahe die gewitter vorüberziehen, und auf ihnen den herrn der gewitter 12, 313 S. — im bilde: bis dieses lermen still wird, bis dis wetter fürüber zeucht thesaur. (1587) 759ᵇ; (könig Heinrich) theilt die vorüber ziehenden wetter aus einander (1811) 1, 192; da ich merkte, dasz sie händel suchten, trat ich bei einem apotheker ein und liesz den sturm vorüberziehen 43, 225 W. — duft, geruch: (dasz) der geruch einer bürgerlichen küche spurlos an den miszbrauchten nasen vorüberzieht erz. u. schr. (1864) 1, 293. — vom wasser: an dem schönen flusse, der eine halbe stunde von Seldwyl vorüberzieht (1889) 4, 74; im bilde:
strom und strasze: auch an der basilika sanct Paul sollte statt der schönen, breiten stromfläche ... nur eine staubige landstrasze vorüberziehen? wanderjahre in Italien 2 (1904) 164. — oft von schiffen: aber die
segel zogen wie stumme schwäne vorüber (1864) 3, 230; (sie) blickte einem vorüberziehenden dampfschiffe nach (1899) 1, 42; dann und wann ziehn ein paar grosze spreekähne vorüber I 5, 196. — wagen: die heimkehrenden gespanne zogen an ihm vorüber (1886) 4, 335. — scheinbare bewegung: die beiden pyramiden der Mädelegabel ... zogen langsam an meiner rechten seite vorüber Kalkalpen (1874) 251.
von dir, o Laura, fern, betracht ich weinend
den mond, der dort vorüber zieht
ged. (1783) 22;
die wölklein ziehen über mir
wie lämmlein still vorüber
ged. (1825) 3, 48;
die wolke zieht in majestät vorüber ohne laut
ged. (1850) 121.
tugendhafte — die den strom der laster
fürchterlich vorüberziehen sehn
leben u. gesinn. (1791) 2, 103.
ζ)
von allem, was das auge oder das ohr nach und nach aufnimmt: als wäre ein schattenspiel vor ihm vorübergezogen nachgel. schr. (1850) 202; es zieht dann ein stück der leidensgeschichte mit bewegung und rede an uns vorüber drei sommer in Tirol (1895) 1, 55. — Dresdens herrlichkeiten, die ... wie ein zaubermärchen an ihm vorübergezogen waren Winckelmann (1866) 1, 185. — prägnant: der in den pausen ruhig sein brot asz und die gespräche an sich vorüberziehen liesz frührot (1926) 257.
η)
von der zeit und dem verlauf in der zeit: er vertraute der lindernden, vorüberziehenden zeit 20, 381 W.; der mittag war unterdesz durch die kühlen waldschluften fast unvermerkt vorübergezogen (1864) 2, 12;
mein leben ist wie ein gewitter schön und schrecklich vorübergezogen (1864) 3, 291. — in besonderer anwendung: vor jahren wäre solch ein buch noch ohne sang und klang vorübergezogen briefw. zw. J. u. W. Grimm, Dahlmann u. 2, 266.
wenn sie vorüberzögen
geräuschlos meine tage
leben u. gesinn. (1791) 1, 280.
θ)
innerer vorgang: die gedanken kommen und gehen, sie ziehen wie zugvögel vorüber 23, 240 S.; (ich) sah nun, wahrhaft gerührt, mich vor mir selbst, in einer langen reihe von vorsätzen, gefühlen, gesinnungen und thätigkeiten, flieszend, vorüberziehen IV 34, 188 W.; liesz unter behaglichen träumen alles an sich vorüberziehen, was der tag gebracht hatte I 6, 36;
wie leichte wolken vor der sonne,
so zieht mir vor der seele leichte sorge
und bangigkeit vorüber
W.;
10, 70 grabgedanken
zogen schwarz in mir vorüber
dram. w. (1828) 2, 12.
ι)
mit besonderer betonung des flüchtigen: (den) plötzlich aufsteigenden und schnell vorüberziehenden thorheiten (1843) 6, 63; das seye nur krankheit und vorüberziehender wahnwitz bei ihm altsächs. bildersaal (1818) 2, 82.
κ)
einzelnes; in älterer sprache nicht beachten vom schriftsteller: welcher die stück ... verblümet, glosiert und verkert, oder gar stillschweigend fürüberzeucht, als ob er nichts davon wisse des babsts kindbet (1560) b 2ᵇ. — mit dem dat. verbunden in örtlichem sinne, vgl. oben 2 a: (da) Kain der Thirza, der er gemal, liebling und bruder erschlagen, vorüberzeucht 6, 169 S. — übertragen:
die wölln armut fliehen,
dem kummer wöln fürüber ziehen,
verlieren dadurch die freiheit holdt
Esopus 1, 82 Kurz.
Campe:
—
lausch ich des hügels leisem quell,
der, dunkel hier, dort silberhell,
wie der west die zweig erschüttert,
rasch ins thal vorüberzittert
ged. (1802) 6, 217.
zunächst von schärfster, blitzartiger bewegung: ein glühender blitz zuckte vorüber ges. schr. (1855) 3, 48; als ob ein jäher feuerschein wie eine stichflamme an den beschlagenen fenstern vorüberzuckte d. rote flut (1935) 24; im bilde:
dann freier: vor einem fernen kometen ... zuckten wir vorüber (1826) 56, 148; das spielende verweilen und vorüberzucken der rotbetupften fischlein zu beobachten d. löffelstelze (1919) 68. —
denn warum riefen die allmächtigen
aus ihren tiefen einen strahl wie diesen,
so er vorüberzuckend hinter sich
nur nacht und öde lassen sollte?
B.
19, 207
sprachwidrig intrans. gebraucht:
—
sie wird mit sehnsuchtsblicken
an euch wie maies wehen
so süsz vorüberzücken
(1852) 2, 241.
9)
zusammenfassung; mit dem dat. in örtlicher anschauung (s. oben 2 a) verbinden sich vorübereilen, -fliegen, -fliehen, -hüpfen, -huschen, -kleppern, -quellen, -rauschen, -reiten, -sausen, -schiffen, -spazieren, -sprengen, -streichen, -wallen, -wälzen, -wandern, -ziehen, mit dem akkus. in gleichem sinne (vgl. oben 2 b) vorübereilen, -fahren, -fliegen, -fliehen, -gleiten, -jagen, -kommen, -lächeln, -rollen, -schwanken, -schweben, -segeln, -sein, -streichen, -streifen, -treiben, -trinken, -wandeln. — als kühnere zusammensetzungen sind zu beachten vorüberblühen, -denken, -glühen, -grinsen, -hören, -jubeln, -keifen, -klagen, -klingeln, -klingen, -knixen, -lächeln, -lachen, -leben, -leuchten, -quellen, -raufen, -schimmern, -schlagen, -schmettern, -schreien, -schwellen, -sterben, -tönen, -träumen, -weinen, -welken, -wettern, -zittern. — zu 7 (vorüber im sinne von vornüber, vgl. vorüberlegen, -senken.
10)
vorüber als erstes glied in zusammensetzungen mit einem subst. (s. vorübergänglich);
Campe: wenn denn gar selten so viel dünste und dämpfe bei währender trajection (oder vorüberfahrt) zusammenstoszen, dasz so viel kometenkerne daraus formirt werden möchten d. eröffnete lusthaus (1676) 1226; vorüberfahrt an Timbuctu (auf dem Niger) erdkde (1822) 1, 1075; während der vorüberfahrt des zuges lex. d. ges. technik (1894) 7, 901;
—
ich habe doch genug des schönen aller art
auf dieser eiligen vorüberfahrt gewahrt
(1867) 8, 633.
im eigentlichen sinne: auf den vorüberflug der vögel achten Campe; nur ein finke, wie in eiligem vorüberfluge, schlug nahe an unserem wege seine vollen töne an selbstbiographie 2 (1855) 266;
in kühner übertragung: sie hatte solche weder dem vorüberflug ihrer funkelnden augen, noch den gleich vergänglichen tönen ihres mundes zu verdanken reise 10 (1805) 395. — am häufigsten wohl in der verbindung im vorüberfluge, womit ein augenblick des vorübereilens bezeichnet wird, entweder mit festhaltung einer räumlichen anschauung oder freier ohne diese; nahe der eigentlichen vorstellung: blitze, welche durch die finsternis fuhren und im vorüberflug eine theure gegend erleuchteten (1872) 6, 292;
auffallend von einer schwimmenden meermuschel:
von menschen: (er behauptet,) an felswänden rohe sculpturen von hohem alter, wenn auch nur im vorüberfluge, gesehen zu haben erdkde (1822) 9, 968; es hätte nicht viel gefehlt, so hätte ich sie im vorüberflug an mein herz gezogen d. ritter v. geiste (1850) 6, 357; nicht flüchtig und im schnellen vorüberfluge hat er (Görres) land und leute betrachtet bei (1854) 5, 346;
dann verblassend: nichts ist so nützlich, das im vorüberfluge nutzen gäbe Montaigne (1793) 6, 369; durch eine an mehrern stellen im vorüberfluge angedeutete und durchschimmernde vergleichung (1846) 3, 126; dienste, welche nur im vorüberfluge den leistenden vortheile abwerfen (1872) 9, 115. —
sanft, wie vom vorüberfluge
eines engels, weht die luft
(1823) 4, 79;
es ist ein land voll träumerischem trug,
auf das die freiheit im vorüberflug
bezaubernd ihren schatten fallen läszt
Barthel.
80 gliedmaszen blieben ihm frei immer noch genug,
zu haschen einen raub auch im vorüberflug
(1867) 8, 429.
als auf seinem kühnen zuge
er (Ferdinand) aus Böhmen brach hervor,
streift er im vorüberfluge
bis an seines Braunschweigs thor
(1867) 1, 83.
ungewöhnlich, als vorgang: (der strom nimmt) an seinem vorüberflusz bei Ooch an breite bis 800 schritt zu erdkde (1822) 7, 40.
vorübergang, m. Campe; vgl. fürübergang teil 4, 1, 1, sp. 926 (nur ein beleg aus Schupp); entsprechend dem eigentlichen sinne von 'gehen': sein beinkleidchen und sein röckchen und alles salzte die weiber im hause blosz durch den vorübergang (des trägers) zu Lothischen salzsäulen ein I 6, 86 akad.-ausg.; (ein gaunerzeichen) zeigt den vorübergang und die zahl der vorübergezogenen genossen an (1858) 2, 63; gott grüsz dich, krämerin, sprach sie im vorübergang dt. sagen (1891) 2, 115; (der) die arme ausbreitete, um ihr den vorübergang zu wehren d. ewige scholle (1927) 406;
freier dann von bewegung aller art: bei dem vorübergange der cometen vor einem sterne kosmos (1845) 1, 110; (rollbrücken,) welche ... beim vorübergange des gestelles in den schachtstosz hineingedrückt werden techn. wb. (1876) 1, 408;
besondere wendung: (eine frau) habe beim vorübergange der leiche die worte gesungen ... (1852) 5, 67. — die verbindung im vorübergang übergehend in die übertragene bedeutung:
übertragen zur bezeichnung geringer beachtung oder im sinne von nebenher: von welcher (der römischen verfassung) wir nicht schlechtlich, noch wie in einem fürübergang reden Polybius (1574) 49; und musz ich solches im vorübergang erinnern, damit ichs hernach nicht vergesse beschr. d. sechs reisen (1681) 1, 269ᵇ. — von der zeit und dem verlauf in der zeit:
wie verwundungen in der starrsucht erst nach dem vorübergang der letztern schmerzen 3, 62 H.; den glücklichen vorübergang der operation (1852) 8, 285; (sie) erwarteten nur vorübergang der gefahr (1824) 30, 163. — hiervon abgeleitet vorübergänger, m., der vorübergehende, fürübergänger fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926: damit es (ein tier) die fürübergänger anlokket und nachmals ertapfet d. gesantschaft (1666) 27ᵇ; dasz die vorübergänger genöhtiget werden, stille zu stehen beschr. d. stadt Amsterdam (1664) 235; als in der nähe der ersten stadthäuser vorübergänger ihn scharf ansahen volk ohne raum (1928) 1, 176. —
hüpfen möcht ich vor freuden, gedenk ich der blicke voll anmuth,
wenn im vorübergang mich zärtlich vom fenster sie grüszt
ges. schr. 5, 250.
(dasz) ein gestirne dem andern
ruf im vorübergange: da liegt er gestürzt, der empörer
Messias 5, 28.
und wenn ich glühend weinte,
verzweiflung mich zu singen zwang,
da lobten mich die freunde
hohnlächelnd im vorübergang
(1852) 1, 486.
merkt den vorübergang der theuren stunden nicht
verm. w. (1754) 349.
im vorübergange, nebenher: unsere hofdamen ... erzählten davon, doch nur vorübergänglich IV 42, 71 W. — dagegen im sinne von 'für eine zeitlang, vergänglich':
—
wenn diesem nicht die götter, wie sie öfter tun,
für wenige zeit nur wundernswürdige gestalt,
erhabnen anstand, liebenswerte gegenwart
vorübergänglich liehen, wird ihm jedesmal,
was er beginnt, gelingen
Faust 9185.
übertragen, wie sonst übergehung: mit vorübergehung der eignen sage bei dt. museum 4, 374; mit vorübergehung der regierung das volk in den gemeinden aufzustiften (1824) 1, 170. —
eilig vorübergehender:
—
dein sonnenschirm trifft ab und zu das pflaster,
ein klang im lärme der vorüberhaster
(1896) 8, 77.
urgroszvater: so wisse, dasz mein vorübergroszvater ein vornehmer bürger in Kronstadt gewesen quellen zur gesch. d. stadt Kronstadt 5, 626. —
(fürüberlauf fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926), ein rasches vorübergehen, auch übertragen: trascorso, passato durchgang, füruberlauff (1618) 2, 418ᵇ; sie haben das nur im fürüberlauff (obenhin, beiläuffig) gemeldet dict. (1727) 1, 814ᵃ;
—
nichts achtet es der baum, fest umwurzelt, tief gegründet,
wan ein reglein sich anfindet
und ein kleiner wind herweht: jenes frischet ihn nur auf,
dis ist ein vorüberlauf
vor evang. weinberg (1651).
schnell vorbeieilender: für den unverständigen vorüberläufer ward sie (die parthische schrift) ohne das nicht in den palast gesetzt 24, 469 S. —
in der folgenden stelle zeitlich: welcher mensch langsam und mit fürüberpassierung (fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926) eines tags nach dem andern zu willen ist, der thuts nit von hertzen floril. polit. (1662) 4, 160. —
(stelle,) von der auch Eli Smith bei seiner vorüberreise als einer vulkanischen sprechen gehört erdkde (1822) 15, 890; aufforderung, einen alten kriegskameraden bei dessen vorüberreise einen augenblick zu sprechen (1875) 14, 212. —
der einzige reisende, der ... diese orte im flüchtigen vorüberritte besucht hat erdkde (1822) 15, 893. —
fürüberschiffung, praeternavigatio 1792; im transitiven sinne von vorüberschiffen: gravamina ... wegen der vorüberschiffung und niederlage des herings altes Pommerland (1640) 587; dagegen intrans.: bei unser vorüberschiffung von Hali erdkde (1822) 12, 192. —
wo man seit 1816 kein anderes europäisches schiff wieder gesehen hatte, seine vorüberseglung ... aber noch in frischem andenken war a. a. o. 4, 544. —
vorüberzug:
—
sobald er den vorübertrab
Christi und seines volcks vernam
geistl. schimpf u. ernst (1602) b 6.
auf den platz, wo ein erschlagener gefunden wurde, warf jeder vorüberwanderer einen stein E. —
1, 328
fürüberzug fehlt teil 4, 1, 1, sp. 926; im örtlichen sinne: beim vorüberzug hält der falsche Demetrius an in: schr. d. Goetheges. 9, 201; (er) vermied bei seinem vorüberzuge ... die stadt, weil die pest darin wüthete erdkde (1822) 8, 528;
dunkle oder lichte schatten, die im vorüberzuge etwas wie eine absicht des dunklen gottes offenbarten d. gärten gottes (1930) 366. — von tieren: an der dorffrüde bellen des wolffs füruberzug zu erkennen feldbau (1579) 629. — in freier anwendung: Walt heftete das von dem vorüberzuge unsers malenden und gemalten lebens gerührte seelenauge auf den wetterscheidenden berg 20/23, 250 H.
jetzt ein verrätherischer strand,
wo im vorüberzug die kaufmannsschiffe weilen
G.
6, 348 Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1939), Bd. XII,II (1951), Sp. 1803, Z. 18.
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- vorörtlich, adj.
- vorösterlich, adj.
- vorübel, adv.
- vorüben, verb.
- vorüber, adv.
- vorüberbeben, adv.
- vorüberbegeben, adv.
- vorüberbewegen, adv.
- vorüberbiegen, adv.
- vorüberblitzen, adv.
- vorüberblühen, adv.
- vorüberbrausen, adv.
- vorüberbringen, adv.
- vorüberbruddeln, adv.
- vorüberbücken, adv.
- vorüberdenken, adv.
- vorüberdonnern, adv.
- vorüberdrehen, adv.
- vorüberdringen, adv.
- vorüberdrängen, adv.
- vorüberdröhnen, adv.
- vorüberdrücken, adv.
- vorüberdämmern, adv.
- vorüberdürfen, adv.
- vorüberfahren, adv.
- vorüberfahrt, adv.
- vorüberflackern, adv.
- vorüberflammen, adv.
- vorüberflattern, adv.
- vorüberfliegen, adv.
- vorüberfliehen, adv.
- vorüberflieszen, adv.
- vorüberflirren, adv.
- vorüberflitzen, adv.
- vorüberflug, adv.
- vorüberflusz, adv.
- vorüberfluten, adv.
- vorüberflöszen, adv.
- vorüberflüchten, adv.
- vorüberfrachten, adv.
- vorüberfördern, adv.
- vorüberführen, adv.
- vorübergaloppieren, adv.
- vorübergaukeln, adv.
- vorübergehen, adv.
- vorübergeher, adv.
- vorübergehung, adv.
- vorübergeleiten, adv.
- vorübergischen, adv.
- vorübergleiten, adv.
- vorüberglühen, adv.
- vorübergreifen, adv.
- vorübergrinsen, adv.
- vorübergroszvater, adv.
- vorübergänglich, adv.
- vorüberhaben, adv.
- vorüberhallen, adv.
- vorüberhasten, adv.
- vorüberhaster, adv.
- vorüberhelfen, adv.
- vorüberhetzen, adv.
- vorüberhin, adv.
- vorüberhinken, adv.
- vorüberholen, adv.
- vorüberhopsen, adv.
- vorüberhumpeln, adv.
- vorüberhuschen, adv.
- vorüberhutschen, adv.
- vorüberhören, adv.
- vorüberhüpfen, adv.
- vorüberjagen, adv.
- vorüberjubeln, adv.
- vorüberkehren, adv.
- vorüberkeichen, adv.
- vorüberkeifen, adv.
- vorüberkeuchen, adv.
- vorüberklagen, adv.
- vorüberkleppern, adv.
- vorüberklettern, adv.
- vorüberklingeln, adv.
- vorüberklingen, adv.
- vorüberknixen, adv.
- vorüberkollern, adv.
- vorüberkommen, adv.
- vorüberkriechen, adv.
- vorüberkriegen, adv.
- vorüberkräuseln, adv.
- vorüberkönnen, adv.
- vorüberlachen, adv.
- vorüberlagern, adv.
- vorüberlassen, adv.
- vorüberlauf, adv.
- vorüberlaufen, adv.
- vorüberleben, adv.
- vorüberlegen, adv.
- vorüberlegen, verb.
- vorüberleiern, adv.
- vorüberleiten, adv.
- vorüberlenken, adv.
- vorüberleuchten, adv.
- vorüberlocken, adv.
- vorüberlächeln, adv.
- vorüberlärmen, adv.
- vorüberläufer, adv.
- vorübermarschieren, adv.
- vorübermüssen, adv.
- vorüberpassieren, adv.
- vorüberpassierung, adv.
- vorüberpflügen, adv.
- vorüberpilgern, adv.
- vorüberplätschern, adv.
- vorüberpoltern, adv.
- vorüberpreschen, adv.
- vorüberpritschen, adv.
- vorüberprunken, adv.
- vorüberquellen, adv.
- vorüberradeln, adv.
- vorüberrascheln, adv.
- vorüberrasen, adv.
- vorüberrasseln, adv.
- vorüberraufen, adv.
- vorüberrauschen, adv.
- vorüberreise, adv.
- vorüberreisen, adv.
- vorüberreiszen, adv.
- vorüberreiten, adv.
- vorüberrennen, adv.
- vorüberrieseln, adv.
- vorüberrinnen, adv.
- vorüberritt, adv.
- vorüberrollen, adv.
- vorüberrudern, adv.
- vorüberrumpeln, adv.
- vorüberrutschen, adv.
- vorüberrücken, adv.
- vorübersausen, adv.
- vorüberschaffen, adv.
- vorüberschallen, adv.
- vorüberschauen, adv.
- vorüberschauern, adv.
- vorüberscherzen, adv.
- vorüberschicken, adv.
- vorüberschieben, adv.
- vorüberschieszen, adv.
- vorüberschiffen, adv.
- vorüberschiffung, adv.
- vorüberschimmern, adv.
- vorüberschlagen, adv.
- vorüberschleichen, adv.
- vorüberschleifen, adv.
- vorüberschlendern, adv.
- vorüberschleppen, adv.
- vorüberschlüpfen, adv.
- vorüberschmettern, adv.
- vorüberschnauben, adv.
- vorüberschnaufen, adv.
- vorüberschnurren, adv.
- vorüberschreien, adv.
- vorüberschreiten, adv.
- vorüberschulen, adv.
- vorüberschwanken, adv.
- vorüberschwatzen, adv.
- vorüberschwellen, adv.
- vorüberschwimmen, adv.
- vorüberschwinden, adv.
- vorüberschwingen, adv.
- vorüberschwirren, adv.
- vorüberschäkern, adv.
- vorübersegeln, adv.
- vorüberseglung, adv.
- vorübersetzen, verb.
- vorüberspazieren, adv.
- vorübersprengen, adv.
- vorüberspringen, adv.
- vorübersprudeln, adv.
- vorüberstapfen, adv.
- vorüberstehen, adv.
- vorüberstehlen, adv.
- vorübersteigen, adv.
- vorüberstelzen, adv.
- vorübersterben, adv.
- vorübersteuern, adv.
- vorüberstolpern, adv.
- vorüberstrahlen, adv.
- vorüberstreifen, adv.
- vorüberstrudeln, adv.
- vorüberstürmen, adv.
- vorüberstürzen, adv.
- vorübersummen, adv.
- vorübersurren, adv.
- vorübersäuseln, adv.
- vorübertanzen, adv.
- vorübertappen, adv.
- vorübertaumeln, adv.
- vorübertoben, adv.
- vorübertorkeln, adv.
- vorübertosen, adv.
- vorübertrab, adv.
- vorübertraben, adv.
- vorübertragen, adv.
- vorübertrappeln, adv.
- vorübertrappen, adv.
- vorübertreiben, adv.
- vorübertreten, adv.
- vorübertrinken, adv.
- vorübertrippeln, adv.
- vorübertrollen, adv.
- vorübertropfen, adv.
- vorübertrotten, adv.
- vorüberträumen, adv.
- vorübertönen, adv.
- vorüberwackeln, adv.
- vorüberwagen, adv.
- vorüberwallen, adv.
- vorüberwalten, adv.
- vorüberwalzen, adv.
- vorüberwandeln, adv.
- vorüberwanderer, adv.
- vorüberwandern, adv.
- vorüberwanken, adv.
- vorüberweben, adv.
- vorüberwechseln, adv.
- vorüberwehen, adv.
- vorüberweiden, adv.
- vorüberweinen, adv.
- vorüberweisen, adv.
- vorüberwelken, adv.
- vorüberwenden, adv.
- vorüberwettern, adv.
- vorüberwiegen, adv.
- vorüberwinden, adv.
- vorüberwirbeln, adv.
- vorüberwischen, adv.
- vorüberwogen, adv.
- vorüberwollen, adv.
- vorüberwuschen, adv.
- vorüberwälzen, adv.
- vorüberwünschen, adv.
- vorüberzerren, adv.
- vorüberzeugung, f.
- vorüberziehen, adv.
- vorüberzittern, adv.
- vorüberzucken, adv.
- vorüberzug, adv.
- vorüberzwicken, adv.
- vorüberzücken, adv.
- vorübung, f.
- vorübungsgeschäft, f.
- vorübungsplatz, f.
- vorübungsschule, f.
- vorübungsschusz, f.
- vorübungsstunde, f.
- vrrthätigung, f.
- vulgär, adj.
- vulgärsprache, f.
- vulkan, m.
- vulkanberg, m.
- vulkanbogen, m.
- vulkanfiber, m.
- vulkanglas, m.
- vulkangruppe, m.
- vulkanisch, adj.
- vulkankegel, m.
- vulkanlandschaft, m.
- vulkanschlot, m.
- vulkanschörl, m.
- vulkanwacke, m.
- vulkanöl, m.
- väterchen, n.
- vätergruft, f.
- väterhimmel, m.
- väterhochsang, m.
- väterisch, adj.
- väterlein, n.
- väterlich, adj.
- väterlicherseits, adv.
- väterlichkeit, f.
- vätermildiglich, adj. und adv.
- väterparadies, n.
- vätersaal, m.
- väterthron, m.
- vätertugend, f.
- väterzeit, f.
- vór-aufrichten, verb.
- vór-aufthun, verb.
- vór-augenschein, m.
- vögelchen, n.
- vögelchesgroschen, m.
- vögelechtig, adj.
- vögelei, f.
- vögelein, n.
- vögeln, verb.
- vöglein, n.
- vögler, m.
- vöglerbüchse, m.
- vöglerei, f.
- vöglisch, adj.
- vögtin, f.
- vögtlein, n.
- vögtlich, adj.
- vögtling, m.
- völkelchen, n.
- völkeralter, n.
- völkeranschauung, n.
- völkeransicht, f.
- völkerarm, adj.
- völkerband, n.
- völkerbaum, m.
- völkerbegnader, m.
- völkerbekanntschaft, f.
- völkerbeschreiber, m.
- völkerbeschreiber, n.
- völkerbeschreibung, f.
- völkerbeschreibung, n.
- völkerbesucht, adj.
- völkerbewegung, f.
- völkerbild, n.
- völkerbildner, m.
- völkerbildung, f.
- völkerblut, n.
- völkerbrauch, m.
- völkerbund, m.
- völkerbunt, adj.
- völkerburg, f.
- völkercharte, f.
- völkerentdeckung, f.
- völkerentwicklung, f.
- völkererhalter, m.
- völkererreger, m.
- völkererzieher, m.
- völkerevangelium, n.
- völkerfamilie, f.
- völkerfastnacht, f.
- völkerfeindlich, adj.
- völkerfest, n.
- völkerflucht, f.
- völkerflut, f.
- völkerflutung, f.
- völkerforscher, m.
- völkerfreundschaft, f.
- völkerfriede, m.
- völkerfrühling, m.
- völkerführer, m.
- völkerfürst, m.
- völkergebieter, m.
- völkergedränge, n.
- völkergefühl, n.
- völkergeist, m.
- völkergeiszel, f.
- völkergemälde, n.
- völkergericht, n.
- völkergeschichte, f.
- völkergesellschaft, f.
- völkergewühl, n.
- völkerglied, n.
- völkerglück, n.
- völkergrenze, f.
- völkergroll
- völkerhasz, m.
- völkerhaufe, m.
- völkerheer, n.
- völkerheil, n.
- völkerherr, m.
- völkerhirt, m.
- völkerhorde, f.
- völkerinsel, f.
- völkerkampf, m.
- völkerkarte, f.
- völkerkenntnis, f.
- völkerkrieg, m.
- völkerkunde, f.
- völkerkundig, adj.
- völkerkunlich, adj.
- völkerkönigin, f.
- völkerkörper, m.
- völkerleben, n.
- völkerlehrer, m.
- völkerliebe, f.
- völkerlos, adj.
- völkerläufer, m.
- völkermang, m.
- völkermasse, f.
- völkermeer, n.
- völkermischung, f.
- völkermord, m.
- völkermorgen, m.
- völkermorgenroth, n.
- völkername, m.
- völkerrat, m.
- völkerrecht, n.
- völkerregierung
- völkerreich, adj.
- völkerruhe, f.
- völkersatz, m.
- völkerschaar, f.
- völkerschaft, f.
- völkerscheide, f.
- völkerschlacht, f.
- völkerschwarm, m.
- völkerschönheit, f.
- völkerseerecht, n.
- völkersprache, f.
- völkerstaat, m.
- völkerstamm, m.
- völkerstimme, f.
- völkerstrasze, f.
- völkerstreit, m.
- völkerstrom, m.
- völkersturm, m.
- völkertafel, f.
- völkertag, m.
- völkerthum, n.
- völkervater, m.
- völkerverbindung, f.
- völkerverein, m.
- völkerverkehr, m.
- völkervermischung, f.
- völkervettern
- völkervoll, adj.
- völkerwanderung, f.
- völkerweckerin, f.
- völkerweise, adv.
- völkerwelt, f.
- völkerwiege, f.
- völkerwimmelnd, adj.
- völkerwoge, f.
- völkerzug, m.
- völkerzunge, f.
- völkerzweig, m.
- völkisch, n.
- völkle, n.
- völkleinerei, n.
- völle, f.
- völle, f.
- völlen, verb.
- völler, m.
- völlerei, f.
- völlerisch, adj.
- völlern, verb.
- völlig, adj.
- völligen, verb.
- völligkeit, f.
- völliglich, adj. und adv.
- völlisch, adj.
- völlmagen, m.
- vörde, f.
- vörderhin, adv.
- vördernis, f., n.
- vörig, adj.
- vörtelein, m. und n.
Zitationshilfe
„voruberstolpern“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/vor%C3%BCberstolpern>.
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