Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

welterschütternd, adj.

welterschütternd, adj.,
seit dem 18. jh. bezeugte komposition, die ihre parallele in ndl. wereldschokkend, engl. world-shaking und schwed. världsskakande gefunden hat.
1)
im ursprünglichen sinne.
a)
'das weltgebäude erschütternd':
ja, westwaͤrts tobt, mit wilden stuͤrmen,
ein welterschuͤtternder orkan
Schwabe belust. (1741) 8, 532;
gleich allmächtig, ob sie (die schöpfung) sich ausspreche durch eine welterschütternde that, durch athmende farbe Brinckmann philos. ansichten (1806) 268; immer majestätischer, welterschütternder tönte der lobgesang (der geister) Gotthelf ges. schr. 23 (1857) 45; zuweilen in übertreibendem stil:
welch ein sumsen, welterschütternd!
das sind ja des völkerfrühlings
kolossale maienkäfer
Heine s. w. 2, 422 E.;
und weil er (der wasserfall) da an einer klippe anprallt, so wirft er sich, in seinem zorne scheinbar ums doppelte mächtiger geworden, in ungeheurem schwunge weit über die untere wand heraus und fällt welterschütternd in die tiefe Steub drei sommer in Tirol (1895) 1, 362.
b)
'die politische welt erschütternd, weltbewegend': im vergleiche mit der welterschütternden macht der früheren erobernden nationen und reiche Fr. Schlegel s. w. (1846) 13, 266; so ist doch das volk geweckt durch die ... welterschütternden begebenheiten Bettine d. buch geh. d. könig (1843) 1, 187; ohne ein ereignisz, ein groszes welterschütterndes ereignisz, kommen wir nicht zur freiheit ...! (18. 3. 1844) Varnhagen v. Ense tageb. (1861) 2, 276; bei aller seiner zurückhaltung ... liesz er (Kaunitz) doch durchblicken, dasz er mit welterschütternden plänen umgehe Ranke s. w. 30 (1875) 220; inmitten welterschütternder ereignisse blieben mir volle sechs friedensjahre L. v. François letzte Reckenburgerin (1873) 275; sie (die Franzosen) haben ihre groszen köpfe in der revolution verschwendet, und die erinnerung an ihre freie literatur mit welterschütternden thaten ausgelöscht Ruge s. w. (1847) 1, 2.
2)
abgeschwächt zu 'grosz, bedeutend, folgenschwer' u. dgl. (vgl. weltbewegend 2): der ton und allenfalls ein geheimer händedruck bilden alsdann den kommentar zu diesen worten ('wir sind alle brüder') und verleihen ihnen ihre welterschütternde bedeutung Heine s. w. 6, 330 E.; eine so welterschütternde begebenheit wie ihr (partei-)übertritt will reiflich erwogen sein G. Freytag ges. w. 3 (1887) 48; es ist gewisz keine welterschütternde begebenheit, die ich hier berichte R. A. Schröder a. kindh. u. jugend (1935) 96.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 10 (1954), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 1568, Z. 7.

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weithinausreichend welthinaus
Zitationshilfe
„welterschütternd“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/weltersch%C3%BCtternd>.

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