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Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

weltordnend, adj.

weltordnend, adj.,
in gebundener rede auch weltenordnend, s. u. 1.
1)
das weltganze erschaffend, bzw. regierend (vgl. weltordner 1); als attribut metaphysischer gewalten: ungeachtet Socrates an eine weltregierende und weltordnende gottheit glaubte und in dieser einzigen hoͤchsten gottheit die vollkommenste guͤte, macht und weisheit anerkannte, so war er doch kein freygeist, kein spoͤtter und bestuͤrmer der griechischen religion, der sich uͤber die goͤtter seiner vaͤter lustig gemacht Chr. Meiners verm. philos. schr. 3 (1776) 40;
du wolltest ihm (Jupiter), mein frommes kind,
sein ungeheures dasein nicht versüszen?
ihm deine brust verweigern, wenn sein haupt,
das weltenordnende, sie sucht,
auf seinen flaumen auszuruhen?
H. v. Kleist w. 1, 269 E. Schmidt;
denn eben die natürlichen strafen ... sind willkührliche, indem sie in der schöpferischen und weltordnenden göttlichen ursächlichkeit gegründet sind Schleiermacher s. w. (1834) I 3, 470; 'regin' sind die rathschlagenden, weltordnenden gewalten ... 'ragnarökr' ... bezeichnet das weltende, den untergang der leitenden götter Jacob Grimm mythol. 1 (1875) 21; im buch der weisheit Salomo' s ist die weisheit der ausflusz der herrlichkeit gottes und der abglanz des ewigen lichtes, der weltordnende menschenfreundliche gottesgeist, der das gute in der welt erhält, in frommen menschenseelen seine wohnung nimmt und insbesondere das volk Israel auf seinem zug durch die wüste in gestalt der wolken- und feuersäule geleitet hat D. Fr. Strausz ges. schr. 4 (1877) 54.
2)
die weltpolitischen verhältnisse gestaltend (vgl. weltordner 2): Friedrich Ludwig Jahn, wenn er unser volk das 'ehrwürdige mittelvolk und mittlervolk Europas' und unsere urahnen die 'weltretter' nennt, was an Gobineaus 'weltordnende rasse' ... vernehmlich anklingt ... L. Schemann Ranke u. d. weltgeschichtl. rolle d. Germanen in: polit. anthropolog. monatsschr. 16 (1917/18) 438.
3)
vereinzelt auch mit bezug auf die ordnende und gliedernde funktion des verstandes (zu welt II B bzw. IV A): wir haben ... das herz oder das gemüth für die lebenskunst gefunden, welches dem leben wärme und begeisterung ertheilt. wir haben den weltordnenden verstand gefunden, der es, soweit es gehen mag, vor maszlosen begehrungen schützt. aber uns fehlt auf unserer lebenskünstlerfahrt jene ... künstlerische phantasie A. Jung geheimn. d. lebensk. (1858) 1, 303.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1955), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 1663, Z. 27.

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Zitationshilfe
„weltordnend“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/weltordnend>.

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