Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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wendelstein, m.

wendelstein, m.
1)
wie ²wendel (s. dort unter 2).
a)
'turm mit steinerner wendeltreppe, schneckenturm' (vgl. mndl. wendelsteen Verwijs-Verdam 9, 2, 2143; mnd. windelstên Schiller-Lübben 5, 725 f. sowie ae. windelstân Bosworth-Toller 12, 32, zur wort- und sachgeschichte M. Heyne d. dt. wohnungswesen [1899] 133 f. und Dehio gesch. d. dt. kunst 2 [1921] 324): cocleas vventilsteinh (11.-12. jh.) ahd. gl. 1, 434, 34 St.-S. (weitere belegeauch für gleichbedeutendes windelstein — bei Gröger d. ahd. kompos.-fuge [1910] 470 und Diefenbach gloss. 129ᵇ s. v. coclea); vmbe die gloggen vnd vmbe die wachte vf dem wendelsteine suln die bvrger han enkeinin gewalt (Konstanz 1255) altdt. orig. urk. 1, 63, 39 Wilhelm; so sol man uf dem wendelsteine ze der probstey und uf dem wendelsteine ze sant Peter uf ietwederm turnne haben einen biderben wachter (1340) Zürcher stadtbücher 1, 133 Zeller-Werdmüller;
er lieff hin in den wendelstain
und laut die gloggen all gemain
(anf. 15. jh.) Heinrich Wittenweiler ring 6606 Wieszner;
das man durch eynen wendelsteyn hynauff gieng auff den mittel gang Luther dt. bibel 9, 1, 412 W. (1. kön. 6, 8); da drang sich die gemein zur thür hienaus und im schneken hinunter, das sie in solchem gedrengnis die glasefenster im wendtstain ausdruckten (16. jh.) S. Hüttel chron. d. st. Trautenau 153 Schles.; und gehet man in einem wendelstein bisz oben hinauff P. W. Neumayr v. Ramszla reise i. Frankreich (1620) 255; das seitengebäude hat einen aufgemauerten schwibbogen und wendelstein J. K. Knauth d. stiftsklosters Alten-Zella hist. vorstellg. 5 (1721-22) 24; weitere hist. belege bei Fischer schwäb. 6, 1, 675 f. sowie im schweiz. id. 11, 912 ff.; in neuerem sprachgebrauch nur noch vereinzelt (neben wendeltreppenturm, s. dort): durch das tor geht es hinauf, den wendelstein, bis an die letzte tür mit geschmiedeten künstlichen bändern Burte Wiltfeber (1912) 44; sie berichtete ihm leise und ängstlich, was sie gehört hatte, während sie mit ihm den wendelstein (der burg) hinabstieg W. v. Scholz erz. (1924) 154.
b)
zuweilen für die gewundene steintreppe insonderheit (s. auch Fischer schwäb. 6, 1, 676, schweiz. id. 11, 914 u. vgl. mndl. wendelsteen, mnd. windelstên sowie das aus dem nd. entlehnte ädän. u. aschwed. vindelsten Kalkar 4, 834; Söderwall 2, 2, 984): als sich der sturmwind so hefftig angelassen, und der thurn beginnen zukrachen und zubrechen, sind sie mit einander auff den wendelstein herab gelauffen, und ist also der thurn jhnen uber dem heubt hinweg herunter gefallen, und sie jhr leben errettet, aber jhr geretlin ist wuͤste zerstoben C. Spangenberg mansf. chron. (1572) 501ᵇ; dass sie (die engel) dich behuͤten auff allen deinen wegen, das sind die ordentlichen wendelsteine und treppen V. Herberger hertzpostilla (1613) 1, 271; cochlides, vel cochlidia ... sind die schnecken, runde stiegen oder wendelstein Corvinus fons lat. (1646) 207; wendel-stein pietra chioccia, it. scala à lumaca Kramer t.-ital. 2 (1702) 949ᶜ; schneckenstiege, wendel- ò windelstiege (wendelstein) scala à lumaca ò à chiocciola ebda. 947ᵃ; in neuerem sprachgebrauch von wendeltreppe (s. dort) verdrängt (schon Adelung 5 [1786] 165 bezeichnet es als veraltet) und nur noch als kunstgeschichtliches fachwort gebraucht: wendel, wendelstein, wendeltreppe ... eine treppe, welche in einer spirale entweder um eine mittlere spindel oder um einen hohlen raum läuft Otte archäol. wb. (²1883) 266.
c)
als eigenname von bergen, s. Schmeller-Frommann bayer. 2, 946.
2)
grenz-, eckstein (vgl. wenden C 4 und nd. wandstein teil 13, 1742): angularis wendel stain Diefenbach nov. gl. 24; (es solle,) da der Bauwmanin, desz J. Bleüwlers und des schneider Bleüwlers gärten an einander stoszen, ein wendelstein gesetzt werden qu. a. d. j. 1745 in: schweiz. id. 11, 915; man unterscheidet nehmlich bei den grenzsteinen ... eck- und wendsteine, welche an verrainungen, flurstriehmen, oͤffentlichen grundstuͤcken, trifften, trieben und straszen ... gesetzt werden E. M. Schilling landwirthschafts-recht 1 (1828) 119.
3)
sich drehender stein, mühlstein (vgl. ¹wendeln): wende- ò wendelstein pietra grande, rotonda, it. macigno, mola Kramer t.-ital. 2 (1702) 1318ᵃ; wendelstein ... in der mühle meule courante, meule de dessus; upper mill-stone, runner Beil technol. wb. (1853) 1, 653.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1955), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 1757, Z. 15.

wendestein, m.

wendestein, m.,
s. unter wendelstein. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 12 (1955), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 1804, Z. 64.

wendelstein, m.

wendelstein, m.
1)
wie ²wendel (s. dort unter 2).
a)
'turm mit steinerner wendeltreppe, schneckenturm' (vgl. mndl. wendelsteen Verwijs-Verdam 9, 2, 2143; mnd. windelstên Schiller-Lübben 5, 725 f. sowie ae. windelstân Bosworth-Toller 12, 32, zur wort- und sachgeschichte M. Heyne d. dt. wohnungswesen [1899] 133 f. und Dehio gesch. d. dt. kunst 2 [1921] 324): cocleas vventilsteinh (11.-12. jh.) ahd. gl. 1, 434, 34 St.-S. (weitere belegeauch für gleichbedeutendes windelstein — bei Gröger d. ahd. kompos.-fuge [1910] 470 und Diefenbach gloss. 129ᵇ s. v. coclea); vmbe die gloggen vnd vmbe die wachte vf dem wendelsteine suln die bvrger han enkeinin gewalt (Konstanz 1255) altdt. orig. urk. 1, 63, 39 Wilhelm; so sol man uf dem wendelsteine ze der probstey und uf dem wendelsteine ze sant Peter uf ietwederm turnne haben einen biderben wachter (1340) Zürcher stadtbücher 1, 133 Zeller-Werdmüller;
er lieff hin in den wendelstain
und laut die gloggen all gemain
(anf. 15. jh.) Heinrich Wittenweiler ring 6606 Wieszner;
das man durch eynen wendelsteyn hynauff gieng auff den mittel gang Luther dt. bibel 9, 1, 412 W. (1. kön. 6, 8); da drang sich die gemein zur thür hienaus und im schneken hinunter, das sie in solchem gedrengnis die glasefenster im wendtstain ausdruckten (16. jh.) S. Hüttel chron. d. st. Trautenau 153 Schles.; und gehet man in einem wendelstein bisz oben hinauff P. W. Neumayr v. Ramszla reise i. Frankreich (1620) 255; das seitengebäude hat einen aufgemauerten schwibbogen und wendelstein J. K. Knauth d. stiftsklosters Alten-Zella hist. vorstellg. 5 (1721-22) 24; weitere hist. belege bei Fischer schwäb. 6, 1, 675 f. sowie im schweiz. id. 11, 912 ff.; in neuerem sprachgebrauch nur noch vereinzelt (neben wendeltreppenturm, s. dort): durch das tor geht es hinauf, den wendelstein, bis an die letzte tür mit geschmiedeten künstlichen bändern Burte Wiltfeber (1912) 44; sie berichtete ihm leise und ängstlich, was sie gehört hatte, während sie mit ihm den wendelstein (der burg) hinabstieg W. v. Scholz erz. (1924) 154.
b)
zuweilen für die gewundene steintreppe insonderheit (s. auch Fischer schwäb. 6, 1, 676, schweiz. id. 11, 914 u. vgl. mndl. wendelsteen, mnd. windelstên sowie das aus dem nd. entlehnte ädän. u. aschwed. vindelsten Kalkar 4, 834; Söderwall 2, 2, 984): als sich der sturmwind so hefftig angelassen, und der thurn beginnen zukrachen und zubrechen, sind sie mit einander auff den wendelstein herab gelauffen, und ist also der thurn jhnen uber dem heubt hinweg herunter gefallen, und sie jhr leben errettet, aber jhr geretlin ist wuͤste zerstoben C. Spangenberg mansf. chron. (1572) 501ᵇ; dass sie (die engel) dich behuͤten auff allen deinen wegen, das sind die ordentlichen wendelsteine und treppen V. Herberger hertzpostilla (1613) 1, 271; cochlides, vel cochlidia ... sind die schnecken, runde stiegen oder wendelstein Corvinus fons lat. (1646) 207; wendel-stein pietra chioccia, it. scala à lumaca Kramer t.-ital. 2 (1702) 949ᶜ; schneckenstiege, wendel- ò windelstiege (wendelstein) scala à lumaca ò à chiocciola ebda. 947ᵃ; in neuerem sprachgebrauch von wendeltreppe (s. dort) verdrängt (schon Adelung 5 [1786] 165 bezeichnet es als veraltet) und nur noch als kunstgeschichtliches fachwort gebraucht: wendel, wendelstein, wendeltreppe ... eine treppe, welche in einer spirale entweder um eine mittlere spindel oder um einen hohlen raum läuft Otte archäol. wb. (²1883) 266.
c)
als eigenname von bergen, s. Schmeller-Frommann bayer. 2, 946.
2)
grenz-, eckstein (vgl. wenden C 4 und nd. wandstein teil 13, 1742): angularis wendel stain Diefenbach nov. gl. 24; (es solle,) da der Bauwmanin, desz J. Bleüwlers und des schneider Bleüwlers gärten an einander stoszen, ein wendelstein gesetzt werden qu. a. d. j. 1745 in: schweiz. id. 11, 915; man unterscheidet nehmlich bei den grenzsteinen ... eck- und wendsteine, welche an verrainungen, flurstriehmen, oͤffentlichen grundstuͤcken, trifften, trieben und straszen ... gesetzt werden E. M. Schilling landwirthschafts-recht 1 (1828) 119.
3)
sich drehender stein, mühlstein (vgl. ¹wendeln): wende- ò wendelstein pietra grande, rotonda, it. macigno, mola Kramer t.-ital. 2 (1702) 1318ᵃ; wendelstein ... in der mühle meule courante, meule de dessus; upper mill-stone, runner Beil technol. wb. (1853) 1, 653.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 11 (1955), Bd. XIV,I,I (1955), Sp. 1757, Z. 15.

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Zitationshilfe
„wendestein“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/wendestein>.

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