Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

Es wurden mehrere Einträge zu Ihrer Abfrage gefunden:

aufstutzen, vb.

Fundstelle: Band 3, Spalte 798, Zeile 23 [Scheider]
AUFSTUTZEN vb.   älter auch aufstützen. zunächst in mnd. rechtsspr. i. s. v.eine klage aufschieben1428 bidde wij, .. dat gij sodanne rechtuorderinge .. willen upstutten vnde bestan laten beth to der tijd .. lüb. urkb. I 7,110. 1 in einer tätigkeit innehalten u. verwundert aufmerken (vgl. 1stutzen 1DWB); selten: ⟨1548⟩ der mann stutzt auff, wardt halber schellig Waldis Esopus 1,412 K. 1602 indem er aber oben noch auff der stegen unser ansichtig, stutzt er auff, schickt seinen dolmetscher an uns, ließ forschen Kirchhof wendunmuth 2,79 LV. 1602 kam mir plötzlich in dem finstern nebel einer zu roß ins gesicht, die höhe herab entgegen, und wie er mich vernommen, auffstützet, sich zurück wendet, .. sprach ich .. ebd. 376. ⟨1764⟩ ich stutzte auf, und erblickte eine feurige kugel in der luft Wieland (1794) 11,76. 1919 es lag also liebe in der luft, und sie kündete sich auf so faschingshaft ulkende weise an, daß wir zuerst verständnislos aufstutzten Bartsch heidentum 89. 1964 rhein. wb. 8,966. 2 kopfbedeckungen durch beschneiden, verkürzen, verformen den eindruck des aufwärtsführenden geben; übertr. auch von lippen, nasen u. dgl. (vgl. 3stutzen 1DWB): 1574 von den seltzamen huͤten so jetzt auff der pan sein, deren etlich gantz buͤrstig vnd haarechtig, etlich hoch vnnd spitzig, etlich kurtz vnnd neben auffgestuͤtzt sein Höniger narrenschiff 13b. 1664 der leib ist kurz und dikk, die lippen auffgestutzt, / das haar ist ungekämt, die nas’ ist ungeputzt Rachel ged. 16 HND. 1720 er hatte die naß so auffgestutzt, daß er den mundt immer offen hatte Elisabeth Ch. v. Orleans br. 5,316 LV. 1762 und da sie vor diesen einen runden huth zu tragen gewohnt gewesen, so haben sie nun einen aufgestuzten von 3 krempen, aber ohne knopf Carsted atzendorfer chr. 100 S. 1791 auf dem kopfe einen kleinen, hoch aufgestutzten hut Schiller 8,162 G. 1835 etwas aufgestutzte näschen Droste-H. br. 1,162 Sch. K. 1865 meine aufgestutzte nase hatte sie nicht Reuter br. 609 W. 3 von 2 ausgehend ‘etwas (durch zurechtschneiden) schmücken, verzieren, herausputzen’. überwiegend von abstrakta, auchjmdn., sich festlich kleiden, zurechtmachen, jmdn., etwas zu etwas machen, in jmdn. verwandeln ⟨1757⟩ die zweyte art von erfindungen .. werden angebracht, theils um eine an sich selbst magere materie dadurch aufzustutzen, .. Wieland I 4,345 ak. ⟨1778⟩ jezo wandelt’ ich heim, wo ein puderer und ein barbier mich / fein für die welt aufstuzten Voss s. ged. (1802) 2,214. 1821 an dem ort, wo sonst tragische helden, aufgestutzt in silber und gold .., die hochtrabenden verse repetierten E. T. A. Hoffmann 11,27 G. ⟨v1840⟩ was habe ich nicht alles angestellt, um die prosa des daseins einigermaßen aufzustutzen? Gaudy 12,25 M. 1844 da es bekanntlich schwerer ist, einen alten rock aufzustutzen, wie einen neuen zu machen Droste-H. br. 2,276 Sch. K. 1893 mein rock ist schnell schwarz gefärbt und zur uniform aufgestutzt Ebers leben 228. 1917 ehe Ludwig Filipps ‘freisinnige’ unterthanen anfingen, .. ihren Victor Hugo zu einem Shakespeare aufzustutzen in: lit. echo 19,532 H. 1924 bin ich ein dirnlein, das sich vor dem spiegel putzt / für einen jungen fant, geleckt und aufgestutzt? Spitteler dulder 181. ⟨1955⟩ daß jemand um so wütender eine meinung vertritt, je weniger an ihm daran ist, was er selbst ernst nehmen kann; denn sonst würde er nicht einer meinung bedürfen, um sich damit aufzustutzen Nossack begegnung (1963)312. –übertreibend ausschmücken, aufbauschen: 1779 die schönheiten .. verschweigen, geringe fehler heimtückisch a(ufstutzen) in: Sanders erg.-wb. (1885)541c. 1913 lassen sie den armen Biese in ruh! der hat seine beckmesser-taperei, die übrigens lange nicht so kraß war, wie Liliencron sie aufgestutzt hat, wirklich schon hundertfach gebüßt Dehmel ausgew. br. 2(1923)327.

aufstützen, vb.

Fundstelle: Band 3, Spalte 799, Zeile 8 [Scheider]
AUFSTÜTZEN vb.   mhd. ûfstützen, mnd. upstütten. 1 sich, etwas aufrichten, aufrecht stellen, sich erheben. älter nur schweiz., bes. vom getreidezehnten. jünger überwiegend von liegenden menschen: hs.14.jh. an diesem tag .. so stützzet sich das mer uf über alle berg vierzig klafter altdt. pred. 183 W. 1392 daz Lüti S. die vas mit dem Elsäßer ufstützet uff den boden in: schweiz. id. 11,1913. 1465 so wellen si imm und sim gotzhus den haberzehenden in dem kilchspel zuo Appenzell zum hoff geben unnd ußrichten, wellen ouch denselben haberzehenden uffst(ützen) als von alter herkomen syg ebd. 1914. 1536 als dann der vogt anzöugt, wie in dem landt ein schädlicher mißbruch syge, in dem das die lanndtlüt die zechenndenn schlechtlich uffstützenn ebd. 1599 do kan man sie (rebhühner) mit einem fas fangen, wenn mans nur mit einem hoͤltzlein auffstuͤtzt vnd bindet etwas dran, das man nur das stuͤtzlein wegruͤcken kan, so sehet man sie vnter dem faß Colerus oecon. 5, Z 4b. 1652 die näblichte, trüebe wolken, die vorher .. um die berg geschwäbt und .. sich ob der statt getreyet und aufgestützt in: schweiz. id. 11,1914. ⟨1869⟩ er stützte sich im bette auf und sah in den hof hinaus Heyse [1924] I 5,136. 1955 an einem morgen stützte auch er, ohne daß er ein wort fallen ließ, sein gerüst höher auf Marchwitza roheisen 304. 1964 als er im bett lag, stützte er sich noch einmal auf Březan mannesjahre 223. 1999 sich, den kranken [auf seinem lager] a(ufstützen) Duden, wb. dt. spr. 1,353c. 2 etwas, sich auf etwas ruhen lassen, stellen, stützen: 1675 wie seelig ist der mensch, .. / der sich auf seinen stab, das ewge wort, aufstützt Silesius wandersmann 151 HND. ⟨1719⟩ hier lies er seinen gram bey gräbern, asch und graus / mit aufgestüztem arm und naßen seufzern aus Günther 1,154 LV. ⟨1815⟩ mehrere .. kinder .. hörten, die köpfchen in beide arme aufgestützt, mit der größten aufmerksamkeit zu Eichendorff s. w. [1908]2,53 K. 1932 (er) legte die hände über den korb des aufgestützten säbels Roth radetzkymarsch 206. 1988 die alten .., die jetzt ein kissen aufs fensterbrett legten und mit aufgestützten ellenbogen gelassen das geschehen verfolgten Franz vergnügen 113. bildl. auchetwas abstützen, unterstützen 1760 meinen sinkenden muth durch den gedanken aufzustüzen, daß noch ein rechtschaffener übrig ist, der mich liebt Wieland I 3,83 ak. 1768 man wählet merkwürdige personen, deren handlungen bekannt sind: damit die wahrheit einiger erkannten züge, die poetische wahrscheinlichkeit aufstütze Sonnenfels schaubühne 224 WND.

Im ²DWB stöbern

a b c d e f
aufsteiger ausschlafen
Zitationshilfe
„aufstutzen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/aufstutzen>.

Weitere Informationen …