Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

dahinten, adv.

Fundstelle: Band 6, Spalte 104, Zeile 54
DAHINTEN adv.   mhd. dâhinden. mnd. darhinden. zuss. von 1da mit hinten adv., seit dem mhd. bezeugt, zunächst oft in getrenntschreibung. neben sonst geltendem da- steht im 16./17. jh. vereinzelt dar-. 1 als freie adverbiale bestimmung gegenstände und vorgänge an einem vom standpunkt des betrachters aus im hintergrund gelegenen ort lokalisierend: ⟨u1170/80⟩ den vrowen was (auf dem schiff) ein gadin gireit/ da hindine bime sture d. Wilde Mann 2,151 ATB. ⟨u1285⟩ sie werden (auf der flucht) bêdenthalben/ dâ hinden und dâ vorne/ begriffen sô mit zorne,/ daz ir dekeiner mac genesen Konrad v. Würzburg trojan. krieg 11837 LV. ⟨n1420⟩ und als vorgeschriben stat, wie sich etlich von Berne sumden dahinden (im ort Frauenbrunnen) und mit der paner nit ziechen wolten, des kamen harnach ziechen die vigende so ze Hertzogenbuchsee und da umb im land lagen Justinger berner-chr. 144 S. 1543 der mensch vnd die rossz werden alleyn graw. aber der mensch erstlich da vornen, darnach dahynden am haubt Eppendorff Plinius 204. 1775 wenn mirs so recht weh ist, kehr ich mich nach norden, wo sie dahinten ist zweyhundert meil von mir meine geliebte schwester Goethe IV 2,270 W. ⟨1953⟩ ein paar von denen, die vorn standen, drehten sich um, während die anderen noch immer vorwärts drängten. ‘na, was ist eigentlich los dahinten?’ Baum rehe (1954)9. 2 als notwendige adverbiale bestimmung bei raumbezogenen verben. a räumlich, von einem im hintergrund befindlichen ort: 1480 wo die hant gern pleypt dohinden (um nicht zu geben) ,/ do mag man gar leycht ursach finden Folz reimpaarsprüche 26,419 F. 1559/66 also haben die Teutschen ein sitt,/ der glertest muͦss dahinden stohn,/ die bauren thuͦnd herfürher stohn Montanus schwankb. 443 LV. 1672 (im wirtshaus) fande ich unterschiedliche tische mit auch unterschiedlichen standsleuten besetzt .. wol dahinden sasse eben der jenige mit noch einem gespanen, der denselben tag das kühlein verkaufft hatte Grimmelshausen vogelnest I 77 Sch. ⟨1953⟩ sieben elefanten hatten keinen zahn/ seinen zahn hatte nur noch der achte./ und nummer acht war vorhanden, schlug die sieben zuschanden/ und herr Dschin stand dahinten und lachte Brecht stücke (1953)8,370. attributiv: ⟨1558⟩ (er sagte,) er wolte nur des ofen dahinden huͤten, auch allerley schlechteste arbeit außrichten Bebel, facetiae (1568)11b. 1720 die fünfe dahinten, stunden, nicht sowohl wegen befürchtender gefahr, als über das geräusch erschrocken, anfangs stille Vischer Robinson Crusoe (Hamb.) 2,108. ⟨1910⟩ die maschinen dahinten schnurrten so angenehm fabrikmäßig, es hatte gar nichts beunruhigendes Rilke (1927)5,75. b von der räumlichen vorstellung gelöst, hinter der oberfläche von erscheinungen und sachverhalten. im 16./17. jh., vor allem bei Luther: 1522 das ist der gottisdienst Herodes, der sich stellet, alß wolt er Christum anbeten und gott dienen, und ist nichts dahynden Luther w. 10,1,1,679 W. 1561 es ist ein vrsach dahinden, es hatt ein heimliche vrsach. subest causa Maaler t. spr. 86a. 1693 was ist es denn, das sonsten stekkt dahinden? J. Meier großmuth E 2b. 3 ohne raumbezug. als rest übrig, nicht beachtet, noch nicht eingetreten: 1524 er (gott) machts wie er will, vnd wenn er myr gleych vergillt, was ich verdienet habe, so ist seyn noch mer dahynden, darumb erschreck ich fur yhm Luther bibel 10,1,52 W. ⟨1540⟩ alsbald er fruͤe auffstehet, das er bald ein suppen hab, vber ein stund das mittagmal, dann nach dem mittag ein vesperbrodt, oder jausen, vnd nach dem vesperbrodt das abendtmal, das lernen aber weit dahinden katechismen böhm. brüder 379 M. 1703 wann die nachtigallen, so über winter in der stuben gehalten werden, bald nach weynachten anschlagen und anfangen zu singen, so wird es bald sommer; singt sie aber langsam, so wird es langsam sommer, und ist ein grosser nach-winter noch darhinten d. curiöse künstler 497.

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Zitationshilfe
„dahinten“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/dahinten>.

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