Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

Es wurden mehrere Einträge zu Ihrer Abfrage gefunden:

dumpf, adj.

Fundstelle: Band 6, Spalte 1491, Zeile 66
DUMPF adj.   mnd. dump; nnl. (älter) domp; ne. dump ‘verblüfft (älter); stumpf (mdal.)’. norw., dän. dump sind aus nhd. dumpf entlehnt. spät und mit ausnahme des nhd. spärlich bezeugtes westgerm. adj., das mit dimpfen vb., dampf m. und dumpf m. zu den germ. p-erweiterungen der idg. wz. *dhem-, dhemǝ ‘stieben, rauchen’ gehört.das seit anfang des 18. jhs. in texten md. und nd. autoren erscheinende wort hat sich bereits vor 1800 in der schriftsprache eingebürgert. mdal. ist es dagegen auf den nd.-md. raum beschränkt. I im physischen bereich. A in bezug auf sinneseindrücke, gedämpft. 1 akustisch rauh, hohl, von geringer lautstärke oder dunkler klangfarbe und daher oft traurig oder unheimlich klingend: 1710 sonderlich .. ist an diesem vogel zu bewundern sein .. grober und dumpfer schrieh oder laut Göchhausen notabilia (Weimar) 95. 1787 die prinzeßin .., bey deren anblick sogleich ein dumpfes gemurmel unter allen anwesenden entstand Wieland Dschinnistan (1786)2,186. ⟨1837⟩ als hört’ ich glocken klingen, / wie fernes dumpfes grabgeläut Lenau s. w. 621 E. 1868 sowie .. der donner der kanonen dumpf .. zu uns herüber .. zitterte, trat die avantgarde .. an skizzen feldzug 1866 101. 1885 eine .. dumpfere aussprache der vokale Sach heimat 393. ⟨1926⟩ ‘ich weiß nicht, wovon du sprichst,’ antwortete Claes dumpf, als läge eine hand auf seinem mund A. Neumann teufel (1927) 41. 1968 die dumpfen schritte der wächter Jens nein 192. 2 optisch. a dämmerig, trübe: 1787 in dem dumpfen lichte, das aus der kuppel auf den sarg herabfiel Wieland Dschinnistan (1786)2,116. ⟨1945⟩ von seinen (eines arztes) händen strahlt ein heller schein / in vieler zellen dumpfes grau hinein Haushofer sonette (1947)45. b matt, glanzlos: 1844 die spiegel rings, in dumpfes gold gefaßt Geibel ged. 316. ⟨1904⟩ mit glühenden und dumpfen .. farben Meier-G. entwicklungsgesch. 21,147. c dunkelfarbig: 1928 en d[ump] duch rhein. wb. 1,1559. 3 von gefühlseindrücken: 1779 kopf schmerzen hatte ich nicht, nur etwas dumpfes im kopfe Leisewitz tgb. 1,12 M./L. 1825 statt eines starken schmerzes erfolgt oft nur dumpfer schmerz Schweighäuser gebären 219. 1968 der dumpfe druck in den schläfen Fussenegger pulvermühle 206. B in bezug auf die luft, besonders in geschlossenen räumen, den atem beklemmend, stickig: 1767 schwermüthig ziehen / aus dumpfen höhlen .. / verdruß und langeweile Goethe I 37,36 W. ⟨1842⟩ eine dumpfe schwüle Mosen s. w. (1863)5,48. 1957 die dumpfe und stickige luft der bunker Roessler jugend 335. C in bezug auf organische substanzen, faul, verdorben, moderig riechend oder schmeckend: 1771 dumpfes heu Lessing 1,22 L./M. ⟨1878⟩ das salz der erde, das einzige, das noch nicht dumpf geworden Fontane ges. w. (Berl. o. j.) I 1,121. 1954 akten, die dumpf rochen Kirst nullacht 2,105. D in bezug auf die menschlichen sinne, funktionsuntüchtig unscharf: ⟨1836⟩ wir .. sahn’s nur nicht mit dumpfem sinne Rückert ges. poet. w. (1868)1,35. speziell. schwerhörig: ⟨1776⟩ das (eine warnung) krachte dem alten ins dumpfe gehör Bürger 1,137 W. noch mdal. hamb. – gefühllos: ⟨1910⟩ die .. knieende stellung hatte meine glieder dumpf gemacht Rilke (1927)5,113. benommen: 1860 ich kann den dumpfen kopf und die schwäche nicht los werden Storm br. in die heimat 147 S. 1965 die kornfeldhitze .. machte uns dumpf Faecke milan 163. II drei auf der grundlage von I entwickelte, den seelischgeistigen bereich betreffende bedeutungen seit dem letzten viertel des 18. jhs. durch zahlreiche, nicht immer eindeutig zuordenbare schriftsprachliche belege bezeugt. A von I A her, nicht intensiv, unbestimmt, vage. meist von empfindungen, vorstellungen und willensregungen: 1776 es giebt einen gewissen dumpfen haß, da man sich nicht gestehen will, daß man sich nicht mehr liebt Leisewitz Julius 11. ⟨1870⟩ dumpfe, undeutliche auswanderungspläne nahmen rasch eine bestimmte klare form an Raabe 8,217 H. 1922 ein .. dumpfer trieb Müller-F. psychologie dt. mensch 81. 1976 die .. ursache des mißbehagens, zunächst nur dumpf empfunden, wurde später artikuliert Mehnert jugend 124. nur selten außerhalb dieses anwendungsbereichs: 1803 eine .. dumpfe gährung, die häufig in gewaltthätigkeiten ausbricht Rehberg adel 136. 1952 dumpfen andeutungen .. entnommen Kasack netz 201. B von I B her, bedrückend: ⟨v1774⟩ er klagt mit dumpfer bangigkeit Gleim in: Adelung wb. (1774)1,1436. 1847 nach einer halbjährigen dumpfen stille, wo jeder einen neuen schlag von der .. regierung .. erwartete Florencourt zeitbilder 1,23. 1929 dumpfe sorgen Werfel Barbara 87. 1966 daran .. zurückdenken wie an einen dumpfen traum Abendroth neugierige 216. C von I D her, zur bezeichnung eines niedrigen bewußtseinsgrads. 1 von zuständen völliger lähmung der geistes- und seelenkräfte: 1774 es ist alles so dumpf so todt vor meiner seele, als hätt ein donnerschlag meine sinnen gelähmt Goethe jugendw. 2,75 ak. 1892 du hast .. dumpf geschlafen Bierbaum ged. 185. bildlich: 1931 alle liebe wurde dumpf und tot Blunck sprung 84. 2 von zuständen verminderter aufnahme- oder reaktionsfähigkeit: 1779 in diesem zustande des dumpfen .. hinstaunens Musäus reisen (1778)4,44. 1825 ganz Europa lag noch .. in dumpfer betäubung ob des raschen französischen einbruchs K. A. Varnhagen denkm. (1824)2,42. 1974 sogleich versank .. Gregor Iwanowitsch .. in dumpfes brüten Bamm schöpfung 209. 3 von menschen auf niedriger kultur- oder bewußtseinsstufe, ihren eigenschaften und verhältnissen: 1791 er führt ein dumpfes kümmerliches leben Schubart leben 1,225. ⟨1862⟩ die dumpfe mittelmäßigkeit Lassalle ges. reden u. schr. 6,128 B. 1941 dumpf ist die masse der eingeborenen dort unten in Kamerun Gminder arzt 185. vom tier: 1943 als das ebenbild des herrn .. bewähre sich der mensch, indem er nicht, wie die dumpfern geschöpfe, durch gewalt zu herrschen trachtet Staiger meisterw. 138. die für gewöhnlich in negativem sinn gebrauchte bedeutung von Goethe um 1775/80 gern ins positive gewendet im sinne einer nicht durch reflexion getrübten ursprünglichkeit: ⟨1775⟩ der unmensch ohne zweck und ruh / .. und seitwärts sie mit kindlich dumpfen sinnen Goethe Faust 1,136 ak.

dumpf, m.

Fundstelle: Band 6, Spalte 1493, Zeile 42
DUMPF m.   zugrunde liegen der maskuline a-stamm mhd. dumpf, mnl., nnl. (älter) domp ‘nebel, qualm, ausdünstung’ , ne. dump ‘geistesabwesenheit (älter); schwermutund der maskuline n-stamm mhd. dumpfe, mnd. dumpe, verbalsubstantive zu dimpfen vb. neben ablautendem dampf m.die schwache bildung und das auf ihr beruhende starke mask. auf -en jünger nhd. nur noch in bedeutung 1 bezeugt: 1774 der dumpfen Adelung wb. 1,1436. 1895 dumpfe Hertel thür. sprachschatz 86.nur vereinzelt in literarischen texten erscheinendes mundartwort. 1 atemnot: ⟨u1330/40⟩ er .. lîf den andrin nâ / .. zu jungist im der dumpfe / bestûnt .., / daz er vîl dânidir tôt Nicolaus v. Jeroschin kronike 11768 S. 1837 unbequemer als eine beule, – lästiger als den dumpf Rückert verwandlungen 2,120. um 1900 noch mdal. omd. und waldeck. 2 dampf, ausdünstung: 15.jh. fumus dumph Diefenbach n. gl. 185a. bildlich: 1923 daheim wär ich an mir erstickt, Berlin half mir aus dampf und dumpf ins helle Bahr selbstbildnis 202. frnhd. redensartlich im dumpfen liegen nicht luftig lagern: ⟨1575⟩ ist zu wissen, daß die gerste .. zu verwesen anfänget, vmb .. daß sie im dumpffen ligt, vnd keine lufft hat Knaust bier (1614) C 3b. 3 schimmel: 1663 Schottel haubt spr. 1306. 4 modergeruch: 1838 Jungmann slownjk (1835)4,669a. 1940/4 Ziesemer preuß. wb. 2,129a. 5 humusboden: 1858 den hâwern in’n sump, un de gaste in’n dump Schambach Gött. 51a.

dumpfer, adj.

Fundstelle: Band 6, Spalte 1494, Zeile 3
DUMPFER adj.   seltene parallelbildung mit r-suffix neben suffixlosem dumpf adj.auch literarisch überwiegend mit md., nd. unverschobenem p. vereinzelt zur -bar-abl. umgedeutet, s. b. – das besonders in der 2. hälfte des 17. jhs. bei md. und nd. autoren erscheinende wort hat sich neben konkurrierendem dumpf nicht behaupten können. gedämpft, von sinneseindrücken. a akustisch: ⟨v1565⟩ ein kleine vnnd tumpere stimm Mathesius hist. Luther (1566)151b. 1670 mit einer hollen dümpern stimme, gleichsam alß wann sie von fernen gehöret würde Grimmelshausen Springinsfeld 70 Sch. noch lexikalisch: 1711 dumpfer Rädlein spr.-schatz 1,204b. b optisch: 1677 ich .. sahe ein dumbares liecht .. hervor scheinen Anton U. v. Braunschweig Octavia 1,366.

Im ²DWB stöbern

a b c d e f
dreißigtage dunkelfarb
Zitationshilfe
„dumpfer“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/dumpfer>.

Weitere Informationen …