Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

Es wurden mehrere Einträge zu Ihrer Abfrage gefunden:

ent-., entbieten, entseben., entbinden, entdecken, entfalten, entfesseln, entgürten, enthüllen, entkleiden, entsatteln, entschleiern, entstellen, enttarnen, enttäuschen, entwaffnen, entzweien, entdunkeln, entgeistigen, entgiften, entkrampfen,, entloben, entmotten, entpuppen, entsorgen, entvölkern, entzaubern., enthelfen, enthören, entarten, entästen, entbeinen, entgräten, enthaupten, entjungfern,, entkernen, entmachten, entmündigen, entmutigen, enträtseln,, entrechten, entrümpeln, entsittlichen., enteilen, entfahren, entfallen, entfliegen, entfliehen, entführen, entgehen, entgleiten, entkommen, entlaufen, entlehnen, entleihen,, entleiten, entlocken, entnehmen, entquellen, entreißen,, entrücken, entschlüpfen, entschwinden, entsenden, entsinken,, entweichen, entwenden, entwischen, entziehen, entzücken, entbehren, enthalten, entraten, entstehen, entlohnen, entrichten, entscheiden, entschichten, entsühnen.., entäußern, entbeißen, entblößen, entbrennen, entfachen, entfernen, entflammen, entfremden, entleeren, entschlafen,, entschlummern, entspinnen, entstehen, entunehren, entzünden,, entzweien, entbauen, entbitten, entdenken, entfolgen,, entgötzen, entkälten, entkobern, entmangeln, entörtern, entseufzen,, entsterben, entrütten, entschrunden, entspreiten,, entstoßen

Fundstelle: Band 8, Spalte 1339, Zeile 23 [Horlitz, Albrand]
ENT-. die nhd. ent-verben haben sich aus zweifacher wurzel entwikkelt meist liegen ihnen bildungen mit dem präfix ant-, zum teil aber auch solche mit in- zugrunde. durch die germ. akzentfestlegung nach der entstehung der nominal-, aber vor derjenigen der verbalkomposita erscheint das in substantiven wie antlitz, antwort in voller form erhaltene ant- als verbalpräfix in gestalt einer unbetonten vorsilbe. nur die frühesten ahd. quellen bieten gelegentlich noch das ursprüngliche a. sonst liegt allgemein der durch abschwächung daraus entstandene unbestimmte murmellaut vor, der ahd. in der regel mit i, mhd., nhd. mit e wiedergegeben wird. neben ahd. int- auch die var. ent- und unt-, neben mhd. ent-, int-, ont- und unt-. – schon in frühahd. zeit entsprechen die formen mit und ohne t nur noch zum geringsten teil der ursprünglichen präfixverteilung sie spiegeln vielmehr meist jüngere lautentwicklung wider: schwund oder erhalt, unter umständen auch neueinfügung des präfixdentals sind vor allem durch die qualität des folgelautes bestimmt. vor vokal und h sind t-lose formen so gut wie nicht bezeugt. vor w, m, n, r und nachahd. l sind sie selten. die verschlußlaute haben dagegen schon im 9. jh. weitgehenden t-schwund bewirkt, dem bei stimmhaft gebliebenem b, d, g assimilation vorangegangen war (enpern, entecken, enkelten). in unmittelbarer nachbarschaft zu labialen stehendes n ist ebenfalls assimiliert worden (embern, emplündern). vor s hat eine unterschiedliche entwicklung stattgefunden: vor dem spätmhd. als ̌s erscheinenden s vor konsonanten und in der bereits im 11. jh. in denselben laut übergegangenen verbindung sk wechseln t-formen mit t-losen, wobei die ersteren außer vor sch < sk zu überwiegen scheinen. s vor vokal hat dagegen seit Notker in den allermeisten fällen ein t vor sich, das auch seit dem späten 13. jh. auftretende z-schreibungen (enzeubern für entsäubern, enzeben für entseben) bestätigen. wo, wie im omd., anlautendes vorvokalisches s stimmhaft gesprochen wurde, weisen solche schreibvar. außerdem auf auch bei dieser lautgruppe eingetretene assimilation hin. zur auffälligsten assimilationsbedingten formveränderung ist es vor f gekommen hier ist die gruppe tf zur affrikata pf, auch ph geschrieben, geworden (inphâhan schon im Tatian, zahlreichere belege, enpfremden, enpfüeren, seit 12., 13. jh.), der sich dann das vorangehende n angeglichen hat (empfallen, empfliehen). – auch wo das t ahd. völlig geschwunden war, stellen sich, für gewöhnlich ausgehend vom nfrk., ende 12. jhs., in der regel md. früher und häufiger als obd., wieder t-formen ein. dabei braucht es sich nicht in jedem fall um die wiederherstellung der ursprünglichen präfixform zu handeln. so kann z. b. das tz eines mhd. entziehen auch bloße orthographische z-var. sein. seit dem späten 13. jh. auftretende entpfüeren-, entperen-belege sind aber zweifellos als übergang von der durch reinen lautwandel entstandenen zur analogisch umgebildeten form anzusehen und lassen eine konservative, auf die wiederbzw im fall der ursprünglichen in-verben, neueinführung des weithin geschwundenen präfixdentals gerichtete entwicklungstendenz erkennen. der endpunkt dieser entwicklung ist, für die einzelnen anlauttypen unterschiedlich zwischen mitte 16. und 1. viertel 18. jhs. mit der rückgängigmachung jeglicher assimilation und der wiederherstellung des ursprünglichen grundwortanlauts erreicht. von der wiederherstellung ausgeschlossen bleiben nur die drei nicht mehr als ent-bildungen erkannten verben empfangen, empfehlen und empfinden. das archiv der göttinger arbeitsstelle des 2DWB enthält etwa 1870 bildungen mit ent-. nach dem datum der frühesten bezeugung entfallen davon auf das althochdeutsche 10% und auf das mittelhochdeutsche 27 ̇für das 15. bis 19. jh. sind jeweils rund 10% der erstbezeugungen zu beobachten, für das 20. jh. 23%. ent-verben sind untrennbar. deverbale bildungen überwiegen. die verben der gruppe 2 b schließen an be-, ver- und ein-antonyme an. unmittelbar von substantiven oder adjektiven abgeleitet sind, abgesehen von wenigen gelegenheitsbildungen, nur die verben der gruppe 3. die gruppen 6 und 7 enthalten ausschließlich bildungen, die in der jüngeren sprachgeschichtlichen entwicklung durch er- bzw. zer- abgelöst worden sind. 1 verben mit direktivem ent-. die seltenen bildungen sind durchweg früh auch in germanischen, insbesondere gotischen entsprechungen schon vorahd. bezeugt. mit ausnahme mehrerer wahrnehmungsverben erscheint der bildungstyp schon ahd., mhd. nicht mehr einheitlich. nhd. ist er auf einige vielgebrauchte einzelwörter beschränkt:-bieten, -seben. 2 verben mit aufhebung oder negierung bezeichnendem ent-. a ent- bezeichnet einen aufhebenden gegensatz zum basiswort. im hinblick auf die geringe zahl sicherer denominaler ent-abl. in vornhd. zeit werden dieser gruppe auch alle auf ein denominatives simplex beziehbare ältere bildungen zugeordnet, die möglicherweise direkt vom zugrundeliegenden substantiv oder adjektiv abgeleitet sind. in vielen fällen ist mit jüngeren umdeutungen im sinn von 3 zu rechnen:-binden, -decken A,-falten 1,-fesseln, -gürten, -hüllen, -kleiden -satteln, -schleiern, -stellen, -tarnen, -täuschen 1, 2,-waffnen 1,-zweien 1. b ent- bezeichnet einen aufhebenden gegensatz zu einer be-, ver- oder ein-bildung:-dunkeln, -geistigen, -giften, -krampfen, -loben, -motten, -puppen, -sorgen, -völkern, -zaubern. c ent- bezeichnet eine negation. vom spätahd. bis ins ältere nhd. spärlich bezeugter bildungstyp:-helfen 2,-hören 1. 3 verben mit privativem ent-. seit ahd. zeit auftretende nominalableitungen zunächst vor allem von körperteilbezeichnungen; nhd. deutlich zunehmend. nicht immer eindeutig gegen 2 abzugrenzen. für die ältere zeit nur bei fehlen einer verbalen herleitungsmöglichkeit angenommen: -arten 2,-ästen, -beinen, -gräten, -haupten, -jungfern, -kernen 1,-machten, -mündigen, -mutigen, -rätseln, -rechten, -rümpeln, -sittlichen. 4 verben mit separativem ent-. a ent- bezeichnet ‘von etwas fort oder her, aus etwas heraus-eilen, -fahren, -fallen, -fliegen, -fliehen, -führen 1, 2,-gehen 1, 2, 3,-gleiten, -kommen, -laufen 1,-lehnen, -leihen, -leiten, -locken, -nehmen B, C,-quellen, -reißen, -rücken, -schlüpfen, -schwinden, -senden, -sinken, -weichen, -wenden, -wischen, -ziehen, -zücken 1, 2, 3. b ent- bezeichnet den abstand oder die abwesenheit:-behren, -halten A,-raten 2,-stehen C. c ent- bezeichnet den perfektiv-resultativen aspekt. meist synonym neben entsprechenden ab-verben:-lohnen, -richten B,-scheiden B, C,-schichten, -sühnen. 5 verben mit inchoativem ent-. das geraten oder versetzen in einen zustand. die bildungen gehen z. t. auf alte in-bildungen zurück; vgl. imbiß neben entbeißen und germ. entsprechungen wie got. inbrannjan und mnl. inbiten-äußern, -beißen, -blößen, -brennen, -fachen -fernen, -flammen, -fremden, -leeren, -schlafen, -schlummern, -spinnen, -stehen, -unehren, -zünden, -zweien. 6 verben mit ent- als konkurrenzform zu verschiedenen er-bildungen. vereinzelte parallelbildungen zu er-verben unterschiedlicher bedeutungstypen seit mhd. zeit:-bauen, -bitten, -denken, -folgen, -götzen, -kälten, -kobern, -mangeln, -örtern, -seufzen, -sterben. 7 verben mit ent- in der bedeutungauseinander’. selten; oft neben geläufigeren zer-bildungen:-rütten, -schrunden, -spreiten, -stoßen 2.

entscheiden, vb.

Fundstelle: Band 8, Spalte 1472, Zeile 7 [Horlitz, Albrand]
ENTSCHEIDEN vb.   (1) mhd. entscheiden. mnd. entschēiden; mnl. ontsceiden, nnl. (nur regional) ontscheiden. präfixbildung zu scheiden vb. (2) st. vb. VII. das ursprüngliche reguläre part. prät. entscheiden herrscht bis ins späte 16. jh. vor und wird seit dem 17. jh. durch entschieden ersetzt, das im 14. jh. erstmals auftritt. letzte bezeugung von entscheiden M18.jh. entscheiden werden qu. rechtsgesch. rhein. städte jül. 1,370. vereinzelte schwache formen des part. prät.: 1399 entschaidet haben rechtsqu. Argau II 2,18. 1735 natur von gnade wird entscheidet gesangb. Herrn-Huth 43. (3) die in scheiden vorhandene bedeutung ‘trennen’ (s. A) ist früh übergegangen in die bedeutungerledigen, abtun, abfertigen durch endgültiges festsetzen(s. B) oder ‘erreichen eines endgültigen zustands’ (s. C). der wandel ist motiviert durch die vorstellung, daß etwas im zweifels- oder streitfall durch völlige trennung von verschiedenen möglichkeiten oder positionen zu klären ist. A (sich) trennen. 1 trennen, absondern: ⟨u1220⟩ daz diu minne an vröuden mich rîche/ schiere mache, und von tôde entscheiden Wolfram Titurel 676,3 L. ⟨E13.jh.⟩ wistin si (bestimmte menschen) icht daz wider got were, daz leidin si abe. noch dan minnent si di dinc di si fon gode nicht intschedint paradisus anime 119 DTM.hs. 15.jh. dy hantwerglute waren ouch entscheiden yn den gassen, also das igliche ire eygenen gassen hatten spätlese ma. 1,59 TSM. 1541 scribenten die sagen, das man den vermahlenden jr har vnd scheitlen mit eim schafft vnd spießeisen von einander theil vnd entscheid Boner Plutarch 1,17b. 1754 eine schöne liechte capell, und hat eine höhe mit dem berg Calvari, nur daß es eine mauer entscheiden thut Leiblich pilger 179. 2 verscheiden, sterben: ⟨1326⟩ ich .. wollt vonn diser wellt nicht enndtschaiden, ich schueff meiner seel dinng urk. rodenegg-arch. 29 S. 1558/1594 dem 6. dito nach mittag ist in gott entschieden Steffan Herman chr. Eger 114 G. 1727 die augen sahen nur mit untermischten ach!/ dem, seinen wahn gemäß, entschiednen weibe nach Henrici ged. 1,197. 3 etwas von etwas unterscheiden, gegeneinander abgrenzen: ⟨1338⟩ des ezzenden gume mac/ intscheiden allerleyge smac Hiob 4612 DTM. 1584 (das kind) hat ein leng lichten leib, daran man nicht wol den hindern vnd bauch vermercken oder entscheiden koͤnnen Irenaeus de monstris R4b. 1761 weil man, da zumalen die pflanze nur einzeln hin und wieder wächßt, dadurch ausser stand bleibt, alles gehörig zu entscheiden und anzumerken Erhart pflanzenhist. (1753)10,74. – sich von etwas unterscheiden; refl.: hs.E15.jh. sele gebet leben und bescheidenheit wisheit:/ nochtant entscheiden sie sich nit alsfelder passionssp. 5152 G. 1751 sie glaubten diese tracht sich zu entscheiden käme ihnen alleine zu das neueste v. gestern 3,24 B. 4 etwas aufheben, beenden, außer kraft setzen: ⟨E14.jh.⟩ daz heymlich globde entscheidit keyne e Rothe rechtsb. 70 R. 1575 wenn der futtermarschalck mit dem eßen uff der hoffstuben kombt, sol er durch die jungen das gebethe thun laßen, gleichfals auch nach entschiedener mahlzeit hofordn. 1,97 K. von einer verpflichtung befreien, von etwas lossprechen: ⟨u1476⟩ suͦch ein gelerten beicht uatter der dich darauß (gelübde) künd entscheÿden spiegel d. sünders (1480)77a. B festlegen, -setzen. 1 einen zweifelsfall klären. a jmdm. bescheid auf eine frage über etwas unbekanntes geben, jmdm. etwas auseinandersetzen: ⟨u1300⟩ zem êrsten, wâ durch Christ di pên/ leit zwischen den schâchêren zwên./ Jeronimus daz entscheidet Johannes v. Frankenstein 8237 LV. 1539 nyemandts aber do was, so die hertzogin irer frag endtscheyden kundt Wickram 1,63 LV. 1787 wenn du’s begehrst, dass ich’s entscheidend dir zuerst verkünde, wisse, todt ist er! Stolberg Sofokles 1,187. b eine frage endgültig beantworten. im 18. jh. stark zunehmend und seitdem hauptgebrauch unter B u1305 ist aber, daz si (die boten) iz (die frage der bürger nach einem sachverhalt) da intscheiden, wes si bekennen da, daz muz vor sich gen freib. stadtrecht 100 E. ⟨u1460⟩ der selben payder maister frogung und zwaigung der haylant Christus geloͤst und entschaiden hatt mit dem das er in darnach mit vil grossen wunderzaichen geeret hat Hartlieb dialogus 168 DTM. 1610 item daß einer vom vbrigen fleisch ebner massen könne kranck werden, so entschiedet dannoch Hippocrates nicht, von wellichem vnder beyden der mensch könne bälder vnd gefährlicher kranck werden Guarinonius grewel 559. 1786 ich will mich ankleiden – ob zur freude, ob zur trauer, mag gott entscheiden Schröder schaubühne 1,1,69. 1978 bedauerlicherweise haben wir aber keinen internationalen mechanismus, keine institution und kein abkommen, um zu entscheiden, was eine allgemeine verbesserung darstellen würde Schneider, klima 278. c etwas als etwas erkennen und kennzeichnen, begrifflich festlegen: ⟨M14.jh.⟩ ouch ist mir nicht unkunt, .. daz nymant lichtlichen mag entscheiden keinirley tolkunge (übersetzung, auslegung) er vorneme denne erst was er list Cranc 7 Z. 1542 die alten haben die freündtschafft also außgelegt vnnd entscheyden, auch gesagt, es seye isotis, zuͦ latin equalitas, das bedeüt ein gleicheyt Herold ee 18a. 1759 ich sahe sehr genau zu, konte aber dergleichen flecken oder merkzeichen gar nicht entscheiden Stevens, reise 237. 1966 man könnte mit einem automaten dieser art aussagenlogische ausdrücke entscheiden Klaus kybernetik (1967)358. d eine abschließende beurteilung über etwas, eine bewertung von etwas abgeben: 1758 so findt ein greis gehör, wo jüngre nichts entschieden Lichtwer vernunft 41. 1860 so könne es nicht die sache der gesellschaft, als gesellschaft sein, über die zulässigkeit einer handlungsweise zu entscheiden, die allein den einzelnen berühre Mill, freiheit 141. 1978 er weiß, daß man über die letzten fragen des lebens im exakten sinn nichts wissen oder entscheiden könne Grabner-H. vernunft 196. 2 rechtskräftige festsetzungen vornehmen. a ein urteil, einen schiedsspruch in einem rechtsstreit aussprechen. oft formelhaft verbunden mit gleichbedeutendem erkennen, sprechen, berichten, entrichten u. ä. im 19. jh. veraltend: ⟨1315⟩ twidract to entscheiden fruntlich adir im rechte urkb. Halle (1930)2,88. 1483 solichs (streitigkeit) zuverkommen haben wir mitsampt den zusetzen bald nach angefengtem rechten und der sach gutlich underwonden und mit beyderteyl wissen und willen in der gutlicheit beteydingt abgeret und entscheiden in maszen nachfolgt mon. wormat. 602 B. 1570 da des kauffs oder des werths halben jrrungen fürfielen, soll der feldtmarschalck darin zusprechen, unnd sie zuentschaiden haben in: Frauenholz heerwesen (1935)2,2,274. 1765 es sey vielleicht dieses ein privatgerichte gewesen, worinnen jedoch zugleich reichssachen entschieden worden allg. dt. bibl. 1,2,124. 1979 die juristisch noch nicht entschiedene mitbestimmungsklage der deutschen schutzvereinigung für wertpapierbesitz gött. tagebl. 34, wirtschaft. b jmdm. in einem rechtsstreit bescheid geben: ⟨14./16.jh.?⟩ so söllent beid theile komen für die dorfmeyer der selben stösse, vnd die söllent denn darzu gän vnd sy entscheiden, als sy ir eyde vnd ere wiset weist. 1,78 G. ⟨1441⟩ also so sollend die benembten teile von den bruggen und wägen wegen endtscheiden sein rechtsqu. Bern II 1,2,33. 1608 die (dazu verordneten) sollen alßdann beidertheil spänn und irrung eigentlich verhören, den augenschein einnemmen, allen mangel ordenlich besichtigen und dieselbige theil nach allem gleichisten und billichsten entscheiden obrhein. stadtrechte III 1,2,963. ⟨1742⟩ auf stäten, wo der spruch des richters uns entscheidet belustigungen d. verstandes 2(1744)92 Sch. streitende parteien durch einen schiedsspruch auseinanderbringen, vergleichen, miteinander versöhnen: ⟨M14.jh.⟩ das gerichte des herren ist mit sinem volke und mit Israhel wil er sich entscheiden Cranc 340 Z. 1652 den verlornen himmelsfrieden/ bringt diß neugeborne kind,/ das mit gott uns hat entschieden Birken weihrauchkörner 37. c in einem streit zu einer einigung in der sache kommen, sich gütlich einigen; refl.: ⟨u1300⟩ ist eyn gut von czweyn mannen ansproche, heyschizit is der richter, man sul is ym antwortin, unde der richter sal is undir ym haldin, bis sie sich entscheidin dorumme czu rechte neumarkter rechtsb. 175 M. ⟨1439⟩ hat ein geistlich man zü sprechen an einem weltlichem umb eygen oder umb erbe, so sol der geistlich sich entscheyden gegen einen weltlichem vor einem rat, es sey mit recht oder in der mynne ref. Siegmunds 298 MGH. ⟨1594⟩ (sich) freund= und nachbarlich miteinander auf nachfolgende mittel und meinung zu vergleichen, und entscheiden samml. baier. bergrecht 359b L. 3 kraft eigener befugnis etwas, das für andere verbindlich, verpflichtend ist, genau festlegen, bestimmen: ⟨M14.jh.⟩ an czwivilhaftigin dingin sullin sy (priester) entscheyden, was man halden sulle und was man myden sulle Cranc 261 Z. 1628 schaffe, gebiette, entschaide die kirch noch heut deß tags, was in diser sach für recht gehalten vnd von allen geglaubt werden soll Forer, katzenkrieg 401. 1753 wenn zweifel vorfielen, wären solche bey dem römischen stuhl anzuzeigen, welcher durch hiezu abgeordnete cardinäle alles wollte entscheiden und die zweifel auflösen lassen Pertsch canon recht 337. 1979 das oberverwaltungsgericht entschied jetzt im sinne der behörde frankf. rundschau 44,24. 4 seine wahl treffen, sich auf jmdn. oder etwas festlegen, sich zu etwas entschließen; meist refl.: 1523 unser groͤster kummer was, das wir uns nit wol entscheyden kundten, womit wir gott des groͤsser gefallen bewisen, mit unserm bleiben oder abscheiden Bucer I 1,135 S. 1779 er (Bodmer) zerfiel mit Klopstock, ich entschied für diesen Gleim brw. (1899) 410 LV. 1861 meiner ansicht nach sollten schwächere patienten sich gleich für den einen oder den andern ort, nämlich Meran oder Gries, entscheiden Tschirschky Meran 122. 1979 in dem moment, wo ein schauspieler sich entscheidet, oder ein mensch sich entscheidet, auf die schauspielschule zu gehen, entscheidet er sich ja nicht nur für den schönen glanz der bühne frankf. rundschau 27,11. C zu einem ergebnis kommen oder bringen. in der 2. hälfte des 18. jhs. rasch zunehmend und seitdem breit bezeugt. 1 ein bestimmtes ergebnis herbeiführen, zu einem ergebnis bringen: 1563 es war .. solcher teilung Johannes nicht zu frieden, sondern hielts dafuͤr Johannis teil were besser als seins. darumb vnterstunden sie sich mit kriege zu entscheiden Faber Saxonia 184b. 1786 könnten .. aber nicht die schlachten eben so gut nach der größern anzahl von zerlappten köpfen, blutigen nasen und blaugeklopften augen entschieden werden Bode Fielding, Jones 2,351. 1844 in dem 30jährigen kriege ward der kampf zwischen der landeshoheit und der kaiserlichen gewalt entschieden Stängel postwesen 112. 1977 der krieg in Korea war zu ende, der aufstand in Ungarn ohne Amerika zugunsten des ostens entschieden Cordes haus 278. ein bestimmtes ergebnis haben; refl.: ⟨1787⟩ die sonne/ ging zweimal auf und zweimal unter, seit/ das schicksal meines Carlos sich entschieden Schiller 4,114 H. 1864 leider müssen wir wohl unsre wohnung räumen. es wird sich in diesen tagen entscheiden Müllenhoff brw. 79 L. 1979 dort (kirchenkonferenz) entscheidet sich nämlich zumindest eines: ob die katholische kirche den weg der armen geht frankf. rundschau 23,3. 2 den ausschlag für etwas geben, von entscheidender bedeutung sein: 1672 beederseits wurde das schwerd erwehlet, den streit zu entscheiden Addison, West-Barbarey 1,7. 1826 ich denke, wir lassen dieß das loos entscheiden Hauff mem. 1,292. 1979 hier (autorennen) entscheiden allein die boxenregie und die besseren kopiloten süddt. ztg. 155,26.

entschied, m.

Fundstelle: Band 8, Spalte 1479, Zeile 24 [Horlitz, Albrand]
ENTSCHIED m.   mhd. entschiet. abl. von entscheiden vb. B. vgl. auch entscheid m., entscheidung f. von offizieller seite ausgesprochene verbindliche entscheidung, bescheid, urteil, anordnung häufig in verbindung mit gleichbedeutendem spruch, erkenntnis, urteil u. dgl.: 1305 ich Ludweich der Grans tuͦn chunt alle den, die disen brief ansehent, daz Hainreich mein aigen man .. vnt sein erben .. enschied lizzen vmb alle den chrieg vnt ansprach, den .. urk. Raitenhaslach 452 K. 1468 der entschyd von eynes todslags wegen Nikel Becken qu.-u. urkb. Teplitz-Schönau 238 M. 1567 bey sollichem gegebnen bescheid vnd entschid es auch würcklich vnd vnuerweigerlich bleiben solle bawordn. Würtemberg 11. ⟨1653⟩ bey vorgehenden der ritterschafft entschied und ausspruch erster instanz t. reichs-arch. 12,1,101a L.

Im ²DWB stöbern

a b c d e f
existenzbedingung
Zitationshilfe
„entschied“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/entschied>.

Weitere Informationen …