Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

fähnlein, n.

Fundstelle: Band 9, Spalte 41, Zeile 31 [Casemir]
FÄHNLEIN n.   mhd. venelîn. abl. von fahne f. dialektal bedingt erscheinen var. wie venel, venli und formen mit eingeschobenem ‐d‐. diese sind die grundlage für entlehnungen ins nd., nl. und skandinavische. 1 kleine fahne als erkennungszeichen. a wahrzeichen einer gruppe, vor allem militärisches feldzeichen: ⟨1255⟩ wâren schôn nâch mîner ger/ gestôzen reht zwei hundert sper,/ an islîch sper ein vänelîn/ gevar reht nâch dem schilde mîn Ulrich v. Lichtenstein 481 L. 1389 und sol der selb houptman und das gesinde unser und des richs venlin mit in fuͤren urkb. Basel 5,143 W. ⟨1468⟩ in dem vorgenanten krieg, .. do zugent von Bern fünfzig man mit einem venly den eidgnossen zu hilff Schilling berner-chr. 476 L./M. 1544 dan sy .. in ainer grossen schlacht, mit verlust alles geschütz, aller fändl vnnd vast aller haubtleut vberwunden worden font. rer. austr. I 1,520. 1583 dis jahr haben die keyserischen die Venediger abermals hart geschlagen .. vnd alle jhre fenlein erobert Wintzenberger gesch. 14a. 1628 der oberste Turcke Wala .. ward aber erst dafür angesehen, wegen gleichheit der kleider vnd rüstung, als were er von des feindes seiten, hernacher aber erkante man jhn an den fehnlein MyricianusThomas, spiegel 279. 1655 daß keiner, der nicht zum fähnlein geschworen und in die compagnie gehörig, bei leib- und lebensstraf sich gelüsten lasse, durch die monsterung zu gehen gesch. brand. finanzen 2,385 B./W. 1702 wenn sie wiederum zu rücke kommen, müssen sie zum wenigsten ein fähnlein, gemeiniglich der leib=compagnie ihres fliegen lassen, damit man sehe, von wessen regiment es sey Gruber kriegs-disciplin 311. 1757 brigade-fahnen .. sind kleine fähnlein, die im felde bey dem marche der bagage einer armée ein knecht .. herträgt Eggers kriegs-lex. 1,380. 1845 nicht minder furchtbar wehte Luitpold’s von Kressenstein fähnlein mit dem aufgerichteten schwerte im schwarzen felde dem ruchlosen entgegen Binder volkssagen 1,214. ⟨1887⟩ senket die fähnlein, rührt die trommeln! Lingg dr. dicht. (1897)195. ⟨1906⟩ in einer ecke stand ein reichgesticktes, aber sehr verstaubtes fähnlein, um das sich in früherer zeit die tapferen schneider von Ulm mutig geschart hatten, wenn es galt, die feinde der freien reichsstadt abzuwehren Eyth schneider 371,233. 1968 ein dreikäsehoch .. bließ in seine kindertrompete und schwang sein weißblaues fähndelein süddt. ztg. 79,30. b kleine fahne mit signal- oder schmuckcharakter: ⟨1449/50⟩ die (munitions)wagen gezaichent mit fenlein und doran gemalt, waz auf einem itlichen wagen leit umb des willen, daz man wiß den zeug zu suchen (Nürnb.) chr. dt. städte 2,255. 1528/30 item es soll deß garn halb kain kouf beschehen noch gemarcktet werden biß man das fennli ussteckt konstanzer leinengewerbe 2,100 W. ⟨1564⟩ wann aber ainer ausserhalb des gesteckten zaichen – es sei fändl oder schaub – garn oder andere pfenbert, klain oder groß, kaufen wuerde, dieselben wahr oder pfenwert hat der richter macht und gwalt zu seinen handen zu nemben öst. weist. 14,30. 1636 stelleten sich jedoch bald etwas schwächer und hingen ein weisses fähnlein aus, damit sie also den feind etwas näher anlocken .. mochten Hoppe schwed.-poln. krieg 122 T. 1656 deßgleichen ist das rothe fendlein auff dem naschmarckt auffgesteckt worden, anzuzeigen, so lange das stehe, sol kein frembder etwas zu kauffen macht haben T. Schmidt Zwickaw 2,285. 1712 dann er befahl nur, den wimpel (ist ein schmal fähnlein, etlich ellen lang) fliegen zu lassen reisebeschr. dt. beamte 12,39 N. 1784 (das boot) hat auch bey dem ruder, und oben auf der segelstange dergleichen fähnlein, welches sehr gut und artig läßt Westenrieder Wurmsee 40. 1836 wer aus dem heiligen bezirke sich entfernen will, wird von einem knaben begleitet, der jeglichem zur warnung ein kleines, weißes fähnlein führt Chamisso w. 1,226. ⟨1872⟩ dahin wird und muß es gehen, wo die fähnlein lustig im winde flattern Strausz ges. schr. 6,119 Z. ⟨1912⟩ sie .. vergnügte sich eine weile, über die brüstung hinab zuzusehen, wie das fähnlein in der luft wehte Strausz mann (1919)80. 1957 unsere reise ging zu ende, ich fand es schade, plötzlich das letzte fähnlein auf der atlantik-karte, ein rest von sieben zentimeter Frisch homo 124. 2 unter einer fahne stehende militärische einheit, kompanie; jünger auch eine kleinere einheit von (jugend)organisa-tionen: ⟨z.j.1499⟩ dem vendlin von Zürich dem ward also gach,/ uf die botschaft zoch es schnell hinnach/ denen von Soloturn zů großen fromen hist. volkslieder 2,410b L. 1520 am freytag zugen̄ drey fenlen knecht mit etlichen reisigen un̄d besichtichten̄ das leger bey dem haberstro script. rer. pruss. 5,336. 1562 item zu Resenborg sein angekomen vier fenlein knechte und 36 reiter Falk elbing. chr. 171 T. 1615 nachdem wir in unsern landen hin und wider etliche fähndl knecht aufrichten und dieselben unter etliche häupter austheilen lassen in: Frauenholz heerwesen (1935)3,2,239. 1663 den letzten septembr. ist der hertzog zu Finland Johannes mit 1700. pferden und etlichen fähnlein fußvolck in einem triumph in Stockholm eingezogen Olearius holst. chr. 131. ⟨v1716⟩ brachte derohalben 8000. mann oder 17. fähnlein fuß=volck und 500. reuter zusammen, und schickte sie .. ins land Wursten Bilkau hadeleriologia (1722)76. 1783 1 leibregiment zu roß, die deutsche leibgarde zu roß, die kroatenleibgarde, 3 fähnel zu fuß Hasche beschr. Dresd. (1781)2,614. 1850 ein fähnlein Stuttgarter unter Theus [Geber] schloß sich an n. rhein. ztg. 267 B. 1876 die ganze wehrfähige mannschaft theilte man in rotten und fähnlein Scherr größenwahn 101. ⟨1926⟩ jetzt ritt schon das fähnlein bewaffneter, das sie begleitete, in einigem abstand vor ihnen A. Neumann teufel (1927)99. 1968 stadt‐, land- und jungvolk von Zürich und das spiel der zürcher infanterie von 1818 begleiten das fähnlein n. zürcher ztg. 111,30.

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Zitationshilfe
„fähnlein“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/f%C3%A4hnlein>.

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